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Sago

Bewertungen

Insgesamt 548 Bewertungen
Bewertung vom 10.07.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


sehr gut

"Zuerst ist Vetrauen da, und dazu gibt es Verrat. Diese beiden Dinge hängen zusammen. Man kann von niemandem verraten werden, dem man nicht zuvor vertraut hat."

Der Verrat von Männern und die geheimen Waffen der Frauen spielen auf beiden Zeitebenen des Buches eine große Rolle. Eigentlich erlebe ich das Konzept der doppelten Zeitebene oft kritisch. Bei ungeschickteren Schriftstellerinnen bleiben dann oft beide Zeitstränge beklagenswert an der Oberfläche. Das ist hier absolut nicht der Fall. Beide haben mich besonders gefesselt und sind äußerst geschickt verwoben.

Caroline verbringt die Reise, auf der sie eigentlich mit ihrem Ehemann ihren 10. Hochzeitstag feiern wollte, allein in London. Denn James betrügt sie. Lange hat Caroline ihre eigenen Wünsche für ihre Ehe zurückgestellt. Während sie um eine Entscheidung ringt, wie es nun weiter gehen kann, vertreibt sie sich die Zeit damit, das sog. mudlarking auszuprobieren: das Suchen nach historischen Überbleibseln im Uferschlamm der Themse. Als sie auf ein blaues Fläschen mit mysteriöser Gravur findet, erwacht ihre frühere Leidenschaft für Geschichte wieder in ihr. Zur Ablenkung beginnt sie zu recherchieren und stößt auf die Geheimnisse einer Apothekerin, die insgeheim einer viel dunkleren Tätigkeit nachging...

Die in der Ich-Perspektive von Caroline und Apothekerin Nella sowie ihrer Gehilfin verfassten Erzählungen entwickeln wirklich einen Lesesog. Wunderbar düster geschildert fand ich auch die Zubereitung verschiedener Gifte, die der Story einen herrlich düsteren Touch gaben. Zudem ist das Buch außen so wunderhübsch gestaltet, dass es schon eine Freude war, es auch nur in der Hand zu halten. Schade war allerdings, dass sich manches viel zu glatt löste, geradezu wie von Zauberhand. Das galt insbesondere für Carolines Spurensuche, die wirklich keinerlei Mühe erforderte. Hier wären ein paar Stolpersteine authentischer gewesen.

Bewertung vom 05.07.2022
Mittsommerwind- Idas Entscheidung
Förg, Nicola

Mittsommerwind- Idas Entscheidung


sehr gut

Schweden oder Deutschland? Idas Mutter hat sich in einen schwedischen Fotografen verliebt und mit ihren Pferden auf dessen Hof bei Stockholm einen Reiterhof eröffnet. In den Ferien soll Ida sich nun entscheiden: Schweden mit Mutter und ihrer geliebten Islandstute Stjärnfall oder Deutschland bei den Großelternig?

Ein inhaltsreiches und abwechslungsreiches Buch für Pferdemädchen, das auch schon lange erwachsenen Pferdemädels viel Spaß machen kann. Da gibt es jede Menge Pferdewissen, Werben für Horsemanship und Naturschutz ganz nebenbei, Zickenkriege, erste Verliebtheit und ganz viel Schweden. "Idas Entscheidung" ist der erste Band einer Reihe, die zu lesen sich lohnt. Besonders hübsch sind auch die jedem Kapitel vorangestellten Bildchen im Innenteil, die überwiegend eines der Pferde des Hofes darstellen. Auch wenn manches Problem ein wenig zu schnell abgehandelt wurde, hat die Geschichte ein rundes Ende.

Bewertung vom 03.07.2022
Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1
Joshi, Alka

Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1


sehr gut

Lakshmi schafft, was in den Fünfziger Jahren nur wenigen Inderinnen gelingt: Einer arrangierten, gewalttätigen Ehe zu entfliehen und sich eine eigene Existenz aufzubauen. Mit ihrem Kräuterwissen und ihrer Hennakunst baut sie sich in Jaipur eine eigenständige Existenz auf. Als eines Tages ihre jüngere Schwester Radha, von deren Existenz Lakshmi nicht einmal etwas ahnte, wird Lakshmi nicht nur von ihrer Herkunft eingeholt. Plötzlich muss sie um alles, was sie sich aufgebaut hat, auf ganz unerwartete Weise kämpfen...

Wirklich interessant waren die Einblicke in diese fremde, manchmal erschreckende, aber auch äußerst farbenprächtige Welt. Vor allem die indische Naturheilkunde und die Hennakunst konnten mich fesseln. In der ersten Hälfte hatte die Geschichte für mich aber auch einige Längen. Lakshmi bei ihrem Existenzkampf zu begleiten, hat nicht gerade aufgemuntert. Allerdings wäre ihr Schicksal noch mehr ans Herz gegangen, wenn sie selbst weniger nüchtern und dafür etwas tiefgründiger porträtiert worden wäre. Im letzten Drittel nimmt die Geschichte durch persönliche Verwicklungen gehörig Fahrt auf, diesen Spannungsbogen hätte ich mir schon etwas früher gewünscht.

Bewertung vom 01.07.2022
Das Antiquariat der verlorenen Dinge
Mahr, Daphne

Das Antiquariat der verlorenen Dinge


sehr gut

Sind nicht Bücher oft am schönsten, wenn Bücher darin eine Rolle spielen? Dieses Jugendbuch bietet außerdem eine magische Geschichte mit viel Frankreich-Flair.

Als die junge Clara in Lyon in einem Antiquariat ein Ferienpraktikum beginnt, begibt sie sich nicht nur auf die Spuren ihres Großvaters, der dort als Buchbinder wirkte. Sie trifft auch auf den sympathischen Théo, jede Menge Familiengeheimnisse und Bücher die nahezu lebendig scheinen....

Diese Buch wartet mit einer wunderbaren Grundidee auf, Bücherwürmer einmal völlig anders umzusetzen. Dafür habe ich mich wirklich begeistert, war dann aber von der etwas lauen Umsetzung doch ein wenig enttäuscht. Nicht nur daraus hätte man so viel mehr machen können. Auch Clara und Théo blieben für mich ein wenig blass und manche Schwierigkeit löste sich zu unvermutet auf. Dennoch macht die Geschichte Spaß und ich werde Ausschau nach "Booklove" von der gleichen Autorin halten.

Bewertung vom 26.06.2022
Ganz schön heiß hier
Paepke, Daniela;Cavelius, Anna

Ganz schön heiß hier


ausgezeichnet

Das Buch bietet eine Fülle an Informationen darüber, welche Veränderungen im weiblichen Körper in den Wechseljahren passieren und welche physischen und psychischen Symptome damit einhergehen können. Hätte ich manches nur früher gewusst, habe ich manches mal beim Lesen gedacht. Die Autorin, die als Gynäkologen eine Expertin ist, findet dabei einen aufbauenden Ton, der anregt, die Wechseljahre weniger als ein Ende, als auch als einen neuen Anfang zu begreifen.

Sehr gut gefallen hat mir der vielfältigen Ansatz an möglichen Behandlungsansätzen, schulmedizinisch, naturheilkundlich oder homöopatisch. Außerdem wurde auch mögliche Risiken einer Hormonersatztherapie nicht verschwiegen. Auch zum Thema Lebensstil wie Stressreduzierung, Bewegung und Ernährung enthält das Buch zahlreiche Anregungen. Es ist wirklich eine regelrechte Wechseljahrs-Bibel, durch die ich mich bestens beraten fühle.

Bewertung vom 19.06.2022
Ein unvollkommener Ehemann
O'Flanagan, Sheila

Ein unvollkommener Ehemann


sehr gut

Ausgerechnet nachdem sich Roxy um ihre gerade verwitwete Mutter gekümmert und also selbst ihren Vater verloren hat, erwischt sie ihren Ehemann Dave in flagranti mit der Nachbarin im Ehebett. Sie schnappt sich ihre Kinder und kehrt postwiendend zurück zu ihrer Mutter. Ablenkung findet sie, indem sie mit dem Mercedes ihres Vaters dessen Chauffeurdienste fortsetzt. Ihre Fahrgäste halten allerhand Überraschungen bereit, von denen eine sogar Roxys Familie unmittelbar zu betreffen scheint. Können Roxy und Dave die Ehe kitten oder winken neue Ufer für Roxy?

Das Buch startet mit dem Ehebruch rasant, verliert dann aber immer weiter an Fahrt. Zwar habe ich die Geschichte weiterhin gern gelesen, zumal auch das Setting in Irland für mich ein Plus war. Die Schilderung von Roxys Aktivitäten, eine eigenständige Existenz aufzubauen und diese auf Instagram bekannt zu machen, hatte jedoch für mich auch einige Längen. Trotzdem blieb ich gespannt bis zum Schluss. Hier konnte ich aber tatsächlich einiges vorausahnen. Den Lesespaß hat es mir nicht verdorben. Trotzdem hat mir das letzte Funkeln der Faszination in der Erzählung gefehlt, vielleicht weil Roxy als so nüchterner Charakter geschildert wurde.

Bewertung vom 12.06.2022
A Touch of Darkness / Hades & Persephone Bd.1
Clair, Scarlett St.

A Touch of Darkness / Hades & Persephone Bd.1


gut

Was hätte man aus der schönen Grundidee - griechische Götter in einem Urban Setting - alles herausholen können. Zudem eine moderne Nacherzählung des Mythos, in dem Persephone von Hades in die Unterwelt entführt wird. Leider dient aber aber alles im Grunde nur dazu, erotische Begegnungen zwischen den beiden explizit darzustellen. Was sie zueinander zieht außer schiere Lust wurde für mich kaum plausibel. Und was will der schon seit Aönen existierende Hades ausgerechnet mit der unreifen Persephone? Wie kommt es überhaupt dazu, dass Persephone wirklich noch sehr jung ist und die anderen Götter anscheinend schon ewig leben? Nicht die einzige Ungereimtheit, auf die ich hier gestoßen bin.

Das Worlbuilding, das so viel Potenzial geboten hätte, ist eigentlich nur angedeutet und nicht ausgearbeitet, halt eine Kulisse zu den Sexszenen. Persephone macht eine kleine Entwicklung durch im Laufe des Buches, wobei sie sich zwar gegen ihre Mutter behauptet, aber im Grunde dafür nun stattdessen nach Hades richtet.

So schön fand ich die Idee, dass die Götter hier Hörner tragen. Leider blieben die Hörner aber bloß ein Accessoire. Nebenfiguren tauchen auf, wenn sie benötigt werden. Manchmal ist unvermittelt etwas Zeit vergangen und ich habe gestaunt, was sich inzwischen anscheinend ereignet hat. Verschiedene mythologische Figuren werden eingeflochten, aber dabei so oberflächlich geschildert, dass es mich enttäuscht hat.

Das Buch kommt eigentlich zu einem runden Abschluss und hätte für mich nicht Anlass zum geplanten Mehrteiler geboten.

Bewertung vom 08.06.2022
Mindful Riding
Schwarzkopf, Antonia

Mindful Riding


ausgezeichnet

Dieses Buch hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Beim Untertitel "Sieben Lektionen für mehr Pferdeglück" hatte ich irgendwie schon Dressurlektionen im Kopf. Stattdessen sind es eigentlich Lebenslektionen, die die Autorin hier präsentiert. Ich kann daher sagen, dass ich für mein Leben in seiner Gesamtheit noch viel mehr aus dem Buch herausgefiltert habe als für den Umgang mit meinen Pferden. Denn bei letzteren mache ich im Sinne des Buches eigentlich schon sehr viel richtig. Aber in Alltag und Beruf holen mich doch sehr oft Stress, Hektik und Sorge ein, so dass ich dann Gefahr laufe, sie mit in den Stall zu nehmen. Mit den Lektionen des Mindful Riding habe ich jetzt erstmals einen echten Zugang zum Dauer-Trendthema Achtsamkeit bekommen und konnte tatsächlich ein paar für mich sehr hilfreiche Lektionen in meinen Alltag integrieren. Kapitelüberschriften wie Freundlichkeit, Offenheit und Freude, für die jeweils eine Fülle von nachvollziehbaren Umsetzungsvorschlägen geboten werden, sprechen für sich.

Dies ist ein Buch, das mich länger begleiten wird und das ich immer wieder in die Hand nehmen werden. Dies liegt weniger an den schönen Farbfotos, sondern weil schon die Lektüre aufbaut, in eine positive Stimmung versetzt und zum Innehalten anregt.

Bewertung vom 05.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


sehr gut

Lale ist auf der Flucht vor ihrem alten Leben. Wovor eigentlich genau? Das erfahren wir erst nach und nach. Sie strandet auf einem Campingplatz, hilft dem alten Eigentümer Gustav, freundet sich mit den Nachbarn an. Als Christophe, der erste Feriengast der Saison, erscheint, beginnt eine Sommerromanze. Aber eigentlich haben alle Protagonisten Lasten im Gepäck, die die eine oder andere Überraschung bereit halten...

Der Roman findet immer dann zu Stärke, wenn er in die Tiefe geht. Dies hätte ruhig häufiger geschehen können. Er lebt auch von seinen Nebenfiguren wie dem Nachbarsjungen Flo und Althippie James, einem Freund Gustavs. Lale gegenüber habe ich leider immer eine leichte Distanz empfunden. Die Kritik an ihrem eigentlichen langjährigen Partner, an dem ihr im Grunde gar nichts zu gefallen scheint, nicht einmal die Frisur, macht nicht unbedingt sympathisch, zumal ihr dieser auch noch teilweise mit der Geduld eines Heiligen begegnet. Dennoch ein Roman, der immer wieder auch zu Herzen geht, wenn er die schönen Momente zwischen den tragischen sucht, und sich daher lohnt. Nur über die Stilblüte gleich zu Beginn, die sich auch noch auf dem Buchrücken findet, habe ich mich gewundert. "Das Floß schwankte unter deinem Gewicht, wackelte." "Aussagekräftiger ohne Doppelgemoppel", hat mir mal eine Lektorin an so eine Stelle in einem meiner Texte vermerkt. Zu recht!

Bewertung vom 29.05.2022
Tiefes, dunkles Blau
Kobler, Seraina

Tiefes, dunkles Blau


sehr gut

Das tiefe, dunkle Blau des Zürichsees ist Seepolizistin Rosa Zamprano lieber als menschliche Abgründe. Bei dem Fall, mit dem sie es in diesem ersten Zürich-Krimi der Autorin zu tun bekommt, lässt sich beides aber kaum trennen. Ausgerechnet Dr. Jansen, den Rosa gerade selbst in seiner Kinderwunschklinik aufgesucht hat, wird ermordet im See gefunden. Motive und mögliche Täter gibt es so einige. War Jansen doch nicht nur Miteigentümer eines ebenso umstrittenen wie innovativen Biotech-Unternehmens, hatte anscheinend zudem Kontakte ins Rotlichtmilieu und war drauf und dran, sich von seiner Familie zu trennen.

Trotz der Themenvielfalt ist es ein ruhiger Krimi, der sich viel Zeit nimmt, Ermittlerin Rosa, ihr Umfeld sowie ihre Sorgen und Vorlieben einzuführen. Gemeinsam mit der Züricher Altstadt als Rahmen scheint sich hier der Auftakt einer neuen Serie abzuzeichnen, der ich sicher weiter folgen werde. Ich bin hier schließlich nicht nur auf einen Krimi zum Wohlfühlen gestoßen, sondern auch auf eine Story, die mich über verschiedene Themen zum Nachdenken angeregt hat.