Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 09.01.2019
Die Rose des Herzogs (eBook, ePUB)
Spang, Marita

Die Rose des Herzogs (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Die Rose des Herzogs“ entführt Marita Spang den Leser in die Zeit der Französischen Revolution und wartet mit einer lebendig erzählten Mischung aus Historie und Romantik auf.

Marita Spang ist ein großartiges Porträt über eine interessante, kaum bekannte Frau des ausgehenden 18. Jahrhundert gelungen: Charlotte de Rohan-Rochefort.
Die Autorin hat die zahlreichen historischen Fakten und Hintergründe rund um die Französische Revolution und das Wenige, das über Charlotte selbst bekannt ist, mit einer fesselnden fiktiven Geschichte verknüpft und damit ein vielschichtiges und vor allen Dingen sehr authentisches Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

In einer Rahmenhandlung, die am 01. Mai 1841 spielt, blickt die 73-jährige Charlotte auf ihr gemeinsames Leben mit Louis-Antoine de Bourbon-Condé, Herzog von Enghien zurück und lässt den Leser damit an ihren vielfältigen Erlebnissen sowie den bedeutsamen Ereignissen der Französischen Revolution und den Kriegen der „Armée de Condé“ teilhaben.

Im Sommer 1790 folgt Charlotte ihrem Großonkel Louis Kardinal de Rohan, der in die sogenannte Halsbandaffäre verwickelt war, ins badische Ettenheim, um den Wirren der Revolution zu entkommen. Sie verbringt ihren Alltag mit Aufgaben im Spital und in einer Mädchenschule. Charlotte hat sich nach dem Tod ihres Verlobten Vincent geschworen, sich nie wieder zu verlieben. Doch das Schicksal hat für die junge Frau einen anderen Plan und katapultiert Louis-Antoine in ihr Leben und schließlich auch in ihr Herz.

Louis-Antoine hat Frankreich bereits Mitte 1789 verlassen. Der einzige Enkel des mächtigen Prinzen von Bourbon-Condé kämpft viele Jahre als Offizier in der Emigrantenarmee seines Großvaters und macht mit Heldentaten von sich reden. Seine Erziehung zwingt ihn zeitlebens zur Loyalität gegenüber dem strengen Familienpatriarch - nicht nur, was seine Beteiligung an den Schlachten betrifft, deren Sinnlosigkeit Louis-Antoine schon früh erkennt, auch als sein Großvater ihm hartnäckig seine Zustimmung zu einer offiziellen Verbindung mit Charlotte verweigert, widersetzt er sich nicht.

Marita Spang hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil. Sie erzählt sehr anschaulich von den Höhen und Tiefen in Charlottes und Louis-Antoines Leben und lässt diesen Roman so zu einer spannenden, kurzweiligen Zeitreise werden.

„Die Rose des Herzogs“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Die mitreißend erzählte Geschichte hat mir nicht nur unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mich auch realitätsnah an einem Stückchen europäischer Geschichte teilhaben lassen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.01.2019
Jahre aus Seide / Das Schicksal einer Familie Bd.1
Renk, Ulrike

Jahre aus Seide / Das Schicksal einer Familie Bd.1


ausgezeichnet

Krefeld, Oktober 1926. Die fünfjährige Ruth Meyer wächst wohlbehütet und unbeschwert auf. Ihr Vater Karl ist ein selbstständiger Handlungsreisender, der sich beruflich wie gesellschaftlich etabliert hat und seiner Familie ein sorgloses Leben ermöglicht. Ihre Mutter Martha kümmert sich liebevoll um sie und ihre kleine Schwester Ilse.

Anfang der 1930er Jahre wird die wirtschaftliche Lage immer schlechter, die Regierung instabiler. Während Karl die politische Entwicklung noch als ein Unwetter ansieht, dass hoffentlich schnell vorüberzieht, nehmen Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung zu. Die Meyers machen sich jedoch wenig Sorgen, sie sind zwar Juden, aber vor allem sind sie ja Deutsche. Was soll ihnen im eigenen Land schon passieren?

Als Hitler Reichskanzler wird, werden die Veränderungen jedoch immer gravierender. Die Einschränkungen für Juden weiten sich aus, das Leben wird für die Meyers und ihre Freunde kontinuierlich problematischer. Schließlich gerät die ehemals heile Welt der Meyers vollends ins Wanken und plötzlich scheint es zu spät, sich in Sicherheit zu bringen…

Ulrike Renk ist dafür bekannt, dass ihre Romane auf wahren Begebenheiten beruhen. Auch ihre Seidenstadt-Trilogie basiert auf Tatsachen – Ruths Tagebuch sowie von den Nachfahren der Meyers zur Verfügung gestellte Dokumente und Interviews sind Grundlage für diese eindringlich erzählte Familiengeschichte.

Ulrike Renk lässt den Leser sehr intensiv an dem Schicksal der Meyers teilhaben. In diesem ersten Band der Trilogie erzählt die Autorin von den Ereignissen zwischen Oktober 1926 und dem 10. November 1938. Die glückliche Kindheit und Jugend Ruths stehen hier im Mittelpunkt. Die Handlung verläuft ruhig und man kann nicht nur am Alltag der Familie teilhaben, sondern bekommt auch viel Wissenswertes über die jüdischen Traditionen und Bräuche geboten.

Besonders gut gefallen hat mir, wie mitreißend Ulrike Renk das Verhalten der Meyers inmitten der immer aggressiver werdenden Stimmung im Land schildert. Man kann sehr gut nachvollziehen, warum sich die Familie trotz der drohenden Anzeichen relativ sicher fühlte und wieso Karl so lange gezögert hat, bevor er einen Ausreiseantrag gestellt hat.

„Jahre aus Seide“ hat mich durchweg begeistert – eine gelungene Mischung aus wahrer Familiengeschichte und fiktiver Handlung, die den Leser miterleben lässt, wie aus einer gut situierten, fröhlichen Familie nach und nach von Angst und Kummer geplagte Menschen werden. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.12.2018
Traum des Lebens
Archer, Jeffrey

Traum des Lebens


sehr gut

Leningrad 1968. Alexander Karpenkos Vater wurde im Auftrag des KGB ermordet. Daraufhin beschließen er und seine Mutter Elena, in den Westen zu flüchten. Alexanders Onkel Kolja organisiert die Flucht – die beiden sollen an Bord eines der beiden Schiffe, die in Kürze mit dem Ziel USA bzw. Großbritannien aus dem Hafen auslaufen, das Land verlassen. Dafür steht jeweils eine Kiste als Versteck bereit. Da sie sich nicht entscheiden können, ob sie nach New York oder London gehen sollen, wirft Alexander eine Münze und die Reise in ein neues Leben beginnt…

Im Folgenden erzählt Jeffrey Archer dann zwei Geschichten – die Lebensgeschichte von Alex, wie er in New York Fuß fasst und die Lebensgeschichte von Sascha, der in London heimisch wird. Den Traum von Freiheit und unbegrenzten Möglichkeiten nutzen beide. Sowohl Alex wie auch Sascha ergreifen die Chancen, die sich bieten und entwickeln sich trotz unterschiedlicher Gegebenheiten in den nachfolgenden dreißig Jahren ganz ähnlich.

Jeffrey Archer hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt von Alex’ und Saschas Erlebnissen und habe gespannt ihr Wachsen und Werden beobachtet.

Der Aufbau des Romans ist recht ungewöhnlich. Man pendelt kapitelweise zwischen Alex/New York und Sascha/London hin und her und kann so fast zeitgleich die zwei möglichen Laufbahnen des Alexander Karpenko miterleben. Meine anfängliche Befürchtung, die jeweiligen Erlebnisse und Vorkommnisse durcheinander zu bringen, hat sich nicht bewahrheitet, da Archer neben den zahlreichen Parallelen zwischen den beiden Lebensläufen auch genügend Unterscheidungsmerkmale eingebaut hat.

„Traum des Lebens“ hat mir sehr gut gefallen – ich fand es spannend zu beobachten, wie unterschiedlich und gleichzeitig doch ähnlich sich ein Leben an zwei verschiedenen Orten entwickeln kann.

Bewertung vom 17.12.2018
Muttertag / Oliver von Bodenstein Bd.9
Neuhaus, Nele

Muttertag / Oliver von Bodenstein Bd.9


ausgezeichnet

Mammolshain/Taunus. Der 84-jährige Theodor Reifenrath wird tot in seinem Haus aufgefunden. Der alte Mann lebte seit dem vermeintlichen Selbstmord seiner Frau allein und scheint eines natürlichen Todes gestorben zu sein – auf dem ersten Blick kein Fall für Pia Sander und Oliver von Bodenstein. Doch dann werden auf dem Grundstück die sterblichen Überreste mehrerer seit Jahren vermisster Frauen gefunden…

„Muttertag“ ist bereits der neunte Fall für das Ermittler-Duo Pia Sander und Oliver von Bodenstein – der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Nele Neuhaus katapultiert den Leser direkt hinein in die Handlung - ich war schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, wieder mit den Akteuren vertraut zu sein.

Ich lese gern verzweigte Geschichten und mag es, wenn ich in einem Krimi nicht nur intensiv an den Ermittlungen teilhaben kann, sondern mir auch das Drumherum ausführlich geschildert wird. So ein abwechslungsreiches Geschehen hat mir Nele Neuhaus in ihrem neuesten Krimi geboten – die Autorin wartet nicht nur mit einer Vielzahl an Personen und einer Fülle an Details auf, sie beherrscht es auch ausgezeichnet, aktuelles Geschehen, vergangene Begebenheiten sowie private Angelegenheiten der Ermittler miteinander zu verknüpfen und dem Leser so eine vielfältige und reichhaltige Geschichte zu präsentieren, der man trotz häufiger Perspektivwechsel, unterschiedlicher Schauplätze und diverser Nebenhandlungen ohne Probleme folgen kann.

Pia und Oliver haben es diesmal mit einer Mordserie zu tun, die bereits vor über 30 Jahren begonnen und bis heute nicht geendet hat. Der Täter scheint seine Opfer zufällig auszuwählen, denn die getöteten Frauen hatten keine offensichtlichen Gemeinsamkeiten, einzig der Zeitpunkt ihres Verschwindens scheint über die Jahre hinweg immer der gleiche zu sein: Muttertag. Die beiden Kommissare nehmen die ehemaligen Pflegekinder der Reifenraths ins Visier, doch obwohl der Kreis der möglichen Täter überschaubar ist, scheint eine Lösung des Falls in weiter Ferne. Die Autorin lenkt den Blick des Lesers im Verlauf der Handlung auf unterschiedliche Verdächtige, so dass man prima mit den Ermittlern miträtseln und mitgrübeln kann.

„Muttertag“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der mit spannenden Ermittlungen und einer vielschichtigen Handlung punkten kann.

Bewertung vom 04.12.2018
Die Melodie des Mörders
Rademacher, Miriam

Die Melodie des Mörders


ausgezeichnet

England in der Vorweihnachtszeit. Während Pfarrer Jasper Johnson mit ausgewählten Gemeindemitgliedern für das alljährliche Krippenspiel probt, wird Organist Clifford St.Clare an seinem Arbeitsplatz hinterrücks erschlagen. Da Jasper der örtlichen Polizei eine Aufklärung des Falls nicht zutraut, bittet er seinen Freund Colin Duffot herauszufinden, wer dem gutherzigen Clifford den Garaus gemacht hat. Eine ehemalige Künstlerkommune rückt schon bald in den Fokus der Ermittlungen - könnte ein dort vor über zwanzig Jahren geschehener Selbstmord etwas mit dem Mord an dem Organisten zu tun haben?

„Die Melodie des Mörders“ ist bereits der vierte Fall für Tanzlehrer im Ruhestand Colin Duffot und seine muntere Ermittlertruppe, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Miriam Rademacher hat einen angenehm zu lesenden, sehr unterhaltsamen Schreibstil. Die Autorin wartet mit einem frischen, natürlich wirkenden Humor auf und kann mit Situationskomik, lockeren Sprüchen und witzigen Kommentaren punkten. Auch wenn der Krimi nicht mit nervenaufreibender Höchstspannung daherkommt, lädt das verzwickte Geschehen den Leser zum Mitfiebern und Miträtseln ein.

Miriam Rademacher lässt ihren tanzenden Hobbydetektiv ohne Hektik und viel Action ermitteln. Genauso geruhsam, wie man sich den Alltag kurz vor Weihnachten in einem kleinen mittelenglischen Dorf vorstellt, sind auch Colins Nachforschungen – er sammelt Hinweise, hört sich um und fragt sich durch, bringt dabei seine hervorragende Beobachtungsgabe zum Einsatz und diskutiert und kombiniert mit seinen Co-Ermittlern Jasper und Norma bei Bratkartoffeln und Bier im Lost Anchor. Nach und nach kommt das Trio dem Täter auf die Spur, doch dieser lässt sich nicht so einfach dingfest machen…

Das Lesen und Mitermitteln hat mir wieder wahnsinnig viel Spaß gemacht - „Die Melodie des Mörders“ ist ein kurzweiliger Krimi, der mit liebenswerten Ermittlern und einer großen Portion Humor punkten kann.

Bewertung vom 04.12.2018
Die Tochter des Uhrmachers
Morton, Kate

Die Tochter des Uhrmachers


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Die Tochter des Uhrmachers“ stellt Kate Morton ein altes Herrenhaus in den Mittelpunkt des Geschehens: Birchwood Manor. Hier spielt sich über die Jahrzehnte hinweg ein großer Teil der Handlung ab. Das Haus hatte im Laufe der Zeit unterschiedliche Funktionen inne, war ein Ort der Inspiration, später ein Internat für junge Damen, wurde schließlich zu einem Museum.

Seit dem folgenschweren Sommer 1862 hat Birchwood Manor eine Sprecherin: Birdie Bell. Birdie ist die Einzige, die nach den damaligen Ereignissen – der talentierte Maler Edward Radcliffe hatte Künstlerfreunde eingeladen, den Sommer mit ihm in seinem Landhaus zu verbringen, doch was großartig begann, endete tragisch mit dem Verschwinden einer Frau und dem Tod einer anderen – in dem Haus an der Themse geblieben ist.

Birdie ist die Tochter eines Uhrmachers. Sie wurde als Kind zu einer Diebin ausgebildet und war als junge Frau die Muse Edward Radcliffes. Seit dem verhängnisvollen Tag im Juli 1862 ist sie fest mit Birchwood Manor verbunden und begleitet den Leser jetzt als Erzählerin durch die anderthalb Jahrhunderte, die seitdem vergangen sind. Birdie kennt nicht nur die Geschichte und die Geheimnisse des Hauses, sie weiß auch von den vielfältigen Erlebnissen der zahlreichen Bewohner und Besucher zu berichten.

In einem in der Gegenwart spielenden Handlungsstrang trifft der Leser auf Elodie Winslow. Die junge Archivarin entdeckt in einem Karton neben einer uralten Aktentasche auch die Sepiafotografie einer ihr fremden wunderschönen Frau sowie die Zeichnung eines Hauses, das Elodie seltsam bekannt vorkommt. Schnell ist sie davon überzeugt, dass es sich bei dem Haus um jenes aus den Erzählungen ihrer bereits vor vielen Jahren verstorbenen Mutter handeln muss. Neugierig geworden, beginnt Elodie Nachforschungen anzustellen …

Kate Morton erzählt sehr anschaulich und wartet mit einer Fülle von Details auf. Der Roman besticht vor allen Dingen durch ein abwechslungsreiches Geschehen und einen vielschichtigen Handlungsaufbau – eine Vielzahl an Personen, häufige Perspektivwechsel, unterschiedliche Zeitebenen mit vielen Zeitsprüngen, verschiedene Schauplätze sowie diverse Nebenhandlungen verlangen besonders auf den ersten Seiten konzentriertes Lesen, um nicht den Faden zu verlieren.

Ich habe den Roman anfangs als zu ausschweifend und überbordend empfunden; das hat sich allerdings im Verlauf der Handlung gewandelt – einmal eingelesen, wollte ich immer mehr über die einzelnen Bewohner und ihre Erlebnisse und Geheimnisse erfahren und hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Geschichte noch reichhaltiger gewesen wäre, als sie sowieso schon ist.

„Die Tochter des Uhrmachers“ hat mir sehr gut gefallen – das Lesen dieser ineinander verschlungenen außergewöhnlichen Lebensgeschichten hat Spaß gemacht. Leseempfehlung für alle, die geheimnisumwobene Familiengeschichten mit einem leicht übersinnlichen Touch mögen.

Bewertung vom 02.12.2018
Die Kreuzträgerin: Heldendämmerung
Schwarz, Lydia

Die Kreuzträgerin: Heldendämmerung


ausgezeichnet

Europa im 22. Jahrhundert. Diktator Demokrit Magellan herrscht nach wie vor mit harter Hand in Mitteleuropa. Anna Tanner kehrt undercover als Agentin Talvi Korhonen aus dem finnischen Exil zurück in ihre alte Heimat, um gemeinsam mit ihren Freunden Fluchtwillige aus dem Land schleusen. Doch schon auf dem Weg zu ihrem als Tarnung dienenden Arbeitsplatz in einem Krankenhaus laufen die Dinge nicht wie geplant – nicht nur, dass Adonis Magellan, der Koordinator der Gruppe, sie urplötzlich im Stich lässt, um seine eigenen Pläne voranzutreiben, Anna wird auch aufgrund des großen Gewimmels am Bahnhof von ihren Mitstreitern getrennt und muss sich zunächst einmal allein durchschlagen…

„Die Kreuzträgerin: Heldendämmerung“ ist der dritte und abschließende Band von Lydia Schwarz’ dystopischer Roman-Trilogie rund um die Studentin und Widerstandskämpferin Anna Tanner. Auch wenn Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden für das Verständnis dieser Geschichte nicht unbedingt nötig sind, halte ich es für sinnvoll, die Teile in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden, futuristischen Geschichte noch erhöht.

Lydia Schwarz hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder gefesselt von Annas Erlebnissen und habe gespannt das Geschehen verfolgt. Die Autorin erzählt sehr anschaulich, so dass ich mir nicht nur die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte, ich konnte auch prima mit den Akteuren mitfiebern.

Anna ist eine junge Frau, die den Mut hat, sich gegen ein totalitäres Regime zu stellen und sich trotz angedrohter Strafmaßnahmen für die Schwachen und Unterdrückten einzusetzen. Ihr mittlerweile gefestigter christlicher Glaube hilft ihr immer wieder dabei, auch scheinbar ausweglose Situationen zu meistern.

Lydia Schwarz gelingt es ausgesprochen gut, dem Leser die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. Man wird mitgerissen von den vielen emotionalen Höhen und Tiefen und lebt und leidet Seite um Seite mit Anna und ihren Freunden mit. Zahlreiche Überraschungen und Wendungen sorgen dafür, dass die Spannung in diesem düsteren und doch so realitätsnahen Zukunftsszenario auf einem hohen Niveau bleibt und die Sogwirkung bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Die Kreuzträgerin: Heldendämmerung“ hat mich durchweg begeistert – absolute Leseempfehlung für alle, die spannende Geschichten mit Tiefgang mögen.

Bewertung vom 26.11.2018
Winterkalt: Thriller
Shepherd, Catherine

Winterkalt: Thriller


ausgezeichnet

Köln im Winter. Ein grausamer Serienkiller gibt Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und Kriminalkommissar Florian Kessler Rätsel auf. Als „Eiskünstler“ treibt er in der Stadt sein Unwesen – er friert seine Opfer in Eisblöcke ein, schneidet daraus eine Skulptur und stellt diese dann auf einem öffentlichen Platz kunstvoll angestrahlt zur Schau…

„Winterkalt“ ist bereits der dritte Fall für Julia Schwarz und Florian Kessler – der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

Catherine Shepherd hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Die Autorin versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Der Thriller wird fesselnd erzählt und entwickelt schnell einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Der Kriminalfall ist verzwickt – falsche Fährten, viele Verdächtige sowie immer neue Hinweise, Indizien und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir genauso wie die zahlreichen im Handlungsverlauf auftauchenden Fragen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv, Hintergründe und Identität des Täters gegeben.

„Winterkalt“ hat mich durchweg begeistert – ein Thriller, der mir mit seiner fesselnden Handlung ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.11.2018
Sie finden dich nie / Detective Inspector Adam Fawley Bd.1
Hunter, Cara

Sie finden dich nie / Detective Inspector Adam Fawley Bd.1


ausgezeichnet

Oxford. Die Familie Mason hat zu einer Kostüm- und Grillparty eingeladen. Nachbarn und Klassenkameraden der Kinder sind zahlreich erschienen. Als die Party sich dem Ende entgegen neigt, stellen Sharon und Barry Mason fest, dass ihre 8-jährige Tochter Daisy verschwunden ist. Detective Inspector Adam Fawley wird mit den Ermittlungen betraut und setzt umgehend alle Hebel in Bewegung, um Daisy zu finden. Doch das Mädchen bleibt verschwunden und den Ermittlern wird klar, dass sie es mit einem ganz ausgebufften Täter zu tun haben…

Cara Hunter versteht es ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihres Kriminalromans zu ziehen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt nicht nur die Ermittlungen hautnah mit, sondern erfährt zudem viel über die persönlichen Angelegenheiten und Probleme von Daisys Familie und deren Umfeld. Auch das Miteinander und besonders das Gegeneinander der Akteure werden sehr spannend geschildert.

Der Kriminalfall ist knifflig. Durch immer neue Details, aufgedeckte Hintergründe, stutzig machende Widersprüche und verwirrende Schuldzuweisungen lässt die Autorin Daisys Verschwinden ständig in einem neuen Licht erscheinen. Cara Hunter lenkt den Blick des Lesers dadurch von einem Verdächtigen zum nächsten und gibt ihm so die Möglichkeit, mit den Ermittlern über die tatsächlichen Ereignisse mitzurätseln und mitzugrübeln. Überraschungen und Wendungen sorgen dafür, dass die Sogwirkung des Krimis bis zur letzten Seite nicht abreißt.

Gut gefallen hat mir auch der abwechslungsreiche Aufbau des Krimis. Das aktuelle Geschehen wird mehrfach von Rückblenden unterbrochen, die dem Leser Einblick in die Geschehnisse vor Daisys Verschwinden geben und damit die Spekulationen über den Verbleib des Mädchens zusätzlich befeuern. Überdies erlebt der Leser durch in die Handlung eingeschobene Tweets mit, wie Außenstehende über Daisys Verschwinden diskutieren, Mutmaßungen anstellen und sich dabei gegenseitig zu einer regelrechten Hetzkampagne hochschaukeln. Außerdem sind einige Befragungen und Zeugenvernehmungen nicht als Fließtext, sondern im Interviewstil geschrieben.

„Sie finden dich nie“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, der mit einer fesselnden Handlung, zahlreichen Wendungen und einer absolut nicht vorhersehbaren Auflösung überzeugt.

Bewertung vom 21.11.2018
Abendglanz / Gut Greifenau Bd.1
Caspian, Hanna

Abendglanz / Gut Greifenau Bd.1


ausgezeichnet

In ihrer Familiensaga „Gut Greifenau - Abendglanz“ nimmt Hanna Caspian den Leser mit auf eine Reise in die 1910er Jahre nach Hinterpommern und erzählt die Geschichte der fiktiven Grafenfamilie von Auwitz-Aarhayn. Dieser erste Band der Greifenau-Trilogie spielt in den Monaten vor dem Ersten Weltkrieg und macht den Leser mit den zahlreichen Bewohnern des Gutshofes sowie deren Ansichten und Beziehungen zueinander bekannt.

Hanna Caspian zeichnet ein authentisches Bild der damaligen Zeit – neben den alltäglichen Abläufen auf dem Gut werden auch die politische Situation in Europa und besonders die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Zwänge anschaulich geschildert, so dass man sich alles bestens vorstellen kann und von der vorherrschenden Atmosphäre schnell eingefangen wird.

Das gesamte Geschehen ist lebhaft und besticht durch einen abwechslungsreichen, vielschichtigen Handlungsaufbau. Häufige Perspektivwechsel machen es möglich, dass man die Vorgänge auf dem Gut aus unterschiedlichen Blickwinkeln beobachten und damit sehr intensiv am Leben von Herrschaft und Bediensteten teilhaben kann. Die vielen großen und kleinen Handlungsfäden wurden von Hanna Caspian sorgsam miteinander verknüpft, so dass ganz leicht ist, die Übersicht über diese beeindruckende Vielfalt zu behalten.

Die Akteure werden allesamt interessant und facettenreich dargestellt. Jeder Einzelne hat seine Eigenarten und Macken, agiert lebhaft und wirkt in seinem Tun überzeugend. Obwohl die Grafenkinder Konstantin und Katharina und ihr Ausbruch aus Standesdenken, Traditionen und althergebrachten Abläufen im Mittelpunkt der Handlung stehen, hat auch jede(!) andere Figur eine eigene Geschichte. Selbst kleine Nebenfiguren rücken mit ihren Erlebnissen, Problemen, Sorgen und Geheimniskrämereien immer wieder in den Fokus. Der Alltag auf dem gräflichen Landgut ist gespickt mit unvorhergesehenen Ereignissen, Auseinandersetzungen, Heimlichkeiten und Bosheiten – man kann ganz wunderbar mit den Akteuren mitfiebern, mit ihnen leben, lieben, leiden und streiten und sich herrlich über das Verhalten des einen oder anderen aufregen.

„Gut Greifenau - Abendglanz“ hat mir sehr gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, die Greifenauer kennenzulernen und sie auf dieser ersten Etappe der Trilogie zu begleiten. Ich bin schon gespannt, was das Schicksal für alle Beteiligten bereithält und freue mich auf ihr Miteinander und Gegeneinander in den folgenden Bänden.