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Bücherfreundin

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Insgesamt 265 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2022
Dienstmädel in Bella Italia
Peer, Sabine

Dienstmädel in Bella Italia


sehr gut

Von Südtirol nach Italien
Sabine Peer erzählt in ihrem lesenswerten Buch "Dienstmädel in Bella Italia" die Geschichten von 5 jungen Frauen aus Südtirol in den fünfziger und sechziger Jahren. Die Bauerntöchter sind zwischen 17 und 20 Jahre alt, stammen aus eher ärmlichen Verhältnissen und haben den Mut und die Entschlossenheit, ihre Heimat zu verlassen, um nach Italien zu gehen. Sie hoffen, in dem fremden Land dessen Sprache zu erlernen und ihr eigenes Geld zu verdienen. 

Auf 198 Seiten begleiten wir Maria, Herta, Helene, Othilde und Edeltraud. Sie treffen es bei ihren italienischen Dienstherren ganz unterschiedlich an. Während Maria als Gesellschafterin der Hausherrin eingestellt wird und nur wenige Pflichten hat, stellt der Aufenthalt in Rom Herta wegen ihrer verschwiegenen Schwangerschaft vor große Probleme. Helene, die nach Genua geht, um als Kindermädchen zu arbeiten, verlässt nach 2 Jahren das Land und arbeitet später für ein Jahr bei einer Londoner Familie, die sie herzlich aufnimmt. Othilde ist für 8 Jahre in Mailand. Von der ersten Familie wird sie ausgenutzt und muss für einen freien Sonntag Vormittag kämpfen, mit der zweiten Familie hat sie dann mehr Glück. Edeltraud verbringt sogar 10 Jahre in Mailand und Portofino. Sie findet als Köchin Anerkennung.

Jedes der fünf Kapitel beginnt mit einem großen Schwarz-Weiß-Foto der jeweiligen Protagonistin - eine schöne Idee.
Die biografischen Geschichten basieren auf Gesprächen mit den Protagonistinnen bzw. deren Kindern. Sie sind in einfacher Sprache und dennoch beeindruckend erzählt. Ich konnte mich sehr gut in die 5 Frauen hineinversetzen und habe ihren Mut, ihr Glück in der Fremde zu suchen, bewundert. Die Lebensumstände der jungen Frauen werden sehr präzise beschrieben. 

Sehr gut hat mir gefallen, dass die Autorin die damalige politische Situation Südtirols sowie die geschichtlichen Hintergründe ausführlich erläutert hat. 

Bewertung vom 19.07.2022
Frühling, Sommer, Herbst und Zesel / Grimm und Möhrchen Bd.2
Schneider, Stephanie

Frühling, Sommer, Herbst und Zesel / Grimm und Möhrchen Bd.2


ausgezeichnet

Wie schön - es geht weiter mit Grimm und Möhrchen!
Der Verlag DTV Junior hat Stephanie Schneiders Fortsetzung von "Grimm und Möhrchen" veröffentlicht. In dem wunderbar gestalteten und sehr hochwertigen Kinderbuch dreht sich wieder alles um den liebenswerten Buchhändler Grimm und das süße Möhrchen, den kleinen Zesel. Seit der kleine Zesel in das Haus mit der schiefen Sieben eingezogen ist, ist Grimm nicht mehr einsam, denn der pfiffige Zesel hat neuen Schwung in sein Leben gebracht. Gemeinsam haben die beiden schon viele Abenteuer erlebt. 

Wir treffen in der gelungenen Fortsetzung auch Feline wieder, die Feuerwehrfrau, in die Grimm heimlich verliebt ist, und auch Rudi, der Tankwart ist und Grimms Freund. Grimm und Möhrchen teilen ihren Alltag und erleben wieder so manches Abenteuer. In diesem Buch geht es um die Jahreszeiten und die damit verbundenen zahlreichen Traditionen. Die beiden verkleiden sich zu Karneval, verbringen einen Tag am Badesee, gehen auf Urlaubsreíse, schreiben dem Weihnachtsmann, und am Ende des ereignisreichen Jahres bekommen sie unerwarteten Besuch von Tante Camembert aus Paris. 

Das 144 Seiten umfassende Buch ist in 13 auch unabhängig voneinander zu lesende Kapitel gegliedert. Es richtet sich an Kinder ab etwa 5 Jahren. Die warmherzigen und mit viel Humor geschriebenen Geschichten eignen sich ganz wunderbar zum Vorlesen, werden aber auch kleine Erstleser zum Selberlesen animieren. Der Schreibstil ist kindgerecht, die Schrift groß und sehr gut lesbar. Die zauberhaften und detailreichen Illustrationen von Stefanie Scharnberg ergänzen die Geschichten. Sogar die beiden Lesebändchen sind wieder enthalten: eins in schwarz, eins in weiß, genau passend zum Zesel. 

Auch für den zweiten Band über Grimm und Möhrchen gibt es von mir eine unbedingte Vorlese- und Leseempfehlung sowie 5 Sterne!

Bewertung vom 19.07.2022
Die Ewigkeit ist ein guter Ort
Noort, Tamar

Die Ewigkeit ist ein guter Ort


sehr gut

Beeindruckender Roman über eine Lebenskrise
Der Kindler Verlag hat  mit "Die Ewigkeit ist ein guter Ort" den Debütroman der Niederländerin Tamar Noort veröffentlicht. 
 
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Theologin Elke aus Köln. Seit dem Abschluss ihres Studiums arbeitet sie ehrenamtlich als Seelsorgerin in einem Seniorenheim. Als Norddeutsche kann sie dem Kölner Karneval nichts abgewinnen und hat sich daher über die Tollen Tage freiwillig für den Seelsorge-Dienst gemeldet. Am Karnevalsdienstag wird sie zu Alma gerufen, die im Sterben liegt. Als sie am Bett der alten Dame das Vaterunser beten will, versagt ihr Gedächtnis - sie bringt das Gebet nicht über die Lippen. Ihr Gedächtnis lässt sie im Stich, sie hat nicht nur das Vaterunser vergessen, sie hat auch keine Erinnerung an alle anderen Gebete und Kirchenlieder.
 
Elke ist verzweifelt, sie glaubt, an einer Gottdemenz zu leiden und sucht vergeblich ärztlichen Rat. Auch ein gemeinsamer Urlaub mit ihrem Freund Jan auf Pellworm bringt keine Änderung der Situation. Seit zwei Jahren ist sie mit Jan zusammen, der Software-Entwickler mit eigener Firma, leidenschaftlicher Hobbykoch - und Atheist ist.

Elke befindet sich in einer Lebenskrise, die durch den Wunsch der Eltern, die Pastorenstelle ihres Vaters zu übernehmen, verstärkt wird. Sie reist in ihre alte Heimat und wird dort mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Endlich setzt sie sich mit dem tragischen Ereignis, das bereits 15 Jahre zurückliegt und Elke und ihre Eltern in tiefe Trauer stürzte, auseinander ... 
 
Die Geschichte wird in der Ich-Form aus Elkes Perspektive in ruhiger und schöner Sprache erzählt. Das Buch der Autorin, die bereits 2019 für einen Auszug dieses Romans mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet wurde, hat mich sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht. Es ist eine Geschichte über Sinnsuche, Verluste, Verdrängung und Sprachlosigkeit, aber auch über die Liebe und das Leben. Gern empfehle ich dieses Buch mit Tiefgang - 4 Sterne!

Bewertung vom 18.07.2022
Susanna
Capus, Alex

Susanna


ausgezeichnet

Spannender Roman über eine engagierte Frau
Der Hanser-Verlag hat das neue Buch "Susanna" von Alex Capus veröffentlicht. Ich kenne bisher noch keine Werke des Autors und war daher sehr neugierig auf den Roman.

"Susanna" beginnt mit der spektakulären Ankunft des "Wilden Mannes" am 13. Januar 1849 im Hafen von Basel. Einmal im Jahr kommt dieser auf seinem Floß an, und alle Bewohner der Stadt strömen herbei, um dem traditionellen Ereignis beizuwohnen. Auch die fünfjährige Susanna Faesch gehört mit ihrer Familie zu den Schaulustigen. Seit 6 Jahren verkörpert der Kutscherknecht Anton Morgenthaler den Wilden Mann. Als er ans Ufer springt, bemerkt er, dass ein kleines Mädchen am Boden liegt. Er will das anscheinend gestürzte Kind hochheben. Susanna erschrickt, in ihrer Angst wehrt sie sich und sticht dabei dem Mann mit ihrem Zeigefinger ein Auge aus. Am Nachmittag unterzieht der Vater, Lukas Faesch, das Kind einem väterlichen Strafprozess, in dem er abwechselnd die Rolle des Anklägers und die des Verteidigers übernimmt. Die ganze Familie muss den Monologen des Vaters beiwohnen, ebenso der seit einigen Wochen bei der Familie weilende Freund des Vaters, der Arzt Karl Valentiny. Die Männer kennen sich seit der Zeit, als sie gemeinsam im algerisch-marokkanischen Grenzgebiet dienten.

Als Karl fünf Jahre zuvor aus der Fremdenlegion nach Dortmund heimkehrt, überredet ihn sein Vater, seinen Freund, einen Hausarzt ohne eigene Praxis, nach dessen Schlaganfall zu vertreten. Karl übernimmt die Tätigkeit für einige Jahre und gerät in Schwierigkeiten, nachdem er Schusswaffen seiner Patienten reinigte und reparierte. Er ahnt nicht, zu welchem Zweck die Waffen eingesetzt werden und flüchtet nach Basel zu seinem Freund Lukas. Als seine Besuchserlaubnis abläuft, wandert er nach Amerika aus. Ein Jahr später folgt ihm Maria, Susannas Mutter, gemeinsam mit ihrer Tochter. Die Söhne bleiben beim Vater. Maria hatte sich während Karls Aufenthalt in Basel in ihn verliebt, sich ihm allerdings nie offenbart. Ihr Ehemann lässt sie gehen, nimmt ihr aber das Versprechen ab, niemals zurückzukommen.

Der zweite Teil des Buches schildert das Leben von Karl, Maria und Susanna in Brooklyn. Karl praktiziert als Arzt, Maria unterstützt ihn, und Susanna betätigt sich ab dem 14. Lebensjahr als erfolgreiche Porträtmalerin, was ihr früh zu einem eigenen Einkommen verhilft. Jahre später heiratet sie den jungen Arzt Claude. Nach Erhalt einer größeren Erbschaft macht sich Susanna mit ihrem 13jährigen Sohn Christie auf den beschwerlichen Weg in das Dakota-Territorium, um den dort lebenden Häuptling Sitting Bull vor den drohenden Gefahren durch amerikanische Soldaten zu warnen.

Das Buch basiert auf der Lebensgeschichte von Caroline Weldon geb. Susanna Caroline Faesch, einer schweizerisch-amerikanischen Bürgerrechtlerin und Künstlerin des späten 19. Jahrhunderts und Aktivistin in der National Indian Defense Association. Dem Autor ist es hervorragend gelungen, Fakten und Fiktion zu einer spannenden Geschichte zu verbinden.

Alex Capus beherrscht die Kunst des Erzählens, das Buch ist in wunderschönem, lebendigem Sprachstil geschrieben und hat mich bis zum Ende gefesselt. Der Autor hat die einzelnen Charaktere sehr authentisch gezeichnet. Die Protagonisten waren mir äußerst sympathisch, und es hat mir sehr viel Freude gemacht, in diese Zeit des 19. Jahrhunderts einzutauchen. Egal, ob es um die Begegnungen mit dem Kutscherknecht, die Schilderung der Jahre in der Fremdenlegion oder die Zeit in Amerika ging - ich habe mich keine Sekunde gelangweilt und mich sehr gut unterhalten gefühlt!

Von mir unbedingte Leseempfehlung und wohlverdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 12.07.2022
Jahre mit Martha
Kordic, Martin

Jahre mit Martha


ausgezeichnet

Beeindruckender und berührender Roman mit Tiefgang
Der Fischer Verlag hat nach "Wie ich mir das Glück vorstelle", dem ersten, mehrfach ausgezeichneten Roman von Martin Kordic, nun dessen zweites Buch "Jahre mit Martha" veröffentlicht.

Der Roman erzählt die Geschichte des zu Beginn des Buches 15jährigen Schülers Zeljko, der mit seiner Familie, die aus Herzegowina stammt, in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen lebt. Der Vater ist Bauarbeiter und während der Woche auf Montage, die Mutter hat mehrere Putzstellen. Zeljko hat einen älteren Bruder, Krudo, und eine kleine Schwester namens Ljuba. Auf dem 40. Geburtstag seiner Mutter lernt Zeljko Martha Gruber kennen. Martha ist Professorin für Literatur und lebt in Heidelberg. Regelmäßig fährt Zeljkos Mutter nach Heidelberg, um Marthas Haus zu putzen. Während eines mehrwöchigen Ferienjobs bei Martha lernt Zeljko diese näher kennen. Er ist fasziniert von ihrer Bildung und ihrem Leben und verliebt sich in sie. Martha gewährt ihm Zugang zu ihrer umfangreichen Bibliothek, und Zeljko kann seinen literarischen Hunger stillen. Während der letzten Woche seiner Tätigkeit bei Martha kommen sie sich nach einem Opernbesuch näher, an einem Badesee kommt es zum ersten Kuss. Danach trennen sich ihre Wege.

Zeljko ist ein hervorragender Schüler, der dank des Einsatzes einer Lehrerin von der Realschule auf das Gymnasium wechselt. Nach dem Abitur erhält er ein Stipendium der Universität München. Martha, die er seit Jahren nicht gesehen hat, verhilft ihm durch eine Bürgschaft zu einer Unterkunft. An der Universität lernt er den angesehenen Literaturprofessor Alex Donelli kennen, der ihm eine Stelle als persönlicher Assistent verschafft. Es kommt zum Zerwürfnis, nachdem Donelli Zeljko die Zustimmung zur Prüfung seiner Abschlussarbeit verweigert. 

Martha und Zeljkos Liebe entwickelt sich sehr langsam, zwischen ihren Begegnungen liegen manchmal Jahre. Es ist Martha, die ihn zur Feier seines Studienabschlusses begleitet und die ihm beim Tod eines Familienmitglieds zur Seite steht.
Der Eintritt ins Berufsleben gestaltet sich schwierig, und nach Jahren der Suche findet Zeljko endlich berufliche Erfüllung ....

Das Buch ist in der Ich-Form aus der Perspektive Zeljkos geschrieben. Der intelligente Erzählstil ist ganz wunderbar, das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Der Autor beschreibt sehr liebevoll die Verbindung zwischen Zeljko und Martha, aber schildert auch auf sehr eindrucksvolle Weise die Schwierigkeiten, die sich für Zeljko aus seiner Herkunft ergeben und das damit verbundene Gefühl, nicht wirklich dazuzugehören in diesem Land, in dem er aufgewachsen ist. 

Der Roman, der mich zutiefst berührt hat, ist bereits jetzt für mich ein Lesehighlight dieses Jahres, und ich freue mich schon auf den nächsten Roman von Martin Kordic. Unbedingte Leseempfehlung von mir für diesen wunderbaren und beeindruckenden Roman mit Tiefgang und wohlverdiente 5 Sterne!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


sehr gut

Schöner Debütroman über drei Freundinnen und eine nigerianische Hochzeit
Der Hanser Verlag hat den Debütroman "Freundin bleibst du immer" der in Brooklyn lebenden Kulturredakteurin Tomi Obaro veröffentlicht.

Der Roman erzählt die Geschichte der drei nigerianischen Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab. Sie haben sich in den Achtziger Jahren an der Universität kennengelernt und teilten sich  zeitweise ein Zimmer im Studentenwohnheim. Nach dem Studium trennten sich ihre Wege. Nach 30 Jahren treffen sich die Frauen anlässlich der Hochzeit von Funmis Tochter Destiny mit Dele in Lagos wieder. 

Das Buch gliedert sich in drei Teile: der erste spielt im Hier und Jetzt. Im Vordergrund stehen Anreise und Vorbereitungen für die mehrere Tage andauernden Hochzeitsfeierlichkeiten. Im zweiten Teil beschreibt die Autorin die gemeinsame Zeit der Protagonistinnen in den achtziger Jahren sowie im Rückblick deren Kindheit und Jugend. Schließlich geht es im letzten Teil wieder um die Gegenwart, hier ganz speziell um die Hochzeit.

Die Freundinnen sind sehr verschieden, sowohl vom familiären wie auch religiösen Hintergrund.
Funmi ist die Schöne, die früh ihre Mutter verlor und nach dem tragischen Ende ihrer Beziehung zu einem Studenten den Geschäftsmann Yinka heiratete, an dessen Seite sie ein Luxusleben führt. Das Verhältnis zu ihrer einzigen Tochter Destiny ist ein schwieriges.
Enitan ist die eher Unscheinbare, jedoch die Intelligenteste von allen, die sich von ihrer strengreligiösen Mutter löst, um mit einem Amerikaner in dessen Heimat ein neues Leben zu führen. Sie ist mittlerweile von ihrem Mann Charles getrennt und reist gemeinsam mit ihrer Tochter Remi zur Hochzeit nach Lagos.
Zainab ist die Patin der Braut. Sie hat Englische Literatur studiert und Ahmed geheiratet, den Protegé ihres wohlhabenden Vaters, und vier Kinder bekommen. Ahmed hat bereits mehrere Schlaganfälle erlitten und ist auf Zainabs Pflege und Unterstützung angewiesen.

Funmi, Enitan und Zainab verbindet keine reine Bilderbuchfreundschaft, es gab auch schwierige Zeiten. Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin die Höhen und Tiefen ihrer Freundschaft beschreibt und wie authentisch die unterschiedlichen Charaktere der drei Frauen und ihrer Töchter gezeichnet werden.  

Der Roman über Freundschaft und Liebe, schmerzliche Verluste, aber auch Enttäuschungen und Generationskonflikte hat mir gut gefallen. Ich habe mich gerne nach Nigeria, ein Land mit vielen Traditionen, entführen lassen. Auch das überraschende Ende fand ich stimmig. Der schöne Schreibstil der Autorin ist flüssig und anspruchsvoll. Das Cover finde ich außergewöhnlich schön und sehr edel mit der goldenen Schrift.

Leseempfehlung von mir und 4 Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2022
Alles über den Straßenverkehr / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.50
Erne, Andrea

Alles über den Straßenverkehr / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.50


ausgezeichnet

Lehrreiches und wunderschön gestaltetes Kinderbuch über den Straßenverkehr
Der Kinderbuchverlag Ravensburger hat in seiner beliebten Reihe "Wieso, weshalb, warum" das Buch "Alles über den Straßenverkehr" veröffentlicht. Es wurde von Andrea Erne geschrieben und richtet sich an Kinder ab etwa 4 Jahren. Es ist somit in erster Linie ein Vorlesebuch, aber ich kann mir vorstellen, dass auch kleine Erstleser noch viel Freude an den lehrreichen Texten und schönen Bildern haben.

Man kann nicht früh genug mit der Verkehrserziehung beginnen. Auf 16 stabilen Seiten wird den Kindern in verständlicher Sprache spielerisch und auf spannende Weise erklärt, was im Straßenverkehr wichtig ist und welche Regeln es zu beachten gibt. Die liebevollen und farbenfrohen Zeichnungen von Peter Friedl ergänzen die Texte ganz wunderbar. Es gibt sehr viele interessante Details - fast wie in einem Wimmelbuch. Sehr schön finde ich auch die bei den Kindern so beliebten Klappen, hinter denen viele weitere Einzelheiten entdeckt werden können. Auf der letzten Seite befindet sich ein kleines Würfelspiel.

Ich finde das Buch ganz wunderbar gestaltet, es ist lehrreich und wird Jungen wie Mädchen gleichermaßen begeistern.
Ganz besonders hervorheben möchte ich die robuste Spiralbindung, die eine lange Lebensdauer des Buches garantiert.

Die Deutsche Verkehrswacht empfiehlt das qualitativ äußerst hochwertige und sehr lehrreiche Kinderbuch - dem schließe ich mich gerne an und vergebe 5 wohlverdiente Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2022
Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1
Joshi, Alka

Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1


sehr gut

Spannender Roman über das Leben einer starken Frau in Indien
Der Verlag Harper Collins Germany hat mit "Die Hennakünstlerin" den Debütroman der 62jährigen Alka Joshi veröffentlicht. Es handelt sich um den ersten Band der Jaipur-Trilogie. Nachdem ich las, dass die amerikanische Schauspielerin Reese Witherspoon das Buch in ihrem monatlich erscheinenden Lesezirkel sehr gelobt hatte, war ich bereits seit neugierig auf den Roman.

Die faszinierende und fesselnde Geschichte, aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Lakshmi Shastri geschrieben, spielt in der Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrtausends in Indien, kurz nach der Unabhängigkeit von den Briten. Lakshmi, bereits mit 15 Jahren in einer von ihren Eltern arrangierten Ehe gefangen, flieht nach zwei Jahren aus dieser unglücklichen und missbräuchlichen Verbindung. Mittlerweile ist sie 30 Jahre alt und hat sich in der Großstadt Jaipur ein vollkommen neues Leben aufgebaut. Im Laufe der Jahre hat sie sich mit viel Fleiß und Ehrgeiz einen guten Ruf als Hennakünstlerin erworben. Ihre Kundinnen sind die Damen der Oberschicht, die ihr auch ihre gesundheitlichen Probleme anvertrauen. Lakshmi hat bei ihrer Schwiegermutter alles über die Heilkräfte der Kräuter gelernt und wendet auch diese Kunst bei ihren reichen Damen an. Durch ihre regelmäßigen Einkünfte kann sie sich ihren Traum von einem eigenen Haus erfüllen.

Ihr Leben ändert sich, als nach vielen Jahren ihr Ehemann Hari erscheint, zusammen mit ihrer 13jährigen Schwester Radha, von deren Existenz sie bisher nichts wusste. Radha lebt fortan bei Lakshmi. Sie erweist sich als geschickte Helferin und darf Lakshmi zu deren Terminen begleiten. Das nicht ganz einfache Verhältnis der Schwestern wird schwer belastet, als Lakshmi feststellen muss, dass ihre kleine Schwester schwanger ist ......

Sehr gern habe ich mich in die mir bisher vollkommen fremde Welt Indiens entführen lassen. Ich fand es sehr interessant, so viel über die indische Gesellschaft, Kultur, das Kastensystem, Rituale und ganz besonders die Stellung der Frau in der damaligen Zeit zu erfahren und in das Leben der Protagonisten einzutauchen. Sehr beeindruckend fand ich neben der detailreichen Schilderung der Hennakunst auch die Beschreibung der unterschiedlichen Heilkräuter und ihrer Anwendungsgebiete.

Das Buch enthält in Kursivschrift sehr viele indische Begriffe. Auf den letzten 8 Seiten sind diese alphabetisch aufgeführt und erklärt. Dieses Glossar habe ich einerseits als sehr nützlich empfunden, aber auch als zeitaufwändig, da ich häufig nach hinten blättern und suchen musste.

Im letzten Teil des Romans überschlagen sich die Ereignisse, so dass die Geschichte für mich nicht mehr ganz glaubwürdig ist. 
Dennoch hat mir das Buch gut gefallen, es hat mich gleichermaßen gefesselt und berührt. Der Schreibstil der Autorin ist leicht und flüssig, und die einzelnen Charaktere sind gut beschrieben. Lediglich die Darstellung des kleinen Malik fand ich unglaubwürdig. Die Sätze, die Malik in den Mund gelegt werden, und wie er agiert - so redet und handelt kein 8jähriges Kind. 

Das Ende des Buches lässt auf eine spannende Fortsetzung hoffen - von mir 4 Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.07.2022
Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2


sehr gut

Emotionale und fesselnde Fortsetzung
Der dtv Verlag hat den Roman "Was ich nie gesagt habe - Gretchens Schicksalsfamilie" von Susanne Abel veröffentlicht. Das Buch schließt sich handlungsmäßig an den ersten Band "Stay away from Gretchen" an, und es ist sicherlich hilfreich, diesen ersten Band zu kennen. Wem dieses Basiswissen fehlt, dürfte sich aber auch zurechtfinden, da die relevanten Ereignisse des ersten Buches als Erinnerungen in den zweiten Band einfließen.
Bei der Geschichte, die auf zwei sich abwechselnden Zeitebenen erzählt wird, geht es wiederum um das Leben der Familie Monderath.
Neben Gretas Ehemann Konrad, genannt Conny, steht Gretas Sohn Tom im Mittelpunkt des Geschehens. 

Connys Geschichte beginnt 1933 in Köln. Als er fünf Jahre alt ist, stirbt sein Vater, und seine Mutter zieht ihn, seinen älteren Bruder Franz und die kleine Schwester Lizzy, die am Down-Syndrom leidet und später ein grausames und trauriges Schicksal erleidet, allein groß. Ein Schwerpunkt der Handlung liegt auf der Zeit des Nationalsozialismus. Conny wächst heran und erleidet kriegsbedingt weitere schwere familiäre Verluste. 1944 gerät er in amerikanische Gefangenschaft und muss auf Baumwollplantagen in Mississippi Schwerstarbeit verrichten. Als er nach zwei Jahren entlassen wird, geht er zurück in die Heimat. Durch Vermittlung eines Onkels, der sich in Kriegsgefangenschaft befindet, eröffnet sich ihm die Möglichkeit eines Medizinstudiums in Heidelberg. Dort verliebt er sich in Greta, sie heiraten, und gemeinsam ziehen sie nach Köln, wo er mit seinem Onkel eine gynäkologische Praxis führt. Doch die junge Ehe ist belastet durch Gretas Vergangenheit und ihre dunklen Geheimnisse sowie ihre daraus resultierenden Depressionen ...

Im Hier und Jetzt - 2016 bis 2018 - steht Gretas Sohn Tom im Vordergrund. Der 47jährige populäre Nachrichtensprecher ist frisch verliebt in seine ehemalige Kollegin Jenny und in ihr 14 Wochen altes Baby Carl. Er genießt sein neues und glückliches  Familienleben. Sein Leben gerät allerdings aus den Fugen, als er eine Email über ein Ahnenforschungsinstitut von dem ihm unbekannten Henk aus den Niederlanden erhält, in der dieser ihm mitteilt, dass sie anscheinend denselben Vater haben. Kurze Zeit später treffen sich die beiden, die sich fast wie Zwillinge ähneln. Tom möchte herausfinden, was damals geschehen ist. Warum war seine Mutter nicht immer für ihn da, und warum hat sein Vater nie mit ihm über seine Vergangenheit gesprochen? Seine Mutter Greta, die an Alzheimer leidet, kann ihm seine Fragen nicht beantworten, sein Vater ist schon lange tot. Durch einen Gentest stellt sich heraus, dass es noch weitere Halbgeschwister gibt. Tom geht davon aus, dass sein Vater seiner Greta untreu war und begibt sich auf Spurensuche. Im Keller seines Elternhauses wird er fündig, und er stößt auf eine Wahrheit, die ihn zutiefst erschüttert.

Das Buch ist sehr gut recherchiert und vermittelt dem Leser die Zeit des Nationalsozialismus sowie die Nachkriegsjahre auf eindrucksvolle Weise. Es ist spannend und fesselnd geschrieben. Die Charaktere sind sehr authentisch und lebendig gezeichnet. Der Schreibstil ist flüssig, aber leider sehr schlicht. Etwas genervt hat mich der zu häufig vorkommende Satz: "Sie gab ihm ein Küsschen" bzw. "Er gab ihr ein Küsschen". 
Sehr gut hat mir gefallen, wie die Autorin den Zeitgeist in ihren Roman hat einfließen lassen. Da ich Porz gut kenne, hat mich das Lokalkolorit des Buches natürlich begeistert.

Der emotionale Roman hat mir gut gefallen, er hat mich gleichermaßen gefesselt und berührt - 4 Sterne!

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.06.2022
Ein französischer Sommer
Reece, Francesca

Ein französischer Sommer


ausgezeichnet

Intelligenter und wortgewaltiger Roman
Die gebürtige Waliserin Francesca Reece erzählt in ihrem Debütroman die Geschichten zweier Protagonisten im Jahr 2016: die von Leah, einer jungen Britin, die in Paris lebt, und die des britischen Schriftstellers Michael Young.

Leah lebt mit ihren 24 Jahren recht plan- und ziellos in den Tag hinein. Sie hat ihr in England begonnenes Studium nicht beendet und ist ohne beruflichen Ehrgeiz. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, arbeitet sie in einem Café als Bedienung und gelegentlich als Englischlehrerin. Zufällig entdeckt sie in einem Pariser Stadtmagazin eine interessante Anzeige. In dieser wird von einem Autor eine Assistentin zur Unterstützung und Recherche für einen neuen Roman gesucht. Gegen den Rat ihrer Freunde bewirbt Leah sich auf die Anzeige und bekommt die Stelle - allerdings durch eine zufällige Begegnung erst im zweiten Anlauf. Ihr Arbeitgeber für das befristete Arbeitsverhältnis ist Michael Young. Er ist seit den siebziger Jahren erfolgreicher Autor, hat allerdings seit fast 20 Jahren kein Buch mehr veröffentlicht. 

Während der ersten Wochen erledigt Leah kleinere Aufträge für Michael, später begleitet sie ihn und seine Familie nach Südfrankreich, wo die Familie eine Ferienvilla besitzt. Leahs dortige Aufgabe ist es, Michaels Tagebücher aus den Jahren 1968-1970 zu ordnen und zu digitalisieren.
In Saint-Luc geht Leah nicht nur ihrer Tätigkeit nach, sie lernt die Bewohner und Gäste des Hauses näher kennen, genießt den unbeschwerten und komfortablen Lebensstil -  und sie verliebt sich ...

Ebenso wie die Geschichte von Leah wird auch die von Michael aus der Ich-Perspektive erzählt. Er ist fasziniert von Leah, die seiner großen Liebe Astrid so sehr ähnelt, und widmet sich mit Elan seinem neuen Buchprojekt.
Nach und nach werden Michaels Vergangenheit und sein dunkles, schockierendes Geheimnis aufgeblättert.

Der schöne und intelligente Schreibstil hat mich von der ersten Seite an begeistert. Das Buch, anfangs eher in ruhigem Tempo erzählt, wird in der zweiten Hälfte immer spannender, und ich konnte es bis zum Ende kaum aus der Hand legen. Francesca Reece ist es gelungen, die Charaktere der Haupt- und Nebenfiguren authentisch aufzuzeichnen.
Obwohl mir weder Leah noch Michael wirklich sympathisch waren, hat der anspruchsvolle Roman mich sofort in seinen Bann gezogen und mir sehr viel Lesefreude bereitet. 

Klare Leseempfehlung von mir und 5 Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.