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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 27.01.2019
Schwarze Seele / Patsy Logan Bd.2
Dunne, Ellen

Schwarze Seele / Patsy Logan Bd.2


weniger gut

In „Schwarze Seele“, Band 2 der Patsy Logan-Krimireihe von Ellen Dunne, kämpft die Kriminalhauptkommissarin gleich an mehreren Fronten. Privat kriselt es, ein Fall ist kniffeliger als gedacht und Gegenwind kommt ausgerechnet aus dem Kollegenkreis.

Alles spricht für einen Unfall. Oder hat doch jemand nachgeholfen? Bald wird klar, dass der ertrunkene Donal McFadden nicht nur Freunde hatte. Im K11 steht Patsy mit ihrer Meinung auf ziemlich verlorenem Posten. Bis es erste Hinweise auf Ungereimtheiten gibt.

Der Einstieg mit dem Prolog ist nicht sehr gelungen, obwohl das Schicksal des Opfers berührt. Handlungswechsel, unglücklich gewählt ist die Ich-Perspektive. Die Geschichte wird aus Sicht von Patsy Logan erzählt. Auch eingeschobene Rückblicke/Zeitsprünge und Nachrichten überzeugen nicht. Erzählstil und Aufbau fördern nicht die Atmosphäre, im Gegenteil plätschert die Geschichte von Anfang an dahin. Zu langsames Tempo, fehlende Spannung. Kurze Kapitel und Abschnitte ermöglichen einen guten Lesefluss. Interessant ist das Team Patsy und Kris. Leider kommt ihre Zusammenarbeit nicht richtig in Fahrt. Der Fokus liegt falsch auf Privatem, Befindlichkeiten, Familien- und Beziehungsproblemen und das bei fast allen Charakteren. Patsys Kinderwunsch nimmt sehr viel Raum ein. Eine Erklärung dafür gibt es schon, aber die reicht nicht aus. Normalerweise verleiht Persönliches dem Ermittler Ecken und Kanten. Hier ist das nicht der Fall. Alle Figuren wirken zu problembelastet. Der Fall verläuft nur im Hintergrund. Der Plot zeigt kein Raffinesse. Zu wenig Münchener Lokalkolorit. Keine urigen Typen. Gute Ansätze verblassen zu schnell. Wer ist der Täter? Wird sich Patsy mit ihrem Stefan versöhnen? Die zentralen roten Fäden halten kaum bei der Stange. Zu viel Potential wird verschenkt. Die Erwartungen auf einen packenden, rasanten Showdown werden enttäuscht. Dabei hätte es Möglichkeiten für Spannung gegeben. Das Verwirrspiel ist nicht gelungen. Zu sehr hinkt die Auflösung zur „Schwarzen Seele“.

Die düstere Coverszene untermalt den Titel. Die Blau-Schwarztöne sind gut gewählt. Das Buchformat passt perfekt für Reisen. „Schwarze Seele“ hat eine gute Basisidee. Auch das Rätselraten wird in Gang gesetzt. Aber die Schwächen trüben das Leseerlebnis zu sehr. Ein bisschen zu viel Klischee, Negatives, Unausgegorenes. Vielleicht kriegt das Team Patsy und Kris im nächsten Band einen besseren Auftritt.

Bewertung vom 26.01.2019
Das Geheimnis von Arranmore / Sturmwächter Bd.1
Doyle, Catherine

Das Geheimnis von Arranmore / Sturmwächter Bd.1


ausgezeichnet

„Sturmwächter – Das Geheimnis von Arranmore“ von Autorin Chaterine Doyle bildet den Auftakt zur Kinderbuchreihe um die Abenteuer von Fionn Boyle. Auf einer Insel geschehen seltsame Dinge.

Der 11jährige Fionn Boyle und seine Schwester Tara werden von ihrer Mutter Evelyn im Sommer zu ihrem Großvater auf die Insel Arranmore geschickt. Malachy Boyle ist Kerzenmacher und Sturmwächter. Fionn wird mit uralter Magie und ihrer Geschichte konfrontiert.

Der Einstieg mit dem Prolog und einer Schlüsselszene ist gelungen. Es bleibt offen, um wen es sich genau handelt. Handlungswechsel, Fionn und Tara reisen mit der Fähre zur Insel Arranmore. Gleich zu Anfang wird Fionns Schwäche deutlich. Ihm ist seine Seekrankheit peinlich. Mit dem Betreten der Insel beginnt das Abenteuer. Denn Arranmore ist voller Seltsamkeiten und Geheimnisse. Tara hat Fionn nichts über das Besondere der Insel und wichtige Regeln erzählt. Streitigkeiten zwischen den Geschwistern sind an der Tagesordnung. Das Unvorbereitete bringt Fionn in unangenehme und gefährliche Situationen. Ein bisschen erinnert Fionns Abenteuer an die Harry Potter-Geschichten. Auch auf der Insel geht es magisch zu, aber auf ganz andere Weise. Den Inselbewohnern droht eine übermächtige Gefahr, und es gibt Familienfehden. Die Beasleys sind neidisch auf die Boyles und streben die Macht über die Insel an. Die Geschichte ist voller origineller Ideen. Magie und Zauber bringen nicht nur Fionn zum Staunen. Was verheimlicht Großvater Malachy? Nur langsam kommt Fionn hinter die Inselgeheimnisse und muss lernen, das zu viel Neugierde tödlich sein kann. Das zentrale Thema ist Mut. Die Hauptfigur zweifelt an sich. Das macht sie zusätzlich sympathisch. Zum Schluss steigt mit dramatischen Ereignissen die Spannung. Die Geschichte rührt zu Tränen. Eine Insel, die Emotionen zeigt. Ein Junge, der sich großen Herausforderungen stellt. Mitreißend und warmherzig bis zur letzten Zeile.

Die abenteuerliche Szene und der Titel ziehen die Blicke aufs Buch. Das Düstere und der Vogelschwarm unterstreichen die Spannung. „Sturmwächter – Das Geheimnis von Arranmore“ ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht und auch für Erwachsene ein aufregendes Leseabenteuer. Unmöglich den nächsten Band zu verpassen. Sehr empfehlenswert mit vielen schönen, treffenden Zitaten wie z.B. „Ich frage mich oft, ob in der Menschlichkeit mehr Magie liegt als in einem Himmel voller Regenbögen.“

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2019
Der Verfolger / Dr. Frederick Starks Bd.2
Katzenbach, John

Der Verfolger / Dr. Frederick Starks Bd.2


sehr gut

„Der Verfolger“ ist nach „Der Patient“ Band 2 der Dr. Frederick Starks-Thrillerreihe von Autor John Katzenbach. Ricky wird mit der Vergangenheit konfrontiert.

Der Einstieg mit dem Prolog und Alptraum ist nicht sehr gelungen. Auch auf den weiteren Seiten scheint es eher um Abschweifungen zu gehen. Packender wäre der Beginn mit einer schicksalhaften Szene gewesen. Berührend sind zwei Patienten-Schicksale. Mrs Heath ist ein interessanter Charakter. Taucht sie im Laufe der Geschichte noch mal auf? Mr R lässt Ricky keine andere Wahl, als in die Rolle eines Privatdetektivs zu schlüpfen. Dem Psychiater kommen die eigenen Erfahrungen mit einer falschen Identität, Flucht und Untertauchen zu Gute. Wer ist der anonyme Gegenspieler? Bald stellt sich heraus, dass dieser genauso raffiniert und kaltblütig ist wie Profikiller Mr R. Die Zwickmühle, in der Ricky steckt, ist originell. Gleich zwei Verbrecher haben es auf ihn abgesehen. Mit dem Leben davonzukommen scheint unmöglich. Permanent steigt die Bedrohung von allen Seiten. Nicht alles wirkt schlüssig, z.B. warum Ricky gleich zu Anfang des Spiels auf Leben und Tod eine entscheidende Entlarvungsmöglichkeit des Widersachers nicht auffällt und diesen Hinweis daher nicht verwendet. Auch sein Schweigen über Vorkommnisse ist zeitweise merkwürdig. Mit Rickys Alleingang nimmt der Thriller mehr Fahrt auf. Niemand steht auf seiner Seite. Niemand aus dem persönlichen Umfeld, der ihm helfen kann. Das erscheint sehr seltsam und ist andererseits mal etwas Neues. Tricks und Raffinesse, wer ist wem einen Schritt voraus? Eine beklemmende Jagd mit mehreren Verfolgern. Überraschende Wendungen lassen alles in neuem Licht erscheinen. Täuschungen sind gelungen. Es fügt sich alles zusammen, und es gibt Erklärungen für Dinge, die stutzig machten. Erst spät wird die Raffinesse des Plots deutlich. Auch der Showdown ist anders als erwartet. Eine Konfrontation hätte vorher stattfinden können. Trotz kleiner Schwächen ein spannender Psychothriller.

Mit wenigen Details wird die Bedrohung in Szene gesetzt. Der Titel ist Programm. Auch der schwarze Hintergrund passt gut zum Psychothriller. In „Der Verfolger“ wendet sich das Blatt mit scheinbar aussichtslosen Szenarien. Der Kampf ums Überleben und einen möglichen Sieg über den Gegenspieler setzt ungeahnte Energien frei. Etwas überzeugender und geradliniger bei allen Manövern und Überraschungen hätte der Thriller sein können.

Bewertung vom 19.01.2019
Tod am Aphrodite-Felsen / Sofia Perikles Bd.1
Kostas, Yanis

Tod am Aphrodite-Felsen / Sofia Perikles Bd.1


ausgezeichnet

Autor Yanis Costas hat mit seinen Frankreich-Krimis Bekanntheitsgrad erlangt. „Tod am Aphroditefelsen" bildet den Auftakt zur neuen Krimireihe, die auf Zypern spielt.

Diplomatentochter Sofia Perikles soll eigentlich in Südzypern einen neuen Job im Innenministerium antreten, wird aber kurzerhand als Dorfpolizistin in Kato Kountrafas eingesetzt. Ihr neuer Chef Chief Inspector Kostas Karamanlis ist alles andere als begeistert darüber, bis sich ein schrecklicher Unfall ereignet und klar wird, dass jemand nachgeholfen hat.

Der Einstieg mit der Vorstellung des Ortes Kato Kountrafas ist ungewöhnlich. Sofias Ankommen im Dorf mit nur vierzehn Einwohnern steht im Vordergrund. Mit viel Humor erzählt Autor Yanis Kostas, wie sich die Diplomatentochter in eine taffe Polizistin verwandelt, die bald sogar ihren mürrischen, sturen Chef zu händeln weiß. Der Spieler, Säufer und Choleriker kriegt durch Sofia wieder Boden unter den Füßen. Eine Verwandlung, die ganz langsam stattfindet. Auch die anderen Charaktere dieser Romanreihe sind Unikate. Lady Gladstone steht Sofia unterstützend und hilfreich zur Seite. Sie behält den Überblick über sämtliche Verwicklungen und Vorkommnisse. Barmann Adonis wird von seiner Frau an der kurzen Leine gehalten, und die Dorfältesten sind viel rüstiger und haben mehr Energie als gedacht. Bei all den überraschenden und schicksalhaften Ereignissen spielt die Liebe eine große Rolle. Sofias Abneigung gegen das abgelegene Dörfchen und ihren neuen Job schwindet schnell. In ihrem ersten Fall als Hilfspolizistin muss sie Grenzen überschreiten und mehr Einsatz zeigen als gedacht. Kostas hält sich mit seinem Engagement zurück. Werden sie sich als Team zusammenraufen? Autor Yanis Kostas setzt den Fokus auf die Menschen und baut viel Lokalkolorit mit ein. Die Szenen wirken sehr realistisch, die Atmosphäre ist greifbar. Der Leser wird zum Zuschauer und fiebert mit Sofia mit. Wie schafft sie es, gegen Vorurteile und Sturheit anzukommen? Die Infos über Städte und Dörfer Zyperns bringen einem zusätzlich die Insel, ihre Eigenarten und die aktuelle Lage näher. Als Sofias Ermittlungen Fahrt aufnehmen, steigt auch die Spannung. Eine überraschende Wendung ist gelungen und am Ende filmreif inszeniert. Der Schluss hat Charme und macht neugierig auf Band 2.

Das Blau des Himmels, die einsamen Felsen und Düsternis, der Titel ist mit wenigen Details treffend umgesetzt. „Dass diese kleine Insel in der Levante für mich so besondere Bedeutung hat, ist Schicksal und Segen.“ Die Leidenschaft des Autors für Zypern wird in „Tod am Aphroditefelsen“ spürbar und macht Lust auf eine Reise zum Handlungsort. Die Krimireihe hat Herz, Charme und viel Humor. Sehr empfehlenswert für alle die Krimis mit greifbarem Flair und besonderen Charakteren lieben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.01.2019
Fehltritt / Doggerland Bd.1
Adolfsson, Maria

Fehltritt / Doggerland Bd.1


gut

„Doggerland – Fehltritt“ von Autorin Maria Adolfsson ist Band 1 der Krimiserie um Kommissarin Karen Eiken Hornby. Bei Doggerland handelt es sich um eine fiktive Inselgruppe in der Nordsee zwischen Dänemark, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich. Vor rund 8000 Jahren existierte tatsächlich eine zusammenhängende Landmasse namens Doggerland.

Einen Tag nach dem Austernfest wird Susanne Smeed, die Ex-Frau von Karen Eiken Hornbys Chef, erschlagen aufgefunden. Heikel, dass Karen die Nacht mit ihm in einem Hotelzimmer verbracht hat. Als Tatverdächtiger kann Jounas Smeed den Fall nicht übernehmen. Karen Eiken Hornby wird zur Chefin auf Zeit und forscht nach, ob sich die Alibilücken bei Jounas schließen lassen.

Die Geschichte beginnt mit dem Aufwachen am Tag danach. Das Rätselhafte und die Erkenntnis sind sehr gut in Szene gesetzt. Karens Emotionen, ihre verzwickte Lage werden greifbar. Der schicksalhafte Mord verschlimmert alles. Originelle, beklemmende Verstrickungen als Einstieg. Schweigen, Ausflüchte, die Suche nach dem Rettungsanker, bald steckt Karen Eiken Hornby in der Sackgasse. Das Persönliche lässt die Hauptfigur verletzlich wirken. Ein Geheimnis aus der Vergangenheit bleibt lange Zeit im Dunkeln. Was ist damals passiert? Das Umfeld des Opfers wirft ebenfalls Fragen auf. Autorin Maria Adolfsson setzt auf einen detaillierten Erzählstil. Die Ermittlungen bleiben immer wieder stecken. Der Druck auf die Kommissarin erhöht sich. Ihr Beliebtheitsgrad sinkt kontinuierlich mit den im Sande verlaufenen Ermittlungen. Mysteriös bleibt weiterhin das Mordmotiv oder war Susanne Smeed ein Zufallsopfer? Das Tempo ist sehr langsam. Über lange Strecken fehlt es an packenden Szenen. Es lässt sich erahnen, dass die erste Spur die falsche ist, aber es scheint keine Fährte zum Täter zu führen. Rückblicke ins Jahr 1970 untermalen das Rätselhafte. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Wie ein Fels in der Brandung wirkt Karens Kollege Karl Björken. Können sie zusammen den Fall knacken? Auch ihn stellt Karen auf eine harte Probe. Bröckelt das Vertrauen? Gelungen ist das Verwirrspiel zum Ende. Das Tempo steigt. An eine einfache Lösung will Karen nicht glauben. Der Showdown ist packend inszeniert, der Schluss gut gelungen. Mit neuen, ungelösten Fällen gibt es auch einen Ausblick auf den nächsten Band. Nicht alles an der Handlung vom Auftakt ist schlüssig. Es entsteht der Eindruck, dass sich Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen haben. Eine Eskalation ist nicht so richtig nachvollziehbar. Insgesamt hätte der Plot spannender gestaltet werden können. Die Kommissarin steht zu sehr im Vordergrund.

Der kreativ in Szene gesetzte Titel zieht alle Blicke aufs Buch. Jedes Detail des Covers ist stimmig. Auch die Farbwahl überzeugt. „Doggerland – Fehltritt“ bietet viel Lokalkolorit und ist aufgrund der verzwickten Ausgangslage unterhaltsam. Zu viele Abschweifungen und Details sorgen dafür, dass die Spannung auf einem eher niedrigen Niveau bleibt. Potential ist da. Es bleibt noch viel Luft nach oben z.B. für mehr Tempo und überraschende Wendungen.

Bewertung vom 21.12.2018
Der Mann am Grund
Procházková, Iva

Der Mann am Grund


sehr gut

„Der Mann am Grund“ von Autorin Iva Procházková bildet den Auftakt zur Prag-Krimireihe um Kommissar Holina. Ein Leichenfund stellt Rätsel auf. Welche Geheimnisse hatte das Opfer?

Ein Polizist stirbt unter mysteriösen Umständen. Bald wird Kommissar Holina klar, dass der Tote Einiges zu verbergen hatte. Nur langsam bringen Befragungen im Umfeld Licht ins Dunkle. Es gibt gleich mehrere Verdächtige. Wer hat die Tat letztendlich begangen und warum?

Die Tragödie am Anfang der Geschichte geht unter die Haut. Autorin Iva Procházková erzählt die schicksalhaften Ereignisse sehr realitätsnah und bildhaft. Handlungswechsel, ein Polizist, der seine Macht missbraucht und sich zu hauf Feinde macht. Das Böse in Menschengestalt. Einer, der es verdient hat, ermordet zu werden? Gegensätzlicher könnten Menschen und Geschehnisse nicht sein. Wie hängen beide Fälle zusammen? Die Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Die Puzzleteile wollen sich nicht zusammenfügen. Das Rätselhafte sorgt für Atmosphäre. Viel Raum nehmen die Ermittlungen ein und verlangsamen das Tempo. Lügen, Verstrickungen, Geheimnisse. Alles wirkt zusammengewürfelt und nebulös. Nicht gekennzeichnete Handlungswechsel sorgen für Irritationen und erschweren den Lesefluss. Ein Zeitsprung und späte Geständnisse bringen etwas mehr Klarheit. Steht der Täter schon fest? Zeitweise entsteht der Eindruck, dass die Verwirrungen zu spät kommen. Details lassen bald wenig Spielraum. Wurde zu früh zu viel verraten? Kommissar Holina wirkt wie ein Fels in der Brandung. Er und sein junger Kollege beweisen Intelligenz, Gespür und Feingefühl. Das Gegensätzliche, Skeptiker und Optimist, hat Unterhaltungswert. Ungewöhnlich ist die Hilfsmethode „Astrologie“ über eine nahestehende Person. Der Plot zeigt Raffinesse über Verwicklungen und Zusammenhänge. Es fehlt über lange Strecken an packenden, temporeichen Szenen und spannungsgeladenen Ereignissen. Nahe gehen die Schicksale. Alles dreht sich um die Menschen, die mit den Opfern in Verbindung stehen. Der Erzählstil überzeugt. Am Schluss gibt es eine Überraschung. Sehr gut inszeniert. Die Protagonisten bleiben im Gedächtnis. Die Geschichte klingt nach. Ein besonderer, eindringlicher, emotionsreicher Krimi.

Der Titel wirkt mysteriös. Das Cover zieht mit wenigen Mitteln die Blicke aufs Buch. „Der Mann am Grund“ hat Stil und Klasse. Eine eigene Art von Krimi, der viel Filmreifes bietet. Es bleiben noch Steigerungsmöglichkeiten. Das Interesse am nächsten Fall ist geweckt. Kommissar Holinas Privatleben als Nebenschauplatz sorgt für Spannung. Wie wird sich alles weiter entwickeln? Empfehlenswert für Krimifans mit einem Sinn für Untertöne, Verstrickungen und explosive Abgründe.

Bewertung vom 04.11.2018
Lenz / Kommissar Eschenbach Bd.6
Theurillat, Michael

Lenz / Kommissar Eschenbach Bd.6


sehr gut

„Lenz“ ist Band 6 der Kommissar Eschenbach-Krimireihe von Michael Theurillat. Der Tod eines älteren Herrn lässt Fragen aufkommen. Steckt mehr dahinter?

Nach einer dreimonatigen Auszeit kehrt Eschenbach zurück an seinen Posten als Leiter der Züricher Kriminalpolizei. Stellvertreterin Ivy Köhler bleibt entgegen aller Erwartungen vor Ort. Zu schnell soll ein Todesfall zu den Akten gelegt werden. Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert.

„Das Andersartige bleibt fremd – und es wird zunehmend fremder. Und wenn es stört, versucht man es leise loszuwerden. Die heutige Gesellschaft ist dazu übergegangen, anders Denkende auszuschließen. Der Mainstream setzt sich durch, und das hat verheerende Folgen. Der Prolog hält den Menschen den Spiegel vor. Sind wir zu denkfaulen Egoisten geworden, die sich problemlos manipulieren lassen? Der Krimi befasst sich mit aktuellen Themen, besorgniserregenden Veränderungen in unserer Gesellschaft. Eine Leiche liegt tagelang unentdeckt in einer Wohnung. Niemand scheint den Mann gekannt zu haben. Erst Kommissar Eschenbach fallen Ungereimtheiten auf. Hinter dem Fall steckt mehr als auf den ersten Blick scheint. Handlungswechsel, ein Freund bittet Ewald Lenz um einen Gefallen. Zwar klingen die Instruktionen seltsam, aber Lenz lässt sich darauf ein. Zeitsprünge, Rückblenden und überraschende Einschübe machen es zeitweise schwer, der Handlung zu folgen. Das Aha-Erlebnis kommt meistens schnell und gibt Klarheit. Alles dreht sich um drei Hauptfiguren, Kommissar Eschenbach, Ewald Lenz und seinen Freund. Nur langsam fügen sich die Fäden zusammen. Überzeugend ist der Erzählstil. Es entsteht die Versuchung, den Krimi in einem Rutsch durchzulesen. Manche Passagen bringen Aktuelles so gut auf den Punkt, dass es lohnt sich Zeit zu lassen. Ein Krimi, der zum Nachdenken anregt. Ein scheinbar abweichendes Thema, der Syrien-Krieg, spielt keine unwichtige Rolle. Lenz und Eschenbach sind interessante Persönlichkeiten. Eschenbach hat ein besonderes Gespür und einen untrüglichen Sinn für Details. Sein Vorgänger bei der Kriminalpolizei Toni Stalder beschreibt Ewald Lenz sehr treffend: „Halt ein Auge auf den Lenz im Archiv. Auch wenn der nicht so aussieht, aber das ist ein Ferrari.“ Der Vergleich mit der Luxuskarosse wird noch nähert erläutert und bringt zum Schmunzeln. Im letzten Buchdrittel werden Geheimnisse offenbart. Keine rasante Action, dafür ein Krimi mit Stil und realistisch wirkenden Szenen. In „Anmerkungen des Autors“ erfährt der Leser mehr darüber was erfunden und tatsächlich passiert ist. „Manchmal ist die Realität noch verrückter als meine Fantasie.“

Das Cover hinterlässt mit Farben und Gestaltung Eindruck. In „Lenz“ dreht sich alles um das Thema „Freundschaft“. Wer sich Spannung, Tempo und packende Szenen wünscht, sollte zu einem anderen Kriminalroman greifen. Autor Michael Theurallit erzählt seine Geschichten in einem ganz eigenen Stil und bringt Dinge damit auf den Punkt. Fantasie und Realität vermischen sich zu einem unterhaltsamen Werk.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2018
Tattoo / Carver & Lake Bd.1
Dyer, Ashley

Tattoo / Carver & Lake Bd.1


ausgezeichnet

„Tattoo“ bildet den Auftakt zur Greg Carver und Ruth Lake-Thriller-Reihe von Autorin Ashley Dyer. Eine Mordserie bringt beide an ihre Grenze.

Fünf Opfer hat der Dornenkiller öffentlich theatralisch zur Schau gestellt. Detective Chief Inspector Greg Carver und Detective Sergeant Ruth Lake sind dem Täter nicht dicht genug auf den Fersen, um ihn aufzuhalten. Was haben die großflächigen Tattoos an den Körpern der Opfer zu bedeuten? Auf wen hat es der Mörder als Nächstes abgesehen?

Der Thriller beginnt mit einem Paukenschlag. Das Undurchsichtige und Rätselhafte lässt Fragen aufkommen. Was ist tatsächlich geschehen? Scheinbar ist die Situation eindeutig. Perspektivwechsel, die aufflammenden Erinnerungen des Opfers sorgen zusätzlich für Atmosphäre. Wer hat den Alptraum verursacht und warum? Von Anfang an ist die Spannung auf einem hohem Niveau. Weitere Perspektivwechsel gewähren Einblicke in die Gedanken des Killers und Ruth Lakes Aktionen sowie ihren Gemütszustand. Neue Ereignisse verstärken das Rätselhafte. Wie hängt alles zusammen? Der Thriller ist raffiniert gestrickt. Nach und nach werden Puzzlestücke preisgegeben. Spekulationen, Irreführungen, der Leser tappt lange im Dunkeln. Ruth und Greg sind interessante Persönlichkeiten. Jeder hat seine Geheimnisse. Nicht nachzuvollziehen sind Ruths Zweifel an Greg. Sie müssten ihren Partner besser kennen. Der Killer bleibt eine lauernde Gefahr. Wann schlägt er wieder zu, und wen wird es treffen? Ruth setzt sich über Grenzen hinweg und bringt Ungereimtheiten zu tage. Die Gefahren für alle Beteiligten nehmen zu. Wie dicht ist sie am Täter dran? Nichts lässt sich mit Sicherheit sagen. Eine Zwickmühle ist originell inszeniert. Gibt es einen Ausweg das Ruder herumzureißen? Der Erzählstil überzeugt auf ganzer Linie. Jedes Detail sitzt. Immer wieder werden kleine Überraschungen eingestreut. Für zusätzlichen Unterhaltungswert sorgt der schüchterne Tom Ivey. Gerne kann er im nächsten Band einen größeren Part bekommen. Zum Schluss überschlagen sich die Ereignisse. Filmreife Szenen. Der Showdown läuft. Welche Spur führt zum Täter? Ein irreführender Schachzug und die Überraschung sind gelungen. Gerne hätte es zum Ende noch packender zugehen können. Das Ermittlerteam hat großes Potential. Ein gelungener Auftakt, der die Hoffnung auf viele, ungewöhnliche und spannende Thriller sät.

Der Titel bringt das Beklemmende und Besondere des Thrillers auf den Punkt. Mit wenigen Mitteln gut in Szene gesetzt. Ein bisschen effektvoller hätte das Cover sein können. „Tattoo“ reißt von Anfang mit. Ein origineller Plot, der insgesamt noch etwas mehr Tempo hätte vertragen können. Die Geschichte wirkt sehr realistisch und hallt nach Zuklappen des Buches nach. Auf jeden Fall empfehlenswert.

Bewertung vom 22.10.2018
Gangsterblues
Bausch, Joe

Gangsterblues


ausgezeichnet

Nach „Knast“ gewährt Arzt, Autor und Schauspieler Joe Bausch in „Gangsterblues“ erneut Einblicke in seine Arbeit als Leitender Regierungsmedizinaldirektor in der Justizvollzugsanstalt Werl und den Gefängnisalltag.

„Außergewöhnliche Begegnungen und die Geschichten, die mir dabei erzählt wurden, oder Geschichten, von denen ich nebenbei erfuhr, inspirierten mich für dieses Buch. Die Idee, die interessantesten von ihnen zu anonymisieren, zu fiktionalisieren und weiterzuspinnen, trieb mich dabei an.“

„Dieses Buch befasst sich mit dem Alltag in deutschen Gefängnissen, nicht mit den individuellen Biographien. Es handelt vom Zustand des Strafvollzugs, nicht von Einzelschicksalen.“ Anhand von zwölf Geschichten erzählt Gefängnisarzt Joe Bausch aus der Welt hinter Gittern. Hier herrschen andere Regeln. Hier muss jeder seinen Weg finden, mit den veränderten Bedingungen zurechtzukommen. Misstrauen, Einsamkeit, Schuld, Reue, Unschuld, Wut, die Emotionen kochen an diesem Ort leicht über. Joe Bausch bringt auch mal mit unkonventionellen Mitteln das Eis zum Schmelzen. Ihm werden auch aufgrund seiner Schweigepflicht Dinge anvertraut, die sonst vielleicht selten oder gar nicht an die Oberfläche kommen würden. Dem Menschen Joe Bausch ist leicht abzunehmen, dass er sich für die Geschichten der Strafgefangenen interessiert. Er liest sich in Akten ein, lässt Gespräche zu, hat ein offenes Ohr für Sorgen. Nicht immer ist das, was er zu hören kriegt leicht zu verdauen. Sturköpfe, Eigenbrötler, Gentlemanganoven, er bekommt es mit einer ganzen Palette von Charakteren zu, und jeder hat es auf seine Weise faustdick hinter den Ohren oder ist aufgrund tragischer Fehler an diesem unwirtlichen Ort gelandet. Joe Bausch erzählt auf unnachahmliche Weise von seinen Begegnungen, die so stattgefunden haben könnten. Der Gefängnisalltag wird greifbarer. Was ist ein Spannmann? Was hat es mit dem Affenfelsen auf sich? Besonders die Geschichte mit den drei alten Ganoven reißt mit. Selbst ab einem gewissen Alter sind Gauner nicht zu unterschätzen. Arztbesuche im Bunker sorgen für Spannung. Eine Prise Humor darf nicht fehlen. Nicht nur hinter Gittern ist Lachen die beste Medizin. Fragwürdige Deals, Gerüchte, Spekulationen, Fehleinschätzungen, manches geht nah, anderes verstört oder bringt trotz ernsthaftem Hintergrund zum Schmunzeln. Vom Auftragskiller bis zum Beschwerdefürst, filmreif sind fast alle Geschichten. Umso abrupter kommt das Ende. Das Buch hört einfach mit der letzten Story auf. Es entsteht der Eindruck, dass etwas fehlt. Ein Abschluss, Nachwort, Kommentar, eine persönliche Note, der Ausblick auf das nächste Buch. Schade! Gerne hätten es auch mehr Geschichten sein können.

Das Cover mit dem markanten Gesicht Joe Bauschs und prägnanten Titel hat Anziehungskraft. Gut gewählt sind auch die Farben. Das Schwarz als Hintergrund und die weiße Schrift. Alles sehr passend zum Inhalt. Zusatz und Vorwort lassen keine falschen Erwartungen aufkommen. „Gangsterblues“ bringt einem den Gefängnisarzt Joe Bausch näher, der seine Prinzipien und Regeln hat, aber auch eine Neugierde. Ihm gelingt es, Vertrauen aufzubauen wo Misstrauen und unsichtbare Mauern vorherrschend sind. Ein interessantes Buch. Auch der Unterhaltungswert kommt nicht zu kurz.

Bewertung vom 17.10.2018
Chicago
Mamet, David

Chicago


gut

„Chicago“ ist das neueste Werk von Dramatiker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur David Mamet. Sein Drama „Glengarry Glen Ross“ wurde 1984 mit dem Pulitzer-Preis und vier Tony Awards ausgezeichnet. In „Chicago“ verstößt Reporter Mike Hodge gegen die Regeln der Mafia.

Mike Hodge und Clement Parlow arbeiten für die Lokalredaktion des „Chicago Tribune“. Als ein Nachtclubbesitzer und sein Geschäftspartner ermordet werden, stellt Mike Recherchen an und tritt mal wieder den Mächtigen auf die Füße. Ständig Warnungen missachtend, wird Mike eine unmissverständliche Mission erteilt, die alles aus dem Ruder laufen lässt.

Der Einstieg mit einem Gespräch unter Journalisten ist unspektakulär. Es fehlt an rasanter Action. Das Tempo ist sehr langsam. Es kommt keine Spannung auf. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte fehlen über lange Strecken Thrillerelemente. Interessant wird es mit Mikes Liebe zu Annie Walsh. Autor David Mamet setzt das Thema „Unterwelt Chicago“ auf ganz eigene Weise um. Der Fokus liegt auf Dialogen. Durch Abschweifungen und Erinnerungen wird das Tempo ausgebremst. Alles wirkt etwas durcheinander. Die Chicago-Atmosphäre will nicht aufkommen. Mike und Parlow sind nicht richtig greifbar. Mit einem Paukenschlag tritt keine Wende ein. Der Erzählstil bleibt unverändert. Das Rätselhafte wird wiederholt. Mit dem „Warum“ entsteht ein roter Faden. Trotzdem plätschert die Geschichte weiter vor sich hin. Wer den Schreibstil des Autors nicht kennt, steckt in einer Gewöhnungsphase. Wie hängt alles zusammen? Geschichtliches und Infos bringen einem Mike und Parlows Welt näher. Nicht immer muss ein Wort fallen, um zu verstehen. Parlows Instinkt und Mikes Kombinationsgabe überzeugen. Ihre Lässigkeit und Coolness kommen besonders im letzten Buchdrittel zum Vorschein. Alleingänge sind an der Tagesordnung. Bietet der eine dem anderen Schutz? In einer prekären Situation kommt die Frage nach dem Partner auf. Hat der Autor ihn in den Szenen vergessen? Mike verstößt gegen die Regeln und geht Risiken ein, um die Wahrheit herauszufinden. Er lässt trotz Gegenwind nicht locker. Bewundernswerte Dreistigkeit. Taktiken, Wende und Auflösung überraschen. Das letzte Buchdrittel reißt Einiges raus. Ungewöhnlich, anders, ein Roman und kein Thriller.

Die Bezeichnung „Thriller“ auf dem Cover ist fehlerhaft und schürt falsche Erwartungen. Titel und Coverszene sind gelungen. „Chicago“ ist ein eigensinniges Buch. Wer sich auf Autor und Story einlässt, wird sich tatsächlich in der Chicagoer Unterweltsatmosphäre wiederfinden. Das Dialoglastige muss man mögen. Wer auf Action und Spannung aus ist, sollte nach einem anderen Buch greifen.