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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 499 Bewertungen
Bewertung vom 22.09.2022
The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart
Drews, CG

The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart


ausgezeichnet

Der 15jährige Sam musste früh die Beschützer-Rolle für seinen älteren, autistischen Bruder Avery übernehmen. Die beiden sind auf sich alleine gestellt, was Sam dazu zwingt in fremde Häuser einzubrechen, um dort Essen, Kleidung oder auch nur ein Dach für die Nacht zu finden. Sein jüngster Häuserdiebstahl geht allerdings ganz schön schief, denn das Haus ist mitnichten verwaist. Ganz im Gegenteil: die Großfamilie kommt früher zurück. Doch wider Erwarten wird nicht die Polizei gerufen, sondern er wird sogar zum Essen eingeladen.

Der Unterschied zu seiner eigenen Familie könnte nicht größer sein. Während er und Avery immer nur Abweisung, Unverständnis, Gewalt und Vernachlässigung erfahren haben, herrscht im Hause De Lainey Wärme, Zusammenhalt und liebevolles Chaos. Also alles, was Sam sich je erträumt hat. Vor allem auch Tochter Moxie hat es ihm angetan. Die Atmosphäre und die Dynamik zwischen den Familienmitgliedern gefällt mir unfassbar gut und ist unglaublich herzerwärmend.

Erzählt wird abwechselnd in der Vergangenheit und der Gegenwart. Es ist einfach schrecklich und ungerecht, was die Brüder schon erleben mussten, beide tun mir unheimlich Leid und die Rückblicke sind wirklich schwer zu ertragen und total herzzerreißend. Das Leben hat ihnen übel mitgespielt und sie hatten nicht die Voraussetzungen und die Hilfe, um mit ihren Problemen klar zu kommen. Dennoch entschuldigt das natürlich nicht manches Verhalten, aber es erklärt es. Vorurteile spielen im Buch ebenfalls eine große Rolle.

Der Schreibstil hat mich richtig begeistert, er ist anders und besonders und hat die Geschichte nur noch emotionaler gemacht.

Doch so tragisch und niederschmetternd das Buch teilweise war, letztendlich macht es auch Mut, Hoffnung und zeigt, dass zusammen und mit ein bisschen Vertrauen alles besser werden kann und zweite Chancen möglich sind.

Übrigens fehlt in diesem Buch meiner Meinung nach DEFINITIV eine Triggerwarnung, denn einige Szenen sind durchaus sehr heftig geschrieben!

Bewertung vom 19.09.2022
Eowyn: Das Erwachen der Jägerin (Eowyn-Saga I)
Zeißler, Elvira

Eowyn: Das Erwachen der Jägerin (Eowyn-Saga I)


sehr gut

Eowyn gehört zu den Besten im Orden der Jägerinnen. Sie übernimmt den Auftrag, zwei Männer aus der Universitätsstadt Xinda sicher in deren Heimat zu eskortieren. Zunächst ahnt sie nicht, dass sie damit selbst zur Gejagten wird. Doch was hat ihr Verfolger mit den Ereignissen zu tun, die sie vor Jahren dazu zwangen ihr Zuhause zu verlassen?

Die 19-Jährige Eowyn ist eine starke, mutige, kluge, zielstrebige und bedachte Protagonistin. Sie hat in der Vergangenheit schon einiges erlebt. Was genau passiert ist, kann man im Prequel „Eowyn: Geboren aus Nebel und Stahl“ nachlesen, welches fünf Jahre vor diesem ersten Band spielt. Es ist wirklich bewundernswert, dass sie niemals aufgibt und auch ihre Entwicklung ist sehr authentisch und nachvollziehbar.

Ich mochte zudem die Nebencharaktere Thorstan, Harad und Ellin. Zu Beginn herrscht etwas Misstrauen zwischen ihnen, aber mir hat diese sich langsam aufbauende Beziehung gut gefallen. Es gibt außerdem eine unaufdringliche Liebesgeschichte, die glaubhaft rüber kommt. Freundschaft und Loyalität spielen ebenso eine wichtige Rolle.

Das Setting ist phantastisch, magisch und die Atmosphäre eher mysteriös, düster und manchmal bedrohlich. Die Handlung ist spannend und actionreich, sodass es niemals langweilig wird.

Übrigens ist dieses Buch auch für den Selfpublishing Buchpreis 2022 nominiert und das meiner Meinung nach absolut zu Recht

Bewertung vom 16.09.2022
Das Wunder von Bahnsteig 5
Pooley, Clare

Das Wunder von Bahnsteig 5


ausgezeichnet

Seit geraumer Zeit begegnen sich die Passagiere aus Wagen 3 jeden Morgen im Zug. Doch die goldene Pendlerregel besagt: nicht miteinander reden, nicht füreinander interessieren und schon gar nicht in die Angelegenheiten der anderen einmischen! Natürlich macht man sich dennoch Gedanken übereinander, erfindet sogar insgeheim Spitznamen füreinander. Doch eines Morgens soll sich alles ändern: einer von ihnen erstickt beinahe an einer Weintraube und kann nur durch das beherzte Eingreifen eines Mitreisenden gerettet werden. Plötzlich kommt man ins Gespräch und es entsteht sogar eine Gemeinschaft, die füreinander da ist. Denn eines ist klar: Hilfe brauchen sie alle auf die eine oder andere Art.

Sechs Charaktere, sechs Perspektiven, sechs Schicksale, die sich miteinander verweben: die extravagante Lady mit Hund, der arrogante Workaholic, die hübsche Leseratte, der nette Krankenpfleger, das stille Teenager-Mädchen und der unscheinbare Typ von Nebenan. Natürlich hat jeder zu Beginn ein bestimmtes Bild von den anderen, es spielen also auch Vorurteile eine große Rolle und letztendlich zeigt sich, dass diese meist völlig aus der Luft gegriffen sind.

Mich hat vor allem das Zwischenmenschliche begeistert: die entstehende Chemie und Dynamik zwischen diesen so unterschiedlichen Menschen haben mir sehr gut gefallen und waren sehr schön und spannend zu beobachten.

Für mich war es einerseits ein absolutes Wohlfühl-Buch, andererseits spricht es aber auch eine Vielzahl von ernsten Themen an, mit denen ich so überhaupt nicht gerechnet habe. Es wirkt wie aus dem Leben gegriffen, sehr ehrlich und authentisch. Daher wird es oft emotional und regt definitiv zum Nachdenken an. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 31.08.2022
Ein Meer aus Feuer
Aschwanden, Evelyne

Ein Meer aus Feuer


sehr gut

Der berühmt-berüchtigten Piratenkapitänin Kailin O’Read bleibt nicht mehr viel Zeit bis ein Fluch ihr den Tod bringen wird. Doch vorher möchte sie noch die Zukunft ihrer Crew sichern. Daher übernimmt sie den Auftrag Prinzessin Gwennaelle von Auenwies aus den Klauen einer bösartigen Hexe zu retten. Doch als sie deren Gefängnis der letzten 15 Jahre erreichen, hat Gwen sich bereits selbst befreit. Gemeinsam begeben sie sich auf die gefährliche Reise durch die Gewässer der Hundert Inseln, um die Prinzessin wieder mit ihrer Familie zu vereinen. Dabei kommen sich Gwen und Kailin unerwartet näher.

Kailin scharrt eine Mannschaft aus Außenseitern und Ausgestoßenen um sich. Jede:r von ihnen ist etwas besonderes und wurde direkt von mir ins Herz geschlossen. Über eine so außergewöhnliche und diverse Gruppe habe ich selten lesen dürfen. Ich finde es toll, dass sie eben nicht „perfekt“ sind. Sie haben Ecken und Kanten, machen Fehler und grade das macht sie authentisch, nahbar und liebenswert.

Kailin ist tapfer, schlagfertig, kampferprobt und loyal. Außerdem vielleicht auch ein wenig waghalsig, was sie überhaupt erst in ihre jetzige Situation gebracht hat. Für ihre selbst gewählte Familie würde sie alles tun. Da ist der große, starke und sanftmütige Koch Calico, die weise und einfühlsame Magierin Morgan, die Brüder Will und Kidd, die sich stets untereinander kabbeln und Grace, die Gwen gegenüber mehr als misstrauisch ist.

Gwen ist nach Jahren der Gefangenschaft und Isolation verständlicherweise ganz schön unbedarft, unsicher und zurückhaltend. Es ist schön sie auf ihrem Weg zurück ins Leben zu begleiten und zu beobachten wie sie nach und nach aufblüht. In ihr steckt viel mehr als sie ahnt. Themen sind daher auch vor allem Selbstfindung, Emanzipation und geballte Frauenpower.

Ich liebe das Setting, welches in einer karibisch anmutenden Welt spielt und vom Goldenen Zeitalter der Piraterie inspiriert wurde. Wir haben hier also tolle Fluch der Karibik Vibes, was ich sehr gelungen finde. Noch spannender wird das Ganze durch zahlreiche Fantasy-Elemente wie Hexen, Drachen und Magie. Die Handlung ist actionreich, teilweise etwas blutig und sogar gruselig, bietet viele Wendungen und Überraschungen. Aber natürlich wird es auch oft sehr emotional

Bewertung vom 26.08.2022
Kitty Carter - Dämonenkuss
Paradigi, Jana

Kitty Carter - Dämonenkuss


sehr gut

England 1862. Kitty Carter, 49 Jahre und ledig versucht sich in einer von Männern dominierten Welt zu beweisen. Sie hat auf die Liebe und eine Familie verzichtet, um als Frau einen Beruf ausüben zu können. Sie arbeitet bei der City of London Police als Bürokraft und unterstützt diese außerdem inoffiziell mit ihrem Talent für treffgenaue Vorahnungen. Doch als sie urplötzlich stirbt, im Jenseits landet und von Gott höchstpersönlich einen Auftrag erhält, wird ihr gesamtes Weltbild und ihr Glaube erschüttert. Wofür hat sie Zeit ihres Lebens eigentlich all diese Entbehrungen erduldet und sich stets vorbildlich verhalten? Ihre zweite Chance unter den Lebenden will sie unbedingt nutzen! Und so lässt sie sich nur allzu gern von ihrem eigentlichen Vorhaben ablenken: nämlich der Jagd nach einem mörderischen Dämon.

Kitty Carter ist eine toughe und faszinierende Protagonistin, die sich nicht von Männern, vor allem aber nicht von ihrem Vater in ihr Leben reinreden lassen will. Sie möchte auf eigenen Beinen stehen und eigene Entscheidungen treffen. Bisher ist ihr das ganz gut gelungen - dachte sie zumindest. Doch dann muss sie erfahren, dass alles ganz anders ist. Bestürzt versucht sie all das Versäumte nachzuholen. Doch leider kann sie sich nicht nur auf die Erfüllung ihrer Träume und das Ausleben ihrer neu entdeckten Leidenschaft konzentrieren. Gleichzeitig muss sie auch noch all die speziellen Fähigkeiten erforschen, die eine Wiederauferstehung als Dämonenjägerin so mit sich bringt. Außerdem wird die Spur der Leichen, der es zu folgen gilt, um den abtrünnigen Dämonen zu finden, immer länger.

Das Setting des Viktorianischen Zeitalters hat mir gut gefallen. Jana Paradigi mixt hier historische Krimi-Elemente mit Urban Fantasy. Es tauchen Dämonen auf, Okkultismus spielt ebenso eine Rolle. Beides war zu dieser Zeit negativ besetzt und stand in Verbindung mit dem Teufel. Kitty ist also ständig in Gefahr enttarnt und festgenommen zu werden. Was mit vermeintlichen Hexen oder Besessenen damals passiert ist, will man sich lieber nicht vorstellen.. Daher ist die Atmosphäre eher düster, mystisch und manchmal auch etwas bedrohlich.

"Kitty Carter - Dämonenkuss" hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Es ist spannend, emotional, aufregend und macht Lust auf mehr. Soweit ich weiß ist es aber ein Einzelband.

Bewertung vom 24.08.2022
Rules of Vicinity - Sieben Sekunden
Ruhkieck, Kerstin

Rules of Vicinity - Sieben Sekunden


sehr gut

Die Gesellschaft in Aura Eupa ist in Ligen der Schönheit eingeteilt, jeder kleinste Makel kann ein Leben zerstören. Berührungen werden streng überwacht und Kontakte zwischen denn Ligen sind generell verboten. Ein Verstoß bedeutet mit hoher Wahrscheinlichkeit den Tod. Im Gegenzug werden die Bürger entsprechend ihrer Liga mit allem versorgt, was sie benötigen. Doch der Preis ist hoch, denn nahezu jede Entscheidung wird von der Regierung getroffen. Das klingt verstörend und erschreckend? Und dabei kratze ich grade mal an der Oberfläche - es wird noch schlimmer… Aber: lest es am besten selbst!

Für Novalee bedeuten die Gesetze Beständigkeit und Sicherheit, darum hält sie sich penibel daran. Doch dann lernt sie Graey kennen, ihren überaus attraktiven Nachbarn. Etwas scheint mit ihm nicht zu stimmen und so muss Novalee sich entscheiden, ob sie der Regierung gegenüber weiterhin loyal bleibt oder ob sie ihrer Zuneigung zu Graey nachgibt und bereit ist für etwas verbotenes zu kämpfen.

Der 17-jährige Crish beginnt seine Ausbildung am Institut für soziale Eingliederung. Doch bereits am ersten Tag wird er aufgrund einer kleinen äußerlichen Abweichung brutal angegriffen. Zum Glück findet er in Asher einen Verbündeten, doch als die Freundschaft immer enger wird, muss er deren wahre Bedeutung hinterfragen.

Die beiden Protagonisten kommen abwechselnd zu Wort. Die Autorin schafft es, bei jeden Perspektivenwechsel einen fiesen kleinen Cliffhanger einzubauen, sodass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Es kommt zu allerlei Überraschungen und Wendungen, mit denen ich oft nicht gerechnet habe.

"Rules of Vicinity - Sieben Sekunden" ist der aufregende und aufwühlende erste Teil einer dystopischen Trilogie. Die Atmosphäre ist düster, bedrückend und bedrohlich. Die Schreckensherrschaft des sogenannten „Besitzers“ beruht auf Oberflächlichkeit und ist ziemlich brutal und menschenverachtend. Es zählt eben nur das Aussehen, dieses bestimmt über den Wert eines Menschen.

Ich bin unglaublich gespannt auf die weiteren Bände, denn natürlich endet dieser hier besonders spannend.

Bewertung vom 24.08.2022
Es wird einmal...
Tinker, Rosalie

Es wird einmal...


sehr gut

Marie hat ihren Platz noch nicht gefunden. 21jährig hält sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und wohnt noch bei ihren Eltern. Als ihr genau das von ihrer garstigen Tante vorgeworfen wird, flüchtet sie sich ins Wochenendhaus der Familie, um ihre Gedanken zu ordnen und Pläne für die Zukunft zu machen. Diese gestalten sich schließlich ganz anders als gedacht, denn durch einige Ereignisse der etwas anderen Art wird ihr eine unbekannte Welt offenbart: die Märchenwelt scheint wirklich und wahrhaftig zu existieren! Und sie braucht Maries Hilfe. Wird es ihr gelingen, deren Zauber in unsere moderne und schnelllebige Welt hinauszutragen oder wird die Märchenwelt letztendlich doch untergehen?

Ich liebe dieses Cover - es ist märchenhaft, rosarot, vielleicht etwas kitschig und naiv. Genau dies spiegelt sich auch im Buch und in der Protagonistin wieder: Marie tänzelt verträumt durchs Leben, ist stets freundlich, hilfsbereit und hat für ihre Mitmenschen immer ein Lächeln oder ein nettes Wort parat. Sie ist nahezu überall beliebt - außer bei ihrer Tante natürlich. Und dennoch quälen sie Selbstzweifel und Zukunftsängste. Auch die Bürde das Märchenland retten zu müssen, lastet schwer auf ihr. Dafür lässt sie aber doch einiges an Zeit verstreichen bevor sie überhaupt darüber nachdenkt aktiv zu handeln. Denn nur gute Laune zu verbreiten reicht da leider nicht. Zumal noch jemand anders einen Schatten auf ihre Mission wirft.

Das Buch spielt in unserer realen Welt, das Märchenland kommt nur am Rande vor. Dennoch gibt es aber viele Fantasy-Elemente: Prinzessinnen, Zauberer, Einhörner, Piraten, Meerjungfrauen, Magie. Die genannten Prinzessinnen kennen wir aus Märchen, Büchern und Filmen. Ihre Namen wurden geändert, was mich manchmal etwas verwirrt hat. Diese Referenzen und die Idee an sich fand ich aber cool!

Marie liebt es sich Geschichten auszudenken und diese zu erzählen. In ihrer kleinen Nachbarin Ella hat sie eine begeisterte Zuhörerin gefunden. Die Dreijährige ist zuckersüß und lehrt nicht nur Marie die Welt wieder aus den Augen eines Kindes zu sehen. Fantasie und der Zauber des Augenblicks können den Alltag so viel schöner, farbenfroher und leichter machen.

„Es wird einmal“ zieht Leser:innen aller Altersgruppen auf fluffig leichte Art und Weise in seinen Bann und bereichert mit schönen Botschaften und hübschen Illustrationen. Dennoch spielen auch ernste Themen eine Rolle: Verlust, Trauer, Einsamkeit, Selbstzweifel und Zukunftsängste. Ein gelungener Mix.

Bewertung vom 18.08.2022
Fünfzehn Tage sind für immer
Martins, Vitor

Fünfzehn Tage sind für immer


ausgezeichnet

Felipe ist dick, das weiß er selber. Auch seine Klassenkameraden lassen keine Gelegenheit aus, um ihn daran zu erinnern. Darum ist er froh, dass jetzt Ferien sind: endlich kann er in Ruhe Serien schauen und lesen ohne sich dumme Sprüche anhören zu müssen. Doch dann eröffnet ihm seine Mutter, dass ihr Nachbar Caio 15 Tage bei ihnen wohnen wird. Katastrophe! Felipe ist schon ewig in ihn verknallt, wie soll er eine so lange Zeit auf engstem Raum mit ihm aushalten? All das wäre ja schon kompliziert genug, wären da nicht noch zusätzlich seine Schüchternheit und jede Menge Unsicherheiten.

Ich habe „15 Tage sind für immer“ von Anfang an geliebt. Wir erleben die Geschichte aus Felipes Sicht, der hin und hergerissen ist zwischen seiner Begeisterung für Caio und der Angst etwas falsch zu machen. Dabei ist er so ein lieber Kerl, der zwar manchmal ein bisschen grumpelig rüberkommt, aber ein Herz aus Gold hat. Er ist so viel liebenswerter und witziger als er es selber für möglich hält.

Auch Caio, dessen beste Freundin Beca und Felipes Mutter sind tolle Charaktere, jeden von ihnen habe ich sofort ins Herz geschlossen.

Das brasilianische Setting hat mir sehr gefallen. So erfährt man auch ein bisschen etwas über das Land, die Mentalität der Menschen und deren Einstellung zur Homosexualität. Die gesellschaftliche Toleranz scheint dort doch eher gering zu sein.

Das Buch behandelt auf einfühlsame und authentische Weise wichtige Themen wie Homophobie, Bodyshaming und Body Positivity, Mobbing, Unsicherheiten und mangelndes Selbstwertgefühl sowie Therapie. Familie, Freundschaft und Liebe spielen natürlich ebenfalls eine große Rolle. Trotz dieser ernsten Themen ist es für mich aber irgendwie auch ein Wohlfühlroman. Er ist sehr emotional, humorvoll und dennoch manchmal ziemlich schmerzhaft.

Bewertung vom 11.08.2022
Heartstopper Volume 3 (deutsche Hardcover-Ausgabe) / Heartstopper Bd.3
Oseman, Alice

Heartstopper Volume 3 (deutsche Hardcover-Ausgabe) / Heartstopper Bd.3


ausgezeichnet

Im dritten Teil der Graphic Novel erfahren wir endlich wie es mit Nick, Charlie und ihren Freunden weiter geht. Die Schüler der Truham Grammar School for Boys und die Schülerinnen des Higgs-Gymnasiums für Mädchen fahren gemeinsam auf Klassenfahrt nach Paris. Natürlich übernachten Mädchen und Jungen streng voneinander getrennt. Doch Nick und Charlie dürfen endlich Tag und Nacht zusammen verbringen - wie aufregend! Aber ihre Zuneigung füreinander verheimlichen sie dennoch weiterhin. Kann sich Nick am Ende zu Charlie bekennen?

Alice Oseman erzählt einfühlsam und gefühlvoll. Die Bilder sind liebevoll gezeichnet und bringen die Emotionen echt gut rüber. Doch die Geschichte ist nicht nur unheimlich zart, süß und humorvoll, sondern bespricht auch ernste Themen. Es geht um Vorurteile, Selbstfindung sowie das Auseinandersetzen mit der eigenen Sexualität. Außerdem zeigen sich bei Nick und Charlie noch zusätzliche Probleme, die bestimmt im vierten Teil noch größere Beachtung finden. Ich kann es kaum erwarten

Bewertung vom 02.08.2022
Gartenglück mit Seeblick
Forst, Johanna

Gartenglück mit Seeblick


sehr gut

Marlenes Familie beschließt über ihren Kopf hinweg, dass diese als Freiberuflerin, die „ja nicht richtig arbeitet“ die geerbte Kleingartenparzelle einer ihr völlig unbekannten Tante auf Vordermann bringen MUSS damit dieser bestmöglich verkauft werden kann. Selbstredend übernimmt Marlene diese Aufgabe nach nur sehr kurzer Empörung und ohne großartig Rückfragen zu stellen oder Einspruch zu erheben. Und das obwohl sie als Journalistin durchaus genug zu tun hat und sowohl geschäftlich als privat völlig unorganisiert und chronisch unpünktlich ist. Mit gärtnerischer Erfahrung, die gegen Null geht, aber mit jeder Menge Vorurteilen erscheint sie also im Schrebergarten. Und ist schließlich einerseits überrascht wie viel Arbeit dieser macht, gleichzeitig aber ganz begeistert von der traumhaften Lage direkt am Bodensee. Der Ausgleich zu ihrem hektischen Alltag tut ihr zunehmend gut und auch ihre Mitgärtner schließt sie schnell ins Herz. Doch das Kleingartenidyll soll nur von kurzer Dauer sein, denn ein Bauunternehmer hat ebenso das Potential dieses Fleckchens Erde erkannt und möchte die Gärten samt Vereinsheim durch ein Luxushotel ersetzen. Natürlich ist klar: ein Plan muss her, um das zu verhindern!

Mir war zu Beginn völlig schleierhaft, wie sich Marlene als erwachsene und selbstständige Frau Anfang 30 so von ihrer Familie bevormunden lassen kann. Auch ihre Denkweise hat mich teilweise etwas irritiert. So kommt sie zu einem Date über eine halbe Stunde zu spät, wundert sich, dass dieser Umstand auf Unmut stößt und ist dann noch selber beleidigt, als er sich nicht so verhält wie gewollt

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.