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Liebeslenchen
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Bewertungen

Insgesamt 235 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2013
Walking Disaster / Abby & Travis Bd.2
McGuire, Jamie

Walking Disaster / Abby & Travis Bd.2


gut

Auch wenn BEAUTIFUL DISASTER zu meinen absoluten Lieblingsbüchern gehört, stand ich WALKING DISASTER von Beginn an skeptisch gegenüber. Denn dieses Buch ist keine direkte Fortsetzung, es erzählt uns lediglich die gleiche Geschichte aus einer anderen Perspektive. Dennoch konnte mich meine Neugier nicht davon abhalten, es zu lesen.

Am Anfang ist es auch äußerst interessant die wilde Liebesgeschichte aus Travis’ Sicht zu erleben und in die Gedankenwelt des Rebellen einzutauchen. Allein der ergreifende Prolog lässt den Bad Boy in einem ganz anderen Licht erscheinen und es ist faszinierend ihn dabei zu beobachten, wie er dem Mädchen begegnet, das das totale Gegenteil all seiner Bekanntschaften ist. Während die anderen perfekten und makellosen Mädchen ihn zu Tode langweilen, bringt Abby ihn vollkommen aus der Fassung. Ihr unberechenbares Verhalten stachelt ihn immer weiter an und lässt ihn, den Frauenhelden, von der großen wahren Liebe träumen.

Doch leider schleicht sich mit den Seiten ein leichtes Desinteresse ein. Eben weil der gesamte Verlauf der Handlung und das Ende bekannt ist und man wenig Neues geboten bekommt, ist man geneigt, einige Kapitel einfach zu überspringen. Zudem ist die Geschichte aus Travis’ Sicht verwirrend und Abby, ein sehr toller Charakter, wirkt blass, nahezu unscheinbar. Trotz des einfühlsamen Schreibstils konnte mich Jamie McGuire dieses Mal nicht mitreißen.

***Fazit***

Fans, die einfach nicht genug von Abby und Travis bekommen können, sollten dieses Buch auf jeden Fall lesen und ihr eigenes Urteil bilden. Allen anderen Lesern kann ich die ursprüngliche Geschichte BEAUTIFUL DISASTER wärmstens ans Herz legen, die impulsive Liebesgeschichte hat mich komplett umgehauen.

WALKING DISASTER hingegen ist ein Buch, das man durchaus lesen kann, aber nicht lesen muss.

Bewertung vom 09.08.2013
Erfüllung / Crossfire Bd.3
Day, Sylvia

Erfüllung / Crossfire Bd.3


gut

Allein die Neuigkeit, dass aus der CROSSFIRE-Trilogie eine Pentalogie – ein Fünfteiler – wird, hinterließ bei mir bereits im Vorfeld einen faden Beigeschmack und ich bin befangen an dieses Werk herangegangen.

Im Grunde habe ich nichts dagegen wenn erfolgreiche Geschichten weitererzählt werden. Doch warum steckt Sylvia Day nicht all ihr Herzblut in diesen dritten Band und schließt die Liebesgeschichte erst einmal ab. Wenn sie danach noch viele tolle Ideen hat und ihre Fans lauthals nach einer Fortsetzung schreien, dann kann sie die Geschichte später immer noch weiterführen. Aber den Lesern ein zuvor fest versprochenes Ende zu verweigern, finde ich nicht gerecht.

Nun aber ein paar Worte zum Inhalt:

Der Klappentext klingt auf alle Fälle recht spannend.
Der Einstieg hingegen ist recht unspektakulär und eigentlich nur eine Ansammlung von teils primitiven Sexszenen, die in dieser Fülle leider ihre Sinnlichkeit verlieren. Daneben finden Banalitäten der Nebencharaktere sehr viel Beachtung. Ehrlich gesagt, interessiert mich das Liebesleben der Empfangsdame oder die homosexuelle Beziehung des Chefs herzlich wenig. Ebenso stört mich der Umstand, dass alle in die Handlung einbezogenen Personen, egal aus welchem Bereich, überragend attraktiv sind.

Ebenso habe ich mehr impulsive Eifersuchtsszenen erwartet, da Evas Ex-Freund weiterhin alles daran setzt, sie wieder in sein Bett zu bekommen. Doch dieser taucht nur wenige Male auf und zum großen Drama kommt es in diesem Band leider nicht, NOCH nicht.

An diesen Kritikpunkten erkennt man, dass die Liebesgeschichte künstlich am Leben gehalten wird und ERFÜLLUNG lediglich einen großen Lückenfüller darstellt.

Dennoch kann ich nicht behaupten, dass ich dieses Buch rundweg schlecht finde. Sicherlich ist es im Vergleich zu den Vorgängern schwach, doch die gesamte Story ist immer noch bei Weitem tiefgründiger als SHADES OF GREY und sprachlich um einiges raffinierter.

Ich denke schon, dass ich die nächsten Bände lesen werde. Nachdem ich so viel Zeit mit den beiden Protagonisten, die mir im Übrigen sehr sympathisch sind, verbracht habe, möchte ich letzten Endes doch wissen, ob ihre Liebe wirklich allen Problemen gewachsen ist. Und natürlich bin ich neugierig, welch abstruse Wendungen sich Sylvia Day noch einfallen lässt, um ihre Leser bei der Stange zu halten.

11 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2013
Gib mir deine Seele
Krock, Jeanine

Gib mir deine Seele


gut

In GIB MIR DEINE SEELE erzählt uns Jeanine Krock die Geschichte der jungen und mittellosen Sopranistin Pauline Roth, die durch den inspirierenden Einfluss des geheimnisvollen Constantins plötzlich zum umjubelten Star der Opernszene aufsteigt und Engagements in ganz Europa erhält.

Doch nicht nur künstlerisch wirkt Constantin anregend, er schürt in ihr ein gefährliches Verlangen und sie lässt sich zu gerne auf sein verführerisches Spiel aus Dominanz und Unterwerfung ein. Wenn sie wüsste, dass dieser nur seinen grausamen Auftrag im Sinn hat…

Mit 781 Seiten ist dieses Buch ein richtiger Schmöker und ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich von dieser Geschichte halten soll.

Die Reise quer durch Europa und der Einblick in die mir vollkommen unbekannte Opern- und Theaterwelt war zwar eine interessante Erfahrung, doch die Karriere von Pauline, die zweifelsohne auch in den Mittelpunkt gehört, nimmt zu viel Raum ein und verdrängt nicht nur die Liebesgeschichte sondern auch die mythologischen Elemente. Und auf ebendiese war ich besonders gespannt. Es dauert einfach zu lange, bis man auch nur den Hauch eines Hinweises erhält, der die geheimnisvollen Absichten von Constantin erklärt. Und sogar beim großen Showdown erscheinen die übersinnlichen Mächte leider nur am Rande.

Der Schreibstil von Jeanine Krock ist zweifellos hervorragend. Sehr bildlich beschreibt sie Pauline, ihr Umfeld und ihre Gefühle. Doch immer wieder verliert sie sich in den Details. Unwichtige Dinge werden genauestens beschrieben und analysiert und die gesamte Geschichte zieht sich so unnötig in die Länge. Auf der anderen Seite gefiel mir der Perspektivenwechsel sehr gut, der dem Leser Constantins Gefühlswelt und dessen geheime Begierden offenlegt, die er vor Pauline so gut zu verbergen weiß.

Auch wenn mich Paulines kometenhafter Aufstieg nach einer Weile er langweilte, konnte ich mich der erotischen Anziehungskraft, die zwischen den Protagonisten und – pikanterweise – dem Assistenten Nicolas herrscht, kaum entziehen. Constantin weckt eine geheime Leidenschaft in ihr, die sie selbst noch nicht kannte und sie bittet ihn sogar darum, sie über ihre Grenzen hinaus zu führen.
Grenzen, die bestimmt nicht jeden Geschmack treffen. Doch Leser, die bereit sind sich auf ein erotisches Abenteuer einzulassen, werden mit anregenden Szenen belohnt.

***Fazit***

Ehrlich gesagt, habe ich mir ein wenig mehr versprochen.
Streckenweise zieht sich die Geschichte unnötig in die Länge, doch der kurze Ausflug in die Opernwelt hat mir dennoch gefallen. Im Gegensatz zu den mythologischen Elementen kommt die Erotik hier definitiv nicht zu kurz.

Musikliebende Leserinnen, die der erotischen Literatur aufgeschlossen gegenübertreten und nichts gegen einen leichten Hauch Fantasy haben, werden dieses Buch bestimmt mögen.

Bewertung vom 08.07.2013
Das erste Buch der Träume / Silber Trilogie Bd.1
Gier, Kerstin

Das erste Buch der Träume / Silber Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Mit der Edelstein-Trilogie ließ uns Kerstin Gier gemeinsam mit Gwendolyn und Gideon durch die Zeit reisen und nun lässt sie uns gemeinsam träumen.

Auch wenn ich Ende zwanzig bin lese ich unglaublich gerne Jugendromane. Wenn es sich dabei auch noch um ein neues Buch von Kerstin Gier handelt, dann kann ich einfach nicht wiederstehen. Ich liebe ihren Schreibstil – ihre lockere, witzige und leicht sarkastische Art bringt mich immer zum Lachen.

Natürlich sind die Erwartungen, nach dem überragenden Erfolg der Edelstein-Bücher (Rubinrot, Saphirblau und Smaragdgrün), sehr hoch. Ich hatte wirklich Bedenken, ob die neue Jugendbuch-Trilogie denen auch gerecht werden kann. Doch alle Befürchtungen lösten sich nach den ersten Seiten in Luft auf.

In „Silber. Das erste Buch der Träume“ geht es um die 15-jährige Liv Silber, die, gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester, zum gefühlt tausendsten Mal umzieht. Ihre Mutter hat sich frisch verliebt und möchte nun mit ihren Töchtern in England sesshaft werden.

Ihre neue Stiefschwester Florence, die keine Lust auf Familienzusammenführung hat, treibt sie in den Wahnsinn. Ihrem Stiefbruder Grayson hingegen ist alles egal. Er hat seinen Kopf ganz woanders und benimmt sich äußerst geheimnisvoll. Liv liebt Geheimnisse und Rätsel. Ihnen kann sie nicht widerstehen. Wenn es droht, gefährlich zu werden, wird es für sie erst spannend. Doch als sie hinter sein Geheimnis kommt, und die beliebtesten Jungs der Schule bei einem mystischen Friedhofsspielchen beobachtet, wird es plötzlich ernst.

Ich liebe Liv!

Ihre liebenswürdige teils naive Art macht sie unglaublich sympathisch. Doch sie kann auch gut austeilen. Wenn nicht verbal, dann in Gedanken. Und dabei ist sie schlagfertig und unfassbar sarkastisch. Ihre ironischen Gedanken sind die reinste Komödie. Ständig musste ich über ihre spitzen Kommentare schmunzeln und ihre Art, alles ins Lächerliche zu ziehen ist einfach nur herrlich.

Wie der Titel bereits verrät, geht es auch um Träume. Genauer gesagt, um das Gemeinsame Träumen. Diese Thematik finde ich, nachdem ich den Film INCEPTION gesehen habe, unglaublich interessant. Von dem Gedanken, durch fremde Traumwelten zu spazieren oder Fremden unbewusst Zugang zu den meinen zu gewähren, bin ich fasziniert und beängstigt zugleich.

Ein ganz ganz kleines bisschen erinnert mich diese Geschichte an diesen Film. Nur eben ohne Kreisel, Injektion und Schießereien. Dafür mit Witz, Charme, einem Fürst der Finsternis und einem Klatsch-Blog à la Gossip Girl.

Unaufhaltsam steigt die Spannung mit der Seitenzahl und man mag das Lesen einfach nicht unterbrechen. Zumal sich auch eine kleine Liebesgeschichte entwickelt und kleine Küsse die Lesezeit versüßen. Am Ende bleiben viele Geheimnisse im Verborgenen liegen und ich kann die Fortsetzung kaum abwarten.

***Fazit***

Kerstin Gier hat sich schon vor langer Zeit in mein Herz geschrieben und ich kann gar nicht genug von ihr bekommen. Am Anfang hatte ich wirklich Bedenken, da ich meine Erwartungen an „Silber“ sehr hoch gesteckt habe. Doch Kerstin Gier versteht ihr Handwerk und verzaubert ihre Leser mit einer traumhaft schönen Geschichte und brachte mich immer wieder zum Schmunzeln.

Es war wundervoll, gemeinsam mit Liv und den hinreißenden Dämonenbeschwörer zu träumen und ich bin gespannt, wie es mit dem allmächtigen Fürsten der Finsternis weitergeht.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2013
Joyland
King, Stephen

Joyland


ausgezeichnet

Es ist bestimmt schon über 10 Jahre her, als ich meinen letzten King Roman gelesen habe und ich bin recht unvoreingenommen an sein neues Werk JOYLAND rangegangen.

Und das war auch gut so.

Denn unbewusst und völlig unbegründet assoziiere ich den Namen Stephen King immer mit den schaurigsten Horrorgeschichten und denke sofort an den Clown Pennywise.

Doch Joyland ist anders!

Ich will nicht sagen, dass es eins von King´s besten Werken ist, aber es hat mich wirklich sehr gut unterhalten und nachhaltig beeindruckt.

Direkt zu Beginn lernen wir den leicht deprimierten 21-jährigen Devin Jones kennen, der, um sein Studium zu finanzieren, im drittklassigen Freizeitpark Joyland anheuert. Er begleitet uns durch die gesamte Geschichte, seine Geschichte und erzählt rückblickend von dem Jahr 1973, dem schönsten und furchtbarsten seines Lebens.

Warum das Jahr in Joyland, ein Gespenst in der Geisterbahn, ein geheimnisvoller Junge und ein kaltblütiger Mörder sein Leben für immer verändert haben, das gilt es herauszufinden. Aber eins ist gewiss: Irgendwann hört jeder Spaß auf. Selbst in einem Vergnügungspark.

Insgesamt benötigt die Geschichte, was die Spannung betrifft, eine gewisse Vorlaufzeit. Interessant ist sie von der ersten Seite an.

Stephen King erzählt einfach phantastisch. Trotz des recht modernen Schreibstils schafft er es, den Charme der 70er Jahre einzufangen und verfeinert diesen mit dem derben Fachjargon der Schausteller. Dabei verliert er nie den Handlungsfaden und bringt alles gekonnt auf den Punkt.

Auch wenn sich der Ausgang der Geschichte früh erahnen lässt, ist eine Entdeckung doch recht erstaunlich. Zum Ende hin stimmte es mich sogar unglaublich nachdenklich und auch jetzt wirken die Ereignisse noch nach.

***Fazit***

JOYLAND ist eine kurzweilige und mysteriöse Geschichte, die erst am Ende richtig an den Nerven kitzelt. Auch wenn die Story recht vorausschaubar ist, hat mich Kings Schreibtalent und die facettenreiche und realitätsnahe Darstellung der Charaktere tief beeindruckt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2013
Solange am Himmel Sterne stehen
Harmel, Kristin

Solange am Himmel Sterne stehen


ausgezeichnet

„Solange am Himmel Sterne stehen“ ist eines von diesen Büchern die noch einige Zeit nachwirken und uns Leser dazu veranlassen, über das eigene Leben, dem eigenen Lebensstil und über die eigene Familiengeschichte nachzudenken.

Es ist eine Geschichte die einfach ans Herz geht.

Die Alzheimererkrankung der sechsundachtzigjährigen Rose, die den schleichenden Prozess ihrer Krankheit bewusst wahrnimmt und deren Gedächtnis mit jedem Tag weiter verschwindet, ist furchteinflößend. Für einige Momente schlüpft der Leser in ihre Gedankenwelt und begleitet parallel ihre Enkelin Hope nach Paris, die dort versucht herauszufinden, was mit der jüdischen Familie und der großen Liebe ihrer Großmutter im 2. Weltkrieg wirklich geschehen ist.

Was sie dort erfährt, ist erschütternd. Nicht nur das eigene Schicksal ihrer Vorfahren, auch die anderen Geschichten, die von den Dramen des 2. Weltkrieges erzählen, machen nicht nur Hope, sondern auch mich immer wieder aufs Neue sprachlos. Die Qualen, die Verluste und die Angst, die die Menschen damals erleiden mussten, sind einfach unfassbar.

Ebenso herzergreifend ist die traurige Lebensgeschichte von Rose, die als junges Mädchen Verluste hat erleiden müssen, die ihre Seele für immer zerrüttet haben. Die unüberwindbare Traurigkeit, die sie ihr ganzes Leben gespürt haben muss, ist zutiefst bedrückend. Doch was ist damals wirklich geschehen? Ist es sogar möglich, dass die totgeglaubte Liebe immer noch am Leben ist?

Diese Geschichte ist nicht nur perfekt recherchiert, sie zeigt auch stille Helden des Krieges, von denen ich bislang nichts wusste, und sprachlich ist dieses Werk einfach hervorragend. Viele Sätze sind so bedeutungsschwanger, dass ich sie mir zwei- oder gar dreimal durchgelesen musste, weil sie beim genaueren Hinsehen noch so viel mehr erzählen.

Ebenso beeindruckend ist die authentische Darstellung des gegenwärtigen Mutter-Tochter-Konflikts, den Hope, deren Ehe erst kürzlich in die Brüche ging, ausfechten muss.

Auszusetzen gibt es an dieser herzerwärmenden Geschichte so gut wie gar nichts; außer vielleicht dass Kristin Harmel zum Ende hin leicht dem Kitsch verfällt und es ein wenig ZU perfekt macht. Gestört hat es mich dennoch nicht, doch die dramatische Stimmung geht am Schluss leider ein wenig verloren.

***Fazit***

„Solange am Himmel Sterne stehen“ erzählt die bedrückende Geschichte einer großen Liebe, die direkt in das Bewusstsein der Leser eindringt und sie nachdenklich und traurig stimmt. Gleichzeitig steckt dieses Buch voller Hoffnung. Es verdeutlicht, dass Religion die Menschen nicht trennt und dass man im Leben immerzu nach vorne blicken muss. Man kann die Zukunft ändern, aber nicht die Vergangenheit.

14 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2013
Ein ganzes halbes Jahr
Moyes, Jojo

Ein ganzes halbes Jahr


ausgezeichnet

"Ich hatte hundertsiebzehn Tage, um Will Traynor davon zu überzeugen, dass es sich lohnte weiterzuleben"
(Zitat Seite 198)


***Zum Inhalt***
Louisa Clark ist sechsundzwanzig Jahre alt und hat soeben ihren geliebten Job verloren. Auch wenn sie nur als Kellnerin gearbeitet hat, hat sie ihre Arbeit geliebt und ihre fehlende Ausbildung gestaltet die Jobsuche zunehmend als schwierig. Da ihre Eltern auf das Einkommen ihrer Tochter angewiesen sind, nimmt Louisa widerwillig die Anstellung als Pflegehilfe bei der Familie Traynor an.
Ihr fällt die unleidliche Aufgabe zu den, beinahe komplett gelähmten Will zu betreuen. Anfangs empfindet sie Mitleid, mit dem am Rollstuhl gefesselten jungen Mann, der sich für seine Hilflosigkeit zutiefst schämt. Doch sein ablehnendes beinahe verachtendes Verhalten ihr gegenüber, lässt dieses Mitleid schnell in Hass umschlagen. Am liebsten würde sie sofort kündigen. Doch je mehr Zeit sie mit Will verbringt, umso mehr kann sie sein Verhalten nachempfinden. Als sie dann eines Tages versehentlich hinter das grausame Geheimnis der Familie kommt, kann sie ihn einfach nicht im Stich lassen.

***Meine Meinung***
"Ein ganzes halbes Jahr" ist eines dieser Bücher über, dessen Geschichte ich noch lange nachdenken werde. Denn die britische Autorin Jojo Moyes hat eine sehr sensible Thematik ausgewählt, die die Leser nicht nur über das Leben selbst nachdenken lässt, sie bietet gleichzeitig eine Grundlage für hitzige Diskussionen.

Sollte es erlaubt sein, selbst zu bestimmen, wann man sein Leben beenden möchte? Darf man diesen Wunsch einem verzweifelten Menschen verwehren oder ihn dafür verurteilen? Können die Hinterbliebenen mit der Gewissheit, nicht alles Mögliche getan zu haben, weiterleben?

Mich hat die ungewöhnliche Liebesgeschichte, die "Ein ganzes halbes Jahr" erzählt, zutiefst bewegt und beeindruckt. Sie zeichnet sich durch ihre Ehrlichkeit aus, nicht durch leidenschaftlich wilde Liebesbekundungen und gefühlsduseligen Handlungen. Es ist die Stille zwischen den beiden und es sind die stummen Gesten, die die Gefühle zwischen den Seiten lebendig werden lassen und viel mehr aussagen als tausend Worte.

Besonders der humorvolle Schreibstil lockert auf der einen Seite die gesamte traurige Geschichte auf, doch gleichzeitig verstärkt Jojo Moyes damit die Dramatik und die Grausamkeit. Am Ende bleibt definitiv kein Auge trocken und dem Leser wird bewusst, was das Leben wirklich ausmacht!
Doch nicht nur die dramatische Liebesgeschichte hat mich an diesem Buch beeindruckt, sondern auch die differenzierte Darstellung der Charaktere. Vor allem zeigt die Autorin durch Will sehr realitätsnah und detailliert, mit welchen Problemen – neben den psychischen Qualen – Tetraplegiker täglich konfrontiert werden und dass ein Mensch mit Behinderung nicht weniger attraktiv ist wie ein gesunder. Ebenfalls ist die Entwicklung der anfangs von Vorurteilten behafteten Louisa, die nach vielen Momenten der Zweisamkeit Wills gelähmten Körper als nebensächlich betrachtet, beeindruckend. Gleichzeitig nehmen auch die Gefühle der Nebencharaktere einen wichtigen Teil dieser Geschichte ein und machen deutlich, wie unterschiedlich jeder einzelne mit Wills Schicksal und seinem Wunsch nach einem selbstbestimmenden Tod umgeht.

***Fazit***
"Ein ganzes halbes Jahr" ist eine aufrichtige Liebesgeschichte über ein ungleiches Paar, die uns sehr viel lachen und noch mehr weinen lässt.

6 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2013
Türkisgrüner Winter / Emely und Elyas Bd.2
Bartsch, Carina

Türkisgrüner Winter / Emely und Elyas Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem ich erhebliche Schwierigkeiten hatte mich in den 1. Band “Kirschroter Sommer” einzulesen und mir die kindische Sturheit der Protagonistin Emely anfangs gehörig gegen den Strich ging, entwickelte sich die Geschichte zum Ende hin zum absoluten Page-Turner und ich habe mich überraschenderweise sehr auf diese Fortsetzung gefreut.

Diese beginnt zwar etwas langatmig und es dauert eine geraume Zeit bis wirklich Leben in die Handlung kommt. Doch sobald sie diesen Punkt überschritten hat, kommt sie einfach nicht mehr zum Stillstand und man kann einfach nichts anderes tun als weiterlesen.

Der unglaublich ansprechende Schreibstil von Carina Bartsch ist auch ein Grund, warum es mir schwerfiel dieses Buch zu unterbrechen und auf die Seite zu legen. Ihre humorvolle Art und die Direktheit, mit der sie ihre Hauptcharaktere gesegnet hat, brachten mich ständig zum Schmunzeln.

Emely ist mir im Laufe der Zeit richtig ans Herz gewachsen, obwohl ich sie am Anfang überhaupt nicht mochte. Sie war mir zu sarkastisch, zu gemein und einfach nur nervig. Doch jetzt, nachdem ich in ihre tiefste Gefühlswelt eingetaucht bin und endlich nachvollziehen kann warum sie sich nicht auf Elyas einlassen möchte, mag ich sie am liebsten gar nicht mehr gehen lassen.

Die Beziehung der beiden scheint sich zunächst in die richtige Richtung zu bewegen. Alles ist plötzlich so einfach. Doch das wäre zu schön, um wahr zu sein. Denn das augenscheinlich perfekte Liebesglück währt nur kurz, und die traumatischen Ereignisse der Vergangenheit scheinen sich, nicht nur für Emely, zu wiederholen.

Das große emotionale Chaos ist perfekt – ein ewiges Auf und Ab der Gefühle und die ständige Frage: Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht, dominierte meine Gedanken.

Viele Einzelheiten die im ersten Band nebensächlich erschienen bekommen jetzt eine tiefere Bedeutung und zuvor gelegte Handlungsfäden finden schlüssig zusammen.

Schön finde ich auch, dass wir Leser mehr über Elyas erfahren und den Blick in die Vergangenheit aus seinen Augen erleben dürfen. Ich für meinen Teil mochte ihn von der ersten Begegnung an und der direkte Blick in seine Gefühlswelt hat diesen positiven Eindruck noch mal verstärkt.

***Fazit***

Für gewöhnlich können Fortsetzungen nur schwerlich mit den ersten Bänden mithalten, doch “Türkisgrüner Winter” ist meiner Meinung nach noch besser wie sein Vorgänger “Kirschroter Sommer”.

Die Story ist gut durchdacht, herzerwärmend und erheiternd. Besonders jungen Leserinnen möchte ich diese Geschichte ans Herz legen; sie werden die ungeschickte Emely und den selbstverliebten Blödmann mit Sicherheit lieben.