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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2013
Das Vermächtnis des Ketzers
Martigli, Carlo A.

Das Vermächtnis des Ketzers


ausgezeichnet

Das Buch Isas und die Thesen des Grafen von Mirandola

Wo verbrachte Jesus oder Isa, wie er im Buch auch genannt wird, seine Jugend? Mit dieser Frage befasst sich das Buch und Carlo A. Martigli greift hierbei die These auf, dass Jesus während seiner Jugend in Tibet und Indien lebte. Im Alter von 12 Jahren widersetzte sich Jesus den Befehlen des Sanhedrins und wurde als Sklave in den fernen Orient verschleppt. Dort traf er auch auf Al Sayed Nasir-du-Din, der fasziniert von dem wissbegierigen Jungen ist. Bald soll Sayed der beste Freund von Jesus werden und ihn bis nach Indien und Tibet begleiten, wo Jesus bei den Mönchen in den Bergen lebte und deren Weisheiten erlernte. Nach einem Schicksalsschlag kehrte Jesus mit seinem Sohn nach rund 15 Jahren nach Palästina zurück und der Rest ist Geschichte. Doch ist Jesus wirklich am Kreuz gestorben oder kehrte er gar zu den Mönchen zurück und verstarb dort?

Die junge Gua Li ist zusammen mit ihrem Meister, dem tibetanischen Mönch Ada Ta auf den Weg nach Rom, um die Geschichte von Jesus Jugend zu verbreiten. Zur gleichen Zeit herrscht der Dominikanermönch Girolamo Savonarola mit eiserner Hand über Florenz. Kardinal Giovanni de Medici lebt währenddessen versteckt in Rom und sorgt durch Erpressung dafür, dass Giovanni Pico della Mirandolas bester Freund Ferruccio de Mola ihn dabei unterstützt, dass Gua Li und Ada Ta sich sicher in Rom aufhalten können. Und der Borgia-Papst Alexander VI. versucht gleichzeitig um jeden Preis zu verhindern, dass das geheime Tagebuch von Jesus, welche die beiden Fremden bei sich führen, an die Öffentlichkeit gelangt.

Carlo A. Martigli erzählt seine opulente, farbenprächtige Geschichte mithilfe verschiedener Erzählstränge. Zum einen begleitet man den schlitzohrigen, weisen Ada Ta und seine Tochter im Geiste Gua Li auf ihrer abenteuerlichen Reise von Tibet nach Rom, zum anderen ist man aber auch immer wieder bei den Machenschaften der Borgias dabei. Der machthungrige Papst treibt Inzucht mit seiner Tochter Lucrezia, bewusst darüber, dass sein unberechenbarer Sohn Cesare ebenfalls mit seiner eigenen Schwester eine Beziehung pflegt. Giovanni de Medici, Sohn des verstorbenen Lorenzo, agiert dagegen mehr aus dem Verborgenen und setzt hierbei geschickt den Ritter de Mola unter Druck, sich um die Neuankömmlinge zu kümmern und ihnen Schutz zu bieten. Aber auch die Geschichte über die aufregenden wie abenteuerlichen und lehrreichen Jugendjahre von Jesus lernt man im Verlauf des Buches kennen. Denn Gua Li kennt diese Wort für Wort auswendig und erzählt die Geschichte um die Jugendjahre Isas bei vielen Gelegenheiten, unter anderem so auch Bayezid II. Während seines Sultanats lebten Christen, Juden und Muslime friedlich nebeneinander in Istanbul.

Der historische Roman von Carlo A. Martigli ist gespickt voller Informationen über die Zeit der Renaissance, dem Leben der Borgias und de Medici, Leonardo da Vinci spielt eine kleine, aber entscheidende Rolle und auch die Kenntnisse des Autors über die katholische Kirche sind mehr als beeindruckend. Dem Autor gelingt es mühelos, sein schier unerschöpfliches Wissen geschickt, unterhaltsam und äußerst interessant in seine fesselnde wie äußerst vielschichtige Geschichte um die Jugendjahre Jesus einfließen zu lassen. Stellenweise ist die Story so spannend erzählt wie ein Thriller.

Geschickt vermischt Carlo A. Martigli zudem historische Fakten und Persönlichkeiten mit fiktiven Geschehnisse und Charakteren. Und obwohl wirklich eine Fülle von Personen in der Geschichte mitwirken, gelingt es dem Autor problemlos, diesen nach kurzer Zeit Profil zu geben und so eine Verwechslung auszuschließen.

Fazit: Eine faszinierende, wie spannend erzählte Geschichte über die These, wie Jesus seine Jugendjahre verbracht haben könnte.

Bewertung vom 21.09.2013
Metamorphose am Rande des Himmels
Malzieu, Mathias

Metamorphose am Rande des Himmels


sehr gut

Phoenix aus der Asche

Tom „Häma-Tom“ Cloudman ist der schlechteste Stuntman aller Zeiten, doch seine Ungeschicktheit stört ihn nicht sonderlich. Tom träumt vom Fliegen, beneidet die Vögel und würde gerne wie sie in die Lüfte emporsteigen und die Freiheit genießen. Mit einem rollenden Sarg reist Tom durch die Ortschaften und beglückt deren Einwohner mit seinen Darbietungen. Doch irgendwann macht sein Körper die vielen Unfälle und Stürze nicht mehr mit und Tom landet im Krankenhaus. Hier wird Krebs bei ihm diagnostiziert und fortan ist Tom ans Bett gefesselt. Für ihn eine unhaltbare Situation. Eines Nachts flüchtet er aufs Dach des Krankenhauses und findet dort eine riesige Voliere, vor dieser sitzt eine Vogelfrau. Endorphina macht ihm einen verlockenden Vorschlag, doch der Preis dafür ist hoch.

Auf eine sehr warmherzige Art lässt Mathias Malzieu seinen Protagonisten Tom sein abenteuerliches Leben selbst erzählen. Tom ist nie richtig erwachsen geworden und äußerst fantasievoll. Mit seinen Stunts kommt er seinem Wunsch vom Fliegen schon sehr nah, allerdings erleidet er auch immer wieder ziemlich schmerzvolle Bruchlandungen, geschuldet zumeist durch seine Schusseligkeit. Sehr zum Vergnügen seiner Zuschauer, meinen diese doch, dass die unplanmäßigen Abstürze zu seiner Show gehören würden. Doch nach einem ziemlich schlimmen Unfall hat das aufregende Leben für Tom erst einmal ein Ende.

Die Weite des Landes und seine Unabhängigkeit tauscht Tom fortan gegen ein karges Krankenzimmer und kleinen Spaziergängen im Klinikgarten ein. Zudem plagt ihn immer mehr die „rote Beete“, der Krebstumor an seiner Wirbelsäule, Schmerzen lassen sich bald nur noch mit starken Medikamenten behandeln. Doch Tom gibt seinen Traum vom Fliegen nicht auf und die Vogelfrau Endorphina scheint ihm hier eine Lösung bieten zu können.

Es ist ein wunderschönes Märchen, welches Mathias Malzieu in einem Sprachstil erzählt, der einen sofort für sich einnimmt. Seine oftmals tiefsinnige Erzählweise lässt einen schmunzeln, regt zum Nachdenken an, unterhält zumeist sehr gut und stimmt einen ein ums andere Mal auch traurig. So fantasievoll sein Protagonist ist, so einfallsreich entwickelt sich auch seine Geschichte.

Anfangs hatte ich fast sofort einen Bezug zu Tom und seine Abenteuer gefunden, doch je länger das Märchen andauert, umso mehr entgleitet Tom einem auch wieder, wenn beispielsweise Handlungen von ihm nicht recht verständlich waren. Das mag aber auch dem Verlauf der Story und somit der Metamorphose am Rande des Himmels geschuldet sein, dass Tom sich mit der Zeit immer mehr entzieht und Endorphina hierdurch mehr in den Fokus rückt.

Fazit: Ein wunderschönes, modernes Märchen über die Erfüllung seiner Wünsche, warmherzig und einfühlsam erzählt.

Bewertung vom 19.09.2013
Die chinesische Dame
Rekel, Gerhard J.

Die chinesische Dame


ausgezeichnet

„Sie sind zu nett, Herr Selikowski“

Seit der Wiener Architekt Christian Selikowski seine Verlobte Sonja aus der Not heraus belogen hat, plagen ihn Alpträume. Seine Therapeutin kommt zu der Überzeugung, dass er zu nett ist. Fortan versucht Christian immer die Wahrheit zu sagen. Doch sein Vorhaben kommt schon bald ins Wanken, als er nach Hause reist. In Tirol führt sein Vater ein traditionsreiches Unternehmen und Christian will dem Patriarch seine Verlobte vorstellen. Doch dazu kommt es nicht, da Christian seinen Vater tot hinter dem Schreibtisch vorfindet. Der herbeigerufene Notarzt diagnostiziert Herzinfarkt, allerdings glaubt Christian nicht hieran. Vor allem deswegen nicht, da kurz vor seinem Tod noch eine unbekannte chinesische Dame dessen Büro verlassen hat und sein alter Herr sehr gewissenhaft mit der Einnahme seiner Herz-Tabletten war. Christian beginnt Fragen zu stellen, die ihn nach Shanghai führen, immer auf der Suche nach der geheimnisvollen wie attraktiven chinesischen Managerin. Hier findet er nicht nur Antworten auf seine Fragen auf Bezug des Todes seines Vaters, auch seine Beziehung zu Sonja muss er hinterfragen.

Christian, zwar schon Mitte Dreißig, geht immer noch ein wenig naiv und blauäugig durch die Welt. Als jüngster Sohn ist Christian zufrieden damit, dass das Familienunternehmen von seinem Vater und seinem älteren Bruder geleitet wird. In Wien führt er ein recht sorgloses Leben mit seiner Drama-Queen Sonja, die er nun heiraten möchte. Doch mit dem Tod des Vaters holt ihn die Realität auf sehr unsanfte Art ein. Regelrecht besessen ist Christian von dem Gedanken, dass sein Vater ermordet wurde und mit seiner Hartnäckigkeit gerät der Architekt bald in das Visier der Polizei und mutiert plötzlich selbst zum Verdächtigen. Schließlich war Christian nachweislich der Letzte, der im Büro des Vaters war, und zwar allein. Gerade so gelingt ihm noch die Flucht nach Shanghai, zusammen seiner lebenslustigen Verlobten.

In Shanghai macht Christian sich sofort auf die Suche nach der geheimnisvollen chinesischen Dame und wird auch bald fündig. Doch an der chinesischen Mentalität beißt sich der dickköpfige Christian, der am liebsten immer mit dem Kopf durch die Wand möchte, schon bald die Zähne aus. Schnell merkt er, dass es im Reich der Mitte viele Arten von Wahrheiten gibt. Aber dies sollen nicht seine einzigen Probleme mit der Lebensweise der Chinesen sein und so langsam merkt Christian, dass deren indirekte Art und das Streben nach dem harmonischen Gleichgewicht durchaus auch zum Ziel führen können.

Gerhard J. Rekel erzählt seinen Roman, den man mühelos auch als Krimi bezeichnen kann, sehr zügig und packend. Mit den Augen von Christian erlebt man dessen Erlebnisse in China. Es ist für ihn ein regelrechter Kulturschock, als er mit der chinesischen Lebensweise konfrontiert wird und immer wieder versucht, seine europäische Denkweise mit einzubringen, was zumeist bei vergeblichen Versuchen bleiben soll oder aber für große Verwirrung sorgt. Auch mit seinem Vorhaben, immer wahrhaftig zu sein, stößt Christian schon bald an seine Grenzen. Die Geschichte nimmt im Verlauf überraschende Wendungen an, man erlebt das bunte Nachtleben in Shanghai wie auch das Leben der einfachen Menschen in der chinesischen Provinz. Somit gestaltet sich der Roman nicht nur sehr fesselnd, sondern jederzeit auch sehr abwechslungsreich und wird vom Autor einfühlsam wie auch unterhaltsam erzählt.

Und auch seine Charaktere hat der Autor äußerst facettenreich gestaltet. Gerade Christian entwickelt sich im Verlauf der Geschichte weiter, wird reifer und umsichtiger und auch alle weiteren Romanfiguren sind detailreich beschrieben, sind durchaus nicht so wie sie auf den ersten Blick wirken und agieren sehr lebendig und überzeugend.

Fazit: Ein Roman voller Facetten, der mit einer spannenden Handlung und glaubwürdigen Charakteren überzeugt und so ganz nebenbei noch einen kleinen Einblick in die chinesische Lebensweise gib

Bewertung vom 09.09.2013
Mord im besten Alter
Lercher, Lisa

Mord im besten Alter


sehr gut

Todesruh

Nach einem Unfall erholt sich Maja Berg im Seniorenwohnheim „Haus Waldesruh“ nahe Wien. Der rüstigen Rentnerin fällt schon bald auf, dass in Waldesruh nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass in einem Seniorenwohnheim Menschen sterben, aber die Todesfälle häufen sich, zudem verschwinden Wertgegenstände aus den Zimmern der Bewohner und auch das Personal geht nicht immer gerade sanft mit seinen Pfleglingen um. Als es zu einem angeblichen Selbstmord kommt, wird die Rentnerin aktiv.

Maja ist Künstlerin und mit ihrem derzeitigen Leben äußerst unzufrieden. Die bisher sehr agile, selbstständige Rentnerin liegt bewegungsunfähig im Haus Waldesruh, ihr geliebtes Haus mit großem Garten hat sich der Neffe ihres verstorbenen Lebenspartners unter den Nagel gerissen, ihr droht mit 68 Jahren ein Leben im Seniorenheim. Doch je mobiler Maja wird, umso ausgiebiger werden ihre Ausflüge durch das Wohnheim und auch mit den Heimbewohnern knüpft sie bald Bekanntschaften. Bei ihren Streifzügen durch Waldesruh fallen Maja einige Ungereimtheiten auf, die sie bald schon stutzig machen.

Es ist ein ruhiger Krimi, den Lisa Lercher erzählt, aber keineswegs ein spannungsarmer und dabei immer sehr unterhaltsam. Die Autorin lässt sich Zeit, ihren Lesern das Leben im Haus Waldesruh näher zu bringen und einem die Heimbewohner vorzustellen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es sind stellenweise recht eigensinnige Charaktere, welche die Autorin in ihrem Krimi mitwirken lässt, die Ecken und Kanten haben dürfen, lebendig und detailreich beschrieben sind und jederzeit überzeugend, aber stellenweise schwer einschätzbar agieren.

Sei es auf Seiten der Senioren die geistig behinderte Mirli, den Blumenfreund Moser oder die vornehme Hofrätin und aus den Reihen des Pflegepersonal die resolute Schwester Erika, deren ausschweifender Lebenswandel schwer mit ihrem Gehalt vereinbar ist wie auch den Zivi Otto, der nicht gerade zimperlich mit seinen Schutzbedürftigen umgeht. Aber auch den etwas undurchsichtigen Direktor Schönwies lernt man bald näher kennen, welcher von seinen Eltern die Leitung des Seniorenheims übernommen hat und mit seiner verwitweten Mutter in der angrenzenden Villa lebt.

Während des Lesens wird einem schnell klar, dass im Haus Waldesruh einiges nicht stimmt. Die Todesfälle werden von der Heimleitung zwar als Unfall und Selbstmord getarnt, durchaus nicht unwahrscheinlich, aber daran mag man nicht so recht glauben. Doch wer sollte der Mörder sein und vor allem, welches Motiv hätte dieser, da die Todesfälle in absolut keiner Verbindung zueinander stehen? Somit ist Rätselraten bereits nach wenigen Seiten angesagt und man verfolgt gespannt den Ermittlungen von Hobby-Detektivin Maja und dem kettenrauchenden Ex-Taxifahrer Moser.

Der Krimi, der über mehrere Wochen spielt, wird von Lisa Lercher einnehmend und zügig erzählt, wirkt von Anfang an gut durchdacht und entwickelt sich wendungsreich. Die Autorin greift in ihrem Krimi einige brisante Themen auf, ohne hier mit erhobenem Zeigefinger zu agieren und würzt das Ganze mit einem guten Schuss schwarzen Humors. Zudem verliert sich Lisa Lercher nie in zu vielen Details, erzählt sehr bildhaft und atmosphärisch dicht.

Fazit: Ein ruhig erzählter Krimi, der mit einer spannenden, wendungsreichen Story und authentisch handelnden Protagonisten überzeugt.

Bewertung vom 02.09.2013
Mordswiesn / Exkommissar Max Raintaler Bd.5
Gerwien, Michael

Mordswiesn / Exkommissar Max Raintaler Bd.5


sehr gut

Mord auf der Wiesn

Ende September herrscht mal wieder Ausnahmezustand in München: Es ist Oktoberfest und alles trifft sich auf der Wiesn. So auch Ex-Kommissar Max Raintaler und sein Freund, Hauptkommissar Franz Wurmdobler. Durch Zufall treffen Franzi und Max hier auf einen Grünwalder Immobilienwirt, der den Beiden einfach so je 100,00 € zum Verköstigen schenkt. Noch bevor die Freunde das Geld in einige Maß Bier umsetzen können, ist der großzügige Spender tot. Mit einem Bierkrug erschlagen wird der Immobilienmakler hinter dem Bierzelt aufgefunden. Franzi nimmt sofort die Ermittlungen auf und auch Max lässt es sich nicht nehmen, seinen Ex-Kollegen tatkräftig zu unterstützen.

Auch beim fünften Band der Max-Raintaler-Reihe dreht sich in der Hauptsache wieder alles um den sportlichen, trinkfesten Ex-Kommissar. Als waschechter Münchner verbringt Max die meiste Zeit auf der Wiesn, natürlich nur des Falls wegen. Aber wenn man schon mal dort ist, kann man ja das ein oder andere Maß Bier auch noch genießen, schließlich macht die viele Fragerei ja mächtig durstig. Und auch ein Wiesnflirt in Form einer schönen Italienerin lässt Max sich nicht entgehen, mit seiner Teilzeitlebensgefährtin Moni führt er ja eher eine unkomplizierte Partnerschaft. Neben den Oktoberfestbesuchen und dem Unterhaltungsprogramm für die Italienerin Bellina kümmert sich Max aber auch um den Mordfall. Schließlich ist es Ehrensache, den Mörder des edlen Spenders dingfest zu machen.

Doch dies gestaltet sich ein wenig schwierig. Keiner hat an dem Mordabend etwas Auffälliges beobachtet, Verdächtige gibt es aber allemal viele, da der Schorsch Huber durch sein rücksichtsloses Geschäftsgebaren nicht gerade beliebt war, dummerweise haben aber alle Verdächtige ein Alibi. Also doch der große Unbekannte, der auf der Wiesn im Streit mit dem Immobilienmakler zu fest zugeschlagen hat? Max glaubt nicht dran und der Leser schnell auch nicht mehr. Denn Michael Gerwien lässt ab und an auch den Mörder zu Wort kommen, ohne hierbei jedoch seine Identität oder sein Motiv für die Tat preiszugeben. Somit verlaufen die Ermittlungen in alle Richtungen und Max muss feststellen, dass irgendwer unbedingt verhindern will, dass er in der Sache weiter ermittelt und der Ex-Kommissar hat bald schon nicht nur wegen dem Kater danach mächtige Kopfschmerzen.

Man muss diesen grantigen, eigensinnigen, lebenslustigen, musizierenden Lebemann und Hypochonder Max Raintaler schon mögen, ansonsten wird man nicht viel Spaß mit dem Krimi haben, da dieser komplett auf den Thalkirchener Ex-Kommissar ausgelegt ist. Aber der Autor verliert bei den Ausflügen ins Privatleben von Max nie den Kriminalfall aus den Augen und so ist man auch regelmäßig bei Max Nachforschungen dabei, die sich alles andere als einfach handhaben und zudem für ihn auch noch recht gefährlich werden. Deswegen gestaltet sich der Krimi jetzt aber nicht unbedingt hochspannend, der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Unterhaltungswert. Entsprechend locker, leicht und witzig ist auch der Schreibstil von Michael Gerwien zu beschreiben. Zudem ist die Geschichte auch immer mal wieder durchsetzt mit einigen Schmankerln über das Oktoberfest und der Münchner Lebensart sowieso.

Fazit: Unterhaltsamer Oktoberfest-Krimi, bei dem die Spannung nicht unbedingt im Vordergrund steht und der Fokus klar auf den Protagonisten gelegt wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2013
Dünengrab / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.1
Koch, Sven

Dünengrab / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.1


ausgezeichnet

Geheimnisvoller Nebel

Der Küstennebel zieht über den friesischen Ort Werlesiel als nachts eine junge Frau verletzt vor Fokko Broers Haus erscheint und genauso schnell wieder verschwindet. In derselben Nacht geht in der kleinen Polizeistation der Hilferuf einer jungen Frau ein und am nächsten Morgen erreicht die Polizeiwache eine Vermisstenmeldung. Stehen diese Vorkommnisse in Verbindung zueinander? Die Polizeichefin Femke Folkmers vermutet dies, vor allem, da einige Indizien darauf hinweisen, welche Femke entdeckt. Die Vermisstenmeldung gerät durch Zufall an die Oldenburger Polizei und der Chef der Kripo schickt Tjark Wolf und seinen Kollegen Fred nach Werlesiel, um der Angelegenheit nachzugehen. Die Vermisstensache entwickelt sich schon bald darauf zu einem Mordfall, als in den Dünen der Friedhof eines Serienmörders entdeckt wird.

Der Prolog beginnt äußerst düster, geheimnisvoll und rätselhaft als eine junge Frau mitten im dicht wabernden Nebel vor der Haustür von Fokko Broer erscheint, offenbar schwer misshandelt und von rotglühenden Augen direkt nach ihrem Auftauchen in den Nebel zurückgezogen wird. Nach dem kurzen Prolog wechselt Sven Koch zur eigentlichen Story und stellt einem nach und nach seine Protagonisten Femke, Tjark und Fred vor.

Aber nicht nur das Leben im beschaulichen Werlesiel wie auch den Polizeialltag von Fred und Tjark lernt man früh kennen, auch den Serienmörder präsentiert der Autor seinem Leser schon bald. In wechselnden Handlungssträngen verfolgt man nunmehr die akribischen Ermittlungsarbeiten wie auch die Handlungen des Mörders, ohne hierbei jedoch dessen Identität zu erfahren. Wenn man allerdings der Story aufmerksam folgt, kann man schnell das Motiv erahnen wie auch die Identität des Mörders. Allerdings hat dies für mich keineswegs die Spannung aus dem Krimi genommen, da man sich hierüber bis zum Schluss absolut nicht sicher sein konnte.

Nach dem fesselnden Prolog ebbt die Spannung erst einmal wieder etwas ab, nur um im Verlauf der Story kontinuierlich immer mehr anzuziehen, sodass man recht bald einen hochspannenden Krimi in Händen hält. Die Ermittlungen verlaufen in einige Richtungen, die Story ist wendungsreich erzählt und versehen mit einem eingängigen, unterhaltsamen Schreibstil und Charakteren, die facettenreich ausgearbeitet sind und lebendig und überzeugend agieren. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Sven Koch den fiktiven Ort Werlesiel atmosphärisch dicht beschreibt, ohne hierbei zu ausschweifend zu werden und man sich hierdurch die friesische Küste wunderbar vorstellen kann. Hinzu kommen noch ein paar Schauergeschichten der friesischen Fischer über die Nordsee.

Fazit: „Dünengrab“ bietet rundum beste Krimiunterhaltung: Spannende, komplexe und atmosphärisch dicht erzählte Story sowie originelle, überzeugend agierende Charaktere, deren Privatleben auch nicht zu kurz kommt.

Bewertung vom 25.08.2013
Sissis Tod
Barta, Bernhard

Sissis Tod


sehr gut

Das weiße Gold

In Bad Ischl dreht ein deutsch-amerikanisches Filmteam „Sissis Tod“. Als wäre dies für Ischl und dem Nachbarort Gmunden nicht schon Aufregung genug, wird die Hauptdarstellerin Vera Kaprisky tot am Siriuskogl gefunden. Die Oberen von Gmunden hoffen auf Selbstmord oder Unfall, denn kurz vor dem Kaiserlichen Geburtstag wäre ein Mord fatal für den erhofften Tourismus. Der Gmundner Inspektor Gustl Brandner ermittelt und muss bald feststellen, dass die Hollywood-Schönheit tatsächlich ermordet wurde. Und es gibt einige Verdächtige in dem verschlafenen Kleinstädtchen, denn Vera lebte vor ihrer großen Karriere in Gmunden und war der Männerwelt nicht abgeneigt.

Ein Mord kurz vor den Kaiserlichen Geburtstagsfeierlichkeiten? Ein Unding für Bürgermeister, Kurdirektor und Tourismusdirektor. Entsprechend unter Druck muss der eigensinnige Gustl Brandner zusammen mit seinem etwas tapsigen Wachtmeister Birngruber ermitteln. Unterstützung, ob sie nun gewünscht ist oder nicht, erhält Brandner zumeist vom ortsansässigen Stammtisch bei einem genüsslichen Essen und einigen Schnäpsen. Die Gerüchteküche kocht, zumal wirklich jeder im Ort Vera von früher kannte und einige bis viele männliche Bewohner in ihrer Jugend ein Verhältnis mit der schönen Schauspielerin hatten. Natürlich wird der Fall sofort von der Boulevardpresse aufgegriffen und schnell macht dazu noch das Gerücht die Runde, dass die Hollywood-Diva hohe Schulden hatte.

Es ist so beschaulich in Gmunden. Jeder kennt Jeden, es wird geschlemmt und getrunken, einen Grund dafür gibt es immer und man trauert ein wenig den Tourismusschwärmen der vergangenen Tage nach. Anschaulich und bildhaft beschreibt Bernhard Barta das Salzkammergut, sodass man schnell den Wolfgangsee, das Weiße Rössl und die umliegende Landschaft wie auch Bad Ischl und Gmunden vor Augen hat. Und auch der Schreibstil des Autors ist flott, oftmals witzig und immer wieder durchsetzt mit österreichischem Dialekt und Lebensart. Somit bekommt man Lokalkolorit vom Feinsten geboten.

Als hochspannend kann man den Krimi jetzt nicht unbedingt bezeichnen, jedoch ist die Story immer unterhaltsam und recht wendungsreich. Hinzu kommt, dass Bernhard Barta seinen Lesern im Verlauf seiner Geschichte immer wieder neue Verdächtige präsentiert, welche durchaus auch ein Motiv hätten und wenn dies nicht der Fall ist, dann hat der eine oder andere zumindest einiges zu verbergen.

Etwas klischeehaft sind jedoch stellenweise die Charaktere gehalten. Gerade was die Oberen von Gmunden angeht. Sei es da der aufbrausende Bürgermeister, der seine Machtstellung gerne ausnutzt, sei es der cholerische Kurdirektor, der sich für unwiderstehlich hält. Und auch bei der Filmcrew wirken einige Personen etwas schablonenhaft gezeichnet.

Origineller ist da schon Gustl Brandner angelegt. Der 46-jährige Single hat mit der Frauenwelt so seine Probleme, ist äußerst schüchtern und liebt gutes Essen und Karikaturen zeichnen, diese sind auch im Buch abgebildet. Als Spross einer wohlhabenden Wiener Familie hat er sich gegen das familiäre Antiquitätengeschäft entschieden und seinen Traum als Ermittler erfüllt. Von dem Druck des Bürgermeisters, der auf einen schnellen Ermittlungserfolg Wert legt, lässt Brandner sich kaum beeindrucken und ermittelt in seiner ruhigen, behänden Art stur in alle Richtungen.

Fazit: Gelungener Auftakt der Salzkammergut-Krimireihe rund um den sympathischen Inspektor Gustl Brandner

Bewertung vom 20.08.2013
Wildwasserpolka
Küpper, Michaela

Wildwasserpolka


sehr gut

Tue das Unerwartete

Für die Unternehmersfrau Galina Waskovic soll die Privatdetektivin Johanna „Jojo“ Schiller deren Mann überwachen. Allerdings erwischt Johanna diesen nicht beim Fremdgehen, sondern beim Planen eines Doppelmords. Und plötzlich steckt die Privatdetektivin in einem Mordfall, bei dem alle Indizien auf sie als Mörderin hinweisen. Mit einer Leiche im Kofferraum flieht Johanna, doch egal wohin sie sich wendet, immer scheint Waskovic ihr einen Schritt voraus zu sein. Johanna sieht nur noch eine Chance ihre Unschuld zu beweisen, aus der Gejagten muss die Jägerin werden.

Eigentlich wieder einmal ein ganz normaler Auftrag, der merkwürdigerweise äußerst gut bezahlt wird. Doch hierüber wundert sich Johanna erst einmal nicht und beginnt ohne ihr Team die routinemäßige Überwachung des Besitzers eines Holzunternehmens. Doch urplötzlich bricht für Jojo ihre bisher heile Welt zusammen. Nicht nur, dass sie plötzlich eine Leiche im Kofferraum hat, den Toten sogar kannte, zudem werden Johannas Mann Markus äußerst pikante Bilder zugespielt, die Johanna mit einem anderen Mann zeigen. Und egal, was die erfahrene Detektivin auch unternimmt, immer wissen ihre Gegner haargenau, wo sie sich bei ihrer Flucht gerade befindet. Und das Schlimmste daran, Johanna hat überhaupt keine Ahnung, warum diese ganzen Dinge plötzlich geschehen.

So unwissend Johanna ist, so unwissend sind auch die Leser dieses sehr rasant erzählten Krimis. Die Gründe, warum plötzlich irgendwelche Leute hinter ihr her sind, sind unklar, auch, warum Waskovic ihr unbedingt den Mord an Thomas Müller in die Schuhe schieben will. Und so verfolgt man die oftmals ziemlich chaotische Flucht von Jojo, rätselt ob der Gründe für diese ganzen Ereignisse und bekommt hierbei zumeist beste Krimiunterhaltung geboten, gepaart mit viel Lokalkolorit aus dem Siegtal.

So rasant der Krimi beginnt, so temporeich entwickelt sich die Story bis zum Schluss weiter. Die Geschichte, welche Jojo selbst erzählt, entwickelt sich kaum vorhersehbar, immer wieder nimmt die Geschichte eine neue Richtung an und dachte man anfangs noch, die Ehefrau des skrupellosen Waskovic steckt mit ihm unter einer Decke, wird im Verlauf eines besseren belehrt. Unverständlich ist lange Zeit, wie Jojo’s Verfolger ihr immer einen Schritt voraus sein können, doch auch dies löst sich – wie alle weiteren Unklarheiten – im Verlauf schlüssig auf.

Obwohl die actionreichen und spannenden Erlebnisse von Jojo selbst erzählt werden, bleibt die junge Privatdetektivin anfangs noch ein wenig blass und schwer einschätzbar. Doch dies legt sich mit der Zeit und man lernt eine zwar ziemlich toughe, aber auch nachdenklich, ängstliche junge Frau kennen, die unter den Vorwürfen ihres Mannes Markus leidet, ihren kleinen Sohn Yannick schmerzlich während ihrer Flucht vermisst und oft davor steht, aus lauter Verzweiflung aufzugeben.

Fazit: Ein temporeicher wie auch wendungsreicher Krimi, der seine Protagonistin quer durchs Siegtal schickt.

Bewertung vom 19.08.2013
Die Eheprobe
Gideon, Melanie

Die Eheprobe


sehr gut

Ehefrau 22

Alice Buckle ist Ehefrau, Mutter zweier Kinder, halbtags Schauspiellehrerin in einer Grundschule und ein absoluter Facebook-Junkie. Und zudem ist Alice nicht mehr glücklich in ihrer Ehe. Da kommt die Online-Studie über die Ehe im 21. Jahrhundert gerade richtig. Unter dem Pseudonym „Ehefrau 22“ meldet sie sich bei der Studie an und beantwortet fortan die Fragen, welche ihr Forscher 101 zusendet. Diese Fragen sorgen dafür, dass Alice über ihre Ehe nachdenkt und sich dummerweise auch noch in Forscher 101 verliebt. Dabei weiß sie absolut nichts über ihn, aber irgendwie scheint er sie besser zu verstehen als jeder andere.

Alice ist eine ganz normale Ehefrau Mitte Vierzig. Ihr Alltag besteht aus ihrer Arbeit als Lehrerin in einer Grundschule und der Erziehung ihrer 15-jährigen Tochter Zoe und ihrem 12-jährigen Sohn Peter. Sie schlägt sich mit ganz normalen Sorgen herum, wie zum Beispiel, ob ihrer Tochter magersüchtig oder Peter schwul ist. Na ja, so ganz normal wären diese natürlich nicht, aber Alice interpretiert in harmlose Äußerungen viel zu viel hinein. Zudem hat sie in der Schule ziemlich viel Stress, da sie mit allen Grundschulklassen je ein Theaterstück aufführen muss. Und wem gibt man nur die Statistenrolle? Der Zorn der enttäuschten Eltern ist ihr jetzt schon sicher. Große Hilfe kann sie von ihrem Mann William nicht erwarten. Dieser arbeitet in der Medienbranche, Alice fühlt sich bei seinen Kollegen immer irgendwie deplatziert und unsicher. Tja, und hinzu kommt halt auch noch, dass William und Alice sich immer weiter voneinander entfernen, kaum noch miteinander reden.

Hört sich etwas deprimierend an, ne, ist es überhaupt nicht, denn die sympathische Alice erzählt ihre Geschichte selbst. So verfolgt man sie nicht nur bei ihrem chaotischen Alltagsleben, sondern liest die Antworten auf die Fragen der Studien und erfährt anhand der Statusmeldungen auf Facebook auch immer, was ihre Freunde und vor allem ihr Mann denken. Und auf Facebook ist Alice ständig. Selbst während einer Feier mit Freunden muss immer wieder die Facebook-App via Handy aktiviert werden, Alice muss halt immer auf dem Laufenden sein. Zumeist gestaltet sich die Story sehr unterhaltsam und humorvoll, ab und an stagniert die Geschichte auch ein wenig, bleibt dabei aber meist dennoch interessant und wendungsreich. Und auch, wenn man sich bald vorstellen kann, wie die Geschichte schlussendlich ausgeht, ist der Weg dahin zumeist sehr unterhaltsam.

Die Fragen, welche Alice als Ehefrau 22 von Forscher 101 gestellt bekommt, sind zwar anonym, aber auch sehr privat. Und anhand dieser Fragen erfährt man unter anderem auch wie William und Alice sich kennengelernt haben, wie glücklich und unbeschwert ihre ersten gemeinsamen Jahre waren und wie sie sich im Verlauf der Ehe immer mehr voneinander entfernt haben. Alice beantwortet die Fragen zumeist sehr selbstkritisch, stellenweise auch herrlich sarkastisch.

Die Story ist entsprechend ihrer Protagonistin chaotisch, gefühlsbetont und zumeist äußerst humorvoll. Alice gerät während der Studie in ein regelrechtes Gefühlschaos, mal bemitleidet sie sich selbst, dann ist sie wütend, besorgt, nachdenklich, ärgerlich, aber nur selten wirklich glücklich. Und ja, da ist ja noch der verständnisvolle, sympathische Forscher 101. Entsprechend der emotionalen Story sind auch die weiteren Charaktere warmherzig und detailreich beschrieben. Neben Alice vor allem ihre beste Freundin Nedra. Diese bringt Alice öfter mal auf den Boden der Tatsachen zurück, hat einen herrlich trockenen, fast schon zynischen Humor und arbeitet erfolgreich als Scheidungsanwältin. Wird Alice möglicherweise ihre nächste Mandantin?

Fazit: Eine prima Sommerlektüre: locker leicht, unterhaltsam und voller Gefühl.

Bewertung vom 14.08.2013
Pechsträhne / Kommissar Lenz Bd.15
Gibert, Matthias P.

Pechsträhne / Kommissar Lenz Bd.15


sehr gut

Die Gier nach Geld und Macht

Eines Morgens wird der Bankmanager Sven Vontobel von der Reinigungskraft tot in seiner Villa gefunden. Die Kommissare Paul Lenz und Thilo Hain ermitteln fortan in Bankerkreisen und stellen schnell fest, dass Vontobel ziemlich unbeliebt war. Nicht nur bei seinen Kollegen, sondern auch bei seinen Kunden, denn der Banker hatte ziemlich umstrittene Methoden angewendet, um so viel Profit wie möglich für sich selbst und der Nordhessenbank herauszuholen. Ob dabei seine Kunden viel Geld verlieren könnten, störte Vontobel nicht. Kurze Zeit später sterben zwei weitere Mitarbeiter der Nordhessenbank, offensichtlich ein Doppelmord, der als Unfall getarnt werden sollte.

Hauptkommissar Paul Lenz muss sich in seinem elften Fall mit einem äußerst arroganten, skrupellosen, machtbesessenen Bankdirektor auseinandersetzen, welcher nur die nötigsten Informationen preisgibt und Lenz wie auch Thilo Hain ein ums andere Mal abblitzen lässt. Hiervon lassen sich die beiden Kommissare aber keinesfalls beirren und ermitteln unerbittlich in den Reihen der Nordhessenbank. Doch ist hier wirklich der Täter zu finden oder wurde Sven Vontobel gar von einem geprellten Kunden ermordet und in welchem Zusammenhang zu diesem Fall steht der offensichtliche Doppelmord? Lenz und Hain ermitteln in alle Richtungen und nehmen dabei auch das Privatleben des Bankdirektors genauestens unter die Lupe und stoßen hierbei auf ein wohlgehütetes Geheimnis.

Matthias P. Gibert greift in seinem aktuellen Lenz-Krimi wieder einmal ein brisantes Thema auf und zeigt dabei, wie schnell es gehen kann, gutgläubig dem Reiz nach dem großen Geld zu verfallen. Das böse Erwachen kommt schneller als einem lieb ist, die Banken sind mit entsprechenden Klauseln bestens abgesichert und ehe man es sich versieht, ist das hart ersparte Geld auf und davon. Nur die Bank und der Kundenberater freuen sich.

Der Fall entwickelt sich wieder einmal sehr gut durchdacht und ist komplex angelegt, aber durch die beschriebenen Einzelschicksale wirkt der Krimi auch stellenweise sehr eindringlich und bedrückend. Die Spannung kommt ebenfalls nicht zu kurz und die spitzfindigen Dialoge zwischen Lenz und Hain, die nicht nur Kollegen, sondern auch sehr gute Freunde sind, sorgen zudem für beste Krimiunterhaltung.

Fazit: Ein brisantes Thema spannend, komplex und eindringlich umgesetzt, wobei das lockere Geplänkel der Kommissare die bedrückende Stimmung immer wieder aufheitert.