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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 743 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2020
Know yourself!
Lee, Bruce

Know yourself!


sehr gut

Bruce Lee (1940 – 1973) war ein sinoamerikanischer Kampfkünstler und Schauspieler. Mit seiner Kampfkunst, dem Jeet Kune Do, und seiner Weisheit beeinflusste er Menschen auf der ganzen Welt. Herausgeber John Little sichtete Bruce Lees Aufzeichnungen und stellt in diesem Buch dessen Lebensweisheiten in Form von Aphorismen zusammen.

Das Buch ist keine Biographie, sondern eine Sammlung taoistischer und buddhistischer Prinzipien, vermischt mit westlicher Weisheit. Behandelt werden Fragen des täglichen Lebens, Einsichten über das Menschsein, über Leistung, Erfolg und Kunst, sowie über Selbstverwirklichung und letzte Prinzipien.

Bruce Lee war nicht nur ein Kämpfer und Schauspieler, sondern insbesondere ein Lehrer, der Menschen mit seiner Weisheit inspirieren konnte. Er trainierte hart, mit dem Ziel, Körper und Geist in Einklang zu bringen. "Ein begrenzter Geist kann nicht frei denken." (66). "Bei jeder körperlichen Handlung ist eine mentale "Bewegung" vorhanden." (61)

Im Fokus stehen Lees Einsichten über das Leben. Wünschenswert wäre es gewesen, das Buch hinsichtlich seiner Biographie zu erweitern. Auf den letzten Seiten befinden sich Erinnerungen seiner Freunde. Für Steve McQueen (264) ist es das "Erkenne dich selbst", was Lee gepredigt und gelebt hat und was einen guten Menschen ausmacht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2020
Facebook - Weltmacht am Abgrund
Levy, Steven

Facebook - Weltmacht am Abgrund


ausgezeichnet

Facebook mit seinen 3 Milliarden Nutzern und zahlreichen Verflechtungen zu Plattformen von Drittanbietern ist ein Gigant auf dem Gebiet sozialer Netzwerke. Der kulturelle, wirtschaftliche und politische Einfluss geht weit über das hinaus, was sich ihre Schöpfer, insbesondere Mark Zuckerberg, Anfang der 2000er Jahre vorgestellt haben. Das ist Grund genug, sich mit der Entwicklungsgeschichte, den Zielen und dem Einfluss von Facebook auseinanderzusetzen.

Technik-Redakteur und Kolumnist Steven Levy beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der digitalen Revolution. Das vorliegende Buch beruht auf über 300 Interviews mit aktuellen und ehemaligen Facebook-Angestellten. Autor Levy zeichnet die Entwicklungsgeschichte von Facebook, die gleichzeitig die Lebensgeschichte einer Gruppe jugendlicher Programmierer ist, nach. Wie bereits der Titel deutlich macht, handelt es sich nicht nur um ein aufklärendes Werk, sondern um eine kritische Analyse.

Wie man Daten akquiriert, erläutert Zuckerbergs Studienkollegin Meagan Marks im Zusammenhang mit dem Facebook-Vorgänger Facemash: "Er las keine Daten aus. Man musste sich selbst registrieren, und innerhalb eines Monats hatte er schon die Hälfte der Studenten als Nutzer. Es war also gar nicht nötig, Daten auszulesen." (82) Dieses Prinzip entwickelte sich zum Erfolgsrezept von Facebook. Die Nutzer geben selbst intime Daten freiwillig ab.

Finanziert wird Facebook durch Auswertung von Daten und Werbung, was nicht jedem Insider von Facebook gefiel. "Die klügsten Köpfe meiner Generation denken darüber nach, wie man Leute dazu bringen kann, auf Werbebanner zu klicken. Das ist ganz großer Mist", so der ehemalige Mitarbeiter Jeff Hammerbacher über die Facebook-Politik. (259) Zuckerberg stand derartiger Kritik nicht aufgeschlossen gegenüber. Er setzte auf Wachstum um jeden Preis. Und mit Daten ließen sich große Geschäfte machen.

Der freizügige Umgang mit Daten und der fehlende Datenschutz brachten die Manager von Facebook immer wieder in Erklärungsnot, auch vor höchsten politischen Gremien. Mit der Einführung der Likes, dem Newsfeed und der unreflektierten Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte wurde der Datenschutz vollends ausgehöhlt. Mittels der Likes wurden soziale Profile erstellt (484) und der Newsfeed entwickelte sich zur Propagandamaschine. (418) Facebook verlor an Ansehen.

Spätestens die Affäre um Cambridge Analytica/SCL präsentierte der Welt die politische Dimension von Facebook. Gleichzeitig wundert man sich über die Naivität deren Vorstandes. Levy berichtet sachlich und beschönigt nichts. Facebook hat sich selbst ein negatives Image verpasst, von dem es ihm nicht gelingt, sich zu befreien. Die Lösung kann nicht darin bestehen, Konkurrenten zu diffamieren. (561) Auch in der IT-Welt ist Facebook umstritten. "Wenn Du nicht der Kunde bist, bist Du das Produkt", so Tim Cook, Chef von Apple. (580)

Autor Levy kennt Mark Zuckerberg seit 2006. Trotz aller Kritik, die sich im Zuge der Recherche abgezeichnet hat, erhielt Levy uneingeschränkten Zugang zu allen Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern von Facebook. Zuckerberg ist von seiner Mission getrieben, die Welt zu vernetzen. Die Umsetzung seiner Vision führte zu zahlreichen Kollateralschäden und insbesondere zu Vertrauensverlust. Als Lösung favorisiert er einen den Krisen angepassten autoritären Führungsstil und eine enge Verzahnung der übernommenen IT-Firmen wie z.B. Instagram und WhatsApp mit Facebook. Ob dieses Konzept aufgeht, wird die Zukunft zeigen.

Bewertung vom 29.02.2020
Die Erfindung der Flügel
Kidd, Sue Monk

Die Erfindung der Flügel


gut

In dem Roman erzählt Sue Monk Kidd die Lebensgeschichte der Geschwister Sarah und Nina Grimké sowie der farbigen Sklavin Handful, die in Charleston, South Carolina, auf einer großen Plantage aufgewachsen sind. Die Geschichte beginnt 1803, als die 11-jährige Sarah zum Geburtstag die Sklavin Handful erhält und endet 35 Jahre später.

Sarah und ihre jüngere Schwester Nina stellen schon in jungen Jahren gesellschaftliche Konventionen infrage. Sie rebellieren gegen die Sklavenhaltung und entwickeln sich als Vorreiter der Frauenbewegung. Erzogen als Presbyterianer, konvertieren sie zum Quäkertum, nach deren Glauben alle Menschen gleich sind.

Da die Quäker eine eher passive Rolle einnehmen, arrangieren sich die Geschwister mit den Abolitionisten, die sich aktiv gegen die Sklaverei einsetzen. Ihr Einsatz für Frauenrechte im Laufe der Jahre überschreitet auch den Denkrahmen der Abolitionisten. Damit sind die Damen ihrer Zeit weit voraus.

Die Geschichte beruht teilweise auf historischen Fakten, die jedermann in Charleston nachforschen kann. Auf dieser Basis hat die Autorin die Lebensgeschichte der Frauen konstruiert. In einem Nachwort erläutert sie die Zusammenhänge. Um unterschiedlichen Perspektiven gerecht zu werden, kommen abwechselnd Sarah und Handful zu Wort.

Die Erzählung ist verständlich, aber es mangelt an Spannung. Die zahlreichen Gefahrensituationen hätten eindringlicher beschrieben werden können. Als Leser bleibt man in der Rolle des Beobachters und wird nicht wirklich Teil der Geschichte. Dennoch hat die Autorin ein wichtiges Thema aufgearbeitet, welches Menschen bewegt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2020
Brückenkurs Mathematik
Walz, Guido;Zeilfelder, Frank;Rießinger, Thomas

Brückenkurs Mathematik


sehr gut

Die Autoren bauen mit diesem Buch eine unterhaltsame Brücke von der Schulmathematik in Richtung Hochschulmathematik. Zu den Themen gehören Grundlagen über Rechenmethoden, Gleichungen und Funktionen, Geometrie und lineare Algebra sowie Infinitesimalrechnung und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Zudem erhalten die Leser einen Einblick in statistische Methoden und in den Umgang mit komplexen Zahlen. Am Ende jedes Abschnitts befinden sich ein paar Übungsaufgaben.

Aufbau und Stil sind besonders für diejenigen geeignet, die unsicher sind, eine Abneigung gegen Mathematik haben oder seit einiger Zeit raus aus dem Stoff sind. Inhaltlich geht es weniger in die Tiefe, sondern eher um das Verständnis wesentlicher Grundlagen und Zusammenhänge. Den Autoren gelingt es, den Stoff lesebuchartig auf humorvolle Weise zu präsentieren. Vermisst habe ich das Thema "Folgen und Reihen", weitergehende Ausführungen zur Vektorrechnung und eine Einführung in Differentialgleichungen.

Bewertung vom 14.02.2020
Nunchi - Das koreanische Geheimrezept
Hong, Euny

Nunchi - Das koreanische Geheimrezept


sehr gut

Was ist Nunchi? Die koreanische Kultur, so die Autorin, ist geprägt von der Fähigkeit, Menschen und Situationen richtig einzuschätzen. Das Gegenteil von Nunchi ist der Elefant im Porzellanladen. Nunchi hat mit Empathie zu tun, darf aber nicht damit verwechselt werden. Es vereinnahmt den Menschen nicht, sondern bewahrt Distanz. Nunchi ist emotionale Intelligenz auf koreanisch.

"Es gibt Smartphones noch nicht lange genug, um die Langzeitfolgen abzusehen, aber ich garantiere, dass unter ansonsten gleichen Bedingungen diejenigen, die das Handy weglegen und sich auf Menschen um sich herum konzentrieren können, es sehr viel weiter im Leben bringen werden." (39) Die Einschätzung zu diesem Beispiel würden viele im Westen durchaus teilen und so stellt sich die Frage, wo die Unterschiede zur emotionalen Intelligenz liegen.

Autorin und Journalistin Euny Hong ist in den USA und in Korea aufgewachsen. Sie hat im Laufe ihres Lebens verschiedene Kulturen kennen gelernt, an die sie sich jeweils anpassen musste. Nunchi bezeichnet sie als festen (Erfolg bringenden) Bestandteil der koreanischen Kultur. Das erzeugt einen hohen Anpassungsdruck. Emotionale Intelligenz ist im Vergleich dazu eine Option, aber kein gesellschaftliches Muss.

Einfühlungsvermögen ist wichtig, aber klare Worte sind als Reaktion auch manchmal notwendig. Das ist kein Widerspruch. Euny Hong thematisiert die Möglichkeiten von Nunchi, macht daraus eine Philosophie, geht aber nicht auf den damit verbundenen gesellschaftlichen Druck ein. Die Schattenseiten der koreanischen Kultur und die Frage, ob diese mit Nunchi zu tun haben oder ob diese trotz Nunchi existieren, werden nicht untersucht.

Bewertung vom 08.02.2020
Chaos
Kepel, Gilles

Chaos


ausgezeichnet

Der Soziologe Gilles Kepel gilt weltweit als renommierter Kenner der arabischen Welt. Er verbrachte bereits während seines Studiums ein Jahr in Damaskus und hat sich seitdem intensiv mit der Situation im Nahen Osten beschäftigt. In seinem Buch erläutert er die politische, wirtschaftliche, religiöse und gesellschaftliche Entwicklung in Nordafrika und im Nahen Osten, beginnend mit dem Jom-Kippur- oder Oktoberkrieg im Jahre 1973 bis zu den Massendemonstrationen gegen das Militär im Sudan Mitte 2019.

Den Dschihad unterteilt er in drei Abschnitte, den afghanischen Dschihad gegen die sowjetischen Besatzer, den al-Qaida-Dschihadismus gegen die USA und andere weit entfernte Feinde und den IS-Terrorismus gegen Ungläubige einschließlich der Verkündung des Kalifats in Mossul. Kepel erläutert im Detail die Ursachen und Folgen des arabischen Frühlings, die Kämpfe zwischen Sunniten und Schiiten und die Einmischung in die Politik durch den Westen. Karten im Mittelteil des Buches visualisieren die Krisenregionen.

Das Buch besticht durch seine sehr hohe Informationsdichte, die weit über das hinausgeht, was im Fernsehen oder sonstigen Medien über Konflikte im Nahen Osten berichtet wird. Insofern erfordert das Lesen auch volle Konzentration und möglichst Grundwissen über Ereignisse und Entwicklungen. Hilfreich ist die detaillierte Zeittafel am Ende des Buches, aber für notwendig halte ich auch ein Glossar mit Erläuterungen über Fachbegriffe. Dieser kleine Mangel ist vernachlässigbar im Hinblick auf durchweg sachliche Beschreibungen eines hoch emotionalen Umfeldes.

Bewertung vom 10.01.2020
Der Menschenfeind
Molière

Der Menschenfeind


gut

"Der Menschenfeind" ist eine Komödie des französischen Dramatikers Molière (Jean-Baptiste Poquelin) (1622 - 1673), die 1666 uraufgeführt wurde.

Die Komödie handelt von Alceste, einem verliebten Idealisten und Célimène, seiner jungen Traumfrau am königlichen Hof. Alceste liebt die Unabhängigkeit und hält nichts vom Leben am Hof und Célimène, durchaus interessiert, flirtet mit verschiedenen Männern. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Komödie.

Die Ausdrucksweise ist altertümlich und damit gewöhnungsbedürftig. Das Buch liest sich nicht leicht. Der Aufbau in Szenen und in reiner Dialogform sind für die Aufführung auf der Bühne konzipiert. In reiner Textform fehlen dem Stück die belebenden Elemente (Bühnenbilder, Emotionen, Ausdrucksformen).

"Der Menschenfeind" ist ein Werk für Freunde des klassischen Theaters, in dem zeitlose menschliche und gesellschaftliche Eigenarten zum Ausdruck kommen.

Bewertung vom 07.01.2020
Und Marx stand still in Darwins Garten
Jerger, Ilona

Und Marx stand still in Darwins Garten


gut

Wenn sich zwei Größen der Menschheitsgeschichte begegnen, sind tiefgehende – bei den vorliegenden Personenen – kontroverse Diskussionen zu erwarten. Es ist eine ausgesprochen kreative Idee, Charles Darwin (1809 – 1882) und Karl Marx (1818 – 1883), die tatsächlich zur gleichen Zeit in London gelebt haben, aufeinandertreffen zu lassen.

Dummerweise sind beide Protagonisten in dem Buch beide alt und kränklich. Den gesundheitlichen Problemen wird mehr Zeit gewidmet, als fachlichen Darstellungen und Auseinandersetzungen. Zündstoff ist reichlich vorhanden, so bemerkt z.B. Darwin: "Vorbilder für kommunistische Utopien sind in all diesen Jahren unterm Mikroskop nicht aufgetaucht." (133)

Ilona Jerger legt den Fokus auf die menschliche Seite der beiden großen Denker. Es gibt Einblicke in das Familienleben. So ist z.B. Charles Frau Emma eine gläubige Christin, was im Hause Darwin immer wieder zu Diskussionen führt. Das Buch ist humorvoll. Aber es gibt nur ein eher zufälliges Treffen der beiden großen Denker. Der Titel des Buches ließ mehr erwarten.

Bewertung vom 03.01.2020
Das Cafe am Rande der Welt
Strelecky, John P.

Das Cafe am Rande der Welt


weniger gut

Werbemanager John, beruflich stets in Eile, hat die Orientierung in seinem Leben verloren. Eines Tages, als er sich schleppend im Stau auf dem Highway bewegt, macht er kehrt und fährt in der entgegengesetzten Richtung weiter, um nach einigen Kilometern den Stau im großen Bogen zu umfahren. Ohne Karte und ohne Navigationssystem verfährt er sich hoffnungslos. In einer menschenleeren Gegend taucht plötzlich ein Cafe auf.

Es handelt sich um ein ungewöhnliches Cafe. Schon die Speisekarte ist seltsam aufgebaut. John wird in freundlicher Atmosphäre mit existenziellen philosophischen Fragen konfrontiert. Er absolviert eine Art Selbstfindungskurs, bei dem ihm die Inhaber und das Bedienungspersonal des Cafes als Diskussionspartner behilflich sind. Seine Einstellung zum Leben ändert sich.

Das alles wirkt ein wenig naiv. Die Suche nach dem Sinn des (eigenen) Lebens und wie man diesen findet, macht den Kern des Buches aus. Diesem Zweck dienen die (bekannten) Geschichten von der Schildkröte und dem alten Fischer. Autor Strelecky bietet eine Art Lebensberatung, jedoch ohne wirklichen Tiefgang. Wer neue Erkenntnisse zu existenziellen Fragen erwartet, wird enttäuscht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.01.2020
Genau richtig
Gaarder, Jostein

Genau richtig


ausgezeichnet

Albert erfährt von seiner Ärztin, dass er an einer tödlichen Krankheit leidet. Er fährt zu seiner Ferienhütte am Waldsee. Mit dieser Hütte sind zahlreiche Erinnerungen verknüpft. Albert denkt über sein Leben nach, über seine Familie und über seine Krankheit. Typisch Jostein Gaarder geht es in diesem Buch auch um philosophische Fragen.

Die gesamte Handlung umfasst 24 Stunden. Sie nimmt eine Wende, als ein Fremder auftaucht, der Albert zu kennen scheint. Es ist eine Geschichte über Leben und Tod, über Liebe und den Sinn des Lebens. Gaarder beweist mit diesem Buch mal wieder, dass er mit schwierigen existenziellen Fragen verantwortungsvoll umgehen kann.