Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Wuschel
Wohnort: 
Nußloch

Bewertungen

Insgesamt 397 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2019
Das Beagle-Geschichten-Buch
McGary, Megan

Das Beagle-Geschichten-Buch


sehr gut

Ich bin bekanntlich ja kein Freund von Anthologien und das hat sich auch nicht geändert, weshalb ich für dieses Buch etwas länger benötigte als es normal der Fall ist, aber dennoch wollte ich es unbedingt lesen. Dies war auch kein Fehler, denn das Buch gefiel mir recht gut. Es brachte mich zum Lachen, zum Schlucken, zum Hände über dem Kopf zusammenschlagen, zum wissenden Nicken und noch vielem mehr. Die Autorin, die selbst mit drei Beagle zusammen lebt erzählt von ihrem Alltag, ihren Erlebnissen und all den Dingen, die im Laufe der Zeit ihr Leben lassen mussten.

Da ich selbst Hundebesitzer bin, jedoch kein Beagle - zum Glück! - , aber dennoch mit einem Beagle als Bürohund lebe, konnte ich mich in viele Situationen gut einfühlen. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil geht es um den Beagle selbst. Einfach herrlich! Hier erzählt die Autorin oftmals auf sehr ironische Art wie es ist, wenn man mit drei dieser Monster, äh, herzlichen Tiere, zusammenlebt. Auch wenn ich am Tag nur 9 Stunden mit einem Beagle verbringe, so kann ich vieles gut nachvollziehen. Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe Beagle. Sie sind tolle, intelligente und spezielle Tiere, zudem noch verdammt goldig, aber für mich wären sie einfach zu anstrengend. Gerne verbringe ich Zeit mit ihnen und freue mich immer, wenn mir unterwegs einer begegnet, aber die Vorstellung einen solchen Hund stets an meiner Seite zu haben, würde mich vermutlich den letzten Nerv kosten. Deswegen entschied ich mich ganz bewusst für eine Art Hund, die eher einem beim Waschen eingegangenen Schäferhund ähnelt. Doch das soll hier ja nicht das Thema sein.

Der Teil über die Beagle selbst war zumeist sehr unterhaltsam, eben wenn man diese Rasse kennt - und ihre kleinen Eigenheiten. Seit unserem Büro-Beagle ist die Grundregel: Keine Essens-Reste mehr im Mülleimer (Bäcker Tüten, leere Jogurt-Becher uw.) und außerdem die Taschen mit dem Essen stets sicher verschlossen halten, vor allem wenn man den Raum verlässt. Denn der Bealge wartet genau auf diesen Moment; das durfte ich schon oft beobachten - meist mit einem Schmunzeln, denn ich bleibe verschont. Die Geschichten erzählt Megan so authentisch, dass man sich beim Lesen oft fühlt, als säße sie einem direkt gegenüber, wodurch das Lesen einfach doppelten Spaß macht.

Der zweite Teil dreht sich hauptsächlich um den Labor-Beagle, die Hilfsorganisation und ist in meinen Augen ein kleines Mahnmal dafür, dass man sich doch bitte sehr gut überlegen soll, ob und welchen Hund man sich zulegt - was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Zudem versucht sie Missverständnisse auszuräumen. Der Tierschutz-Hund ist kein Monster, er hat nicht zwingen einen Schatten weg und verdient es genauso zu leben wie jedes andere Tier auch. Hier muss ich gestehen, dass ich einige Passagen nur überflogen habe, da ich mich über die Beschreibungen oft ärgerte. Nicht weil sie nicht gut waren, sondern, weil ich eben solche Situationen kenne und die Aussagen der Personen. Die schiefen Blicke: Aha, ein Tierschutz-Hund.

Ebenfalls gut finde ich, wie das Thema "Soziale Medien" aufgegriffen wird. Ich habe mich davon schon lange distanziert, denn ich finde es immer wieder ein Graus. Da ich aber nicht engagiert bin ich solchen Vereinen, fällt mir dies auch recht einfach und ich vermisse es nicht, aber dennoch war es erschreckend wieder einmal vor Augen geführt zu bekommen, wie leidig dieses ganze Thema ist. In der Summe finde ich dieses Buch ganz klar lesenswert, auch für "Nicht-Beagle"-Besitzer, da es eben diese Dinge anspricht, die auch gerne mal in Vergessenheit geraten. Dennoch beherbergt es Witz und Ironie, sodass kein trockener Vortrag daraus wird. Durch die knackigen Geschichten kann man auch getrost mal zwischendurch zu dem Buch greifen.

Fazit:

Wer sich für Beagle oder den Tierschutz begeistern kann, dem kann ich diese Lektüre nur nahe legen. Und für alle, die überlegen sich einen Beagle anzuschaffen, denen empfehle ich dieses Buch zu lesen.

Bewertung vom 28.10.2019
Thron aus Gold und Asche / King of Scars Bd.1
Bardugo, Leigh

Thron aus Gold und Asche / King of Scars Bd.1


sehr gut

Da jetzt schon des Öfteren Diskussionen aufkamen, möchte ich direkt erwähnen, dass ich es für sehr sinnvoll  halte, dass man zuvor schon mindestens die Bücher "Das Lied der Krähen" sowie "Das Gold der Krähen" gelesen haben sollte. Wohl kann man diese weg lassen, das sieht auch so mancher Leser so, aber ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass es mit der Vorkenntnis wesentlich mehr Spaß macht, da ein gewisses Hintergrundwissen gegeben ist - zudem versteht man einfach mehr. Vermutlich ist es am sinnvollsten, wenn man alle Bücher zuvor gelesen hat, denn ohne diese - so vermute ich - wird man in diesem Buch gespoilert was die Grisha-Trilogie angeht. Wer das vermeiden möchte, der mache sich bitte entsprechend schlau. Von meiner Seite ist das nur eine Vermutung.

Nun aber zum Buch selbst. Die Geschichte spielt, wie der Klappentext bereits verrät, in Ravka - zumindest lässt es sich herleiten. Außerdem spielen auch die andren Orte im Grisha Verse wieder eine Rolle, wie beispielsweise Fjerda. Wie bereits gewohnt, wurden die Kapitel aus verschiedenen Perspektiven erzählt, welche aber für keinerlei durcheinander sorgen - also im Kopf. Ich lernte neue und alte Charaktere kennen, wo ich auch schon bei einem Punkt wäre, der mir an der Autorin sehr gut gefällt. Sie schafft es immer wieder die Vergangenheit so zu erzählen, und das quasi beiläufig, dass sie genau den richtigen Punkt bei mit trifft um mit zu fühlen. Einfach große klasse!

Nikolai muss ich gestehen hatte ich komplett falsch eingeschätzt, denn bei ihm hatte ich so das eine oder andere Vorurteil. Er war dann doch ganz anders als gedacht, im positiven. Nina, die ich schon aus den anderen Büchern kannte, fand ich besonders interessant, da ich sie ja schon kannte, aber besser kennen lernen durfte. Ebenfalls die anderen Grisha. Im großen und ganzen war ich wieder sehr begeistert. Die Geschichte als solche fand ich stellenweise aufgrund der politischen Hintergründe von Ravka etwas trocken. Zudem musste ich auch immer bei der Sache bleiben um mit den Verstrickungen der einzelnen Länder nicht durcheinander zu kommen. Auch nicht tragisch, aber es sei einfach mal erwähnt.

Schlussendlich finde ich diesen Band sehr gelungen, interessant und habe ihn gern gelesen, aber die Krähen-Bücher haben mir einen Ticken besser gefallen. Bis zum Erscheinen der Fortsetzung werde ich versuchen noch die Grisha Trilogie zu lesen, welche bereits zuhause im Schrank steht. Mal sehen ob das klappt. Leigh Bardugo gehört, für mich, auf jeden Fall schon jetzt zu den Autorinnen, deren Bücher ich blind lesen werde, denn ihre Art ist einfach klasse. Komplexer Aufbau, spannende Geschichte, Humor welcher mit einer gewissen Ernsthaftigkeit gepaart ist. Gerade das ist es aus meiner Sicht, was die Bücher lesenswert macht. Sie zeichnet mit Worten, dass es kaum Worte gibt um dies zu beschreiben.

Fazit:

Tolle neue Reise ins Grisha Universum mit neuen Charakteren, gelungenem Aufbau und Atmosphäre.

Bewertung vom 23.10.2019
Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond
Blakley-Cartwright, Sarah; Johnson, David L.

Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond


schlecht

Das Buch wollte ich schon sehr lange lesen. Ich glaube seit ich den Film gesehen habe. Warum? Liegt doch auf der Hand: Die Bücher sind meist besser als die Filme. Hier leider weit gefehlt. Ich frage mich ob es daran liegt, dass das Buch auf dem Film basiert. Laut Beschreibungen im Buch war die Autorin beim Dreh vor Ort, aber irgendwie hat das - aus meiner Sicht - nicht viel gebracht. Von 289 Seiten habe ich ca. 170 Seiten geschafft und dann aufgegeben. Heute möchte ich euch erzählen warum.

Schon auf den ersten Seiten fühlte ich mich nicht sonderlich wohl, da ich mich nicht mit dem Schreibstil der Autorin anfreunden konnte. Nach einiger Zeit war es zwar nicht toll, aber okay. Besonders gut im Film gefiel mir die Atmosphäre, die dort herrschte. Auf diese wartete ich im Buch leider vergebens. Ich konnte keinerlei Bezug zu den Charaktere aufbauen oder mich in die Geschichte hinein versetzten. Aus meiner Sicht war es zumeist leider sehr oberflächlich gehalten. Es fühlte sich ein wenig an als würde mir einfach jemand erzählen was im Film passiert, ohne große Emotionen oder Ausschmückungen. Der Ablauf war gefühlt sehr identisch

Ferner hatte ich das Gefühl, dass kaum bis keine Spannung vorhanden war, selbst als das Dorf in Gefahr war. Auch die Geschehnisse als solches konnten mich absolut nicht packen. Dies war auch einer der Gründe, weshalb ich nach knapp über der Hälfte das Buch dann endgültig zur Seite legte. Im vergangenen Jahr hatte ich von Nora Bendzko das Buch "Wolfssucht" gelesen und rezensiert; ehrlich gesagt, obwohl das Buch dünner war, hatte ich bei dieser Geschichte mehr "Red Riding Hodd"-Feeling als bei dem eigentlichen Buch zum Film.

Fazit:

Manche Filme brauchen einfach kein Buch - das gleiche gilt selbstverständlich auch anders herum.

Bewertung vom 21.10.2019
Die Suche nach dem Schattendorf
Safran, Annina

Die Suche nach dem Schattendorf


ausgezeichnet

Beschreibung:

Gemeinsam mit dem Formwandler Lando und dem Unsichtbaren Eneas macht sich Ludmilla auf die Suche nach dem Schattendorf. Dort hofft sie Godal, den Schattenkönig -und außerdem der Schatten ihrer Großmutter -, zu finden. Doch der Weg dorthin führt durch Fenris und andere dunkle Orte, wo die unterschiedlichsten Gefahren lauern. Unterdessen hat auch Uri zu kämpfen, denn die Geisterwelt scheint nach dem Erwachen der Berggeister gänzlich in Aufruhr zu sein. Dies verlangt mehr von ihm ab als er erwartet und hat gravierende Folgen. Die Dunkelheit scheint immer mehr Raum in Eldrid zu fordern und die Existenz des magischen Lichts zu bedrohen.

Meinung:

Auch in diesem Band konnte mich Annina wieder absolut abholen. Obwohl auf ein Prolog verzichtet wurde, war ich direkt wieder dabei. Meine einzige Schwierigkeit hatte ich mit den einzelnen Personen, hätte ich hier aber gleich mal ins Inhaltsverzeichnis geschaut, dann hätte ich gesehen, dass sich am Ende des Buches ein Glossar befindet. Das hat aber meinem Lesevergnügen keinen Abbrauch getan. Für mich war besonders schön, dass ich auf der Leipziger Buchmesse eine Lesung mit der Autorin erleben durfte, wodurch ich selbst ganz anders gelesen habe. Pixi, die viele Leser inzwischen schon lieb gewonnen haben, erschien mir noch bunter, Zamir noch arroganter und ja, es war einfach ein anderes Lesen.

Die Geschichte verläuft auch weiterhin parallel. Während in Eldrid gegen die Dunkelheit gekämpft wird, macht Ludmillas Spiegelbild ihrer Oma das Leben zur Hölle. So kam es dann leider auch, dass ein Strang der Erzählung etwas "fehl am Platz wirkte" für mich. Beachtet man jedoch den Aufbau des Buches und die Tatsache, dass diese Charaktere zur Geschichte gehört und die Erzählung zeitgleich weiter verläuft, dann macht das durchaus Sinn, es fühlt sich am Ende nur etwas unfertig an. Irgendwas ist halt immer, nicht wahr? Ich fand es im Gesamten nicht tragisch. Ludmillas Entwicklung fand ich sehr gelungen, auch wenn man diese eher gegen Ende hin mehr mit bekommt, da sie in diesem Band nicht die erwartete Hauptrolle spielt, aber keine Sorge, denn es passiert dennoch mehr als genug-

Sehr schön fand ich auch, dass ich in diesem Band ein klein wenig einen Teil der anderen Wächter Familien kennen lernen konnte. Auch viele andere Wesen konnten mich wieder begeistern. Unterhaltsam ist die Beschreibung des Unsichtbaren, welcher immer wieder mit einem Surfbrett verglichen wird. Doch auch die dunkle Seite bekam (gruseligen) Zuwachs, dem ich definitiv nicht im Dunkeln begegnen möchte. Ein erneuter Ausflug nach Eldrid lohnt sich! Zudem regten diverse Parallelen zu unserer (Ellenbogen-)Gesellschaft sehr zum Denken an.

Leider heißt es nun erst einmal warten bis zum Sommer 2020, denn dann soll der dritte Band das Licht der Welt erblicken. Ich bin auch weiterhin sehr gespannt wie sich die Geschichte entwickelt und was mich erwartet. Den Schreibstil von Aninna finde ich auf jeden Fall sehr gelungen. Gerade kindlich genug für die jungen Leser, aber nicht zu sehr, sodass es auch als Erwachsener Spaß macht sich mitziehen zu lassen.

Fazit:

Eine wundervoll bebilderte Fortsetzung! Wer den ersten Teil mochte, der sollte auf jeden Fall dran bleiben!

Bewertung vom 15.10.2019
Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv / Die Chroniken von St. Mary's Bd.1
Taylor, Jodi

Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv / Die Chroniken von St. Mary's Bd.1


sehr gut

Beschreibung:

Madeleine "Max" Maxwell wird Archäologin, weil sie mit der Gegenwart nicht viel anfangen kann. Sie interessiert die Geschichte, denn diese ist weitaus spannender als der ganze Kram, der gerade vor sich geht. Prinzipiell findet sie ihren Job auch ganz cool, wenn auch etwas trocken und da ruft plötzlich ihre ehemalige Lehrerin an mit dem Jobangebot ihres Lebens, denn wer könnte schon nein sagen, wenn er tatsächlich Antworten auf die Fragen liefern könnte, die sich so viele über die Vergangenheit stellen, zudem noch live und in Farbe?

Meinung:

Ha, bei dem Buch weiß ich wirklich nicht wo ich anfangen soll. Zum einen gefiel mir schon, dass die Autorin zu Anfang darauf hinweist, dass es sich bei dem Projekt um Fiktion handle und die Historiker bitte die Füße still halten sollen. Wunderbar! Denn auch ich gehöre nicht zu der Fraktion Leser, welcher die Inhalte eines Buches auf Herz und Nieren nach ihrer Richtigkeit überprüft; lediglich bei Details, die mich schlauer wirken lassen, möglicherweise. (Für alle, die es brauchen, die fügen hier bitte einen großen Zwinker-Smiley ein!) Entsprechend amüsiert ging ich an das Buch und dieser Zustand hielt an.

Ich habe gelacht, gekichert und irgendwann fragte mein Freund schon gar nicht mehr, wenn ich irgendwelchen seltsamen Töne von mir gab. Ich war von der ersten bis zur letzten Seite voll dabei. Okay, manche Dinge konnte ich mir nur mäßig vorstellen, beispielsweise diverse Hologramm-Präsentationen, aber dennoch war es einfach mitreißend geschrieben. Die historischen Ereignisse, welche erforscht wurden, wurden zwar erläutert, aber man möchte dabei nicht zwingend ein Nickerchen halten. Für Liebhaber von historischen Romanen, in denen - zumindest meinem Verständnis nach - die Geschichte und deren Details eine große Rolle spielen, sollten dies hier nicht zwingend erwarten, da es doch eher oberflächlich behandelt wird.

Die Liebesgeschichte fand ich auch ganz okay, da sie zwar sehr präsent war, aber nicht im Mittelpunkt stand. Natürlich ärgerte ich mich über die Dämlichkeit der Protagonisten und die Unfähigkeit zur Kommunikation in so mancherlei Situation, aber irgendwann werde vielleicht sogar ich damit leben können, dass es in Büchern, die Herz beinhalten eben immer etwas Drama braucht. Bisher gefällt mir der Verlauf der gesamten Handlung auch recht gut und ich bin gespannt was Band zwei, der sicher irgendwann folgen wird, zu bieten hat. Die Autorin schaffte es den Verlauf der Geschichte schlüssig nieder zuschreiben.

Was ich mir für die Zukunft wünschen würde, wäre etwas mehr über Vergangenheit von Maxwell, da ich diese zwar sehr sympathisch finde, aber oftmals werden Dinge erwähnt wie ihre Familienverhältnisse und da fehlt mir etwas Tiefe. Ihr Verhalten in manchen Situationen und ihre Vergangenheit werden oft einfach Umschrieben. Ein bisschen nach dem Motto: Ist halt so. Gerade das finde ich schade, denn es fühlt sich an, als hätte Jodi zwar schön gezeichnet, aber vergessen ihr ein Gesicht zu geben.

Ansonsten fand ich das Buch einfach super unterhaltsam und obwohl ich inzwischen nicht mehr so ein großer Fan von Reihen bin, bin ich schon sehr gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird und Frau Taylor es tatsächlich schafft den Faden bei zu behalten, denn genau das ist für mich die große Kunst in Sachen Zeitreisegeschichten. Der Schreibstil ist einfach locker flockig und zumeist sehr bildhaft.

Fazit:

Ein sehr unterhaltsamer Zeitreise-Roman, der super gut zu lesen ist und ganz klar Lust auf mehr macht; dazu noch eine Brise Herz beinhaltet.

Bewertung vom 30.09.2019
Melmoth
Perry, Sarah

Melmoth


ausgezeichnet

Beschreibung:

Helen Franklin lebt seit etlichen Jahren im eigens auferlegten Exil in Prag. Eines Tages spricht ihr Freund Karel sie auf ein gefundenes Manuskript an. Er ist komplett aufgelöst, wirkt fahrig. Er gibt ihr einen Teil des Manuskripts. Die Geschichte des jungen Josef Hofmann und seiner Begegnung mit Melmoth, der Zeugin, auf ewig dazu verdammt auf Erden zu wandeln, einsam und allein. Doch Helen fängt an überall die Zeichen zu sehen. Alles scheint mit ihr, ihrer Vergangenheit und Melmoth in Verbindung zu stehen. Jedes Schriftstück, das Helen in die Hand nimmt, scheint mit dieser mysteriösen Frau in Schwarz zusammenzuhängen. Gibt es Melmoth wirklich und wenn ja, wer ist sie wirklich?

Meinung:

Nachdem mir „Nach mir die Flut“ von Sarah Perry schon so gut gefallen hat, war mir schnell klar, dass ich auch dieses Buch lesen muss und was soll ich sagen?! Dieses Buch hat mich dermaßen viele Emotionen durchleben lassen, dass ist nicht mehr normal. Ich würde jetzt nicht mal behaupten, dass die Charaktere sehr tiefgründig gezeichnet sind, aber dennoch fühlte ich mich total mitgenommen. Die oft etwas skurrilen Dialoge, die ich mir so im Leben nicht vorstellen könnte, machten dennoch Sinn für mich. Selbst beim Schreiben klingt es alles so widersprüchlich in mir nach, dass ich schon kaum wage es in Worte zu fassen und doch begeisterte mich dieses Buch. Die Atmosphäre war düster, beklemmend und oft hatte man Schwierigkeiten die Realität von der Fiktion zu unterscheiden. Nicht übertragen ins wirkliche Leben, eher in der Geschichte selbst.

(Unklar ob der Absatz Spoiler enthält! Mein Freund sagt „nein“, aber vorsichtshalber mal: Achtung!)
Bis zum Schluss blieb für mich unklar, was bzw. wer denn nun eigentlich diese „Melmoth“ ist und wirklich verstanden habe ich es vermutlich immer noch nicht. Dennoch gab mir dieses Buch eine Lehre mit auf den Weg. Ob es das ist, was die Autorin vermitteln will, ist fraglich und vielleicht liege ich auch komplett daneben, doch gab mir die Geschichte von Helen Franklin folgendes zu verstehen: Man muss, egal wie groß die Sünde ist, die man begeht, lernen sich selbst zu verzeihen, anderen zu verzeihen und, allem voran, sollte man nie die Hoffnung aufgeben. Das Geschehene ist geschehen und es ist keinem damit geholfen, sich ein Leben lang selbst zu geiseln. Eigentlich Dinge, die man auch so wissen sollte, aber trotzdem hat die Autorin mir diese Botschaft auf ganz großartige Weise mit dieser Geschichte vermittelt.

Wie ich es bereits aus dem vorherigen Buch der Autorin gewohnt war, legte sie einen sehr schönen Schreibstil an den Tag. Mit wenigen Worten, die dennoch so ausführlich waren, erzählte sie mir in zügigem Tempo und dennoch auf gemächliche Art die Geschichte von Melmoth und Helen Franklin. Oftmals wollte ich das Buch gar nicht aus der Hand legen und tat es meist nur um in die Sonne zu blicken; der tristen Umgebung der Geschichte zu entfliehen. Einmal Durchatmen bevor die Reise weiter ging. Ihr seht, wieder diese Widersprüche, aber ich kann einfach nicht anders, denn nur so macht es Sinn für mich. So empfand ich dieses Buch. Desto mehr ich von dieser Autorin lese, desto mehr möchte ich noch von ihr lesen. Sie schafft es mich tatsächlich mehrere Tage nach dem Beenden des Buches noch zum Denken anzuregen, zu Beschäftigen und mir Material zum Verdauen zu geben. Durch die Manuskripte, Schriftstücke und Geschichten über Melmoth hat sie eine Netz aus Geschichten gewebt und diese mit der von Helen verstrickt, dass es einfach unglaublich fesselnd war.

Fazit:

Eine Roman, der meiner Meinung nach stark zum Denken anregt, basierend auf einer Legende, die düsterer nicht sein könnte.

Bewertung vom 26.08.2019
Harz
Riel, Ane

Harz


sehr gut

Ich spar es mir jetzt darüber zu sinnieren, ob es ein Thriller war oder nicht, denn ein reines Drama ist es definitiv auch nicht. Mehr als dieses Genre-Wirrwarr, ärgert mich wieder dieser Klappentext, denn so manche Dinge daraus suche ich heute noch. Das es sich bei der Geschichte um ein unterschwelliges Familiendrama handelte, wusste ich zuvor schon aus einer anderen Rezension und genau das war es auch, was mich an dem Buch sehr interessierte, denn aus dieser las ich heraus, dass es sich bei dem Buch um die Geschichte einer Familie handelt, die nicht so ganz der gesellschaftlichen Norm entspricht. Wer möchte sowas denn bitte nicht lesen?

Wie der Verlag schon auf der Buchseite wirbt, erzählt Ane Riel, diese Geschichte, über eine verkehrte Welt, in der Liebe Obsession wird, ganz meisterhaft. Obwohl das Werk nur knapp 300 Seiten umfasst, schafft es die Autorin einem Bilder in den Kopf zu pflanzen, die man da wahrlich nicht haben möchte. Doch es gibt auch schöne Seiten, denn der Ort, an dem die Haaders leben, war nicht immer voller Dinge. Dort gibt es Wald, Meer, Tiere, und einst war dort auch Platz für Liebe - die Liebe zur Natur, die man förmlich spüren konnte.

Erzählt wird die Geschichte der Familie Haarder zum einen direkt aus der Sicht der kleinen Liv und zum anderen aus Sicht der dritten Person. Sehr befremdlich sind vor allem die Erzählungen des Mädchens, da sie gefühlt oftmals so falsch und weltfremd sind. Auf der anderen Seite sind gewisse Ansichten sogar schlüssig, besonders wenn man das Umfeld und die Gesamtsituation bedenkt. Die Kapitel aus Sicht der dritten Person drehen sich meist um die Kindheit und Geschichte von Jens Haarder, seiner Familie und deren Leben auf der Halbinsel "Kopf". Gerade diese Kapitel geben die Basis für das landschaftliche Idyll - oder eben für das was später einmal daraus wird.

Dieses Buch hat mich mit so vielen Empfindungen zurück gelassen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Selbst beim Lesen war es eine reine Achterbahnfahrt. Gerade durch unsere Leserunde war es interessant, da immer mal wieder ein anderer Blickwinkel geboten wurde. Der eine sprach von Ignoranz, während der nächste einwarf, dass es mit Frust oder Schuldgefühlen zusammen hängen könnte. Die Möglichkeiten sind unglaublich vielfältig und es bleibt massig Platz für Interpretationen. Dennoch ist er wirklich erschüttert, was dies mit Menschen anstellen kann.

Fazit:
Ein ganz anderer Thriller über das Schicksal einer Familie, die in ihrer ganz eigenen Welt lebt.

Bewertung vom 26.08.2019
Nimael - Steine ewiger Macht
Frey, Tobias

Nimael - Steine ewiger Macht


sehr gut

Beschreibung:
Eigentlich ist Nimael ein ganz normaler junger Mann. Voller Ehrgeiz widmet er sich seinem Studium, lebt quasi von der Hand in den Mund und teilt dennoch die wenigen Dinge, die er hat. Doch plötzlich schleicht ein Fremder, den er noch nie gesehen hat um ihn herum. Keiner kann sich erklären was er von ihm will, bis er kurz darauf mit weiteren 8 Studentinnen entführt wird. Zuerst denk Nimael, dass es sich bei allem um ein perfides Spiel von irgendwelchen machgierigen Irren handelt, aber bald kommt er dahinter, dass dies noch viel tiefer geht als man sich vorstellen kann und das Schicksal der ganzen Menschheit davon abhängt.

Meinung:
Ein wundervoller Einstieg. Nicht zu langatmig, nicht zu übereilt, genau passend. Gerade das Ende macht ganz klar Lust auf mehr. Die Charaktere hat man bereits ins Herz geschlossen, sodass man das Bangen beginnt. Die Beschreibungen sind bildhaft und werfen einen direkt in die Geschichte. Der Autor legt zum einen Humor an den Tag, aber auf der anderen Seite auch ganz viel Ernsthaftigkeit, was mir gut gefiel. Ich finde man sollte auch in ernsten Situationen mal lachen können, sie jedoch nicht ins Lächerliche ziehen. Der Fantasy-Anteil hält sich in diesem Band noch eher in Grenzen, ist jedoch vorhanden.

(Möglicher Spoiler in diesem Absatz?!) Für mich war die Liebesgeschichte der wohl schlimmste Teil der Geschichte, da diese zwar sehr schön war, aber irgendwie teilweise recht unnatürlich wirkte. Zudem war sie allgegenwärtig. Es klingt jetzt echt hart, und mich hat es beim Lesen selbst schockiert, aber gelegentlich habe ich Nimaels "ach so großer Liebe" den Tot an den Hals gewünscht. Es hätte sogar gut in die Geschichte gepasst, wenn ich das mal so sagen darf. Okay, war das jetzt gespoilert? Entscheidet selbst. Jedoch finde ich, dass es eventuell den hitzköpfigen - oder müsste es trotzköpfigen? - Nimael etwas auf den Boden der Tatsachen gebracht hätte, da durch seine provokante Art manchmal wirklich anstrengend ist, auch wenn er meist nur an die anderen denkt.

Ich freue mich auf jeden Fall zu erfahren wie die Geschichte weitergehen wird und hoffe, dass ich noch etliche Werke des Debüt Autoren Tobias Frey lesen darf. Seine Art gefällt mir bisher recht gut und auch die Gestaltung der Welt ist sehr interessant. Wünschen würde ich mir vielleicht noch eine Karte des Felsens selbst, da dieser recht komplex ist, aber wer weiß was der Autor noch für uns Leser in Petto hat.

Fazit:
Gelungenes Debüt, das definitiv Lust auf mehr macht!