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Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 901 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2024
Schwere Entscheidungen / Blankenese - Zwei Familien Bd.2 (eBook, ePUB)
Grünig, Michaela

Schwere Entscheidungen / Blankenese - Zwei Familien Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im zweiten Teil der Familien-Saga rund um die Casparius und die Jacobson befinden wird uns in den Jahren 1939 bis 1949, also kurz vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Charlotte und Max Casparius werden wie Kurt Jacobson auf Grund ihrer jüdischen Wurzeln mit einem der Kindertransporte nach England geschickt. Sonja Casparius weigert sich die Reederei und die Mutter zu verlassen, nachdem schon der Vater untergetaucht ist. Kurt muss seine Jugendliebe Fanni zurücklassen, die als Kinderkrankenschwester mit Otto Casparius in der Kinderklinik zusammenarbeitet.

Wie der Untertitel schon andeutet, sind im Laufe der Zeit weitere schwere Entscheidungen zu treffen. Um die Reederei für die Familie vor der Enteignung zu schützen, muss Sonja die Ehe mit einem hochrangien Nazi eingehen, obwohl ihr Herz für einen französischen Zwangsarbeiter schlägt.

Kurt und Max kommen zunächst bei einem schrulligen Adeligen unter, der sich als Freund der Nazis entpuppt. Nach dem Bombardement Londons, werden die Kurt und Max getrennt und Kurt landet mit falscher Identität bei der Royal Air Force und wird Pilot, immer in Sorge, dass sein Betrug auffliegt. Nicht nur der Befehl, an Luftangriffen gegen Hamburg teilzunehmen, belastet sein Gewissen.

Und das Gewissen ist es auch, das Otto Casparius veranlasst, den Dient in der Kinderklinik zu quittieren und eine eigene Praxis zu eröffnen, in die ihm Sonja folgt. Doch den unmenschlichen Gesetzen des NS-Regimes entkommt er auch dort nicht. Zum einem muss er der Partei beitreten, um überhaupt praktizieren zu können und zum anderen muss er augenscheinlich behinderte Kinder in die Sonderkrankenanstalten überweisen, was ihm nach Kriegsende beim Entnazifizierungsverfahren in größte Schwierigkeiten bringen wird. Dass er heimlich jüdische Familien behandelt hat, wird ihm nichts nützen, da es dafür keine Zeugen mehr gibt.

Meine Meinung:

Der zweite Teil der Familien-Saga zeigt deutlich die Entwicklung, die die einzelnen Familienmitglieder durchmachen. Sonja und Kurt sind davon am stärksten betroffen. Aus dem verwöhnten Töchterl wird eine einfallsreiche Unternehmerin, die sich auch gegen so manche Heimtücke der Nazis zu wehren weiß. Auch Kurt verwandelt sich zu einem festen Charakter. Seine lange unerwiderte Liebe zur älteren Fanni wirkt auf mich wie ein Anker in seinem Leben. Sein schlechtes Gewissen als Pilot der RAF Bombenangriffe gegen die deutsche Zivilbevölkerung geflogen zu sein, kompensiert er mit seinem unentwegten, nicht ungefährlichen Einsatz während der Blockade Berlins durch die russischen Armee.

Das Thema Entnazifizierung, bei dem es sich die Bonzen abermals richten konnten und nahezu straffrei und als „nicht“ oder nur „minder belastet“ fröhlich ihren unsauberen Machenschaften weiter folgen konnten, während andere, wie zum Beispiel Otto, teilweise mit Berufsverbot belegt worden sind, ist sehr gut in das Geschehen eingeflochten. Dass Otto sich dann von den westlichen Siegermächten abwendet und sich von der russischen Propganda einlullen lässt, und nach Ostberlin übersiedelt, bietet Stoff für eine dritten Teil. Noch weiß er nicht, dass er eine Diktatur gegen eine andere eintauscht - dabei will er nur ein guter Kinderarzt sein.

Sehr gut sind die Gewissenskonflikte der jungen Menschen dargestellt. Die historischen Hintergründe sind, wie schon in den anderen Büchern von Michaela Grünig, penibel recherchiert.

Geschickt und gekonnt sind die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft. Die Familienmitglieder müssen mit Verlusten fertig werden, dürfen aber auf eine positive Zukunft hoffen. Und wir Leser auf einen dritten Band.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und gekonnt erzähltem zweiten Teil der Familien-Saga rund um die Hamburger Familien Casparius und Jacobson 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.04.2024
Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2
Storm, Bente

Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2


sehr gut

Agatha Christensen von der Wasserpolizei Cuxhaven hat mit ihrem Kollegen Ingmar Dienst getauscht, um an einer Feier teilzunehmen. An sich keine große Sache, doch Ingmar wird im Dienst angeschossen und schwer verletzt. Hat der Schuss ihm gegolten? Oder doch Agatha?

Noch bevor die Ermittlungen noch so richtig in Gang kommen, entdeckt Agathas Vater beim Gassi-Gehen mit dem Hund die Leiche einer jungen Frau. Mord oder Selbstmord ist hier die Frage? Kann es sein, dass die beiden Fälle zusammenhängen?

Wie schon im ersten Fall beginnt Agatha, sehr zum Leidwesen von Kriminalkommissar Victor Carvalho eigenständig Nachforschungen anzustellen. Dabei kommen einige Ungereimtheiten heraus, die auf einen bestechlichen Wasserpolizisten hindeuten, der es mit der Kontrolle der Schiffe nicht ganz so genau genommen hat.

Was wird Agatha mit ihrem neu erworbenen Wissen anfangen?

Meine Meinung:

Dies ist der zweite Krimi des Autoren-Duos Anja Goerz und Eric Niemann. Der erste Fall „Windstärke Tod“ liegt auf irgendeinem Stapel ungelesener Bücher. Wieso eigentlich? Nun, für diesen Fall hier ist die Vorkenntnisse aus dem ersten Fall nicht zwingend notwendig.

Cuxhaven kenne ich von einem Ausflug. Das Museum „Windstärke 10“ hat mir sehr gut gefallen. Mit der WaPo haben wir nichts zu tun gehabt, sodass mir deren Aufgaben (vor allem als Wiener Landratte) nicht so geläufig sind. Diese Bildungslücke habe ich nun ein wenig geschlossen.

Der Krimi ist komplex. Es gibt zunächst wenig Anhaltspunkte, dafür zahlreiche Hypothesen. In einer so kleinen Stadt wie Cuxhaven, in der jeder jeden kennt und häufig auch verwandt ist, ist es nicht einfach zu ermitteln. Nicht alle halten sich sklavisch an die Buchstaben des Gesetzes wie Victor. Hier und da werden dei Paragrafen großzügig ausgelegt.

Der Krimi fällt durch zahlreiche unerwartete Wendungen auf. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen.

Fazit:

Ein solider Krimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 07.04.2024
Wiener Zuckerl
Loibelsberger, Gerhard

Wiener Zuckerl


ausgezeichnet

Bunt wie die Zuckerl im Glas auf dem Cover sind die Geschichten, die uns Gerhard Loibelsberger in seinem neuen Buch erzählt,

Die Geschichten sind in Kategorien zusammengefasst:

Geschichten aus dem alten Wien
Geschichten aus dem neuen Wien
Geschichten aus Österreich

In ersten Teil dürfen wir mit Oberinspector Joseph Maria Nechyba über den Naschmarkt flanieren und treffen dort alte Bekannte wie den Planetenverkäufer mitsamt seinem Papagei und so manche andere Gestalt aus dem Nechyba-Universum.

Über die Geschichte aus dem neuen Wien mit Vizeleutnant Haas in der Wiener Karlskaserne musste ich herzlich lachen. Mein Mann ist 1986, nach seinem Studium, in eben diese Kaserne eingerückt. An den „Klanen mit der roten Birn, der im Kasernenhof laut und schroff herum gebrüllt hat“, kann er sich nicht (mehr) erinnern. Wohl aber daran, dass die ganze Kompanie die Tramway-Schienen auf der Erzherzog-Karl-Straße ausschaufeln musste, war doch der Jänner 1986 einer der letzten schneereichen Winter. Auf die Soldaten des Bundesheeres ist immer Verlass, auf den Winter weniger.

Im dritten Teil, der sich erfundenen oder tatsächlichen Verbrechen widmet, lugen wir über den Tellerrand Wiens hinaus. Ob in Röschitz, Venedig oder der Steiermark - das Verbrechen schläft nie. Und diesmal darf ich einem Berufskollegen begegnen: dem Geometer Aloysius Kranewetter, der das Verschwinden seines Gehilfen beklagt.

Diese heiter morbiden Geschichten und G’schichtln lese ich immer wieder gerne. Sie sind vielfältig und zeigen, dass die „gute alte Zeit“ nur alt aber nicht gut war.

Das „Wiener Zuckerl“ ist eine Schöpfung der Heller Zuckerlfabrik, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die halbe Welt mit köstlichen Süßigkeiten versorgt hat. Ein längliches Zuckerl, das mit einer Fruchtmasse in verschiedenen Geschmacksrichtungen gefüllt ist. Ja, IST - denn es gibt sie noch oder wieder, diese blau-weißen Zuckerl, die wie Schiffe daherkommen. Die muss man, entgegen anderer saurer Drops, zerbeißen, um an ihren Inhalt zu gelangen. Zerbeißen muss man Gerhard Loibelsbergers Buch nicht, es wäre schade drum, sondern lesen.

Fazit:

Das Buch ist wie ein Sackerl Zuckerl - ich kann nicht damit aufhören, bis es leer, respektive alle Geschichten gelesen sind. Gerne gebe ich dieser Wiener Köstlichkeit 5 Sterne.

Bewertung vom 07.04.2024
REMIND Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst
Diewald, Yvonne

REMIND Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst


ausgezeichnet

Dieses Buch habe ich mit großem Interesse gelesen!

Die Neurowissenschaftlerin Yvonne Diewald beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Gehirn, seinen Funktionen und seiner Lernfähigkeit. Ausschlaggebend dafür war der persönliche Schicksalsschlag rund um ihren zu früh geborenen Sohn, dem die Ärzte wenig Chancen auf kognitive Lernfähigkeit gegeben haben.

In diesem klar strukturierten Buch erfahren wir in fünf Abschnitten, die noch in weitere Kapitel geteilt sind, was das Gehirn so alles zu leisten vermag.

Teil 1: Was ist neuronale Programmierung
Teil 2: Wie unser Gehirn tickt und neuronale Programme erstellt
Teil 3: REMIND - Die Musterlösung für dein Problem
Teil 4: Bedienungsanleitung für dein Gehirn
Teil 5: Anhang

Diese „Bedienungsanleitung“ für das menschliche Gehirn ist sehr gut strukturiert und übersichtlich aufgebaut. Neben theoretischem Input wie Wissenswertes über die Gehirnfunktionen per se, bietet Yvonne Diewald gleich Übungen an, die das zuvor Gelesene auch praktisch anwendbar machen.

Sehr gut gefällt mir, dass das menschliche Gehirn mit einem Computer verglichen wird, den man programmieren kan.

Da ich mich schon mit ähnlichen Themen wie NLP beschäftigt habe, ist es mir leicht gefallen, die Thesen von Yvonne Diewald zu verstehen. Diejenigen Leser, die zum ersten Mal mit diesem Thema und den komplexen Gehirnstrukturen in Kontakt kommen, müssen aufmerksam an dieses Buch heran gehen. l

Fazit:

Gerne gebe ich dieser interessanten und lesenswerten Lektüre, die beweist, dass unser Gehirn viel mehr kann, als wir glauben, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.04.2024
Keine Spaghetti sind auch keine Lösung
Neumayer, Silke

Keine Spaghetti sind auch keine Lösung


sehr gut

Wie gut kennst du deine besten Freundinnen wirklich? Teilst du ALLE deine Geheimnisse mit ihnen? Oder verschweigst du ihnen Teile der Wahrheit?

Amelie, Mia, Poppy und Franziska, die alle Welt nur Schröder nennt, sind seit ihrer Jugend beste Freundinnen. Als Amelie nach Italien auswandert, sehen sich die vier Frauen nur mehr per Videokonferenz, aber zu einem Besuch in der Toskana kann sich keine der drei anderen so wirklich aufraffen. Dann platzt die Nachricht vom Tod Amelies in die Welt von Mia, Poppy und Schröder. Jetzt machen sich die drei verbliebenen Freundinnen auf den Weg in die Toskana, um sich, wie von Amelie gewünscht, um die Beerdigung zu kümmern. Schon die Anreise ist turbulent: Von Hamburg in die Toskana mit einem Cabrio und viel zu viel Gepäck.

Recht bald wird klar, dass sich die vier Freundinnen gegenseitig eine heile Welt vorgespielt haben. Weder ist das „Castello“, das Amelie den Freundinnen vermacht hat, ein ansehnlicher Landsitz noch ist die Verstorbene eine berühmte Malerin. In ihrem italienischen Umfeld wird nur von “La pazza tedesca“, der verrückten Deutschen, gesprochen. Als sich dann noch das Begräbnis, Amelie wollte eine Feuerbestattung, verzögert, und ein paar unangenehme Wahrheiten zutage kommen, scheint die Jahrzehnte lange Freundschaft zu zerbröckeln ...

Meine Meinung:

Dieser Roman über Freundschaft unter Frauen, die doch nicht ganz so idyllisch ist, wie es sich die vier Damen vormachen, hat mir recht gut gefallen. Die drei Überlebenden sind um die Fünfzig, und kämpfen mit unerfüllten Sehnsüchten und verpassten Gelegenheiten. Die eine sucht ihren Erfolg im Beruf, die andere nimmt sich regelmäßig jüngere Kurzzeitliebhaber und die dritte lügt sich über ihre ach so tolle Ehe in den Sack und in die Depression. Irgendwie ein Klassiker so rund um Fünfzig, oder? Keine will der anderen eingestehen, dass sich die Träume nicht verwirklichen haben lassen. Vor allem Mia scheint, mit dem Bestreben ihre Fassade aufrecht erhalten zu wollen, alle vergrault zu haben.

Sie werfen sich allerlei Gemeinheiten an den Kopf, die sich sichtlich seit Jahren aufgestaut haben und, um gleichzeitig vom eigenen Fehlverhalten abzuhalten.

Ja, das reinigende Gewitter hat sein müssen, auch wenn diese Freundschaft niemals mehr so sein wird, wie sie einmal war.

Die Geschichte ist flott erzählt und Spaghetti mit Saucen in vielen Variationen sowie das eine oder andere Glas Weiß- oder Rotwein spielen ein große Rolle. Denn keine Spaghetti sind auch keine Lösung.

Vielleicht sollten wir unsere Freundschaften besser pflegen. Wie gut kennst du deine besten Freundinnen wirklich? Teilst du ALLE deine Geheimnisse mit ihnen? Oder verschweigst du ihnen Teile der Wahrheit?

Fazit:

Wer gerne eine Geschichte über echte Freundschaft und wie viel eine solche aushalten kann, lesen möchte, ist hier genau richtig. Diesen Roman bewerte ich mit 4 Sternen.

Bewertung vom 02.04.2024
Elvis und die Tote im Amischlitten (eBook, ePUB)
Neeb, Ursula

Elvis und die Tote im Amischlitten (eBook, ePUB)


sehr gut

Mit diesem ersten Fall für Elfriede Kunz entführt uns Autorin Ursula Neeb in die BRD von 1958, genauer gesagt nach Bad Nauheim. In der alten Kurstadt sind seit 1945 Truppen der US-Army stationiert, die Arbeitgeber für so manche Kriegswitwe sind, aber auch, nach der Aufhebung des Fraternisierungsverbotes, zahlreiche Liebschaften hervorbringen. Die Soldaten kaufen zwar (fast) alles in ihren PX-Läden ein, daneben sorgen sie aber in kleineren deutschen Geschäften für Umsatz. Eines davon ist das „Rheingold, ein Wirtshaus mit angeschlossener Fremdenpension, das von Elfriede „Elfi“ Kunz geführt wird. Elfi, zweifache attraktive Witwe und Geliebte des GI Brian O’Shaugnessy, hat ein großes Herz. Das beweist sie, als ausgerechnet im rosafarbenen Ami-Schlitten von Brian, der vor ihrer Haustüre parkt, die ehemalige Rosenkönigin Rita ermordet aufgefunden wird. Gleichzeitig ist Brian spurlos verschwunden. Ist er der Täter?

Kriminalkommissar Freddy Graf und Max Caspers, sein amerikanischer Kollege von der Military Police, ermitteln, sehr zum Missfallen von Elfi, im Umfeld der „Villa Rheingold“. So geraten de Pensionsgäste Asta und Renato ins Visier von Freddy Graf, den man auch „Pistolen-Freddy“ nennt, weil er Gerüchten zufolge ein ehemaliger Scharfschütze ist. Das kann Elfi nicht auf sich sitzen lassen, genauso wenig, wie den Verdacht gegen Karl-Otto, dem Sohn ihrer besten Freundin Lottie, der die Ermordete erfolglos angehimmelt hat. Wutschnaubend beginnt Elfie auf eigene Faust zu ermitteln.

Und dann gibt es auch noch Helga, deren Traum vom Neuanfang in den USA recht schnell ausgeträumt ist.

Meine Meinung:

Dieser Krimi beleuchtet das Zusammenleben der Soldaten der US Army mit der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Es gibt einige, die dem verlorenen Krieg nachtrauern und andere, die mehr oder weniger mutig in die neuen Zeiten gehen. Froh ist man allerdings, dass man hier in Bad Nauheim die Amerikaner und nicht die Russen als Siegermacht stationiert hat.

Natürlich ist nicht alles „Liebe-Wonne-Waschtrog“ und die jungen deutschen Männer sind auf die oft gutaussehenden und scheinbar vermögenden GI eifersüchtig. Die Spannungen entladen sich häufig in wilden Prügeleien. Eine davon beschert Brian einige Prellungen, einen Besuch im Krankenhaus sowie eine Nacht im Gefängnis, die ihm allerdings für den Mord an Rita ein bombensicheres Alibi gibt.

Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Freddy Graf ist ein vielschichtiger Charakter. Zum einen, ein gewissenhafter Polizist, und zum anderen trägt er sicherlich auch das eine oder andere Geheimnis mit sich herum.

Elfie steht mit beiden Beinen im Leben, hat aber vor allem den Verlust ihre kleinen Tochter an die Diphterie sowie den Tod ihrer Ehemänner noch nicht wirklich verwunden. Daher stürzt sie sich in das Abenteuer mit dem schnuckeligen GI Brian, der allerdings nicht ganz so treu ist. Geschickt ist Elfies Vergangenheit durch die Aufzeichnung ihrer Lebenserinnerungen, in die wir Einblick nehmen dürfen in das aktuelle Krimigeschehen eingebunden.

Stellvertretend für die vielen ledigen Mütter und Kinder, die aus Verbindungen mit den GIs hervorgegangen sind, steht Helga. Ihr ist nichts im Leben geschenkt worden. Sie ist eine der zahllosen verlorenen Seelen dieses Krieges. Mittellos und ohne Familie aus Ostpreußen in der BRD gestrandet, nicht einmal wirklich geduldet, sondern immer auf die Gnade der Bevölkerung angewiesen. Sie glaubt nun mit einem der GIs in Amerkia ein neues Leben anfangen zu können. Weit gefehlt! Sie wird schwanger sitzengelassen und gerät in die Mühlen des Gesetzes, das von Menschen, die der NS-Zeit nachtrauern vollzogen wird. Mit schwerwiegenden Folgen für die junge Mutter.

Der Krimi lässt sich sehr gut lesen. Er spiegelt ein wenig die unstete Zeit zwischen 1945 und 1960 wieder. Ein Highlight ist das Auftreten von GI Elvis Presley, der einige Monate in Bad Nauheim Dienst schiebt. Allerdings wohnt er nicht in den Ray Barracks sondern ziemlich feudal mit seiner Entourage in einer Villa. Er erfreut sich gemeinsam mit seinen Bodygards an den „Best german Snitzel“.

Eine tolle Idee von Autorin Ursula Neeb, dass jede Kapitelüberschrift den Titel eines damals gerne gehörten Songs trägt. Dadurch wirkt das Lokalkolorit authentisch.

Fazit:

Ein Krimi aus der deutschen Nachkriegszeit, einer Zeit, in der das Alte noch längst nicht weg und das Neue noch nicht so ganz Fuß gefasst hat. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 02.04.2024
Die Flut (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Die Flut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser Krimi ist nichts für schwache Nerven, denn er fesselt von der ersten bis zur letzten Seite!

Worum geht’s also?

Bei einem missglückten Einsatz kommt eine Person ums Leben und der Ermittler Thomas McCallum wird schwer verletzt. Die Tote ist ausgerechnet die Freundin von Viktor Sorokin, Boss eines mächtigen russischen Syndikats. Als er Tom ewige Rache schwört, betrifft das nicht nur Tom selbst, sondern auch seine große Liebe Abby und deren Tochter. Während Abby und Tochter in einem Zeugenschutzprogramm unterkommen, muss der Ermittler Thomas McCallum offiziell sterben, um weiterleben zu können.

Ausgestattet mit einer neuen Identität tritt er als Chief Steve Cole die Stelle des Polizeichefs auf der Insel Alderney an. Statt wie vorgesehen eine ruhige Kugel zu schieben, wird er mit eine Serie von Frauenmorden konfrontiert, die zwanzig Jahre zuvor die Insel in Angst und Schrecken versetzt hat. Der Mörder, Albert Evans, ist beim Brand des damaligen Pfarrhauses ums Leben gekommen.

Als man dann die junge Claire tot am Strand findet, scheint der Alptraum von Neuem zu beginnen. Claire ist auf ähnliche Weise ermordet worden, wie die Frauen in der Vergangenheit. Ist hier ein Nachahmungstäter am Werk oder war Albert Evans gar nicht der Täter?

Und was hat Emily Gray damit zu tun? Die junge Frau hat als Kind sichtlich ein Trauma erlitten und erhofft sich auf Alderney Antworten auf ihre Fragen.

Meine Meinung:

Ich kenne zahlreiche historische Krimis aus der Feder von Volker Dützer, die von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Dieser hier steht den Krimis, die im und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg spielen um nichts nach.

Keineswegs überrascht war ich, als sich herausstellt, dass Emiliy an dem Phänomen einer dissoziativen Persönlichkeit leidet. Darüber habe ich in anderen Büchern bereits gelesen. Es ist erstaunlich, was der menschliche Geist für Mechanismen entwickelt, sein Innerstes zu schützen.

Steve/Tom ist ein ernsthafter Ermittler, der sich zum Ziel gesetzt hat, Sorokin unschädlich zu machen und zwar im Rahmen des Gesetztes. Kein unnötiges Herumgeballere oder Attentatsversuche seitens der Behörde. Der Start auf der Kanalinsel ist nicht ganz einfach, denn eigentlich hat einer seiner Mitarbeiter auf den Chefposten geschielt. Doch Steve ist ein sehr guter Menschenkenner und eine Führungspersönlichkeit. Als Chief von Alderney hat er natürlich nicht nur Freunde. Sein Widersacher ist John Baxter, der die Wahl zum Präsidenten von Alderney unbedingt gewinnen will. Dazu ist ihm jedes Mittel recht, ob Bestechung oder Drohung, offen oder versteckt - an Baxter kommt fast niemand vorbei. Da kann es auch schon einmal passieren, dass er sich von seiner jovialen und hilfreichen Seite zeigt.

Dass Baxter sein eigene Süppchen kocht, zeigt der fiese Cliffhanger am Ende dieses Krimis. Eine Fortsetzung ist also geplant und wird auch bald erwartet.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Krimi, der Auftakt einer neuen Reihe ist, 5 Sterne.

Bewertung vom 01.04.2024
Im Namen des Klimas
Zehetner, Elisabeth

Im Namen des Klimas


ausgezeichnet

Endlich ein intelligentes Buch zur Klimadebatte, das sachlich mit diesem komplexen Thema umgeht! Für mein persönliches Empfinden gibt es nämlich viel zu wenig politische Sachbücher, die von Frauen verfasst sind. Bücher, die sich sachlich mit jenen Themen, die jeden von uns betreffen, auseinandersetzen, abseits von populistischen und polemischen Geschrei und Geschwurbel.

Dieses neue Buch von Elisabeth Zehetner ist mutig, sinnvoll und notwendig zugleich. Mutig, weil es dem Trend des demonstrativen „Dagegenseins“ widerspricht, notwendig, weil es eine Menge Informationen bereithält und sinnvoll, weil es ein Thema behandelt, bei dem es um viel geht und wir alle betroffen sind. Barbara Zehetner setzt sich in ihrem Buch mit der Instrumentalisierung von Medien und Institutionen durch den Klima-Aktivismus bewusst differenziert auseinander. Die aktuelle Ausgangslage und Zukunftsszenarien werden sachlich dargestellt. Zahlreiche Abbildungen ergänzen den Text.

Barbara Zehetner ist Geschäftsführerin von „oecolution austria“ und zeigt, in welche Sackgassen einseitiger Klimaaktivismus führen kann und blendet auch die Argumente der Leugner des Klimawandels nicht aus.
In insgesamt neun Thesen zeigt sie in ihrer konstruktiven Streitschrift, wie der Fokus wieder auf die sachliche Ebene zurückgeführt werden kann. Unbestritten ist, dass weltweit Maßnahmen gesetzt werden müssen.

Zu vernünftigem Klimaschutz gibt es keine Alternative - zu Panik sehr wohl
Die Endzeitstimmung in der Klimadebatte schadet der Sache
Die extremen Positionen der Klimaaktivisten sind eine Gefahr für die Demokratie
Die Ideologisierung von Klimaschutz fördert Technologiefeindlichkeit
Die Instrumentalisierung von Gerichten und Medien durch die Klimaaktivisten ist ein Problem
Klimaschutz braucht die Mitte der Gesellschaft und alle Generationen
Wirtschaftliches Wachstum ist die Grundlage für den Klimaschutz - nicht Schrumpfung
Technologien sind unser mächtigster Hebel für eine bessere Klimazukunft
Der Klimaschutz ist EIN wichtiges Ziel für Österreichs Zukunft

Barbara Zehetner nennt sich selbst „Öko-Optimistin“ - eine Wortschöpfung, die mit gut gefällt - und erklärt, was sie darunter versteht. Sie lädt ein, dem Thema Klimaschutz mit Offenheit, Zuversicht und Vertrauen statt mit aggressiver Ignoranz und lähmender Panikmache entgegenzutreten. Beim Thema Klimaschutz gibt es kein schwarz oder weiß, kein Allheilmittel. Es ist notwendig, alle erlernten Kulturtechniken einzusetzen, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

Barbara Zehetner liegt es ganz besonders am Herzen, dass sich die Politik nicht von radikalisierten Klimaaktivisten erpressen lässt, wie es in der Stadt Hannover bereits passiert ist. Einige dieser radikalen Klimaaktivisten haben autoritäres Gedankengut, das die Demokratie aushebeln könnte. Mit einem autoritären Staat ist für den Klimaschutz nicht gewonnen. Es würde nur eine kleine elitäre Gruppe oder gar ein Einzelner über Wohl oder Weh entscheiden.

Die Gestaltung der Zukunft ist ein äußerst komplexes Thema, das sich sich nicht ausschließlich auf den Klimaschutz fokussieren kann.

„Während Klimaaktivisten sich nur auf das eine Ziel ‚Klimaschutz‘ konzentrieren, müssen wir für eine gute und sichere Zukunft Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Nachhaltigkeit gemeinsam verwirklichen. Das erfordert ein Mindset in Politik und Gesellschaft, das auf Vernunft und Machbarkeit setzt“ (S. 144)

Um unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft bieten zu können, bedarf es wirtschaftlicher Vernunft, intelligente neue Technologien sowie ein gemeinschaftliches Zusammenarbeiten aller Gesellschaftsschichten und aller Generationen. Extremismus, egal ob links oder rechts oder religiös motiviert, hat hier keinen Platz.

„Wir stehen Umweltproblemen nicht machtlos gegenüber. Wir können sie lösen - mit vernünftigen Maßnahmen.“

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem intelligenten Buch, das sich einerseits kritisch mit dem Aktionismus, der sich in Sachen Klimaschutz breit gemacht auseinandersetzt und andererseits dafür plädiert, mit mehr Vernunft der Zukunft entgegenzugehen, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.04.2024
Die Entflammten (eBook, ePUB)
Meier, Simone

Die Entflammten (eBook, ePUB)


weniger gut

Ich habe in diesem Buch einen historischen Roman à la „Frau Einstein“ von Marie Benedict erwartet. Doch leider ist dieser Roman hinter meinen Erwartungen sehr weit zurück geblieben.

Die Idee, die Geschichte von Johanna van Gogh-Bonger, der Ehefrau von Theo van Gogh zu erzählen, hat mir recht gut gefallen. Immerhin hat sie nach dem tragischen Tod ihres Mannes Theo sowie dem Selbstmord von Vincent, die sie mit einem Baby ohne Einkommen zurückgelassen haben, Vincents Bilder verkaufen und damit seinen Weltruhm begründen können.

Parallel dazu wird die Geschichte der jungen Kunsthistorikerin Gina erzählt, die hundert Jahre später auf Johanna „Jo“ van Gogh-Bonger stößt und eine Arbeit über sie schreibt. Während der Recherche entdeckt sie gewisse Ähnlichkeiten zwischen Vincent van Gogh und ihrem Vater und muss sich ihrer eigenen Familiengeschichte stellen.

Meine Meinung:

Vincent van Gogh ist den meisten durch seine Sonnenblumen, seinen Alkoholkonsum, dem abgeschnittenen Ohr und letztlich seinem Selbstmord bekannt. Hier werden noch zahlreiche Details aus seinem Leben erzählt, wie zum Beispiel seine mangelnde Körperhygiene und ähnliches, was ihn mir nicht wirklich sympathisch macht.

Nach einer sehr langen Verlobungszeit heiraten Jo und Theo, doch bald wird der jungen Ehefrau klar, dass sie eigentlich zwei Männer geheiratet hat. Theos inniges Verhältnis zu Bruder Vincent lässt wenig Spielraum. Diese Zeit vor der Hochzeit wird sehr ausführlich beschrieben, während die Witwenzeit doch eher kurz abgefasst wird. Wird Jo zunächst als ungewöhnlich kultivierte Frau beschrieben, so wird sie uns später als herrische und harte Person präsentiert. Wahrscheinlich muss sie das als Verwalterin von Vincents Gemälden sein, doch dem Leser bleibt die Entwicklung dorthin leider verborgen.

Auch der zweite Handlungsstrang leidet an einem Ungleichgewicht von Ginas Kindheit und ihrem Erwachsenenleben. Die eigenartige Beziehung zu ihrem Vater, einem erfolglosen Schriftsteller, ist recht langatmig beschrieben und hat mich nicht berührt sondern gelangweilt.

Leider bin ich von diesem Buch ziemlich enttäuscht. Die Idee, die Biografie von Johanna van Gogh-Bonger in die Arbeit einer Kunsthistorikerin einzubetten, hat mir gut gefallen, die Umsetzung und vor allem der Handlungsstrang rund um Gina so gar nicht.

Mich konnte dieser Roman nicht entflammen. Der Maler Vincent van Gogh steht auf meiner „nice-to-see“-Liste der Maler ohnehin weit unten, der Mensch Vincent ist mir entfernter denn je.

Fazit:

Leider eine Enttäuschung, die ich nur mit zwei Sternen bewerten kann.