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Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2022
A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.2
Brown, Roseanne A.

A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.2


gut

Spannung wird durch viele Längen ausgebremst
Der zweite Band der Dilogie sorgt für einige Überraschungen. Während Prinzessin Karina nach dem Putsch auf der Flucht ist, bleibt Malik im Palast bei Farid und der von den Toten erweckten Prinzessin Hanane. Doch die Wiedererweckung fordert schon bald ihren Preis und fürchterliche Plagen überziehen das Land. Alle sehen in Karina die Rettung für das Volk, doch während Farid sie am liebsten opfern möchte, um seine Pläne zu verwirklichen, wählt Karina einen anderen Weg.
Im Gegensatz zum ersten Band ist der zweite Teil etwas erwachsener, die Abenteuer komplexer gestaltet und die Handlungsorte weiter gestreut. Neben einigen echt guten Szenen und Wendungen gibt es leider aber auch immer wieder unnötige Längen durch ausgewalzte Szenen und Dialoge. Es gibt einige interessante neue Charaktere, ebenso ist der rachsüchtige Geist aus dem ersten Band wieder mit dabei, der wie Hyäne für unterhaltsame Szenen sorgt, mir aber irgendwann zu freundlich wurde, um seiner anfänglichen Rolle noch gerecht zu werden. Ebenfalls waren die Hintergründe zu Maliks Herkunft zwar faszinierend, zugleich aber in Verbindung mit Karina einfach zu konstruiert. Zumal mich Maliks blinde Fügsamkeit ziemlich enttäuschte. Und zu guter Letzt hat mich Hananes devot-passives Verhalten über den Großteil des Buches gewaltig gestört, auf welches sie andere allen Ernstes erst hinweisen mussten. Bei solchen Charakteren kein Wunder, wenn ein Größenwahnsinniger die Macht an sich reißen kann.
Kurz: Der Weltenbau hat gute Ideen, der Stil ist stellenweise etwas zäh und die Handlung hier und da leider zu konstruiert.

Bewertung vom 12.09.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


ausgezeichnet

Schräg, brutal und fantastisch
In einer Welt, welche sich von den vergangenen Koboldkriegen erholt, verdingt sich Kinsch Na Shannack als Dieb und Betrüger, um seine Schulden bei der Diebesgilde zu tilgen. Vielleicht sind ebendiese Schulden dafür verantwortlich, dass Kinsch auf eine gefährliche Mission in den Westen ausgesandt wird, wo die Riesen in die Menschenlande einfallen. An seiner Seite ausgerechnet Galva - die Kriegerin, welche Kinsch und seine Kumpanen im Wald grad so richtig aufgemischt hat.
Eine High Fantasy Quest, die definitiv Spaß macht. Launische Charaktere, magische Runen, kreative Kraftausdrücke, Frauenpower und ein geheimnisvoller Kater - mit frecher Zunge und einer gehörigen Portion Selbstironie berichtet Kinsch von seinem Abenteuer, welches ganz und gar nicht ungefährlich ist. Manchmal erzählt er auch auf seine schelmische Art von anderen Dingen, welche sich gekonnt in die Handlung einfügen und die Charaktere und deren Welt angenehm komplex gestalten. Und wer Lust hat, kann die Gefährten mit dem Finger auf der Landkarte im Buch begleiten - überaus praktisch.
So viel möchte ich gar nicht über den Inhalt verraten - es kommen immer mal neue Charaktere hinzu, manchmal sterben auch einige, vieles läuft schief, manches gut. Und zwischendurch läuft immer mal ein gewisser Kater durch die Szenen.
Verlust, Verrat, verdammt gutes Worldbuilding und ein Erzähler mir Hang zum Antihelden, der es faustdick nicht nur hinter den Ohren hat. Endlich mal wieder ein Buch, bei welchem ich mich aufs Köstlichste amüsiert habe und dessen Fortsetzung ich kaum erwarten kann.

Bewertung vom 12.09.2022
Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


sehr gut

Schauer und Bruch - ein Team wie Tag und Nacht
Dieser Krimi aus Frank Goldammers Feder lebt von den aussergewöhnlichen Charakteren der beiden Ermittelnden, welche hier frisch zusammengewürfelt werden. Nicole Schauer, aus Hamburg nach Dresden versetzt, ist so schnell auf aggressive Hundertachtzig zu bringen wie Felix Bruch an der emotionalen Baseline rumdümpelt. Beide haben an Vergangenem zu knabbern, beide gehen unterschiedlich damit um. Und trotz - oder wegen - ihrer Eigenarten werden sie im Laufe des Romans zu einem erfolgreichen Team. Doch bis dahin ist es ein steiniger Weg. Nicht selten war ich genervt, wenn die beiden es nicht fertigbrachten, wie souveräne Erwachsene miteinander umzugehen. Dafür besitzt Felix Bruch zwischen seinen Aussetzern wiederum eine Beobachtungsgabe, welche ihresgleichen sucht.
Der Kriminalfall ist ebenfalls aussergewöhnlich und bietet zum Schluss einige Überraschungen. Ist ein verschwundenes Kind für sich genommen schon eine emotionale Belastung, kommt hier erschwerend hinzu, dass die Nachbarsfamilie, welche hilfreiche Hinweise liefern könnte, sich jedweder Zusammenarbeit verweigert, sogar regelrecht aggressiv auf gezielte Fragen der Polizei reagiert.
An sich ist der Roman ein sehr guter Krimi, lediglich diverse Aussetzer und Ausraster des Teams Schauer und Bruch haben meine Freude am Buch arg strapaziert, deren Verhalten wiederholt für von mir empfundene Längen gesorgt. Etwas verwunderlich, da der Autor ansonsten einen angenehm straffen und atmosphärischen Stil hat und die Handlung stetig vorantreibt. Nachdem sich das Team Schauer und Bruch besser spät als nie zusammengefunden hat wär ich beim nächsten Fall jedenfalls wieder mit dabei.

Bewertung vom 12.09.2022
Das Strahlen des Herrn Helios / Skarabäus Lampe Bd.1
Stoverock, Meike

Das Strahlen des Herrn Helios / Skarabäus Lampe Bd.1


ausgezeichnet

Tierisch gut
Mord! Vor den Toren der Stadt wurde der Direktor eines Wanderzirkus gnadenlos hingerichtet, die Handschrift des Täters weist auf ein persönliches Motiv hin. Die Polizei bittet Privatermittler Skarabäus Lampe um Mithilfe - und siehe da, der vermeintliche Täter scheint eine falsche Fährte zu sein. Mithilfe seines jungen Assistenten entdeckt Skar, dass jedes Mitglied des Zirkus ein Motiv hatte, sich des Direktors zu entledigen. Doch wer war der Täter?
Wer Lust auf einen Krimi im klassischen Stil, aber im fantastischen Gewand hat kommt bei diesem Roman voll auf seine Kosten. Gewisse Ähnlichkeiten zu altbekannten Ermittlern wie Sherlock Holmes oder Hercule Poirot sind nicht ausgeschlossen, und dennoch bietet Skarabäus „Skar“ Lampe einen eigenstehenden Charakter, allein schon aufgrund seiner tierischen Besonderheiten.
Überhaupt trifft man im Roman ausschließlich auf anthropomorphe Charaktere mit teilweise faszinierenden Eigenschaften. Hinzu kommen so manche Erfindungen, von erstaunlich bis skurril, welche die Autorin sich für diese Welt ausgedacht hat und die Erzählung so besonders machen.
Mich haben vor allem das Setting sowie die vielen Details dieser Welt überzeugen können, manche Dinge sind einfach zum Schmunzeln gut. Auch die vielen Charaktere mit ihren jeweiligen, artbedingten Eigenschaften machen einfach Laune oder z. B. wie die Polizei ihr Geldproblem meistert. Als kleines Extra bekommt man im Buch noch eine Karte der Stadt, in welcher die verschiedenen Viertel sowie wichtige Stationen eingetragen sind.
Ein tierisch unterhaltsamer Krimi - und definitiv nicht meine letzte Begegnung mit Skarakäus Lampe und seinem Assistenten Teddy.

Bewertung vom 01.09.2022
Der Schatz des Magiers / Shadow Thieves Bd.1
Sands, Kevin

Der Schatz des Magiers / Shadow Thieves Bd.1


ausgezeichnet

Ausgefallenes Diebes-Team mit faszinierenden Ideen
Die Shadow Thieves - eine Gruppe besonderer Kinder, welche sich für eine hochgefährliche Aufgabe zusammenfindet. Ihr Auftrag lautet, den bestbewachten Schatz des größten Magiers zu stehlen.
Kevin Sands hat eine Gruppe Kinder zu einem Team zusammengewürfelt, welche ein wenig an die Krähen des Grischaverse erinnert, nur ein paar Jahre jünger. Es gibt hier einen professionellen Bluffer, eine Akrobatin, einen Wissensbeschaffer, eine Kletterkünstlerin und jemanden mit den richtigen Beziehungen. Während die Kinder nach und nach als Team zusammenwachsen und lernen, einander zu ergänzen, schält sich die magische Komponente der Welt heraus, welche auf einer uralten Legende von Füchsin und Bärin aufbaut.
Story und Worldbuilding sind hervorragend komplex gestaltet. Es gib jede Menge fantastische Ideen, pfiffige Einfälle und gefährliche Abenteuer. Und natürlich ist es mit dem Diebstahl im Haus des Magiers noch längst nicht getan - im Gegenteil, danach geht das Abenteuer für die Kinder erst so richtig los. Und nicht immer läuft es wie geplant. Wobei grad Callans Bluffer-Pläne ihren ganz besonderen Reiz haben.
Ein faszinierendes Abenteuer mit ganz besonderen Charakteren und einer magischen Legende, die realer ist, als zunächst gedacht.

Bewertung vom 01.09.2022
Der Junge, der die Welt verschwinden ließ
Miller, Ben

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ


ausgezeichnet

Das Problem mit der Wut
Manchmal nerven Situationen oder Personen so sehr - da muss man einfach aus der Haut fahren! Wenn jemand einen immer wieder ärgert, man zu Unrecht für etwas beschuldigt wird oder ekligen Brokkoli essen muss zum Beispiel. So zumindest geht es Harrison, der diese Wutausbrüche gar nicht haben will - aber sie kommen einfach ganz von allein. Ein Kindergeburtstag ändert jedoch alles: Hier bekommt er ein schwarzes Loch geschenkt, wie einen magischen Luftballon. Und darin kann er alles verschwinden lassen, was nervt. Nur wird das Leben dadurch nicht wirklich einfacher, denn was einmal im Schwarzen Loch verschwunden ist, ist für immer weg. Oder etwa nicht?
Ein ausgefallenes und sehr einfühlsames Buch. Auf fantastische Weise lernt Harrison, dass die Lösung seines Problems nicht darin bestehen kann, alles Nervige verschwinden zu lassen - sondern in ihm selbst liegt. Manchmal wird es sehr emotional, da kann man schon verstehen, warum Harrison am liebsten an die Decke gehen würde. Humorvoll und spannend erlebt man ein aussergewöhnliches Abenteuer, welches der Autor an bekannte physikalische Modelle anlehnt und dadurch einen leichten Science Fiction Charakter erhält. Denn wie der Titel schon verrät, geht es um die ganze Welt.
Sowohl die Idee an sich als auch die einfühlsame Art, Harrisons Geschichte zu erzählen, haben mir sehr gefallen. Einzig die physikalischen Details könnten für manche Kinder etwas schwierig werden, auch wenn der Anteil nur gering ist. Bewertung: 4,5/5 Schwarze Löcher.

Bewertung vom 01.09.2022
Der Angriff / Keeper of the Lost Cities Bd.7
Messenger, Shannon

Der Angriff / Keeper of the Lost Cities Bd.7


gut

Interessante neue Charaktere, aber leider sehr viele Längen
Der Kampf gegen die Mitglieder der Neverseen scheint zu stagnieren. Weder der Rat der Elfen noch Black Swan haben eine Idee, wo die Rebellen sich verbergen, was diese planen noch, wie man sie aufhalten könnte. Bleibt ihnen zunächst nur, sich auf die beiden Gefangenen Neverseen-Mitglieder zu stürzen. Die Entscheidung des Rats über das Schicksal von Alvar Vacker spaltet die Lager, während der alte Pyrokinetiker Fintan Pyren dies mit einem gewagten Vorschlag ganz allein schafft.
Der siebte Band startet ohne wirkliches Hauptthema, welches es in den Bänden zuvor stets gab. Der Klappentext ist nicht nur nichtssagend, sondern zum Einen stark übertrieben, zum Anderen einfach ein fetter Spoiler des Buchendes! Das hat mich im Nachhinein wirklich sehr geärgert.
Auch inhaltlich hielt sich meine Begeisterung diesmal stark in Grenzen. Die Autorin lässt zu Beginn den kompletten Vacker-Clan aufmarschieren - aber davon wirklich kennenlernen darf man kaum jemanden, die meisten rauschen einfach wieder aus der Szene raus. Nach ein wenig anfänglicher Spannung voller Superlativ-Elfenmagie und emotionalen Zwistigkeiten hab ich mich bis zur Mitte des Romans regelrecht gelangweilt. Es passierte einfach - nichts. Bei einer Gesamtseitenzahl von über 800 Seiten. Das aber bis aufs Äusserste dekoriert mit Messengers Vorliebe für Fäkalhumor und dem Ausreizen des Dreiecks Sophie-Keefe-Fitzroy bis an die Obergrenze.
Ab der zweiten Hälfte wurd es langsam interessanter, es gilt neue Charaktere kennenzulernen, von denen nicht alle dem Elfenvolk angehören. Entsprechend gibt es weitere Einblicke in andere Völker und wie diese zu den Glitzerelfen stehen.
Hauptsächlich punkten können diesmal einige weibliche Charaktere wie Biana, Linh und Ogerprinzessin Ro sowie ein paar der neuen Charaktere, aber auch Dex bekommt endlich seine wohlverdiente Aufmerksamkeit. Bezüglich Alicorn Silveny wurd mir das Ganze zu überdramatisiert und diente einzig als Aufhänger, die Handlung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Fand ich etwas mau.
Neue Charaktere, neue Spezies und jede Menge Frauenpower. Aufgrund unnötig vieler Längen, konstruierter Handlungen und einem stark spoilernden Klappentext ist Band sieben in meinen Augen dennoch einer der schwächsten Bände der Reihe.

Bewertung vom 29.08.2022
The Curse of Time and Taste
Herzel, Anne

The Curse of Time and Taste


sehr gut

Magisch-gefährliche Abenteuer mit einer vielfältigen Crew
Vanelles Zukunft als Piratenjägerin scheint durch eine langjährige Familientradition vorherbestimmt. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr und verfrachtet sie auf das Piratenschiff der Alverre-Bande, dessen Käpt’n zu Vanelles Erstaunen ihr Leben verschont. Schon bald locken Vanelle die wilden Abenteuer zur See mit der Piratencrew mehr als eine Rückkehr zur Familie - insbesondere die Pläne von Käpt’n Rivay Alverre lassen ihr schon bald keine ruhige Minute mehr.
Wer mit Vanelle literarisch in See sticht darf sich auf jede Menge fantastische Abenteuer freuen. Schon beim Worldbuilding geht es los: Die Autorin hat eine Welt mehrerer Inselstaaten erschaffen, deren Ortschaften alle irgendwie mit maritimen Begriffen oder Fischen zu tun haben, vom Ort Aal (Eel) über Koi und Tilapia bis Zander. Da macht bereits das Stöbern auf der Landkarte im Buch Spaß und die Fahrten lassen sich beim Lesen problemlos mitverfolgen. Mit Vanelle lernt man eine Piratencrew der etwas anderen Art kennen: Ein bunter Haufen Menschen, welcher vielerorts diskriminiert oder verstoßen wurde, hat sich hier zu einer besonderen Vielfalt zusammengefunden, vom queeren Spektrum (transgender, nonbinär uvm.) über POC bis zur körperlichen Beeinträchtigung. Hier möchte ich lobend erwähnen, mit welch angenehmer Selbstverständlichkeit die Autorin mit diesen so vielfältigen Menschen umgeht.
Was Vanelles und Rivays Abenteuer betrifft stehen diese der Vielfalt der Charaktere in nichts nach, ihre Reise führt sie auf verschiedene Inseln, in den Kampf gegen Piraten und Meeresungeheuer und einige weitere Feinde. Hierbei gestaltet sich der rote Faden wie eine Perlenkette: Man bekommt in erster Linie die Perlen, also die spannenden Abenteuer und aussergewöhnliche Momente zu lesen, während die Zeiten dazwischen meist wegfallen. Dies hat den Vorteil, dass man fast nur spannende Szenen zu lesen bekommt, andererseits gehen dadurch die Interaktionen Vanelles mit der Crew zwischendurch etwas verloren und ihre Momente, in denen sie sich mutig ins Abenteuer stürzt, wirken dadurch oft einzelgängerisch. Das war für mich der Grund, warum ich mit Vanelle als Charakter oft nicht klar kam, während mir Rivay deutlich mehr lag - aber das mag jede Person beim Lesen anders empfinden. Als faszinierend empfand ich die legendäre Komponente des Abenteurs über frühere Götter und deren Schicksale - hier habe ich mitgerätselt und spekuliert, wie diese Legenden wohl in Zusammenhang mit einigen Gegebenheiten stehen könnten. Auch die Bedeutung des Titels, welche sich im Lauf des Romans herauskristallisiert, fällt in den Bereich dieser alten Legenden.
The Curse of Time and Taste bietet ein aussergewöhnliches PiratInnen-Abenteuer mit einer ebenso aussergewöhnlichen Crew, magischen Artefakten und gefährlichen Gegnern. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung des Abenteuers.

Bewertung vom 22.08.2022
Das Kind des Magiers / Falkenreiter Bd.2
Sage, Angie

Das Kind des Magiers / Falkenreiter Bd.2


gut

Etwas zäher Abschluss des Abenteuers
Im zweiten Band der Falkenreiter-Dilogie setzen die Kinder alles daran, den König sowie die magischen Kreaturen der Nacht zu besiegen, welche mittlerweile auch für Nichtmagier bedrohlich werden.
Im Gegensatz zum ersten Band hielt sich meine Begeisterung diemal in Grenzen. Räumlich reisen die Kinder immer wieder zum Schloß hin und zurück, andere Gegenden bekommt man kaum zu sehen. Der König selbst ist mittlerweile so albern, dass er nur noch wie eine Karikatur eines Königs wirkt, so dass ihn ihn nicht als Charakter mehr ernst nehmen konnte. Zauberer Hagos RavenStarr, der Vater von Alex, ging mir irgendwann auf den Wecker damit, seine Teenager-Tochter bei ihrem Kleinkind-Spitznamen Bubu zu nennen. Und generell blieben die Charaktere mir einfach zu oberflächlich. Insbesondere Alex‘ große Halbschwester, die sich als Falkenreiterin ausgibt, ist einfach nur pauschal böse und gemein und kann natürlich selbst den dämlichen König austricksen. Und der Spannungsbogen litt diesmal sehr unter der zähen Handlung.
Kurz: Mir hat der Zauber der Erzählung gefehlt, das Mitfiebern gemeinsam mit den Kindern, alles wirkte mir zu distanziert erzählt.

Bewertung vom 22.08.2022
Der Uhrmacher in der Filigree Street
Pulley, Natasha

Der Uhrmacher in der Filigree Street


sehr gut

Ein Uhrmacher mit besonderen Fähigkeiten
Es beginnt mit einer Bombendrohung. Am Abend findet Thaniel Steepleton, Telegrafist des Londoner Innenministeriums, eine goldene Taschenuhr in seiner Wohnung, welche ihm ein halbes Jahr später bei dem angedrohten Bombenanschlag das Leben rettet. Die Uhr stammt aus der Manufaktur des japanischen Uhrmachers Keita Mori, welchen er für seinen Arbeitgeber als möglichen Attentäter fortan im Auge behalten soll und der auch weiterhin das Schicksal von Thaniel bedeutend lenken wird.
Man könnte sagen, das Buch handelt davon herauszufinden, wer für den Bau der Bombe verantwortlich ist. Genaugenommen handelt es jedoch auch von Keita Mori, seiner Vergangenheit und seiner besonderen Gabe, welche nach und nach deutlich wird. Und von Thaniel, dessen Leben Dank des Uhrmachers fortan in andere Bahnen gelenkt wird. Moris Pläne werden jedoch durchkreuzt von der angehenden Wissenschaftlerin Grace, ein etwas eigenwilliger Charakter, welche die dritte Erzählperspektive des Romans liefert.
Mir gefiel, mit wieviel Detailverliebtheit die Autorin das London Ende des 19. Jh. in ihrem Roman beschreibt. Alles wirkte auf mich authentisch und greifbar, auch die Personen wirkten für mich zeitgemäß. Besonders die Kapitel rund um Thaniel sowie Mori mochte ich gern lesen, zumal Moris Erfindergeist einige Überraschungen parat hält. Grace als starke Frau, die ihrer Zeit voraus ist, konnte bei mir leider nur bedingt punkten. Mir völlig unbegreiflich war, dass eine Frau, die gegen jedwede frauenfeindlichen Regelungen ist und sich in Männerkleidung in die Bibliothek mogelt, sich gegen den Kampf für mehr Frauenrechte stellt, obwohl sie selbst davon profitieren würde. Ebenso entwickelte sie im Verlauf äusserst aggressive Charakterzüge, welche ich ebenfalls in keinster Weise nachvollziehen konnte, da sie unnötig waren, und welche ich regelrecht abstoßend fand. Da schlug m. E. der Versuch fehl, eine toughe Frau mit einzubauen, eben weil sie trotz wissenschaftlicher Neigungen stark unlogisch agierte. Ein nicht so ganz stimmiger Charakter.
Stilistisch würd ich das Buch eher den älteren Fantasyromanen zuordnen, in denen es vor Superlativen und Standardfloskeln noch nicht so triefte. Empfand ich als sehr angenehm zu lesen, auch wenn das Buch dadurch mit einer gewissen Gemächlichkeit daherkommt.
Ein etwas aussergewöhnlicher Fantasyroman, durch den man wunderschön ins frühere London eintauchen kann und dessen fantastische Elemente eher dezent daherkommen. Einzig der Frauencharakter, welcher erst stark anmutete und dann stark unlogisch agierte, trübte meine Lesefreude unnötig.