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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1008 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2021
Eine Weihnachtsgeschichte
Dickens, Charles

Eine Weihnachtsgeschichte


ausgezeichnet

»Ich werde das Weihnachtsfest von ganzem Herzen ehren und das ganze Jahr über in seinem Geist handeln. Ich werde in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft leben. Die Geister aller drei Zeiten werden in mir wirken. Ich werde die Lektionen, die sie mich lehren, nicht länger verleugnen.«

In der Weihnachtsnacht bekommt der hartherzige alte Geizhals Ebenezer Scrooge Besuch von vier Geistern, die ihn schonungslos mit zahlreichen unangenehmen, teils lang verdrängten, Wahrheiten konfrontieren. Scrooge wird schwer erschüttert und beschließt, sein Leben zu ändern. Dieser Wandel beschert ihm ein großes und ehrliches Glück.

Die Geschichte, im Grunde der Weihnachtsklassiker schlechthin, dürfte den meisten bekannt sein. Ich habe sie schon mehrfach gelesen, besaß bereits zwei verschiedene Ausgaben und gönnte mir in diesem Jahr dieses prachtvolle Buch wegen der tollen Illustrationen. Das hat sich wirklich gelohnt, die ausdrucksstarken, wunderbar gezeichneten Bilder begleiten und unterstreichen die Handlung, die gesamte Gestaltung wirkt festlich und hochwertig.

Im Buch findet sich ferner die Erzählung „Ein Weihnachtsbaum“, ein Meisterwerk der Fantasie, außerdem eine Kurzbiografie von Charles Dickens und ein Exkurs über Weihnachten im viktorianischen England. Es war Dickens ein Anliegen, auf die gravierenden sozialen Ungerechtigkeiten der damaligen Zeit hinzuweisen, was ihm ausgesprochen gut gelingt. Mit treffenden Worten beschreibt er die furchtbare Not der armen Leute und schildert als krassen Gegensatz den Luxus, in dem die Wohlhabenden schwelgten. Seine Weihnachtsgeschichte wird so zum flammenden Appell für Menschlichkeit, Mitgefühl und Nächstenliebe. Gleichzeitig blitzt immer wieder ein sehr angenehmer Humor durch, der gemeinsam mit dem guten Ende des Buchs für ein warmes Gefühl beim Lesen sorgt.

Fazit: Der Weihnachtsklassiker in einer prächtig illustrierten Ausgabe, das Buch bekommt in meinem Regal einen besonders schönen Platz.

Bewertung vom 14.12.2021
Lacroix und die stille Nacht von Montmartre / Kommissar Lacroix Bd.3
Lépic, Alex

Lacroix und die stille Nacht von Montmartre / Kommissar Lacroix Bd.3


sehr gut

»Los, Lacroix, nun sag schon, warum bist du hier? Du kommst doch nicht am kältesten Tag des Jahres nur wegen ein paar gestohlenen Lichterketten den Berg hinauf.«
»Ehrlich gesagt: doch.«
»Aber warum?«
»Ich weiß es nicht, Rose. Es ist nur so ein Gefühl.«

Wenn Commissaire Lacroix „so ein Gefühl“ hat, dann ist das kein gutes Zeichen. Und leider trügt ihn seine Intuition auch diesmal nicht…
Kurz vor Weihnachten in Paris. Es ist bitterkalt, die Stadt ist (höchst ungewöhnlich) tief verschneit. Sogar das Verbrechen scheint eine Winterpause einzulegen, Lacroix ist deutlich unterbeschäftigt. Als in Montmartre die kunstvoll dekorierte Weihnachtsbeleuchtung komplett gestohlen wird, bietet er der zuständigen Kollegin seine Unterstützung an. Und hat sofort dieses „Gefühl“, diese böse Ahnung, dass es sich hier nicht einfach um Vandalismus oder das Werk eines Weihnachtshassers handelt.

Obwohl dies der dritte Fall für Lacroix ist, hatte ich nicht das Gefühl, dass mir irgendwelche Vorkenntnisse fehlen würden. Mein erster Fall für Commissaire Lacroix wird nicht mein letzter gewesen sein. Der Krimi hat eine ganz besondere Stimmung, die mich gleich fesselte. Und das, obwohl es eine Weile dauerte, bis das erste Blut floss. Die Spannung war für mein Empfinden nicht beeinträchtigt, denn gemeinsam mit dem Ermittler fragte ich mich, was wohl Übles in dem weihnachtlichen Paris geschehen wird, von dem gestohlene Lichterketten und gefällte Weihnachtsbäume ablenken sollen.

Lacroix bekam von seinen Kollegen und der Presse den Spitznamen „Maigret“, durchaus passend, finde ich. Er präsentiert sich als Pfeife rauchender Denker, der seine Fälle ruhig und überlegt angeht. Zudem wirkt er leicht aus der Zeit gefallen. Den Tatort erreicht er häufig zu Fuß oder per Bus und wer ihn unterwegs anrufen will, hinterlässt Nachrichten in seinen bevorzugten Lokalen. Lacroix prägt damit die Stimmung des Krimis, Fans von Action sind hier nicht richtig. Mir jedoch gefiel dieser schräge Charakter sehr! Und natürlich gibt es als Gegenpol autofahrende und Smartphone affine Kollegen, die ebenfalls sympathisch wirken.

Was mich noch besonders bezauberte, war die Atmosphäre des Buchs. Ich war noch nie in Paris, die Stadt steht schon ewig auf meiner langen Wunschliste potenzieller Reiseziele und ist nach der Lektüre ein Stück weiter nach oben gerutscht. Die Beschreibungen waren so atemberaubend, dass ich am liebsten gleich meinen Koffer gepackt hätte.

Fazit: Ein Fall, der untypisch beginnt und sich ungewöhnlich entwickelt. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und werde mir auch die weiteren Bände der Reihe vornehmen.

Bewertung vom 14.12.2021
Geld oder Lebkuchen
Heldt, Dora

Geld oder Lebkuchen


sehr gut

»Wie oft noch? Du gehst in die Bank, fuchtelst mit dem Revolver und sagst: „Dies ist ein Überfall. Machen Sie, was ich sage, dann passiert Ihnen nichts. Und nun das Geld her.“ Dann schiebst du den Rucksack über den Tisch, nimmst das Geld, drehst dich um und steigst draußen in den Wagen, in dem ich bei laufendem Motor sitze. Abgang. Das war’s.«
»Und wenn mich jemand erkennt?«
»Wer soll dich erkennen? Du bist der Weihnachtsmann.«

Das Leben auf Sylt kann so langweilig sein! Zumindest für einen Rentner in der Adventszeit, wenn kaum noch Touristen da sind und die eigene Ehefrau mit der Organisation der Dorfweihnachtsfeier schwer beschäftigt ist. Für Ernst Mannsen zieht sich die Zeit wie ein Kaugummi.
Als er gebeten wird, die Rolle des Weihnachtsmanns zu übernehmen, stürzt er sich begeistert auf die neue Aufgabe. Und steht schon bald vor einem mächtigen Problem. Der Filialleiter der hiesigen Bank ist zusammen mit den gesammelten Spenden für die Bescherung bedürftiger Kinder spurlos verschwunden. Wo jetzt auf die Schnelle das notwendige Geld hernehmen? Als die Versuche, eine legale Lösung zu finden, scheitern, drängt sich ein kleiner, fieser Gedanke auf. Wenn der Filialleiter der Bank mit dem Geld verschwindet, dann wäre es doch nicht abwegig, sich dort gewissermaßen eine Entschädigung zu holen? So ein kleiner Banküberfall für den guten Zweck?

Diese Geschichte hat mir viel Spaß gemacht. Ernst ist ein sehr sympathischer Charakter, auch und gerade mit seinen menschlichen Schwächen. Außerdem war ich natürlich mit ihm zusammen empört: Wie kann man sich nur mit Spendengeldern für arme Kinder absetzen? Wie mies ist das denn?
Wie man sich schon denken kann, wächst dem selbsternannten Robin Hood von Sylt die Sache schnell über den Kopf. Kurzzeitig hatte ich befürchtet, dass es bei den Schilderungen zu viel Klamauk geben könnte, das hat sich aber zum Glück nicht bestätigt, die Stimmung im Buch ist durchgehend unterhaltsam und weihnachtlich. Ich denke, ich spoilere auch nicht unangemessen, wenn ich verrate, dass man sich am Ende auf ein gutes und harmonisches Finale freuen darf.

Fazit: Humorvolles, kleines Sylt-Abenteuer mit sympathischen Charakteren und weihnachtlicher Grundstimmung.

Bewertung vom 05.12.2021
Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein
Rowling, J. K.

Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein


ausgezeichnet

Eigentlich war sich Jack sicher, dass er das Weihnachtsschwein eben weggeschleudert hatte. Trotzdem war er nicht darauf gefasst, als sich das Stofftier aufrappelte, die Schweinepfötchen in die Seiten stemmte und sagte: »Wenn du mich noch einmal haust, du schrecklicher Junge, dann helfe ich dir nicht.«

Dieser Heilige Abend ist der schlimmste, den Jack je erlebt hat. Der schlimmste Abend in seinem Leben überhaupt. Denn sein geliebtes Kuschelschwein DS, stets an seiner Seite, so lange er denken kann, ging verloren. Das Weihnachtsschwein, das er als Ersatz geschenkt bekommt, empfindet er geradezu als Verhöhnung seiner Trauer. Und dass seine Großeltern sagen, dass es keine Chance gibt, DS jemals wiederzubekommen, kann und will er nicht akzeptieren! Da kommt ihm (nach dem ersten Schrecken) das Angebot des zunächst ungewollten Weihnachtsschweins genau recht: In dieser Heiligen Nacht, der Nacht der Wunder und hoffnungslosen Fälle, wird es ihn ins Land der Verlorenen begleiten und ihm dort helfen, DS wiederzufinden.

Dieses Buch zog bei mir ein, weil mich ein neues Kinderbuch von J. K. Rowling reizte. Ich fand zwar den Titel wenig ansprechend, ließ mich aber auf das Abenteuer ein und wurde nicht enttäuscht. Frau Rowling zeigt mit dem Land der Verlorenen wieder ein enormes Maß an Fantasie, es gibt so viele Details, an denen ich großen Spaß hatte. Und spannend wird es! Die Suche nach DS ist ein Wettlauf mit der Zeit, sie muss in der Heiligen Nacht abgeschlossen werden. Und damit es nicht zu einfach wird, wird Jack von finsteren Gestalten verfolgt, die ihm nach dem Leben trachten. Es gibt dramatische Momente und Stellen, an denen ich herzhaft lachen musste. Bemerkenswert auch die tollen Illustrationen zu Beginn jedes Kapitels. Sehr gut gelungen, wunderschön und detailreich.

Daneben ist es natürlich auch eine Geschichte über Freundschaft, über Mut und ehrliche Gefühle. Probleme in Patchwork-Familien sind ebenfalls Thema, da wird sich von den jungen Lesern sicher der ein oder andere wiederfinden.

Fazit: Spannend, fantasievoll, lustig – ich war sehr gerne mit Jack und dem Weihnachtsschwein im Land der Verlorenen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2021
Mordsmärchen

Mordsmärchen


sehr gut

»Fangen wir noch mal ganz von vorn an, Frau Ascher. Erzählen Sie mir einfach der Reihe nach, wie Sie die Bekanntschaft von Frau Holle gemacht haben.«

Niemand wird bestreiten, dass es in Märchen nur so von schwersten Verbrechen wimmelt. Als Kind, ich erinnere mich, habe ich mich einige Male gefürchtet, manchmal ein angenehmes Schaudern verspürt und am Ende froh und erleichtert durchgeatmet, weil - zurück in der Wirklichkeit - alles wieder gut war.
In dieser Anthologie mit 14 Kurzkrimis holen die beteiligten Autoren die Märchen in die Gegenwart. Sie erzählen die Geschichten neu, führen sie fort und sprechen deutlich aus, was beim Original nur angedeutet wurde. 14 Autoren bedeuten auch, dass man sich als Leser auf unterschiedliche Stile freuen darf. Da schreibt der eine sehr düster, der nächste gesellschaftskritisch und wieder ein anderer geizt nicht mit schwarzem Humor.

Nicht jede Geschichte gefiel mir gleich gut und wie immer bei Anthologien habe ich jede einzeln bewertet und daraus einen Schnitt errechnet. Vier Geschichten erhielten von mir 5 Sterne, fünfmal konnte ich 4 Sterne und ebenfalls fünfmal 3 Sterne vergeben. Das ergibt einen Schnitt von 3,9 Sternen, die ich entsprechend auf 4 aufrunde.

Fazit: Unterhaltsam, spannend und manchmal mächtig böse. Diese Mordsmärchen stehen für kurzweiligen Krimispaß.

Bewertung vom 14.11.2021
Das dunkle Netz der Lügen (eBook, ePUB)
Kaffke, Silvia

Das dunkle Netz der Lügen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

»Lina, du hast Robert doch schon einmal geholfen, einen Mordfall aufzuklären. Bitte, benutze deinen Verstand. Hilf ihm, den wahren Mörder zu finden.«

Ruhrort, im März 1861. Lina Borghoff führt einen kleinen, aber feinen Modesalon. Mit ihrem Mann Robert, einem Polizeikommissar, führt sie eine glückliche Ehe. Lina hat sich einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet, alle Damen der feinen Gesellschaft lassen bei ihr Kleider fertigen. Und es gibt nicht wenige sehr reiche Familien in Ruhrort, bei denen standesgemäße Feste gefeiert werden.

Das Entsetzen ist folglich groß, als eine Einbruchsserie die Stadt überzieht, bei der zielsicher die Villen der Reichen geplündert werden. Robert und seine Kollegen haben alle Hände voll zu tun, zumal sie zeitgleich noch zwei brutale Morde aufklären müssen. Richtig schlimm wird es jedoch, als der Verdacht aufkommt, dass Linas Salon irgendwie in die Verbrechen verstrickt und einer von Linas ältesten Freunden des Mordes verdächtig ist…

Es ist eisigkalt in diesem März und im Gegensatz zur feinen Gesellschaft, bei der sich die Welt um Protz und Bälle dreht, ist ein anderer, sehr großer Teil der Gesellschaft bitterarm und kämpft ständig ums nackte Überleben.
Große Unterschiede gibt es zudem quer durch alle Schichten hindurch zwischen Mann und Frau. Bei den Schilderungen, was alles schicklich ist und was nicht, standen mir die Haare zu Berge. Und erst recht bei dem Punkt, dass ein Mann das Recht hat, seine Frau zu züchtigen und von ihr Gehorsam einzufordern.

Vor diesem Hintergrund fällt Linas Charakter besonders auf. Sie ist eine selbstbewusste und intelligente Frau, sie ist emanzipiert, hat ihren eigenen Kopf und während fast alle Frauen von ihren Männern abhängig sind, verdient sie nicht selten mehr Geld als ihr Robert. Gleichzeitig hält sie sich nicht für etwas Besseres, ist hilfreich, offen… kurz: ein durch und durch sympathischer Charakter. Und ob ihr Robert seine Ermittlungen ohne ihre Hilfe hätte erfolgreich abschließen können? Mir scheint nicht.

Wie schon der Vorgängerband zeigt auch dieser ein großartiges Bild der damaligen Zeit, die wirklich nur für die Menschen eine gute alte Zeit war, die über viel Geld und Stand verfügten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, alles Wichtige zu früheren Ereignissen wird kurz erklärt. Ich habe gebannt die Schicksale der Protagonisten verfolgt und konnte die spannende Handlung genießen. Falls die Autorin sich noch mal zu einem dritten Band erschließen sollte, wäre ich gerne wieder dabei.

Fazit: Das war keine gute alte Zeit, in der dieser spannende historische Krimi spielt. Sehr gelungen!

Bewertung vom 07.11.2021
Zechensterben
Kersken, Peter

Zechensterben


sehr gut

»Herauszufinden, was da passiert war, war ihm von Anfang an nicht nur ein kriminalistisches, sondern auch ein ganz persönliches Anliegen gewesen. Er hatte dieses unsinnige Ende eines jungen Lebens begreifen wollen. Und das wollte er immer noch.«

Oberhausen, im Sommer 1966. Oberinspektor Manfred Wagner kann seinen Urlaub nicht genießen, der Tod eines 14jährigen Jungen lässt ihm einfach keine Ruhe. Sein Vorgesetzter ließ den Fall einstellen, weil es keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden gibt. Doch Wagner ermittelt privat weiter…

Dieser historische Krimi reizte mich besonders, da ich am Schauplatz der Handlung einen großen Teil meiner Kindheit und Jugend verbrachte und auch noch ordentliche Erinnerungen an das Zeitgefühl Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre habe. Gleich auf der ersten Seite saß Wagner auf dem Platz neben meiner alten Schule, da hat man natürlich alles besonders gut vor Augen.

Auch sonst ist der Zeitgeist hervorragend eingefangen. Die Erwachsenen haben mehr oder weniger traumatische Erinnerungen an den Krieg, auch Wagner wird von düsteren Erlebnissen gequält, die sein Leben in der Gegenwart beeinflussen. Bei den Arbeitern macht sich zudem Zukunftsangst breit, da die ersten Zechen dichtgemacht wurden. Ablenkung bietet die Fußballweltmeisterschaft, man muss nur zunächst jemanden finden, der bereits über einen Fernseher verfügt. Wenn ich las, wie die Menschen beschrieben wurden, wie sie aussahen, sich benahmen und welche Werte sie vertraten, sah ich vor meinem geistigen Auge sofort Eltern, Großeltern und diverse Tanten und Onkel.

In diesem Szenario versucht Wagner nun also, Licht in einen ominösen Todesfall zu bringen. Ein weiterer, mit möglichem Zusammenhang, wird dazukommen. Die Auflösung am Ende ist schlüssig, macht aber auch betroffen, da sie deutlich macht, wie viele Opfer und bedrückende Schicksale es zu dieser Zeit gab.

Fazit: Gelungene Zeitreise ins Ruhrgebiet der späten 60er Jahre, historischer Schauplatz und Zeitgeist sind sehr gut dargestellt. Der Krimi ist dabei etwas nachranging.

Bewertung vom 07.11.2021
Asterix und der Greif / Asterix Bd.39
Ferri, Jean-Yves;Conrad, Didier

Asterix und der Greif / Asterix Bd.39


sehr gut

»Idefix! Lass sofort den Wolf in Ruhe!»

In meinem Bücherregal stehen sämtliche Asterix Bände, seit den 70er Jahren zog einer nach dem anderen ein. Mittlerweile sind die Erfinder, der ursprüngliche Autor und der ursprüngliche Zeichner, beide verstorben. Sie hinterließen große Fußstapfen, die nicht leicht zu füllen sind, vor allem, wenn alte Fans kritisch auf Details schauen. War ich zuletzt (wohl aus diesem Grunde) nicht so zufrieden, machte dieser neue Band wieder richtig Spaß.

Los geht’s wie so oft, unsere Helden sind auf Rettungsmission. Cäsar schickte eine Expedition weit in den Osten, ins Barbaricum. Ein Schamane vom Volk der Sarmaten ahnt das nahende Unheil und bittet seinen alten Freund Miraculix um Unterstützung. Natürlich macht der sich gleich auf, gemeinsam mit Asterix, Obelix und einem vorbereiteten Fässchen Zaubertrank. Leider ist Letzteres vor Ort gefroren und damit verdorben, doch die Römer werden natürlich trotzdem keine Chance haben.

Es ist allerdings sehr ungewohnt, wenn es mal ohne Zaubertrank gehen muss. Nicht ganz ohne natürlich, es gibt ja noch Obelix. Und die Sarmaten sind auch nicht ohne, obwohl bei ihnen einiges anders läuft. Kämpfen tun hier die Frauen und der Platz des Mannes ist am heimischen Herd. Entsprechend sind die Amazonen zunächst auch nicht begeistert, dass sie ausgerechnet männliche Unterstützung bekommen sollen. Gar nicht schlecht, auf die üblichen Vorurteile zu stoßen – nur eben anders herum.

Auch sonst ist der neue Band auf der Höhe der Zeit. Legionär Fakenius hat immer irgendwas gehört, Klimaerwärmung wird auch bei den Römern diskutiert und sogar die aktuelle Situation findet kurz Erwähnung, ich musste sehr lachen! Überhaupt die Texte! Herrlich altbewährt voller Feinheiten und Anspielungen, das macht einfach Spaß.
»Ich will ein Provisorium, das Bestand hat!«
Viel zu entdecken gibt es auch bei den Zeichnungen, allein der Anblick der sarmatischen Dorfbewohner! Schade nur, dass die Piraten lediglich auf einem kleinen Bildchen vorkamen.

Fazit: Fast wie in alten Zeiten, das machte wieder viel Spaß und ich freue mich auf den nächsten Band.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


sehr gut

»Nun stieg ihm ein seltsamer Geruch in die Nase, wie nach angebrannter Milch. Oder einem Kuchen, der im Rohr … Er erschrak und lief in die Küche. Hatte sich eine Herdplatte aktiviert? Einen Schwelbrand brauchte er jetzt wirklich als Letztes. Doch in der Küche war alles wie immer.«

Als sehr großer Klufti-Fan musste ich natürlich auch lesen, was meinen Lieblingskommissar so an Weihnachten umtreibt. Überraschend war es nicht, aber äußerst unterhaltsam.

Das Buch ist unterteilt in „24 Katastrophen“, lässt sich also auch schön als Adventskalender lesen. Wer es besinnlich mag, ist hier allerdings falsch, denn im Hause Kluftinger geht so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann. Dabei mag der Allgäuer Kommissar das Fest so sehr, fühlt sich im (von Erika) weihnachtlich dekorierten Haus wohl, freut sich auf das (von Erika geplante und vorbereitete) gemeinsame Fest mit der Familie und die vielen leckeren Dinge, die Erika so zaubert.

Doch gleich im ersten Katastrophenkapitel zeichnet sich ab, dass dieses Weihnachten bei Kluftingers anders sein wird, als alle zuvor. Zwei Tage vor Heiligabend sind die Eheleute bei ihren üblichen Aktivitäten (sie schmückt den Baum, er nascht), als Erika von der Leiter stürzt. Der herbeigeeilte Dr. Langhammer, Nachbar und Lieblingsfeind Kluftis, zögert keinen Moment und weist sie ins Krankenhaus ein.

In Klufti macht sich Panik breit. Erika versorgte ihn noch mit einer umfangreichen weihnachtlichen To-do-Liste, wie soll er all das hinbekommen? Und Besuch aus Japan hat sich auch noch angekündigt!
»Andererseits: Er löste die kniffligsten Kriminalfälle, da würde es ihm wohl ein Leichtes sein, ein paar Kugeln und Strohengel an den Baum zu hängen.«
Nun, ich will nicht vorgreifen, aber dass es am Ende überhaupt so etwas wie ein Weihnachtsfest gibt, lässt sich wohl nur als Wunder bezeichnen. Krimi gibt es hier keinen, es sei denn, man rechnet heimische Sachbeschädigung und fahrlässige Körperverletzung durch sehr speziell zubereiteten Glühwein mit ein ;-)

Fazit: Witzig und chaotisch. Wer Klufti mag, wird wie ich großen Spaß an dem Buch haben.