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Ele
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Insgesamt 428 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2021
Sofabanditen oder Die verrückte Befreiung der Hühner
Kleinschmidt, Judith

Sofabanditen oder Die verrückte Befreiung der Hühner


ausgezeichnet

Sofabanditen oder Die verrückte Befreiung der Hühner, Kinderbuch von Judith Kleinschmidt, 170 Seiten, Lesealter 7 – 9 Jahre, erschienen bei Beltz & Gelberg
Ein lustiger und kindgerechter Road-Trip
Ada ist stinkesauer, den ihre Eltern haben beschlossen, dass die Familie umzieht, natürlich ohne Ada vorher zu fragen. Missmutig sitzt sie im vollbepackten Umzugswagen als Ada das Leopardenschaf mit Nasenring und Zigarre das Transportfahrzeug kapert. Zusammen mit Ada will Lilli Hühner aus einer Hühnerfabrik befreien. Es beginnt ein rasanter und spannender Road-Trip.
Das Buch besteht aus 19 Kapiteln in idealer Selber-Leselänge, jedes Kapitel ist mit einer Überschrift versehen, die den Inhalt zusammenfasst. Die Schrift ist altersgerecht und schreckt Leseanfänger nicht vom Lesen ab. Illustriert mit ansprechenden und total lustigen Bildern, sodass Ada und Lilli so richtig lebendig werden. Immer wieder linsen und flattern Hühner aus den Seiten, das ist lustig und steigert die Freude an der Lektüre. Schlagfertige und lustige Dialoge erzeugen Spannung und machen die Figuren lebendig. Selbst als Erwachsener hatte ich kindliche Freude an der Lektüre. Die „Entführung“ von Ada und die Befreiung der Hühner hat mir so richtig Spaß gemacht und ich musste das Buch in einem Zug fertiglesen. Der Erzählstil und die Geschichte sind dem angegebenen Lesealter angemessen, Kinder im empfohlenen Lesealter sind m. M. nach fähig nicht jedes Wort zu ernst zu nehmen und können Wirklichkeit und Fiktion schon auseinanderhalten, vielleicht nicht unbedingt lehrreich (ein rauchendes Schaf, das stiehlt und ohne Führerschein Auto fährt) aber dafür umso unterhaltsam und lustig.
Obwohl im Buch nur superaufregende, geheimnisvolle und richtig nette Figuren vorkommen, ausgenommen natürlich Goldzahn der Fabrikbesitzer, hatte ich eine Lieblingsfigur im Buch. Natürlich Lilli, das supercoole Schaf mit Leopardenmuster im Fell und Nasenring. Wer hätte sie nicht gerne zur Freundin. Ein sehr ansprechendes, lustiges und vergnügliches Buch, welches kurzweilige Lektüre verspricht. Ich kann dieses Buch allen jungen Lesern nur empfehlen. Nach der Lektüre habe ich es an die 8jährigen Zwillinge einer Kollegin weitergegeben, die waren von der Geschichte schlichtweg begeistert. Von mir und den beiden 5 Sterne – volle Punktzahl.

Bewertung vom 10.03.2021
Die Verlorenen
Halls, Stacey

Die Verlorenen


gut

Die Verlorenen, historischer Roman von Stacey Halls, 384 Seiten erschienen im Piper-Verlag.
Das Schicksal zweier Frauen, die sich als die Mutter eines Kindes fühlen.
London in der Mitte des 18. Jahrhunderts, das Krabbenmädchen Bess lebt in bitterer Armut und Not, deshalb muss sie ihre neugeborenen Tochter, im Foundling Hospitel, einem Haus für Findelkinder abgeben, schweren Herzens, da sie sich außerstande sieht, die Kleine, der sie den Namen Clara gegeben hat, alleine aufzuziehen. Sie spart und schuftet eisern und nach sechs Jahren in denen sie sich jeden Penny vom Mund abgespart hat, hat sie endlich genügend Geld zusammen um ihre kleine Tochter wieder zu sich zu holen. Doch hier beginnt der Alptraum. Bess erfährt, dass die Kleine schon am Tag nach ihrer Ankunft wieder abgeholt wurde, angeblich von ihr, ihrer leiblichen Mutter. Das Erinnerungsgeschenk, ein halbes Herz aus Walfischknochen und die Nummer die der Kleinen gegeben wurden passten. Verzweifelt unternimmt sie alles, was in ihrer Macht steht um ihre Tochter zu finden.
Das Buch gliedert sich in 4 Teile, die abwechselnd den beiden Hauptfiguren gewidmet ist, insgesamt besteht der Roman aus 21 Kapiteln, die zum Teil mit Ort und Datum bezeichnet sind, der Überblick über das Geschehen ist somit gut nachvollziehbar. Die jeweiligen Teile sind im personalen Stil aus Sicht der Erzählenden geschrieben, die Charakterisierung der so verschiedenen Frauen ist m. M. nach überwiegend gut gelungen. Interessante Dialoge in den jeweiligen Teilen beleben das Geschehen, und schildern das Leben zur damaligen Zeit sowohl in der Londoner Unterschicht, als auch in der gehobenen Gesellschaft, ein Sittengemälde dieser Zeit. Straßenjargon und auch die Gesprächskultur der feinen Oberschicht sind gut wiedergegeben. Der Leser kann sich ein Bild machen wie groß die sozialen Unterschiede im 18. Jh. waren, die Lebensumstände zwischen Bess und Alexandra sind sehr groß, mir tat Bess leid, denn sie hatte nie eine Chance. Die Erzählstränge aus der Sicht von Bess haben mich tief berührt, mit Alexandra konnte ich nicht so richtig warm werden, aus meiner Sicht hatte dieselbe ziemliche Defizite im Sozialverhalten, die Erklärungen im Buch dafür waren mir zu oberflächlich. Vieles in ihrem Verhalten konnte ich nicht verstehen. Den Bösewicht im Buch Bess‘ Bruder Ned, fand ich furchtbar, er war mir äußerst unsympatisch. Dafür konnten Dr. Mead und vor allem Lyle bei mir punkten. Nicht immer konnte ich das Verhalten der Figuren nachvollziehen, trotzdem war das Buch schnell gelesen. Besonders schön ist die Gestaltung des Umschlags und das Vorsatzpapier, die Frau im goldenen Käfig finde ich sehr passend. Die Karte, vorne im Buch, von London aus dem Jahr 1746 war hilfreich, so konnte ich Bess auf ihren Wegen durch die Stadt begleiten.
Insgesamt hätte ich mir den Plot noch etwas spannender gewünscht, trotz Szenenwechseln an entscheidenden Punkten. Oft stand ich gefühlsmäßig daneben und konnte mich in die Figuren nicht so gut einfühlen, mehr Emotionen wären bei dieser genialen Idee zum Buch m. E. schon „drin“ gewesen. Demungeachtet eine Leseempfehlung da mich einige Wendungen doch überraschen konnten, für ein paar Nachmittage fühlte ich mich ganz gut unterhalten. Von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 04.03.2021
Von allem nur das Beste / Wunderfrauen-Trilogie Bd.2 (eBook, ePUB)
Schuster, Stephanie

Von allem nur das Beste / Wunderfrauen-Trilogie Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Wunderfrauen – Von allem nur das Beste von Stephanie Schuster, Ebook 391 Seiten, erschienen im Fischer Verlag.
Der zweite Band der Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen«: Vier starke Frauen zwischen Wirtschaftswunder und Hippiezeit, zwischen Nylons und Emanzipation, zwischen Liebe und Freundschaft.
Es ist die Zeit der „Swinging Sixties“, das Schicksal der vier Freundinnen kann der Leser in diesem spannenden 2. Band der Trilogie miterleben. Luises Laden läuft gut, von Allem nur das Beste bietet sie hier ihren Kunden an, doch die Konkurrenz ist hart. An ihrer Seite Helga, sie ist alleinerziehend und hat Medizin studiert sie beginnt als Ärztin in der Starnberger Frauenklinik. Marie ist mit Martin verheiratet, hat vier Kinder und mit Hof und Familie viel Arbeit, die ihre Kräfte übersteigt. Annabel, die vierte im Bunde - ihr Familienglück scheint perfekt, als ihre Tochter behindert zur Welt kommt, dieses Unglück entfremdet ihr den Gatten. Doch die „Wunderfrauen“ halten zusammen und miteinander können sie es schaffen.
Jede der einzelnen Damen erzählt ein Stück der Geschichte aus ihrer Sicht, abwechselnd ist Jeder ein Kapitel gewidmet. Was durch die über dem Kapitel vermerkten Namen deutlich gemacht wird. Dadurch ist es dem Lesenden möglich sich einen Überblick über das gesamte Geschehen zu verschaffen. Kursiv sind Liedtexte und die Notizen aus Luises Ladenkunde-Album, zwischen den einzelnen Kapiteln. Mit Rezepten, Ladentipps, Kundengesprächen usw. einfach alles was Luise wert war, festgehalten zu werden, dadurch wurde die Geschichte zusätzlich aufgelockert und belebt. Besondere Freude haben mir Dinge, die ich aus meiner Kindheit kenne, gemacht, z.B. die dreieckigen Sunkistverpackungen, oder die „Was bin ich Sendung“ und die ersten Tupperschüsseln. Stephanie Schuster ist es perfekt gelungen, den Zeitgeist der frühen 60er Jahre einzufangen. Ihr bildhafter Erzählstil hat mich gefesselt. Der Roman strotzt vor Lokal- und Zeitkolorit, wichtige Ereignisse aus den 60igern, z.B. Juri Gagarin der erste Kosmonaut, die Sturmflut in Hamburg, der Mauerbau und die Teilung Deutschlands, sowie die „Ich bin ein Berliner-Ansprache Kennedys in Berlin, sind geschickt in die Erzählung eingebunden.
Im vorliegenden Band ist meine früheste Kinderzeit thematisiert, die Zeit der geburtenstarken Jahrgänge. Die Freude über die erste Waschmaschine und ein Fernseher in der guten Stube, das erste eigene Auto, darüber haben mir meine Eltern immer wieder voller Stolz berichtet. Auch die Flurbereinigung, ein Thema über das ich als Kind oft gehört habe. Einmal begonnen konnte ich nicht mehr zu lesen aufhören, es ist ergreifend welche Probleme gerade Frauen in dieser Zeit zu bewältigen hatten.
Meine Lieblings-Wunderfrau in diesem Band Annabel. Wieviel Leid durch Contergan Familien Anfang der 60er zugefügt wurde ist unermesslich. Dass mir dieses Schicksal erspart wurde habe ich meiner Mutter zu verdanken, die das verordnete Rezept dafür nie in der Apotheke eingelöst hat. Annabel liebt ihre behinderte Tochter ohne Wenn und Aber, da hat sich ihr Mann wirklich mies verhalten, trotzdem hält sie zu ihm und steht ihm treu zur Seite, auch durch Recherchen in Eigeninitiative. Nebenbei ist sie mit ihrer praktischen Art und Tatkraft eine Stütze und Hilfe für Luise, Annabel hat m. E. die größte Entwicklung vollzogen. Aber auch die anderen Frauen mag ich gerne, voller Mitgefühl habe ich die Sorgen einer Jeden geteilt, ihr Handeln konnte ich absolut nachvollziehen, auch die anderen Figuren sind gut charakterisiert und sympathisch, immer wieder hatte ich das Gefühl die agierenden Personen schon lange zu kennen. Da der zweite Teil mit einem völlig unerwarteten Cliffhanger endet, kann ich die Zeit bis zum Erscheinungstermin von Band 3 kaum noch erwarten.
Eine absolute Empfehlung nicht nur für Leserinnen. Für mehr Lesegenuss, die Bücher unbedingt in der Reihenfolge lesen! Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 27.02.2021
Ich glaube, ich hatte es schon (eBook, ePUB)
Mittermeier, Michael

Ich glaube, ich hatte es schon (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich glaube ich hatte es schon, Sachbuch von Michael Mittermeier, EBook 104 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer& Witsch.
Lustige Alltagsgeschichten aus Coronazeiten
Michael Mittermeier beschreibt hier mit einem gewissen Wiedererkennungswert, Szenen und Episoden aus dem Alltag die mit Corona und dem Lockdown in Verbindung stehen. Jeder kann sich wohl in den verschiedenen Kapiteln angesprochen fühlen, das Kapitel über die TV-Serien- und Netflix-Gewohnheiten, sowie der Abschnitt über die Familien-Gesellschaftsspielzeiten kamen mir schon sehr vertraut vor. Homeschooling-WhatsApp-Gruppen, Körperpflegedefizite nichts ist Mittermeier in diesen kritischen Zeiten ernst genug, dass er sich nicht darüber lustig machen will.
Zahlreiche Kapitel, darüberstehend den Inhalt zusammenfassende Überschriften, nehmen das Leben mit und in Coronazeiten auf die Schippe. Die einzelnen Beiträge sind aufgelockert durch WhatsApp Schriftwechsel einschließlich den dazugehörenden Emojis. Einige Sätze oder markante Wörter sind kursiv gedruckt und fallen sofort ins Auge. Am Anfang eines jeden Kapitels steht ein bekanntes Zitat verschiedener Berühmtheiten
Die Lektüre hat mir unheimlich viel Lesevergnügen beschert. Immer wieder musste ich schmunzeln und zwischendurch auch manchmal laut Lachen. Gerne habe ich meiner Familie einzelne komische und witzige Szenen vorgelesen. Besonders lustig fand ich das Kapitel, als er die CBD-Tropfen seiner Frau testet. Ein Buch, welches ich gerne weitergeben würde, an Freunde und Bekannte, leider habe ich es in EBook Form. Ein Buch geeignet zum Verschenken. Sehr gut gefallen hat mir auch sein genialer Neologismus, „Businesskasper“, „Witzableiter“, „Digital-Immigrant“ und „Lachtoseintoleranz“, einfach köstlich. Wichtige Fragen tun sich auf, z.B. ist Duzen in Pandemiezeiten schon ein Verstoß gegen die Abstandsregeln? Oder ist der Strohhalm an der Caprisonne an einem Popel angeklebt? Ist Red Bull evtl. eine rote Ochsenschwanzsuppe? Der Leser weiß nun wirklich Bescheid. Danke Michel!
Nach eigenen Worten hat der Autor sich im Buch auf die heiteren und schrägen Seiten der Pandemie konzentriert, doch manchmal klingen auch ernste Worte durch, das hat mich nachdenklich gemacht und auch sehr gut gefallen.
Wer dieses Buch besitzt ist gerüstet für den nächsten Lockdown, doch auch postpandemisch und im Rückblick wird es noch die Leserschaft erfreuen. Ich empfehle es allen, die nicht immer alles so ernst nehmen und den Mittermeier-Fans sowieso. Von mir dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 29.01.2021
Das dunkle Dorf / Commissario Grauner Bd.6 (eBook, ePUB)
Koppelstätter, Lenz

Das dunkle Dorf / Commissario Grauner Bd.6 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das dunkle Dorf, Kriminalroman von Lenz Koppelstätter, EBook 283 Seiten, erschienen im Kiepenheuer & Witsch – Verlag.
Rachsüchtige Mafiosi, ein toter Dorfpolizist und geheime Ermittlungen: Südtirols beliebtestes Ermittlerduo bekommt es mit Italiens gefährlichsten Verbrechern zu tun.
Es ist Mitte Januar, im verschneiten Grödnertal mitten in der Skisaison, doch die Idylle ist vorbei als in einem Ski-Hotel im luxuriösen Skiort St. Christina, die Leiche des Dorfpolizisten entdeckt wird. Commissario Grauner, seine Assistentin Tappeiner und sein neapolitanischer Kollege Saltapepe beginnen mit den Ermittlungen. Doch Grauner ist nicht so recht bei der Sache, denn seine 18jährige Tochter Sara ist verschwunden. Plötzlich muss auch Saltapepe untertauchen, weil der Mafiaboss U Lunatico, den der Ispettore einst ins Gefängnis brachte und gedemütigt hat, hinter ihm her ist, da glaubt Grauner nicht mehr an einen Zufall. Gemeinsam mit seiner Frau Alba ermittelt er gegen alle Vorschriften – sie stürzen sich in einen Kampf gegen Italiens gefährlichste Verbrecher.
Die im auktorialen Erzählstil geschriebene Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum vom 16. bis zum 19. Januar. Die einzelnen Tage sind mit einer Zeitangabe versehen und in Kapitel unterteilt, was mir sehr dabei geholfen hat, den Überblick zu behalten. Ein wortgewaltiger Krimi in einer düsteren Sprache, Briefe, Eigennamen und besondere Textstellen erscheinen kursiv gedruckt. Viele Dialoge – auch in italienischer Sprache machen die Erzählung äußerst lebendig.
Koppelstätter konnte mich wieder einmal mit seinem bildhaften Erzählstil und der eindrucksvollen Sprache restlos begeistern. Der Spannungsbogen beginnt im Prolog und bleibt gleichbleibend hoch bis zum Ende. Und wegen eines fiesen Cliffhangers auch darüber hinaus. Dieser Fall kam mir tatsächlich besonders gefährlich, zu Herzen gehend und zum Teil auch richtig grausam vor, denn bei der Mafia wird nicht lange gefackelt. Im vorliegenden Fall sind wirklich die miesesten Verbrecher involviert die Italien aufzubieten hat, Drogenhändler, Camorra, Ndrangheta und auch noch die Russenmafia.
Grauner musste bis an seine Grenzen und noch weiter gehen, hin und hergerissen zwischen der Sorge um seine Tochter und um Claudio Saltapepe. Wieder einmal war Grauner meine Lieblingsfigur, für seine Familie und seine Kollegen ist er bereit alles zu riskieren, der seine Heimat und die Natur liebende Kommissar ist mir trotz seiner kauzigen Art sehr ans Herz gewachsen. Besonders sympathisch auch die „Assistentin“ Silvia Tappeiner und die „Gattin“ Alba Gauner, unerschrocken und taff agieren sie in diesem Fall. Alle handelnden Personen sind charakterlich gut gezeichnet, sie handeln nachvollziehbar und authentisch. Es hat sich auch wieder „Urlaubsgefühl“ bei mir eingestellt, viele Orte des Settings sind mir vertraut. Dieser Krimi war in zwei Tagen gelesen, ich habe den Reader nur ungern aus der Hand gelegt. Das Ende verspricht eine Fortsetzung, worauf ich mich schon sehr freue. Eine unbedingte Leseempfehlung, besser noch in der Reihenfolge ab Band 1. Von mir 5 begeisterte Sterne.

Bewertung vom 25.01.2021
Der Mädchenwald (eBook, ePUB)
Lloyd, Sam

Der Mädchenwald (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Mädchenwald, Thriller von Sam Lloyd, E-Book 448 Seiten, erschienen im Rowohlt-Taschenbuchverlag.
Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald….
Elissa ist Teilnehmerin bei einem Jugendschachturnier, von dort weg wird sie betäubt und entführt. Als sie erwacht, befindet sie sich in einem unterirdischen Verlies. Ihr heimlicher Besucher ist Elijah und sie realisiert, dass er ihr den Weg in die Freiheit ermöglichen könnte.
Elijah lebt mit seinen Eltern und seinem Bruder in einer Hütte im Mädchenwald. Er erscheint irgendwie zurückgeblieben, wobei er aber bald bemerkt, dass Elissa ihn dazu bringen will sie freizulassen. Das könnte jedoch sein Leben völlig aus den Fugen geraten lassen.
Superintendent Mairéad die Einsatzleiterin bei der Suche nach Elissa, versucht alles um das Mädchen wieder zu ihrer Mutter zurückzubringen.
Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt, spielt in 3 verschiedenen Erzählsträngen aus Sicht der jeweiligen Hauptperson. Während die Kapitel die mit Elijah überschrieben sind, im personalen Stil aus der Perspektive Elijahs verfasst sind, hat der Autor für die Elissa und Mairéad Anteile die auktoriale Schreibweise gewählt. Die Erzählung wechselt auch in den Zeitebenen. Deshalb war es am Anfang für mich etwas schwierig ins Buch zu kommen. Nachdem sich die Geschichte entwickelt hatte, hat sie Fahrt aufgenommen und mich immer mehr und mehr gefesselt. Bis ich an einem Punkt gekommen bin, dass ich den ¬Reader nicht mehr aus der Hand legen konnte. Gänsehaut und Herzklopfen, Entsetzen und Hoffen haben mich regelrecht durch den Thriller gejagt. Durch geschickte Plottwists und Wendungen hat mich Lloyd immer wieder an der Nase herumführen können. Unglaublich!
Bildmalerisch und flüssig geschrieben, Solche Sätze wie z.B auf S. 13 „Der Himmel lastet wie eine Stahlplatte auf der Landschaft“ oder auf S. 16 „Die Tapeten hängen wie alte Haut von den Wänden und geben den mit schwarzem Pilz überwucherten Putz darunter frei.“, haben unheimliche Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Der Plot ist nach der anfänglichen Verwirrung klar und nachvollziehbar geschrieben. Die Hauptpersonen waren authentisch und hervorragend charakterisiert der Leser kann sich ohne Mühe in die Charaktere hineinversetzen. Am meisten hat mich die Beschreibung von Elissa fasziniert, der Strang in dem ihre Erlebnisse geschildert waren habe ich als Highlight empfunden. Wie raffiniert und klug sie versucht hat, ihrem Schicksal zu entkommen, war einfach toll, deshalb ist sie auch meine Lieblingsfigur im Buch. Ein mutiges Mädchen, als Schachspielerin ist sie kluges und vorausschauendes Denken gewöhnt. Dass Mairéad, die immer wieder am Versuch scheitert ein Kind auszutragen, wenigstens dieses Mädchen retten will finde ich einen guten Grundgedanken und hat mich betroffen gemacht. Selbst das Schicksal, dass dem Verhalten von Elijah zu Grunde liegt, konnte mich ganz und gar nicht kaltlassen.
Sam Lloyd ein neues Thriller-Talent, ich hoffe, dass es noch mehr von ihm zu lesen geben wird. Eine absolute Leseempfehlung und volle Punktzahl 5 Sterne.

Bewertung vom 13.01.2021
Die Jüdin von Magdeburg
Laurin, Ruben

Die Jüdin von Magdeburg


ausgezeichnet

Die Jüdin von Magdeburg, Historienroman von Ruben Laurin, 552 Seiten, erschienen im Lübbe-Verlag

Ein Ritter auf der Jagd nach Erfolg und Ruhm, eine unbeugsame Frau die ihren Weg geht, und eine aussichtslose Liebe.

Magdeburg 1275, die junge Jüdin Ester wird bei einer Katastrophe beinahe getötet, doch der Knappe Wolfram rettet ihr Leben. Die beiden verlieben sich ineinander doch die verschiedenen Konfessionen der beiden machen eine Heirat unmöglich. Deshalb verlässt Wolfram die Stadt und wird ein berühmt-berüchtigter Ritter. Jedoch kreuzen sich die Wege der beiden noch einmal und wieder steht zuviel Trennendes zwischen den beiden. Gibt es eine gemeinsame Zukunft für sie?
Zuerst einmal kann ich dem Autor nur einen bildhaften und flüssigen Schreibstil bestätigen, schon der Prolog war so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte, Lesefluss hat sich sofort eingestellt. Das Buch ist in zwei Bücher und insgesamt 18 Kapitel aufgeteilt, jedes Kapitel trägt eine zum Inhalt passende Überschrift. Der Lesende kann zu jeder Zeit erkennen wo und in welcher Zeit die Handlung spielt, denn am Kapitelanfang sind kursiv Ort und Datum vermerkt. Eine angenehme Buchstabengröße macht die Lektüre zum Vergnügen. Lebhafte, zum Teil äußerst deftige Dialoge und Schimpftiraden und eine in die Zeit passende Sprache sorgen für einen lebendigen Lesegenuss. Besonders hilfreich am Buchanfang die Personenliste historische Persönlichkeiten sind mit einem * gekennzeichnet, eine Zeittafel die bis zu Karl dem Großen zurückreicht und wichtige historische Begebenheiten markiert und nicht zuletzt die Karte auf der Magdeburg Anno 1250 n. Chr. darstellt ist, jederzeit konnte ich mich hiermit mit den Personen in der Stadt Magdeburg zurechtfinden. Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar immer wieder habe ich dort besondere Begriffe nachgeschlagen.
Die Lektüre dieses historischen Romans habe ich sehr genossen, der Schreibstil Laurins kommt mir sehr entgegen, ich kann dem Autor nur eine äußerst gewissenhafte Recherche bestätigen, die Handlung und auch die handelnden Figuren sind glaubhaft und authentisch. Die Figuren wirken echt, genau so könnte es gewesen sein. Die Spannung, z.B. während der Kämpfe ließen mich immer wieder die Luft anhalten, die waren so echt erzählt, dass direkt Bilder vor meinem Auge abgelaufen sind. Viele liebenswerte Figuren kann ich nun, nur schwer gehen lassen, z.B den Dostl und seine Genoveva. Ungeahnte Wendungen haben die Erzählung belebt. Nur eine Kleinigkeit hat mir nicht gefallen, das Ende war mir ein wenig zu turbulent, auf den letzten Seiten noch zwei Plottwist, wer hätte es gedacht? Von mir trotzdem und verdient 5 Sterne.

Bewertung vom 07.01.2021
Kissing Chloe Brown / Brown Sisters Bd.1
Hibbert, Talia

Kissing Chloe Brown / Brown Sisters Bd.1


gut

Kissing Chloe Brown, Roman von Talia Hibbert, EBook 400 Seiten, erschienen im Ullstein Taschenbuchverlag.
Es ist nie zu spät um über seinen eigenen Schatten zu springen.
Chloe Brown ist chronisch krank, eines Tages entkommt sie um Haaresbreite dem Tod. Beinahe wäre sie von einem Auto erfasst worden. Davon aufgerüttelt stellt sie eine Liste mit Vorsätzen für ein neues Leben zusammen. Punkt 1 – von zuhause ausziehen. Dieses Ziel hat sie bereits erreicht und es wäre alles bestens wenn dieser unmögliche Hausmeister nicht wäre. Redfort Morgan, der Mann der jeden mag nur sie nicht.
23 kurze überschaubare Kapitel, mit Epilog und Prolog haben mich bestens unterhalten. Da im Prolog die Geschichte über den beinahe tödlichen Unfall von Chloe erzählt wird, ist es ein Leichtes in Lesefluss zu kommen. Nummerierte Listen und Emojis lockern den Text auf, Gedanken und Emails sind kursiv gedruckt und somit deutlich gemacht. Schlagfertige, lustige Dialoge und ein humorvoller Schreibstil haben mich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht. Die erotischen Szenen sind aufregend und in keiner Weise peinlich geschildert.
Dieses Buch der Autorin Talia Hibbert hat mich gut unterhalten, die Lektüre war interessant und hat mir viel Freude gemacht. Ein flüssiger Schreibstil ließ die Seiten nur so dahinfliegen. Die Krankheit Fibromyalgie wurde gut geschildert, dies zeugt für eine gute Recherchearbeit. Eine Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen und mit spannenden erotischen Anteilen geschrieben im personalen Stil abwechselnd aus der Sicht von Red und Chloe, da ist die Leserin wirklich ganz nah dran am Geschehen. Beide Figuren Chloe und Red sind sehr liebenswert und sympathisch. Wobei ich Chloe anfangs eigentlich als mürrisch und griesgrämig empfand, die mir jedoch im Laufe der Lektüre immer sympathischer wurde, weil sie eine große Entwicklung durchgemacht hat, Chloe hat nie aufgegeben und ihre Liste versucht trotz ihrer chronischen Schmerzen tapfer abzuarbeiten. Da die beiden Schwestern der Protagonistin und auch die Großmutter Gigi anfangs viel Platz im Plot einnahmen, hätte ich mehr Anteil dieser Personen in der Geschichte erwartet. Auch Annie, die Frau mit der Katze wurde gut eingeführt und kam dann nicht mehr vor. Da hätte ich mir ein wenig mehr „Präsenz“ gewünscht. Der Charakter Chloe ist gut aufgebaut und hat eine tolle Entwicklung gemacht, das wurde meiner Meinung bei Redfort etwas vernachlässigt, gerne hätte ich etwas mehr über seine „Vorgeschichte und über die Beziehung zu seiner Mutter erfahren. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass mir in der Geschichte etwas fehlt. Die Handlung jedoch ist klar und zu jedem Punkt nachvollziehbar.
Ein Roman zum Entspannen, zum Mitfiebern und zum Genießen. Keine großen dramatischen Verwicklungen, die Zwistigkeiten der Hauptfiguren wurden stets bald geklärt und das Ende war vorhersehbar. Die Message des Buches: Sich von einer chronischen Erkrankung nicht unterkriegen lassen. Ein Wohlfühlbuch für Frauen mit ästhetischen erotischen Szenen. Eine Empfehlung und von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 31.12.2020
Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1


ausgezeichnet

Kinderklinik Weißensee – Zeit der Wunder, Historischer Roman von Antonia Blum, Ebook 371 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
Das erste Kinderkrankenhaus Berlins und zwei junge Frauen, die sich aufopferungsvoll um ihre kleinen Patienten kümmern.
Nach dem Tod ihrer Mutter kommen die beiden Lindow-Schwestern in ein Waisenhaus. 1911 dürfen sie jedoch an der neueröffneten Kinderklinik Weißensee als Lernschwestern anfangen. Marlene der Forscheren der beiden fällt es leichter als ihrer jüngeren Schwester Emma, die sich aber immer mehr behauptet. Schon bald beginnt Marlene von einem Studium als Kinderärztin zu träumen. Beide verlieben sich und werden enttäuscht. Immer weiter entfernen sich die Schwestern voneinander.
Der Roman ist im auktorialen Stil verfasst, zu jeder Zeit ist der Überblick über die Geschichte gewährleistet. Alle 46 Kapitel sind mit Ort und Datum überschrieben der Lesende findet sich somit gut in der Erzählung zurecht. Tagebucheinträge und Briefe sind kursiv deutlich gemacht.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und zum größten Teil sympathisch. Meine Lieblingsfiguren die beiden Protagonistinnen, die Schwestern Lindow, Emma und Marlene. Beide Figuren haben Charaktertiefe ihre Entwicklung von Waisenmädchen zu examinierten Kinderkrankenschwestern ist hervorragend ausgeführt. Den Hausmeister Willi Pinke, der so schön berlinert und seinen blauen Wellensittich Jacki fand ich äußerst amüsant. Ein bildhafter Erzählstil trägt dazu bei, dass sich der Leser die Personen und auch das Setting gut vorstellen kann.
An zwei Nachmittagen habe ich das Buch gelesen. Schon der hochemotionale Beginn hat mich sofort in Lesefluss gebracht. Dramatik und Spannung ist vorhanden, jedoch hätte ich mir etwas mehr über die Methoden der Kinderheilkunde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwartet. Mehr Beschreibungen von Behandlungen und Diagnosen hatte ich mir erhofft. Stattdessen ist die Autorin eher auf die Erlebnisse der beiden Schwestern im privaten Bereich eingegangen. Dadurch hat sich das Buch fast von selbst gelesen, ohne sich den Kopf über medizinische Verwicklungen machen zu müssen. Einzig die Krankengeschichte des kleinen Fritz war sehr dramatisch, Ereignisse dieser Art hätte ich mir viel mehr gewünscht. Man merkt dem Roman an, dass die Autorin gute Recherchearbeit geleistet hat. Viele der Charaktere sind historisch belegt, z.B. der von Marlene so verehrte Kinderarzt Adalbert Czerny. Direktor Ritter oder Oberarzt Buttermilch. Nebenbei habe ich mich zusätzlich über die Kinderklinik Weißensee informiert, deren Ruine noch immer steht. Zur Zeit der Gründung war dieses Krankenhaus eine der fortschrittlichsten medizinischen Einrichtungen im Land. Ich habe durch die Lektüre einiges gelernt, mich gut unterhalten, gerne möchte ich die beiden Schwestern auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten. Ein Cliffhanger am Ende hat seinen Zweck erfüllt deshalb will ich den 2. Band auf alle Fälle lesen. Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.12.2020
Die Seele des Bösen - Flucht in die Freiheit / Sadie Scott Bd.12 (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Flucht in die Freiheit / Sadie Scott Bd.12 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Seele des Bösen – Flucht in die Freiheit, Sadie Scott-Serie von Dania Dicken, Teil 12, EBook, 286 Seiten.
Ein emotionaler und höchstspannender Thriller
Sadie und Matt haben einige schöne Weihnachtstage im Kreise der Familie bei Norman erlebt. Kaum zurück zu Hause erhält Sadie einen Anruf, dass das FBI ihre Hilfe als Trauma-Expertin braucht. Die 14jährige Liberty Nichols ist aus einer polygamen, fundamentalistischen Mormonensekte entflohen. Sie ist von ihrem eigenen Onkel, den sie auch noch heiraten soll, missbraucht worden. Mit Libbys Aussage hofft das FBI die Anführer der FLDS Sekte dingfest zu machen. Sadie nimmt das Mädchen zu sich, obwohl ihre Probleme mit Matt, immer schlimmer werden.
Immer wieder freue ich mich wenn es einen neuen Band der Sadie-Reihe zu lesen gibt. Längst bin ich ein Fan geworden. Auch mit diesem Band 12 wurde ich nicht enttäuscht, Wieder hat es Dania Dicken geschafft, mich bestens zu unterhalten. Hochemotional, spannend bis zum finalen Showdown, voller Gefühl und Information. Diesmal geht es um die obskuren Praktiken von Sekten, im vorliegenden Fall um die polygame fundamentalistische Mormonensekte FLDS (Fundamentalistische Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage). Diesmal habe ich über das Sektendrama in Waco/Texas 1993 und über die wahren Hintergründe der FLDS Sekte (inzestuöse Beziehungen, Missbrauch Minderjähriger, Fehlgeburten und Missbildungen bei Säuglingen) recherchiert. Hilfreich dabei waren die Links, die am Ende des Buches angegeben sind. Die Profiler- und Unterhändlerarbeit des FBI wird wieder auf eindrucksvollste Weise geschildert und absolut glaubhaft dargestellt. Die Razzia und die anschließende Belagerung sind so spannungsvoll und aufregend beschrieben, dass ich den Reader nicht aus der Hand legen konnte. Die Verwicklungen die aus den Vorgängerbüchern resultieren, z.B. die Probleme von Sadie und Matt, haben mich an einer eskalierenden Stelle, sogar zu Tränen gerührt. Die Verzweiflung von Matt ist hier so glaubhaft echt geschildert, dass es mich absolut betroffen gemacht hat. Deshalb wirken die Figuren der Autorin so lebensecht und sympathisch. Dazwischen immer wieder unterhaltsame Seiten in denen die Begegnung mit Freunden und Familie so authentisch beschrieben sind, nötig um dazwischen immer wieder herunterzufahren. Am Ende zeichnet sie für die Hauptcharaktere ein Neubeginn an. Auf den neuen Band bin ich deshalb schon gespannt. Meine Empfehlung für „Flucht in die Freiheit“. Als Einzelband könnte dieser Teil der Sadie-Scott-Reihe m. E. gelesen werden, es wäre aber schade sich die Vorgängerbände entgehen zu lassen. Von mir 5 Sterne.