Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 385 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2016
Stormglass
Pratt, Tim; Deemer, Andy

Stormglass


gut

Endlich Sommerferien! Doch was soll Jake mit seiner freien Zeit anfangen, wenn die besten Freunde in Urlaub sind und er alleine zurückbleibt? Die Frage klärt sich, als er von Lizzie und Filby als Stromagent rekrutiert wird. Überrascht, aber auch mit Stolz, willigt er ein, ihrer Organisation Stormglass beizutreten. Kaum ist er Mitglied, müssen die drei Kinder auch schon die Welt vor einem wahnsinnigen Wissenschaftler retten, der seine Killerbienen auf die Menschheit hetzt. Was als aufregendes Spiel begann, wird bald tödlicher Ernst.

Das Cover zeigt eine mutierte Killerbiene, die ihren Stachel kämpferisch nach vorne streckt und den Betrachter böse anzufunkeln scheint. Mit viel Liebe zum Detail sind selbst kleinste Härchen ausgearbeitet, zusammen mit dem Logo von Vindiqo, das die Brust der Biene ziert. Im Hintergrund schwirren weitere Bienen, bereit zum Angriff. Ich finde das Bild sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es alles perfekt widerspiegelt.

Tim Pratt und Andy Deemer haben mit Stormglass eine Mischung aus Agenten und Sciencefiction Roman geschaffen, der Jugendliche ansprechen dürfte. Ich lese eigentlich gerne Jugendbücher, aber dieses Werk konnte mich nicht ganz so überzeugen wie manch andere Bücher. Für meinen Geschmack waren die drei Agenten Filby, Lizzie und Jake einfach zu jung, um solche Abenteuer zu bestehen. Es wirkte einfach zu überzogen, um noch Glaubwürdigkeit zu haben. Vermutlich sind beide Autoren eingefleischt James Bond Fans, denn anders kann ich mir die Gadgets nicht erklären: Fahrräder, die Öl ausstoßen, um Verfolger ins Rutschen zu bringen oder gar auf Motorbetrieb umgeschaltet werden können, kleine Tablets, die schier unbegrenzte Funktionen haben und mit ihren Besitzern in Interaktion treten können, von den Flugzeugen und geheimen Standorten ganz zu schweigen. Die geschilderte Technik klingt zwar toll, aber doch ziemlich weit hergeholt. Ob es wirklich Kinderagenten gibt, sei dahingestellt, aber dass sie Teams und Anführer bilden wie Erwachsene und dies mit Billigung dieser und dann auch noch in gefährliche Einsätze geschickt werden, wage ich zu bezweifeln.
Trotzdem ist das Buch spannend und flüssig geschrieben und ich habe es an einem Tag gelesen. Natürlich lag das auch an der eher einfachen Sprachwahl und an den wenigen Erklärungen. Die Dialoge waren interessant und spritzig, wie es sich für Jugendliche gehört, auch schon mal flapsig.

Die drei Protagonisten Lizzie Jake und Filby sind drei Nachwuchsagenten, die alle unterschiedliche Talente aufweisen. Wo der eine schwächelt, kann der nächste aushelfen und sie ergänzen sich auf diese Art und Weise prima. Zusammen scheint sie nichts aufhalten zu können und sie sind bereit, für ihr Team durch dick und dünn zu gehen. Sie wirken sympathisch und bodenständig, auch wenn es für mich auch hier wieder zu überzogen war. Kampftechniken, Mehrsprachig, gigantische Computerkenntnisse und viele Eigenschaften mehr, die selbst Erwachsene ins Schwitzen bringen dürften. Da es sich allerdings sehr gut in die Handlung integriert, hätte ich eigentlich nicht verwundert sein dürfen.

Mein Fazit
Für meinen Geschmack waren Handlung und Charaktere an allen Ecken und Kanten überzogen, so dass die Glaubwürdigkeit verloren ging. Da das Buch trotzdem spannend geschrieben war, habe ich es bedingt gerne gelesen.

Bewertung vom 04.06.2016
Das zerstörte Leben des Wes Trench
Cooper, Tom

Das zerstörte Leben des Wes Trench


ausgezeichnet

Wes Trench fährt tagein, tagaus mit seinem Vater Bob in den Bayou zum Fischen. Ein tristes Leben voller Arbeit und voller Armut.
Die Zwillinge Reginald und Victor Toup fahren auch täglich in den Bayou. Allerdings nicht zum Fischen, sondern um sich um ihre Drogenplantage zu kümmern. Diese beschert den beiden einen gewissen Reichtum und ermöglicht ihnen ein leichteres Leben als so manch anderem.
Lindquist zum Beispiel, der bei einem Unfall einen Arm verlor und dem seine Prothese gestohlen wurde. Auch er ist Fischer, sucht nebenbei aber nach einem Piratenschatz. Erst ein Hobby, beherrscht die Suche bald sein Denken völlig.
Unterschiedliche Leben die eins gemeinsam haben: Ein Leben in Barataria.

Tom Cooper ist für mich ein wahrer Meister der Worte. Selten habe ich ein Buch gelesen, das nicht durch seine Handlung, sondern ausschließlich durch seine Charaktere lebt. Er hat ein perfektes Verhältnis zwischen Umgebung und den Personen geschaffen, so dass alles miteinander und untereinander agiert, lebt und eine intensive Harmonie eingeht. Der Bayou, also der menschenfeindliche Sumpf, die schier mörderische Hitze, die wilden Tiere und dazu noch die von Menschenhand geschaffene Umweltkatastrophe in Form einer Ölpest, alles Dinge, die mich eher davon abhalten würden, nach Barataria zu gehen, bzw. meine Beine in die Hand zu nehmen und die Flucht zu ergreifen. Allerdings sind die dort lebenden Menschen seit Generationen mit dem Land verbunden und wenn ich jemals auf der Suche nach einer Definition von Heimat war, Cooper erklärt es mir. Voller Wärme, voller Verständnis und ja, auch voller Liebe.

Normalerweise gibt es für mich einen Helden, einen Protagonisten, der mir besonders ans Herz gewachsen ist und mich an die Hand nimmt und durch das Buch geleitet. Doch hier ist es eigentlich kein Mensch, sondern, auch wenn mir das erst jetzt rückblickend bewusst wird, der Sumpf. Denn neben seiner ganzen Feindseligkeit, ist er auch wie ein Vater, der sich um seine Kinder kümmert, für sie sorgt und für die Mühe belohnt, aber er verlangt eben Einsatz und schenkt nichts her. Und wen er einmal als Familienmitglied akzeptiert hat, den lässt er nicht mehr los. Der Autor schildert dies so voller Gefühl, voller Intensität, dass ich es einfach nicht zur Seite legen konnte. Wunderschön!

Lindquist hat beim Fischen einen Arm durch einen Unfall verloren und jetzt wurde ihm seine Prothese gestohlen. Trotzdem fährt er, einarmig und mit einem ungebrochenen Willen sucht er nach seinem Piratenschatz. Ist es zu Beginn nur ein Hobby, verstrickt er sich immer tiefer in seinen Traum und jagt ihm nach, koste es, was es wolle, selbst wenn der Preis ein Menschenleben sein sollte. Ich fand es sehr traurig zu beobachten, wie der Lebenstraum nach und nach kippt und zu einem Alptraum wird.
Wes Trench hat bei dem Wirbelsturm Katrina seine Mutter verloren. Und seinen Vater auch, der den Tod seiner Frau nicht verkraftet. Er fährt zwar weiter zum Fischen und kümmert sich um seinen Sohn, aber seine Seele ist gestorben. Keine Atmosphere, in der ein Kind aufwachsen soll. Trotzdem bewundere ich Wes für seinen Kampfeswillen und wie er sein Leben in die Hand nimmt. Für mich macht er die größte und auch die interessanteste Entwicklung in dem Buch durch, an der ich teilhaben durfte. Vom verschüchterten und unsicheren Kind, hin zu einem bodenständigen Erwachsenen, der zwar immer noch auf der Suche ist, aber bei dem ich mir sicher bin, dass er seinen Lebensweg meistert.
Und dann sind da die Brüder Toup, die ihr Leben mit dem Drogenhandel finanzieren. Nach außen sind es harte Knochen, die auch nicht davor zurückschrecken, zu morden und ihren Willen mit brachialer Gewalt durchzusetzen. Und gleichzeitig haben sie zuhause Spitzendeckchen auf dem Tisch. Sie leben Familie und stehen für sich ein.

Mein Fazit
Es mag zwar noch etwas früh sein, aber dieses Buch hat wirklich das Potenzial mein Jahreshighlight zu werden!

Bewertung vom 04.06.2016
Wir waren hier
Rademacher, Nana

Wir waren hier


ausgezeichnet

Anna wächst mitten in Berlin auf. In einem zerstörten Berlin, denn nach den Unruhen, dem Bürgerkrieg und der Sache mit Russland ächzt Deutschland unter einer Militärregierung, die ihre Bevölkerung hungern und leiden lässt. Jeder Aufstand wird nieder geknüppelt. In dieser schweren Zeit, lern Anna Ben kennen, der im fernen Hamburg ihren Blog liest. Als seine Angehörigen sterben, geht er zu Anna nach Berlin und die beiden erleben ihre erste große Liebe. Gemeinsam machen sie sich auf den gefährlichen Weg aufs Land, um dort eine bessere Zukunft zu beginnen. Doch sie werden von Soldaten aufgegriffen.

Nana Rademacher schreibt spannend und einfühlsam zugleich. Sie schildert ein Leben im zerstörten Berlin, nachdem die Welt zusammengebrochen ist. Zumindest in Europa. Vorsichtig und mit viel Gefühl und Intensität gewährt sie Einblicke in ein zerstörtes Familienleben. War zu vor ein Sonntagspicknick so normal wie Brötchen holen, ist heute nichts mehr normal; noch nicht einmal Essen überhaupt. Hunger und Durst, Kälte und Hitze und die Frage, ob man den nächsten Tag erlebt, sind die beherrschenden Gedanken der wenigen Menschen, die den Bürgerkrieg überlebt haben. Düster und beklemmend führt Rademacher mich durch eine Stadt, die ich sehr liebe. Vor meinem inneren Auge sah ich die Plätze und Orte entstehen, immer mit Trümmern überlappt, die mir ins Herz schnitten. Die Stimmung schwankt stets zwischen traurig, beklemmend und Angsteinflößend und Hoffnung. Wie die Autorin dies macht, ist berührend und ich habe oft mit den Tränen gekämpft, weil mich die Verzweiflung packte und nicht mehr los lassen wollte.
Das Szenario mag zwar der Fiktion entsprungen zu sein, doch gleichzeitig ist es aktuell und ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Leben in zwanzig Jahren so sein wird. Die Welt wird sich ändern und Rademacher zeigt eine Möglichkeit auf. Beängstigend real.

Doch nicht nur das Leben und der Überlebenskampf in einer Großstadt steht im Mittelpunkt der Ereignisse, sondern auch das Leben außerhalb. Denn tot ist das Landleben mit Sicherheit nicht. Dort befinden sich die Erziehungslager für Kinder und Jugendliche, die keine Eltern mehr haben. Und wie sich Grausamkeit in so einem begrenzten Raum durchsetzen kann, zeigt die Autorin deutlich auf. Spannend fand ich, dass sich die Geschichte immer in eine Richtung entwickelte, mit der ich so nicht gerechnet hätte. Gerade wenn ich gedacht habe, dass ich Rademacher durchschaut habe und mir im Geist überlegt habe, wie es weiter geht, machte sie eine Kehrtwendung und ging völlig neue Wege.

Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen die Jugendlichen Anna und Ben. Anna lebt mit ihren Eltern im zerstörten Berlin. Als kleines Kind durfte sie noch den Luxus eines Lebens ohne Krieg kennenlernen. Nicht nur genug zu Essen haben, sondern auch wie es ist, eine warme und sichere Wohnung zu haben. Doch dies ist nur eine ferne, eine ganz ferne Erinnerung und so fällt es Anna leichter als den Erwachsenen, mit den neuen Lebensumständen zurecht zu kommen. Keine Schule zu haben, kaum Freunde, ständige Angst, Hunger und Leid. Und doch findet sie so etwas wie Freude und Glück. Auf den ersten Blick wurde mir das nicht so bewusst, erst im Nachhinein, als sich die Handlung setzen konnte. Doch eins kann Anna und macht es auch: Für ihr Glück kämpfen!
Vor allem, als sie auf Ben trifft. Er macht ihr Komplimente und versucht ihr ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch Ben trägt schwer an seiner Vergangenheit. Viel schwerer, als es auf den ersten Blick scheint.
Doch beide lassen sich nicht unterkriegen. Egal was kommt, durch den Glauben an den anderen meistern sie jede Situation.

Mein Fazit
Wir waren hier, ist für mich ein Werk, das mich tief berührt hat. Ein Buch für die Seele

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2013
Die schöne Philippine Welserin
Riebe, Brigitte

Die schöne Philippine Welserin


sehr gut

Philippine verliebt sich bei einem Treffen in den Erzherzog Ferdinand. Auch Jahre später geht ihr dieses Zusammentreffen nicht aus dem Kopf. Als sie ihn endlich bei ihrer Tante Katharina wieder trifft, gibt es für beide kein Halten mehr und sie entbrennen vor Liebe für einander. Doch die Liebe ist unmöglich, denn Philippine ist eine Bürgerliche, während Ferdinand adelig ist. Trotz aller Wiederstände heiraten die beiden heimlich und schaffen es auch, ihre Ehe über Jahre geheim zu halten. Während für Ferdinand alles locker und leicht scheint, leidet Philippine darunter sehr, wird sie doch als Buhlerin angesehen und ihre Kinder gelten als Bastarde.

Das Cover zeigt ein Portraitbild einer Frau aus dem 16. Jahrundert. Es passt zu dem Buch, aber trotzdem hätte ich mir ein kraftvolleres, ausdrucksstärkeres Bild gewünscht.

Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist sehr locker und einfach zu lesen. Die Seiten verflogen wie nichts und ich war gefesselt von dem Buch und seinem Inhalt. Die Autorin schafft es mit wenigen Worten, eine wunderbar Atmosphäre zu schaffen, so dass ich mich ohne Probleme in das 16. Jahrhundert hineinversetzen konnte. Kriege und der Kampf um die Macht, aber auch die alltäglichen Sorgen um das Essen oder lebensnotwendige Medizin wurden ebenso schillernd geschildert, wie das harte Leben in einer zugigen Steinburg. Vetternwirtschaft, geheime Absprachen und das Leid der Armen stand im krassen Gegensatz zu den Gelagen der Reichen.
Die Liebesgeschichte von Philippine und Ferdinand wurde wunderbar geschildert, ohne ins Kitschige abzurutschen. Die beiden gehen völlig ineinander auf und sind für sich genug. Zu Beginn jedenfalls. Denn während Ferdinand sein gewohntes, höfisches Leben führen kann, leidet Philippine unter der Abgeschiedenheit, die ihr die heimliche Ehe aufticktiert. Von allen Seiten schlägt ihr Misstrauen, ja sogar Hass entgegen und sie muss mehr als einmal um ihr Leben fürchten.

Die beiden Protagonisten sind Brigitte Riebe authentisch und lebensnah gelungen. Ich konnte mich ohne Probleme in sie und ihr Leben hineinversetzen; mit ihnen lachen, leiden und ihre Sorgen teilen. Schon bald wird deutlich, dass Philippine nach dem ersten Mordversuch unter einer ständigen Angst leidet, die ihr das Leben zur Hölle macht. Überall sieht sie Meuchelmörder und Gefahren für sich und ihre Kinder. Dies wirkt beklemmend und ich fand es sehr traurig zu beobachten, wie diese starke Frau immer weiter in den Sog des Misstrauens gerät und ihre überschäumende Lebensfreude einbüßt. Die Geister der Verstorbenen begleiten sie, selbst als sie ihr erstes Domizil verlässt und nach Innsbruck auswandert.
Verwundert hat mich, dass Ferdinand dies entweder nicht zur Kenntnis nimmt, oder einfach ignoriert. Ich hätte eher damit gerechnet, dass er als feuriger Liebhaber, seine Frau schützen möchte und eine Hetzjagd auf die Täter eröffnet. Er macht sich zwar Sorgen um sie, aber eher, weil Philippine ihr Selbst verliert, ihre lockere Lebenslust und nicht, weil ein Mörder frei herumläuft.

Mein Fazit
Eine wunderschöne Liebesgeschichte vor einer eindrucksvollen Kulisse!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2013
Weibersommer
Wanner, Heike

Weibersommer


sehr gut

Nach dem Tod ihres Onkels Horst, beschließen seine drei Nichten Lisa-Marie, Lou und Anne, den alten Bauernhof weiter zu führen, bis sich eine Lösung für die Tiere gefunden hat. Eigentlich verstehen die drei sich gut, treffen sie sich doch einmal im Monat mit ihren Müttern zu einem familiären Kaffeeklatsch. Doch eben nur eigentlich, denn die drei sind völlig unterschiedlich und Streitereien vorprogrammiert. Bis sie plötzlich auf ein altes und streng gehütetes Familiengeheimnis stoßen.

Das Cover zeigt eine im bayrischen Landhausstil bemalte Kaffeetasse, gefüllt mit Kirschen. Sie steht auf einer grünen Tischdecke und ist umrahmt von frischen Blumen. Ich finde es sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es Frische und Lebenslust vermittelt, die auch dem Buch zu eigen sind.

Heike Wanner hat einen erfrischenden und munteren Schreibstil. Alles wirkt locker, leicht und gut zu lesen; die Seiten rasen förmlich dahin.
Dank des flüssigen Schreibstils war ich schnell in die Familie integriert und konnte mich auf die Handlung einlassen. Farbenfroh und interessant schildert sie das Leben der drei Frauen, privat und auf dem Bauernhof. Spritzige Dialoge werden von lustigen Geschehnissen abgelöst und zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht.
Doch wie im wirklichen Leben, ist dies nur die Oberfläche. Unter dieser munteren Realität schlummern Kummer und Sorgen. Als Lisa-Marie, Lou und Anne sich näher kommen und das erste Mal in ihrem Leben wirklich Zeit miteinander verbringen, blicken sie hinter den perfekten Schein. Die drei erkennen schnell, dass jede von ihnen Sorgen hat, die sie nur gemeinsam lösen können. Denn nur getragen durch Familienbande, sind sie stark und unerschütterlich.

Ihre Protagonisten hat die Autorin wunderbar authentisch und lebensnah geschildert. Ich konnte mich ohne Probleme in sie hineinversetzen und ihren Handlungen folgen.
Lisa-Marie, die Buchhändlerin, ist Singel und online auf der Suche nache dem perfekten Mann. Im Stillen träumt sie von einer Liebe alla E-Mail für dich und verkennt dabei das Wesentlich: So etwas passiert nur in Filmen. Die Realität sieht zum einen ganz anders aus und ist schöner, als sie zu hoffen wagte. Nach außen hin führt sie eine kleine, aber schöne Buchhandlung mit Büchern, die sie auch alle selber gelesen hat. Lisa-Marie ist ein Typ Frau, der in sich selber ruht und mit sich und der Welt im reinen ist. Doch so ist es nicht, denn ihr Geschäft steht kurz vor der Pleite.
Anne hat früh geheiratet. Eine perfekte Liebe: Krankenschwester erobert Arzt. Mit ihm zusammen hat sie drei wunderbare Kinder, um die beneidet wird. Auch hier brodelt unter der Oberfläche einiges, denn Annes Mann lebt und arbeitet einzig für die Klinik und hat für seine Familie nur wenig Zeit. Er sieht seine Frau als selbstverständlich an, worunter sie sehr leidet.
Und schließlich die taffe und erflogreiche Innenarchitektin Lou. Beruflich schwimmt sie auf einer Welle des Erfolges und auch ihr Privatleben könnte nicht besser sein. Ihr Freund, eine Journalist, scheint sie auf Händen zu tragen. Beide können sich den Lebensstil leisten, von denen andere nur träumen: Reisen, tolle Autos, schicke Wohnung. Doch ist das schon alles, was das Leben zu bieten hat.
Ich fand es sehr spannend zu beobachten, wie diese drei völlig unterschiedlichen Charaktere durch eine ungewöhnliche Situation aufeinanderprallten und sich nach und nach ihre Beziehung zueinander entwickelt. Jede von ihnen hat unglaublich viel zu geben, aber auch zu nehmen.

Mein Fazit
Ein Buch wie ein Frühlinghauch. Locker, leicht, unbeschwert und mit dem Versprechen auf etwas Wunderbares!

Bewertung vom 11.03.2013
Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht / Edinburgh Love Stories Bd.1
Young, Samantha

Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht / Edinburgh Love Stories Bd.1


sehr gut

Nach dem Tod ihrer Familie, wächst Jocelyn Butler bei verschiedenen Pflegeeltern auf. Als auch noch ihre beste Freundin bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, schwört sie sich, nie wieder jemanden so nah an sich heran kommen zu lassen.
Jahre später ist Joss von Amerika nach Schottland gezogen, um ein neues Leben zu beginnen. Als sie mit Ellie Carmichael zusammenzieht, ahnt sie nicht, wie sehr diese ihr Leben verändern wird. Denn Ellie nimmt sie sehr herzlich auf und mit ihrer liebevollen Art, ist Joss schnell als Familienmitglied integriert. Und auch ihr Bruder Braden geht ihr unter die Haut. Schnell steht Joss vor einer Wahl, die sie nie wieder hat treffen wollen: Lässt sie die Liebe zu, oder sucht sie ihr Heil in der Flucht?

Das Cover zeigt eine Frau, die von einem Mann umschlungen wird. Die Köpfe der beiden sind zu einem innigen Kuss zueinandergeneigt, alles halb verdeckt von Halbdunkel. Es wirkt sinnlich, ist aber zugleich auch ein sehr persönlicher Moment und spiegelt den Inhalt des Buches perfekt wieder.

Samantha Young hat einen sehr packenden, leichten und gefühlvollen Schreibstil. Voller Spannung schildert sie Joss' Leben. Teils urkomisch, teils tragisch. Aber immer glaubhaft und authentisch. Young baut ihren Roman sehr geschickt auf und hält das Interesse ihrer Leser gefangen. Zu Beginn wirkt alles heiter und fröhlich, doch nach und nach lässt sie sehr tiefe Einblicke in ihre Protagonisten zu, die mich nachdenklich stimmten und tief berührten. Spritzige und lustige Dialoge werden von Reisen in die Seele von Joss abgelöst, aber auch in die ihrer Mitmenschen.

Genauso vielfältig wie ihre Charaktere, schildert Samantha Young auch die Umgebung. Pulsierendes Nachtleben, ungehemmte Freude bei Partys, alte Burgen in Schottland, heimelige Cafes und protzige Restaurants. Dies alles zog vor meinem inneren Auge vorbei und ich konnte Joss die ganze Zeit begeleiten. Dank guter Schilderungen, sah ich die verschiedenen Örtlichkeiten alle vor mir und konnte mich dorthin versetzen. Young verwendet zwar keine ausführlichsten Beschreibungen, aber genau die Dosis, die ausreichend ist. Sie schafft quasi den perfekten Ort zu der Gefühlswelt; passend aufeinander abgestimmt und wunderbar.

Tief bewegt hat mich das tragische Schicksal von Jocelyn. In so jungen Jahren die gesamte Familie und somit den Halt im Leben zu verlieren, ist hart. Die Autorin schildert dies gekonnt, ohne dass ich das Gefühl hatte, das Joss im Selbstmitleid zerfließt. Ein Kämpferin, die nur oberflächliche Gefühle zu lässt. Es war spannend und ergreifend zu gleich, Joss Entwicklung zu beobachten und mit ihr leben zu dürfen. Die Personen, die Joss auf diesem Weg begleiten, sind wie vom Himmel gefallen. Alle kreisen nur um sie und sind um ihr Wohlergehen besorgt. Wirklich gestört hat mich dies zwar nicht, aber es war auffällig.
Braden hingegen wirkte auf mich zu schön um wahr zu sein. Er ist körperlich ein Adonis und seelisch auch perfekt. Einfühlsam mit eine Touch Macho. Leider wirkte er eben dadurch nicht so authentisch, wie ich es mir gewünscht hätte. Keine Fehler, keine Macken, einfach die perfekte Ergänzung, die Joss braucht.
Beide zusammen sind eine Urgewalt an knisternder Erotik und Lebensfreude.
Die anderen Protagonisten, umschließen die beiden zu einer perfekten Einheit. Die gefühlvolle Ellie, ihre Eltern und ihre Freunde runden das Bild ab. Kleine Einspieler, die den Lesefluss erhalten und zusätzliche Spannungsmomente bieten.

Mein Fazit
Ein wundervoller Roman über Verlust und die Erkenntnis, dass das Leben schön ist, wenn man es denn zulässt.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2013
Sehet die Sünder
Winterberg, Liv

Sehet die Sünder


sehr gut

Das kleine Dorf Saint Mourelles wird von einer brutalen Mordserie erschüttert. Während die Oberen dies erst lapidar zur Seite wischen, stürzt sich der Bauer Mathis sofort in die Ermittlungen. Schließlich kann er den Dorfpfarrer Vater Jeunet und den Baron Amédé de Troyenne überzeugen, dass an der Sache mehr dran ist, als es den Anschein hat. Oder ist doch alles Teufelswerk? Mathis begibt sich in höchste Gefahr und zieht seine Geliebte Catheline immer tiefer mit hinein, bis beide um ihr Leben fürchten müssen.

Das Cover ist in einem hellen beige Ton gehalten. Wie eine Schattierung ist im Hintergrund das Innere einer Kathedrale zu erahnen, eine Wappenlilie prangt im Vordergrund. Es gefällt mir gut und passt auch zu Titel und Inhalt, aber für meinen Geschmack hätte es eine Spur kräftiger sein können.

Liv Winterberg hat in ihrem neuen Roman zwei Stilelemente vermischt. Zum einen ist es ein gut recherchierter historischer Roman, der auf einem wahren Hintergrund bassiert und zum anderen ein packender Krimi. Sie schildert die Ereignisse eher ruhig und man blickt von außen auf die Geschichte, statt mit ihr zu vermschmelzen. Mir persönlich hat dieses Eintauch-Gefühl gefehlt, was ein Buch zu etwas Besonderem macht.
Liv Winterberg hat ihren Roman in zwei Hauptteile gegliedert. Zum einen schildert sie das Leben auf Schloss Troyenne mit seinen adeligen Bewohnern. Während die einen im Reichtum prassen, schuften die anderen für ihr Wohlergehen. Das Leben wurde anschaulich geschildert und ich konnte mich gut hineinversetzen. Das einzige, was mich ein wenig störte war, dass es stellenweise sehr politisch war und leicht zäh wirkte. Der geschichtliche Hintergrund eines historischen Romans ist zwar immer lehrreich und interessant, aber hier wirkt es wie mit Gewalt hineingpresst, damit ein Hintergrund da ist. Das Flüssige, was Liv Winterberg so zu eigen ist, ging hier leider verloren.
Auf der anderen Seite wird das Leben in dem Dorf Saint Mourelles geschildert. Die Bauern leben in ihrer recht abgeschotteten Gemeinschaft. Ihr Dasein ist von Arbeit und Leid geprägt. Kein Luxus, keine Aussicht auf Besserung und trotzdem wirkt es lebendiger als auf der Burg. Hier brodelt das Leben und ich ließ mich gerne von der Autorin gefangenehmen und in dieses Leben entführen. Als schreckliche Morde geschehen, verdächtigt jeder jeden. Liv Winterberg baut die Handlung durchstrukturiert wie einen Krimi auf und mir stockte der Atem. Das Grauen hält Einzug und gerade zu dieser Zeit ist schnell ein Schuldiger gefunden: Der Teufel höchst selbst!
Diese beiden Haupthandlungsstränge vermischen sich im Laufe der Geschichte immer mehr und die Grenzen verschwimmen, was der Geschichte Schwung und Leben verleiht.

Ihre Protagonisten schildert sie authentisch und lebensnah. Ihre Handlungen waren gut nachvollziehbar, aber irgendwie wirkten die Figuren leicht farblos. Keiner hob sich charakterlich wirklich ab, was ich sehr schade fand. Hier hätte ich mir eine deutlichere Ausarbeitung gewünscht! Vorallem, da der Ansatz von Mathis dem Bauern und Chatheline, der Magd wirklich grandios waren. Beide wirkten zum Greifen nahe, was ich aber im Laufe der Handlung leider verlor.

Mein Fazit
Ein interessanter historischer Krimi, der trübe Winterabende versüßt.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2013
Am Horizont das rote Land
Fitzpatrick, Kylie

Am Horizont das rote Land


gut

Nach einem tragischen Unfall, bei dem das Tuchlagerhaus der Mahoneys abbrennt und ihnen damit die Lebensgrundlage entzogen wurde, muss Rhia zu ihrem Onkel nach London reisen. Sie hofft dort auf eine Anstellung, um ihre Familie finanziell zu entlasten. Doch die junge Frau hat nicht mit solch erheblichen Schwierigkeiten gerechnet. Sie gehört nicht der Arbeiterklasse an, aber auch nicht zu den Reichen. Dank ihres stark ausgeprägten Intellekts, eckt sie zudem bei den Herren der Gesellschaft an. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände und bösartiger Intrigen, wird Rhia schließlich wegen Diebstahls verurteilt und nach Australien deportiert. Ein Land, welches nicht nur fernab der Heimat liegt, sonder ihr auch Angst macht. Kann Rhia sich behaupten und ihren eigenen Lebensweg finden?

Das Cover zeigt eine junge Frau. Sie steht an einer wilden Küste und blickt auf die Weiten des Meeres. Ich könnte mir für das Buch kein schöneres Cover wünschen, da es perfekt die Handlung wiederspiegelt. Das magische Grün Irlands, die Moderne Englands und die unbezähmbare Weite Australiens wird in diesem einen Bild vereint und ließ mich sofort zu dem Buch greifen.

Kylie Fitzpatrick hat einen wunderbaren Schreibstil. Flüssig und spannend geschrieben, konnte mich das Buch sofort in seinen Bann ziehen. Die einzelnen Kapitel sind recht kurz gehalten und gliedern das Buch wunderbar. Die Überschriften haben alle mit Stoff zu tun. Entweder die Arten, die Herstellung oder die Farbgebung. Dadurch erhielt ich einen kleinen Vorgeschmack auf das Kommende in dem jeweiligen Kapitel. Mal glänzend, mal seicht, mal ruppig, mal ausgefallen, doch immer spiegelt die Handlung den Stoff wieder, beides ist miteinander verwoben. Diese Idee gefiel mir ausgesprochen gut. Zudem haben Rhia und die anderen Protagonisten viel mit der Stoffbrache zu tun und der Bezug ist einfach einmalig gelungen.
Das Buch ist in drei völlig unterschiedliche Teile gegliedert. Zu erst entführt die Autorin ihre Leser in das magische Irland. Ein Land voller Feen und magischer Wesen, in dem der Glaube an die alten Götter noch hochgehalten wird.
London während der Industriallisierung hingegen wirkt kalt, grau, dreckig und ärmlich. An jeder Ecke sprießt die Armut, da die menschlichen Arbeitsplätze von modernen Maschinen verdrängt werden.
Und schließlich das wilde, ungezähmte Australien. Das Land gescheiterter Träum, aber voller Hoffnung auf einen Neubeginn.

Die Autorin spinnt aus diesen drei völlig unterschiedlichen Ländern ein traumhaftes Gebilde, in das ich mich sofort hineinversetzen konnte. Jedes Land hat seine Eigenheiten und es ist spannend zu lesen, wie Rhia auf die jeweilige Situation reagiert. Sich anpassen, kommt für die junge Frau nicht in Frage. Doch sie entwickelt sich weiter und dieser Entwicklungsvorgang war mehr als interessant zu verfolgen.
Doch nicht nur Rhias Leben wird geschildert, sondern auch die korrupten Machenschaften der Engländer. Speziell der Handel mit Indien und China wird den Lesern nahe gebracht und ich verfolgte alles mit großem Interesse. Hin und wieder droht sich Kylie Fitzpatrick in den Schilderungen der Landschaft und der englischen Machenschaften zu verlieren, so dass die eigentliche Handlung leicht in den Hintergrund tritt. Ich musste mir immer wieder in Erinnerung rufen, worum es eigentlich geht.

Mein Fazit
Ein interessanter und packender Roman für kalte Winterabende.