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katikatharinenhof

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Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2024
Sisi - Es lebe die Freiheit
Freudenberg, Sandra

Sisi - Es lebe die Freiheit


ausgezeichnet

Draussen ist Freiheit (Tanz der Vampire)

Es ist noch gar nicht so lange her, dass zu Weihnachten die berühmte Sissi-Trilogie wider tausende von begeisterten Fans vor den TV-Bildschirmen versammelt hat. Aber das romantisch-verklärte Bild aus den Kinofilmen spiegelt nicht ansatzweise die Seele und Wünsche wieder, in im Herzen der Kaisern von Österreich wohnen.

Sandra Freudenberg hat sich gemeinsam mit Andy Dauer auf den Weg gemacht, um eben jene Wege zu beschreiben, die Sisi einst gegangen ist. Wege, die Freiheit bedeuten und die Schönheit der Natur in ihrer ganze Pracht zugänglich machen. Die Texte sind dankenswerterweise fernab jeglichem Kitsch, sondern Freudenberg zeigt, dass die Kaiserin im Gleichklang von Respekt für Natur und Umwelt einen Weg zur inneren Ausgeglichenheit und Stärke gefunden hat. Mit jedem Schritt, den sie Richtung Gipfel geht, gibt sie die höfischen Zwänge an den unebenen Grund ab, läuft sich frei und sprengt die Ketten des gesellschaftlichen Korsetts, in das sie durch die höfische Gepflogenheiten gezwängt wird.

Auch wird Freudenberg nicht müde, die von der Biografin Hamann aufgedeckten vermeintlichen Spleens in gefestigte Charakterzüge umzuwandeln, um die Kaiserin von Österreich als naturverbundene und leidenschaftliche Frau darzustellen. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille und die Autorin beweist, dass es auf die Sichtweisen ankommt, wie eine Person - in diesem Fall Sisi - wahrgenommen wird.

Die Texte sind mitreißend und einnehmend geschrieben und Leser:innen, die einen Hauch von Bergweh verspüren, die Berge und das Wandern lieben, werden sich sehr gut in Sisi hineinversetzen können. Die Fotos von Andy Dauer ermöglichen zum einen eine visuelle Zeitreise, um Sisi an den Originalschauplätzen nahe zu sein, um zum anderen die Brücke ins Hier und Jetzt zu schlagen, um auf die immer noch währende Schönheit der Natur aufmerksam zu machen.

Eine mehr als gelungene Mischung aus Biografie, Wanderführer und Bergerlebnissen, die nicht nur für Sisi-Fans empfehlenswert ist

Bewertung vom 04.01.2024
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


ausgezeichnet

Das Leben ist nie etwas, es ist nur die Gelegenheit zu einem Etwas (Friedrich Hebbel)

Clover begleitet Menschen - nicht durchs Leben, sondern auf ihrem letzten Weg. Als Sterbebegleiterin ist sie Halt und Stütze, Lichtblick und Trösterin zugleich. Damit die Sterbenden die letzten Schritte nicht alleine gehen müssen, gibt ihnen Clover die Gelegenheit, um zusammen zu schweigen, miteinander zu reden und noch ein paar letzte Worte zu finden, die unbedingt noch gesagt werden wollen. Doch nach all diesem einfühlsamen und intensiven Momenten is Clover alleine, ja fast schon einsam. Als Sylvie ihre neue Nachbarin wird, steht Clovers Leben plötzlich Kopf, denn Sylvie bringt Farbe und Aufregung in den Alltag....


Es gibt Bücher, die schleichen sich ganz leise in die Herzen der Leser:innen und nisten sich dort ein, um noch lange nachzuwirken. Mikki Brammer schafft es mit ihrem einfühlsamen und seelenvollen Schreibstil, ein Tabuthema gefühlvoll zu vermitteln und über die Zeit des Lassens zu erzählen: Zulassen, Weglassen und Loslassen.

Sterbebegleitung ist nämlich für Clover die einzige Möglichkeit, ihre Schuldgefühle regelrecht zu verdrängen, mit dem Tod des geliebten Großvaters nicht wirklich abschließen zu müssen. Vielmehr versteckt sie sich hinter ihrer emotionalen Aufgabe und schottet sich weitestgehend von der Außenwelt ab. Dass sie dadurch ihr eigenes Leben verpasst, nimmt sie billigend in Kauf.

Brammer hat einen sehr einnehmenden Schreibstil und dadurch gelingt es ihr, Clover trotz aller Unnahbarkeit, die sie ausstrahlt, zugänglich zu machen. Jede/r Leser:in ist im Verlauf des eigenen Lebens nämlich schon einmal mit dem Verlust eines geliebten Menschen konfrontiert worden und kennt daher die Gefühle, die im Trauerprozess entstehen, sehr gut.

Der Roman ist leise und ruhig, fließt jedoch stetig und nimmt so die Leserschaft mit auf ein ganz besonderes Abenteuer, das sich Leben nennt. Die Entwicklung von Clover mitzuerleben, tut unglaublich gut. Menschen, die ihr scheinbar zufällig begegnen, werden zu Wegweisern und Lichtpunkten in ihrem eigenen Leben und richten sie auf, damit sie aus ihrer Lethargie erwacht und Hunger auf das Leben bekommt.

Ein Buch, das von Melancholie und Erinnerungen lebt, von Optimismus und Freude am Leben handelt und letztendlich zeigt, dass ein Abschied auch immer die Chance für einen Neuanfang birgt.

Bewertung vom 03.01.2024
Das Flüstern der Gezeiten / Der Milchhof Bd.2
Kölpin, Regine

Das Flüstern der Gezeiten / Der Milchhof Bd.2


sehr gut

„Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant“ (Hoffmann von Fallersleben)

Auch wenn der Krieg seit zwei Jahren beendet ist, so geht es doch nicht wirklich aufwärts für den Milchhof. Die Inflation bremst das Wirtschaftswachstum immer weiter aus und zwingt Lina und Alea fast in die Knie. Lina steht erneut vor schweren Entscheidungen, die zwischen Herz und Kopf zu treffen sind. Das Herz schreit nein, aber der Verstand ruft sie dazu auf, eine Ehe einzugehen, die sie nicht will, aber dennoch für den Milchhof durchziehen muss. Der politische Wind hat sich ganz deutlich gedreht und weht die verqueren Ideen eines einzelnen Fantrasten mitsamt seinen glühenden Fans an die Küste. Die Lage spitzt sich immer weiter zu...

Mit "Flüstern der Gezeiten" legt Regine Kölpin den zweiten Band ihrer Milchhof-Reihe ihren Leser:innen ans Herz. Es sind Schicksalsschläge, die immer wieder den Milchhof an der Nordseeküste heimsuchen und Lina zum Handeln zwingen. Statt in Ruhe und Frieden zu leben, werden die Ausmaße der Inflation immer deutlicher und machen auch vor dem Milchhof nicht Halt.

Auch wenn Kölpin sich bemüht, viele Situationen recht spannend zu gestalten, sind viele Abläufe schon im Vorfeld zu erahnen und keineswegs überraschend. Allerdings lässt das Lina als "Schwarze Witwe" in einem eher ungünstigen Licht erscheinen, denn sie hat mittlerweile schon zwei Ehemänner überlebt. Der Hang zur Dramatik ist ganz ok, aber gerade die Folgen aus der Nachlassregelung erscheinen doch sehr dick aufgetragen.

Lina findet dennoch mit Derk ihr großes Glück und daran kann zunächst auch der braune Sumpf nichts ändern. Doch die völkischen Ideologien schwappen wie eine Sturmflut über den Deich und nisten sich in den Köpfen der Menschen vor Ort ein. Es gibt ein Wiedersehen mit Otto, das aber auch anders ausfällt, als sich Derk zunächst erhofft hat.

Kölpin gestaltet mit ihrem sehr flüssigen und bildhaften Schreibstil einen angenehmen Leserahmen, der immer wieder Platz macht für die Ereignisse bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die Erzählung im Zeitraffer wirkt manchmal etwas zu gestrafft, vieles wird ausgelassen und im Verlauf der Handlung als von den Leser:innen verstanden vorausgesetzt.

Im letzten Drittel zieht die Autorin die Zügel kräftig an, schüttet Leid und Elend über dem Milchhof und seinen Bewohner:innen aus und macht deutlich, wie lang der Arm der Nazischergen tatsächlich ist. Mir fehlt ein wenig die Möglichkeit, gemeinsam mit Lina und Derk zu altern, um ihre Gefühls- & Gedankenwelt komplett nachvollziehen und ihre Entwicklung miterleben zu können. Fakt ist aber, das Band zwei um ein Vielfaches mitreißender und aufwühlender geschrieben ist, als der Reihenstart.

Es gelingt Kölpin, ihre Leser:innen erneut auf Zeitreise zu schicken und den Wandel am, im und um den Milchhof bildlich vor sich zu sehen. Ein eindrückliches Buch, das mit seiner Thematik aktueller denn je ist.

Bewertung vom 31.12.2023
Yoga Town
Speck, Daniel

Yoga Town


ausgezeichnet

Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist - Jean Paul

Lucy hat einen Weg für sich gefunden, um im Einklang mit sich und ihrem Leben zu sein- Yoga heißt das Zaubert, das nicht nur sie erdet, sondern auch ihre Kursteilnehmer:innen. Aber irgendetwas stimmt nicht, denn Lucy war noch nie in Indien. Kann sie wirklich die Inhalte so vermitteln ? Ihr komplettes Leben wird auf den Kopf gestellt, als Mutter Corinna plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist. Lucy und ihr Vater Lou begeben sich auf Spurensuche. Dabei Lucy ahnt nicht, dass diese Reise ihr Leben für immer nachhaltig verändern wird...


Gib Daniel Speck Tinte und Papier und es entsteht daraus garantiert ein Bestseller. Speck ist ein Wortakrobat, der mit seinen Geschichten auf Menschenfang geht, um intensive Lebensreisen zu ermöglichen, die unter die Haut gehen. Mit "Yoga Town" gelingt ihm eine Zeitreise im Hippie-Bus der ganz besonderen Art und er entführt nicht nur nach Indien, sondern lässt den Zeitgeist und die Musik der späten 1960er Jahre durch die Seiten wehen.

Die Songs der Beatles vom weißen Album nisten sich als Ohrwürmer ein und bilden so eine fantastische Playlist, die die Lesenden regelrecht auf den Schwingen der Musik durch die Seiten trägt. Lucy muss nach und nach erkennen, dass ihre Eltern Geheimnisse haben und ihr eigentlich fremd sind. Und wenn wir ehrlich sind, wie gut kennen wir selbst unsere Eltern und ihre Vergangenheit?

Genau hier setzt Speck an und zeigt, dass hinter einer elterlichen Beziehung auch immer die Geschichte eines Paares steckt, das sich zufällig begegnet und dann beschließt, den Lebensweg gemeinsam zu gehen. Dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, ist nur allzu menschlich und so taucht Lucy immer tiefer in die Vergangenheit ein, lernt ihre Eltern besser kennen und somit letztendlich auch sich selbst.

Ein Buch, das so bunt und abwechslungsreich ist wie das Leben in den 60ern des letzten Jahrhunderts, voller "Love and Peace" steckt und auch den sehr lockeren Umgang mit psychedelischen und synthetischen Stoffen unter die Lupe nimmt.. Eine Geschichte mit vielen Emotionen, die den ein oder anderen wehmütigen Moment beinhaltet und trotzdem voller Lebensfreude steckt.

Viele Aussagen der Figuren gehen ins Herze, stimmen nachdenklich und richten den Blick auf die eigene Familiengeschichte, die vielleicht auch das ein oder andere Geheimnis verbirgt. Speck beweist wieder einmal, dass das Leben die interessantesten Geschichten schreibt und gibt seinen charismatischen und starken Figuren einen sehr lebhaften Rahmen, um ihr Herz und ihren Geist zu öffnen.

Grandios erzählt, mit Herz und Hirn versehen und mit ganz vielen tollen Songs bestückt, wird auch dieser Roman zu einem echten Pageturner ! Ganz großes Kino!

Bewertung vom 30.12.2023
Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber
Schulz, Rebecca

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber


gut

Manchmal muss es eben Meer sein...

Marie kennt sich mit Problemen in der Ehe sehr gut aus, ist es doch ihre Aufgabe als Paartherapeutin, fremden Paaren zuzuhören und ihnen einen Weg aus der Beziehungssackgasse aufzuzeigen. Nie und nimmer hätte sie es sich träumen lassen, dass sie einmal selbst in einer verzwickten Lage steckt. Statt den Hochzeitstag mit ihrem Mann gebührend zu feiern, sieht sie ihn in einer doch sehr eindeutigen Situation mit seiner Assistentin. Da hilft nur eins...die Flucht nach vorn und die heißt Fehmarn. Zwischen alten Heimatgefühlen, Alpakas und ganz vielen Feriengästen versucht Marie den Kopf frei zu bekommen, aber das ist nicht ganz so einfach....


Fehmarn ist mir auch im Winterkleid vertraut und gerade dieser besondere Anblick, wenn der Strand mit Eiskristallen überzogen ist und die Wellen in der Wintersonne glitzern, verzaubert noch mehr, macht das Herz weit und Kopf und Seele frei. Marie empfinde ich als eher übergriffige Persönlichkeit, die mit ihrem Esotherikgedöns und dem ganzen dazugehörigen Schnickschnack eher fehlplatziert wirkt. Auch ist sie in meinen Augen ganz schön unreif für eine Frau, die mit Mitte vierzig eigentlich geerdet und mit beiden Beinen fest im Leben stehen sollte.

Ihr Verhalten ist mitunter recht kindisch, aber gut, so ist sie nun mal und sie jetzt noch zu ändern würde nichts bringen. Der Ferienhof an der Steilküste von Katharinenhof wirkt heimelig, wenn auch ein wenig aus der Zeit gefallen. Zimmer ohne Dusche und WC im 21. Jahrhundert, Gemeinschaftsbad auf der Etage und auch sonst die ein oder andere fehlende Annehmlichkeit lassen eher den Eindruck entstehen, dass sich auf dem Anwesen seit Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts nicht mehr viel getan hat.So rückständig, wie das Bild dargestellt wird, ist Katharinenhof nun wirklich nicht.

Mir kommen die Passagen mit den Alpakas einfach viel zu kurz, denn sie sind eher nur niedliches Beiwerk in der Geschichte. Auch vermisse ich mehr Inselglanz, Dünenflüstern und das "im Meer mehr"-Feeling, das die ganz besondere Schönheit der Insel im Winter und gerade zu Weihnachten wie im Märchen erscheinen lässt.

Das Liebeskarussell dreht sich munter, ein paar abgegriffene Klischees werden aus der Mottenkiste hervorgeholt und zu einer netten Story verarbeitet. Opa und Oma Moormann sind aber eindeutig die heimlichen Stars des Romans, denn sie sind nicht nur echte Insel-Originale, sondern sie dazu noch liebenswert, authentisch und herzig.

Die Geschichte liest sich, trotz einiger Fehler in der Rechtschreibung, ganz flott von der Hand weg, hinterlässt aber leider keinen bleibenden Eindruck. Daher neutrale 3 Sternchen

Bewertung vom 29.12.2023
Aktiv sterben
Lüdicke, Paul

Aktiv sterben


sehr gut

Unterhaltsame Krimikomödie

Nomen est Omen- aber doch nicht im kleinen Städtchen Galgen. Dort geht es lauschig und gemütlich zu und wenn demnächst auch noch Kurgäste kommen, ist die Erholung perfekt. Doch es scheint jemand etwas gegen die idyllische Ruhe zu haben, denn ausgerechnet im Kühlhaus vom Hotel Waldfrieden macht es sich eine Leiche bequem. Das Aus des Hotel scheint vorprogrammiert, gäbe es da nicht die Angestellten, die kräftig ihre Nasen in Angelegenheiten stecken, die sie normalerweise nichts angehen...


Wenn sich ein Buch selbst nicht so ganz ernst nimmt und der Autor mehr Augenzwinkern statt Tinte verbraucht, dann ist es Zeit für den großen Auftritt des Hotels Waldfrieden. Der recht plüschige Mikrokosmos ist Dreh- & Angelpunkt von Bösewichten, heimlichen Affären, die gar nicht mehr so heimlich sind und liebenswerten Charakteren, die ein wenig Krimiluft schnuppern wollen.

Das Hotel ist in die Jahre gekommen, hat trotz Renovierung nicht wirklich zahlungskräftige Gäste anlocken können und trotzdem gibt es etwas, das es aufweisen kann - nämlich Menschen mit Herz, die für die wenigen Gäste da sind, um ihnen den Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten.

Lüdicke gelingt es, den Hotelbetrieb mit all seinen Abläufen sehr gut zu schildern und auch mal Türen zu öffnen, die uns sonst verborgen bleiben. Es ist, als habe er einen magischen Schlüssel, der gemeinsam mit den doch sehr unkonventionellen Ermittlungsmethoden der Angestellten das Krimi-Genre und den Humor einfließen lässt.

Es gibt zwar keine großartigen Aufreger, aber die braucht es auch nicht unbedingt, denn der Roman weiß gut zu unterhalten und trotzdem das ein oder andere Rätsel zu verstecken, das es zu enttarnen gilt. Eine gelungene Mischung aus Cosy-Crime und Komödie, Ermittlungsarbeit und möglichen Täter:innen, die für ordentlich Wirbel zwischen den Türen des Hotels sorgen.

Kurzweilig zu lesen und für einen verregneten grauen Nachmittag genau die richtige Lektüre.

Bewertung vom 27.12.2023
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


weniger gut

Kann man lesen, muss man aber nicht

Ist es ein Ritualmord oder steckt doch mehr dahinter ? Sander und von Bodenstein werden zur Leiche einer 16jährigen gerufen, die hinter einem Marienaltar abgelegt wurde. Die ersten Zeichen deuten darauf hin, dass der Mörder ein abgelehnter Asylbewerber sein könnte. Aber ist die Lösung wirklich so einfach ? Das Konstrukt droht zu zerfallen, als ein mit Bisswunden übersäter Mann auf einer Landstraße gefunden wird. Hängen die beiden Taten zusammen ? Wenn ja, wie ?

Bisher habe ich noch keinen Kriminalroman von Nele Neuhaus gelesen und immer wieder zu hören bekommen, dass mir definitiv etwas entgangen ist. Also habe ich mit Band 11 diese Leselücke schließen wollen. Zugegeben, mit 1234 Seiten ist dieser Wälzer schon eher als episch zu bezeichnen und weckt mit seinem Titel Erwartungen.

Aber schon ganz bald stellt sich heraus, dass ich den Hype um die Autorin nicht teile und schon gar nicht die vielen positiven Meinungen, mit denen dieses Buch überschüttet wird. Neuhaus verliert sich in Schilderungen von Nichtigkeiten, die nichts, aber auch wirklich gar nichts zum Verlauf der Handlung, geschweige denn zur Auflösung der Taten beitragen.

Vielmehr schmückt sie mit leeren Phrasen die Seiten, um einen Fall zu konstruieren, der recht häufig Stolpersteine in der Logik vorweist und dann auch noch mit Fehlern in der Rechtschreibung und Interpunktion aufwartet. Manchmal fehlen ganze Wörter, sodass ich den Satz mehrmals lesen muss, damit sich mir der Sinn erschließt.

Die Thematik scheint auch gerade sehr "in" zu sein, obwohl sie sich hier und da politisch nicht ganz so einwandfrei auf den Seiten wiedergibt. Ich bin nach gut 450 Seiten dazu übergegangen, quer zu lesen, um zum Ende zu gelangen. Meinen Krimiausflug in den Taunus habe ich mir irgendwie fesselnder, mitreißender vorgestellt.

Erkenntnis des Tages: Nicht alles, was gehyped wird muss man auch wirklich lesen

Bewertung vom 27.12.2023
Am Ende des Seils
Zimmermann, Birgit

Am Ende des Seils


sehr gut

Bergsteigen ist mehr als Sport. Es ist eine Leidenschaft. (Herrmann Buhl)

Hedis Herz schlägt für die Berge gemeinsam mit ihren Freunden hat sich bereits viele Gipfel erklommen. Als bekannt wird, dass eine französische Seilschaft den Eiger besteigen will, um dafür die olympische Goldmedaille zu erhalten, ist ihr Ehrgeiz angestachelt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Doch der Berg hat seine eigenen Gesetze und auch der politische Wind dreht sich immer mehr in eine andere Richtung und fordert seinen Tribut...


"Am Ende des Seils" ist ein Bergepos, das von der starken weiblichen Figur Hedi getragen wird. Ihr unerschütterlichen Wille, die Eigernordwand gemeinsam mit den Freunden zu besteigen, hält so manchen Zweifelnden den Spiegel vor, ob nicht doch eine Frau die besonnenere Bergsteigerin ist.

Auch die sonst so heile Bergwelt in Oberbayern wird immer mehr vom braunen Gedankengut heimgesucht und so zeichnet Birgit Zimmermann ein sehr authentisches Bild vom Sommer 1936, in dem sich nach und nach die völkischen Ideologien eines einzelnen Phantasten festsetzen. Es ist der sehr mitreißenden Schreibweise der Autorin zu verdanken, dass sich die Lesenden direkt in Hedis Gefühls- & Gedankenwelt hineinversetzen können, im ihre Bergliebe nachvollziehen zu können. Das Adrenalin pumpt durch die Adern, genauso der Schmerz und der Schrecken, wenn die Katastrophe am Berg ihren Lauf nimmt.

Zimmermann nimmt ihre Leser:innen mit auf diese anstrengende Tour und fordert von ihnen gefühlsmäßig einiges ab. Leider driftet die Handlung aber nach und nach immer mehr in eine kitschige Schmonzette vor imposanter Alpenkulisse ab, die doch sehr dick aufgetragen und gerade zum Ende hin sehr unglaubwürdig erscheint. Hier drückt sie auf die Tränendrüse und holt alles aus der Klischeekiste heraus, was es in diesem Genre zu finden gibt. Große Gefühle, ein munteres Bäumchen-wechsel-dich in der Partnerwahl seitens Hedi und ein allzu offen zur Schau getragenes Geheimnis, das sich aufmerksamen Lesenden schon recht früh offenbart.

Das Bergsteigen an und für sich rückt viel zu sehr in den Hintergrund, spielt eine eher untergeordnete Rolle. Gerade die Szenen am Eiger hätte ich mir intensiver gewünscht, sind sie doch Titel gebend und führen vor Augen, wie sehr eine Seilschaft auf gegenseitiges Vertrauen, Halt und die überlebenswichtige Verbindung angewiesen ist.

Die schmale Gratwanderung zwischen Abenteuer, politischer Zeitenwende und Romanze ist nur bedingt geglückt, sodass ich leider nur 3,5 Sternchen vergeben kann.

Bewertung vom 25.12.2023
Früher war alles leichter. Auch ich!

Früher war alles leichter. Auch ich!


schlecht

Nicht mein Humor

Zugegeben, das Cover hat schon etwas Witziges und Ironisches an sich. Aber der Inhalt ist jetzt überhaupt nicht mein Ding - Witze, die uralt und verstaubt sind, auf Kosten von Menschen mit Übergewicht gehen und Bodyshaming beinhalten kann und will ich nicht für gut heißen. Manche Ausführungen sind so heftig unterhalb der Gürtellinie angesiedelt, dass sich mir die Frage stellt, wo da der Witz versteckt ist.

Es sind teilweise echte verbale Entgleisungen, die weder spitzzüngig, noch besonders humorvoll präsentiert werden, sondern Menschen mit einer gewissen Körperfülle noch an den Pranger stellen.

Meine Art von Humor ist es definitiv nicht und ich gehe wahrlich nicht zum Lachen in den Keller

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.12.2023
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Nemcova, Bozena

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel


schlecht

Lieblose Zusammenstellung nimmt dem Märchen den Zauber

Weihnachten ohne "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist undenkbar und so ist es nicht verwunderlich, dass diese wunderschöne Märchen seit nun mehr 50 Jahren ganze Generationen verzaubert. Das vorliegende Buch wirbt damit, dass es mit den Original Filmbildern bestückt ist und so die Magie des Films in transportiert und die wunderschöne Filmmelodie in Dauerschleife im Ohr präsent ist.

Doch statt einer handwerklich sehr guten Arbeit, die den Kultfilm würdigt, erhalte ich eine doch sehr willkürlich zusammengestellte Aneinanderreihung von Filmbildern, die mit einem lieblosen Text zu einer Art Kurzzusammenfassung zwischen zwei Buchdeckeln präsentiert werden. Die Texte lassen sich nicht wirklich gut lesen, sind eher belanglos und lassen genau das Vermissen, wofür das Märchen steht: Das Necken und Flirten, Lachen und Träumen und das Mitfiebern, ob am Ende der große Traum von Aschenbrödel in Erfüllung geht.

Das Märchen wird regelrecht entzaubert, die Magie löst sich in Luft auf und selbst die humorigen Schlagabtausche finden keinen Einzug in dieses Buch. Ich kann die vielen begeisterten Stimmen einfach nicht nachvollziehen, denn eine Hommage an die wohl schönste Liebesgeschichte im Winterkleid ist dieses Buch leider nicht.