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Enchanted Books
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Franken

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Insgesamt 211 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2014
Es wird keine Helden geben
Seidl, Anna

Es wird keine Helden geben


ausgezeichnet

Cover: 
Das Cover ist weiß und trägt nur den Buchtitel „Es wird keine Helden geben“. Und das ist passender als es alles andere sein könnte. Ein Bildchen oder etwas ähnliches würde hier nicht passen.

Erster Satz:
Alles wird damit beginnen, dass ich verschlafe.

Meine Meinung:
Miriam freut sich auf einen Schultag wie jeden anderen. Auf ihren Freund Tobi, mit dem sie erst wenige Monate zusammen ist und auf ihre Freundinnen. Doch der Tag wird ganz anders werden, als gedacht. Ein Schüler den sie kennt, wird durchdrehen, „Amok laufen“ und Leichen zurück lassen. Doch vor allem für die Überlebenden ist danach nichts mehr wie es einmal war. 
Wie soll man nach so einem Erlebnis ganz normal weiter leben?

Miriam ist die Hauptprotagonistin, aus deren Sicht man das Buch „erlebt“. Hautnah, und ja, ich hatte immer wieder eine Gänsehaut, durchwandert man mit ihr die Phasen nach dem Amoklauf: Schock, Trauer, Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Hoffnung und Normalität.

Sie war bis zu jenem schicksalhaften Tag des Amoklaufes ein ganz normales Mädchen. Ihre Eltern leben getrennt, sie wohnt bei ihrem Vater. Sie ist glücklich und zufrieden. Hat einen Freund, ist richtig verliebt. Sie hat enge Freundinnen mit denen sie vieles teilt und liebt Shoppingtouren.  

Miriam zieht sich anfangs sehr zurück, aber jeder verarbeitet so einen Amoklauf anders. Anhand von Miriams Freundinnen sieht man, wie jeder Mensch so ein Geschehen auf das man keinen Einfluss hat, anders verarbeitet. Jede wählt den Weg, wie sie scheinbar am besten damit umgehen kann, ungeachtet dessen was die Umwelt oder die anderen Mitschüler tun. Auch Hilfe von außen kann schwierig sein, denn wer nicht dabei war, der kann dies einfach nicht nachfühlen. Aber eigentlich gibt es nur zwei Wege: daran wachsen und das ganze verarbeiten oder daran zu zerbrechen. Lest selbst wie es Miriam ergeht!

Anna Seidl hat dieses Debüt mit 16 Jahren geschrieben. Der Schreibstil ist so, als ob man gerade live dabei ist und ich finde es einfach bewundernswert, ein Werk mit so einer emotionalen Achterbahnfahrt, mit so einem ernsten Thema mit 16 zu schreiben und die zum Teil schrecklichen Gefühle dabei absolut real dem Leser zu transportieren.
Dieses Buch regt absolut zum Nachdenken an und hat mich tief berührt.

Deswegen möchte ich dieses Buch auch sehr gerne allen Lehrern und Schülern ans Herz legen. „Es wird keine Helden geben“ ist für mich persönlich das erste Buch, das ich dringend als Schullektüre empfehlen möchte und dort fest im Lehrplan verankert sein sollte. Denn kein Thema ist in der heutigen Schulzeit so aktuell und sollte besprochen werden, wie dieses, dass ein Amoklauf jeden treffen kann. Darüber muss gesprochen und diskutiert werden. Denn vielleicht kann durch Menschlichkeit etwas bewegt werden...

Fazit: 
„Es wird keine Helden geben“ ist ein Buch, das ab der ersten Seite unter die Haut geht. Es fesselt einen auf ganz besondere Weise, regt zum Nachdenken an und lässt einen auch nach der letzten Seite für lange Zeit nicht mehr los. Anna Seidl schafft es auf erschreckend reale Weise, das Thema Amoklauf aufzugreifen, als wäre sie dabei gewesen.
Jeder, wirklich jeder, aber vor allem Schüler, sollten dieses Buch aufmerksam lesen und darüber nachdenken. Für mich ein Buch, das so viel mehr ist als „nur“ ein Buch.

Ⓒ http://michasbuechertraeume.blogspot.de