Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
chuckipop
Wohnort: 
Bünde

Bewertungen

Insgesamt 268 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2020
Hurenkinder
Frost, Lilly

Hurenkinder


ausgezeichnet

Hurenkinder - Spannung pur...ein außergewöhnlicher Krimi, den man unbedingt lesen sollte!

"Hurenkinder" von Lilly Frost ist als Taschenbuch mit 352 Seiten im März 2020 erschienen (Books on Demand).

Elli erwacht eines Tages in einer schmuddeligen Pension in der Nähe des Hauptbahnhofs - neben ihr ein unbekannter Toter mit eingeschlagenem Schädel. Elli kann sich an absolut nichts erinnern...wer ist der Tote? Hat sie ihn etwa ermordet? Wie kam sie überhaupt hierher? Nachdem sie in Panik geflüchtet ist, wird ihr nach und nach klar, dass sie dringend Hilfe braucht - und dass die Vergangenheit sie eingeholt hat!

Dieser außergewöhnliche Salzburg-Krimi behandelt eine brisante Thematik, die sich ganz am Rande der Gesellschaft bewegt, was ja der Titel bereits andeutet.

Der Schreibstil von Lilly Frost ist packend, in den kurzen Kapiteln, die den jeweiligen Hauptprotagonisten zugeordnet sind, baut sich die Spannung kontinuierlich auf und explodiert schließlich in einem packenden Showdown.

Hier ist nicht nur der Täter unbekannt, sondern es ergeben sich auch zahllose andere Fragen, und so hält die Story eine ganze Menge Überraschungen und Aha-Momente parat...der Prinz z.B. bewegte sich verdachtsmäßig eine ganze Zeit lang am Rande meines Gesichtsfeldes, aber entlarven konnte ich ihn dann doch erst kurz vor Schluß.

Letztendlich geht es, wie so oft im Leben, um Geld und Korruption und einige der Charaktere sind ganz tief in einen Sumpf geraten, in den sie immer weiter hineingezogen werden.

Ich hatte einige wirklich spannende Lesestunden, das letzte Drittel habe ich quasi atemlos verschlungen und habe mit Elli, Alex und Julia mitgefiebert, wie sich alles entwickelt...

Alles Weitere würde nun spoilern, also kann ich allen, die jetzt neugierig geworden sind, nur dringend ans Herz legen: unbedingt lesen!

Bewertung vom 29.04.2020
Hass. Macht. Gewalt.
Schlaffer, Philip

Hass. Macht. Gewalt.


ausgezeichnet

Hass. Macht. Gewalt. - Die Geschichte eines radikalen Lebens

Hass. Macht. Gewalt. von Philip Schlaffer ist im April 2020 als Taschenbuch mit 328 Seiten bei Droemer erschienen.

Der Autor erzählt hier ganz offen und ohne irgendetwas schönreden zu wollen die geschichte seines bisherigen Lebens. Nach einer Kindheit, in der ihm durch häufige Ortswechsel gute Freunde und feste Bezugspunkte im Leben fehlen, flüchtet er sich irgendwann nicht mehr in die Serie "Alf", sondern gerät auf Abwege.

Philip Schlaffer rutscht hinein in eine Abwärtsspirale, er fühlt sich schnell akzeptiert und heimisch in der rechten Szene und sein Leben ändert sich radikal. Neonazi, Hooligan, später krimineller Motorrad-Rocker. Suff, Gewalttaten, Macht. Schlaffer versucht durch diverse Geschäftsideen Geld zu verdienen, mit verbotenem Rechtsrock, dann mit einem Klamottenladen für Angehörige der Nazi- und Hooliganszene. Irgendwann merkt er, dass er in der rechten Szene die Machtposition, die er sich aufgebaut hat, allmählich verliert und wechselt zum kriminellen Part der Motorrad-Rocker-Szene, wo er im Milieu der Prostitution und Drogen sein Geld macht.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr interessant, der Autor war nie nur Mitläufer, sondern hat sich mit den jeweiligen Themen intensiv beschäftigt und war immer voll mit dabei, vorzugsweise als Anführer. Irgendwann, als er dann doch für einige Zeit im Knast landete, öffneten sich seine Augen und er erkannte, dass er aussteigen will. Leider kommt ein bisschen zu kurz, wie genau er das packt und auf welche Probleme er in dieser Zeit mit seinen ehemaligen Freunden etc. hat, denn ein Ausstieg aus solch harten, extremen und kriminellen Szenen ist ganz sicher alles Andere als einfach.

Auch das "Danach", die Gründung seines Vereins "Extremislos" und seine jetzige Arbeit werden so gut wie nicht beleuchtet, aber vielleicht gibt es dazu ein weiteres Buch.

Auf alle Fälle ist Schlaffer ein Mensch, der es scheinbar geschafft hat, seiner Vergangenheit den Rücken zu kehren und mit voller Kraft nach vorne zu schauen, und er macht trotz allem einen sympathischen und starken Eindruck.

Ich bin froh, sein Buch gelesen zu haben, es hat mich im wahrsten Sinne des Wortes beeindruckt und ich gönne ihm, dass er nun "sauber" bleibt und echte Freunde sowie hoffentlich auch die Frau fürs Leben findet.

Mein Fazit: Empfehlenswert!

Bewertung vom 21.04.2020
Tödliche Rezeptur
Martensen, Manuel

Tödliche Rezeptur


sehr gut

"Tödliche Rezeptur" - ein spannender, außergewöhnlicher Krimi, der im Brauereimilieu spielt

„Tödliche Rezeptur“ von Manuel Martensen ist als Taschenbuch mit 336 Seiten im Dezember 2019 über BoD – Books on Demand erschienen.

Es handelt sich um einen Krimi im Brauereimilieu, der alles mitbringt, was ein guter Krimi braucht, und dennoch absolut kein Standard ist. Und keineswegs nur für Bierliebhaber ;)

Krister Jöhns hat kein besonders gutes Verhältnis zu seinem Opa Herrmann. Als seine Mutter aber aus dem Urlaub anruft, weil sie Opa nicht erreichen kann, fährt Krister nachsehen und findet das Haus leer vor.

Als er dann die Nachrichtensendung sieht, in der das Fahndungsvideo zu einem brutalen Mord gezeigt wird, und er seinen Großvater darauf erkennt, geht er auf die Suche nach Herrmann.

Eine Lawine von Ereignissen wird dadurch losgetreten, denn mit Hilfe von Hanna, seiner Journalistenkollegin, kommt Krister einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur. Er stellt sich recht ungeschickt an, will der Polizei nicht alles erzählen und gerät so erst recht ins Visier der Polizei, und dann gibt es da noch jemanden…einen Jäger…der scheint skrupellos und so ist Krister plötzlich in großer Gefahr.

Der Schreibstil von Manuel Martensen hat mir gut gefallen, man war schnell mitten im Geschehen und die Protagonisten sind gut und detailliert ausgearbeitet. Der Plot ist außergewöhnlich und interessant, die Spannung steigert sich stetig. Zudem gibt es eine humorvolle Komponente, an einigen Stellen musste ich derbe schmunzeln.

„Tödliche Rezeptur“ ist ein solider, spannender und lesenwerter Krimi, der mir einige Stunden Lesespaß bereitet hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2020
Paterno, Wolfgang

"So ich noch lebe ..."


sehr gut

Wer war er eigentlich, der Opa ohne Kopf? Eine Spurensuche mit Leidenschaft.

"So ich noch lebe..." von Wolfgang Paterno ist als Hardcover mit 304 Seiten im März 2020 beim Haymon Verlag erschienen.

Es handelt sich hier um eine wahre, tragische Begebenheit. Wolfgang Paterno ist in seinem Buch mit Leidenschaft und Herzblut auf der Spurensuche zur Geschichte seines Großvaters Hugo Paterno. Der Enkel durfte seinen Großvater nie kennenlernen, denn dieser wurde in Dritten Reich von den Nazis hingerichtet, nachdem er aufgrund verleumderischer Denunziationen zum Tode verurteilt wurde.

In Paternos Familie wurde nie viel über Hugo gesprochen, man versuchte ihn zu vergessen, daher war er immer der "Opa ohne Kopf"...Alles, was der Enkel über seinen Großvater direkt erfahren konnte, fand er in zwei Aluminiumkisten, in denen man "seinen Fall" lagerte. Im Buch abgebildet sind diverse Dokumente, ausserdem Fotos und Briefe. Der Autor hat darüberhinaus noch die Nachkommen diverser Zeitzeugen befragt, z.B. auch die Nachfahren der Denunzianten...

Hugo Paterno war Zollbeamter, darüberhinaus ein liebevoller Ehemann und Familienvater, ein gläubiger, ehrlicher und rechtschaffener Mann.

Aber für die damalige schlimme Zeit war er leider zu religiös undzu wenig politisch eingestellt - eine Kombination, die Neider und Denunzianten auf den Plan rief, was eine Lawine von Ereignisse auslöste, die schließlich zu Hugo Paternos Ermordung führten. Dadurch, dass er zwischendurch immer wieder vversuchte, Dinge klarzustellen, und diese nicht auf sich beruhen lassen wollte oder konnte, machte die Lage immer brisanter und der Fokus der Behörden wandte sich leider nicht mehr vom ihm ab...

Ich finde es sehr bewundernswert, dass der Autor hier den Dingen auf die Spur geht und so viele schmerzliche Dinge ausgräbt. Das ist durchaus natürlich, denn die Wahrheit zu erfahren ist reinigend und wichtig, aber nur ganz wenige haben den Mumm oder die Energie, das auf die Beine zu stellen.

Der Lesefluss war für mich persönlich bisweilen etwas trocken, und machte trotzdem extrem nachdenklich und hat mich erschüttert, so dass ich etwas länger gebraucht habe, um die Lektüre zu beenden.

Mein Fazit: Mit diesem zeitgeschichtlichen Werk hat der Autor seinem Großvater und seiner Familie großen Respekt erwiesen. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 09.04.2020
Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1 (2 MP3-CDs)
McLean, Peter

Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Die Pious Men - spannender, schonungsloser Bandenkrieg mit sehr wenig Fantasy

"Priest of Bones - Der Kampf um den Rosenthron 1 " von Peter McLean ist ein Hörbuch mit ca 652 Minuten, welches beim Verlag Audiobuch im März 2020 erschienen ist.

Gelesen wird "Priest of Bones" von Frank Stieren. Das Genre ist als Fantasy deklariert, was jedoch irreführend ist, da es sich eher um eine Art historischen Bandenkrieg handelt, in dem nur ganz geringe Fantasyaspekte vorkommen. Daher vergebe ich auch nur 4 von 5 Sternen. An sich hat es mir von der Handlung her auszgezeichnet gefallen, und auch Sprecher Frank Stieren macht einen hervorragenden Job, mit seiner sonoren und prägnanten Stimme hat er mich wie immer direkt in seinen Bann gezogen :)

Hoffentlich schreibe ich Namen und Orte korrekt, das ist immer etwas schwierig bei einem Hörbuch ;)

Die Pious Men, soben aus dem Krieg zurückgekehrt, sind ein wahrlich rauer Haufen. Allen voran Tomas Piety, in der Armee ein Priester, ansonsten aber Bandenchef und Gangster. Tomas ist ein harter, aber gerechter Chef, der loyal ist, für seine Leute sorgt und Anstand und Ehre besitzt. Auch die Truppe seines Bruders Joken, der einen eher fragwürdigen Führungsstil besitzt, da er meist betrunken vor sich hin schnarcht, hat Tomas direkt mit unter seine Fittiche genommen.

Nachdem er die erste seiner Kneipen, die sich während des Krieges jemand anderes unter den Nagel gerissen hatte (wie die anderen Besitztümer der Brüder Piety, z.B. das Hurenhaus und das Glücksspielhaus der Reichen und Schönen) zurückerobert und seine Tante aus dem Kloster geholt hat, hat er auch seine Vertrauten beisammen.

Besonders gut gefällt mir Tomas´ rechte Hand Bloody Anne, eine sehr eigenwillige Kämpferin mit einer rauen Schale, die eine herzensgute Frau ist und bereits ein recht heftiges Schicksal hinter sich hat...!

Tomas ist mit Herzblut und Leidenschaft Pious Man, aber da man schwerlich nur von seinen Gaunereien sehr gut leben kann, dient er auch den Queensmen und damit dem Staat, und zwar als Spion. Dabei wird er ständig überwacht, nämlich in Gestalt von Aylsa, die ihm in seinem eigenen Pub als Schankmagd vor die Nase gesetzt wird ;)

Insgesamt ist der Fantasy-Aspekt des Buches eher gering, er tritt vorwiegend zutage in dem Handlungsstrang, in dem Billy the Boy, der auch den Pious Men angehört und im Krieg gekämpft hat, obwohl er erst 12 Jahre alt ist, ganz besondere Fähigkeiten zeigt und von da an zum magier ausgebildet wird. Seine Fähigkeiten werden im Verlauf der Handlung einige Male unterschiedlich eingesetzt.

Die Charaktere sind meiner Meinung nach unheimlich stark herausgearbeitet worden und detailliert beschrieben, so dass man von den meisten Protagonisten ein ganz genaues Bild im Kopf hat und eine Menge über sie weiß.

Der Zusammenhalt der Truppe ist sehr gut, sie gehen zielstrebig vor bei ihren Aufgaben und arbeiten Hand in Hand. Es geht zwar recht brutal zu und ohne Rücksicht auf Verluste, aber das war sicherlich in der damaligen Zeit keine Besonderheit.

Das Ende lässt mich nun Teil 2 mit Spannung erwarten!

Bewertung vom 07.04.2020
Meine fremde Freundin
Bünnig, Jenny

Meine fremde Freundin


ausgezeichnet

Andersartig, berührend, lyrisch - eine wichtige, wunderbare Lektüre

"Meine fremde Freundin" von Jenny Bünnig ist im März 2020 als Hardcover mit 240 Seiten beim Arche Literatur Verlag erschienen.

Noch nie ist es mir so schwer gefallen, meine Eindrücke in Worte zu fassen. Ich hoffe, dass ich Euch meine EIndrücke ein wenig vermitteln kann und nicht nur verworren schwafele...

Die Geschichte von Josephine ist andersartig und sehr berührend. Die Schreibweise der Autorin Jenny Bünnig ist leicht und ein wenig unbeschwert, aber zugleich ungewöhnlich und eher schwere Kost, man kann (und will) die Lektüre nicht leicht abtun. Dies ist nichts, was man so nebenbei liest, man muss sich darauf konzentrieren, denn hier werden so viele unterschiedliche Emotionen übermittelt, dass mir beim Lesen oft ganz schwindelig war.

Josephine und Inken haben sich im Sandkasten kennengelernt und waren immer allerbeste Freundinnen. Nun, mit Anfang dreißig, ist Josephine unterwegs. Zu Fuß. Allein. Sie klingelt bei fremden Menschen und fragt, ob sie in deren Garten ihr Zelt aufstellen und dort übernachten kann. Josephine kann nämlich nicht in geschlossenen Räumen übernachten. Etwas ist passiert. Was hatte das mit Inken zu tun?!

Der Schreibstil des Buches ist schon ein wenig lyrisch, es gibt keine Kapitel, nur hier und da diverse Gedankenstriche. Es gibt häufige Zeitsprünge, von denen nur wenige gekennzeichnet sind, die meisten muss man aus Josephines Gedankenwelt ableiten. Das ist einer der Gründe, warum die Lektüre so besonders ist.

Ausserdem geht es hier um so viel. Freundschaft. Eifersucht. Familie. Herkunft. Gefühle. Kinderwunsch. Tagebücher. Depressionen. Menschen. Beziehungen jeglicher Art. Die Wirkung eines Menschen auf andere, Äußerlichkeiten und innere Werte. Darum, dass man niemlas einen anderen Menschen absolut kennt. Und noch vieles mehr.

Wir lernen einige Menschen kennen, die zu Josephines Leben gehören oder dort während ihrer Wanderung auftauchen, manche der Charaktere und Schicksale hätten eine eigene Geschichte verdient.

Das Ende ist ebenso untypisch wie die ganze Story, aber gerade deshalb hat es mich, obwohl nicht alles geklärt ist, in keiner Weise unbefriedigt zurückgelassen.

Mein Fazit: Absolut großartig, unbedingt lesenswert!