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Berlin

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Insgesamt 277 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2018
Ruhe auf den billigen Plätzen
Hutzenlaub, Lucinde

Ruhe auf den billigen Plätzen


ausgezeichnet

Einzigartige Reiseerlebnisse einer Familie

„Ruhe auf den billigen Plätzen“ von Lucinde Hutzenlaub ist 2018 bei Eden Books erschienen. Humorvoll und unterhaltsam erzählt die Autorin Urlaubsgeschichten, die ihre Familie erlebt hat. Bei vier Kindern passiert viel. Die Familienmitglieder haben vom Urlaub eigene Vorstellungen und an konkreten Wünschen jeglicher Art ist auch kein Mangel. Alles unter einen Hut zu bringen ist, fordert schon Organisationstalent und Hingabe an die Familie.

Lucinde Hutzenlaub stellt sich Jahr für Jahr furchtlos diesen Herausforderungen. Manche Geschehnisse lassen sich nur noch mit Humor bewältigen, aber davon haben sie und ihr Mann glücklicherweise genug. Wie könnten sie sonst die kleinen und großen Missgeschicke ertragen, die sich immer wieder ereignen. Sie erzählt davon offen und ehrlich.

Das Buch ist in verschiedene Abschnitte zu Reisearten und –zielen gegliedert und sehr übersichtlich. Die Geschichten, die die unternehmungslustige Familie erlebt, sind einfach köstlich. Manchmal stellte ich mir vor, ich höre Lucinde Hutzenlaub direkt erzählen. Sie schreibt gewandt und flüssig. Es bereitet Freude ihre Schilderungen zu lesen. Man wird unterhalten und nimmt direkten Anteil am Familienleben. Farben- und facettenreich sind die Erlebnisse beschrieben.

Gleichzeitig vermittelt das Buch auch viele nützliche Informationen zu den Reisezielen der Familie. Jedes Kapitel enthält am Ende ein kleines Glossar mit Tipps und Hinweisen für das Internet.
Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es jedem, der mehr über die Familie Hutzenlaub erfahren möchte, sehr empfehlen. Die witzig und lustig geschriebenen Geschichten machen Appetit auf Urlaub und weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 09.09.2018
Römisches Fieber
Schnalke, Christian

Römisches Fieber


ausgezeichnet

Der Traum von Rom

„Römisches Fieber“ ist 2018 im PIPER Verlag erschienen. Es ist der erste Roman von Christian Schnalke. Ein wahrhaft gelungenes Debut.

Den Inhalt seines Künstlerromans beschriebt der Autor wie folgt: „Im Jahr 1818 flieht Franz Wercker vor einer unseligen Familiengeschichte und nimmt die Identität eines nach Rom reisenden Dichters an. In Rom wächst er in die Gemeinschaft deutscher Künstler hinein, gewinnt Freunde und findet seine große Liebe. Doch sein Identitätsbetrug bringt ihn in immer drängendere Not, mehrere Morde werden ihm angelastet und die Schlinge um Franz zieht sich gnadenlos zu…“

Rom war, seit der „Italienischen Reise“ von Johann Wolfgang von Goethe, die 30 Jahre zuvor erschien, das Sehnsuchtsziel für deutsche Künstler.

Auch der Protagonist Franz Wercker träumt von einer Schriftstellerkarriere in Rom. Hier in der ewigen Stadt können Künstler ihr Arkadien finden und frei leben, fern von den Zwängen in Deutschland.
Unterwegs bietet sich Franz eine Chance und er nutzt sie. Er wird als Cornelius Lohwaldt tatsächlich nach Rom reisen und seinen Traum leben. Ist dieser Wunsch verwerflich? Meiner Meinung nach hat er eine Gelegenheit genutzt, um den Lauf des Schicksals zu korrigieren, welches ihm bisher nur die Schattenseiten des Lebens geboten hat.

In Rom angekommen lebt er sich schnell in die deutsche Künstlergemeinschaft ein, wo er mit offenen Armen aufgenommen wird. Er gewinnt mit seiner bescheidenen und zurückhaltenden Art Freunde und Anerkennung.
Die Menschen, denen Franz begegnet, werden durch den Autor sehr gut beschrieben, es ist eine Mischung von realen und fiktiven Personen und Eigenschaften. Mehr dazu erfährt der Leser am Ende des Romans.
Christian Schnalke erzählt flüssig und kann den Leser gut in das Rom des 19. Jahrhunderts entführen. Als fundierter Kenner der Kunstgeschichte beschreibt er einfühlsam und detailliert Landschaften, die Stadt und ihre Menschen. Er gewährt dem Leser einen literarischen Schlüssellochblick auf die deutsche Künstlerkolonie und die ewige Stadt.

Doch dann kündigt sich der Besuch von Cornelius Schwester an und seine neue Identität ist in Gefahr. Auch Isolde flieht vor Zwängen in der Heimat und möchte frei und selbstbestimmt leben. Doch gegensätzlicher können Menschen kaum sein. Sie, die egoistische und kalte Frau, die die Karikatur einer Salonière wird und Franz, der warmherzig und aufgeschlossen ist und für die Kunst brennt. Intrigen und Missgunst bestimmen von nun an sein Leben.

Es erwarten den Leser und Franz noch so einige Überraschungen in der temporeich erzählten Geschichte. In einem grandiosen Finale offenbaren sich menschliche Abgründe und wahre Größe.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und facettenreich. Durch immer wieder neue Wendungen bleibt die Spannung erhalten und man fiebert mit Franz. Neben dem Protagonisten sind seine Freunde die Maler Clara und Georg sehr sympathische Künstler, die Franz gewogen sind. Auch die anderen Nebenfiguren aus der Künstlerszene, der Politik und dem Vatikan sind sehr gut charakterisiert und vermitteln ein buntes Kaleidoskop der römischen Gesellschaft. Besonders erwähnen möchte ich noch Morten. Mit ihm ist dem Autor eine Figur gelungen, die mich an Victor Hugos Quasimodo erinnert.

Besonders hat mich die Szene berührt, als Clara seiner Bitte nachkommt und ihn portraitiert. Sie sieht in ihm einen Menschen, der unendlich leidet. Ihr gelingt es sein Vertrauen zu erwerben, denn Clara selbst ist die Verkörperung von Menschlichkeit und Güte.

Die Handlung ist in sich schlüssig und wird sprachlich gewandt erzählt. Nebenbei wird kulturhistorisches Wissen vermittelt und so ist ein wirklich lesenswerter und spannender Künstlerroman entstanden. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 07.09.2018
Unter Gebetsfahnen
Hessenauer, Klaus

Unter Gebetsfahnen


ausgezeichnet

Ein sehr persönliches Nepal-Reisebuch

„Unter Gebetsfahnen“ von Klaus Hessenauer ist 2018 bei Books On Demand erschienen. Der Autor und seine Frau Anne reisen seit über 20 Jahren nach Nepal. Sie haben das kleine Land kennen- und lieben gelernt.
Das Reisebuch der etwas anderen Art beruht auf tiefer Kenntnis von Land und Leuten und deren Geschichte. Er verbindet die Informationen eines Reiseführers mit eigenen Erlebnissen und Erfahrungen.

Am Anfang erhält der Leser Informationen allgemeiner Art zur Landeskunde, die sehr sachkundig und in wunderbaren Worten vermittelt werden. Man kann die Liebe des Autors zu dem Land und seinen Menschen regelrecht fühlen.

Die weiteren Kapitel, die dem Himalaya und den Königsstädten Nepals gewidmet sind, zeichnen sich durch Informationsvielfalt und Schilderung eigener Erlebnisse dort aus.

Der zweite Teil des Buches ist dem Trekking gewidmet. Individuelle Wanderungen mit einem Guide werden sehr detailliert und ausführlich beschrieben. Als fundierter Kenner präsentiert Klaus Hessenauer einfühlsam und facettenreich unterschiedliche Wandermöglichkeiten im Himalaya. In seinen Texten lässt er den Leser buchstäblich mit wandern, wenn er seine Erlebnisse und die Landschaften farben- und bilderreich schildert. So erfährt man wie es in den Lodges wirklich aussieht und wie sehr man unter Regen und Kälte leiden kann.
Seine Begegnungen mit den Menschen der unterschiedlichen Völker in den Dörfern zeugen von Warmherzigkeit und Begegnungen auf Augenhöhe. Die Bewunderung für Meisterung des schweren Alltags der Menschen in den Bergdörfern kann er glaubhaft vermitteln.

Die zahlreichen Tourenbeschreibungen machen Lust auf eigene Erkundungen. Seine touristischen und kulturellen Hinweise auf den Wanderungen wecken Neugier auf Nepal.
Ein Kapitel ist einer Trekking-Tour im „Königreich Mustang“ vorbehalten. Erst seit 1992 ist dieses Gebiet an der Grenze zu Tibet mit einer speziellen Genehmigung zugänglich. Über die Geschichte und die traumhaften Landschaften des Gebiets und seine Bewohner weiß Klaus Hessenauer viel zu berichten.

Dieses besondere Buch mit den wunderbar geschilderten eigenen Erlebnissen ist jedem, der offen für Neues ist und sich auf Unbekanntes einlassen will, zu empfehlen. Der Autor selbst schreibt sein Nepal-Reise(ver)führer ist an „Menschen, die für fremde Kulturen aufgeschlossen sind und potentielle Nepal-Reisende gerichtet“.
Gern vergebe ich 5 Sterne und empfehle das Buch nicht nur Bergfreunden und Trekkingaffinen, sondern allen, die mehr über das kleine Land mit der einmaligen Natur und den einzigartigen Menschen aus erster Hand erfahren möchten.

Bewertung vom 30.08.2018
Mathildas Geheimnis / Die Frauen vom Löwenhof Bd.2
Bomann, Corina

Mathildas Geheimnis / Die Frauen vom Löwenhof Bd.2


ausgezeichnet

Angesiedelt ist die Handlung in Schweden zwischen 1931 und 1945. Im Mittelpunkt dieses Bandes, der in drei Teile gegliedert ist, steht die junge Mathilda. Sie ist in Stockholm aufgewachsen.

Zu Beginn des Romans sind ihre Eltern kurz hintereinander verstorben und die Gräfin Agneta Lejongard vom Löwenhof wird ihr Vormund. Auf dem Gut wird sie mit offenen Armen empfangen und lebt sich wider Erwarten gut ein. Einziger Wermutstropfen, einer der beiden Zwillinge der Gräfin, Magnus, macht ihr das Leben schwer. Er gibt ihr immer wieder zu verstehen, dass sie nicht auf das Gut gehört. Doch Mathilda lässt sich nicht entmutigen und zeigt Stärke, eine Eigenschaft, die ihr noch oft weiterhelfen wird.

Corina Bomann kann wunderbar vom Alltag auf dem Löwenhof erzählen. Sie schildert das Erleben der Jahreszeiten und die wunderschöne Natur farbenreich. Der Leser begegnet Bekannten aus dem ersten Teil und fühlt sich schnell, wie Mathilda, heimisch. Es ist spannend zu erleben, wie sie Reiten lernt und die Pferde liebgewinnt. Zu dem anderen Zwilling, Ingmar, kann sie eine freundschaftliche Beziehung aufbauen. Erfolgreich schließt sie die Handelsschule ab und bleibt auf dem Löwenhof, um Agneta bei der Verwaltung des Gutes tatkräftig zu helfen.

Doch dann erfährt sie, am Tag ihrer Volljährigkeit etwas, was ihr Leben total durcheinander bringt. Ihr Vertrauen zu Agneta wird zerstört und sie verlässt überstürzt das Gut.
Genau solche Wendungen und Überraschungen machen diesen Roman so abwechslungsreich und fesselnd. Die Geschichte Mathildas, die sich allen privaten und beruflichen Herausforderungen stellt, macht es dem Leser leicht, sich mit ihr zu identifizieren. Sie hat Eigenschaften einer modernen jungen Frau, die berufstätig sein will und auf ein erfülltes Privatleben nicht verzichten mag.

Doch der Krieg in Europa wirft seine Schatten auf das neutrale Schweden und ist auch hier in bedrohlicher Nähe. Der Autorin gelingt es die politische Situation gekonnt in die Handlung zu integrieren und auch ernste Themen wie Judenverfolgung, Unterdrückung der Meinungsfreiheit und die Gefahr des Faschismus aufzugreifen.

Corina Bomanns Buch erzählt eine ereignisreiche Geschichte von Intrigen, Erbstreitigkeiten, Missgunst, Bösartigkeit, Liebe, tiefer Freundschaft, Schuld und Trauer. Mathilde ist eine liebenswerte Protagonistin. Die vielen facettenreichen und authentischen Charaktere sowie ein gut ausgedachtes Geschehen bereiten ein wahres Lesevergnügen. Der Schreibstil ist flüssig, spannend und verständlich. So möchte man das Buch kaum aus der Hand legen und die 700 Seiten sind fast zu schnell gelesen.

Aus meiner Sicht ist auch der zweite Band dieser Familiensaga sehr gut gelungen und ich gebe eine klare und eindeutige Leseempfehlung. Ich bin schon sehr auf die weitere Geschichte des Löwenhofs im dritten Buch gespannt.

Bewertung vom 26.08.2018
Römische Vergeltung (eBook, ePUB)
Palma, Bianca

Römische Vergeltung (eBook, ePUB)


sehr gut

Gefahr liegt in der Luft

„Römische Vergeltung“ ist der 5. Fall für den aus Sizilien stammenden Commissario Caselli, der in Rom tätig ist.
Dieser Krimi ist anders als die bisherigen Fälle, denn besteht Gefahr für den Commissario selbst. Bianca Palma erzählt eine ungewöhnliche und beinahe unglaubliche Geschichte um menschliche Abgründe.

Dabei vermittelt sie, wie in ihren anderen Büchern um Caselli, wieder interessantes kulturhistorisches Wissen. Sie integriert auch ihre Liebe zur klassischen Musik gekonnt in die Handlung. Manchmal waren Gespräche zu philosophischen und theologischen Problemen etwas zu ausführlich und die Spannung litt darunter.

Die von ihr geschilderten Personen konnten mich absolut überzeugen. Es gab richtige Bösewichte und andere, die wie der Vize- Questore, ganz neue Seiten zeigten. Einige erschienen vielleicht schrill und fremd. Aber sie werden am Ende zu Menschen, die über sich hinauswachsen und wahre Größe zeigen.

Das unglaublich spannende und actionreichen Finale hat mich begeistert und ich empfehle allen kunst- und geschichtlich interessierten Krimifreunden diesen neuen Fall.

Bewertung vom 23.08.2018
Elitewahn
Skalecki, Liliane;Rist, Biggi

Elitewahn


ausgezeichnet

Machenschaften aus längst vergangenen Zeiten

„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“. Seit fünfzig Jahren ist dieser Satz von Bertolt Brecht bekannt. Er steht im Epilog des Theaterstücks "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“.
Daran musste ich denken, als ich den neuen Krimi „Elitewahn“ von Biggi Rist und Liliane Skalecki, erschienen 2018 im Gmeiner Verlag, gelesen hatte.

Es ist der zweite Fall der beiden Freundinnen und Hobbyermittlerinnen Malie Abendroth und Lioba Hanfstängl aus Konstanz. Die beiden sehr unterschiedlichen Frauen haben sich zufällig kennengelernt und schon einmal zusammengearbeitet, als es um das Thema Artenschutz und illegaler Handel mit bedrohten Tieren ging.
Auch im neuen Krimi greift das Autorenduo aktuelle gesellschaftliche Themen auf. War es zuvor der Natur- und Umweltschutz, bereitet ihnen jetzt die aktuelle politische Entwicklung mit zunehmenden rechtspopulistischen Tendenzen Sorge. In der Pressemitteilung des Gmeiner Verlages ist zu lesen, dass sich immer mehr Menschen ein „früheres Deutschland“ vorstellen können.

Geschickt wird in verschiedenen Zeitebenen, Rückblicken und historischen Einfügungen des Krimis von der Eliteschule Schloss Waldesruh und seinen Insassen erzählt. Dabei werden auch die vergessenen Geschichten der NAPOLA wieder gegenwärtig und der Leser kann durchaus Parallelen erkennen.
Die spannende Geschichte, die der Krimi beinhaltet, vermischt gekonnt Realität und Fiktion.
Ein junger Lehrer des Internats wird plötzlich tot aufgefunden. Man geht von einem natürlichen Tod aus. Doch Malie, die als Gärtnerin mit der Neugestaltung des Schlossparks beauftragt wurde, hat Malte kennengelernt und von ihm merkwürdige Dinge über das Internat gehört. Beide haben sich als aus dem Norden Zugezogene sofort gut verstanden. Ihr Misstrauen ist geweckt.

Zur gleichen Zeit erhält ihre Freundin Lioba, die beim städtischen Bauamt tätig ist, eine Rechercheanfrage zum Schloss Waldesruh von einem Historiker. Wenig später findet Lioba ihn tot in seinem Haus. Aber sie sieht auch Indizien, die nicht auf eine natürliche Todesursache schließen lassen.

Malie und Lioba stellen sich Fragen und suchen Antworten. Sie beginnen zu recherchieren und finden in der Nazizeit und der Judenverfolgung den Schlüssel zur Lösung des Falls. Dabei decken sie Unglaubliches auf. Nach und nach entsteht ein sehr differenziertes Bild der Vergangenheit und personelle Verbindungen führen direkt in die heutige Zeit. Die Autorinnen haben den historischen Hintergrund sehr gut recherchiert. Die Erkenntnisse werden geschickt mittels Nebenfiguren und –handlungen in die spannende und komplexe Handlung eingebunden.

Der flüssige Schreibstil, der wie aus einem Guss ist, liest sich ausgezeichnet. Das Personenverzeichnis am Anfang ist sehr hilfreich. Die Charaktere sind sehr gut und anschaulich beschrieben und Ähnlichkeiten mit Zeitgenossen rein zufällig. Beide Autorinnen verfügen über eine Portion Humor, die den handelnden Personen gut steht.
Die Spannung und die Suche nach Täter und Motiv fesseln bis zum dramatischen Finale, als Malie plötzlich selbst in große Gefahr gerät.

Aus meiner Sicht ist „Elitewahn“ eine klare Leseempfehlung für alle, die einen gut durchdachten Krimi mit authentischen Persönlichkeiten, spannenden Ermittlungen und einem kritischen Blick auf die Gegenwart und Vergangenheit Deutschlands mögen.

Bewertung vom 19.08.2018
Whisky mit Mord / Abigail Logan ermittelt Bd.1
Mullet, Melinda

Whisky mit Mord / Abigail Logan ermittelt Bd.1


sehr gut

Brillianter Scot-Crime

„Whisky mit Mord“ von Melinda Mullett ist der Auftakt einer neuen Krimiserie über das Whiskygeschäft und die Journalistin Abigal, genannt Abi.

Melinda Mullet ist eine amerikanische Autorin mit britischen Wurzeln. Sie wuchs zwischen Texas und Großbritannien auf. Ihr Mann ist ein leidenschaftlicher Whiskysammler. 2017 kreierte Sie die Abigal-Logen-Serie. Bisher liegen drei Bücher vor.

Abi, eine erfolgreiche Fotojournalistin, die lange im Ausland gelebt hat, erbt eine Whisky-Destillerie. Sie, die sich in den Krisengebieten dieser Welt auskennt, erlebt in den schottischen Highlands Erschreckendes. Irgendjemand will verhindern, dass sie in dieser Branche, die noch immer eine Männerdomaine ist, Fuß fasst.
Die Destillerie Abbey Glen in Balfour ist bekannt für einen ausgezeichneten Single Malt Whisky. Trotz der Drohbriefe, die Abi noch in London erhielt, macht sie sich gemeinsam mit ihrem alten Freund Patrick auf die Reise nach Balfour, um ihr Erbe anzutreten und sich selbst ein Bild von der Kunst der Whiskyherstellung zu machen.

Gemeinsam mit Abi lernt der Leser die genauen Prozess und die Kunst des Brennens kennen und wird in die Betriebsgeheimnisse eingeweiht. Der Autorin gelingt es die Materie gekonnt zu beschreiben und mit leichter Hand zu vermitteln.

Doch Abi erfährt auch vom Vandalismus in der Destillerie. Kurze Zeit später wird ein junger Mann aus dem Dorf tot in einem Gärbottich aufgefunden. Abi hat sich noch nicht von dem Schock erholt, da brennt es in der Mälzscheune.
Wer steckt dahinter? Abi kann als Vollblutjournalistin und Erbin von Abbey Glen diesen Fall nicht allein der Polizei überlassen. Sie muss selbst dahinter kommen, wer ihr schaden will.
So versucht sie zuerst herauszufinden, wie es um die Loyalität ihrer Angestellten steht. Aber sie hat nicht damit gerechnet, dass sie von dem attraktiven Brennmeister Grant als Mann fasziniert ist. Es entwickelt sich eine widersprüchliche und interessante Beziehung zwischen beiden.

Als Journalistin weiß Abi, wie man Menschen zum Reden bringt. Ihre Recherchen im Umfeld des Toten führen zu interessanten Spuren. Die Spannung entwickelt sich stetig und Melinda Mullet kann immer neue Erkenntnisse und Tatsachen in die Geschichte einzubringen. Aber je mehr Abi erfährt, desto komplexer wird der Fall. Patrick, mit seinen Beziehungen und Computerkenntnissen kann ihr helfen, aber sie selbst muss das Puzzle zusammen setzen.

Melinda Mullet gelingt es durch ihr vielfältiges Personenspektrum und die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen schottisches Flair zu vermittelt. Die Personen sind authentisch und ihre Handlungen nachvollziehbar. Abi ist eine sehr sympathische Protagonistin, die offen und ehrlich ist.
Die Lösung des Falls ist in sich schlüssig, wenn auch ziemlich überraschend. Mit diesem Scot-Crime ist Melinda Mullet ein Debut gelungen, welches Lust auf weitere Folgen mit Abi macht.
In den letzten Kapiteln gab es zwar einigen Längen, welches auch der frische und flotte Erzählstil nicht ganz kompensieren konnte. Die Spannung wäre bei kleinen Straffungen größer. Dennoch ist es hochprozentige Unterhaltung in bestem Sinn und ich vergebe gern 4 Sterne.

Wer einen spannenden Krimi mit viel Lokalkolorit und authentischen Charakteren im rauhen Schottland lesen möchte, dem ist „Whisky mit Mord“ zu empfehlen.

Bewertung vom 18.08.2018
Die englische Fotografin
Jefferies, Dinah

Die englische Fotografin


ausgezeichnet

Eine indische Romanze

2018 erschien „Die englische Fotografin“ von Dinah Jefferies in deutscher Übersetzung im Bastei-Lübbe-Verlag. Das englische Original, 2017 veröffentlicht, hat den Titel „Before the rains“.

Seit dem Tod ihres Mannes ist die Kamera der einzige Begleiter der 28jährigen Eliza. 1930 erhält sie den Auftrag ein Jahr lang die Familie des Maharadschas von Rajputana zu porträtieren. Sie kennt sich in Indien etwas aus, denn bis zu ihrem 10. Lebensjahr hat sie hier gelebt. Sie liebt das Land und möchte in der Welt der Fotografie Fuß fassen und ihren beruflichen Traum verwirklichen.

Doch die Realität ist anders. Der Palast mit seinen Intrigen und strengen indischen Traditionen bleibt ihr fremd. Bald lernt sie Jay, den Bruder des amtierenden Maharadschas näher kennen. Er war in einem britischen Internat und ist, genau wie sie, in beiden Kulturen zu Hause.

Eliza macht ihn auf die Armut seiner Landsleute aufmerksam und er sie auf die Ungerechtigkeiten der britischen Herrschaft. Die Kolonialzeit hat ihren Zenit bereits überschritten und Veränderungen im Land deuten sich an. Eliza ist genau wie Jay aufgeschlossen für Neues. Sie planen ein Bewässerungsprojekt. Doch bald verbindet beide noch viel mehr.

Dinah Jefferies erzählte eine leidenschaftliche Liebesgeschichte von Menschen, die Grenzen und Welten überbrücken möchten. Dabei beschreibt sie die indische Kultur und Lebensweise so bildhaft und farbenreich, dass ich mich direkt in Rajputana wähnte.

Sie weiß mit interessanten Nebenfiguren und Geschichten um die beiden Protagonisten zu fesseln und vermittelt ein detailgetreues Bild Indiens mit seinen Palästen und ungewöhnlichen Landschaften. Sehr differenziert werden Briten und Inder charakterisiert. Besonders gefallen hat mir die Frau des englischen Arztes, Dottie. Sie wird Eliza eine wahre Freundin. Sie kennt die Problematik der Beziehung zwischen Eliza und Jay, denn Verbindungen zwischen Indern und sind in keiner der beiden Gesellschaften erwünscht. Dennoch hilft Dottie uneigennützig und zeigt menschliche Größe.

Dinah Jefferies, die in Malaysia geboren und bis zu ihrem 9. Lebensjahr dort lebte, beschreibt auch in diesem Roman mit psychologischen Gespür Menschen, die in verschiedenen Kulturen beheimatet sind.
Farbenprächtig und flüssig erzählt sie von den Zweifeln und Glücksmomenten der Protagonistin, in die sich auch der britische Statthalter Clifford Salter verliebt hat. Er kennt Eliza seit ihrer Kindheit und empfindet viel für sie. Doch Elizas Herz gehört bereits Jay.
Sie muss sich entscheiden, ob sie ihrem Herzen folgt oder das tut, was die Gesellschaft von ihr erwartet. Diesen Konflikt schildert die Autorin in einer spannenden und mitreißenden Geschichte, die immer wieder aufs Neue überrascht.

Fazit:
Die berührende Lebens- und Liebesgeschichte von Eliza ist allen zu empfehlen, die mehr über ein fremdes Land und eine starke Frau, die Nichts entmutigen kann, erfahren möchten. Es ist eine Reise, die einen Indien mit anderen Augen sehen lässt und neugierig darauf macht. Dank des flüssigen Schreibstils, lässt sich das Buch sehr gut lesen, wenn auch der Zufall manchmal eine sehr große Rolle spielt. Wer mehr über das Leben einer starken Frau in einer fremden Zeit und einem fremden Land erfahren möchte, dem ist das Buch zu empfehlen. Gern vergebe ich 5 Sterne.

Bewertung vom 11.08.2018
Die Toten von Spiekeroog / Janneke Hoogestraat ermittelt Bd.4
Wolff, Ele

Die Toten von Spiekeroog / Janneke Hoogestraat ermittelt Bd.4


ausgezeichnet

Mord ohne Motiv?

Der Krimi „Die Toten von Spiekeroog“ von Ele Wolff, erschienen 2018 im Klarant-Verlag, ist der 4. Band der Reihe Janneke Hoogestraat ermittelt.

Jannekes Insel-Cousine Hanna-Eva hat sich den rechten Arm gebrochen und benötigt Hilfe in ihrer Pension. Die Krimiautorin und Journalistin Janneke zögert nicht und reist nach Spiekeroog, um zu helfen. An ihrem Manuskript kann sie auch auf der Insel weiterarbeiten.

Kurz vorher geschah auf der schönen und beschaulichen Insel ein grausames Verbrechen. Ein altes Ehepaar wurde mit einem manipulierten Elektroschocker umgebracht. Niemand kann sich die Tat erklären. Es war kein Einbruch. Wem hat das Paar seine Tür geöffnet? Kam der Täter von der Insel oder vom Festland?
Diese Fragen bewegen nicht nur die Einheimischen. Auch Janneke möchte gern mehr erfahren. Sie ist eine sympathisch,nette und kontaktfreudige Person, die auf andere Menschen zu geht.

Manchmal hat der Zufall seine Finger im Spiel und sie macht nicht nur die Bekanntschaft von Greta, der besten Freundin des Mordopfers, sondern lernt auch Fokke, einen der Inselpolizisten kennen. Er ist der Neffe von Greta.

So ist Janneke immer auf dem Laufenden und recherchiert eifrig im Privatleben der Ermordeten. Das Erzählen in zwei Zeitebenen ist der Autorin geschickt gelungen. Der Schreibstil von Ele Wolf ist unterhaltsam undflüssig. Sie entwirft ein sehr diffiziles und komplexes Persönlichkeitsprofil der Opfer, das sich nur durch die Vergangenheit erklären lässt. Hier gibt es so einige Geheimnisse. Der Leser ahnt mit Janneke und Fokke, wo ein Motiv und der Täter zu finden sein könnten.

Aber es wäre kein echter Ostfrieslandkrimi, wenn es nicht auch viele falsche Fährten und Hinweise, die interessant sind, aber nicht wirklich weiter helfen, gäbe. Ele Wolff erzählt viel Interessantes vom heutigen und vom alten Spiekeroog und seinen Gästen. Dabei gelingt es ihr auf wunderbare Weise Inselflair und Urlaubsstimmung zu vermitteln, die mit Geheimnissen verbunden sind.

Ich habe mich in Gesellschaft der Protagonisten und der vielen, liebevoll gezeichneten Inselbewohner sehr wohl gefühlt. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Es ist spannende Unterhaltung, die mich als Leser fesselt.
Die Auflösung des Mordes ist schlüssig und in sich stimmig und war für mich nachvollziehbar. Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, denn die Geschichte war gut durchdacht und spannend bis zu Schluss.
Es bereitet Freude diesen spannenden Ostfrieslandkrimi zu lesen. Es ist pures Lesevergnügen und die geeignete Lektüre für Urlaubstage im Sommer und gemütliche Stunden im Winter daheim. Aus meiner Sicht gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.