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Wedma

Bewertungen

Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2019
Heiliger Bimbam (eBook, ePUB)
Crispin, Edmund

Heiliger Bimbam (eBook, ePUB)


gut

Was mir aus diesem Krimi in Erinnerung bleiben wird, sind die Seiten aus dem alten Tagebuch des Geistlichen aus dem 17 Jh., der dafür berühmt war, dass in seiner Amtszeit besonders viele Hexenverbrennungen stattgefunden hatten. Seine Gedankengänge, seine Offenbarungen, warum er dies tat, sind schon gruselig.
Ansonsten hat mich der Protagonist kaum beeindrucken können. Zu ordinär, zu blass insg.
Die Geschichte wurde etwas zu wortreich erzählt. Man hätte sie gut um ein Drittel kürzen können, da es einfach zu viele Längen gibt.
Die Spannung blieb auch deshalb sehr ruhig.
Es gibt aber auch eine gute Seite: Man kann diesen cosy Krimi wunderbar vor dem Einschlafen lesen. Klappte jedes Mal wunderbar

Bewertung vom 15.11.2019
Codex 632. Wer war Christoph Kolumbus wirklich? (eBook, ePUB)
Dos Santos, J. R.

Codex 632. Wer war Christoph Kolumbus wirklich? (eBook, ePUB)


gut

Diese Ausführungen eigenen sich vllt als Feierabendlesestoff recht gut. Als einen Roman kann ich sie aber kaum bezeichnen. Das Ganze hat größere Ähnlichkeit mit einem zu lang geratenen Zeitungsartikel. Kein Wunder, der werte Autor war ja mal ein Journalist. Und seitdem hat er seine handwerklichen Fertigkeiten wohl kaum verbessert. Ein Rezensent hat zu einem der späteren Werken des Autors Folgendes geschrieben: „Die zahllosen wissenschaftlichen Fakten, die der Autor… seinem Protagonisten in den Mund legt, werden öde linear dargeboten, es fehlen schickt ausgestreute Andeutungen und Vermutungen, die zu turbulenten Schnitzeljagden Anlass bieten, um sich dann wieder zu zerschlagen, um erst nach mehreren Wendungen in einem überraschende showdown zu münden.“ All dies stimmt leider auch hier. Diese lineare, primitive Handlung; die leblosen, marionettenhaften Figuren, obwohl hier versucht wurde, auf die Emotionen der Leser einzuwirken, leider zu stümperhaft; die Infoversorgung, die in endlosen, stumpf abgehaltenen Dialogen abläuft, so redet kein Mensch; die Motive sind schon sehr abgedroschen uvm. konnten bei mir auf keine Begeisterung stoßen. Das ist zu sehr a lá Möchte-gerne-kann-nicht-so-recht. Ich fühlte mich nicht abgeholt. Dafür kann der werte Autor aber im Fach Recherche glänzen.
Klappentext beschreibt die Eckpunkte recht gut.

Es geht also darum, die Identität des Kolumbus zu ermitteln. Dies wird einem doppelt und dreifach vermittelt und zum Schluss nochmals zusammengefasst wiederholt. So viel zu den antizipierten geistigen Fähigkeiten der Leser, die der werte Autor an den Tag gelegt hat.
Der Rahmen der Handlung sieht folgendermaßen aus: Eine Stiftung mit dem Sitz in den USA beauftragt den jungen Historiker, der an der Universität in Lissabon arbeitet, die Arbeit seines vor Kurzem verstorbenen Kollegen fortzusetzen und ermitteln, wer Kolumbus tatsächlich war. So wird die Handlung in Gang gesetzt.
An mehreren Stellen hatte ich nur Kopfschütteln übrig. Milde gesagt. Die Figuren erzählen einander Allgemeinplätze, die Dinge, die sie eigentlich kennen dürften, z.B. der Ehemann erzählt seiner Ehefrau, dass er ein Historiker ist. Endlich erfährt sie es auch ;-). Weiter unterhalten sie sich über die Bedeutung der Kamelienfarben in Anlehnung an den entspr. Roman von A. Dumas. Es handelt sich wieder um die zu plump geratene Infoversorgung der Leser, die für sehr unterbemittelt gehalten wurden. Auf die Blumensprache wurde später mehrmals eingegangen. An sich nett, aber an dem Wie hätte man gern noch arbeiten können.
So manche Wendung in der Handlung, davon gibt es doch einige, wobei der Überraschungseffekt oft zerredet wurde, war schon sehr vorausschaubar, z.B. was das Auftauchen der neuen hübschen Studentin und ihre Motive oder auch was den Tod des Kollegen anging.

Am Ende ist die Frage der Identität, anhand von Indizien, zwar geklärt, es bleibt aber leider ein schaler Beigeschmack. Man hätte aus dem Stoff einen wirklich spannenden Thriller machen können. Wenn man dies denn könnte.

3 Sterne mit viel Wohlwollen vergebe ich hier. Wenn man sich damit zufriedengeben kann, hpts. auf informativer Ebene zu lesen und all die schriftstellerischen Schwächen ausblenden, dann bekommt man Unterhaltung für paar Stunden.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2019
Angst und Macht
Mausfeld, Rainer

Angst und Macht


ausgezeichnet

Von diesem Werk von Prof. Mausfeld bin ich restlos begeistert. Mit großem Vergnügen habe ich es gelesen. Großartig in all seinen Teilen von vorn bis zum Ende. Nach einer Pause lese ich es bestimmt nochmals.
Ein gutes Buch ist gut auf jeder Seite und dieses ist hervorragend. So kristallklar, so auf den Punkt wurden die heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse gebracht, messerscharf analysiert und die Dinge beim Namen genannt!
Die Spielchen der Macht mit der Angst der breiten Bevölkerung sind prima durchschaut und für jeden verständlich zum Ausdruck gebracht. Es gibt diverse Aspekte, z.B. Wie und wozu die Angst erzeugt wird, wie sie zu funktionieren angedacht ist, was sie bei den Empfängern bewirken soll, inwiefern dies der Demokratie abträglich ist uvm. Zum Zustand der Bildung und warum sie heute so bescheiden ist, wie sie ist, findet man hier auch paar klare Worte.
So etwas gibt es nicht oft. Und erst recht nicht in den offiziellen Medien oder auch Qualitätsmedien, wie sie sich selbst nennen. Man weiß auch warum, wenn man z.B. „Sabotierte Wirklichkeit“ von M. Klöckner, „Warum schweigen die Lämmer“ gelesen hat oder auch „Lügen die Medien?“ von J. Wernicke (Hrsg.) oder auch die Werke von Noam Chomsky, das z. Zt. Neuste „Kampf oder Untergang“.
Die Zitate aus „Warum schweigen die Lämmer?“ hier sind richtig klasse, und kommen in diesem Kontext erst recht toll zur Geltung. Habe mich gefreut, diese wieder zu lesen.
Es lohnt sich wirklich, dieses Buch kennenzulernen und über die Ausführungen des Autors zum Zustand der Demokratie nachzudenken.
Auch wenn es etwa hundert Seiten sind. Die Qualität der Lektüre bemisst sich wohl kaum an der Anzahl der Seiten, einerseits. Andererseits ist der Stoff so inhalts- und aufschlussreich, dass sich so mancher Wälzer von tausend Seiten kaum danebenstellen kann.
Vllt hat man so manches auch früher bei sich im Stillen gedacht, Beispiele aus dem Leben gibt es ja genug, aber so wie Prof. Mausfeld all dies Erklärt, die Zusammenhänge schildert: in dieser Klarheit, mit der Argumentation, spannenden Vergleichen, so auf den Punkt, so schlüssig und rund, das kann nur er.
Hier stehen Dinge, die man sonst kaum woher bekommt. Und erst recht nicht in dieser Form. Diese Inhalte sollte man kennen. Wenn man nicht völlig verblendet durchs Leben torkeln und sich von den Reichen bis zum bitteren Ende herumschubsen lassen möchte.

Fazit: Unbedingt lesen. In diesem Buch steck so viel Substanz, dass man aus dem Staunen nicht rauskommt. So viel Wahres in hochkonzentrierter Form trifft man heute selten. Man kann es als ein Amuse-Gueule zu „Warum schweigen die Lämmer?“ begreifen. Man kann es auch als eine willkommene Ergänzung dazu nehmen. Eine Bereicherung ist dieses Buch allemal.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2019
Kochen ist Politik
Höner, David

Kochen ist Politik


ausgezeichnet

Ein bemerkenswertes, informatives, aufschlussreiches Buch, das ich sehr gern gelesen habe. Viele klare Worte zu Problemen in den Krisengebieten. Ein eigenartiges Werk, im positiven Sinne. Das sind die Helden unserer Zeit. Sie gehen los und tun für den Frieden, was sie können. Und das ist nicht gerade wenig, was uns allen zeigt, dass jeder für den Frieden beitragen kann.
In diesem Buch liest man vielerlei: In welchen Ländern die Cuisine tätig war: Kolumbien, Brasilien, Kongo, Ecuador, Peru, Tschernobyl, um einige zu nennen, was sie in Krisengebieten gesehen, erlebt haben und was sie dort im Sinne des Kochens ohne Grenzen bewegen konnten. Eine beeindruckende Fülle an Bildern stürzt auf den Leser: Da sind erschreckende Zeugnisse der Armut der einheimischen Bevölkerung, die ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden und nicht wissen, wie es weitergehen soll. Da sind die Guerillas, die ihre Einflusszonen kontrollieren und bei der Planung mitberücksichtigt werden müssen. Da sind die treuen Monsanto Handlanger, die nicht dulden, dass der Einsatz der genmanipulierten Pflanzen kritisiert wird und prompt Probleme machen usw. Da ist auch eine höllenheiße Küche, in der sogar der Boden dampft, usw.
Paar treffende systemkritische Worte findet man hier und dort. Oft musste ich auch an das Buch von Jean Feyder „Leistet Widerstand!“ denken, auch ein sehr lesenswertes Werk. David Höner leistete den Widerstand mit seinem Verein. Er erzählt u.a. auch, welche Schwierigkeiten es zu bewältigen gab: Von der Beschaffung des Personals, von der Beschaffung der Finanzmittel zwecks der Durchführung der Projekte im jeweiligen Land uvm. Es gibt auch spannende Einsichten in das Leben in den Ländern, u.a. in Kenia. Da der Verein dort Calabash aufbaute, mussten sie sich mit so einigen polit. Interna und Mentalitätsbesonderheiten auseinandersetzen. Auch über die Arbeit anderer Hilfs- und Entwicklungsorganisationen hört man so einiges, was diese nicht unbedingt in einem Sonnenschein erstrahlen lässt, denn an erster Stelle stehen die finanziellen Interessen der Reichen. „‘Frieden durch Wohlstand‘ lautet das Credo der kapitalistischen Entwicklungspolitik. Nur, wessen Wohlstand und wessen Frieden?“ S. 266 ff.
Im letzten Drittel wurde das Buch richtig toll. Höner hat einen sehr realistischen Blick auf das Tun seines Vereins und sein eigenes. Er teilt auch seine Gedanken zum Zustand der Welt, so wie er sie erlebt hat. Er zeigt z.B., wie die Mechanismen der Verarmung der Bevölkerung funktionieren, s. Kap. 19. Er plädiert auch für den Erhalt der ursprünglichen Formen der Gemeinschaft der Urvölker, was ihr Überleben wahrscheinlicher macht. Seine Resümees, die über das Buch verstreut sind, sind so klug, ja weise. „Wenn wir aufhören den paar Wenigen zuzuhören, die mir ihrer furchterregenden Propaganda glauben, über unser aller Schicksal entscheiden zu dürfen, wird alles gut. Naiv? Wenn es naiv ist, an die gute Option zu glauben und auf sie zu hoffen, bin ich gerne naiv.“ S. 254.
Man kann noch viel über dieses Buch schreiben, besser, man liest es selbst.
Der Inhalt ist leserfreundlich gestaltet worden. So manche schwierigen Dinge wechseln sich mit fröhlicheren Begebenheiten, Gesprächen ab, z.B. wie das Fachsimpeln der Köche, wie man die besten Bratkartoffeln macht, oder auch die Überlegungen, was das Kochen ist, was das gute Essen bewirkt, was die Menschen in den o.g. Ländern so alles essen und trinken usw. Die Kapitel sind nicht besonders lang, dafür aber inhaltsreich.

Das Buch ist hochwertig ausgestattet. Festeinband in hellem Rot, Umschlagblatt aus glattem Glanzpapier mit Fotos auf Vorder- und Rückseite, einige s/w Fotos, angenehme Schriftgröße. Schön als Geschenk.

Fazit: Ein vielfältiges, großartiges, kluges Buch über die Menschen, die in Sachen Frieden so einiges bewegt haben, und nicht nur.

Bewertung vom 12.11.2019
Der Glücksstandard
Tho, Ha Vinh

Der Glücksstandard


ausgezeichnet

Ein spannendes, informatives, sehr gut geschriebenes Buch, das die Leser sowohl auf persönlicher als auch auf der Gemeinschaftsebene anspricht, viele wertvolle Übungen zur Glücksfindung vermittelt, andere praktische Tipps gibt und packend über das Bruttonationalglück erzählt.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut.
Das Buch ist in 3 Teile gegliedert.
Im Teil 1 findet man u.a. viele Gedanken zum Thema Glück und Achtsamkeit. Es gibt auch einfache, schön und für jeden zugänglich beschriebene Übungen, die man zur Entwicklung der Achtsamkeit gern durchführen kann wie: Der bewusste und achtsame Umgang mit Emotionen in 5 Schritten, Übungen zur Kultivierung positiver Gefühle, Die Verwandlung von Hass und Gewalt in Mitgefühl, hier findet man auch ein Gedicht des Zen-Meisters Thich Nhat Hanh, uvm.
Im Teil 2 zeigt Dr. Ha Vinh Tho, dass Bruttonationalglück (BNG) durchaus greifbar, messbar und steuerbar ist. Er beschreibt die 9 Domänen des BNG: Psychisches Wohlbefinden, Bildung, Kulturelle Vielfalt und Identität, Lebendige Gemeinschaft, Lebensstandard. Zudem gibt es noch 33 Indikatoren wie Gesundheitszustand, Bildungsstand usw., die, jeder Domäne zugeordnet, zur näheren Beschreibung und Messung des Glücks der Bevölkerung in Bhutan beitragen. Es gibt noch Variablen wie Gerechtigkeit, Ökonomische Sicherheit, Teilhabe an Produktivem Tun usw., die man nach Punktezahlen bewerten kann, alles schön übersichtlich in Tabellen geordnet.
Teil 3 handelt von der praktischen Umsetzung des BNG. Die 9 o.g. Domänen kann man auch zur Messung des persönlichen Glücksstandes heranziehen. Hier findet man wieder eine Reihe von Übungen, die bei regelmäßiger Anwendung durchaus zum persönlichen Wohlbefinden beitragen können. So manches praktiziere ich seit Jahren und kann die Wirksamkeit bestätigen. Viel Raum ist hier dem Familienglück und der Bildung gegeben worden. Das Kapitel BNG im Bildungswesen beschreibt ein Projekt in den Schulen von Vietnam, das mit Hinblick auf BNG konzipiert und durchgeführt wurde. Übungen wie Freundschaftsbänder knüpfen, mit anderen etwas teilen, respektvoller Umgang miteinander uvm. sind hier klar beschrieben worden, sodass man diese auch bei den Kindern daheim und in örtlicher Schule durchführen kann.
Das Kapitel BNG in der Wirtschaft beschreibt, wie man dieses Konzept im Wirtschaftsleben integrieren kann. Einige klare wie treffende Worte findet man zu alternativlos erklärter Gesellschaftsordnung von heute: „Der Neoliberalismus ist eine Ideologie, keine Wissenschaft.“ S. 240. Ein Paradigmenwechsel ist längst überfällig. Wenn die Unternehmen BNG Konzept bei sich umsetzen würden, „…könnte das zu einer der stärksten Triebkräfte sozialen und ökologischen Wandelns werden.“ Dr. Ha Vinh Tho gibt einige praktische Vorschläge, wie man BNG im unternehmerischen Umfeld integrieren und die Fortschritte messen könnte. Es gibt auch Beispiel eines Unternehmens aus Vietnam, das BNG bei sich bereits integriert hat. Es gibt noch andere, die BNG Konzept verinnerlicht haben. Der Autor betont, dass BNG mit erfolgreichem Betrieb sehr wohl vereinbar ist, wie die Beispiele einiger Unternehmen zeigen.
Zum Schluss schreibt Dr. Ha Vinh Tho „Vor uns liegt die große Aufgabe, gemeinsam ein neues Narrativ zu ersinnen, ein neues Verständnis davon zu schaffen, was es heißt, heute auf dieser Erde Mensch zu sein, mit unserer Verantwortung gegenüber dem Planeten und all seinen Lebensformen.“ Hier gibt es weiter einige tolle Vorschläge. Ich glaube, wenn man all dies bei sich und in der Gemeinschaft, in der man arbeitet und lebt zumindest zum Teil einführen könnte, wäre man schon ein gutes Stück zur besseren Zukunft weiter.
Das Buch ist wertvoll gestaltet. Festeinband in tiefem Orange, Umschlagblatt, angenehme Schriftgröße. Prima als Geschenk.
Fazit: Ein sehr schönes, inspirierendes, kluges, weises Buch, das sich sehr angenehm lesen lässt. Bitte mehr davon.

Bewertung vom 04.11.2019
Sterben (eBook, ePUB)
Gockel, Matthias

Sterben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein sehr gut geschriebenes, informatives Werk, das auf viele Aspekte des Sterbens in Deutschland eingeht, wertvolle Hinweise gibt und das Ganze sehr zugänglich und angenehm zur Sprache bringt.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut.

Dr. Gockel erzählt aus seiner langjährigen Erfahrung und geht dabei auf viele Schlüsselaspekte zum Thema Sterben ausführlich ein. So manches öffnet einem die Augen. Viele Hinweise können den Lesern die eine oder andere unangenehme wie kostspielige Erfahrung sparen. Dieses Wissen kann sich auch auf andere Art positiv auswirken, wenn man denn weiß, wie dieses System rund ums Sterben funktioniert und wie man sinnvollerwiese damit umgeht. Auch über die rechtlichen und juristischen Aspekte wie Patientenverfügungen, Vollsorgevollmachten usw. war hier die Rede.
Dr. Gockel lässt auch in den Ärztealltag tief blicken. Er bringt u.a. die Ängste und die damit eingehenden Fehler der Ärzte deutlich zur Sprache. Er kritisiert auch die ethischen Aspekte des Systems, in dem den Patienten zu Gewinnmaximierungszwecken Unzumutbares als alternativlos verkauft wird.
So bekommt man als potenzieller Patient oder Angehöriger aussagestarke Einblicke in die Entscheidungswege der Ätzte. Man weiß nun, worauf man achten, was und wie man ansprechen sollte, falls etwas nicht so gut läuft, auch um überhaupt gehört zu werden, damit das, was man als Patient will, auch so stattfindet.
Dr. Gockel ist nicht nur Palliativmediziner, er ist auch ein begnadeter Kommunikator, der diese Fähigkeit in vielen Seminaren geschärft hat. Er beschreibt, warum er das eine oder andere den Patienten nicht sagen würde und nicht sagt, was auch die Leser in ihrer Kommunikation mit den Patienten und Ärzten als ein Leitfaden aufnehmen können.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es ist wie ein gutes, reichhaltiges Gespräch unter guten Bekannten. Die vielen kleinen Unterkapitel und ein sehr angenehmer Schreibstil verleiteten mich stets dazu, immer weiter zu lesen. Es war auch spannend, was Dr. Gockel als nächstes erzählt. Es gab u.a. viele Geschichten aus dem Leben, was auch zum Unterhaltungswert dieses Werkes beigetragen hat.

Fazit: Keine Angst vor dem Titel! Es ist ein tolles Buch, das sich sehr angenehm lesen lässt. Nicht nur die informative Ebene erweist sich als wertvoll. Auch die Kommunikation mit dem Autor während der Lektüre ist sich sehr wohltuend.
Auf den ersten Seiten schreibt der Autor: „Der Tod wird immer ein Skandal bleiben. Abe wir können lernen, ihm etwas weniger unvorbereitet zu begegnen. Dazu möchte ich mit diesem Buch einen Beitrag leisten.“ Das ist ihm zweifelsohne gelungen. Bleibt zu hoffen, dass viele Menschen dieses Buch lesen und davon profitieren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.11.2019
Winteraustern / Luc Verlain Bd.3 (eBook, ePUB)
Oetker, Alexander

Winteraustern / Luc Verlain Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Positiv aufgefallen war die Verbesserung des Handwerks, was sich in der Art zu erzählen zum Ausdruck brachte. Insg. wirke das Erzählte sicherer, bodenständiger, gekonnter. Ich habe die Folge 2 kurz vorm Lesen dieses Teils gehört. Die Unterschiede fielen recht deutlich auf.
Atmosphärisch wurde die Geschichte auch, wirkte wie ein kurzer Winterurlaub am Bassin d’Arcachon. Bildhaft, realistisch und zum Greifen nah wurden die Landschaften und das Leben der Austernzüchtern beschrieben. Dieses ist wohl kaum zu beneiden. Das Thema Umwelt, Erderwärmung, und wie das auf das Austernzüchten auswirkt, sind sehr gut präsent.
Gerade die Nebenfiguren schienen dem wahren Leben entsprungen. Die Schicksale der Austernzüchter, die Tragik ihrer Leben sind herzzerreißend.
Weniger positiv fand ich diese süßliche, schon fast gesagt übersüßte Note, die mich auch in der letzten Folge irritiert hatte, wenn es um das Liebesleben von Luc und Anouk ging. Sind wir hier plötzlich in einem billigen Liebesroman, drängte sich die Frage hie und dort auf.
Den Schluss hinterließ einen unstimmigen Eindruck, was sich zunächst als gründlich falsch anfühlte. Zu gemacht und aufgesetzt, wirkte er so, dass er zu dieser Geschichte nicht gehört, sodass ich diese Auflösung im Endeffekt nicht akzeptieren konnte.
Was Luc und Anouk angeht, hörte es sich so an, als ob das die letzte Folge war, was eigentlich schade wäre.

Fazit: Ein atmosphärischer Regio-Krimi mit einer klaren Botschaft, wie auch die vorigen Folgen, und einer guten Prise Gesellschaftskritik. Leider gibt es paar Schwächen. 3 Sterne kann ich hier vergeben.

Bewertung vom 04.11.2019
Sabotierte Wirklichkeit (eBook, ePUB)
Klöckner, Marcus B.

Sabotierte Wirklichkeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein must read. Methodische Herangehensweise, überzeugende Argumentation, wohl begründet, geordnet, belegt, griffig, klar, für jeden prima verständlich und nachvollziehbar. Man bekommt viel mehr als KT verspricht und die Kapitelüberschriften im Inhaltsverzeichnis verraten.

Das Werk fördert nicht nur einen kritischeren Umgang mit den Medien. Es geht viel, viel tiefer.

Man bekommt hier nicht nur kluge Unterhaltung. Da steckt noch viel mehr drin. Ich konnte in diesem Rahmen nur wenige Aspekte aufgreifen. Besser, man liest selbst.

Bewertung vom 29.10.2019
Die Liebe in Gedanken (eBook, ePUB)
Michalzik, Peter

Die Liebe in Gedanken (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein bemerkenswertes Werk, das den heutigen Lesern die damalige Zeit, die Künstlerszene und vor allem die Dichter Zwetajewa, Pasternak und Rilke durch ihre Briefe nahebringt.

Im Fokus steht das Jahr 1926, von März bis Dezember. In dieser Zeit wurde eine unmögliche Liebe in Briefen gelebt, erst zwischen Zwetajewa und Pasternak, dann wurde Rilke hinzugezogen. Die drei Dichter befinden sich an drei verschiedenen Orten. Sie sehen sich nicht, es gibt also keine persönlichen Treffen in dieser Zeit. Dennoch entsteht eine Liebe, die die Seiten knistern lässt und auch nach fast hundert Jahren, dank der vielen Zitaten aus den Briefen, sehr lebendig und zum Greifen nah erscheint.
Man lernt Pasternak und Zwetajewa, ihr äußeres und inneres Leben, in diesem Jahr ganz gut kennen. Wie der Autor im Nachwort schreibt, ist dieses Jahr für die späteren Geschehnisse ausschlaggebend. Die beiden diskutierten z.B. über den Tod Sergej Essenins. Wenn man weiß, wie Zwetajewas Leben endet, findet die Bestätigung hierfür. Man versteht auch Pasternak besser, als er in späteren Jahren Schiwago schrieb und eine ähnliche Beziehung zu einer anderen Frau hatte. Er war da schon zum zweiten Mal verheiratet. Scheinbar war er so, dass er die Musen brauchte. Zwetajewa hat dieses Verhaltensmuster geprägt. Von Rilke erfährt man auch so einiges. Er war in dem Jahr aber schon 50, älter und kranker als die beiden Kollegen. In dieser Liebesbeziehung spielte er eine eher Nebenrolle.
Auch über die anderen Akteure in der künstlerischen Szene erfährt man so einiges. In Berlin war sie zu dieser Zeit gut präsent, genauso wie in Paris, da viele Künstler und ihre Bewunderer aus Russland dorthin emigriert hatten.
Die Ausflüge zu Essenin und Nabokov waren eine Bereicherung, fielen sie doch recht kurz aus.
Im Nachwort schreibt der Autor: „In der vorliegenden Darstellung der Geschichte habe ich versucht, den Zusammenhang inklusive des dazugehörigen Hintergrunds herauszuarbeiten… Dieses Buch basiert nicht auf einer wahren Geschichte, es versucht eine wahre Geschichte zu erzählen. Es geht darum, zu zeigen, welche außerordentliche Dimension diese Briefgeschichte hat. Es geht und Liebe und Poesie in der vollständigen Bedeutung der Worte. Alles liegt in den Worten, aber auch jenseits von ihnen.“
Größtenteils wurde die selbst gestellte Aufgabe ganz gut gemeistert. Diese Darstellung der Liebe in Gedanken, die heute wie ein Relikt der längst vergangenen Epoche wirkt, fiel aber schon sehr üppig aus. Weniger, knapper, stringenter wäre mehr, und besser, gewesen. In die gleiche Kerbe schlägt das Setzen der Schwerpunkte, mit dem ich nicht immer einverstanden war.
Dennoch ist es ein bemerkenswertes Werk geworden, das den heutigen Lesern die damalige Künstlerszene und vor allem die Dichter Zwetajewa, Pasternak und Rilke nahebringt.

Bewertung vom 29.10.2019
Alles, was wir sind (eBook, ePUB)
Prescott, Lara

Alles, was wir sind (eBook, ePUB)


gut

Die XXL-Leseprobe fand ich vielversprechend. Die Buchbeschreibung weckte ebenfalls hohe Erwartungen, die aber im Laufe der Geschichte leider kaum ihre Erfüllung fanden. Spätestens ab der Mitte habe ich gewünscht, die Autorin hätte ein anderes Thema gewählt und einen anderen Roman geschrieben.
Abwechselnd wurden zwei Erzählstränge dem Leser dargeboten: Osten und Westen. Der Erzählstrang im Osten fängt 1949-1950 an und endet 1960-1961, der im Westen fängt 1956 an und endet dort im Sommer 1959. Die Geschichte im Osten erzählt, wie Pasternaks Roman Doktor Shiwago entstand. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung des Autors und seiner Muse Olga, ihrer Liebesbeziehung bis zu Pasternaks Tod. Die Story im Westen stellt dar, wie der Roman dort veröffentlicht und, nach Russland eingeschmuggelt, verbreitet wurde. Als Protagonistin wurde hier Irina gewählt, Tochter der russischen Emigranten, die im Stenotypistinnengroßraumbüro in der Agency, beim Geheimdienst, arbeitet. Diese Agency hat eine neue Waffe auserkoren, den neuen Roman von Pasternak, denn die Worte sind Waffen. Damals wie heute, muss man leider sagen.
Der Kontrast in der Darstellung des Lebens im Westen und Osten trat deutlich hervor. Im Westen schien das Leben aus Partys und unbeschwertem Leben zu bestehen. Im Osten wurden hpts. Entbehrungen, Gewalt, Elend dem Leser serviert. Ein sehr düsteres Bild Russlands entsteht vor Augen der Leser. Die ausführlichen Beschreibungen von Olgas Verhaftung und all die beklemmend wirkenden Begebenheiten ihrer Zeit im Gefangenenlager, in Tagebuchform dargereicht, sorgen dafür. Das ganze Elend im Lager steht einem lebendig vor Augen.
In der zweiten Hälfte schmelzen die Erzählstränge zusammen und erzählen davon, wie der in UdSSR verbotene Roman dorthin mithilfe von den Geheimdienstmitarbeitern eingeschleust wurde. Im östlichen Strang wurde gezeigt, wie die Sowjets mit der Veröffentlichung des Romans umgingen, welche Konsequenzen dies für seinen Erschaffer Pasternak und seine Muse Olga und ihre Kinder hatte.
In der ersten Hälfte war ich noch von der Hoffnung beseelt, dass dies ein schöner Schmöker wird. Es ist aber eher ein Frauenroman mit propagandistischer Schlagseite geworden. Zwar hat er insg. gutes Niveau, stellenweise Humor, der Talent der Autorin ist in weiten Strecken gut sichtbar. Mir war hier aber einerseits zu viel von dem typischen Frauenroman-Kleinklein, all diese Gerüchte, wer mit wem in Irinas Büro der Stenotypistinnen ausgeht, das ständige Weggehen, Bars, Drinks, Partys etc. Eine Liebe, die damals in den USA verboten war, wie auch das gelegentliche auf Emotionen spielen und auf die Tränendrüse drücken kamen dann noch dazu. Zudem wurde ich hier zu oft von Perspektivwechsel überrascht: mal erzählt Irina, mal Sally, mal noch eine andere Figur, was mich auch jedes Mal zuverlässig aus dem Lesefluss beförderte.
Meine Begeisterung hielt sich am Ende sehr in Grenzen. Insg. ist der Roman nichts anderes als ein Versuch, das düstere Feindbild Russland in den Köpfen der Leser zu festigen. Die Propagandamaschinerie läuft bereits seit paar Jahren. Der Erzählrahmen ist also vorgezeichnet, und die Autorin bedient ihn hier auch fleißig. Wenn man sieht, in welch dunkeln Tönen der in Russland spielende Erzählstrang gezeichnet ist, all die detailliert gezeichneten Missbrauchsszenen… Der vorgegebene Erzählrahmen wurde durch diese Schilderungen bloß künstlerisch untermalt. Darin kann man einige Meinungsmachegriffe erkennen, die z.B. Albrecht Müller in seinem neuen Buch „Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst: Wie man Manipulationen durchschaut“ beschrieben hat.
Fazit: Man kann es lesen. Muss man aber nicht.