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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2022
Das 'Anders' gehört zu mir
Kouchev, Veronique

Das 'Anders' gehört zu mir


ausgezeichnet

Keine leichte Kost

Vero ist anders. Sie eckt schon von klein auf an. Doch sie versteht gar nicht, warum viele Menschen sie nicht mögen. Mit 17 Jahren erhält sie dann die Diagnose Asperger Autismus.

Das Buch „Das Anders gehört zu mir“ hat mich von Anfang an persönlich sehr berührt und auch getroffen. Obwohl ich wusste, was in dem Buch auf mich zukommt, habe ich nicht damit gerechnet, dass mich die Schilderungen der Autorin, Veronique Kouchev, so mitnehmen. Ihre Erlebnisse haben mich in meine eigene Kindheit hineingeworfen und sehr viele verschüttete Erinnerungen wieder hochgeholt. Sehr gut ist daher die Triggerwarnung zu Beginn des Buches.

Erschüttert haben mich die wiederholten Mobbingvorfälle, bei denen ich die Hilfe von pädagogischer Seite vermisst habe. Dabei ist mir sehr wohl bewusst, dass wir hier die Schilderungen aus der Sicht der Betroffenen erhalten. Trotzdem hoffe und wünsche ich mir, dass heutzutage nicht alleine die bloße Diagnose einer Autismus Spektrums Störung viele Jahre dauert. Auch eine pädagogisch ausgewogenere Beurteilung der Beziehungen von Schüler*innen untereinander, Hilfestellungen für ausgegrenzte Kinder und konsequentes Vorgehen gegen Mobbing sind dringend erforderlich. Denn verantwortungs- und respektvolles Verhalten sowie Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen Menschen sollte in allen Lebensbereichen bereits Kindern beigebracht werden. Im Hinblick auf diese Mängel im Schulwesen habe ich das Buch sehr spannend gefunden.

Genauso, wie mich die Weltsicht von Vero immer wieder fasziniert hat. Wie geht sie mit den Situationen um? Welche Handlungsmöglichkeiten gibt ihr „Anders“ an die Hand? Wie nimmt sie ihr Umfeld wahr?

Nach der Diagnose mit 17 Jahren hat mir Vero sehr imponiert. Sie akzeptiert diese Diagnose sofort und wendet sich der Frage zu, was sie tun kann, um sich ihr Leben zu erleichtern. Was muss sie lernen, damit „Anders“ ihr nicht immer wieder im Weg steht? Auch die Offenheit, mit der sie ihre Diagnose mit der Welt teilt, hat mich sehr beeindruckt. Die Autorin hat sich zu einer mutigen, spannenden Frau entwickelt. Hut ab!

Für mich ist „Das Anders gehört zu mir“ ein wichtiges Buch, um einerseits die Mängel aufzuzeigen, die in unserer Gesellschaft bestehen, wenn es um Menschen geht, die nicht der Norm entsprechen. Dieses Buch kann zeigen, wo es Schwachpunkte gibt, die sozialpädagogisch aufgearbeitet werden sollten, damit sich jeder Mensch in seiner Welt wohl und sicher fühlen kann. Andererseits kann es Betroffenen Mut geben, dass eine Auseinandersetzung mit sich und der eigenen Umwelt zu einem starken, selbstbewussten und mutigem Ich führen kann.

Bewertung vom 09.04.2022
Nordwestnacht / Soko St. Peter-Ording Bd.3
Jensen, Svea

Nordwestnacht / Soko St. Peter-Ording Bd.3


ausgezeichnet

Auch der dritte Fall konnte mich wieder überzeugen

In St. Peter-Ording soll ein mehrteiliger Krimi gedreht werden. Doch über der Produktion scheint kein guter Stern zu stehen. Erst wird ein Produktionshelfer tot aufgefunden und dann verschwindet auch noch eine Darstellerin. Dienststellenleiter Hendrik Norberg, Eva Wagner und Nils Scheffler haben alle Hände voll zu tun, um die Fälle zu lösen…

Die Autorin Svea Jensen schafft es, mich mit ihrem neuen Buch „Nordwestnacht“ wieder einmal vollständig zu überzeugen. Der Kriminalfall ist spannend, geheimnisvoll, wendungsreich und bietet mir viel Raum zum Miträtseln. Genauso mag ich Krimis. Der Fall startet langsam, entwickelt sich dank vieler kleiner Hinweise spannend weiter, ändert die Richtung und überzeugt mit einer guten Auflösung.

Dazu kommt, dass ich mich in dem kleinen, beschaulichen Kosmos von St. Peter-Ording bereits wie Zuhause fühle. Die wiederkehrenden Figuren habe ich ins Herz geschlossen. Ich leide mit ihnen, freue mich, wenn ihnen Gutes widerfährt und bin stets neugierig auf die weiteren Entwicklungen in ihrem Privat- und Berufsleben. Toll ist zudem, dass die Figuren so herrlich „normal“ sind. Leute wie du und ich.

Fazit: Weiter so!

Bewertung vom 09.04.2022
Magic Sparks (eBook, ePUB)
Harper, Helen

Magic Sparks (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich will mehr davon

Emma Ballamy befindet sich in der Ausbildung zur Polizistin. Die letzten 2 Wochen ihrer Ausbildungszeit soll sie in der Abteilung Supernatural-Squad verbringen. Die Abteilung ist zuständig für die übernatürlichen Wesen von London, wie z. B. Vampire und Werwölfe. Doch bereits während der ersten Nacht in dieser Abteilung wird sie brutal ermordet – und wacht 12 Stunden später in der Leichenhalle wieder auf. Emma hat nun nur noch ein Ziel – ihren Mörder zu finden…

„Magic Sparks“ von Helen Harper habe ich von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Wir treffen auf unverschämte Werwölfe und Vampire, denen es gar nicht passt, dass es bei der Polizei eine Abteilung gibt, die sich in ihre Angelegenheiten einmischt. Und wir erleben Emma Ballamy, in der so viel mehr steckt, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Sie ist ehrgeizig, mutig, stark, neugierig und noch vieles mehr. Wenn sie sich an einem Fall festbeißt, hört sie erst wieder auf zu ermitteln, wenn sie ihn gelöst hat. Dabei lässt sie sich weder von Vorgesetzten noch von übernatürlichen Wesen stoppen. Und als Leserin ging es mir ähnlich. Nachdem ich mit dem Lesen angefangen hatte, konnte ich erst aufhören, als ich auf der letzten Seite angelangt war.

Die Geschichte ist spannend, magisch und humorvoll. Die beiden Hauptfiguren sind mir sofort ans Herz gewachsen. Ich persönlich liebe diese Bücher, die unsere Welt mit der von Vampiren und Werwölfen und anderen Fantasywesen verknüpfen. Das Tüpfelchen auf dem „i“ ist hier noch, dass dieses Buch eine Verbindung meiner beiden Lieblingsgenres darstellt, und zwar die Kombination von Fantasy mit einem Kriminalroman. Ein Hauch Romantik schwebt auch zwischen den Zeilen mit.

Als Wermutstropfen empfinde ich, dass diese Reihe lediglich als E-book und nicht als Printexemplar erhältlich ist. Denn mein Herz schlägt nach wie vor für Bücher, die ich anfassen und in denen ich blättern kann. Nichtsdestotrotz bin ich froh, dass Emmas Abenteuer überhaupt auf Deutsch erscheint und schon sehr gespannt, wie die „Firebrand“-Reihe weitergeht.

Bewertung vom 04.04.2022
Der Mann aus dem Schatten / Rekke & Vargas Bd.1
Lagercrantz, David

Der Mann aus dem Schatten / Rekke & Vargas Bd.1


ausgezeichnet

Politisch und mit einem tollen Ermittlerduo

Nach einem Fußballspiel wird der Schiedsrichter im Wald erschlagen aufgefunden. Der Täter scheint schnell gefunden zu sein. Denn es gab einen Streit zwischen dem betrunkenen Vater eines Spielers und dem Schiedsrichter. Nur die Polizistin Micaela Vargas glaubt nicht an die einfache Lösung und gräbt tiefer…

„Der Mann aus dem Schatten“ ist ein tolles Buch. Es beginnt ganz harmlos und entwickelt sich dann zu einem Politthriller. Ich mag Bücher, in denen politische Skandale aufgedeckt werden. Besonders, wenn diese Skandale viel Ähnlichkeit mit realen politischen Ereignissen haben. Und das ist in diesem Buch von David Lagercrantz der Fall. Wir können eintauchen in eine Welt der Lüge und Vertuschung. Aber ebenso in eine Welt der Intoleranz und Unterdrückung. Für mich sind diese Einblicke sehr spannend.

Doch der Autor weiß nicht nur mit politischen Themen zu überzeugen. Mich hat besonders eine Figur in seinem Buch völlig umgehauen, und zwar der Psychologe Hans Rekke. Er ist ein Genie und doch auch eine hochtragische Person. Aber er weckt Neugierde, Bewunderung, Abwehr und Mitgefühl. Als Ergänzung zu ihm ist die Polizistin Micaela Vargas perfekt. Sie kommt aus einer gänzlich anderen Welt. Sie ist das Kind von Migranten, lebt in einem sozialen Brennpunkt und ihre Brüder sind beide vom rechten Weg abgekommen. Bei der Polizei wird sie wegen ihres Geschlechts und ihres Migrationshintergrundes verspottet. Dabei hinterfragt sie leichte Lösungen, hat eine sehr gute Auffassungsgabe gepaart mit einer ausgezeichneten Kombinationsgabe.

Der Schreibstil des Autors hat mir auch super gefallen. Seine Figuren treiben die Handlung voran. Was er nicht über Rekke oder Micaela erzählen kann, lässt er in Form von Rückblenden in die Handlung einfließen. Viel Wissen erlangen wir aufgrund der genialen Einfälle, des überscharfen Blickes oder der ausgezeichneten Kombinationsgabe der Figuren.

Fazit: mich hat die spannende Politstory in Kombination mit aussagekräftigen, faszinierenden Figuren nicht mehr losgelassen. Daher kann ich das Erscheinen des zweiten Buches des tollen Ermittlerduos kaum erwarten.

Bewertung vom 04.04.2022
Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17
Almstädt, Eva

Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17


sehr gut

Konnte mich nicht vollends überzeugen

Pia Korittki ist von ihrem letzten Fall noch traumatisiert. Deshalb zieht sie sich für eine Auszeit in ein Kloster zurück. Doch schnell wird aus der erhofften Erholung immer mehr eine Ermittlung. Einer der Mönche wird ermordet aufgefunden und ein Gast ist verschwunden. Obwohl Pia sich aus den Untersuchungen heraushalten will, hat sie die Neugierde gepackt…

Seit vielen Jahren begleite ich die Kommissarin Pia Korittki schon. Ich bin mit ihr im Laufe der Zeit durch viele Höhen und Tiefen gegangen. Jeder neue Fall ist ein wenig, als würde ich sie nach langer Zeit wieder einmal besuchen und hören, wie es ihr seit dem letzten Treffen ergangen ist.

In ihrem neuen Krimi „Ostseekreuz“ lässt sich Eva Almstädt Zeit, bis die Geschichte Tempo aufnimmt. Wir lernen ausführlich die Menschen kennen, die sich im Kloster Naumar aufhalten. Auch das Klosterleben wird uns ausführlich beschrieben. Bis zum ersten Toten dauert es fast 90 Seiten. Für mich persönlich hätte dieser schon viel eher auftauchen können. Denn bis dahin fehlte mir das Tempo in der Erzählung.

Die Autorin schildert uns zwei unterschiedliche Handlungsstränge. Zum einen gibt es den bereits erwähnten Aufenthalt von Pia im Kloster. Zum anderen verfolgt ihr Partner Marten den Täter aus Pias letztem Fall. Da er persönlich betroffen ist, versucht er alles, um den Flüchtigen zu fassen zu bekommen. Dabei stößt er immer wieder auf Unverständnis bei den anderen Ermittlern, mit denen er zusammenarbeitet.

Im Mittelteil des Buches fand ich beide Erzählstränge fesselnd und spannend. Im Kloster tauchen immer mehr Fragen auf. Viele Personen geraten in meinen Fokus als Verdächtige und werden wieder gestrichen, um dann doch wieder von mir verdächtigt zu werden. Ich mag das, wenn ich miträtseln kann, wer hinter den Taten steckt und warum. Auch die Verfolgungsjagd von Marten ist streckenweise spannend. Er stöbert den Flüchtigen auf, der ihm dann wieder entwischt, jedoch schnell erneut entdeckt wird.

Doch zum Ende hin fängt die Verfolgungsjagd an, mich zu ermüden. Das Schema bleibt gleich, nur die Umgebung ändert sich. Aber zum Glück hat die Autorin ein Erbarmen mit mir und die Jagd hat ein Ende. Auch die Ereignisse im Kloster finde ich im letzten Drittel ermüdend. Doch auch hier kriegt Eva Almstädt die Kurve und führt uns in ein temporeiches Finale. Zum Schluss gibt es noch ein paar Szenen aus dem Privatleben von Pia, das in diesem Buch aufgrund des Klosteraufenthalts bisher spärlich ausgefallen ist.

Ganz überzeugen konnte mich die Autorin mit „Ostseekreuz“ nicht. Sie beherrscht ihr Handwerk mittlerweile sehr gut. Leider hat dies bei mir jedoch nicht immer zur erwünschten Spannung geführt. Der zündende Funke, damit mich das Buch nicht mehr loslässt, hat dieses Mal leider gefehlt. Nun bleibt mir nur, mich auf den nächsten Fall der Ermittlerin zu freuen.

Bewertung vom 27.03.2022
Der zweite Sohn
Peck, Loraine

Der zweite Sohn


sehr gut

Es war eine Hassliebe zwischen uns

In Liverpool, Australien, haben sich verschiedene Clans die Stadt aufgeteilt. Als der Erstgeborene von Milan, dem Oberhaupt des kroatischen Clans, erschossen wird, steht die Stadt vor einem Bandenkrieg. Denn die Kroaten sind sich sicher, als Täter kommt nur der serbische Clan in Frage. Also soll Johnny, der zweite Sohn von Milan, Rache nehmen und das serbische Clanoberhaupt erschießen. Johnny, der bisher nie töten musste, weil der Bruder ihn immer geschützt hat, ist nicht überzeugt von der Schuld der Serben. Vor allem will er keinen Bandenkrieg vom Zaun zu brechen und versucht einen Weg zu finden, um den wahren Täter zu ergründen.

Die Geschichte selbst ist spannend und ich war neugierig, wie eine moderne Mafiageschichte aussehen könnte. Besonders Johnny habe ich schnell ins Herz geschlossen. Auf Johnny wird von allen Seiten Druck ausgeübt. Sein Vater hält ihn für einen Schwächling und will ihn genau deshalb zwingen, schnell Rache an den Serben zu üben. Seine Frau wiederum verlangt von ihm, aus dem Clan auszusteigen und mit ihr und dem gemeinsamen Sohn ein neues Leben, weit weg von der Verwandtschaft, zu beginnen. Dazu kommt noch ein unbekannter Dritter, der Johnny in einem fort das Leben schwer macht. Dadurch fühlt Johnny sich ständig hin- und hergerissen zwischen seiner Verpflichtung der Familie gegenüber und der seiner Frau und dem Sohn gegenüber. Er versteht auch nicht, wer ihm zudem das Leben schwer macht und warum. Erst im Laufe der Geschichte klären sich diese Fragen für ihn und auch für mich als Leserin.

Zum Teil fand ich das Buch sehr spannend erzählt. Der Schreibstil war toll und mitreißend. Ich wollte wissen, wie Johnny aus der Situation herauskommt, ohne einen Bandenkrieg auszulösen bzw. ob ihm dies gelingt.

Doch besonders zwei Figuren haben mir das Lesen immer wieder verleidet, sodass ich mitunter gar keine Lust hatte, weiterzulesen. Da war zum einen Milan, das kroatische Clanoberhaupt. Er war ein störrischer alter Mann, der selbst nichts leistet, aber fürchterlich selbstgerecht ist. Wiederholt habe ich mir gewünscht, dass er das Zeitliche segnet, damit Johnny endlich seinen Frieden hat. Genauso erging es mir mit Johnnys Frau Amy. Statt ihren Mann zu unterstützen oder mit ihm gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, übt auch sie Druck auf ihn aus. Sie erpresst ihn, ist ebenfalls sehr selbstgerecht und nervte mich oft durch ihre Einfältigkeit. Warum Johnny sie unbedingt wiederhaben wollte, war mir ein Rätsel. An Johnny Stelle hätte ich mir alles Bargeld geschnappt, das ich habe, und hätte irgendwo ein neues Leben ohne Vater und Ehefrau angefangen.

Fazit: Die Autorin, Loraine Peck, kann spannend und fesselnd erzählen. Leider haben mich ihre Charaktere teilweise extrem genervt. Trotzdem werde ich auch ihr nächstes Buch neugierig lesen.

Bewertung vom 22.03.2022
Engel des Todes / Paul Stainer Bd.3
Ziebula, Thomas

Engel des Todes / Paul Stainer Bd.3


ausgezeichnet

Wieder ein sehr gutes Buch mit dem Ermittler Paul Stainer

Wir befinden uns wieder in Leipzig, und zwar im März 1920. In Berlin hat der Kapp-Putsch stattgefunden. Die Auswirkungen sind bis nach Leipzig zu spüren. Die Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren gegen die Putschisten und für ein demokratisches Deutschland. Mitten in diesen Unruhen treibt ein brutaler Mörder sein Unwesen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da Paul Stainer und seine Mitarbeiter kaum Spuren finden, denen sie folgen können.

Im dritten Teil um den Kriminalinspektor Paul Stainer „Engel des Todes“ von Thomas Ziebula stehen nicht die Ermittlungen im Vordergrund des Geschehens. Dafür passiert viel zu viel im persönlichen Umfeld von Paul Stainer vor einem aufregenden politischen Hintergrund. Trotzdem werden die Verbrechen sehr gut in Szene gesetzt. Wir begleiten den Täter auf seinem Rachefeldzug. Dadurch lernen wir seine Motive immer mehr kennen. Zudem wissen wir mit der Zeit, welche Personen noch auf der Liste des Mörders stehen. Das fand ich sehr gut und sehr spannend dargestellt.

Sehr gut gelungen finde ich zudem die Darstellung der historischen Ereignisse. Dem Autor gelingt es sehr gut, die verschiedenen Denkweisen der unterschiedlichen Lager zu vermitteln. Wie verhält sich das Militär in Leipzig während der Unruhen? Warum, welche Denkweise steckt dahinter? Was wollen die Royalisten? Was wünscht sich das Volk? Aus der Sicht der heutigen Zeit war ich erstaunt und schockiert, wie alltäglich der Einsatz von Waffen und die Anwendung von Gewalt für die Menschen damals waren. Viele schleppten sich mit einem Kriegstrauma durchs Leben und werden durch Unruhen und Schüsse getriggert. Es gibt jedoch auch unzählige Menschen, die sich den gerade beendeten Krieg und den Kampf zurückwünschen. Für sie bedeutet Kampf Heldentum, Ehre und Größe.

Die wiederkehrenden Figuren sind mir schon sehr ans Herz gewachsen, ganz egal, ob Paul Stainer, Mona König, Vera Sonntag, Familie Schilling und viele mehr. Dabei mag ich es besonders, wie gekonnt und scheinbar mühelos Thomas Ziebula diese Leben miteinander verflechtet und sie schnell wie eine große Gemeinschaft auf mich wirken. Zudem stellt er sie immer wieder in den Mittelpunkt der Handlung, sodass ich ihre Erlebnisse mit ihnen teilen kann. Das erhöht auf jeden Fall meinen Lesegenuss.

Fazit: Eine spannende Zeitreise, in eine politisch interessante Zeit; tolle Hauptfiguren, die ich mag und deren Entwicklung ich gerne begleite. Das Ganze ist verknüpft mit einer interessanten Kriminalhandlung, die für mich fesselnd, nachvollziehbar und schlüssig ist. Weiter so!

Bewertung vom 21.03.2022
Fluchbrecher / Legend Academy Bd.1 (2 MP3-CDs)
MacKay, Nina

Fluchbrecher / Legend Academy Bd.1 (2 MP3-CDs)


gut

Ich hatte mir mehr versprochen

Graylee verübt für ihr Leben gerne mit ihrem besten Freund Sinclair Streiche. Als ihre Schule eine neue Vertrauenslehrerin bekommt, rät diese dazu, Graylee für ein paar Monate an die Swanlake Academy zu schicken. Schweren Herzens kommen ihre Eltern dieser Empfehlung nach.

Graylee hat mir sofort sehr gut gefallen. Sie ist frech, mutig und nicht auf den Mund gefallen. Die Sprecherin Pia-Rhona Saxe ist die perfekte Besetzung zur Vertonung des Buches „Legend Academy 1 – Fluchbrecher“ von Nina MacKay. Sie hat eine angenehm dunkel tönende Stimme und entspricht genau der Stimme, die ich mir für Graylee vorgestellt habe. Sie liest diese Figur nicht nur, sie ist Graylee.

Nina MacKay lässt uns die Ereignisse der weiblichen Hauptfigur durch deren Augen und Gedanken miterleben. Leider waren die inneren Monologe von Graylee sehr ausschweifend, was für Längen gesorgt hat. Meiner Ansicht nach hätte es der Geschichte gut getan, wenn diese gekürzt worden wären und dadurch mehr Platz für Action-Szenen gewesen wäre. Das hätte dem Buch mehr Tempo verpasst und für mehr Spannung und Kurzweile gesorgt.

Die Fantasywelt, in die uns Nina MacKay mit ihrem Buch entführt, finde ich sehr gelungen. Sie hat tolle Ideen und verknüpft unterschiedliche Welten miteinander. Da sind die Nachfahren früherer Legenden, die sehr verschieden sind und tolle Fähigkeiten besitzen. Das Personal der Swanlake Academy, von Graylee Legend Academy genannt, besteht aus sprechenden Kolibris. Diese sind einfach nur süß und cool. Mit ihrer Hilfe zeigt uns die Autorin, was daraus erwachsen kann, wenn man sich nicht an überholte Regeln hält, sondern auch Außenseitern nett und freundlich begegnet, statt diese herabzuwürdigen und schlecht zu behandeln, nur weil andere es tuen. Genauso sehr habe ich die Gestaltwandler ins Herz geschlossen. Diese gelten als Feinde der Legenden. Doch Graylee geht ohne Vorurteile und aufgeschlossen auf diese zu und findet Freundschaft.
Schwieriger fand ich die Darstellung des Mobbings, welches an der Schule offenbar üblich ist. Jeder, der nicht ist, wie die anderen, wird ausgegrenzt und dient als Zielscheibe. Besonders unangenehm war für mich, dass selbst die Lehrer Teil des Problems sind. Weder unterbinden sie die Mobbingaktivitäten, noch bieten sie den Opfern Schutz. Sorry, aber das geht gar nicht. Unverständlich war für mich auch, wie man als Opfer dieses Treiben nicht unterbinden kann, wenn man doch genügend Geheimnisse einer Täterin kennt und dieser vermitteln kann, dass diese nur geschützt sind, wenn sie ihr Verhalten unterlässt.

Fazit: Tolle Idee einer Fantasywelt und einer Schule für besondere Wesen; die einzelnen Szenen wurden jedoch zu ausführlich erzählt, wodurch viel Potential verloren gegangen ist; bezaubernde Figuren, die man einfach liebhaben muss sowie gelungene Fieslinge, die hoffentlich in Band 2 noch ihre Strafe erhalten.

Bewertung vom 13.03.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


weniger gut

Ich bin einfach nur enttäuscht

Inspektor Avi Avraham und sein Team beschäftigen sich mit zwei Verbrechen. Da ist ein krankes, neugeborenes Mädchen, das in einer Tasche vor einem Krankenhaus ausgesetzt wird. Zudem verschwindet ein Mann aus einem Hotel, ohne sein Gepäck mitzunehmen und die Rechnung zu begleichen…

Zu Beginn war ich sehr angetan von dem Buch. Ich mag Kriminalromane, die in mir fremden Kulturen spielen. „Vertrauen“ von Dror Mishani ist in einem Vorort von Tel Aviv angesiedelt. Die Erzählung beginnt ruhig und lässt mir viel Raum, ein Gespür für die Stadt zu entwickeln.

Mir gefiel, wie der Inspektor Avraham seine Ermittlung zu dem verschwundenen Mann aufzieht. Er lässt sich keinen Sand ins Auge streuen, hinterfragt alles und geht jeder kleinen Spur nach. Leider nahm jedoch die Geschichte um das ausgesetzte Baby viel mehr Raum in dem Buch ein. Hier hatte ich von Anfang an Schwierigkeiten mit der Verdächtigen Liora. Ihre Gedanken waren stets negativ, misstrauisch und verschlagen. Meine Abneigung ihr gegenüber verfestigte sich immer mehr, so dass ich diesen Handlungsstrang nicht mehr weiterverfolgen wollte. Weitergelesen habe ich dann nur noch, weil ich wissen wollte, was der Inspektor bzgl. des vermissten Mannes herausfindet.

Doch je weiter das Buch voranschritt, desto enttäuschter wurde ich. Die Geschichte mit dem Vermissten dümpelte vor sich hin, kam gefühlt überhaupt nicht vorwärts. Und auch am Ende des Buches war ich mit der Auflösung nicht sonderlich zufrieden. Zuviele Fragen sind nicht beantwortet worden. Das Ende der Erzählung mit dem Baby habe ich ebenfalls als sehr unbefriedigend empfunden. Nach wie vor ist mir der Sinn und Zweck dieser Geschichte nicht klar. Eine Aufklärung kann ich nicht erkennen. Gestreute Hinweise werden nicht aufgelöst.

Fazit: Dieses Buch war eine einzige Enttäuschung für mich. So sehr habe ich gehofft, hier einen neuen Autor zu entdecken, dessen Kriminalromane ich sehnsüchtig erwarte. Bekommen habe ich ein Werk, durch das ich mich oft einfach hindurchgequält habe. Sehr schade!