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bolie
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Langscheid

Bewertungen

Insgesamt 863 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2022
Moorgrab (eBook, ePUB)
Silber, Eva-Maria

Moorgrab (eBook, ePUB)


sehr gut

Zwei Ermittler, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie, Effi Lu, zurückhaltend und eher schüchtern. Er, Montag, ein Frauenheld und extrovertiert. Sie kannten sich vorher nicht und sollen nun einen Fall lösen, der Jahrzehnte zurückliegt. Am Steinhuder Meer, das ein großer See und gar kein Meer ist. Ihre Arbeit wird von den Beamten vor Ort behindert. Liegt das vielleicht daran, dass Montag die dortige Chefin vor Jahren sitzen ließ?

Fünf Leichen, die vor Jahrzehnten ermordet wurden und ein junger Mann, dessen Tod nicht lange zurückliegt. Das sind die Taten, die aufzuklären sind. Die Beschreibung der Örtlichkeiten rund um Steinhude sind gelungen. Die Autorin kennt sich gut aus. Auch die Idee zur Tat sowie die Ermittlungsarbeit gefiel mir. Nicht so gut fand ich die Umsetzung. Schon bald wird klar, was hinter den Morden steckt und die Spannung ist weg.

Bis zum Schluss bleiben einige Fragen offen und das gefiel mir wiederum recht gut. Die Sprache ist schlicht und das Buch lässt sich auch nach einem anstrengenden Arbeitstag gut lesen.

Bewertung vom 14.11.2022
Triumph der Gewalt (eBook, ePUB)
Zerback, Ralf

Triumph der Gewalt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was geschah wirklich, als die Nationalsozialisten das Zepter in die Hand nahmen und Deutschland zum diktatorischen Staat wurde? Der Autor Zerback schildert die frühen 30er Jahre anhand von Fakten und neuen Erkenntnissen. Er beschreibt die Zerrissenheit der Menschen und die Spaltung innerhalb der Gesellschaft. Intrigen, Machtspiele und Straßenschlachten gab es zuhauf. Auch das Terrorisieren von Menschen, die nicht ins Schema F der Nazis passten, erläutert er. Männer, wie Goebbels, Hitler, Papen und ihre Machenschaften finden Erwähnung. Diese drei sind nur einige von den zahlreichen, die damals Hand und Mund im Spiel hatten.

Warum lese ich immer wieder Sachbücher über die Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges? Weil es stets neue Erkenntnisse gibt. Die Parallelen zu heute sind nicht zu leugnen und niemand soll denken, dass es diese Führerfiguren heute nicht mehr geben wird. Niemals werde ich darüber schweigen und vor allen Dingen innerhalb der Familie von den Geschehnissen damals berichten.

Die mangelnde Führungsstärke der damaligen Reichskanzler ebnete einem Despoten den Weg nach oben. Die berechtigte Unzufriedenheit der Menschen unterstützte sie maßgeblich. Dabei waren die Weichen für den Aufschwung schon Monate vor der „Machtergreifung“ gelegt. Das übersahen aber die meisten Menschen. Und noch etwas übersahen sie. Denunziantentum brachte vielleicht kurzfristig Genugtuung und Anerkennung in gewissen Kreisen. Dauerhaft aber schadeten so Handelnde nur sich selber.

„Triumph der Gewalt“ ist keineswegs ein Buch zum nebenher Lesen. Dafür ist es zu wertvoll. Wer sich Zeit nimmt und gewissenhaft den Geschehnissen folgt, der wird einmal mehr verstehen, warum einige der heutigen Geschehnisse so gefährlich sind. Und folgen konnte ich leicht. Der Autor schrieb in gehobener Sprache und so gefällig, dass das Lesen eine Freude war.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.11.2022
Isidor (eBook, ePUB)
Kupferberg, Shelly

Isidor (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Er war der Sohn orthodoxer Eltern und wurde mit dem Namen Israel getauft. Der Ort seiner Geburt lag im habsburgischen Galizien. Sein einziger Wunsch war, dass er dem armen Elternhaus entkommt und irgendwann einmal reich wird. Dass ihm das tatsächlich gelang, lag unter anderem daran, dass er sein Elternhaus hinter sich ließ und nach Wien zog. Das war im Jahr 1908 und zu dem Zeitpunkt war die Welt in Österreich noch in Ordnung.

Isidor war der Onkel der Autorin Shelly Kupferberg. Er lebte in der Canovagasse in Wien. Durch schlaue Investitionen brachte er es zu einem beachtlichen Reichtum und konnte von den Zinserträgen seines riesigen Kapitals sehr gut leben. Zwei Ehefrauen trennten sich von ihm,
(oder er sich von ihnen). Danach heiratete er nicht mehr. Er genoss sein Leben mit hübschen Geliebten.

„Isidor“ ist ein unglaublich ergreifendes Buch. Die Autorin schaffte es, dass sie mich hautnah in das Geschehen rund um die Verfolgung von Juden involvierte. Sie zeichnet akribisch und nachvollziehbar auf, was damals mit ihrem Onkel geschah. Ein anerkannter und gerne besuchter Gastgeber, der niemals Kosten und Mühen scheute, seine Eingeladenen mit ausgesuchten Delikatessen zu bewirten. Er, der niemals gegen das Gesetz verstoß war plötzlich ein Verfolgter. Weder Isidor noch seine Geschwister wollten es wahr haben und trotzdem war es die Realität. Für mich unvorstellbar, das sich „Freunde“ von ihm abwandten, obwohl er ihnen nie negativ begegnete.

In eindrücklicher Art und mitreißender Sprache schildert Frau Kupferberg das Schicksal ihres Onkels. Und das nur aus Aufzeichnungen, die sie in mühevoller Kleinarbeit zusammensuchte und zu einem exzellenten Roman verarbeitete. Für dieses Buch gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.11.2022
Das verborgene Paradies (eBook, ePUB)
Fulvio, Luca Di

Das verborgene Paradies (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zwei Kinder kommen unter sehr widrigen Umständen auf die Welt. Ihre Wege kreuzen sich. Aber dann werden sie getrennt. Weil es Menschen gibt, die ihnen ihr Glück nicht gönnen. Dass die aus dem Umfeld der Kirche stammen, das war damals wohl normal. Wenn sogar Galileo Galilei als Scharlatan gebrandmarkt wird, kann man sich vorstellen, wie es 1633 zuging.

Luca Di Vulvio konnte mich auch mit diesem Buch überzeugen. Ja, die Thematik ist oft gleich. Aber die Wendungen und unvorhersehbaren Ereignisse, machen „Das verborgene Paradies“ dennoch einzigartig. Es sind die Fakten, die der Autor sammelte und zu einem Roman zusammenfügte. Wie agierten die Inquisitoren? Wer folgte ihnen und warum? Wie verliefen die sogenannten „Gerichtsverhandlungen“ und in welcher Weise wurden Zeugen eingeschüchtert?

Nicht nur diese Fragen werden in dem Roman umfangreich beantwortet. Für mich unvorstellbar, dass es auch heute noch Menschen gibt, die andere zum Tode verurteilen. Dieses „Recht“ hat niemand, das ist meine Meinung. Wie froh bin ich, dass die Inquisitoren endgültig ausgestorben sind. Bis zum Schluss bleibt die Geschichte spannend und das Ende nicht vorhersehbar.

Bewertung vom 02.11.2022
Mehr als die Ehre
Metzenthin, Melanie

Mehr als die Ehre


sehr gut

Das Jahr 1941 hält auch für Gut Mohlenberg wieder unliebsame Überraschungen bereit. Nach der Machtübernahme durch die Braunen konnte Friederike nicht mehr verantworten, dass ihr Zuhause als psychiatrische Klinik weitergeführt werden konnte. Sie gestaltete alles um und züchtet Pferde. Das Gut ist also jetzt ein Gestüt. Nicht ungefährlich, da sie noch immer beeinträchtigte Menschen beschäftigt und oft SS-Männer nach Mohlenberg anreisen. Sie kaufen dann eins der edlen Pferde. Auch in der Nachbarschaft tut sich etwas. Ein attraktiver Mann zieht ein. Da er als Witwer recht einsam ist, kümmert Friederike sich um ihn.

Das ist also der dritte Band um Gut Mohlenberg. Frau Metzenthin kennt sich mit der Thematik Euthanasie und „Ballastexistenz“ bestens aus. Das spiegelt sich auch in dem Buch
„Mehr als die Ehre“ wider. Wie sie die damalige Lage schildert und was Menschen wie Friederike und ihre Freunde erlebten, das schrieb sie sehr faktenreich. Selbst die Spannung fehlte auch dieses Mal nicht.

Am Ende des Buches erläutert die Autorin, warum sie bestimmte Worte benutzt, die heute verpönt sind. Eigentlich selbstverständlich, dass in einem historischen Roman, diese Vokabeln vorkommen. Auch das Verhältnis der Männer in den „Schutzstaffeln“ fasst sie hier noch einmal zusammen. Es soll noch einen dritten Band geben, der dann aber die Situation nach dem Krieg schildert.

Bewertung vom 25.10.2022
Ein Alman feiert selten allein (eBook, ePUB)
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein (eBook, ePUB)


sehr gut

Elif ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Als Kind von Gastarbeitern kennt sie die Traditionen und Bräuche beider Länder. Dass es beim Fest der Feste aber so ausartet, wie bei der Familie ihres Freundes Jonas, das hätte sie sich niemals zu träumen gewagt. Ihre Erlebnisse rund um das erste Weihnachtsfest mit Jonas Verwandtschaft erzählt sie in dem Buch
„Ein Alman feiert selten allein“.

Sie sind ein glückliches, junges Paar. Wenn nur die Eltern nicht wären. Elifs wissen nichts von der Verbindung und Jonas freuen sich auf das erste Zusammensein. Elif erzählt von der Einladung im September, über den Heiligen Abend im „trauten Kreis“ bis zum Jahreswechsel ganz alleine mit Jonas. Hauptthema ist nicht nur das Christfest. Sie vergleicht auch immer mal wieder die Eigenarten beider Landsleute.

Nein, schlecht war es nicht, dieses Buch einer „Deutschtürkin“. Oft musste ich schmunzeln und fühlte mich hin und wieder sogar ertappt. Aber nur selten, da es in dieser Familie dann doch zu übertrieben vorgeht. Was mir aber gut gefiel, das waren die wohl typischen Vorurteile, welche klar und deutlich zu Wort kommen. Ob das junge Paar dann nach diesem traumatischen Erlebnis zusammenbleibt und in welcher Weise auch die Familie von Jonas dazugelernt hat, das ist durchaus lesenswert.

Bewertung vom 25.10.2022
Schlinge der Schuld (eBook, ePUB)
Heiden, Christoph

Schlinge der Schuld (eBook, ePUB)


sehr gut

Die beiden Ermittler Henry und Linda stehen unter Druck. Sie sollen ein Fall lösen, bei dem die Tochter des Bürgermeisters das Opfer ist. Die wurde nämlich angefahren und es stellt sich heraus, dass sie nicht nur angetrunken war. Aber das sind nicht alle Probleme der beiden. Auch ein Entführungsfall kommt dazu und es ist möglich, dass beide im Zusammenhang stehen. Es dauerte eine Weile, bis ich mich an das Hin und Her gewöhnte. Der Autor schuf für meine Begriffe zu viele Verdächtige und es war schwer, dem Geschehen zu folgen. Es gab immer mal wieder Schilderungen aus der Vergangenheit und die wurden nicht klar von dem Heute abgegrenzt. Durch die zahlreichen Akteure waren die Charaktere nicht ausgereift. Was mir gefiel, das war die Auflösung. Diese kam erst ganz zum Schluss und war so nicht vorhersehbar. Es ist ein Krimi, der sich locker hintereinander weglesen lässt und keine hohe Konzentration erfordert. Also gut nach einem anstrengenden Arbeitstag.

Bewertung vom 24.10.2022
Wand des Schweigens / Kommissar Konrad Bd.4 (eBook, ePUB)
Indriðason, Arnaldur

Wand des Schweigens / Kommissar Konrad Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Konrád, ein pensionierter Kriminalbeamter, berichtet in dem Buch „Wand des Schweigens“, von einem Kriminalfall, der viele Jahre zurückliegt. Gleichzeitig geht es um einen aktuellen Fall. Hier geschah die Tat allerdings ebenfalls vor etwa 40 Jahren. Konrád möchte mehr über den Sachverhalt wissen, jedoch die ehemaligen Kollegen blocken seine Fragen ab. Also begibt er sich alleine auf Spurensuche.

Der isländische Autor Arnaldur Indriðason hat eine eigenwillige Art des Erzählens. Es dauerte eine Weile, bis ich mich daran gewöhnte. Es lohnte sich aber. Wer allerdings nichts für „Speukenkieker“ übrig hat oder nicht an ihre speziellen Fähigkeiten glaubt, der sollte vielleicht Abstand vom Lesen nehmen. Eine gute Bekannte von Konrád namens Eygló, besitzt nämlich diese Begabung und hilft Konrád bei der Spurensuche.

Ein altes Haus, eine eingemauerte Leiche und ein Kommissar, der auch nach vielen Jahren noch den Mörder seines Vaters sucht, das ist die Story. Es gibt etliche Reisen in die Vergangenheit, die Kapitel sind erfrischend kurz, und die Geschichte hat nur wenige Längen. Ist es ein typischer „Islandkrimi“? Anders, als die deutschen Bücher des Genres auf jeden Fall. Dafür sorgt auch die zuweilen recht düstere Stimmung. Sie wird unter anderem durch Gewaltausbrüche von Männern an ihren Frauen und Kindern hervorgerufen.

Bewertung vom 20.10.2022
Die Vergessene (eBook, ePUB)
Slaughter, Karin

Die Vergessene (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mord verjährt nicht. Das weiß auch die junge Andrea Olivier. Sie bestand soeben die Prüfung zum US-Marshall und ihr erster Auftrag erinnert sie an diesen Satz. Was geschah damals mit der Tochter der Richterin, die jetzt Morddrohungen erhält? Emily Vaughn hieß sie und ihr Mord war an Brutalität kaum zu überbieten. Niemand wurde dafür zur Rechenschaft gezogen. Die Ermittlungen eingestellt. Jetzt, 40 Jahre später begibt sich Andrea auf Spurensuche.

Karin Slaughter versteht es, ihre Leser in den Bann zu ziehen und diesen bis zum Schluss zu halten. Die Charaktere reifen nach und nach und wer zunächst harmlos scheint, wird rasch zum Verdächtigen. Die häufigen Wendungen sind nachvollziehbar und niemals langweilig.

Was mir beim Thriller „Die Vergessene“ ebenfalls zusagte, ist die Gesellschaftskritik. So zeigt die Autorin zum Beispiel, wie Macht und das Streben danach, das Familienleben belasten. Wie schwer es zuweilen ist, die harmonische Fassade für die Öffentlichkeit aufrecht zu halten. Und das nur, weil jemand auf der Karriereleiter ganz nach oben möchte.

Abhängigkeiten sind für mich Gründe, die an Unbarmherzigkeit kaum zu überbieten sind. Was Männer dann mit jungen, unschuldigen Mädchen machen können, unvorstellbar. Zum Schluss weise ich noch auf die sehr gute Arbeit des Übersetzers hin.

Mein Fazit, ein guter Thriller, der sich zu lesen lohnt.

Bewertung vom 18.10.2022
Die blinde Zeugin (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Die blinde Zeugin (eBook, ePUB)


gut

Samantha Baring ist keine gewöhnliche Trickdiebin. Sie hat sich ein System angeeignet, dass nicht alltäglich ist. Damit kann sie ganz problemlos die Geheimnummern von Kreditkarten erfahren. Sie unterhält sich nur kurz mit den Betroffenen und meistens ist sie erfolgreich. So auch auf einer Party, wo sie als Cateringhilfe eingesetzt ist. An dem Tag ist sie allerdings vom Pech verfolgt. Sie wird Zeugin eines Verbrechens und muss in Windeseile flüchten. Und nicht nur ein Krimineller ist ihr auf den Fersen...

Das war mir dann doch zu viel des Guten. Zu viel Blut und zu viele Wendungen. Gut gefiel mir, dass ich ein neues Format der Archäologie kennenlernte. Bis auf den ansprechenden Stil ist das aber auch schon alles, was ich an dem Buch mochte. Es sind einige Verletzungen, die unglaubwürdig sind. Nein, nicht die Verletzungen als solches. Die Tatsache, welche Aktionen damit noch durchführbar sein sollen, das kann ich nicht nachvollziehen.