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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 989 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


sehr gut

»Nun stieg ihm ein seltsamer Geruch in die Nase, wie nach angebrannter Milch. Oder einem Kuchen, der im Rohr … Er erschrak und lief in die Küche. Hatte sich eine Herdplatte aktiviert? Einen Schwelbrand brauchte er jetzt wirklich als Letztes. Doch in der Küche war alles wie immer.«

Als sehr großer Klufti-Fan musste ich natürlich auch lesen, was meinen Lieblingskommissar so an Weihnachten umtreibt. Überraschend war es nicht, aber äußerst unterhaltsam.

Das Buch ist unterteilt in „24 Katastrophen“, lässt sich also auch schön als Adventskalender lesen. Wer es besinnlich mag, ist hier allerdings falsch, denn im Hause Kluftinger geht so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann. Dabei mag der Allgäuer Kommissar das Fest so sehr, fühlt sich im (von Erika) weihnachtlich dekorierten Haus wohl, freut sich auf das (von Erika geplante und vorbereitete) gemeinsame Fest mit der Familie und die vielen leckeren Dinge, die Erika so zaubert.

Doch gleich im ersten Katastrophenkapitel zeichnet sich ab, dass dieses Weihnachten bei Kluftingers anders sein wird, als alle zuvor. Zwei Tage vor Heiligabend sind die Eheleute bei ihren üblichen Aktivitäten (sie schmückt den Baum, er nascht), als Erika von der Leiter stürzt. Der herbeigeeilte Dr. Langhammer, Nachbar und Lieblingsfeind Kluftis, zögert keinen Moment und weist sie ins Krankenhaus ein.

In Klufti macht sich Panik breit. Erika versorgte ihn noch mit einer umfangreichen weihnachtlichen To-do-Liste, wie soll er all das hinbekommen? Und Besuch aus Japan hat sich auch noch angekündigt!
»Andererseits: Er löste die kniffligsten Kriminalfälle, da würde es ihm wohl ein Leichtes sein, ein paar Kugeln und Strohengel an den Baum zu hängen.«
Nun, ich will nicht vorgreifen, aber dass es am Ende überhaupt so etwas wie ein Weihnachtsfest gibt, lässt sich wohl nur als Wunder bezeichnen. Krimi gibt es hier keinen, es sei denn, man rechnet heimische Sachbeschädigung und fahrlässige Körperverletzung durch sehr speziell zubereiteten Glühwein mit ein ;-)

Fazit: Witzig und chaotisch. Wer Klufti mag, wird wie ich großen Spaß an dem Buch haben.

Bewertung vom 07.11.2021
Das fünfte Glas / Kommissar Haderlein Bd.5
Vorndran, Helmut

Das fünfte Glas / Kommissar Haderlein Bd.5


sehr gut

»Insgesamt hatten sie sechs Leichen, die alle zur gleichen Zeit umgebracht worden waren. Fünf durch eine Schusswaffe, eine mit Pfeil und Bogen. Keine offensichtlichen Spuren, keine Zeugen, keine Anhaltspunkte. Sie hatten sechs Ermordete, und die Kriminalpolizei stand auf dem Schlauch.«

Ein Blutbad inmitten der Coburger Studentenverbindung „Rhenania Bavaria“ sorgt für reichlich Arbeit bei dem Bamberger Ermittlerteam rund um Kriminalhauptkommissar Franz Haderlein. Die erfahrenen Polizisten haben schnell einen Verdacht, was den Mörder angeht, Tathergang und Motiv scheinen recht klar zu sein. Was allerdings völlig fehlt, ist auch nur der Ansatz eines Beweises…

Bei diesem Buch erwartet den Leser ein interessanter Mix aus Rachestory und Ökothriller. Wie hängt ein amerikanischer Agrarkonzern, der sich im schönen Frankenland ausbreitet, in der Handlung drin? Und dann die ungewöhnlichen Vorgänge in einem Bienenstock… man ahnt natürlich gleich, in welche Richtung es hier geht, dieser Realitätsbezug macht alles noch eine Spur dramatischer. Zusätzlich ist noch ein Auftragskiller unterwegs, für Spannung ist also gesorgt.

Blöd war nur, dass ich persönlich einen Fehler gemacht hatte. Es gibt Reihen, da ist es nicht schlimm, wenn man ein Buch aus der Mitte liest, ohne die Vorgänger zu kennen. Bei diesem fünften Band der Reihe, der mein erster war, stand ich anfangs mächtig auf dem Schlauch. Durch Rückblenden und spätere Erklärungen besserte sich das zwar im Lauf des Buchs, ich hatte aber immer wieder das Gefühl, dass mir irgendeine Info fehlen würde. Da mir Logik und eine schlüssige Handlung wichtig sind, war das nicht schön. Dieser Band schließt wohl direkt an den unmittelbaren Vorgänger „Drei Eichen“ an und setzt dessen Handlung fort. Einschließlich der Auflösung, weshalb ich mir diesen vierten Band nun sparen kann.

Ich habe dann auch eine Weile überlegt, wie ich jetzt werten soll. Der Anfang zog sich für mich, was aber sicher daran lag, dass ich mitten in die Handlung geworfen wurde. Ständig gab es Bezüge auf frühere Ereignisse und hinter den Personen standen für mich diverse Fragezeichen, weil sie gerne mit Spitznamen bezeichnet wurden. Ich habe mich dann aber doch für vier Sterne entschieden, weil ich den Grundton des Buchs sehr mochte. Die Charaktere sind jeder für sich ein Original, manchmal wird es skurril, manchmal richtig böse und bei Ferkel Riemenschneider (großartiger Spurensucher mit Polizeihundeausbildung) ging mein Herz auf. Ich denke, ich setze den ersten Band der Reihe mal auf meine Liste.

Fazit: Sehr interessanter Mix aus Rachestory und Ökothriller, nett skurril und manchmal richtig böse. Aber unbedingt zumindest den direkten Vorgängerband lesen!

Bewertung vom 19.10.2021
In manchen Nächten
Kristensen, Monica

In manchen Nächten


sehr gut

»Knut nickte, aber er hatte das Gefühl, dass irgendetwas an der Geschichte nicht stimmte. Er wusste nicht was, vielleicht lag es nur an der Stimmung oder der Körpersprache der drei Russen.«

In Barentsburg, der russischen Enklave auf Spitzbergen, verstarb ein Arbeiter nach einem Sturz in einen Betonmischer. Der norwegische Kommissar Knut Fjeld fliegt vom Festland ein, um den Sachverhalt, der vor Ort als einfacher Arbeitsunfall dargestellt wird, zu untersuchen. Sofort springen Knut diverse Ungereimtheiten ins Auge, ein böser Verdacht wird schnell zur Gewissheit: Dieser Arbeiter verstarb nicht aufgrund eines bedauerlichen Unfalls, sondern er wurde ermordet. Doch weshalb verhalten sich die Russen so merkwürdig? Sie scheinen nicht sehr kooperativ zu sein, wollen sie etwas vertuschen? Oder täuscht der Eindruck und der schlechte Eindruck resultiert aus kulturellen Unterschieden?

Dieser Krimi hatte mich aufgrund des Schauplatzes gereizt. In dieser Beziehung wurde ich auch nicht enttäuscht, die Autorin ist selber Polarforscherin und schaffte es mühelos, ihre Kenntnisse dieser doch sehr speziellen Umgebung in Worte zu fassen. Es gibt sehr viele Infos zu Landschaft und Klima, zu Geschichte und Politik und dazu noch reichlich Details zur russischen Kultur. Dem Krimi zu folgen ist dabei nicht immer ganz einfach. Vor allem zu Beginn fiel mir das schwer, ich musste mich erst einmal einlesen und an für mich ungewöhnliche Namen gewöhnen. Doch dann kam der Moment, als mich auch der Krimi packte und ich die tolle, sehr dichte Atmosphäre genießen konnte.

Auch mit Knut wurde ich nicht von Anfang an warm. Er ist kein Charakter, den ich sofort ins Herz schließen kann, dafür trinkt er schlicht zu viel. Aber nach und nach wurde das besser, denn er wirkt ehrlich. Bei seinen Ermittlungen gerät er in Lebensgefahr und muss so einiges mitmachen. Es bleibt nicht bei dem einen Todesfall und in einer Nebenhandlung geht es außerdem um illegalen Fischfang. Diese Nebenhandlung unterbricht natürlich auch wieder die Mordermittlungen, beim Lesen musste ich mich einige Male ordentlich konzentrieren. Umso mehr konnte ich nachempfinden, wie in der Handlung alles auf Knut einstürzen muss. Der fühlt sich als einzelner Ermittler vor Ort einsam und zeitweise total überfordert. Die Witterung lässt es nicht zu, dass er abreist, er bekommt nur schwer Kontakt zu seiner Dienststelle und er weiß nicht, wem er vertrauen kann. All das führt zu einem geradezu klaustrophobischen Empfinden, das ich beim Lesen mitfühlte.

Die Morde sind recht blutig, irgendwo passt das zu der rauen Umgebung. Die Spannung wird erneut durch die Atmosphäre begünstigt
»Angst zog in die Siedlung ein, als würde die Polarnacht rund um die Stadt tiefer und dunkler.«
und durch die Unsicherheit aufgrund der kulturellen Unterschiede
»Ich an Ihrer Stelle wäre sehr vorsichtig. Sie sind unter fremden Menschen mit einer anderen Kultur. Es gibt vieles, das Sie nicht verstehen.«
Die Auflösung empfand ich als stimmig, sie verbindet mehrere Handlungsstränge und ließ mich das Buch am Ende zufrieden zuklappen.

Fazit: Spannender und anspruchsvoller Krimi mit toller Atmosphäre.

Bewertung vom 10.10.2021
Pleiten, Pech & Leichen
Schwab, Elke

Pleiten, Pech & Leichen


gut

»Jetzt heißt es für mich, nicht aufzufallen. So was Doofes aber auch. Mein ganzes Leben besteht darin, ständig irgendwo unangenehm anzuecken. Wie soll ich mir das ausgerechnet jetzt verkneifen können?«

Es gibt so Bücher, die ziehen ein und man legt sie auf den „Irgendwann-mal-Stapel“, weil sie erst einmal wenig reizvoll erscheinen. Bei diesem Buch hatten Cover und Klappentext mir vermittelt, dass ich mit der Protagonistin vermutlich nicht warm werden würde. Das bestätigte sich auch, trotzdem empfand ich das Buch als recht unterhaltsam.

Jennifer Klein ist 35, arbeitet als Aushilfe in einer Bäckerei und gaunert sich ansonsten durchs Leben. Sie ist oberflächlich, wenig intelligent und ein typischer Gedankengang sieht ungefähr so aus: „Ich muss jetzt irgendwie diese sauteuren Pumps klauen, damit ich sie anschließend bei Ebay verkaufen kann und mit dem Geld mache ich dann am Wochenende eine Kneipentour und lande mit einem heißen Typen im Bett.“ Nein, mit dieser Frau verbindet mich so ziemlich gar nichts. Gut, sie hat einen Hund, den sie liebt, aber Gassi gehen passt nicht in ihr Lebenskonzept, für sein Bedürfnis kann der kleine Kerl durch eine Katzenklappe in den Garten laufen. Und wenn er neben ihr auf der Couch kuschelt, teilt sie ihre Schokolade mit ihm. (Liebe Autorin, bitte googeln Sie doch mal Hunde + Schokolade!)

Die Protagonistin ging also für mich gar nicht, aber wie sie durchs Leben stolpert und dabei den ein oder anderen Todesfall verursacht, las sich flott und ließ mich von Zeit zu Zeit schmunzeln. Ihre Oma tickt übrigens ganz ähnlich, das liegt wohl in der Familie. Und da der Stil sehr leicht war und ich nichts anderes erwartet hatte, eignete es sich gut, um es mal schnell zwischendurch zu lesen. Kurz vor dem Ende rutschte meine Bewertung dann doch noch auf 2,5 Sterne ab, Grund war der folgende Dialog zwischen Jenny und einem frisch gefeuerten Klinikarzt nach einem gewissen Fehlverhalten während der Dienstzeit:
»Ich bin gefeuert.«
»Das tut mir leid.«
»Mir nicht. Unsere Nacht war so heiß, das wollte ich nicht verpasst haben.«

Sollte ich jetzt ab- oder aufrunden? Ich habe mich für Letzteres entschieden, da ich bei dem Buch keinen Anspruch erwartet hatte und es sich flott las. Und die Krimihandlung ist zumindest ungewöhnlich, da es nicht darum geht, ein Verbrechen aufzuklären, sondern irgendwie mit heiler Haut aus dem Schlamassel herauszukommen.

Fazit: Wie erwartet ging die Protagonistin für mich gar nicht, aber das Buch war dann doch streckenweise unterhaltsam.

Bewertung vom 10.10.2021
Als die Flut kam / Kommissar Peter Lüders Bd.1
Hanke, Kathrin

Als die Flut kam / Kommissar Peter Lüders Bd.1


weniger gut

»Johannes erstarrte. Dieses Mal war es nicht, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Ein anderes Gefühl stieg in ihm auf. Eines, dass er die ganze Zeit unterdrückt hatte und jetzt an die Oberfläche drang: blanke Wut.«

Über dieses Buch habe ich mich streckenweise wirklich geärgert. Das liegt, da bin ich mir sicher, an den Erwartungen, die ich hatte. Aufgrund des Klappentextes rechnete ich mit drastischen Beschreibungen der Flutkatastrophe, ich ging auch davon aus, dass die erwähnte junge Frau gleich zu Beginn des Buchs ermordet würde und der motivierte Kommissar mächtig ermittelt. „Krimi“ stand auch noch auf dem Buch, da durfte ich doch einen erwarten, oder?

Ich beginne mal mit ein paar Zahlen. Das Buch endet mit Seite 257, inklusive Nachwort. Danach gibt es noch eine Leseprobe für ein anderes Werk der Autorin. Nach mehr als 80 Seiten gab es für mich den ersten kurzen, spannenden Moment. Der angebliche Krimi samt Ermittlungen findet dann auf den letzten 100 Seiten statt, ordentliche Polizeiarbeit suchte ich vergeblich.

Auch die Flut findet nur am Rand statt. Es wird zwar erwähnt, wie verheerend diese Katastrophe war, aber die Schilderungen sind dürftig. Im Grunde dreht es sich die ganze Zeit über nur um die Beziehung einiger Personen zueinander. Rückblenden unterstützen dies, beginnend in der Schlussphase des 2. Weltkriegs. Welche schicksalshaften Weichen wurden dort für das spätere Leben gestellt? Wie entwickelten sich die Charaktere, welche Wünsche haben sie und was sind sie bereit, dafür zu tun?

Leider muss ich sagen, dass mich auch dieses Beziehungsgeflecht nicht fesseln konnte. So, wie die Charaktere angelegt sind, konnte mich nichts in ihrer Entwicklung überraschen. Im Klappentext wird von menschlichen Abgründen gesprochen, die waren sicher da, konnten mich aber nicht schockieren, da sie sich so früh abzeichneten. Zudem bremst hier der Klappentext das Potential möglicher Überraschungen erheblich aus und verrät zu viel.

Fazit: Große Enttäuschung. Der Klappentext verleitet zu völlig anderen Erwartungen und selbst für einen „normalen“ Roman bieten die Charaktere keine Überraschungen.

Bewertung vom 03.10.2021
Tod nach Schulschluss / Schneidmann & Käfer Bd.3
Drews, Christine

Tod nach Schulschluss / Schneidmann & Käfer Bd.3


sehr gut

»Vorsichtig öffnete Krane die Klappe. Es erklang ein schmatzendes Geräusch, als einige der Klingen aus dem Fleisch des Opfers gezogen wurden. Das war das Erste, was Charlotte bemerkte, und ein kalter Schauer rieselte ihren Rücken hinab.«

Charlotte Schneidmann und Peter Käfer von der Kripo Münster haben in ihrer Berufslaufbahn schon so manches gesehen, aber der ermordete Siebzehnjährige in einem mittelalterlichen Folterinstrument verlangt ihnen alles ab. Im Keller seines Nobelinternats wurde er gefunden, einem alten Schloss mit ebenso alter Folterkammer. Die Eltern, alle reich und wichtig, zahlen viel Geld für eine Schulausbildung, die dem Nachwuchs den direkten Weg in eine goldene Zukunft ebnen soll. Einen Skandal kann der Leiter der Schule gar nicht brauchen. Und es wird noch dicker kommen…

Wow, das war spannend. Und blutig. Sensible Gemüter sollten besser zu einem anderen Buch greifen. Die Autorin spart nicht mit deutlichen Worten, die Morde im Buch (natürlich gibt es nicht nur den einen) sind nicht ohne. Dazu trieft die Kritik am System dieser Eliteschule aus jeder Seite. Der hier gezeigte Umgang mit den Schülern ist äußerst fragwürdig und die Resultate nicht verwunderlich.

Zunächst aber steht der Leser vor der kniffligen Frage, wer den Schüler Max ermordete – und vor allem, weshalb. Oder war das Ganze ein ungewöhnlicher Unfall oder ein bizarrer Selbstmord? Als eine weitere Tat bekannt wird, tauchen noch mehr Aspekte auf. Gibt es Zusammenhänge? Warum hat niemand etwas gesehen oder gibt es zumindest vor? Die Antworten werden die Ermittler am Ende ordentlich schockieren.

Die beiden fand ich übrigens sehr sympathisch, sie wirkten wie ganz normale Menschen mit (abgesehen vom Beruf) normalen Problemen. Die beiden Vorgänger der Reihe kenne ich noch nicht, das hat aber nicht gestört.

Fazit: Sehr spannend! Ungewöhnlich, blutig und mit zahlreichen Einblicken in menschliche Abgründe.

Bewertung vom 03.10.2021
Labyrinth - Elixier des Todes / Pendergast Bd.14
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Labyrinth - Elixier des Todes / Pendergast Bd.14


sehr gut

»Das Verbrechen wurde fehlerfrei geplant und ausgeführt.«
»Nun, das mag sein, aber könnte es nicht sein, dass Sie unter Schock standen - was angesichts der Umstände völlig verständlich wäre -, und nicht so schnell reagierten, wie Sie in Ihrer Aussage angedeutet haben?«
»Nein.«

Zugegeben, jeder andere wäre mächtig neben der Spur gewesen. Ein nur zu bekannter Toter vor der eigenen Haustür, ganz offensichtlich brutal ermordet, das könnte schockieren oder lähmen. Aber nicht Special Agent Pendergast, der sich sofort an die halsbrecherische Verfolgung macht. Zunächst ohne Erfolg, doch erkennt er Anhaltspunkte, wo er die Suche fortsetzen kann. Was er dort erlebt, hätte aber selbst er nicht einplanen können…

Ich bin ein großer Fan dieser Reihe und begann auch diesen 14. Band mit enormer Vorfreude aufs Lesen. Beim Vorgängerband hatte Pendergast nach diversen wirklich schlimmen Schicksalsschlägen endlich wieder richtig zu sich gefunden, entsprechend engagiert und in Hochform (kurz: ganz der Alte) stürzt er sich hier in die Arbeit. Leider jedoch hatten die Autoren für ihn wieder Schlimmes vorgesehen, es erwischt ihn sehr, sehr böse.

Was folgt, ist ein grandioser Rettungseinsatz von Constance und Margo, absolut fesselnd. Beide beeindrucken mit Fachwissen und Mut und wer sie bereits aus früheren Bänden kennt, bemerkt, wie sie mal wieder über sich selbst hinauswachsen. Sehr spannend! Ich habe diese Frauenpower genossen, hoffe aber, dass die Autoren künftig etwas netter mit ihrem Agenten umgehen.

Theoretisch könnte man diesen Band ohne Vorkenntnisse der anderen lesen, ich denke aber, dass er dann nicht so viel Spaß macht, weil einfach zu viele Hintergründe zu den Protagonisten fehlen. Besser also von vorne starten, diese Reihe hat eine Menge Bände, lohnt sich aber.

Fazit: Wieder einmal ein sehr spannender Fall, ich freue mich auf den nächsten Band.

Bewertung vom 12.09.2021
Das Dorf in den roten Wäldern / Armand Gamache Bd.1
Penny, Louise

Das Dorf in den roten Wäldern / Armand Gamache Bd.1


gut

»Ihr Tweed-Rock saß genauso, wie man es vermutete, wenn jemand zu Boden gestürzt war. Ihre Strumpfhose war an einer Stelle gestopft, ansonsten heil. Sie mochte ausgeraubt worden sein, aber man hatte ihr keine Gewalt angetan. Außer dass sie umgebracht worden war, natürlich.«

Chief Inspector Armand Gamache von der Sûreté du Québec und sein Team werden zu einem kleinen, idyllisch gelegenen Dorf in den kanadischen Wäldern gerufen. Dieser grundfriedliche Flecken Erde trauert um eine Bewohnerin des Dorfes, eine alte Dame, die im Wald tot aufgefunden wurde. Alle gehen zunächst von einem bedauerlichen Jagdunfall aus, denn sicher hatte niemand einen Grund, die allseits beliebte pensionierte Lehrerin zu ermorden. Doch bei der Suche nach dem Unglücksjäger kommen Gamache Zweifel…

Puh, ich habe für diese knapp 400 Seiten reichlich lang gebraucht. Mir war zwar schon klar, dass ich es hier mit einem ruhigen Krimi zu tun haben würde, mit so viel Ruhe hatte ich aber nicht gerechnet. Im ersten Drittel hatte ich mehr das Gefühl, einer Dorfgeschichte mit ein wenig Krimihandlung zu folgen, es wurde dann ein wenig besser, zog sich aber immer noch. Dabei war die Grundidee durchaus reizvoll, die Art der Umsetzung war allerdings nicht meins. Zwischendurch gab es ein paar interessante Passagen, danach flachte es wieder ab.

Die Charaktere konnten mich auch nicht erreichen. Gamache fand ich leider ziemlich langweilig, er ist so grundsolide und wirkt makellos, zitiert Dichter und Bibelzitate. Eine junge Anfänger-Kollegin in seinem Team nimmt mit ihren Problemen regelmäßig viel Platz im Buch ein, sollte sie länger der Reihe angehören, wird sich das vermutlich bessern, momentan fand ich sie aber einfach nur nervig.

Positiv waren die ansprechenden Landschaftsbeschreibungen und Freunde von Dorfgeschichten sollten ebenfalls begeistert sein. Der Krimi hatte dadurch aber ziemliche Längen, die Auflösung passte ins Umfeld, spannend war das ganze aber nicht.

Fazit: Schöne Umgebung und interessante Anlage, aber als Krimi nicht meins. Hatte seine Momente, aber dazwischen wurde es reichlich zäh.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2021
Unterholz / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.5
Maurer, Jörg

Unterholz / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.5


sehr gut

»Wer weiß, ob an der Loisach entlang im Unterholz nicht noch mehr Leichen liegen.«

In dem beschaulichen alpenländischen Kurort mit Bindestrich sollte sich eigentlich niemand mehr über unnatürliche Todesfälle wundern. Auch die tote Frau, die hoch oben auf der Wolzmüller-Alm gefunden wird, wurde ganz eindeutig ermordet. Groß ist die Überraschung jedoch, als sie als weltweit gesuchte und unter ihresgleichen berühmte Auftragskillerin identifiziert wird. Dem Team um Kommissar Jennerwein stellt sich nun die Frage, wer die Star-Sniperin ausschaltete. Besteht am Ende Gefahr für Anwohner und Gäste des ach so heimeligen Kurorts? Tatsächlich geschieht schon bald der nächste Mord…

Im fünften Alpenkrimi wird mal wieder bewiesen, dass das Verbrechen offenbar genau dort blüht, wo es besonders idyllisch aussieht. War der Kurort schon vom ersten Band an berühmt für kreativ agierende Beerdigungsunternehmer und im Auftrag gewisser italienischer Familien arbeitende Problemlöser, kommt nun noch eine ganz spezielle Art von Seminarteilnehmern hinzu, die sich auf einer beschaulichen Alm den neuesten Entwicklungen ihres Berufsstands widmen. Sehr unterhaltsam das alles!

Auch an den Charakteren hatte ich wieder viel Spaß. Zu meinen Lieblingen gehörten wie schon so oft die Eheleute Grasegger und Problemlöser Swoboda, aber auch Stengeles Auftritt als Spurenleser war göttlich. Ein Winnetou würde da vor Neid erblassen ;-)

Die Krimihandlung war spannend und gipfelte in einer skurrilen Verfolgungsjagd. Spaß bis zur letzten Seite, ich freue mich auf den nächsten Band.

Fazit: Wie erhofft auch diesmal ein herrlich schräger Krimi. Spannend und unterhaltsam zugleich.

Bewertung vom 04.09.2021
Attack - Unsichtbarer Feind / Pendergast Bd.13
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Attack - Unsichtbarer Feind / Pendergast Bd.13


ausgezeichnet

»Es dauerte nur einen Augenblick, bis sie den Sarg … gefunden hatte. Behutsam hob sie den Deckel an … dann kniete sie sich hin und richtete die Taschenlampe auf die Knochen. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, ihre Hände zitterten. Wieder wies eine Stimme im Kopf sie darauf hin, dass dies die größte Dummheit war, die sie jemals begangen hatte, und wieder antwortete eine andere Stimme, dass ihr nichts anderes übrigblieb.«

Corrie Swanson, Studentin der Kriminalistik, begibt sich in einen eingeschneiten Nobelkurort in Colorado. Dort, wo sich heute die Superreichen dem Skivergnügen hingeben, war früher eine Bergarbeitersiedlung und im 19. Jahrhundert der Schauplatz einer gruseligen Serie tödlicher Attacken durch einen bösartigen Grizzly. Elf Arbeiter sollen ihm zum Opfer gefallen sein. Corrie will für eine Semesterarbeit die exhumierten Leichen untersuchen, erlebt dabei aber zwei Überraschungen. Zum einen findet sie keine Spuren, die auf einen Bärenangriff hinweisen und zum anderen will irgendjemand sie mit aller Macht von weiteren Untersuchungen abhalten.
Wer Corrie bereits aus früheren Bänden der Reihe kennt, der weiß, dass sie – vorsichtig ausgedrückt – ziemlich stur sein kann. Und zudem einen Hang zu unüberlegten und leichtsinnigen Handlungen hat. Bald steckt sie in riesigen Schwierigkeiten, aber zum Glück gibt es ja Pendergast…

Diesen dreizehnten Band der Reihe habe ich wieder regelrecht verschlungen, ein wahrer Pageturner! Zuletzt hatte ich ja schon gehofft, dass Pendergast mal wieder „normal“ ermitteln kann und nicht nur Familienangehörige sucht bzw. jagt, daher war ich hier hochzufrieden. Zu der alten Mordserie kommt noch eine im wahrsten Sinne des Wortes brandaktuelle hinzu, denn im Nobelskiort sorgt ein äußerst brutaler Brandstifter für Panik. Außerdem stellt sich die Frage, wer es auf Corrie abgesehen hat und vor allem, warum.
Natürlich ermittelt nicht nur Pendergast, auch Corrie ist fleißig und clever. Ich mag sie sehr und bin insgeheim froh zu wissen, dass sie später selbst Agentin sein wird, sich folglich bei den ganzen gefährlichen Aktionen, in die sie sich ständig begibt, nicht umbringt.

Sehr reizvoll fand ich die Ausflüge in das Sherlock-Universum. Es gibt Rückblenden, die sich mit dem Leben von Arthur Conan Doyle befassen und sogar eine ziemlich echt wirkende Sherlock Holmes Geschichte. Weshalb sich Pendergast bei seinen Ermittlungen mit dem berühmten englischen Detektiv auseinandersetzt, würde diesem vermutlich ein „Elementar“ entlocken. Ich hatte großen Spaß an diesen Abschnitten, die ganz korrekt vom Conan Doyle Estate Ltd genehmigt wurden.

Am Ende wird alles logisch rund und wenn ich auch schon früh einen Verdacht hatte, was den Brandstifter und die weitere Entwicklung betraf, tat das der Spannung keinen Abbruch. Natürlich verfolge ich die Reihe weiter!

Fazit: Pendergast meets Sherlock Holmes. Sehr spannend, intelligent und mit tollen Charakteren.