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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
orfe1975
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 09.07.2015
Schuld war Elvis
Salentin, Rebecca Maria

Schuld war Elvis


ausgezeichnet

Humorvoll geschriebene und gleichzeitig berührende Familiengeschichte

Cover:
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Das Cover passt zum Titel, es zeigt ein Mädchen, das in seinem Fahrradkorb einen kleinen Jungen transportiert. Das Bild ist in einem altmodischen Stil gemacht, vielleicht soll es Hebron zeigen. Es ist sehr ansprechend und passt zum Roman.

Mein Eindruck:
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Schuld war Elvis über das Leben von Hebron ist eine Familiengeschichte der
besonderen Art. Hebrons Geschichte wird nicht stringend chronologisch geschrieben,
sondern in den ganzen Teil ihrer Herkunft eingewoben. Dabei werden über 3
Generationen hinweg in Rückblenden, die auf unterschiedliche Zeitebenen bishin zum 2.
Weltkrieg springen die Geschichten der einzelnen Familienmitglieder zu einem
harmonischen Ganzen verwoben. So versteht man sehr gut, warum die vorkommenden Personen so handeln und wie Hebron zu dem Menschen wurde, der sie ist.

Der Klappentext sagt es eigentlich sehr präzise: Diese Familiengeschichte ist
humorvoll, warmherzig und sprachmächtig erzählt. Viele kleine Andeutungen und
Anspielungen lassen den Leser immer wieder amüsiert lächeln und schmunzeln, selbst
wenn die Dinge, die den Personen wiederfahren nicht zwingend komisch, manchmal gar
tragisch sind. Jeder kann etwas für sich darin wiederfinden, sei es aus seiner Jugend
oder den Erzählungen seiner Eltern oder Großeltern. Man sollte sich nicht abschrecken lassen von den verschiedenen Zeitebenen und der Einführung vieler Personen. Am Ende des Buches gibt es einen Stammbaum, der besonders bei den ersten Seiten hilfreich ist, um sich leichter in den Roman einzufinden. Doch schon nach kurzer Zeit fühlt man sich so heimisch, dass das nach Hinten blättern nicht mehr notwendig ist. Man fühlt sich dann schon als Teil dieser umfangreichen, skurrilen und oft liebenswerten Großfamilie von Hebron.

Der Roman ist für diesen Lesesommer ein absolutes Highlight, hat man einmal angefangen, möchte man nicht mehr aufhören zu lesen und ist traurig, wenn er vorüber ist.

Fazit:
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Ein Familienroman wie ein warmer Sommerregen, macht glücklich und nachdenklich zugleich, einfach toll!

Bewertung vom 08.07.2015
Bolz-Weber, Nadia

"Ich finde Gott in den Dingen, die mich wütend machen"


ausgezeichnet

Pastorin der Ausgestoßenen - Eigentlich Pastorin für Jedermann!

Das Cover:
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Das Cover ziert die Autorin selbst: Nadia Bolz-Weber, eine Pastorin im Talar und mit vielen Tatoos mit christlichen Motiven. "Ziert" erscheint hier das falsche Wort, denn hübsch im klassischen Sinne ist sie nicht und Tatoos sind auch nicht so meins.

Dennoch strahlt diese Frau ein gewisses Etwas aus, das mich sofort magisch angezogen hat. Dazu noch der leicht provokante Titel, Gott mal nicht in Guten, sondern in schlechten Dingen zu finden: Das macht neugierig.

Der Inhalt:
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Im Buch beschreibt die Autorin von ihrer Kindheit in einer streng gläubigen Kirchengemeinde, von ihren Problemen, sich zugehörig zu fühlen, begleitet mit einem sozialen Abstieg in Form von Alkoholproblemen.

Aus diesem Tal findet sie aber wieder heraus und findet - dank ihrem jetzigen Ehemann - auf ihrem eigenen Weg zur Kirche zurück und wird "Pastorin der Ausgestoßenen".

Mein Eindruck:
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Nachdem ich durch provokantes Cover und ebensolchem Buchtitel auf das Buch aufmerksam wurde, begann ich also zu lesen und fand gleich das Vorwort interessant, dass aus einer Menge alphabetisch geordneter und scheinbar widersprüchlicher Adjektive über die Autorin bestand. Nachdem man das Buch gelesen hat, weiß man, warum sie alle zutreffen und wie sie in einer Person vereinbar sind.

Und weil die Autorin versehen mit dieser Vielzahl an Adjektiven gesegnet ist und sich selbst sehr authentisch im Buch beschreibt, war ich sofort von ihrem Schreibstil gefangen genommen. Das Buch liest sich sehr flüssig, Nadia nimmt kein Blatt vor den Mund und beschreibt offen und ehrlich ihren Weg und ihre Gedanken, die manchmal alles andere als "gut christlich" anmuten. In meinen Augen ist sie eine Pastorin zum Anfassen, die nicht nur für die Ausgestoßenen, sondern für jeden etwas zu bieten hat, wenn man sich darauf einlässt. Mir gefällt sehr gut, wie sie immer neue Ansätze findet, Bibelstellen zu interpretieren, so dass dabei auch immer ein neuer Betrachtungswinkel entsteht, der nachdenken, manchmal schmunzeln lässt und aus dem sich jeder eine Scheibe abschneiden kann. Dieses Buch ist für jeden, der an eine höhere Macht glaubt, ob sie nun Gott heißt oder anders und der manchmal diesen Glauben mit dem alltäglichen (Er)leben nicht ganz in Einklang zu bringen mag. Hier gibt es Anregungen, einen neuen Blick zu entwickeln, egal, ob man sonst mit der Bibel was anfangen kann oder nicht.

Fazit:
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Unterhaltsam, nachdenklich, humorvoll, warmherzig und viel mehr. Für jeden, der sich mit dem Thema Glauben einmal etwas anders befassen möchte, egal ob Christ oder nicht.

Bewertung vom 07.07.2015
Strandgut / Nicolas Guerlain Bd.1
Cors, Benjamin

Strandgut / Nicolas Guerlain Bd.1


ausgezeichnet

Strandgut - Durchweg spannend und geheimnisvoll mit wunderschönen französichem Flair

Cover:
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Das Cover passt sehr gut zum Roman, es stimmt auf die französische Küstenlandschaft ein, in der sich der Hauptteil der Handlung vollzieht und das Strandgut im Vordergrund macht neugierig, welche Geheimnisse wohl angeschwemmt werden.

Inhalt:
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Dem Personenschützer eines französischen Ministers, Nicolas Guerlain passiert bei einem Einsatz ein großes Missgeschick. Als Strafe wird er versetzt in seinen Heimatort Deauville, um dort die Polizei bei der Koordination der Sicherheitsmaßnahmen für ein großes Gipfeltreffen zu beraten. Doch dann wird eine Hand angeschwemmt und Nicolas gerät unfreiwillig in die Ermittlungen....

Mein Eindruck:
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Der Krimi ist auf mehreren Zeitebenen geschrieben, denn das angeschwemmte Strandgut bringt neben aktuellem Geschehen auch Vergangenes zu Tage. Bereits die Anfangsszene spielt in der Vergangenheit und schafft es, gleich Spannung aufzubauen. Dass zwischendurch in der Zeit gesprungen wird, teilweise auch wie im Film parrallel an verschiedenen Orten Handlungen stattfinden hat mich nur auf den ersten Seiten etwas verwirrt. Dadurch, dass jedes Kapitel mit Zeit- und Ortsangaben eingeleitet wird, weiß der Leser stehts, wo er sich befindet und schon nach kurzer Zeit hat man sich eingelesen. Dem Autor gelingt es damit, unterstützt von seiner brilliant eingesetzten bild- und lauthaften Sprache, eine Athmosphäre wie in einem Film aufzubauen, der vor dem inneren Auge des Lesers abläuft. Die Spannung bleibt den ganzen Roman über erhalten, nimmt jedoch gegen Ende nochmal so richtig Fahrt auf, so dass ich wie im Actionfilm tatsächlich beim Lesen die Luft angehalten habe.

Die Hauptperson Nicolas wirkt im ersten Drittel etwas grau und fade. Man erfährt recht wenig über ihn und seine Gefühle, nur dass er sich immer noch nicht mit dem Verschwinden seiner Geliebten abfinden kann. Mir fiel es anfangs schwer, mit ihm warm zu werden. Dies ändert sich jedoch im Verlauf der Geschichte, in dem auch Nicolas mehr und mehr "auftaut". Gegen Ende ist er mir dann so richtig ans Herz gewachsen.

Last, but not least ist dieser Krimi natürlich für alle Frankreich und/oder Chansonsfans empfehlenswert. Benjamin Cors beschreibt die französichen Landschaften, insbesondere die Küstenregion so poetisch und lautmalerisch, dass man meint, man säße in einem französischen Café und genösse einen frischgebackenen Croissant, während man durch ein Fenster Nicolas bei seinen Ermittlungen zusieht. Dazu tauchen im Roman immer wieder Andeutungen auf französische Chansons auf, die die Athmoshäre perfekt abrunden. Die Lieder sollte man sich am Besten gleich dazu besorgen und im Hintergrund laufen lassen (Hierzu wäre eine entsprechende List am Ende des Buches noch wünschenswert.)

Gegen Ende kommt noch eine Überraschung, die einen perfekten Spannungsbogen aufbaut, um sich erst Recht auf den Folgeband zu freuen, der zum Glück schon in Arbeit ist.

Lieber Herr Cors, Ihr französisches Krimidebüt ist ihnen durchweg gelungen und ich kann Teil 2 kaum erwarten - Daumen hoch!

Bewertung vom 17.06.2015
Totgelacht
Koch, Manfred

Totgelacht


sehr gut

Krimikurzgeschichten - mörderisch gut!

Titel und Cover:
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Zwar sollte ein Clown für etwas Lustiges stehen, aber gleichzeitig ist er auch immer wieder ein suspektes Motiv und als solches involviert in Psychopatentaten und/oder bösen Taten. Die Clownsnase dem Totenkopf aufgesetzt ist die optimale Paarung, die zum Inhalt passt. Man weiß einfach gleich, was einen erwartet.

Inhalt:
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Das Buch beinhaltet 20 Kurz-Krimis, die geprägt sind durch viel Ironie, Satire und schwarzem Humor. Unterbrochen werden sie von 10 KrimiKillerKrimismen.

Mein Eindruck:
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Die Kurzgeschichten sind teilweise auch "Kürzestgeschichten" und eignen sich schon aufgrund ihrer Länge - Pardon Kürze - hervorragend zum zwischendurch lesen. Teilweise sind es keine "echten" Krimis, sondern ironische Betrachtungsweisen alltäglicher Dinge, die mit mörderisch gutem Vokabular belegt sind oder es handelt sich um bestechend gute Gedankenspiele.
Auf jeden Fall hat das Buch dadurch einen hohen Wiederlesewert, denn die vielen spitzen Anspielungen erschließen sich einem nicht zwingend auf einmal. Es gibt immer wieder was neues zu entdecken.

Erfrischend kommen besagte KrimiKillerKrimismen daher, die man sich am besten alle auf ein Plakat ausdruckt um sich damit gegen den täglichen Wahnsinn mit Lachsalven zu wehren.

Dabei trifft womöglich nicht jede Geschichte jeden ins Herz. Es gab ein paar schwächere Geschichten, deren Sinn sich einem nicht (auf Anhieb) erschloss, sofern es einen gab... Dafür gab es auf der anderen Seite viele, bei denen man sich wahrhaftig totlachen konnte.

Damit ist das Buch eins sehr gelungene Sammlung satirischer Kurzgeschichten für alle, die Krmis und/oder schwarzen Humor lieben mit hohem Wiederlesewert. Ein Totgelacht - Teil 2 wäre wünschenswert!

Zusammenfassung:
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Kurzgeschichten für alle Krimifans und welche von schwarzem Humor mit hohem Lachfaktor und Wiederlesewert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.06.2015
Mein Herz in deinem weiten Land
Seven Deers, Sanna

Mein Herz in deinem weiten Land


ausgezeichnet

Wunderschön und ehrlich - Eine Deutsche im wilden Kanada

Titel und Cover:
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Alleine schon der Titel "Mein Herz in Deinem wilden Land" ist sehr schön und passend
gewählt, es drückt gut aus, dass Sanna sich in Kanada wirklich zuhause fühlt.
Das Bild ist genauso schön gewählt: die sonnenbestrahlten kanadischen Berge mit Der
Autorin im Vordergrund. Das Cover ist sehr ansprechend und macht Lust, sich direkt
auf die (Lese)Reise zu machen.

Inhalt:
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Die Deutsche Sandra lernt mit etwa 20 in Hamburg den Indianer David aus Kanada kennen
und lieben und folgt ihm in sein Heimatland Kanada. Dort gründet sie im Laufe der
Zeit eine Familie, ändert ihren Namen und zieht mehrfach um. Mehr und mehr lernt sie auch viel über die Sitten und Gebräuche der kanadischen Indianer und integriert diese Kenntnisse
geschickt in Ihr Leben und das ihrer Familie.

Mein Eindruck:
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Der Schreibstil gefiel mir von Anfang an sehr gut. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, dabei lässt die Autorin im Rückblick ihre Erinnerungen neu
aufleben. Die Rückblicke sind leicht verschachtelt geschrieben, was die Geschichte
interessanter macht. Die Verschachtelung gibt ihr das gewisse "Etwas", ohne
Verwirrend zu sein.

Sanna schreibt dabei nicht nur über ihre Erlebnisse, sondern auch ehrlich über die
Gefühle, die damit verbunden sind. Man bekommt das Gefühl, sie säße neben einem und
würde beim Lagerfeuer einem die Geschichte erzählen, dabei spürt man ihre Liebe zu
ihrer Familie ebenso wie die zu Kanada und der indianischen Kultur.

Dabei sind es nicht nur schöne Dinge, die sie erlebt, aber es ist schön und
ermutigend zu lesen, WIE sie diese Problem meistert und aus jedem (auch negativen)
Erlebnis gestärkter und selbstbewusster hervorgeht. Die Weisheiten, die sie dabei auf
ihr eigenen Leben anwendet, können für jeden Ermutigung für sein eigenes Leben sein.

Zudem erfährt man auch vieles über Kanada, besonders das Thema Fremdenfeindlichkeit
spielt hier eine große Rolle, die Schilderungen sind teilweise sehr schockierend.
Das Leben der Indianer, ihrer Rituale und ihrer Denkweise fließt immer an den
passenden Stellen ein. Als Leser hat man so das Gefühl, der Autorin emotional noch
näher zu sein, weil sie ihr Wissen mit ihm teilt.

Schade ist, dass das Buch recht kurz ist. Auf der einen Seite ist es so schön
kurzweilig, man kann es schön an einem Nachmittag durchlesen, aber man hat Lust auf
Mehr! Man möchte am liebsten noch mehr Hintergründe erfahren und Fotos sind leider
auch keine Vorhanden, vielleicht kann die Autorin dies auf ihrem Blog nachholen, aber
im Buch wären sie noch schöner gewesen. Desweiteren wäre bei den ganzen Umzügen und
Geburten es auch (z. B. am Ende des Buches) gut gewesen, eine kurze Chonologie in
Listenform zu haben, so dass man besser einordnen kann, was wann geschah und welche
Ereignisse ggf. parallel liefen.

Dennoch: ein tolles Buch, offen und warmherzig geschrieben, mit vielen
Lebensweisheiten und einer Biographie, die selber schon ein Mutmacher ist - Gerne mehr davon!

Zusammenfassung:
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Tolle, offen und warmherzig geschriebene Biographie - Von Sanna kann sich jeder eine
Scheibe abschneiden!

Bewertung vom 10.06.2015
Halbe Miete / Lilo Gondorf Bd.1
Quint, Nadja

Halbe Miete / Lilo Gondorf Bd.1


weniger gut

Halbe Miete - Ein Inselroman mit Krimihandlung

Cover:
Das Coverbild zusammen mit dem rätselhaften Titel weckt Lust auf den Inhalt, durch die Aneinanderreihnung nordischer Symbole wie Fisch und Rettungsring kombiniert mit einer Axt in einem Schuppen ist eine schön makabere Mischung.

Inhalt
Dies ist der erste Fall von Lilo Gondorf, weitere sind wohl geplant. Lilo ist eine Frau um die 60, Ex-Polizistin und jetzt Betreiberin eines Feriendomizils auf Rügen. Plötzlich kehrt von einer Wanderung eines Gästeehepaares nur die blinde Ehefrau zurück, ihr Ehemann ist spurlos verschwunden. Die näheren Umstände erscheinen mysteriös, die Polizei, für die Lilos Tochter Verena ermittelt, tappt im Dunkeln und so beginnt Lilo zusammen mit ihrem Nachbarn und Freund Oskar selbst zu ermitteln.

Mein Eindruck
Der Einstieg ist sehr gelungen, der Leser wird recht schnell mit dem Verschwinden konfrontiert und die Spannung ist am Anfang sehr hoch. Leider gelingt es der Autorin nicht, diese konstant aufrecht zu erhalten. Zwischendurch verliert sich die Geschichte in dörflichem Geplänkel, dann wieder wird ein Strang mit einem neuen Rätsel eingeworfen, der zunächst die Spannung steigen lässt. Letztendlich entpuppt sich aber das Ganze eher als eine teilweise nicht logisch nachvollziehende Aneinanderreihung von einzelnen Handlungssträngen, die sich nicht in ein harmonisches Ganzes einfügen wollen. Während zwischendurch Längen auftreten und die Handlung vor sich hindümpelt, geht gegen Ende alles so schnell, dass es unglaubwürdig und kaum nachvollziebar ist.

Die Figur von Lilo wirkt recht blass, ebenso wie alle anderen Charaktere. Einzige Ausnahme stellt ihr Nachbar Oskar dar, der m. E. als Hauptermittler mehr Lesefreude bereitet hätte. Die Dialoge wirken auf mich stark konstruiert und gestelzt. Viele Wiederholungen in den Gesprächen hemmten des öfteren meine Lust aufs Weiterlesen.

Stellenweise wird die Landschaft nett beschrieben, aber nicht ausreichend, um wirklich in Urlaubsstimmung zu kommen.

So ist der Roman nichts halbes und nichts ganzes, eine nette Urlaubslektüre vielleicht, aber mich konnte er nicht überzeugen. Ich habe schon bessere Inselkrimis gelesen.

Fazit
Inselroman mit Krimihandlung, bei dem weder die Insel, noch die Krimihandlung ausreichend gewürdigt werden - Am Anfang spannend dann leider sehr enttäuschend.

Bewertung vom 07.06.2015
Die Sturmrose
Bomann, Corina

Die Sturmrose


sehr gut

Die Sturmrose - ein spannender und schöner Roman über einen Teil DDR-Geschichte

Inhalt:
Die frisch geschiedene Annabel Hansen zieht mit ihrer kleinen Tochter Leonie auf Rügen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Auf den ersten Blick scheint ihr dies gut zu gelingen: sie ist beruflich erfolgreich und ihre Tochter gewöhnt sich schnell ein.

Dabei wird allerdings bereits von Beginn an klar, dass sie ihr altes Leben, insbesondere ihre Kindheit, nicht komplett hinter sich lassen kann. Sie träumt öfter von dem Tag, an dem sie ihre Mutter das letzte Mal sah, die danach angeblich von der DDR in die BRD geflüchtet sein soll. So wird sie von Adoptiveltern aufgezogen, zu denen sie ein inniges Verhältnis hat. Sie möchte die Vergangenheit verdrängen, doch mit Umzug auf die Insel werden die alten Erinnerungen wieder wach, ohne dass sie sich dies erklären kann.
Dann sieht sie per Zufall ein altes Schiff mit dem Namen "Sturmrose", von dem sie sich direkt angezogen wird. Ein Konkurrent um den Schiffskauf, Christian Merten ist die erste von weiteren Begegnungen, die sie ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft nach und nach immer näher bringen.

Cover:
Das Cover zeigt einen Steg, der in das offene Meer hinausgeht. Im oberen Bereich dominieren die Farben Rosa und Grün, was für mich symbolisch ist für die Romantik der Liebesgeschichte und die Hoffnung, die in der Vergangenheit der Personen eine große Rolle gespielt hat. Der untere Teil ist geprägt von eher kalter, gräulicher See, was die Gefahren und eher düsteren Teile der Geschichte ziemlich gut symbolisiert.

Mein Eindruck:
Dies ist mein erstes Buch von Corinna Bomann. Ihre anderen Bücher haben mich thematisch auch nicht so angesprochen. Da ich mich mit DDR-Geschichte, vor allem im Bezug auf Republiksflucht bis dato nur ansatzweise beschäftigt habe, hat mich dieses Buch sehr angesprochen.
Von einigen Vorrezensenten wurde bemängelt, dass anfangs gar nichts richtiges "passiert". Ich fand dies allerdings sehr angenehm, so kam man nach und nach in die Handlung rein und hat erstmal die Hauptperson Annabell Hansen besser kennengelernt. Zudem wird die erste Sequenz aus Sicht einer Unbekannten geschrieben, was für mich von vorneherein Spannung erzeugt hat. Ich wollte schon deswegen weiterlesen, weil ich wissen wollte, wer diese Person ist und wie sie mit Annabell Hansen in Verbindung steht.
Was mir auch gut gefallen hat: die sich entwickelnde Liebesgeschichte ist zwar an sich nichts überraschendes, ich finde es aber gut beschrieben, wie sie sich entwickelt. Dass es nicht gleich "funkt", sondern sich alles nach und nach erst entwickelt, es wirkt daher alles sehr authentisch. Im Bezug auf Republikflucht habe ich einiges dazugelernt und ich fand es sehr spannend, etwas von diesem Teil DDR-Geschichte zu erfahren. Es bleibt außerdem spannend bis zum Schluss, erst da werden alle Rätsel wirklich aufgelöst.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, vor allem wegen des Themas. Die Charaktere sind für mich authentisch beschrieben und für mich war es kein reines Wohlgefühlbuch, sondern hat mich an einigen Stellen auch sehr nachdenklich gemacht. An einigen Stellen hatte er ein paar Ungereimtheiten, daher nur 4 Sterne. Ich empfehle diesen Roman für alle, die sich für DDR-Vergangenheit und authentisch erzählte Liebesgeschichten interessieren.

Fazit:
Ein schöner und spannender Roman über DDR-Vergangenheitsbewältigung und Liebe in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2015
Die Namenlosen von Amrum
Rath, Jürgen

Die Namenlosen von Amrum


ausgezeichnet

(K)ein (klassischer) Inselkrimi - Aber extrem spannend und unterhaltsam

Dies vorweg:

Die Namenlosen von Amrum ist der zweite Fall des Archivars Steffen Stephan nach "Nordhörn - Ein Nordseekrimi". Den ersten Teil gelesen zu haben, ist vielleicht hilfreich, weil man die Hauptperson Steffen Stephan und ihren Hintergrund bereits kennt, ist aber nicht zwingend notwendig.

Zum Cover:
Das Titelbild zeigt den (Nordsee)strand im Sonnenuntergang. Dadurch entsteht eine schön melancholische Stimmung, die gut zum Titel passt. Zentraler "Ermittlungstatort" ist der "Friedhof der Namenlosen" auf Amrum, der die am Strand angeschwemmten Toten beherbergt. Der Sonnenuntergang passt daher symbolisch auch sehr gut.

Meine Meinung:

Der Archivar Steffen Stephan ist durch und durch Historiker. Er liebt die Ruhe in Archiven und ist gegenüber Frauen ein bisschen verklemmt. Teilweise ist sein Verhalten aber auch dadurch begründete, dass der Roman in den 60ern spielt und da hatte man - aus heutiger Sicht - eben noch etwas "altmodische" Ansichten. Das machte die Geschichte aber für mich besonders interessant und stellenweise auch amüsant zu lesen. Besonders seine kleinen Zwiesprachen mit sich selbst, die oft eine Prise Humor und Ironie beinhalten, lassen einen oft schmunzeln.
Der Roman selbst trägt zwar den Untertitel "Inselkrimi", liest sich aber nicht wie ein gängiger Krimi. Hier gibt es keine Leiche, die irgendwo gefunden wird und der Täter muss direkt ermittelt werden. Es gibt hier viele Leichen, die allerdings bereits beerdigt sind und von denen man nichtmal weiß, ob sie ermordet wurden oder einfach nur etrunken sind. Dies sind nämlich die Leichen vom Friedhof der Namenlosen auf Amrum. Erst die Recherchen von Steffen und seiner Praktikantin Lilianne decken nach und nach ein dunkles Inselgeheimnis auf.

Am Anfang kommt man sich ein bisschen vor, wie in einem Urlaubsroman, ein Archivar macht Urlaub an der Nordsee, um sich vor seinen beruflichen und privaten Problemen zu erholen. Erst nach und nach wird der

Leser zusammen mit den Protagonisten in die Handlung hineingezogen. Aber genau das hat diesen Krimi für mich so ansprechend gemacht: er hat mich nie losgelassen, ich habe mir viele eigene Gedanken gemacht,

statt mich einfach gradlinig durchführen zu lassen, wie ich es sonst in Krimis oft mache (weil es der Stil so hergibt). Es werden immer wieder viele kleine Hinweise gegeben und Spuren gelegt, mit denen man sich einfach befassen musste. Es kommen immer wieder neue Wendungen der Handlung, es bleibt bis zum Schluss spannend und das Ende war für mich überraschend.

Besonders schön ist auch, dass Herr Rath als erfahrener Seemann viel seiner Kenntnisse über Seefahrt und die Nordsee in die Handlung einbindet. Eine Karte des historischen Amrum sowie ein Glossar am Ende runden den Roman ab und ich habe viel dazugelernt. Das Glossar hätte m. E. noch ein paar Begriffe mehr enthalten können, aber vielleicht wird dies in der 2. Auflage der Fall sein.

Und auch der Archivar ist mir im Zuge des Romans sehr ans Herz gewachsen, auch wenn ich aus ihm nicht so richtig schlau geworden bin - aber welche Frau wird schon aus Männern schlau? :-) Ich werde definitiv Teil 1 auf Nordhörn noch nachholen. Ich kann diesen Roman uneingeschränkt weiterempfehlen und hoffe auf eine Fortsetzung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2015
Die Vergolderin
Glaesener, Helga

Die Vergolderin


ausgezeichnet

Ein spannender Historienkrimi - Packend bis zum Schluss!

Ich gebe zu, mein damaliges Vorablesen-Exemplar lag weit über Gebühr bei mir auf dem "noch zu lesen"-Stapel. Der Grund: Ich hatte das Vorurteil, dass dies mal wieder
ein netter Historienschinken ist, der sich vermutlich mit seinen knapp 500 Seiten doch sehr stark in die Länge ziehen würde. Zwischendurch habe ich immer wieder ein kürzeres Buch vorgeschoben. Doch jetzt war ich doch mal neugierig und habe vor einer guten Woche mit "Der Vergolderin" begonnen und sie heute beendet. Ich wurde durch und durch positiv überrascht! Bis auf die paar wenigen Anfangsseiten nimmt die Geschichte sehr rasch Fahrt auf. Die Geschichte ist geprägt von vielen Wendungen und Überraschungen. Es fiel mir schwer, das Buch zwischendurch weglegen zu müssen, da ich leider noch andere wichtige
Dinge zu erledigen hatte... :-( Hätte ich keine Verpflichtungen, hätte ich es wahrscheinlich an knapp 2 Tagen am Stück verschlungen! Die Charaktere sind sehr realistisch gezeichnet, auch die Heldin und der Held (gemeint sind Elisabeth und Martin Clavius) haben zwischendurch ihre seelischen Hänger und treffen auch mal eine Fehlentscheidung. Am Ende geht zwar alles gut aus, aber auf dem Weg dorthin passieren viele unvorhersehbare Dinge, die mich als Leser immer wieder in ihren Bann gezogen haben.

Man fühlt sich durch die Beschreibungen sehr gut in die historische Zeit versetzt. Ob die Umstände historisch korrekt sind, vermag ich als Laie nicht zu beurteilen, aber ich hatte das Gefühl, mitzuerleben, wie die Leute damals gelebt und gedacht haben müssen. Ich hätte
mir im Nachgang allerdings noch eine kurze Erläuterung der Autorin oder des Verlages gewünscht, in wie weit die geschilderten Ereignisse einem historischen Hintergrund zuzuordnen sind.

Ansonsten ein sehr gelungenes Buch, dass ich vollstens empfehlen kann! Ich bedauere, dass ich so lange mit dem Lesen gewartet habe. Ich werde jetzt noch mehr Bücher der Autorin lesen und hoffe, sie sind genauso gut wie dieses.