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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Curin
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 346 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2017
Stachliger Glaube
Berger, Jörg

Stachliger Glaube


gut

Wenn man sich als Mensch in einer Situation oder einer zwischenmenschlichen Beziehung unwohl fühlt, schützt man sich oft unbewusst durch Abwehrmechanismen. Diese bezeichnet der Autor dieses Buches Jörg Berger als sogenannte ,,Stacheln", die uns nicht nur von unseren Mitmenschen, sondern oft auch von Gott entfernen, obwohl wir das gar nicht wollen.
Für mich ist dies das erste Buch aus der ,,Stachel-Reihe", mit dem ich mich beschäftigt habe. Den Ansatz, menschliche Abwehrmechanismen als Stacheln zu bezeichnen, finde ich sehr interessant und auch passend. Wie bei einem Igel, der sich mit seinen Stacheln schützt, befinden auch wir uns manchmal in Verteidigungsstellung.
Die einzelnen Glaubensstacheln werden gut und anschaulich erklärt. Man merkt sofort, ob man selbst davon betroffen ist. Auch die vielen Beispiele, von denen man aber leider nicht erfährt, ob sie ausgedacht oder wirklich passiert sind, tragen zur besseren Verständlichkeit des Problems bei. Man erfährt so auch, wie die Abwehr ganz konkret im Leben eines Menschen aussehen kann und welche Auswirkungen diese womöglich auf den eigenen und auf den Glauben anderer Christen hat.
Mich persönlich lässt das Buch etwas zwiegespalten zurück. Obwohl ich mich mich auch in einigen Kapitel wiedergefunden habe, bin ich doch etwas ratlos zurück geblieben. Das Problem wird zwar immer anschaulich dargestellt, aber die genannten Hilfestellungen waren bei jedem Stachel recht ähnlich und ich hatte den Eindruck, dass der Autor sich nur wiederholt. So konnte ich für mich leider nicht so viel mitnehmen, wie ich es mir erhofft habe.
Insgesamt ist ,,Stachliger Glaube" ein interessanter Buch, indem man mit seinen eigenen Schwächen konfrontiert und sich teilweise erst bewusst wird, wo man Schwierigkeiten hat. Leider haben mir Konzepte und Hilfestellungen gefehlt, die ich in meinem Alltag auch gut umsetzen kann. Dennoch empfehle ich das Buch hier gerne weiter.

Bewertung vom 23.11.2017
Das Geräusch der Dinge, die beginnen
Greco, Evita

Das Geräusch der Dinge, die beginnen


gut

Ada wächst bei ihrer Großmutter Theresa auf, die sich liebevoll um sie kümmert und ihr beibringt, aufmerksam auf die Geräusche der Dinge, die beginnen, zu achten. Aus dem kleinen Mädchen wird bald eine junge, aber etwas unsichere Frau, welche sich sehr um ihre mittlerweile schwer erkrankte Oma sorgt. Im Krankenhaus begegnet sie der liebevollen Krankenschwester Giulia, aber auch dem charmanten Matteo, der allerdings ein Geheimnis vor ihr zu haben scheint... .
Evita Greco hat hier einen Roman über eine außergewöhnliche junge Frau geschrieben, welcher mich nur kurzfristig begeistern konnte. Während die Handlung am Anfang noch sehr berührend und vielversprechend begann, entwickelte sie sich nach und nach zu einer für mich eher merkwürdigen und nicht mehr schönen Geschichte.
Die Protagonistin Ada wirkte zu Beginn des Buches noch sehr sympatisch auf mich. Da sie von ihrer Mutter einfach so verlassen wurde, bekommt man Mitleid mit ihr und freut sich, dass sie so eine liebevolle Großmutter hat, die sich von ganzem Herzen um sie kümmert und auch alles dafür tut, damit das kleine Mädchen ihre Unsicherheit verliert. So bringt sie ihr bei, Dingen besondere Beachtung zu schenken, die anderen oft entgehen. Dennoch bleibt Ada ein sehr zurückhaltender und auch misstrauischer Mensch. Genau deshalb habe ich mich so gewundert, dass sie sich im Krankenhaus so schnell mit Matteo einlässt, obwohl dieser alles andere als offen mit ihr umgeht. Spätestens an dieser Stelle wirkte die Figur unglaubwürdig auf mich und gefiel mir nicht mehr so gut.
Meine Lieblingsfigur im Roman ist die Großmutter Theresa, die als einzige authentisch wirkt. Mir hat besonders gefallen, dass sie so fürsorglich mit Ada umgeht und den Ängsten und Sorgen des Mädchens auf kreative Weise entgegen wirkt. Auch während ihrer Krankheit lässt sie es sich nicht nehmen, sich um ihre Enkelin zu kümmern. So schreibt sie ihr einen unglaublich schönen Brief, der mich sehr berührt hat.
Die anderen Figuren im Buch wirkten dagegen auf mich nicht ganz stimmig. Außerdem entstehen im Laufe der Handlung merkwürdige Konstellationen zwischen den Handelnden, die mich erstaunt und zum Teil auch entsetzt haben.
Die Autorin Evita Greco hat einen etwas verträumten und fast schon poetisch anmutenden Schreibstil, der sich gut lesen lässt. Gerade zu Anfang gelingt es ihr, mit vielen Details und Beschreibungen die Handlung lebendig zu machen. Leider konnte sie nicht durchgängig dieses Niveau halten.
Insgesamt hat mich ,,Das Geräusch der Dinge, die beginnen" nicht ganz überzeugen können, was an den Figuren und der für mich merkwürdigen Handlung liegt. Daher empfehle ich das Buch nur bedingt weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2017
Weihnachten ist mehr
Werner, Roland

Weihnachten ist mehr


ausgezeichnet

Jedes Jahr feiern wir das Weihnachtsfest, doch vor lauter Geschenken, geschmückten Bäumen und süßem Gebäck scheinen wir etwas Wichtiges vergessen zu haben. In diesem Buch geht der Theologe Roland Werner bis zur Geburt Jesu zurück und erläutert, was wirklich hinter Weihnachten steckt und was das Ereignis vor mehr als 2000 Jahren in Bethlehem heute mit uns zu tun hat.
Ausgehend von der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium erklärt Herr Werner den Ursprung unseres Weihnachtsfests. Dabei liefert er auch viele Hintergrundinformationen und macht sehr deutlich, dass es Lukas wirklich wichtig war, korrekte Informationen zu geben und den damaligen Lesern nicht einfach nur eine beschauliche Geschichte zu erzählen.
Auch werden bestimmte Begriffe wie der Stern von Bethlehem genauer beleuchtet und erklärt, worum es sich damals dabei gehandelt haben könnte. So ist dieses kleine Büchlein zum Teil auch ein Nachschlagewerk, wo man schnell die Bedeutung von verschiedenen Dingen, die uns in der Weihnachtszeit begegnen, nachlesen kann.
Vieles, was Herr Werner hier erklärt, habe schon vorher gewusst, aber dennoch konnte ich viel Neues erfahren. So wusste ich zum Beispiel nicht, dass die Geburtskirche in Bethlehem vermutlich tatsächlich am damaligen Ort der Krippe steht.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist die unaufdringliche Art des Autors. Er beschreibt anschaulich und sehr gut verständlich, was die damaligen Ereignisse mit uns Menschen auch heute noch zu tun haben, aber er drängt niemanden in eine bestimmte Richtung. Wichtig fand ich auch, dass er ganz klar herausstellt, wie Weihnachten häufig durch den Handel, aber auch durch die Filmindustrie verkitscht und umgedeutet wird.
Insgesamt ist ,,Weihnachten ist mehr" ein sehr schönes Büchlein, welches zwar klein ist, aber dennoch vom Inhalt her viel zu bieten hat. Man kann es schnell durchlesen und sicherlich auch gut an Bekannte weitergeben oder für gezielte Verteilsaktionen nutzen. Gerne empfehle ich dieses Buch hier weiter.

Bewertung vom 16.11.2017
Jesus findet Muslime
Ratz, Christiane

Jesus findet Muslime


sehr gut

Oft hört man davon, dass sich Jesus in der muslimischen Welt Menschen häufig durch Visionen und Träume offenbart und einlädt, ihm nachzufolgen. Doch was ist an solchen Geschichten wirklich dran? Die Journalistin Christiane Ratz hat 21 Personen besucht, die allesamt von einer solchen Begegnung erzählen können und danach eine Lebenswende erlebt haben. In diesem Buch werden ihre Geschichten wiedergegeben, so dass man sich als Leser selbst ein Bild davon machen kann.
Ebenso wie Frau Ratz habe auch ich bereits wage davon gehört, dass Jesus Muslimen oft auf außergewöhnliche Weise begegnet, doch ich konnte mir nie so richtig vorstellen, wie so etwas genau passiert. Deshalb fand ich es auch so spannend, die verschiedenen Geschichten von ganz unterschiedlichen Menschen zu lesen und zu erfahren, wie sie Jesus erlebt haben.
Gut fand ich auch, dass die Autorin vor ihren Begegnungen einige Kriterien aufgestellt hat, mit denen sie die Berichte der Menschen auf ihre Glaubwürdigkeit prüft. So war es ihr beispielsweise wichtig, dass in einem Traum oder einer Vision die Leute von Bibelworten erfahren haben, die sie vorher gar nicht gekannt haben konnten.
Die einzelnen Geschichten sind spannend und interessant zu lesen, aber manchmal auch etwas kurios. Manche wirkten auf mich auch verworren, was zum größten Teil an der Darstellungsweise von Frau Ratz liegt. Sie schreibt zwar gut lesbar, aber oft springt sie auf der zeitlichen Ebene hin und her, lässt wichtige Dinge weg oder wechselt sogar zu einer vorher nicht vorgestellten zweiten Person, so dass manchmal die Verständlichkeit ihrer Texte darunter leidet. So wirkten manche Geschichten etwas durcheinander und verworren auf mich.
Allerdings wird immer wieder deutlich, dass Jesus sich auch von religiösen Schranken nicht aufhalten lässt und auf jeden Menschen wunderbar eingeht. Es ist einfach sehr ermutigend zu sehen, wie sich Leben komplett verändern und die Leute beginnen, Jesus nachzufolgen. Es werden aber auch die Konsequenzen nicht verschwiegen, die ehemaligen Muslimen in ihrer Heimat und oft auch in der eigenen Familie drohen. Häufig erfährt man in den Geschichten davon, wie die Menschen ihre Arbeit und ihre Ehepartner verlieren und vor der Polizei ins Ausland fliehen müssen.
Insgesamt ist ,,Jesus findet Muslime" ein spannendes Buch, indem deutlich wird, wie Jesus auch in der muslimischen Welt wirkt und dort die Leute zu sich zieht. Auch wenn mir von der sprachlichen Seite her nicht alles gefallen hat, empfehle ich das Buch hier gerne weiter.

Bewertung vom 14.11.2017
Einen Herzschlag entfernt
Mayer, Tracie Frank

Einen Herzschlag entfernt


sehr gut

Tracie ist gerade erst aus den USA mit ihrem Mann nach Deutschland gezogen, als ihr Sohn Marc mit einem schweren Herzfehler auf die Welt kommt. Obwohl die Ärzte in der Kölner Kinderklinik kaum eine Überlebenschance für den kleinen Jungen sehen, lässt sich Tracie ihre Hoffnung nicht nehmen und beginnt trotz der schlechten Prognosen um ihr Kind zu kämpfen... .
In diesem Buch erzählt Tracie Frank Mayer von ihrem Kampf um Marc´s Leben und beschreibt dabei Niederlagen und Rückschläge genauso wie auch Erfolgserlebnisse. Sie gibt aber auch einen Einblick in ihre Kindheit in den USA und berichtet davon, wie sie ihren damaligen Ehemann Helmut kennengelernt hat und ihm schließlich nach Deutschland gefolgt ist.
Tracie gibt hier einen offenen Einblick in ihre wohl schwersten Jahre im Leben. Mich hat die ganze Zeit über sehr beeindruckt, wie sie sich aller Widerstände zum Trotz dafür entscheidet, alles nur Mögliche für ihren Sohn zu versuchen und sich dabei weder von dem Professor der Kinderkardiologie noch von Sprachbarrieren aufhalten zu lassen. Kraft zieht sie dabei aus dem christlichen Glauben, der ihr in dunklen Stunden immer wieder Halt gibt.
Ich denke, jeder der einen kranken Angehörigen hat, kennt die Sorgen und Ängste von Marc´s Eltern und weiß, wie schwierig und nervenaufreibend es sein kann, mit den Ärzten zu diskutieren und eventuell die Behandlung in Frage zu stellen. Deshalb ist dieses Buch auch so ermutigend, weil Tracie zeigt, dass man sich nicht einfach mit einer Diagnose abfinden muss und es sich lohnen kann, trotz der Meinung von Professoren doch einen anderen Weg einzuschlagen.
Auch vom Schreibstil her lässt sich die Geschichte gut lesen. Tracie schafft es, ihre Gefühle und Emotionen, aber auch ihre Ängste und Sorgen, sehr deutlich mit Worten auszudrücken. Man merkt auch, dass sie ihre Hoffnung auf Gott setzt, aber leider beschreibt sie ziemlich selten, wie sie ihren Glauben auslebt und wie dieser sie durch die schwere Zeit trägt.
Gefallen hat mir auch, dass man im Innenteil des Buches ein paar Seiten mit Farbfotos findet, auf denen man die Familie sieht und so auch einen optischen Eindruck bekommt.
Insgesamt hat mich ,,Einen Herzschlag entfernt" sehr berührt. Man erhält hier einen beeindruckenden Bericht, der sicherlich auch anderen Betroffenen Mut macht. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.

Bewertung vom 10.11.2017
Jenseits von Afrika
Blixen, Tania

Jenseits von Afrika


sehr gut

Als Tania Blixen 1914 nach Afrika reist, verliebt sie sich in das Land und seine endlosen Weiten. Mit ihrem Ehemann bewirtschaftet sie eine Farm mit Kaffeeplantage, doch so richtig glücklich werden die beiden nicht zusammen. Stattdessen wird die Ehe von vielen Problemen überschattet und Tania muss auf harte Weise lernen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen... .
Diesen Klassiker wollte ich schon immer einmal lesen und wurde davon auch nicht enttäuscht. Die Autorin Tania Blixen versteht es, den Leser sofort durch ausschweifende Landschaftsbeschreibungen mit nach Kenia auf ihre Farm zunehmen und dort mit den Begebenheiten vertraut zu machen. Auch wenn die meiste Zeit über gar nicht so viel passiert, fühlt man sich doch gut unterhalten.
Was ich ein wenig ungewöhnlich finde, ist das Spiel der Autorin mit den verschiedenen Genres. Man weiß nie genau, wann oder ob sie überhaupt von ihren eigenen Erlebnissen in Kenia berichtet oder ob ein großer Teil der Erzählung komplett fiktiv ist.
Tanja Blixen schreibt stets so, dass man sich alles gut vorstellen kann. Manchmal sind ihre Beschreibungen etwas zu lang und zu genau für meinen Geschmack, aber dennoch ist das Buch an keiner Stelle langweilig. Es ist einfach interessant zu erfahren, wie das Leben auf einer Farm in Afrika seinen Gang geht und wie sich Frau Blixen dort als Frau immer mehr selbst verwirklicht und auch ohne ihren Ehemann zurecht kommt.
Da es sich bei diesem Buch um eine besondere Ausgabe aus dem Manesse-Verlag handelt, möchte ich auch ein paar Worte dazu sagen. Als das Exemplar bei mir ankam, war ich erst über das kleine Format überrascht und hatte dann die Sorge, dass eventuell die Schrift zu klein sein könnte. Das ist hier absolut nicht der Fall, denn das Buch ist absolut lesefreundlich gestaltet und auch sonst sehr hochwertig. Mir hat auch gefallen, dass bestimmte erläuterungsbedürftige Dinge im Anschluss in Form von Endnoten erklärt werden und es auch ein Nachwort gibt, indem man etwas zur Entstehungsgeschichte, zur Autorin und vor allem auch zu der Gattungsfrage erfährt.
Wer sich für das Leben in Afrika interessiert, der sollte an diesem Klassiker nicht vorbei gehen. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2017
Das Glück an Regentagen
Stapley, Marissa

Das Glück an Regentagen


weniger gut

Nachdem sich ihr Verlobter als gemeiner Betrüger entpuppt hat, kehrt Mae nach Alexandria Bay, den Ort ihrer Kindheit zurück. Hier sind vor vielen Jahren ihre Eltern auf tragische Weise ertrunken und auch ihre Jugendliebe Gabe hat sie dort unerwartet verlassen. Doch als sie nun zurück kehrt, hat sich ihr Großvater von ihrer Großmutter getrennt und viele Geheimnisse kommen endlich ans Licht... .
Bei diesem Buch hatte ich von Anfang an Probleme, in die Handlung hineinzufinden. Die Geschichte wirkte ziemlich verworren auf mich und hat mich leider auch bis zum Ende nicht richtig ansprechen und berühren können.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Mae, eine junge Frau, die in ihrem Leben schon einige Schicksalsschläge wegstecken musste. Für mich blieb sie im Roman seltsam farblos und ich konnte keinerlei Sympathie für sie entwickeln. Sie, aber auch ihre ganze Familie, haben alle irgendetwas voreinander verschwiegen und die Gründe, die die Autorin dafür anführt, haben mich nicht überzeugt.
Auch der Schreibstil von Marissa Stapley hat meinen Lesefluss etwas gestört. So springt die Autorin gerne zwischen den Zeitebenen hin und her und hat bei mir auch durch schnell und abrupt wechselnde Figurenperspektiven Verwirrung gestiftet. Allerdings ist es ihr gut gelungen, die Großmutter Lilly darzustellen. Diese leidet scheinbar schon länger an Demenz oder Alzheimer, aber verbirgt ihre Krankheit geschickt vor den Angehörigen. Bei ihr wird sehr deutlich, wie schlimm es für die betreffende Person ist, ständig Dinge zu vergessen oder sich einfach nicht mehr erinnern zu können.
Insgesamt hat mich ,,Das Glück an Regentagen" etwas enttäuscht und konnte meine Erwartungen nicht erfüllen. Man erhält hier weder eine berührende Liebesgeschichte noch einen spannenden Familienroman, der gut unterhält. Daher kann ich das Buch nur bedingt weiterempfehlen.

Bewertung vom 03.11.2017
Die Schwester der Königin
Gregory, Philippa

Die Schwester der Königin


ausgezeichnet

1521: Am englischen Hof von Henry VIII. wird die jung verheiratete Mary Carey aus der Familie Boleyn zur Mätresse des Königs. Doch dieser verliert nach und nach immer mehr das Interesse an ihr, worauf ihre Verwandschaft beschließt, ihre Schwester Anne Boleyn zu neuen Geliebten zu machen. Anne gelingt es, die Gunst des Königs zu gewinnen, doch sie will noch mehr erreichen und Königin Kathrine ersetzen... .
Die Geschichte um Anne Boleyn ist schon in verschiedene historische Romanen eingearbeitet worden, doch dabei stand ihre Schwester Mary stets im Hintergrund und war höchstens eine von vielen Randfiguren.
Daher ist das besondere an diesem Buch, dass die Autorin Philippa Gregory die Geschichte um Anne aus der Ich-Perspektive des ,,anderen Boleyn-Mädchens" erzählt und somit ganz neue Blickwinkel darauf ermöglicht.
Für mich war erschreckend, wie jung Mary verheiratet wurde und als Spielball ihrer Familie herhalten musste. Bereits mit 13 Jahren kommt sie an den englischen Hof und wird von ihrer Verwandtschaft dazu verpflichtet und mehr oder weniger dazu gezwungen, mit dem König eine Affäre anzufangen und ihm einen männlichen Nachkommen zu gebären. Die Boleyns und die Howards wollen ihre Machtposition mit jedem nur möglichen Mittel festigen und erweitern und schrecken dabei scheinbar vor gar nichts zurück. Bei George und Anne, ihren Geschwistern, findet sie zwar Unterstützung, die aber auch nur aus Berechnung geschieht.
Mary selbst macht aus meiner Sicht im Roman eine große Entwicklung durch. Während sie sich anfangs nur den Wünschen der Familie unterwirft, trifft sie nachher viele mutige Entscheidungen und wächst über sich hinaus. Mich hat sie dabei sehr beeindruckt.
Philippa Gregory hat es geschafft, die bereits so oft erzählte Geschichte um Anne Boleyn einmal ganz anders zu präsentieren. Selbst wenn man weiß, wie die Handlung endet, ist es einfach richtig spannend, alles aus Marys Sicht mitzuerleben.
Insgesamt hat mir ,,Die Schwester der Königin" viele schöne und vor allem auch spannende Lesestunden beschert und mich die ganze Zeit über gut unterhalten. Für Tudor-Fans ist dieses Buch ein absolutes Muss! Gerne empfehle ich diesen historischen Roman hier weiter.

Bewertung vom 29.10.2017
Engel sprechen Russisch
Vachedin, Mitja

Engel sprechen Russisch


sehr gut

Im ehemaligen Leningrad geboren, hat Mitja den Untergang der Sowjetunion und den darauffolgenden russischen Kapitalismus miterlebt, bis er schließlich seiner Mutter nach Deutschland gefolgt ist. Sein Leben teilt er selbst in diese drei Phasen ein und erzählt in seinem Roman von vielen Erlebnissen, die ihn geprägt haben... .
Mich hat dieses teils kuriose, teils aber auch sehr ernste Buch von Anfang an in seinen Bann gezogen. Beim lesen hat man ständig das Gefühl, dass Mitja ein gewisses Talent dafür besitzt, in äußerst ungewöhnliche und manchmal auch sehr gefährliche Situationen hineinzugeraten und man ist gespannt, wie er sich dort wieder hinaus manövriert. So wird er zum Beispiel Zeuge, als sein Cousin eine lebensgefährliche Aufgabe meistern muss. Doch auch in Deutschland erlebt er schwierige Verhältnisse in einem Internat für russischsprachige Jugendliche, wo eine eigene Hierarchie herrscht und er sich unterordnen muss, um von den anderen akzeptiert zu werden.
Bei den Geschichten hat mich oft gestört, dass es keine fließenden Übergänge gibt und manche sogar scheinbar in der Mitte abbrechen und erst später zu Ende erzählt werden.
Mir war auch beim lesen nicht ganz klar, welche Freiheiten er sich als Autor bei seinen Erlebnissen genommen hat. Schließlich bezeichnet er sein Werk als ,,Roman" und kennzeichnet es damit eindeutig als Fiktion. Da aber auch offensichtliche biographische Züge im Buch vorhanden sind, hätte ich mir ein Nachwort gewünscht.
Mitja Vachedin schreibt einfach und schafft es, seinen Leser wirklich in die jeweilige Situation hineinzunehmen. Mit viel Humor und manchmal mit einer zu großen Offenheit für meinen Geschmack, schildert er seine Erlebnisse aus Russland und Deutschland.
Insgesamt hat mich ,,Engel sprechen russisch" gut unterhalten. Dieses Buch ist teilweise etwas verrückt, aber man merkt auch, dass der Autor sehr viel Herzblut investiert hat. Gerne empfehle ich diesen Roman weiter.