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Kerstin

Bewertungen

Insgesamt 626 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2019
Bleib doch, wo ich bin
Keil, Lisa

Bleib doch, wo ich bin


ausgezeichnet

Wunderschöner Roman – kein Kitsch, dafür Humor

Kaya lebt in Neuberg, einem kleinen Ort, in dem jeder jeden kennt und die Scheunenparty unter anderem das Event des Jahres ist. Sie betreibt einen Buchladen, in dem es neue und alte Bücher zu kaufen gibt; man aber auch nur Bücher ausleihen kann. Häufig hat sie ihre Nichte Milli bei sich, da ihre Mutter viel beschäftigt ist. Durch Millie begegnet Kaya auch Lasse – doch leider nicht als Kaya, sondern als Cordula, Millies Mutter. Wie kommt Kaya da nur wieder raus?

Eigentlich wollte ich zuerst nur kurz in den Roman hineinlesen, doch dann konnte ich einfach nicht mehr aufhören zu lesen! Der Schreibstil ist so locker und flüssig zu lesen, dass die Seiten nur so vorbeiflogen. Und andauernd passiert etwas Neues, so dass man unbedingt weiterlesen muss um zu erfahren, wie es weitergeht. Gefallen hat mir, dass die Handlung zum einen aus Sicht von Kaya und zum anderen aus Lasses Sicht erzählt wird. So erfährt der Leser einiges über ihre Gefühle und Gedanken. Auch die enthaltenen Dialoge sind sehr flott und aussagekräftig!
Eigentlich lese ich gar keine Liebesromane, aber ab und zu spricht mich dann doch mal einer an. Ich muss sagen, dieser hat mich umgehauen. Es war überhaupt nicht schnulzig, es war einfach schön! Vor allem wirkte die Geschichte sehr authentisch auf mich. Klasse fand ich, dass Kaya Lasse auf der Scheunenparty gar nicht erkannt hat und ganz frei an die Sache ranging. Der Rattenschwanz, den das Ganze nach sich zog, war sehr unterhaltsam zu lesen! „Bleib doch, wo ich bin“ ist ein Roman der Liebe und Unterhaltung wunderbar miteinander verbindet. Mich hat er von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen und unterhalten! So war ich sehr froh, als ich am Ende des Buches erfahren habe, dass es im nächsten Jahr mit Kaya weitergehen wird.
Die Charaktere haben mir gut gefallen. Sie wirkten, wie auch die Handlung, sehr authentisch und waren mir sympathisch. Vor allem Kaya habe ich in mein Herz geschlossen. Gerne würde ich auch mal in ihrem Buchladen stehen und mir, bei einer Tasse Kaffee, ihre Bücher anschauen. Mit Lasse hat der Leser viel Spaß, denn ein absoluter Stadtmensch hat seine erste Begegnung mit dem Land – und das wird teilweise sehr komisch. Auch Rob, Kayas bester Freund und Tierarzt in Neuberg wirkt authentisch, das liegt wohl daran, dass Lisa Keil selbst Tierärztin ist und somit weiß wovon sie schreibt, wenn es um Rob geht.

Mir hat dieser Roman ganz hervorragend gefallen. Es ist ein sehr gelungenes Debüt, das auch einen Nicht-Fan von Liebesromanen – wie mich – voll überzeugt hat! Ich vergebe sehr gerne volle fünf von fünf Sterne und kann jedem dieses Buch einfach nur ans Herz legen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2019
ArtenSchatz
Reinschmidt, Matthias;Elstner, Frank

ArtenSchatz


ausgezeichnet

Sehr schönes und aufrüttelndes Buch zum Artenschutz

Diesem Buch liegen die Reisen zu der SWR-Sendung „Elstners Reisen“ zu Grunde. Ein paar dieser Sendungen hatte ich schon gesehen, so war die Neugierde auf dieses Buch sehr groß. Ich wurde nicht enttäuscht!! Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Er ist sehr persönlich und voll von Gefühl. Das Buch ist sehr flüssig zu lesen und man mag es gar nicht mehr aus der Hand legen. Ganz arg hat mir gefallen, dass beim Lesen das Gefühl entsteht, Frank Elstner selbst liest das Buch vor, beziehungsweise erzählt seine Erlebnisse. Den Showmaster lernt man bei diesen Reisen von einer ganz anderen Seite kennen – nichts mehr mit „Verstehen sie Spaß?“ oder „Wetten Dass?“, sondern Ernst. Alles wird gezeigt und der Leser lernt Frank Elstner von einer sehr persönlichen Seite kennen. Er macht beispielswiese auch kein Hehl daraus, dass er keine Insekten mag – vor allem nicht in seinem Schlafgemach. Was sehr gut und vor allem glaubwürdig rüberkommt ist Elstners Liebe zu den Tieren. Man nimmt ihm seinen Appell zu mehr Artenschutz ab.
Den Hauptteil des Buches hat Frank Elstner selbst geschrieben. Das letzte Kapitel stammt von Matthias Reinschmidt, dem derzeitigen Direktor des Karlsruher Zoos. Er weist noch einmal explizit auf Naturschutzprogramme hin und zeigt auch, wie der Karlsruher Zoo sich für den Natur- und Artenschutz einsetzt.
In der Mitte des Buches sind knapp fünfzig Farbfotos abgedruckt. Die einige Impressionen der Reisen zeigen. Diese Bilder weisen alle eine aussagekräftige Bildunterschrift auf.
In diesem Buch werden vier Projekte näher beschrieben: Papageien in Brasilen, Orang-Utans in Borneo, Koalas in Australien und Elefanten auf Sri Lanka. Diese Schilderungen sind so naturgetreu und lebhaft, dass man selbst das Gefühl hat mit dabei zu sein und umgeben von Elefanten am Wasserloch zu stehen oder einen Orang-Utan zurück in die Freiheit zu tragen. Dieses Buch vermittelt viel Wissen. Zudem rüttelt es auch auf und bringt einen zum Nachdenken. Denn meist sind wir Menschen schuld daran, dass diese Tiere überhaupt erst geschützt werden müssen. Meist durch unbedachte Handlungen unsererseits gelangen diese in Not. Beispielweise einheimische Tiere in Australien, die durch eingeführte Wildkatzen ausgerottet wurden. Genau darauf will Elstner mit diesem Buch und seiner Sendung hinweisen. Schlimm ist zum Beispiel auch, dass in Australien allein 4.000 Koalas im Jahr durch Autos sterben. Da sind Koalas, die zu nah an Menschensiedlungen kommen und von Hunden attackiert werden oder die die durch Waldbrände sterben noch nicht miteinberechnet.
Artenschutz ist eine feine Sache. Doch nicht jeder Naturschützer wird bewundert und geehrt. Elstner trifft auf einen Papageienschützer, der vielen Anfeindungen ausgesetzt ist und auch schon mehrere Morddrohungen bekommen hat. Viele leben eben von dem Geschäft mit wilden, seltenen Tieren. Dennoch sollten sie sich nicht unterkriegen lassen und weiter für den wertvollen Artenschatz kämpfen.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen! Ich hätte gerne noch mehr gelesen. Vielleicht gibt es noch einen zweiten Teil? Ich vergebe für diesen Artenschatz sehr gerne volle fünf von fünf Sterne und spreche eine klare Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 17.03.2019
Der Allergie-Code
Liffler , Peter

Der Allergie-Code


weniger gut

Anders als erwartet

Dieses Sachbuch war anders als ich es erwartet habe. Ich habe mit einem Buch gerechnet, in dem es um Allergien geht. Woher sie kommen, wie man mit ihnen umgeht, wie man sie (vielleicht) los wird. Allerdings konfrontierte mich dieses Buch mit dem Thema Sensibilität, dem Umgang von Eltern mit ihrem (erkrankten) Kind und einen Überblick über unsere Gesellschaft gab es noch oben drauf. Es wurde zwar ein Bezug all dieser Themen zu dem Thema Allergien gezogen, allerdings war mir das teils etwas weithergeholt beziehungsweise nicht gut genug begründet. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Allergien im Vordergrund stehen, diese waren eher der gemeinsame Nenner, der anderen Themen.
Zu den Themen Allergien und Asthma wurde so gut wie nichts gesagt. Es waren hauptsächlich Kinder mit Neurodermitis als Fallbeispiele angegeben. Diese Fallbeispiele haben mir sehr gut gefallen. Da sie einen nicht nur die Symptome und Ausprägungen näherbringen, sondern auch das Verhalten von Kind und Eltern und auch die Gefühle, die die Eltern erkrankter Kinder haben. So zeigt sich auch der Teufelskreis. Denn Überfürsorglichkeit und Überbehütung gelten als Ursachen für Neurodermitis. Ist das Kind erkrankt steigen allerdings auch gerne die Überfürsorglichkeit und Überbehütung weiter an. Interessant ist, dass ich herausgestellt hat, dass es bei Kindern, deren Eltern Sensibilität aufweisen, häufiger zu Atopie kommt.
Ein großes Thema dieses Buches ist deshalb die Sensibilität. Es wird aufgezeigt woher sie kommt. Dabei wird auch auf unsere Gesellschaft geschaut und ein Vergleich zwischen West- und Ostdeutschland (zu DDR-Zeiten) gezogen. So zeigte sich, dass Allergien und Neurodermitis im Osten kaum vorkamen. Mittlerweile haben sich die Level aber angeglichen und es lässt sich kein Unterschied mehr messen. Fazit: der westliche Lebensstil fördert allergische Erkrankungen.
Zum Schreibstil kann ich sagen, dass Fachwörter nur in Grenzen verwendet werden und somit der Text leicht verständlich ist. Wie schon erwähnt sind einige Fallbeispiele enthalten. Diese lockern den sachlichen Teil etwas auf.
Leider hat mir dieses Buch nicht so richtig zugesagt. Ich hatte etwas anderes erwartet und musste mich hier schon fast durchquälen. Größtenteils wartete ich darauf, dass es nun endlich zum eigentlichen Thema kommt.
Ich vergebe nur zwei von fünf Sternen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2019
Was uns erinnern lässt
Naumann, Kati

Was uns erinnern lässt


sehr gut

Es lohnt sich zu kämpfen

Milla arbeitet in einer Anwaltskanzlei, in ihrer Freizeit entdeckt sie mit ihrem Sohn Neo gerne sogenannte Lost Places. Das sind Orte, die von ihren Besitzern, freiwillig oder unfreiwillig, verlassen wurden und nun leer stehen. So findet Milla auch die Überbleibsel des ehemaligen DDR Hotels Waldeshöh. Von dem einstigen Hotel ist nur noch der Keller übrig, dort stößt Milla auf die Namen Andreas und Christine Dressel und das Datum 23. Juni 1977. Milla begibt sich auf die Suche und macht die beiden tatsächlich ausfindig.

Aufgebaut ist die Geschichte in zwei Teile. Zum einen Milla, die in der Gegenwart die Familie Dressler besucht und zum anderen die Vergangenheit, die von 1945 bis 1977 reicht. Erzählt werden diese beiden Teile immer im Wechsel. Dieser Aufbau hat mir sehr gut gefallen. Nach und nach erfährt der Leser etwas über die Familie Dressel und lernt das Hotel kennen. Nebenbei gibt es noch geschichtliche Fakten zu erkunden. Außerdem erfährt man etwas über das Leben in der DDR. Vor allem darüber, wie es ist, wenn man niemandem vertrauen kann – auch den eigenen Freunden nicht. Diese Gefühle hat Kati Naumann sehr gut rübergebracht. Mir haben die Charaktere gut gefallen. Sie wirkten authentisch und zum Großteil sympathisch. Milla blieb mir etwas fern. Und der Freund der Familie war mir etwas zu schmierig und suspekt. In der Geschichte treten viele Charaktere auf, da war der Stammbaum auf dem vorderen und hinteren Umschlag sehr hilfreich!
Leider kam ich nur schleppend in die Gehsichte rein! Obwohl mir der Schreibstil gut gefallen hat und die Geschichte sich flüssig liest. Der Wechsel zwischen Erzählteil und Dialogen ist Kati Naumann gelungen und wirkt sehr ausbalanciert. Auch ist es spannend mitzuverfolgen, was denn nun dazu geführt hat, dass die Familie ihr Hotel verlassen musste.
Die Atmosphäre in der Geschichte wirkt sehr authentisch und realistisch. Kati Naumann ist selbst in Sonneberg – somit im Handlungsgebiet – in DDR-Zeiten aufgewachsen, somit konnte sie hier auf ihre Erfahrungen zurückgreifen.
Mir hat dieser Roman gut gefallen. Für mich hätte die Geschichte noch tiefer in das DDR-Leben eintauchen und auch so manch eine Szene ausführlicher sein können. Dennoch wurde ich gut unterhalten und vergebe vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 14.03.2019
Sterne sieht man nur im Dunkeln
Werkmeister, Meike

Sterne sieht man nur im Dunkeln


ausgezeichnet

Schöner Roman mit toller Atmosphäre

Bei Anni ist eigentlich alles in Butter. Mit Thies ist sie seit Jahren glücklich, sie hat einen festen Job und wird nun sogar befördert. Doch dann kommt eine Postkarte bei Anni an und ihre Vergangenheit holt sie ein. Sie packt ihr Tasche und reist auf Norderney. Anni beginnt über sich nachzudenken: was will sie eigentlich wirklich? Wird sie jemals von der Insel nach Bremen zurückkehren?

Mir hat dieser Roman gut gefallen. Der Schreibstil war sehr angenehm und flüssig zu lesen. Und hat mir in seiner Art sehr gut gefallen! Es ist eine Mischung aus Humor, Ernst und Liebe. Die Liebe wird allerdings nicht schnulzig oder gar schmalzig – das hat mir besonders gefallen. Die Dialoge sind flott und aussagekräftig. Gefallen haben mit auch Annis Sprüche. Neben ihrer Tätigkeit als Gamedesignerin entwirft sie Spruchkarten und -poster. Diese sind passend zur Geschichte zwischendurch eingefügt. Am Ende des Buchs sind alle Sprüche inklusive Zeichnungen noch einmal abgedruckt – in Farbe und auf hochwertigen, weißen Papier! Ein schöner Anblick.
Die Charaktere haben mir gut gefallen. Sie wirken sehr authentisch und ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Schön finde ich, dass sich eigentlich alle Charaktere im Laufe der Handlung weiterentwickeln. Gefallen hat mir auch, dass dieses Buch nicht vorhersehbar war. Schnell denkt man, ok ja so wird es dann enden – aber dann wird man doch noch überrascht! Es ist eben kein klassischer Liebesroman. Deshalb vergebe ich gerne volle fünf von fünf Sterne. Es war wirklich eine klasse Atmosphäre!

Bewertung vom 13.03.2019
Der Honigbus
May, Meredith

Der Honigbus


ausgezeichnet

Emotionaler Roman und Bienen-Fachbuch in einem

Als ich mit dem Lesen begonnen habe wusste ich nicht, dass es sich bei diesem Buch um die Memoiren von Meredith May handelt. Als die Protagonistin, ein kleines Mädchen, Meredith hieß habe ich mal in der Autorenbeschreibung gestöbert. Das macht das Ganze natürlich noch interessanter und beeindruckender. Meredith May hatte keine schöne Kindheit im klassischen Sinne. Ihre Eltern trennten sich als May vier Jahr alt war. Sie, ihr kleiner Bruder und ihre Mutter zogen zu den Großeltern von der Ostküste nach Kalifornien. Doch Mays Mutter wurde ihres Lebens nicht mehr froh und verkroch sich in ihrem Zimmer. So musste die Großmutter die Ersatz-Mutter mimen. Für die kleine Meredith brach eine Welt zusammen, doch ihr Großvater weihte sie in die Welt der Honigbienen ein und so rettete er Meredith indem die beiden viel Zeit im Honigbus verbrachten!
Dieses Buch ist wirklich sehr emotional geschrieben. Erzählt wird alles aus der Sicht von May – und zwar als Rückblick. Die einzelnen Kapitel dienen als Lebenslektionen, in denen es nicht nur um Merediths Leben, sondern auch um das der Bienen geht. So ist dieser Roman in gewisser Weise auch ein Fachbuch zur Bienenkunde. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen! Er ist flüssig zu lesen, ansprechend und emotional. Auch die Geschichte hat mir gut gefallen, sie wirkte sehr authentisch und hat mich gefesselt. Da es sich um Memoiren handelt, war später klar, wieso die Geschichte so authentisch wirkt. Auch das Wissen über die Bienen wurde dem Leser fast schon spielerisch beigebracht, so dass man ganz nebenbei zum Bienenexperte wird.
Mir tat Meredith, und auch ihr kleiner Bruder, richtig Leid. Erst trennen sich die Eltern, und dann verlässt einen auch noch die Mutter – obwohl sie anwesend ist. Eine wirklich tragische Geschichte. Aber dieses Buch zeigt, dass eine Leidenschaft – hier zu den Bienen – einen Menschen retten kann. Die beiden hatten wirklich Glück mit ihrem Stief-Großvater! Es wirkt als hätten die Bienen Meredith stark gemacht.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen. Deshalb vergebe ich volle fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 11.03.2019
Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1
Pohl, Alex

Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1


sehr gut

Die Russenmafia in Leipzig

Hanna Seiler und Milo Novic werden zu einer Leiche im Elster-Saale-Kanal gerufen. Ein Anwalt liegt steifgefroren und erschossen in seinem Auto. Es sieht nach einem klassischen Mord aus. Doch dann stellt sich heraus, dass der Anwalt wohl zur russischen Mafia gehört. Dann finden sie auch noch kinderpornografisches Material bei ihm.

Die russische Mafia hat Leipzig unter Kontrolle. Sehr rasant und mit Spannung folgt der Leser den Ermittlern beim Lösen des Falls. Parallel dazu erfährt der Leser, wie es um die Mädchen steht, die in einem Irrglauben an die Falschen geraten sind. Sehr gefallen hat mir, dass man als Leser selbst miträtseln kann und sich selbst Gedanken machen kann. Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblicke, welche durch Datumsangaben gekennzeichnet sind. Diese Rückblenden kommen immer nachdem ein aktueller Punkt geklärt/aufgelöst wurde. Dann geht es zurück in die Vergangenheit, damit der Leser erfährt, wie es genau vor sich ging.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Er ist angenehm und flüssig zu lesen, die Handlung ist sehr rasant, wodurch die 400 Seiten schnell gelesen sind. Die Teile aus Sicht der Russen kennzeichnen sich durch derbe, gar brutale Sprache mit Einschüben von russischen Worten. Die Ermittler reden in einem angepassten Hochdeutsch.
Die Charaktere der Russen und Opfer waren sehr authentisch. Nur die Ermittler sagten mir nicht zu. Einen wirklichen Zugang habe ich zu den Ermittlern nicht gefunden. Hanna Seiler scheint Angst zu haben. Irgendwie wächst ihr auch alles (Beruf und Alleinerziehende) über den Kopf. Milo Novic hingegen ist sehr eingekapselt. Teilweise war ich mir nicht sicher, auf welcher Seite er steht. Interessant ist, dass er in Farben hört. Wozu das nun aber dient – erschließt sich mir nicht. Was mich ebenfalls an den Ermittlern gestört hat, ist, dass sie gerne Alleingänge machen. Das geht gar nicht – sie sind ein Team und müssen sich vertrauen (können). Es geht schließlich auch manchmal ums Überleben. Und da ist ein Partner auf den man sich blind verlassen kann unabdingbar.
Mir hat dieser Krimi gut gefallen, da er spannend und rasant war. Leider gab es wenig Ermittlungsarbeit und die Ermittler haben mir nicht gefallen, deshalb vergebe ich vier von fünf Sternen. 

Bewertung vom 10.03.2019
Wie Buddha im Gegenwind
Urban, Gabriela

Wie Buddha im Gegenwind


ausgezeichnet

verursacht Reisefieber

Der Plan stand fest: Karriere, Kind, Karriere, Kind, Karriere. Doch dann wurde Gabriela direkt nach ihrer ersten Elternzeit gekündigt. Was nun? Gabriela muss den Kopf freibekommen und geht erst einmal auf Reisen. In ihrem Gepäck – ihr kleiner Sohn. Schnell zeigt sich, dass man das Reisen und Geldverdienen auch verbinden kann. So versucht Gabriela Urban mittlerweile sieben Monate im Jahr auf Reisen zu sein.
Mir hat diese Biografie/dieser Reisebericht sehr gut gefallen! Die Erzählungen sind sehr authentisch und wecken die Reiselust in einem. Die Beschreibungen der unterschiedlichen Etappen und Sehenswürdigkeiten sind sehr bildlich und anschaulich. Eigentlich hat man als Leser das Gefühl selbst in der Ukraine auf einer maroden Hängebrücke zu stehen. Erzählt wird alles in einem sehr angenehmen Plauderton, welcher einen fesselt. Da man wissen will, welche Abenteuer noch auf Gabriela und ihren Sohn gewartet haben.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat und enthält Ort und Datum der Reise(n), so behält man den Überblick, wo man sich gerade befindet. Und hat die Möglichkeit im Nachhinein einzelne Etappen noch einmal zu lesen.
Sehr gefallen hat mir, dass es nicht nur um die Länder an sich ging, sondern vor allem auch um Gabriela selbst. Wie sie mit ihrer Lebenskrise zurechtkommt und einen neuen Weg findet. Gefallen hat mir auch, dass man als Leser einen Einblick bekommt, wie Gabrielas Mann damit klarkommt, dass Frau und Kind die meiste Zeit des Jahres in der Weltgeschichte umherreisen. Das ist ja auch nicht gerade selbstverständlich.
Es war schön zu lesen, auf wie viel Gastfreundschaft Gabriela Urban auf ihren Reisen gestoßen ist. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass sie meist ab von den Touristengegenden unterwegs war und so das wahre Land kennenlernen konnte. Auch gab es viele Begegnungen mit anderen Reisenden, die ähnliche Reisegründe hatten.
Neben den Erzählungen enthält das Buch auch 39 aussagekräftige Farbbilder, die mit einer passenden Unterschrift ausgestattet sind, so dass sie sehr gut und einfach in die entsprechende Erzählung einzuordnenden sind!
Mir hat dieses Buch wirklich sehr gut gefallen und ich kann es wirklich jedem ans Herz legen, der auch gerne mal auf Reisen gehen möchte ohne das Sofa zu verlassen! Ich vergebe volle fünf von fünf Sterne. Fazit: Wunderbar spannender, interessanter und authentischer Reisebericht! Macht Lust auf mehr/Meer!

Bewertung vom 06.03.2019
Die Mauer
Lanchester, John

Die Mauer


weniger gut

Langweilig und kalt

Großbritannien hat sich mit einer 10.000 km langen Mauer von der Außenwelt abgeschottet. Damit keine Eindringlinge, sogenannte „Andere“, ins Land eindringen, muss die britische Bevölkerung einen zweijährigen Wachdienst absolvieren. Das bedeutet Mauerwache in Zwölfstundenschichten. Kommen Eindringlinge rein, geht der Wachposten baden und muss schauen, wie er überlebt. Es sind harte Schichten – die Gefühle wechseln immer wieder zwischen Langeweile und Todesangst hin und her. Vorteile gibt es nur für sogenannte „Fortpflanzer“, das sind Menschen, dies ich dazu entscheiden Kinder in diese Welt zu setzen – aber wer will das noch? Der Leser begleitet Joseph Kavanagh, einen Wachposten, auf der Mauer. Die Geschichte ist aus seiner Sicht als Ich-Erzähler geschrieben. Dennoch konnte ich mich nicht in ihn hineinversetzen.
Neben der Erzählperspektive hat mich auch gestört, dass man nicht erfährt, in welcher Zeit dieser Geschichte spielt. Auch erfährt der Leser nichts darüber, wieso sich Großbritannien nun durch eine Mauer von der Außenwelt abgeschottet hat. Es wird vieles einfach nicht erklärt und der Leser in Unwissenheit gelassen. Viele Andeutungen, aber keine Erklärungen. Das ist zu viel, um einen noch fesseln zu können.
Was sehr gut rüber kam, war die Kälte. Diese zeigt sich auch im Schreibstil und in den Charakteren. Der Schreibstil wirkt sehr poetisch – lange Sätze, teils auch Schachtelsätze. Es wirkt aber recht eintönig und stellenweise wiederholt es sich. Die Charaktere wirken fern und leer. Sie sind nicht ausgearbeitet, haben keine Vergangenheit und keine Zukunft. Es gibt nur das Jetzt und auch dieses ist recht geschränkt
Für meinen Geschmack bleiben mir viel zu viele Fragen offen. Eigentlich habe ich nicht verstanden, was mir diese Geschichte sagen möchte. Werden wir uns alle abschotten, nur weil Klimawandel und daraus resultierende Flüchtlingsströme kommen? Was sollen wir davon haben? Mir hat dieses Buch nicht richtig gefallen und deshalb vergebe ich zwei von fünf Sternen.

Bewertung vom 05.03.2019
Das Seehospital
Glaesener, Helga

Das Seehospital


gut

Irreführender Titel

Dem Titel und Klappentext zu Folge hatte ich einen Roman erwartet, der sich rund um ein Seehospital auf Amrum dreht. Dem ist allerdings nicht so. Im Mittelpunkt steht Frida mit ihrer Schwester Lou. Anfangs geht es noch um die junge Medizinstudentin Frida, die das Seehospital retten will. Doch schnell tritt Lous Leben in den Vordergrund und das Hospital bekommt eine Nebenrolle. Das fand ich sehr schade, denn ich hatte mich auf das Leben im Hospital im Jahr 1920 gefreut. Dafür bekam ich Einblicke in Hamburg zu Beginn der 20er Jahre, was auch sehr interessant war! Die Gesellschaft hat kaum Geld, aber Spaß will sie haben. Kokain gibt es an jeder Straßenecke und Betten werden stundenweise geteilt – der eine tagsüber, der andere nachts. Diese Beschreibungen wirken sehr anschaulich und authentisch. Gefallen hat mir, dass das Leben so kurz nach Kriegsende nicht schöngeredet, sondern auf die Missstände aufmerksam gemacht wurde. Auch der Umgang mit Patienten als Forschungsobjekte findet einen Platz in diesem Roman.
Mir hat der Schreibstil gut gefallen. Er war flüssig und angenehm zu lesen. Die Perspektivwechsel haben mir gut gefallen. So lernt der Leser mehrere Charaktere kennen und sieht manch eine Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Charaktere haben mir gefallen, sie waren recht unterschiedlich und wirkten, wie auch die Atmosphäre, authentisch. Auch wenn mir nicht alle sympathisch waren, beispielweise Frida Mutter und ihr Stiefvater.
Da ich das Gefühl hatte, dass der Roman vom anfänglichen Thema abgekommen ist, konnte er mich nicht überzeugen und ich vergebe nur drei von fünf Sternen. Ich wollte eben eine Geschichte über ein Seehospital lesen.