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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 610 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Mitreißende Frauengeschichten;
Diese interessante Frauen- und Familiengeschichte spielt 1989 und in den 1950er Jahren und die jeweilige Zeit wird durch viele kleine Details sehr gut getroffen. Man kann sich gut in die Personen hineinfühlen, die hauptsächlich weiblichen Charaktere werden in ihren verschiedenen Lebensentwürfen sehr gut und nachvollziehbar gezeichnet. Man nähert sich langsam einem Drama oder Familiengeheimnis an, dass durch das Aufeinandertreffen von Mutter und Tochter 1989 nach und nach aufgedeckt wird. Jede der spannenden Frauenfiguren fand ich glaubhaft und treffend beschrieben. Auch das Dorfleben, in dem vieles verschweigen wird und das Ansehen bei den Nachbarn wichtiger ist als das eigene Glück oder das der Angehörigen, wird ebenso wie das Lebensgefühl der Nachkriegsgeneration mitreißend geschildert. Der Schreibstil ist einwandfrei, das Buch liest sich schnell und flüssig und erst am Ende habe ich verstanden, dass das vorherige Buch der Autorin „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ teilweise die gleichen Protagonistinnen hat. Damit landet es auf jeden Fall auf meiner Wunschliste.

Bewertung vom 27.07.2023
Marvel: Das große Geschichtenbuch

Marvel: Das große Geschichtenbuch


ausgezeichnet

Einfach super ;
Das Marvel Geschichtenbuch ist ein sehr schön gemachtes, großes Buch mit tollen Zeichnungen und Farben. Man bekommt einen super Überblick über das Marvel-Universum und wie die Figuren zusammenhängen, ihre Geschichten und bekannte und weniger bekannte Helden werden vorgestellt. Das Buch ist gut strukturiert und auf über 260 Seiten wird einiges geboten. Die Geschichten sind sehr kompakt und die Schriftgröße ist auch für Erstleser geeignet. Text und Zeichnungen halten sich auf einer Seite die Waage, so dass es auch beim Vorlesen genug zu sehen gibt. Das Buch ist ab 5 Jahren und kindgerecht aufbereitet, man kann sogar am Anfang seinen Namen eintragen. Da es eine tolle Übersicht über die vielen Marvel-Helden bietet, finde ich es für jedes Alter und für die ganze Familie geeignet. Es ist ein kleines Marvel-Nachschlagewerk.

Bewertung vom 27.07.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


sehr gut

Ein Leben im Umbruch;
Dieses Buch über eine Frau an einem Wendepunkt in ihrem Leben auf der Suche nach einer neuen Rolle bzw. Orientierung in einer neuen Lebensphase hat mir gut gefallen. Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um den Auszug der Kinder mit vielen, kleinen gedanklichen Abschweifungen in die Vergangenheit, die ich als sehr passend und nachvollziehbar empfand. Angefangen mit ihrer Stellung als introvertierte Abweichlerin in der Herkunftsfamilie bis zum Verhältnis zu den eigenen Eltern als Alleinerziehende und bald Alleinwohnende bis zu ihrer Beziehungsbiographie fand ich alles gut und glaubhaft dargestellt. Manche Dinge wurden witzig und mit subtilem Humor beschrieben und ich glaube, dass sich viele Mütter darin wiederfinden können. Auch die Verarbeitung von Frauenbildern und Stereotypen hat mir gut gefallen. Das Wohnungssuchthema war allerdings sehr dominant und hat mich mit der Zeit etwas genervt, da mir der Ton zu larmoyant war. Ich hätte mir am Ende noch mehr Informationen gewünscht, wie sich Mutter und Kinder in ihrer neuen Wohnsituation fühlen. Der Schreibstil ist angenehm, das Buch lässt sich gut lesen und war interessant und unterhaltsam.

Bewertung vom 27.07.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Virtuoser historischer Roman;
Die Leben dreier Kindheitsfreunde Ende des 19. Jahrhunderts werden in diesem Roman gekonnt beschrieben. Jeder der drei kämpft zwischen Konventionen und äußerem Druck für sein Glück und das Blatt kann sich schnell wenden. Zum einen wurden die historischen Details ausführlich recherchiert und fließen ganz nebenbei in die Geschichte ein. Zum anderen kommt das Zusammentreffen von Wilhelm, Jacob und Luise sehr nachvollziehbar zustande. Ebenso werden die Entwicklungen in ihren ganz unterschiedlichen Leben glaubhaft geschildert. Die Zeit großer technischer Errungenschaften wird fundiert beschrieben und man kann gut verstehen, dass nicht alle Menschen sich sofort dem hohen Veränderungsdruck anpassen konnten. Die großen sozialen Umbrüche werden auch anhand der Schicksale von Nebenfiguren meisterhaft dargestellt. Das Buch ist spannend geschrieben, der Schreibstil hat mich einfach mitgerissen und ich habe es innerhalb eines Wochenendes gelesen. Ich hätte nicht gedacht, dass mich dieses Buch so begeistern würde, aber es ist einfach gut gemacht und die Handlung wurde virtuos entwickelt.

Bewertung vom 27.07.2023
Porträt auf grüner Wandfarbe
Sandmann, Elisabeth

Porträt auf grüner Wandfarbe


ausgezeichnet

Bewegende Familiensaga;
Allein schon der Klappentext hat mich neugierig gemacht und das Buch hat meine Erwartungen voll erfüllt. Der Schreibstil ist einwandfrei und ich habe diesbezüglich nichts zu bemängeln. Die Geschichte wird hauptsächlich aus zwei Perspektiven erzählt: zum einen Gwen im Jahr 1992, die sich auf eine Reise in die Vergangenheit macht, um Familiengeheimnisse aufzuklären, zum anderen eine Zusammenfassung der Tagebuchaufzeichnungen Ellas, einer engen Freundin der Familie. Dadurch, dass Gwen ihre Verwandten kontaktiert und dadurch immer neue Unterlagen entdeckt, entstehen weitere, tolle Perspektiven und viele verschiedene Erzählzeiten, die die Geschichte sehr spannend machen. Die Charaktere wurden sehr gelungen beschrieben und ich konnte sie mir sehr gut vorstellen. Die verschiedenen Jahrzehnte und vielen Orte wurden gut recherchiert und hat dadurch die Entwicklung der Figuren nachvollziehbar gemacht. Insgesamt ein historischer Roadtrip mit einer faszinierenden Geschichte und einem tollen Plot, der dramaturgisch gekonnt wiedergegeben wurde.

Bewertung vom 27.07.2023
Samson und das gestohlene Herz
Kurkow, Andrej

Samson und das gestohlene Herz


ausgezeichnet

Geschichte greifbar gemacht;
Das Buch spielt in Kiew zur Zeit der Revolutionswirren vor einhundert Jahren und die damalige Zeit mit ihren Wirren und politischen Unsicherheiten wird ganz nebenbei gekonnt mit feiner Ironie beschrieben. Das Ganze ist richtig unterhaltsam, da einen so manch politisch absurde Vorgabe schmunzeln lässt. Anhand Samsons Kriminalfällen lernt man die Menschen mit ihren alltäglichen Problemen kennen, da die Fälle ein Spiegel ihrer Zeit sind. Die Geschichte wird aus der Sicht Samsons erzählt, der eine sehr sympathische Hauptfigur ist und trotz der widrigen Umstände seine Aufgabe ernsthaft erfüllt. Das erste Buch über Samson und Nadjeschda hatte ich auch gelesen und dieses zweite hat mir sogar noch ein kleines bisschen besser gefallen. Man kann es problemlos lesen, ohne das erste kennen zu müssen. Einige kleine Anspielungen auf die Geschehnisse im ersten Band gewannen aber dadurch, dass ich das Vorwissen hatte, deshalb empfehle ich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Bewertung vom 24.07.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


ausgezeichnet

Zwei Welten gekonnt beschrieben;
Nachdem ihr Freund im Urlaub Alex vor die Tür gesetzt hat, will sie ohne Geld und Wohnung einige Tage überbrücken, um bei einer Party wieder Kontakt mit ihrem Freund aufzunehmen. In der fremden Gegend stolpert sie von einer Zufallsbekanntschaft zur nächsten und nutzt jede Gelegenheit, die sich ihr bietet. Sie ist wie ein Chamäleon, dass sich immer anpasst und zwischen den Welten der Privilegierten und Dienstleistern hin- und herschwankt. Diese komplexen Welten werden gekonnt beschrieben. Alex beherrscht die Insignien beider Welten und das ist soziologisch sehr interessant. Da das Buch aus ihrer Perspektive geschrieben ist, kann man ihre Gedanken zur Anpassung an die jeweilige soziale Position (Oben und Unten) gut nachvollziehen. Die Story ist gekonnt gestrickt und intelligent verwoben. Die ganz unterschiedlichen Charaktere sind gut getroffen und sehr nachvollziehbar. Die Probleme und Ängste der verschiedenen Welten werden eindringlich geschildert. Denn jede hat positive und negative Seiten. Hochinteressant!

Bewertung vom 24.07.2023
Scheiß-Angst
Kikidoyouloveme;Spiess, Karina

Scheiß-Angst


sehr gut

Erfrischend offene Mischung aus Theorie und Praxis;
Das nicht ganz einfache Thema wird offen und ehrlich behandelt, was mir gut gefallen hat. Kiki erzählt ihren Leidensweg und ihre Schwägerin Katja steuert einige medizinische Exkurse bei. . An sich ist das Buch gut geschrieben, ich hätte mir noch mehr Absätze oder Unterteilungen gewünscht und Kikis Sprache ist sehr jung mit vielen Anglizismen, vielleicht hätte die „Social Media Sprache“ etwas allgemeinverträglicher gemacht werden können. Die Mischung aus Betroffenenbericht, Beziehungskapitel, Gespräche mit Freundinnen und standardisierte Interviews mit Leidensgenossen sowie die ärztlichen Erklärungen finde ich sehr gelungen. Auch ist es gut gemacht, dass man am Layout sofort erkennt, wer was geschrieben hat. Allerdings hat das Layout auch manchmal seine Tücken: wenn sich die Schriftfarbe und der Hintergrund sehr ähneln wird das Lesen anstrengend. Ich hätte gerne noch mehr praktische Beispiele aus dem wirklichen Leben gelesen, damit sich ein Nicht-Betroffener noch besser anhand von Alltagsthemen vorstellen kann, in welchem Ausmaß das Leben beeinflusst wird. Es gibt auf jeden Fall gute Anregungen und Informationen in diesem lesenswerten Ratgeber.

Bewertung vom 24.07.2023
Mord & Croissants / Ein Brite in Frankreich Bd.1
Moore, Ian

Mord & Croissants / Ein Brite in Frankreich Bd.1


sehr gut

Lebt von den sympathischen Figuren;
Richard Ainsworth, ein Engländer in Frankreich, stolpert in einen Vermissten- bzw. Kriminalfall hinein. Die Sprache ist ganz angenehm zu lesen, aber inhaltlich ist das Buch zu Beginn hart an der Grenze zum Klamauk oder wohlwollen formuliert sehr „cosy“. Das bessert sich im Laufe des Buches und es gibt den ein oder anderen sehr unterhaltsamen Satz oder Gedanken Richards. Man lernt die sympathischen Personen lieben, vor allem die Französinnen sind eine unterhaltsame Herausforderung für Richard. Leider ist die Handlung etwas unübersichtlich und chaotisch. Das Thema Culture Clash zwischen England und Frankreich kommt in Ansätzen vor, hätte aber durchaus noch mehr Potenzial gehabt. Der Story liegt eine gute Idee zugrunde, die noch etwas strukturierter ausgearbeitet hätte werden können, da sie nicht ganz rund ist. Ein Cosy Crime Roman, der von mir 3,5 Sterne bekommt.

Bewertung vom 18.07.2023
Die Stadt der Lebenden
Lagioia, Nicola

Die Stadt der Lebenden


ausgezeichnet

Intensiv und kraftvoll;
Da sich das Buch mit einem echten Kriminalfall beschäftigt, war von Anfang an klar, wie es ausgehen wird. Dennoch ist das Buch unheimlich spannend, weil man verstehen will, wie es dazu kommen konnte. Es ist aber auch bedrückend, kraftvoll, dicht, atmosphärisch, beeindruckend, furchteinflössend und kein bisschen voyeuristisch. Die neutrale Rekonstruktion steht in krassem Gegensatz zur unfassbaren, sich langsam anbahnenden Tat. Ich konnte nicht aufhören zu lesen, der ungewöhnliche Stil hat mich gefangen genommen. Tatsachenberichte, Interviews, wechselnde Stile mit offener Struktur – immer unklar und überraschend, was als Nächstes kommt, aber immer passend und niveauvoll. Die vielen verschiedenen Blickwinkel und die umfangreiche, tiefe Recherche sind wirklich beeindruckend und bedrückend zugleich. Man erlebt die Überforderung der Menschen, die sich plötzlich in unfassbaren Situationen wiederfinden. Dazwischen Schnipsel an Informationen über den Zustand Roms zwischen Dekadenz und Verfall. Ein intensives, wirklich extrem gelungenes Buch.

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