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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Tialda von bibliofeles.de
Wohnort: 
Saarland
Über mich: 
schwarzromantische Buchliebhaberin

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2012
Vladimir Tod hat Blut geleckt / Vladimir Tod Bd.1
Brewer, Heather

Vladimir Tod hat Blut geleckt / Vladimir Tod Bd.1


sehr gut

Rezension:

Vor Heather Brewers “Vladimir Tod hat Blut geleckt”, dem ersten Band um den jugendlichen Halbvampir Vladimir Tod, hat mich der sehr allgemein und kurz gehaltene Klappentext etwas abgeschreckt – denn besonders interessant klingt dieser auf den ersten Blick nicht.

Es lohnt sich aber allemal, dem Buch bzw. der Reihe trotzdem eine Chance zu geben, denn allein schon die Aufmachung ist ein kleines Highlight. Jeweils die erste Seite der insgesamt 16 betitelten Kapitel ist komplett in schwarz mit weißer Schrift gehalten und der Kapitelname ist in Großbuchstaben über den kompletten Seitenrand gedruckt.

Der Schreibstil der Autorin hat mir ganz gut gefallen. Er ist einfach gehalten, wirkt jugendlich und den Text zu lesen macht Spaß, denn er passt gut zur Geschichte – eine hochgestochene Sprachwahl hätte somit beispielsweise überhaupt nicht zu der Story über einen Teenie gepasst.

Sympathisch fand ich, dass sich Vladimir Tod, kurz Vlad genannt, eigentlich mit den gleichen Probleme wie jeder andere Teenie herumschlagen muss. Er muss sich mit Mitschülern herumschlagen, die ihn nicht leiden können und ihm deshalb das Leben schwer machen, langweilt sich durch Unterrichtsstunden und schmachtet das Mädchen seines Herzens nur an anstatt es anzusprechen.

Die Besonderheit an Vlad ist daneben aber, dass seine Eltern ein Vampir und eine Menschenfrau waren und er somit als Halbvampir geboren wurde. Dass er durch den Tod seiner Eltern als Waise bei seiner Tante aufwachsen muss, hat mich ein kleines bisschen an Sookie Stackhouse aus True Blood von Charlaine Harris erinnert, aber ansonsten ist die Geschichte um Vlad etwas ganz Neues. Von seinem wahren Ich wissen nur sein bester Freund und seine Tante und als ein Aushilfslehrer an die Schule kommt, der offenbar ein Geständnis in diese Richtung aus Vlad herauskitzeln möchte, wird die Sache richtig interessant.

Bei “Vladimir Tod hat Blut geleckt” handelt es sich wie bereits erwähnt um den ersten Teil der Reihe und man könnte das Buch ein bisschen als Einleitung betrachten, denn es passiert nicht besonders viel, was aber nicht heißt, dass es langweilig wäre – es baut sich vor dem Leser eher erst einmal Vlads Welt im Städtchen Bathory auf. Daneben liest man immer wieder Einträge aus dem Tagebuch von Vlads Vater Tomas, was zusätzlich zum Verständnis der Story und vermutlich auch der Folgebände beiträgt. Ich bin wahnsinnig gespannt darauf, wie es weiter geht.

Fazit:

Interessanter Auftakt einer Reihe um einen jugendlichen Halbvampir, der Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 16.10.2012
Das Haus am See
Lange, Olaf

Das Haus am See


gut

Rezension:

Gleich zu Anfang sei gesagt: Olaf Langes “Das Haus am See” sei nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Liebesfilm – denn dieses Buch ist alles andere als eine Schnulze.

Der Schreibstil des Autors ist größtenteils angenehm zu lesen. Das einzige, das ich hier störend fand war, dass vor allem im ersten Viertel des Buches permanent die Namen der Charaktere wiederholt werden. Es vergehen selten fünf Sätze, in dem nicht mindestens zwei Namenswiederholungen vorkommen. An dieser Stelle fragt man sich als Leser dann, ob der Autor das absichtlich gemacht hat oder ob es dieser nicht schafft einen Namen einfach mal durch ein “er/sie” oder ähnliches zu ersetzen. Aber wie gesagt wird das irgendwann weniger, beinahe so, als wäre das Buch auf zwei Etappen geschrieben worden.

Die Geschichte an sich könnte ich mir sehr gut als Klischee-Horrorfilm vorstellen, welche ich persönlich aber durchaus mag – man weiß einfach in etwa worauf man sich einlässt und stellt sich auf einen angenehmen Schauder ein. Ein immer wieder auftauchendes Flugzeug in einem See, das von verschiedenen Leuten des Nachts gesehen wird, ein Sheriff der offenbar mehr weiß, als er zugibt, ein Fluch und der Versuch ihn zu brechen, welcher aber alles nur noch schlimmer macht – am Ende die Eskalation.

Allerdings wurde die Story zum Schluss hin immer abstruser und abgefahrener und ich musste mit dem Gedanken “Was zur Hölle…” teilweise skeptisch die Augenbraue heben. Jedoch sei gesagt – am Ende gibt es eine unerwartete Wendung, die einen plötzlich alles verstehen lässt und welche auch irgendwie ziemlich traurig ist.

Die Charaktere an sich sind nicht sonderlich tief und vor allem fand ich Mary, Mikes Frau, ziemlich unsympathisch – einerseits zwar fürsorglich aber andererseits ziemlich herrisch und vor allem zickig… nervige Person. Wie gesagt – etwas Besonderes ist “Das Haus am See” nicht, aber es gibt deutlich schlechteres… allerdings auch besseres.

Fazit:

08/15-Horror mit unerwartetem Ende, welcher wohl hauptsächlich Fans dieses Genres für den Moment unterhalten wird.

Bewertung vom 05.10.2012
Kaltes Herz
Freise, Charlotte

Kaltes Herz


gut

Rezension:

Auf den ersten Blick sieht “Kaltes Herz” von Charlotte Freise nicht gerade aus wie ein historischer Roman – denn auf mich wirkt die Frau auf dem Cover nicht, als würde sie vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammen. Aber leider ist der historische Aspekt auch auf den zweiten Blick nicht besonders gut zu erkennen.

Der Schreibstil der Autorin ist nicht schlecht – man muss sich nicht besonders konzentrieren und kommt leicht durch die insgesamt 33 Kapitel. Erzählt wird in der dritten Person und der Augenmerk ist dabei hauptsächlich auf die Protagonistin Hetti, aber teils auch auf Charles und einige Nebencharaktere gerichtet.

Es ist nicht so, dass man überhaupt nicht merkt, dass man sich in einer früheren Zeit befindet. Es fällt so z.B. auf, dass sich das Auto gerade langsam in den Alltag einschleicht, wobei aber die meisten Leute noch Pferde besitzen. Außerdem spürt man den Erfindergeist, der damals herrschte, was vor allem auf dem Anwesen von Hettis Tante, die sich ihr Geld mit dem Betreiben einer Wäscherei verdient, im Vordergrund steht.

Und dann ist da noch Hettis Onkel, der in einem eigenen Flügel des Hauses lebt und den man nie zu Gesicht bekommt. Er ist offenbar furchtbar entstellt, Teile seines Gesichts fehlen und er arbeitet an einem Perpetuum Mobile – einer Maschine, die sich selbst antreibt. Leider erfährt man nicht, was den Onkel eigentlich so verkrüppelte und warum genau er so besessen an dieser Maschine arbeitet – für mich eine Lücke in der Geschichte. Doch so groß der technische Fortschritt geschrieben wird – die gesellschaftlichen Umstände sind immer noch sehr altmodisch, denn Hetti soll keinen Kontakt zu Charles haben, weil dieser aus der Unterschicht stammt.

Interessant fand ich aber, die Gedanken der Autorin. Die Grundgeschichte von Hetti und Charles ist nämlich an die von Charlie Chaplin und der Tänzerin Hetty Kelly angelehnt, die leider nie zueinanderfanden, obwohl Chaplin es sich so sehr gewünscht hätte. Die Autorin selbst sagt, sie wollte den beiden in “Kaltes Herz” eine verdiente Chance geben.

Im Prinzip ist das Buch also nicht schlecht, am Ende offenbart sich sogar noch eine tragische Familiengeschichte, aber trotzdem plätschert das Ganze die meiste Zeit so vor sich hin. Man kann sich zwar gut damit die Zeit vertreiben, aber lange wird einem die Story wohl nicht im Gedächtnis bleiben.

Fazit:

Netter Zeitvertreib, aber nicht mehr.

Bewertung vom 26.09.2012
Lebendige Schatten / Reckless Bd.2
Funke, Cornelia;Wigram, Lionel

Lebendige Schatten / Reckless Bd.2


sehr gut

Rezension:

Zwei Jahre musste man auf Cornelia Funkes “Reckless: Lebendige Schatten”, den zweiten Band der Reckless-Reihe, warten und es hat sich vollkommen gelohnt. Das düstere Märchen zieht den Leser wieder in seinen Bann und fasziniert, wie schon sein Vorgänger.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt flüssig und fesselnd. Zwar hatte ich leichte Probleme, mich am Anfang wieder in der Geschichte zurecht zu finden – der erste Band ist ja wie gesagt schon vor zwei Jahren erschienen – aber nach den ersten 50 Seiten ging es endlich besser und von da an versinkt man im Geschehen und verschlingt die 68 Kapitel, die jeweils einen eigenen Titel tragen, regelrecht.

Die Story setzt an der Stelle ein, an der die letzte endete und deshalb ist es unbedingt nötig, dass man vorher Band 1, “Steinernes Fleisch”, liest. Denn Jacob hat einen teuren Preis für die Lösung des letzten Problems gezahlt und gegen diesen Preis versucht er nun anzukämpfen, um sein Leben zu retten. Seine treue Gefährtin, die Gestaltwandlerin Fuchs, begleitet ihn nach wie vor und die beiden hegen immer mehr Gefühle füreinander, welche sie jedoch vor dem anderen nicht zugeben.

Die Tatsache, dass der Goyl Nerron das Artefakt, das Jacob retten soll, ebenfalls sucht, macht die ganze Sache noch spannender – denn das macht die Suche zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit dem Unterschied, dass Nerron ‘nur’ Ruhm und Jacob sein eigenes Leben retten möchte.

Selbstverständlich bleibt es spannend bis zum Schluss und man erfährt erst auf den letzten Seiten, ob Jacob überlebt – klar ist es nämlich nicht. Man hadert und fiebert bis zum nervenzerreißenden Showdown angespannt mit und würde am liebsten selbst eingreifen.

Fazit:

Eine weiteres fesselndes Spiegelwelt-Abenteuer.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2012
Geisterzeilen
Ebert, Janina

Geisterzeilen


sehr gut

Rezension:

Schon als ich Janina Eberts “Geisterzeilen” das erste Mal in den Händen hielt, war ich völlig hingerissen von dem Buch, weil es sich ganz besonders anfühlt, wenn man mit der Hand darüberstreicht. Das Cover fühlt sich an wie eine Mischung aus Gummi und Samt und der Name der Autorin, plus der Titel sind in den Buchdeckel eingestanzt und spiegeln silbern.

Die liebevolle, verspielte Gestaltung setzt sich dann im Inneren des Buches fort. Jedes Kapitel, von denen es insgesamt 17 gibt, wird auf einer eigenen Seite angekündigt. Dort findet man jeweils die Kapitelüberschrift, die sich immer aus zwei Teilen zusammensetzt (z.B. Kapitel 1: Herzschmerz & unerwartete Hilfe) und in der gleichen Schrift gehalten ist, wie der Titel auf dem Cover. Außerdem ist die komplette Seite mit einer unleserlichen, grauen Schrift hinterlegt und unter der Überschrift ist jedes Mal das gleiche Bild zu finden – nämlich ein Flur mit einer Treppe, die nach oben führt.

Janina Eberts Schreibstil macht gewissermaßen süchtig. Sie hat in “Geisterzeilen” eindrucksvoll bewiesen, zu welch unterschiedlichen Textarten sie in der Lage ist, indem sie die drei Geister, ganz individuell über die Protagonistin Helena schreiben ließ. Zugleich ist der restliche Text, nämlich die Geschichte, die von Helena erzählt wird, aber in einer jugendlich einfachen Art gehalten – eben so, wie eine 16-Jährige erzählen würde. Was im übrigen noch auffällt ist, dass sich Helena während ihren Ausführungen immer wieder direkt an den Leser richtet und man sich dadurch irgendwie einbezogen fühlt.

Die drei Geister, die Helena schreiben lassen, sind, wie schon erwähnt, ganz verschieden. Oskar schreibt direkt und sachlich – oftmals schon schmerzhaft treffend und hat viel Lebenserfahrung, wohingegen ein anderer Geist verstörende Gedichte schreibt, die wirklich sehr gut sind, aber klar machen, dass diese Person wohl freiwillig aus dem Leben ging. Und dann ist da noch ein anderer namenloser Geist, der Helena mit seinen Worten Bauchkribbeln beschert – er schreibt sehr fantasievoll und seine Geschichten haben immer den gleichen Anfang und das gleiche Ende, nämlich “Es war einmal…” und “Und wenn sie nicht gestorben sind…”.

Obwohl es sich eigentlich um eine Liebesgeschichte handelt, wird trotzdem am Rand ein sehr ernstzunehmendes Thema mit einbezogen, das unsere Gesellschaft noch immer zu ignorieren versucht. Erst durch die Texte eines Geistes, wird Helena mit dem Thema Kindesmissbrauch konfrontiert und das nimmt auch gegen Ende einen starken Einfluss auf die Geschichte.

Trotzdem kann man ganz klar sagen: Alle Happy End-Verwöhnten kommen voll und ganz auf ihre Kosten. Nur fand ich das Ende zu abrupt bzw. zu oberflächlich – denn es werden zu Schluss einfach mal sechs Jahre sehr knapp zusammengefasst und somit eigentlich übersprungen und das hat mir nicht besonders zugesagt.

Fazit:

Toll gestaltetes Jugendbuch mit hinreißender Liebesgeschichte und ernstem Nebenthema, das zeigt, dass im Leben schöne und schreckliche Schicksale Tür an Tür nebeneinander existieren und man sein Umfeld oft aufmerksamer wahrnehmen sollte.

Bewertung vom 09.09.2012
Cold Belt - Band 1 - Feuerblut
Winter, Deborah C.

Cold Belt - Band 1 - Feuerblut


ausgezeichnet

Rezension:

Von Deborah C. Winters “Cold Belt: Feuerblut” hatte ich mir eigentlich nicht mehr als eine weitere nette Vampirgeschichte erwartet. Was ich aber zu lesen bekam, war weit mehr als nur das – ich bin absolut hingerissen und kann den nächsten Band kaum erwarten.

Der Schreibstil der Autorin ist leicht und sehr angenehm zu lesen. Ich hatte die ganze Zeit die Stimme eines jungen Mädchens im Ohr, die die Geschichte erzählt, obwohl das Buch in der dritten Person geschrieben ist – so, als würde mir eine Freundin von Lilly und ihrem Leben berichten. Anfangs wurde der Lesefluss etwas gebremst, weil ich immer wieder in der Zeile verrutschte, da das Buch breiter ist als das normale Taschenbücher, aber ich konnte mich dann doch recht schnell dran gewöhnen und somit in der Story versinken.

Ich bin fasziniert von der Welt, die Deborah C. Winter sich ausgedacht hat. Wir schreiben das Jahr 2027 und die Existenz von Vampiren ist mittlerweile offiziell. Um es für Menschen und Vampire sicherer zu machen, leben zweitere in Clans in sogenannten “Cold Belts”, in die Menschen nicht hinein dürfen. Wenn Vampire hingegen außerhalb der Reservate sein wollen, müssen sie Kennzeichnungen tragen, was mich ein bisschen an die Judensterne der NS-Zeit erinnerte, ebenso im übrigen der Hass, den viele Menschen auf Vampire haben – das zeigt auf, dass sich Geschichte immer wiederholen kann. Die Autorin hat die Gesetze und Regeln und das Leben mit diesen glaubwürdig dargestellt und es gibt absolut keine Logiklücken oder offenen Fragen – im Gegenteil: Am Ende des Buches gibt es sogar noch ein Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe erläutert werden und ein Schaubild über die Vampirbestände auf der Welt.

Somit bekommt man also einiges über Politik und Lebensumstände mit und die 17-jährige Protagonistin Lilly stellt einen guten Kontrast dazu dar. Sie ist gerade erst umgezogen und eigentlich ein typisches junges Mädchen zwischen Schule, Freunden und Gedanken, die sich um Jungs drehen mit denen sie sich eine Beziehung vorstellen könnte. Die unschuldige Liebesgeschichte, die sich zwischen ihr und Caleb entwickelt, hat mir sehr gut gefallen und mich immer wieder dahinschmachten lassen – und als ich am Ende des Buches angelangt war dachte ich mir “Was? Schon vorbei!? Bitte nicht…”

Ich weiß, ich lehne mich damit weit aus dem Fenster, aber ich finde Cold Belt um einiges besser als z.B. die Biss-Reihe, weil die Charaktere viel sympathischer sind und die ganzen Umstände glaubwürdiger wirken. Es ist hier nicht so, dass das Liebespaar im Mittelpunkt steht und alles außen herum blass erscheint – sondern auch die Lebensumstände sind hier ganz deutlich ausgearbeitet.

Fazit:

Ein toller Auftakt, der viel verspricht – eine komplizierte Liebe in einer Welt, in der Menschen und Vampire nebeneinander existieren, doch Unheil fast greifbar in der Luft liegt.

Bewertung vom 07.09.2012
Vado Mori
Blättler, Markus

Vado Mori


sehr gut

Rezension:

In der Schweiz ist “Vado Mori: Wenn der Totentanz Wirklichkeit wird” von Markus Blättler bereits ein Bestseller – und ich kann nur zu gut verstehen warum.

Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm zu lesen, da er viele kurze, aber prägnante Sätze verwendet, die einen an spannenden Stellen regelrecht durch die Geschichte peitschen. Erzählt wird in der dritten Person und Vergangenheitsform – man erfährt aber trotzdem viel über das Innenleben der Protagonistin, Thea, da immer wieder in kursiv ihre Gedanken abgedruckt wurden.

Das Buch besteht aus 39 Kapiteln, plus Prolog und Epilog und jeweils am Anfang von diesen befindet sich ein mittelalterlicher Vers in altertümlicher Schrift, Wortwahl und Rechtschreibung mit dazu passendem Bild. Diese Bilder sind jene aus dem Basler Totentanz bei der Predigerkirche, der um 1440 entstand. Der Zyklus der Verse, welche übrigens die später entstandenen Totentänze in ganz Europa beeinflusst haben, wurde vom Autor teils leicht abgeändert und den 39. Vers hat er selbst dazuverfasst.

Zwar kann man “Vado Mori” dem Genre Fantasy zuordnen, der phantastische Teil baut sich aber sehr langsam auf. Zu Anfang wirkt alles normal, dann sieht Thea plötzlich verhäuft Menschen, die andere nicht sehen können – nämlich Verstorbene – und gegen Ende steigert sie sich so in ihre Reisen in die andere Dimension hinein, dass sie sogar in ihrem Tagebuch Briefe an Aba Tess verfasst. Das eigentliche Ziel, nämlich ihren Bruder zu finden, hat sie an diesem Zeitpunkt längst aus den Augen verloren.

Besonders gut hat mir die Umsetzung der Charaktere, die viel Tiefe haben, gefallen. Thea ist ein ruhiger Teenie, der seine Großmutter über alles liebt, viel nachdenkt und Gegenstände aus vergangenen Jahrzehnten sammelt. Kerstin ist zuerst nur Theas Mitschülerin, doch als Außenseiter der Klasse werden die beiden allmählich Freundinnen. Sie gehört der Gothicszene an, ist ein sehr verschlossener Mensch, kümmert sich aber genauso fürsorglich um Thea, wenn diese in die andere Dimension reist. In dieser lernt die Protagonistin Aba Tess kennen, der dort ein viel Macht hat und man weiß bis zum Schluss nicht, ob er wirklich der gütige Mentor ist, der er vorgibt zu sein oder ob er Hintergedanken hegt, so wie es ein anderes Wesen, Nikopopoulus, behauptet. Die beiden reißen sich regelrecht um Thea und man erfährt erst sehr spät, wer ihr denn nun wirklich ausschließlich Gutes wollte.

Wenn sich die Geschichte dem Ende zuneigt, geht alles rasend schnell und ich war wirklich schockiert über so manches Ereignis. Aber ganz zufrieden war ich letztendlich leider nicht, denn nach den heftigem Showdown, war mir der Ausgang einfach zu brav.

Fazit:

Faszinierende, morbide Geschichte, die mitreißt und in der man zusätzlich interessante historische Infos über die Totentänze bekommt.

Bewertung vom 24.08.2012
Als der Regen kam
Augstburger, Urs

Als der Regen kam


sehr gut

Rezension:

Das Cover von Urs Augstburgers “Als der Regen kam” erinnert sehr an vergangene Zeiten. Das Bild der beiden jungen Menschen verbreitet Nostalgie und der Buchtitel wurde in das Hardcover gestanzt. Auch der Buchrücken sticht im Regal hervor – er ist teils weiß, worauf Titel und Autor zu lesen sind und zum Teil sieht man einen schmalen aber langen Ausschnitt der Frau vom Cover.

Bemerkenswert fand ich auch die einzelnen Kapitelanfänge von denen es 15 gibt. Auf dem Titelblatt jeden neuen Kapitels steht ein vierzeiliger Reim, der ziemlich genau beschreibt, worum es gleich gehen wird. Die Besonderheit eröffnet sich dem Leser erst am Ende, denn dort wurde der Text zu einem Reigen des Jugendfests, um das sich die Geschichte im Buch dreht, abgedruckt. Somit ist die Story quasi um einen Liedtext aufgebaut, was mir in Idee und Umsetzung echt gut gefallen hat.

Urs Augstburgers Schreibstil fesselt und ist leicht zu lesen – perfekt um einen im Geschehen versinken zu lassen. Die Protagonistin Helen ist an Alzheimer erkrankt und völlig apathisch und teilnahmslos – zumindest nach außen hin. Immer wieder ist der Text kursiv gedruckt und beschreibt dann die Gedanken der alten Frau. Sie sind verschachtelt, wirr – man liest automatisch schneller und erfährt den Aufruhr, der in ihr herrscht, regelrecht am eigenen Leib.

Die Geschichte spielt in der Schweiz zur Zeit des Jugendfests, das in dem Ort schon seit Jahrzehnten stattfindet, und es geht darum, dass Helen bei einem Spaziergang mit ihrem Sohn Mauro kurz aus ihrer Agonie ausbricht und anfängt unbeschwert zu tanzen, als sie auf der bereits aufgebauten Tanzfläche steht. Sie nennt einen Namen und Mauro versucht nun, diese Person, die in den 50er Jahren mit der Mutter tanzte, zu finden. Nebenher liest man immer wieder von einem alten Herrn, der nach langer Zeit wieder in seinem Heimatort lebt und seine ‘Wahlenkeltochter’ auf ihr erstes Jugendfest begleitet, was auch einen interessanten Einblick in diese traditionelle Veranstaltung bringt – und dann ist da noch dieser mysteriöse Freund, der Helen regelmäßig im Pflegeheim besucht und der dem Personal seinen Nachnamen nicht verraten möchte.

Fazit:

Der Leser befindet sich zwischen einer alten Liebe, die langsam aufgedeckt wird und dem sogenannten Jugendfest – dabei kann man sich in der Geschichte gemütlich einrichten und gleichzeitig voller Spannung mitfiebern. Eine perfekte Mischung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.