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Island
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Nürnberg

Bewertungen

Insgesamt 548 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2023
Mutterliebe
Selvig, Kim

Mutterliebe


gut

Sylvia Bentz ist angeklagt, weil sie ihren kleinen Sohn im Wald umgebracht haben soll und das bei ihrer Tochter ebenfalls versucht haben soll. Die Familie bewohnte eine große Villa und alles schien auf den ersten Blick in bester Ordnung gewesen zu sein. Nun will die Gerichtsreporterin Kiki Holland herausfinden, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte und stellt auch außerhalb des Gerichtssaals Nachforschungen im Umfeld der Familie Bentz an, was nicht jedem gefällt, sodass sie sich in große Gefahr begibt.

Grundsätzlich ist der Fall sehr spannend und durch die zwei Zeitebenen erfährt man nach und nach immer mehr über die Hintergründe und Zusammenhänge. Nicht alle Begebenheiten und Zufälle erscheinen mir aber in ihrer Häufung vollkommen realistisch. Außerdem ist es mir nicht so recht gelungen, mir ein wirkliches Bild von Kiki Holland zu machen, was ihr Alter, ihr Aussehen und ihren Charakter angeht. Auch, was die Auflösung des Falls angeht, erschloss sich mir am Ende das Motiv hinter der Tat weiterhin nicht voll. Der Schreibstil war einerseits gut verständlich, andererseits hat es mich aber teilweise auch genervt, dass immer wieder entfernte Bekannte oder Erinnerungen aus der Kindheit als Vergleich herhalten mussten, was etwas an den Haaren herbeigezogen wirkte und auch, dass regelmäßig erläutert wurde, warum Kiki in dem Moment so reagierte, wie sie es tat, obwohl man sich das auch selbst denken konnte, hat mich gestört.

Bewertung vom 12.05.2023
Die Kinder der Luftbrücke
Weinberg, Juliana

Die Kinder der Luftbrücke


ausgezeichnet

Bei diesem historischen Roman hat mich das Cover direkt angesprochen, es passt sehr gut zur Thematik des Buches und die Gestaltung wirkt modern und lebendig, obwohl der Roman kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, im Jahr 1948, spielt.

Der Ort der Handlung ist der Westsektor Berlins. Nora lebt mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihren beiden kleinen Kindern nahe des Flughafens Tempelhof, ihr Mann gilt als verschollen. Sie hat Mühe, ihre Kinder satt zu bekommen und ist unendlich froh, als sie eine Stelle als Übersetzerin bei den Amerikanern am Flughafen Tempelhof antreten kann. Dort bekommt sie oft Dinge mit, die der restlichen Bevölkerung noch nicht bekannt sind und ist schließlich auch dabei, als der erste Rosinenbomber landet, der die West-Berliner mit Lebensmitteln versorgen soll, nachdem die Russen alle Zufahrten zum Westsektor blockiert haben. So lernt sie auch den Piloten Matthew kennen und ist irgendwie gleich fasziniert von ihm.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich mag Romane, die in der jüngeren deutschen Vergangenheit spielen, aber über die Zeit der Luftbrücke habe ich noch wenig gelesen und fand es sehr interessant, mehr darüber zu erfahren, wie das damals alles anlief und wie riskant alles war. Zudem war Nora als Protagonistin mir sehr sympathisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mit ihr fühlen. Auch ihre Freundin und Kollegin Ella und ihre Schwester Hanna mochte ich sehr. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut lesbar und anschaulich. Sie hat mich mit ihrer Geschichte gefesselt und ich wollte das Buch, nachdem ich mit dem Lesen begonnen hatte, kaum noch aus der Hand legen.

Bewertung vom 07.05.2023
Schnappt Scholle / Thies Detlefsen Bd.11
Koch, Krischan

Schnappt Scholle / Thies Detlefsen Bd.11


ausgezeichnet

Scholle, der viel Zeit seines Lebens im Gefängnis verbracht hat, ist gerade wieder frisch entlassen und plant ein letztes großes Ding. Diesmal hat er es auf die hohen Einnahmen der Insel-Fähren am langen Pfingstwochenende abgesehen, die im Tresorraum der Raiffeisenbank in Fredenbülls Nachbarort Schlütthörn lagern sollen. Wie praktisch, dass seine Knastbekanntschaft Timo im Gefängnis zum Bäcker ausgebildet wurde und die verwaiste Bäckerei gegenüber der Bank übernehmen möchte. Zusammen mit fünf anderen alten Bekannten möchte Scholle nun einen Tunnel von der Backstube zum Tresorraum graben, was natürlich nicht ohne eine Menge Komplikationen von statten geht.

Man darf hier, wie bei allen anderen Krimis rund um Fredenbüll und seine Bewohner, natürlich keine 100 Prozent realistische Handlung erwarten. Dafür bekommt man aber eine Menge liebenswerte und meist auch leicht skurrile Charaktere, viele alte Bekannte, aber auch immer wieder ein paar neue Gesichter. Der Autor schreibt zudem mit sehr viel Sprachwitz in Form von eingängigen Alliterationen und Wortspielen, was zur Unterhaltung beiträgt. Nichtsdestotrotz ist aber, wie es sich für einen Krimi gehört, aber auch eine Dosis Spannung vorhanden und es kommt zu teils überraschenden Wendungen. Auch das Cover ist wieder sehr witzig gestaltet und passt gut zum aktuellen Fall. Am Ende gibt es sogar noch ein paar Rezepte für die im Buch erwähnten Klassiker aus Bäckerei und Imbiss. Liebhaber:innen der Krimireihe werden auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, man kann den aktuellen Teil aber auch gut ohne Kenntnis der Vorgängerbände lesen.

Bewertung vom 06.05.2023
Glück ist da, wo man es hinträgt
Günak, Kristina

Glück ist da, wo man es hinträgt


ausgezeichnet

Katharinas Bruder Simon betreibt auf dem in die Jahre gekommenen Schloss ihrer Familie eine Eventlocation und veranstaltet insbesondere Hochzeiten, während sie keine guten Erinnerungen mit ihrem Elternhaus verbindet und ungern einen Fuß in das Gebäude setzt, bis Simon verletzt im Krankenhaus landet und sie für ihn einspringen muss. Zurück am Ort, an dem sie aufgewachsen ist, erwarten sie neben einiger Probleme auch die verschiedensten Menschen aus seinem Team, mehr oder weniger schwierige Kund:innen und Simons bester Freund Leonard von Bredow, gegen den Katharina aufgrund seines Adelstitels direkt Vorurteile hegt.

Mich hat bei diesem Roman direkt wieder das Cover angesprochen, da es sehr modern und freundlich wirkt und in Bezug auf andere Romane der Autorin einen hohen Wiedererkennungswert hat. Auch der Schreibstil der Autorin hat mir wieder sehr gut gefallen, flüssig lesbar, anschaulich und nie zu kitschig. Katharina als Protagonistin war mir sehr sympathisch, wie sie ihrem Bruder trotz aller unangenehmen Erinnerungen direkt hilft und wie sie den Laden schmeißt und nach Lösungen sucht und nicht so schnell aufgibt. Auch die weiteren Personen hatten alle ihre liebenswerten Seiten, trotz oder auch wegen mancher Eigenheiten. So habe ich das Buch sehr gerne gelesen und es war eine willkommene Abwechslung im stressigen Alltag.

Bewertung vom 27.04.2023
Meine Bar in Italien
Maiwald, Stefan

Meine Bar in Italien


sehr gut

Der Autor des Buches ist zwar nicht Besitzer der besagten Bar, sondern Journalist und Schriftsteller, aber er lebt mittlerweile in der Nähe von Pinos kleiner Bar und gehört zu den Stammgästen. In diesem kleinen Buch erzählt er nun verschiedenste Anekdoten aus der Bar und was er von den Gesprächen mit Pino und anderen Stammgästen für's eigene Leben mitgenommen hat. Warum sie in mancher Hinsicht glücklicher sind, auch ohne die große Karriere zu machen und von welcher Einstellung man sich eine Scheibe abschneiden sollte.

Dabei gelingt es dem Autor sehr gut, die Stimmung in der kleinen Bar zu jeder Tageszeit, die Charakterzüge der vorgestellten Personen und das italienische Lebensgefühl einzufangen, weil er sehr anschaulich schreibt. Die Texte sind auch gut lesbar und sorgen definitiv auch für eine Dosis Sehnsucht nach Italien und einem Espresso in Pinos Bar. Allerdings schreibt der Autor aus einer recht privilegierten Situation heraus, und einiges ist nicht so einfach auf Menschen mit einem "normalen" Beruf und Verpflichtungen übertragbar. Um aber auch zuhause zumindest etwas Italien-Feeling zu haben, gibt es noch drei Familienrezepte seiner italienischen Freunde inklusive Geheimtipps für den besten Geschmack. Ich denke, das Buch eignet sich besonders zur Einstimmung auf den Italien-Urlaub.

Bewertung vom 27.04.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


ausgezeichnet

Hedy Lamarr, mit bürgerlichem Namen Hedwig Maria Kiesler, steht im Mittelpunkt dieses historischen Romans beruhend auf wahren Begebenheiten. Bisher war sie mir jedoch noch kein Begriff. Hedys Eltern hatten jüdische Wurzeln, praktizierten den Glauben aber kaum, der Vater unterstützte seine Tochter in ihrer Wissbegierigkeit und ihrem Wunsch als Schauspielerin zu arbeiten. Nachdem sie in ihrem Beruf eine gewisse Bekanntheit erlangt hat, wird ein österreichischer Waffenhändler auf sie aufmerksam und macht ihr den Hof, um sie anschließend quasi einzusperren und seine Aggressionen an ihr auszulassen. Irgendwann gelingt ihr die Flucht vor ihm und den immer mächtiger werdenden Nationalsozialisten nach Amerika, wo sie noch einmal von vorne beginnt, aber auch vom schlechten Gewissen verfolgt wird, weil sie im Gegensatz zu vielen anderen Menschen mit jüdischen Wurzeln in Sicherheit ist. Daher versucht sie, den Amerikanern mit dem Wissen über die Waffentechnik der Nationalsozialisten aus ihrer Ehe, zu helfen, findet aber kaum Gehör.

Ich fand es sehr interessant, diese Frau kennenzulernen, die für das kämpfte, was ihr wichtig war und so viel mehr Talente hatte, als nur ein hübsches Äußeres. Der Autorin ist es gut gelungen, aufzuzeigen, wie es dazu kam, dass sie trotz ihres starken Willens zunächst in dieser unglücklichen Ehe gefangen war und wie schwer es ihr dann auch in Amerika gemacht wurde, mehr als "nur" eine Schauspielerin sein zu dürfen. Der Schreibstil war gut lesbar und so, dass man sich gut in Hedy und die jeweilige Situation hineinversetzen konnte.

Bewertung vom 26.04.2023
Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3
Henning, Greta

Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3


sehr gut

Der Krimi Halliggift spielt auf der fiktiven nordfriesischen Hallig Midsand und dem ebenso erfundenen Küstenort Jüstering. Nach einer Aufführung eines Kinderstückes in der Kirche mit anschließendem Kirchenkaffee im Februar bricht die Leiterin des Kinderchores zuhause tot zusammen. Rechtsmediziner Bo, der Bruder von Kommissarin Minke van Hoorn befindet sich nach einem Skiunfall gerade auch in seiner Heimat und vermutet direkt eine Vergiftung und keine natürliche Todesursache. Und dann kommt es auch noch zu weiteren Todesfällen, bei denen unklar ist, ob sie mit dem ersten im Zusammenhang stehen.

Der Fall selbst war recht spannend, da man immer wieder auf eine falsche Fährte gelockt wurde. Ich hätte mir bei dem Titel allerdings noch etwas mehr "Halligatmosphäre" erhofft. Irgendwie konnte ich mir beim Lesen nicht so richtig ein Bild davon machen, wie groß oder klein Midsand nun ist und was das Halligleben von dem auf einer größeren Insel unterscheidet. Kommissarin Minke war mir sehr sympathisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Als relativ anstrengend und übertrieben empfand ich es allerdings, wie ihre Kollegin mit dem bewusst schwäbelnden Dialekt und auch einiger weiterer Klischees in dieser Richtung dargestellt wurde, das machte sie mir leider nicht allzu sympathisch. Ansonsten war der Schreibstil der Autorin gut lesbar und auch die Covergestaltung hat mich angesprochen.

Bewertung vom 23.04.2023
Let's be wild / Be Wild Bd.1
Böhm, Nicole;Stehl, Anabelle

Let's be wild / Be Wild Bd.1


sehr gut

Im Mittelpunkt dieses Young Adult Romans steht eine Clique, die sich durch ihre Arbeit für eine New Yorker Influencer-Agentur kennengelernt hat. Shae ist die Nichte einer der beiden Gründer Agentur, der bereits verstorben ist, und arbeitet bewusst inkognito dort. Nur ihr bester Freund Tyler, der mit ihr gemeinsam nach New York gegangen ist und ebenfalls in der Agentur arbeitet, weiß davon. Außerdem gehört Evie, eine deutsche Fotografin zur Clique und Ariana, die bereits Senior ist und schon länger dort arbeitet.

Alle Hauptpersonen haben so ihr Päckchen zu tragen, was aber zugleich leider auch dafür sorgt, dass man sich nicht voll auf die jeweilige Geschichte einlassen kann, weil so viele verschiedene Dinge auf einen einprasseln. Die Arbeit für eine Influencer-Agentur wird authentisch und anschaulich wiedergegeben und der Schreibstil ist gut nachvollziehbar, die Charaktere wirken für meinen Geschmack teilweise aber auch etwas naiv. Die Covergestaltung ähnelt vielen Büchern des Genres, sodass die Zielgruppe sicher danach greift, mir wäre eine bildhaftere Gestaltung aber lieber.

Bewertung vom 23.04.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


sehr gut

Die 25-jährige Takako hatte eine Affäre mit einem Kollegen, bis dieser sie verlässt, um seine Verlobte zu heiraten. Takako hält es nun nicht mehr aus, mit ihm zusammenzuarbeiten und kündigt daher auch ihren Job. Während sie sich in ihrem Elend verkriecht, meldet sich ihr Onkel, mit dem sie bisher nicht allzu viel verband, bei ihr und bietet ihr an, in seinem Antiquariat für Bücher im berühmten »Bücherviertel« Tokios, Jimbōchō, auszuhelfen und über dem Laden zu wohnen. Dort kommt sie so langsam ins Leben zurück und hat auch einen positiven Einfluss auf andere.

Das Buch nimmt einen recht unaufgeregt mit auf die Reise ins Bücherviertel Tokios und lässt einen an den Leben Takakos und ihres Onkels teilhaben, wie sie sich langsam wieder zum besseren wenden. Beide lieben Bücher und sind durch den Laden von Menschen umgeben, denen es ebenso geht. Das macht sie gleich sympathisch. Durch die Erzählweise kann man sich auch gut in sie hineinversetzen. Für meinen Geschmack hätte aber noch eine überraschende Wendung vorhanden sein dürfen.

Bewertung vom 23.04.2023
Und morgen ein neuer Tag
Alexander, Claire

Und morgen ein neuer Tag


sehr gut

Nach einem traumatischen Erlebnis, was genau geschah klärt sich erst nach und nach, wodurch eine gewisse Spannung erzeugt wird, hat die mittlerweile fast 40-jährige Schottin Meredith seit mehr als 1000 Tagen ihr Haus nicht mehr verlassen, sich aber sehr gut mit dieser Art zu leben arrangiert. Sie geht von zuhause aus einer Arbeit nach, lässt alle Einkäufe liefern, hat verschiedene Hobbys, einen Kater, macht Sport und bekommt regelmäßig Besuch von ihrer besten Freundin und deren Kindern. Mit Tom, der zunächst bei ihr auftaucht, um zu sehen, ob es ihr wirklich gut geht, freundet sie sich an und öffnet sich ihm nach und nach. Eine Einladung einer Freundin aus einer Online-Selbsthilfegruppe motiviert sie sogar dazu, darüber nachzudenken, doch wieder ihr sicheres Zuhause zu verlassen. Doch irgendwann holt die Vergangenheit sie wieder ein.

Ich fand diese etwas ungewöhnliche Idee hinter der Geschichte sehr interessant und es ist der Autorin auch sehr gut gelungen, Merediths Alltag und ihre Gefühlswelt so wiederzugeben, dass man sich in sie hineinversetzen kann. Zudem war Meredith als Protagonistin mir auch sehr sympathisch. Etwas zu viel ware mir aber die Rückblicke in die Kindheit von Meredith und ihrer etwas älteren Schwester, durch die sich alles teils etwas gezogen hat, ohne, dass sich für mich ein so starker Zusammenhang mit Merediths traumatischem Ereignis ergeben hätte, dass diese Rückblicke in die Kindheit unbedingt notwendig gemacht hätte. Hier wäre es meiner Meinung nach ausreichend gewesen, die letzten Jahre vor und nach dem traumatischen Ereignis einzubeziehen. Der Schreibstil der Autorin war aber gut lesbar und die Stimmung trotz der schwierigen Themen insgesamt eher optimistisch und der Zukunft zugewandt. Durch die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird Spannung aufgebaut.