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MB
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Rösrath

Bewertungen

Insgesamt 390 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2022
Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


gut

Guter Stoff!
Deutschland im Jahre 1954, Konrad Adenauer ist Bundeskanzler; der Zweite Weltkrieg ist zwar schon neun Jahre her, aber seine Nachwehen bestimmen das Geschehen und die Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland; das Land ist geteilt in zwei Staaten und Berlin ist aufgeteilt in Zonen... Und die Geheimdienste sind aktiv; man ist bemüht sich gegenseitig auszuspionieren, es tobt der Kampf der Systeme und es gibt 'hüben' Sympathisanten für die Idee von 'drüben' und auch umgekehrt. In diesen zeitgeschichtlichen Kontext hat Ralph Langroth seinen 'historischen Thriller' angesiedelt. Das Besondere an diesem Buch ist auf jeden Fall seine Einladung zu einer Zeitreise: Sowohl im Großen (die rheinische Art von Konrad Adenauer ist sehr amüsant), wie auch im Kleinen (Konsumartikel, Rollenklischees... Ehefrauen backen den Männern Kuchen für die Kollegen auf der Arbeit); es gibt auch einen Schuss Liebe, es kommen Menschen zu Tode; es gibt auch durchaus einige spannende Passagen, aber die Genrebezeichnung 'Thriller' scheint mir etwas übertrieben. Gleichwohl - guter Stoff!

Bewertung vom 29.04.2022
Das Leben eines Anderen
Hirano, Keiichir_

Das Leben eines Anderen


sehr gut

Guter Ansatz!
"Das Leben eines anderen" von Keiichirō Hirano - ein Roman, der nachdenklich macht und den ich - gerade wegen seiner zuweilen sehr nüchternen Erzählweise - noch über viele hunderte von Seiten hätte weiterlesen können. Ein Identitätstausch als der zu recherchierende Fall ist als Rahmenhandlung (siehe Klappentext) eine gut funktionierende Schablone für einen vielschichtigen Exkurs über existenzielle Fragen des Menschseins. Scheidungsanwalt Kidos Nachforschungen für eine ehemalige Klientin - deren verstorbener zweiter Mann war nicht der, der er hatte vorgegeben zu sein - werden auch zu einem Nachforschen in eigener Sache: War er selbst eigentlich noch glücklich mit seiner Familie, oder wünscht er sich vielleicht selbst, zumindest hin und wieder, in ein anderes Leben hinein? Braucht die Liebe eine verlässliche und aktenkundige Identität des Partners, oder ereignet sie sich nicht vielmehr unabhängig von der wirklichen Vergangenheit der Liebespartner? Und ist die eigene Vergangenheit, die dem anderen erzählte Lebensgeschichte, nicht stets Konstruktion und kann somit auch immer wieder umkonstruiert werden? Verliert die Liebe also an Wert, wenn man erfährt, dass der Liebespartner eine andere Identität angenommen und uns damit wohl offensichtlich 'belogen' hat? So fragt sich Kidos Klientin am Ende, ob sie ihren Mann gleichermaßen geliebt hätte, wenn sie von Beginn an von seinem Identitätstausch gewusst hätte. Und Kido stellt für sich fest: "Durch das Leben des Anderen komme ich an mein eigenes Leben heran. Ich kann über Dinge nachdenken, über die ich nachdenken sollte. Aber einfach so, direkt, kann ich das nicht." Ein guter Ansatz und ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 23.04.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


gut

Nett, aber vorhersehbar.
Na ja, ab einem gewissen Alter haben die Kinder - in diesem Fall Henriettes vier Töchter - ein eigenes Leben und man droht als Familie nur noch dann zusammenzukommen, wenn der Tod die verstreuten Kinder wieder vereint. Mutter Henriette hat nach Bergen in Holland eingeladen, in den Sommerferienort der Kindheit... allein der Anlass ist ungewiss. Mit allem Möglichen haben die Töchter gerechnet, nur nicht mit der Absicht ihrer Mutter, sich auf ihre alten Tage neu zu verheiraten. Selbstverständlich trauen die Töchter dem Braten nicht und mit 'Braten' ist hier der anvisierte Ehepartner gemeint, hat dieser doch keine ganz so lupenreine Verangenheit. Natürlich kommt am Ende dann doch alles anders und es gibt soetwas wie Glück im Unglück und alle haben aus den Ereignissen auch etwas für sich lernen können. Familien sind hochkomplexe Systeme und bieten sicher ausreichend Stoff für Vergangenheitsbewältigung, Konfliktaufbereitung, sich wiedererleben in alten Mustern... das ist leider nur angerissen, weshalb der Roman eher so seicht ist wie ein Wattenmeer. Nett - aber vorhersehbar!

Bewertung vom 21.04.2022
Für immer und noch ein bisschen länger
Leciejewski, Barbara

Für immer und noch ein bisschen länger


sehr gut

Feel good...
Mehr als ein Liebesroman. Mehr als eine ARD-Produktion für Freitagabend, wo nach einigen Irrungen und Wirrungen am Ende auch stets alles wieder gut ist. Vielmehr ist der neue Roman von Barbara Leciejewski "Für immer und noch ein bisschen länger" eine schöne Vision davon, wie das Leben sein könnte, wenn ein wenig mehr Empathie in der Welt wäre. Natürlich kann man sagen, dass die Handlung geschönt ist (Anna leidet an dem Verlust ihrer großen Liebe Jeremias vor sechs Jahren, verliert ihre Wohnung, mit der sie Erinnerungen an die verstorbene Liebe verbindet, die Wohnung in der Jeremias quasi noch gegenwärtig ist, zieht in eine Wohngemeinschaft aus Senior:innen ein und erweckt diese wieder zum Leben, indem sie nachfragt und zuhört und findet selbst am Ende wieder eine neue Liebe). Man könnte aber genausogut sagen, dass das Leben für jeden etwas bereit hält, was in Richtung Glück und Lebens-Zufriedenheit führt... man darf halt nicht einfach nur warten oder, noch schlimmer - an seinem Schicksal verzweifeln... man muss aktiv werden, mit seiner Vergangenheiot aufräumen... und schon eröffnet sich eine neue Zukunft! Ich muss zugeben: Ich lese eher selten 'Liebesromane' - aber dieser hat mich berührt!!!

Bewertung vom 21.04.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


sehr gut

Geschichte mit Tiefgang.
Alina Bronsky hat uns mit "Schallplattensommer" eine stille und fast schon beiläufig beginnende Geschichte geschenkt, die sich aber Seite um Seite in all ihrer Tiefe erschließt. Aliona Bronsky erzählt in der für sie typischen 'Kürze' (manchmal bedarf es nicht erst 1000 Seiten für eine gute Geschichte!) eines 200-Seiters vom Gedanken- und Gefühlsdurcheinander des 16-jährigen Mädchens mit Namen 'Maserati', die in diesem Sommer ihren mehr oder weniger nicht gefeierten 17. Geburtstag erlebt. In einem Sommer, der sie - an der Stufe zum Erwachsenwerden - mit ihrer Vergangenheit konfrontiert... einer Vergangenheit, von der sie sich gerne für immer distanzieren würde. Ein Plattencover, welches eine ihr zum verwechseln ähnliche Frau zeigt, blendet dann aber genau das in ihr Leben ein, was sie immer nur ausblenden wollte: Maserati ist das Kind eines Starlets, einer Mutter, die unfähig war, für ihre Kinder da zu sein, sich statt dessen ihrer fragwürdigen und alkoholseligen Karriere gewidmet hat. Aber Maserati ist nicht die einzige Jugendliche mit einer nicht optimalen Kindheit. Caspar und Theo, als 'neureiche' Teenager frisch in den Ort gezogen, haben auch ihr Kreuz zu tragen, wenn auch in anderer Weise: Todessehnsüchtig und wohlstandsvernachlässigt. Und da ist noch Maseratis Oma, der taubstumme Georg und Theos Mutter Johanna. Eine regelrechte Sommer-Gewitterlage. Ein wunderbares Buch, welches man wegen seiner Kürze zweimal lesen kann und wegen seiner Tiefe zweimal lesen muss!!!

Bewertung vom 10.04.2022
Liquid
Genzmer, Herbert

Liquid


gut

Gute Idee.
In Zeiten von Krisen kann man die (lesenden) Menschen in zwei Gruppen aufteilen: Die eine Gruppe liebt Dystopien - die andere hingegen sehnt sich nach dem Schönen und Guten. Ich gehöre zu der ersten Gruppe und fand die Idee, der sich Herbert Genzmer in seinem Thriller 'Liquid' gewidmet hat ausgezeichnet. Habe mich richtig auf ein Gänsehaut-Lesevergnügen eingestellt, zumal Ort und Zeit der Handlung naheliegend angesiedelt sind: Deutschland im Jahre 2029 - inzwischen nicht mehr ganz so demokratisch aufgestellt. Die Forschungsarbeiten der Biochemikerin Madeleine Alberti werden missbraucht, um Chips herzustellen, die den bargeldlosen Geldverkehr ermöglichen und als 'liquid' in die Blutbahnen injiziert werden... nur dass damit auch sämtliche Lebensvollzüge der Menschen kontrolliert werden können, das soll der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Grundidee: Die korrupte und machthungrige Politik nutz die Krise (Hochwasserkatastrophe), um die Umgestaltung des Systems unbemerkt voranzubringen. Wie der Autor die Manipulation der Bevölkerung beschreibt ist schon erschreckend, aber gleichzeitig auch ein wenig unrealistisch; da wird der aus dem Leim gegangene Stefan Raab ausgegraben, um auf einem Marktplatz das Bargeld schlecht zu machen, welches zwar nicht 'stinkt', aber eine totale Virenschleuder ist, vor der man sich schützen muss; da hält Maybrit Illner ein flammendes Plädoyer dafür, sich den Impfstoff einverleiben zulassen, wegen der Seuchengefahr nach der Hochwasserkatastrophe und gegen das verkeimte Bargeld, was ja abgeschafft werden soll... und Innenministerin ist inzwischen Beatrix von Storch, weshalb wohl die (im Buch nicht erwähnte) AfD die Regierung stellt... Und weil Madeleine Alberti das alles aufgedeckt hat und in Kooperation mit einem Gegner der Bargeldabschaffung (die beiden verlieben sich) die Bevölkerung warnen will, wird die Gemeinschaft der Guten natürlich von den Bösen gejagt und flüchten mit einem Schlauchboot auf den überfluteten Gewässern aus Frankfurt zunächst in Richtung Nordwesten der Republik... und die Story endet genau mit dieser Flucht, was einen zweiten Teil möglich macht. Mein Resümee: Tolle Idee, gut angelegt... nur lassen einige Unwahrscheinlichkeiten und Ungereimtheiten schlussendlich die aufgebaute Spannung verblassen. Gleichwohl: Unterhaltsam!

Bewertung vom 09.04.2022
Ein Grab für zwei
Holt, Anne

Ein Grab für zwei


gut

Ganz ok...
Anne Holt holt in ihrem aktuellen Krimi desöfteren recht weit aus - zwar interessant und auch detailverliebt... aber dies ist dem Fluss der Handlung nicht immer sehr zuträglich. Muss man haarklein erzählen, was genau der Ursprung der Spielsucht der Protagonistin Selma Falck ist? Selma, die ehemaligen Olympia-Medaillengewinnerin und Anwältin ist auf ihrem beruflichen und privaten Tiefpunkt angelangt und jetzt betraut mit einem 'neuen Fall', an dem sie sich beweisen könnte... allerdings ist die Fallübernahme gekoppelt an die Forderung, wegen ihrer Spielsucht eine Therapie einzuleiten. Na ja, immerhin erfahren wir etwas über das Wesen der Spielsucht, nämlich dass nicht der Gewinn einer hohen Geldsumme der eigentliche Kick ist, sondern die Hormonausschüttung bei der Gewinnmitteilung... Und klar, es gibt Tote. Für Fans ist es sicher ein solider Krimi, die Protagonistin hat einen Knacks in ihrer Persönlichkeit, was sie natürlich zu einer geeigneten Identifikationsfigur macht, die Geschichte ist auch gut erzählt - sprachlich auf guten Niveau und sehr gut eingelesen... für Anne-Holt-Erstleser:innen gibts Besseres. Vielleicht ist aber noch ein Pluspunkt zu nennen - nämlich die totale Abwesenheit von irgendeinem Blutgericht; der Krimi ist mit seinem Thema 'Doping' und den Verwicklungen im norwegischen Skiverband sicher recht alltagsnah aufgestellt; aber vielleicht macht gerade dies den Krimi auch ein wenig langweilig für Leser:innen, die gerne einmal aus ihrem Alltag ausssteigen wollen und den Thrill suchen.

Bewertung vom 26.03.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


sehr gut

Very cosy!
Nita Prose hat der Welt (der 'cosy crime' - Liebhaberinnen) ein bemerkenswertes Debüt geschenkt. Am Ende ist natürlich alles gut - und ist nicht alles gut, dann ist es nicht zu Ende... was auf eine Fortsetzung hoffen lässt! Molly ist ein Zimmermädchen der ganz besonderen Art - von Grund auf ehrlich, mit eisernen Grundsätzen, die Arbeit betreffend (sie würde die Ecken nie rund putzen), mit einem großen Gerechtigkeitssinn und guter Beobachtungsgabe ausgestattet, manchmal etwas unbedarft und fast schon naiv... was dazu führt, dass sie Menschen vertraut, denen man besser kein Vertrauen schenken sollte. Nachdem wie Molly zu Beginn ihren Arbeitsplatz im altehrwürdigen Regency Grand Hotel beschreibt, möchte man fast schon selbst Zimmermädchen werden; Molly mag ihren wohlstrukturierten Tag, leistet ihren Dienst mit viel Liebe. Ein wenig enttäuscht von der Männerwelt hat sie über viele Jahre mit ihrer lebensklugen Großmutter zusammengelebt, die nun aber vor neun Monaten verstorben ist und eine echte Lücke in Mollys Leben hinterlassen hat. Aber Großmutters Lebensweisheiten sind nach wie vor präsent und auch hilfreich in vielen Situationen. Und als Molly dann eines Morgens Mr. Black tot in seiner Hotelsuite vorfindet, wird ihr Leben ziemlich durcheinandergerüttelt - und Molly - als Unschuld in Person - wird selbst zur Verdächtigen. Im Verlaufe der Geschichte muss Molly feststellen, dass sie nicht nur Freunde hat. Aber selbstverständlich wird ihre positive Grundhaltung am Ende belohnt, sie bekommt fast soetwas wie eine Ersatzfamilie und zu guter letzt - das darf verraten werden - wird Molly verdientermaßen zum 'Chef-Zimmermädchen' befördert. Beste Unterhaltung - leicht, aber nicht seicht!

Bewertung vom 23.03.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


sehr gut

Ein dichter Roman.
Natürlich geht es auch um ein Verbrechen: An einem Freitag den 13. November 1903 wird der 83-jährige Mitbegründer des New Yorker Central Park und der New York Public Library, der Anwalt Andrew Haswell Green, von einem Farbigen erschossen. Inspector McClusky beschäftigt sich mit dem Fall: "Irgendwo in Greens Leben mochte es eine Erklärung für seinen Tod geben, aber oft verhielt es sich umgekehrt, wie er immer wieder festgestellt hatte. Die Art eines Todes konnte ein Hinweis darauf sein, wie man zum Kern eines Lebens vordringen kann. Zu allen Zeiten hatten die Menschen das gewusst, dachte er. Man nehme nur die Beliebtheit von Totenmasken. Im letzten auf einem Gesicht fixierten Ausdruck sieht man den Menschen sozusagen in einem Augenblick, wenn es mit aller Zurschaustellung vorbei ist. Die Toten schützen nichts mehr vor." Und so rollt der Roman die Lebensgeschichte von Andrew H. Green auf: Sein Weg aus einfachen Verhätnissen zum beachtlichen Status eines Anwalts; sein Traum von Bildung, Natur und Weite; sein Wunsch danach, Menschen Begegnung im öffentlichen Raum zu ermöglichen; seine Homosexualität, die nicht in sein Bewusstsein dringen, geschweige denn öffentlich werden durfte. So ist der Roman weit mehr als ein Krimi - vielmehr ist es die Geschichte einer Sehnsucht, die zunächst keinen Namen hat - die Sehnsucht nach einem anderen Leben.

Bewertung vom 16.03.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


sehr gut

Weit mehr... "Den Wölfen zum Fraß" von Patrick McGuinness ist weit mehr als nur ein Krimi! ... und wenn alle Krimis so gehaltvoll wären, würde ich als Lesebegeisterter bestimmt mehr aus diesem Genre lesen. Für mich war weniger die Handlung das eigentlich Lesenswerte (die Leiche einer jungen Frau wird an einem Flußufer in Kent in der Nähe von London gefunden, ein benachbarter, ehemaliger Lehrer einer Eliteschule wird verdächtigt und einer aus dem Ermittlerduo war seinerzeit an genau dieser Schule) , vielmehr ist es die Beschreibung der von den Medien betriebenen Hetzjagd, die Manipulation der Öffentlichkeit, der Versuch eines medialen Gerichtsprozesses, einer medialen Vorverurteilung, einer medialen Hinrichtung. Ein Bild, welches sich nahezu durch die ganze Geschichte zieht, ist der Versuch, einen riesigen Fettberg abzubauen, der sich über die Jahrzehnte in der Kanalisation breit gemacht hat: Das Ekelhafte unter der Oberfläche! Und wehe dem, wenn das, was lange unter der Oberfläche gegärt hat, ans Tageslicht gehoben wird. Erzählt wird zum einen die Vergangenheitsebene - die 80-er Jahre der Eliteschule, nach außen hin bemüht, einen guten Ruf zu stabilisieren, nach innen hin werden Lehrer von Schülern fertig gemacht und Lehrer mißbrauchen ihre Machtposition gegenüber den Schülern. Erzählt wird zum anderen die Gegenwartsebene - die 2020-er, in der die Medien nicht an der Wahrheitsfindung sondern an 'Verkaufszahlen und Klicks' interessiert sind. Die Erniedrigung ist vergleichbar - nur die Mittel und Möglichkeiten haben sich verändert. Und das ganz Besondere an diesem Roman ist seine Sprache, sowie die Gedanken und Dialoge der Protagonisten. "Dieses ganze Kommissarthriller-Polizeiermittlungs-Genre mit seinen Twists und Gerichtssaalsentlastungen ... ist einfach nur ein Ort in unserer Kultur, an dem wir die fehlende Kompliziertheit der Welt verstaut haben." Und die Atmosphäre am College "... war mit unterdrückter Pädophilie aufgeladen - weitgehend unterdrückt, denn es gab eben Momente, in denen sie die Kontrollmechanismen überwand, wie das im Psychologieseminar formuliert wurde. Das meiste ging aber nicht in Handlung über. Man könnte sagen, wir haben ihren Duft eingeatmet, während das Element tief unten vergraben blieb."