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Europeantravelgirl

Bewertungen

Insgesamt 327 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2023
Kastenbrote
Schell, Valesa

Kastenbrote


gut

Die Definition von „unkompliziert“

Im Rahmen einer Leserunde durfte ich mich durch „Kastenbrote“ von Valesa Schell lesen und probieren. Bei uns im Hause gibt es einige Allergien und Unverträglichkeiten, dazu bin ich eine erfahrene Bäckerin von Kuchen, Pizzateig, Kleingebäck. Und der Titel verspricht „Unkompliziert backen, einfach im Kasten“. Was liegt also näher als auf diese Weise unkompliziert gesundes Brot zu backen?

Nun, vorab sei gesagt: Das Ergebnis war köstlich. Unser Favorit war das „Joghi“, ein fluffiges helles Brot mit griechischem Sahnejoghurt, einer lockeren Krume und knusprigen Kruste. Sehr lecker.

Das Problem war eher der Weg dorthin, denn es stellte sich schnell heraus, dass „unkompliziert“ sich nur darauf bezieht, dass der Teig direkt in der Kastenform gart. Für mich ist der Titel äußerst irreführend. Anfänger:innen werden erst einmal von den vielen Kapiteln der Einführung erschlagen. Diese Kapitel sind wahnsinnig interessant und wissenswert, machen jedoch gleich klar, dass dies keine Rezepte für Neueinsteiger:innen sind. Die Rezepte selbst sind wahnsinnig vielseitig, erfordern jedoch teilweise außergewöhnliche Mehle. Ich wüsste gar nicht, wo es die zu kaufen gibt. Ebenfalls im Buch enthalten ist eine Anleitung, wie innerhalb von 7 Tagen Sauerteig selbst angesetzt werden kann. Eine großartige Idee, die sich aber leider nicht in meinen Alltag integrieren lässt und nicht unbedingt meinem Verständnis von „unkompliziert backen“ entspricht.

Insgesamt würde ich festhalten, dass es ein wunderbares Backbuch ist für alle, die sich zeit- und aufwandsintensiv mit Brot beschäftigen wollen. Die werden mit köstlichen Ergebnissen belohnt. Einsteiger:innen sollten sich darauf einstellen, dass erst einmal einige Lektüre und eventuell sogar Anschaffungen bevorstehen, ehe es ans Backen geht. Mich überforderte etwa die Technik des „Schwadens“ und ich habe darauf komplett verzichtet. Die Ergebnisse überzeugten dann jedoch trotzdem auf voller Linie.

Bewertung vom 22.05.2023
Himmel über dem Salzgarten / Salzgarten-Saga Bd.2
Bach, Tabea

Himmel über dem Salzgarten / Salzgarten-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Rückkehr in den Salzgarten

Nachdem Julia endlich eine neue Heimat auf La Palma und dort ihre große Liebe Álvaro gefunden hat, sollte nun eigentlich der Weg geebnet sein für die Eröffnung ihres Restaurants „Flor de Sal“ und eine glückliche Zukunft. Doch weil das Glück nun einmal in Wellen kommt und geht, werden alsbald von stürmischen Wellen ungeahnte Probleme angeschwemmt. Und wieder einmal ist der dickste Brocken im Meer der Probleme ihr eigener Bruder Jens. Der beschert Julia eine unangenehme Situation nach der anderen und sorgt dafür, dass sie noch immer nicht wirklich bei den Bewohnern der Insel akzeptiert wird. Außerdem führt er noch etwas Übles im Schilde, und diese Pläne werden gar zur Bedrohung für den Salzgarten und den ganzen Küstenabschnitt.

Wieder einmal versteht es Tabea Bach meisterhaft, die Pracht der Kanareninsel vor unseren Augen erstehen zu lassen. Die Beschreibungen der Landschaft und Meereswelt zaubern uns prächtige Bilder, die Schilderung der Köstlichkeiten in Julias Restaurant machen einem beim Lesen den Mund wässrig. Hinzu kommen reichlich Emotionen. Da gibt es ganz wunderbare Frauenfreundschaften, aber auch wieder einmal die Feindseligkeiten einiger Dorfbewohner – und natürlich immer wieder den rücksichtslosen und egoistischen Jens. Bei Lesen habe ich mich mit Julia gefreut und mit ihr gelitten. Der Star der Buchreihe ist und bleibt jedoch die Insel La Palma in ihrer grenzenlosen Schönheit, und dieses Mal liegt ein ganz besonderer Fokus auf der zauberhaften, aber empfindlichen Unterwasserwelt. Für deren Schutz springen sogar alte Feinde über ihren Schatten und halten in einer Notlage zusammen. Und hier beweist Tabea Bach, dass sie nicht nur herrliche Beschreibungen von sinnlichen Genüssen kann, sondern auch rasante Actionszenen voller Hochspannung!

Ein wunderbarer Lesegenuss!!!

Bewertung vom 19.05.2023
Der Liebende
Ehrenhauser, Martin

Der Liebende


ausgezeichnet

Die Gnade einer späten Liebe

Monsieur Haslinger ist ein pensionierter Geistlicher, der auch im Ruhestand noch seelsorgerisch und begleitend tätig ist. Vor allem ist er ein Blumenliebhaber, der sich mit Hingabe und Liebe um die Pflanzen auf seinem Balkon und in der Nachbarschaft kümmert. Doch mit der ruhigen, in sich ruhenden Selbstzufriedenheit ist es vorbei, als eine neue Nachbarin nebenan einzieht. Madame Jenssen lässt ihn aus seinem Gleichgewicht geraten. Plötzlich verspürt er Neugier, und vielleicht noch ein wenig mehr.

Ich habe diesen Roman schon vor ein paar Wochen gelesen, und er hat mich zutiefst berührt und wirkt immer noch nach. Seitdem versuche ich, meine Begeisterung und all die Gefühle, die er in mir ausgelöst hat, in Worte zu fassen. Die Geschichte kommt in solcher Schlichtheit daher, dass mir lobpreisende Worte laut und übertrieben erscheinen. Aber wozu soll ich die richtigen Worte suchen, wenn sie der Autor in seinem Roman doch schon gefunden hat?!

Das Verhältnis zwischen Monsieur Haslinger und Madame Jenssen ist in unaufgeregtem, ruhigem Ton mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit erzählt, greift aber dennoch – oder gerade deshalb – mitten ins Herz. So viele Emotionen sind zwischen den Zeilen versteckt, die aufwühlen und fesseln. Denn was sich aus der gegenseitigen Zuneigung entwickelt, nimmt einen tragischen Verlauf. Doch auch hier kein plakatives Drama, sondern leise, innige Töne, die mich tief im Herzen berührt haben und immer noch nachschwingen. Ein großer, leiser Roman. Es geht nicht nur um zwei Menschen, die einander finden, sondern dringt in viel tiefere Schichten vor, stellt grundlegende Fragen und wühlt auf. Ich finde kaum Worte, die dieser Erzählung gerecht werden, und kann den Roman nur aufrichtig allen ans Herz legen, die selbiges für eine zarte, bewegende, zutiefst menschliche Geschichte öffnen wollen.

Bewertung vom 18.05.2023
Where my soul belongs / Saint Mellows Bd.1
Auburn, Kit

Where my soul belongs / Saint Mellows Bd.1


sehr gut

Süß wie ein Marshmallow

Leena kann ihr Glück kaum fassen – sie hat bei der Frühlingsfest-Tombola den Hauptpreis gewonnen. Bis sie mit Schrecken erkennt, dass dieser aus einer Fahrt mit dem Heißluftballon besteht, und niemand Geringeres als ihre Jugendliebe Sam den Ballon fährt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie sich trotz Höhenangst darauf einlässt, doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Gewitter, Notlandung im Wald und eine gemeinsame Nacht in einer Hütte. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war, und nun will zu allem Überfluss Sam auch noch Leenas Bucketlist mit ihr abarbeiten, die er gefunden hat.

Die Autorin hat sich für ihren Roman einige süße Komponenten ausgedacht wie die Ballonfahrt, die Bucketlist und die zuckersüße Kleinstadt Saint Mellows. Die hat zwar namentlich nichts direkt mit dem Schaumwerk zu tun, ist aber samt ihrer putzigen Bewohner:innen genauso süß wie ein Marshmallow.

Während sie die Bucketlist miteinander abarbeiten, lernen sich Leena und Sam immer näher kennen und schaffen es endlich, einander auch ihre tiefsten Gefühle zu zeigen und diese zu überwinden. Beide haben nämlich Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit zu verarbeiten, die bei Leena Ängste auslösen und bei Sam Schuldgefühle.

Bei diesem Roman fühlen sich die beiden Protas wesentlich jünger als beschrieben an. Sam hat gerade sein Studium in Yale beendet, aufgrund seines Verhaltens hätte ich ihn jedoch deutlich jünger eingeschätzt, und auch Leena wirkt sehr mädchenhaft. Das spiegelt sich auch in der außergewöhnlich niedlichen Bucketlist wider, denn hier finden sich keine waghalsigen Unternehmungen oder aufregenden Wagnisse, sondern es werden ganz goldig Ostereier bemalt, Sterne beobachtet, es geht ins Autokino oder mit Stockbrot ans Lagerfeuer. Da der Roman auch keine expliziten Szenen enthält, eignet sich das Buch hervorragend für jüngere Leser:innen und ich kann die Geschichte allen empfehlen, die auf zuckersüße Liebesgeschichten stehen.

Bewertung vom 15.05.2023
Stranded - Die Insel
Goodwin, Sarah

Stranded - Die Insel


sehr gut

Das Monster im Menschen

„Acht Fremde. Ein Mörder. Kein Ausweg.“ Acht Menschen, die im Rahmen eines Fernsehexperiments für ein Jahr auf einer einsamen schottischen Insel ausgesetzt werden. Vier Frauen und vier Männer, von denen nicht alle zurückkehren werden. Am Ende ist es nur Maddy, die von den grauenhaften Ereignissen auf der Insel berichten kann, die dort ihren Lauf genommen haben.

Nach dieser Ankündigung habe ich einen spannenden Thriller mit geheimnisvoller Mörderjagd erwartet. Was ich stattdessen bekam, war ein psychologisches Masterpiece. Bereits kurz nach der Ankunft auf der Insel deuten sich erste Spannungen innerhalb der Gruppe an, und bald kristallisiert sich Maddy als Außenseiterin heraus und wird zum Sündenbock gemacht. Schmerzhaft ist es, diese Entwicklungen zu verfolgen, Maddys Hilflosigkeit zu spüren. Unbändige Wut packt einen angesichts der Ungerechtigkeiten, die sie zu erdulden hat. Dabei sind es nicht nur Demütigungen oder Schikane, sondern Drohungen und am Ende auch körperliche Gewalt steigern den Leidensdruck ins Unermessliche. Dazu kommen Hunger, Kälte und Entbehrungen, die alle Beteiligten an den Rand des Wahnsinns und der Verzweiflung treiben und letzte Hemmungen fallen lassen. Ein irrsinnig intensives Leseerlebnis, das mich nur so durch die Seiten fliegen und mitfiebern ließ.

Für das Ende bzw. die Auflösung hätte ich mir dann als Höhepunkt der Erzählung einen richtigen Knaller gewünscht, einen Plottwist, der alles noch einmal auf den Kopf stellt. Stattdessen wird die Geschichte abgewickelt und brav auserzählt. Wirkliche Überraschungen gab es nicht mehr, sondern im Großen und Ganzen wurde Erwartetes bestätigt. Hier wurde leider Potenzial verschenkt.

Dennoch kann ich eine klare Leseempfehlung für dieses psychologische Meisterwerk aussprechen, das mich gefühlsmäßig gefesselt und gebeutelt hat!

Bewertung vom 15.05.2023
Kathmandu & ich
Jähnel, Sven

Kathmandu & ich


ausgezeichnet

Eintauchen in eine andere Welt

Nein, das ist nicht einfach ein weiterer Reise-Fernweh-Liebes-Roman, dieses Buch ist so viel mehr! Na gut, wir haben da tatsächlich erst einmal eine Reise in ein fernes Land, nämlich nach Nepal, und dazu Erik und Jule, zwischen denen es gewaltig knistert. Aber das ist nicht das Geheimnis dieses wundervollen Romans! Es fängt schon einmal damit an, dass hier keine traute Zweisamkeit herrscht, sondern eine sechsköpfige Chaotentruppe die Reise nach Nepal antritt. Eigentlich war diese Reise immer Jules Traum gewesen, und um sie zu beeindrucken, ergreift Erik auf einer Party die Initiative und sorgt dafür, dass er wahr wird! Allerdings ist Erik schüchtern, ängstlich und vor allem tollpatschig, und sehr schnell fragt er sich, ob das so eine gute Idee war!

Die Dynamik innerhalb der Gruppe dieser ach so unterschiedlichen Charakterköpfe sorgt für reichlich Spannungen, Gefühle, Enttäuschungen, Schwierigkeiten und Spaß. Gerade den völlig bescheuerten Humor fand ich klasse. Zuerst einmal jedoch müssen sich Erik, Flo, Theo, Alex, Jule und Tine dem Gegenteil eines Luxusurlaubs stellen. Was schief gehen kann, geht schief, und Hygiene wird schnell zum Fremdwort. Unvergesslich Eriks Kampf mit der rattengroßen Riesenspinne oder der Flug in einem klapprigen Flugzeug! All diese Unwägbarkeiten sind jedoch schnell vergessen angesichts der Einzigartigkeit der atemberaubenden Landschaft Nepals.

Es war eine wahre Freude, dass mit der Konstellation der Gruppe der ausgetretene Pfad von Liebesromanen verlassen wurde. Vielleicht liegt es daran, dass das Buch von einem Mann geschrieben wurde, aber ich habe noch keine männliche Stimme in einem Roman derart authentisch empfunden wie die von Erik. Auch war für mich der Zeitsprung (denn die Haupthandlung spielt vor rund 20 Jahren) hervorragend gelungen. Die Reise ist so ungeschönt und realistisch erzählt, dass man Kälte, Nässe und Schmutz fast schon spürt – aber umgekehrt auch bei den unvergesslichen Erlebnissen mittendrin ist. Und die sind es letztendlich, die zählen, denn am Ende ist es nicht nur eine Reise aufs Dach der Welt, sondern vor allem zu sich selbst.

Bewertung vom 13.05.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Blick auf die Guckkastenbühne

„Man sollte sich immer ein bisschen mehr Hoffnung als Sorgen machen. Alles andere wäre doch blödsinnig, oder?“

Es ist die Geschichte von Robert Simon, der in Wien ein Café eröffnet. Ein Café ohne Namen, aber dafür mit Seele. Dabei liest sich die Erzählung nicht wie eine Geschichte, sondern es fühlt sich beim Lesen an wie das Betrachten eines Dioramas, wie der Blick auf eine Bühne. Sozusagen eine Guckkastenbühne, auf die wir neugierig einen Blick werfen dürfen. In diesem Fall eindeutig eine Volksbühne, denn es sind keine Heldenrollen, die dort aufziehen, sondern Menschen aus der Nachbarschaft, Gescheiterte, Trinker, Hoffnungsvolle und Hoffnungslose. So bunt wie das Leben ist eben auch die Besetzungsliste der Gäste des Cafés. Wir sehen Menschen auf diese Bühne treten, begleiten sie ein Stück weit und verlieren sie wieder. Und immer wieder wird geträumt. Wach und schlafend. Dies alles in einem unaufgeregten, ruhigen Erzählton, der Raum für Gedanken gibt. Selten habe ich in einem Buch so viele schöne Sätze gefunden. Immer wieder mag man beim Lesen innehalten, dem Gelesenen nachspüren und die Formulierungen in seinem Geist und Herzen bewegen:

„Wohin gehen wir?“
„Nach Hause“, sagte Simon.
„Durch Wetter, Staub und Überdruss?“
„Klar“, sagte Simon. „Wie sollte es denn sonst gehen?“

Ich gebe offen zu, dass dies mein erster Roman von Robert Seethaler war. Ich konnte mich unbefangen und unvoreingenommen auf die Erzählung einlassen und wurde mit einem ganz besonderen Stück Literatur belohnt. Besonders reizvoll fand ich die Namensgleichheit von Autor und Protagonist, die Raum breitet für die Frage, wieviel Robert Seethaler wohl in Robert Simon stecken mag?

Bewertung vom 10.05.2023
(Fly high) Finde deine Träume
Lagom, Kristina

(Fly high) Finde deine Träume


sehr gut

Vor deinen Gefühlen kannst du nicht fliehen

Nach einem brutalen Vorfall braucht Emily Zeit zu heilen. Sie ist jedoch nicht nur für sich allein verantwortlich, sondern erwartet ein Kind. Doch im Schoß ihrer Familie in Kalifornien hat Emily es geschafft, nicht nur ihre seelischen und körperlichen Wunden einigermaßen zu kitten, sondern auch ihrem Sohn Benny alle Liebe zu geben. Nun fühlt sie sich jedoch eingeengt und will sich eine Auszeit nehmen bei Bennys Patenonkel Erik in Finnland. Der Überraschungsbesuch eskaliert, als sich Emily unbedacht als Eriks Ehefrau outet. Das ist sie zwar nur auf dem Papier, weil Erik sie damals in ihrer Notlage geheiratet hatte, aber der Haussegen mit dessen Freundin Maila hängt nun erstmal schief. Daher bringt Erik die beiden bei seinem besten Freund unter. Rasmus. Rasmus, Tätowierer und äußerlich Typ heißer Bad Boy, doch leider hatte sich Emily an genau diesem Typ Mann die Finger verbrannt. Rasmus wiederum blickt auf einen schlimmen Verlust zurück und erträgt die Gegenwart des kleinen Benny kaum.

In diesem Roman prallen zwei schwer traumatisierte Menschen aufeinander, und verheilt geglaubte Wunden reißen wieder auf. Vor der Kulisse von Helsinki erleben wir, wie Emily und Rasmus neue Hoffnung schöpfen und sich zaghaft einander öffnen. Ganz zauberhaft sind die Szenen auf Rasmus´ kleiner Insel mit einem Mökki, sozusagen einer cozy Wochenendhütte. Überhaupt ist das finnische Setting ein Garant für Wohlgefühl. Es gibt leckere Korvapuusti und sogar eine finnische Superkraft namens Sisu. Ein richtiger Roman, um sich einzukuscheln und in die Geschichte einzutauchen – und es wird ein tiefer Sprung, denn uns erwartet ein ganzer Ozean an Gefühlen!

Mir gefiel das Ende ganz besonders gut; es war tatsächlich genau das Ende, wie ich es mir gewünscht hätte. Und sogar noch ein bisschen mehr als das!

Bewertung vom 06.05.2023
Island
Steffl, Corina

Island


ausgezeichnet

Im Land der Gletscher, Wasserfälle und Vulkane

Ein großformatiges Schmuckstück erwartet uns mit „Island – Das Land aus Feuer und Eis“ von arsEdition. Der Band ist der Auftakt einer neuen Länderreihe für die ganze Familie. Ich hatte die Vulkaninsel bereits 2018 besucht, sowohl den Süden als auch den äußersten Norden der Insel. Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen dieses wunderbaren Buches immer wieder vor Entzücken aufjauchzen musste! Der Wiedererkennungswert, und damit auch die Authentizität sind wahnsinnig hoch. Ich konnte geliebte Orte und Sehenswürdigkeiten wiederentdecken, gleichzeitig aber auch viele neue Details erfahren.

Besonders gefällt mir, dass sich das Buch auch verschiedenen Lebensbereichen wie z.B. der isländischen Küche widmet. Hier hatte unsere ganze Familie viel Spaß, zu identifizieren, was wir damals selbst gekostet hatten, etwa das Lavabrot oder Snúður. Übrigens: Wer denkt, Skyr zu kennen, sollte sich vor einer Reise nach Island auf eine irrsinnig große Geschmacksvielfalt einstellen! Weitere faszinierende Themenfelder sind die Vogelwelt, die Sagenwelt Islands und vor allem auch das alltägliche Leben. In letzteres bekommt man auf einer Reise nur bedingt Einblick, da bietet dieses Buch hilfreiche Erkenntnisse. Uns war es immerhin in unserer Zeit in Akureyri möglich, zumindest ein klein wenig am Alltag in Island teilzuhaben.
Mein einziger Kritikpunkt ist das Kapitel über den Walfang, wo sehr großzügig über die Problematik des Themas hinweggegangen wird. Da hätte ich mir ein wenig mehr Mut zu einem Bekenntnis gewünscht.

Die Zeichnungen im Inneren dieses kleinen Buchschatzes sind modern und wahnsinnig gut gelungen, die Ausstattung ist äußerst edel. Für uns persönlich kommt das Buch schon einem Erinnerungsalbum gleich. Wer noch nicht dort war, geht natürlich mit anderen Gefühlen an so einen Band heran, findet dann aber komprimiertes und sehr schön aufbereitetes Wissen für Familien und Kinder ab 10 Jahren.

Bewertung vom 03.05.2023
Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1
Janz, Tanja

Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1


sehr gut

Nordsee-Idylle vs. Ruhrpott-Realität

Die 17-jährige Sabine träumt im Sommer 1959 von einer Reise an den Gardasee. Doch statt La Dolce Vita erwartet sie völlig ungeplant ein Sommer an der Nordsee, wo sie ihrer älteren Tante im Pensionsbetrieb helfen muss. Ihre anfängliche Enttäuschung schlägt schnell in Begeisterung um, denn sie verliebt sich in St. Peter, in den Strand – und in Tom mit den meergrünen Augen. Doch die Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, weil Sabine nach einem unbeschwerten Sommer zurück zu ihren Eltern ins Ruhrgebiet reisen muss.

Der Roman nimmt uns mit in eine spannende Zeit. Der Krieg ist vorbei, die Menschen atmen durch und träumen von der Ferne. Das Lebensgefühl ist hervorragend getroffen, auch in Kleinigkeiten wie Frisuren, der Mode oder der Musik. Ebenfalls authentisch erzählt ist das Eltern-Kinder-Verhältnis, wie es damals üblich war. Da bestimmen die Eltern über den Kopf der Tochter hinweg, Widerspruch kommt gar nicht erst auf, zumal die Figur der Sabine generell recht brav und duckmäuserisch angelegt ist.

Mir gefielen ganz besonders die Schilderungen aus dem Dorf St. Peter mit dem Tourismus, der damals noch in den Kinderschuhen steckte. Anfangs gibt es noch nicht einmal fließendes Wasser im Dorf; dieses muss täglich am Brunnen geholt werden. Oder auch die umständliche Kommunikation per Brief, wo beim Reisen regelmäßig die Post überholt wird! Auch die bescheidene Lebensweise ist sehr realistisch erzählt. Allerdings war mir der Umgang der Menschen miteinander und der Fortgang der Handlung insgesamt zu viel „Friede, Freude, Eierkuchen“. Eine einzige schwierige Person hat es in das Buch geschafft, alle anderen Figuren sind außergewöhnlich freundlich, hilfsbereit und gut. Da hätte ich mir deutlich weniger Weichzeichner gewünscht, denn das hat die schöne Geschichte gar nicht nötig. Ich bin nun sehr gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte, denn der Handlungsort St. Peter hat mich wirklich eingefangen!