Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Tialda von bibliofeles.de
Wohnort: 
Saarland
Über mich: 
schwarzromantische Buchliebhaberin

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2012
Souvenirs
Foenkinos, David

Souvenirs


sehr gut

Rezension:

Das Cover von David Foenkinos’ neuem Roman “Souvenirs” verbreitet ebenso wie schon das seines letztes Buchs, “Nathalie küsst”, wunderbar französisches Flair, was sich danach in der Geschichte aber nicht so fortsetzt – diese spielt lediglich hauptsächlich in Paris, was aber keine große Rolle spielt.

Foenkinos’ Schreibstil ist etwas ganz besonderes. Die 68 Kapitel aus der Ich-Perspektive des Protagonisten, wessen Namen der Leser allerdings nicht erfährt, sind leicht, poetisch und oftmals so treffend ge- und beschrieben, dass man sich teils fühlt, als hätte einem jemand gegen das Herz getreten.

Das ist wohl vor allem deshalb der Grund, weil sich der Roman mit den großen Themen des Lebens beschäftigt: das Altern, Beziehungen und die Liebe – und dass man unter allen Umständen das beste aus seinem Leben machen möchte. Vor allem wird dem Leser vor Augen geführt, dass man mit diesem oftmals schon beinahe krampfhaft verfolgtem Ziel sehr leicht das Wesentliche aus den Augen verliert und dass man im Leben nicht alles beeinflussen kann – am wenigsten Gefühle und das ablaufen der Lebenszeit. Wir verlieben uns, kommen zusammen und trennen uns meist wieder – und am Ende müssen wir alle sterben.

In der Geschichte tauchen immer wieder verschiedene Persönlichkeiten auf – Berühmtheiten aber auch Nebendarsteller im Buch, wie z.B. den Tankstellenverkäufer. Und genau an dieser Stelle erklärt sich auch der Titel – “Souvenirs”. Meist findet man im Kapitel danach nämlich einen kurzen Absatz der mit “Erinnerungen von … ” beginnt und in welchem der Leser sehr persönliches über die jeweilige Person erfährt. Meist erscheinen diese Begebenheiten auf den ersten Blick unwichtig, doch im Leben des betreffenden Menschen waren sie ausschlaggebend – also ein bisschen wie ein Souvenir, das man aus einem bestimmten Lebensabschnitt in Form einer Erinnerung mitnimmt.

Mich hat dieses Buch sehr berührt, denn David Foenkinos versteht es einfach, dass man sich als Leser mit der Geschichte identifizieren kann und auch nach dem Lesen noch einige Zeit darüber nachdenken muss – denn ein Leben haben wir ja alle und wir versuchen es so zu gestalten, dass man am Ende sagen kann “Ja, das hab ich ganz gut genutzt.”

Fazit:

Leicht, poetisch und oft schmerzhaft treffend – eine Geschichte um sein Leben zu überdenken.

Bewertung vom 09.08.2012
Götterdämmerung
Böttcher, Sven

Götterdämmerung


sehr gut

Rezension:

Bei Sven Böttchers “Götterdämmerung” handelt es sich nicht um einen ganz neuen Roman, sondern um eine überarbeitete Fassung, die 1992 schon einmal unter dem gleichen Titel erschien. An Aktualität und Witz hat die Geschichte aber im Laufe der Jahre nichts eingebüßt – ganz im Gegenteil, wo uns doch der Weltuntergang laut Mayakalender kurz bevor steht (man stelle sich an dieser Stelle ein Augenzwinkern vor).

Wie immer spreche ich zu Anfang den Schreibstil an und hier liegt für mich auch die einzige Schwachstelle des Buches. Er ist nicht zwar schlecht und Worte wie langweilig oder zu ausschweifend wären übertrieben, aber irgendetwas verhinderte trotzdem oftmals, dass ich aufmerksam blieb, was dann dazu führte, dass ich bestimmte Passagen noch einmal lesen musste um zu wissen, worum es genau geht. Was ich aber sehr amüsant fand, waren die Randbemerkungen, die zwar nicht oft vorkommen, dann aber über mehrere Seiten gehen und einem mit Humor die Verbindungen innerhalb der verschiedenen Götterfamilien näherbringen. Noch witziger ist dies im übrigen, wenn man sich mit Mythologie etwas auskennt – die Beschreibungen sind sehr treffend und im wahrsten Sinne des Wortes göttlich unterhaltend.

Die Geschichte zu beschreiben, könnte unter Umständen etwas verwirrend klingen, was sie aber im Buch eigentlich nicht ist, da auf den ersten Seiten jedes Kapitel der insgesamt drei Teile kurz zusammengefasst wird, z.B. “Viertes Kapitel, in dem Gwydiot sehr schmutzig wird und mit einem Stein plaudert”. Außerdem befindet sich am Ende des Buches ein “Wer hat was mit oder stammt von wem”-Götterregister.

Die Hauptrolle der Götter nehmen übrigens die Griechen mit Zeus an ihrer Spitze und die Asen mit Odin an dieser ein. Alles in allem lässt sich aber sagen, dass die meisten Familienmitglieder als ziemlich schwachsinnig und versoffen dargestellt werden und die meiste Zeit dabei sind Intrigen gegeneinander zu spinnen. Auf der Seite der Menschen kommen viele namhafte Personen vor, die unter Zeus’ Blitzen zu leiden haben und wegen denen sich die Geschichte völlig neu schreibt, z.B. Stalin oder Goethe. Was bei den menschlichen Protagonisten aus den drei verschiedenen Epochen passiert, befindet sich meist jeweils in einem eigenen Kapitel – die Übersicht verliert man trotz der vielen Personen also nicht.

Am besten kann man “Götterdämmerung” mit dem Humor aus den Büchern von Terry Pratchett und Douglas Adams vergleichen – herrlich bescheuert wobei man aber trotzdem etwas im Kopf haben muss, um ihn zu verstehen. Wenn das aber so ist, kommt man aus dem Kichern überhaupt nicht mehr heraus.

Fazit:

Abgedrehter Humor + Mythologie = Götterdämmerung.

Bewertung vom 03.08.2012
Ein ungezähmtes Mädchen
Ahrnstedt, Simona

Ein ungezähmtes Mädchen


ausgezeichnet

Rezension:

Bevor ich “Ein ungezähmtes Mädchen” von Simona Ahrnstedt zu lesen begann, hörte ich, dass die Geschichte für Fans von Jane Austen genau das richtige wäre und begann zu zweifeln, weil ich Austens Schreibstil eigentlich sehr anstrengend finde.

Um offen zu sein – durch die ersten 50 Seiten musste ich mich doch ziemlich quälen. Man braucht etwas, um ein Gefühl für die Zeit, das Ende des 19. Jahrhunderts, und die Themen, die damals in den gehobenen Kreisen eine große Rolle spielten, zu bekommen. Sobald man sich aber eingelesen hat, setzt auch langsam die Liebesgeschichte zwischen Beatrice und Seth ein und von da an fesseln Schreibstil und Story gleichermaßen.

Alle 43 Kapiteln sind in der dritten Person erzählt, wobei aber immer wieder genauer auf bestimmte Charaktere eingegangen wird. In erster Linie natürlich auf Beatrice, aber auch manchmal auf Seth und z.B. auf Vivienne, die in Frankreich lebt und bei der Beatrice später einige Zeit verbringt. Hauptsächlich spielt die Geschichte aber in Schweden, wobei unter den Kapiteln oft steht wo wir uns gerade befinden und in welchem Monat und Jahr.

Ich war sehr überrascht, als ich eigentlich nur kurz ein paar Seiten zum einschlafen lesen wollte, und schließlich bemerkte, dass mehr als eine Stunde vergangen und ich den Tränen nahe war. Die Geschichte verlief plötzlich so tragisch und dramatisch und ich hatte das dringende Bedürfnis ins Geschehen einzugreifen – denn mit nur wenigen Worten hätte Beatrice alles Unheil abwenden und ihre große Liebe, Seth, sofort heiraten können.

Stattdessen lügt sie aus einem bestimmten Grund, gibt dem Mann, den sie liebt einen Korb und fügt sich ihrem Schicksal, das so grausam ist, dass einem als Leser angesichts der Tatsachen teilweise richtig schlecht wird. Genauso wie man aber bei den schlimmen Ereignissen mitleidet, fühlt man in den Szenen, in denen sich Beatrice und Seth begegnen, beinahe selbst die Funken fliegen und die Schmetterlinge im Bauch flattern.

Neben dieser mitreißenden und berührenden Liebesgeschichte lernt man dann auch noch einiges darüber, was im späten 19. Jahrhundert an Meinungen vertreten war. Am gravierendsten wird in diesem Roman klar, dass emanzipierte Frauen noch sehr rar waren. Die allgemeine Auffassung der Herren lautete tatsächlich, dass Frauen körperlich nicht dazu gemacht seien um viel zu denken – und viele Frauen nahmen dies gerne an. Nicht so Beatrice, was ihr in “Ein ungezähmtes Mädchen” beinahe zum Verhängnis wird.

Fazit:

Eine emotionale, mitreißende Liebesgeschichte voller Dramatik vor der authentischen Kulisse des späten 19. Jahrhunderts.

Bewertung vom 26.07.2012
Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus
Leeuw, Jan de

Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus


sehr gut

Rezension:

“Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus” von Jan de Leeuw, das 2010 schon einmal in einem anderen Verlag (Gerstenberg) erschien, ist zwar mit seinen 160 Seiten sehr dünn, aber dennoch wirklich bemerkenswert.

Aufgeteilt wurde die Geschichte in zwei Textsorten, die durch verschiedene Schriftarten gut voneinander zu unterscheiden sind. Einerseits spricht der Autor den Leser an wenigen Stellen direkt an und stellt viele Fragen, alá “Was würdest du denken?”, während der restliche Text in der dritten Person und Vergangenheitsform erzählt wird und man somit den jugendlichen Protagonisten, Jonas, begleitet. Außerdem gibt es immer wieder die Briefe zu lesen, die Jonas’ Mutter als Kummerkastentante von verzweifelten Menschen bekommt, welche sehr amüsant und doch wahrscheinlich realer sind, als man sich es vorstellen kann bzw. will.

Bemerkenswert ist das Buch aus dem Grund, weil bitterer Ernst und schräger Humor so extrem nah beieinander liegen, dass einem öfter das Lachen im Halse stecken bleibt – und das ist sicher nicht jedermanns Fall. Schon allein die Tatsache, dass sich Jonas irgendwie nichts dabei denkt, als er seine Mutter tot auffindet und sie daraufhin kurzerhand im Kühlhaus der Familienmetzgerei abstellt, ist so kurios, dass es beinahe wieder komisch ist. Er kümmert sich rührend um seine kleine Schwester, übernimmt den Job seiner Mutter als E-Mail-Kummerkastentante und versucht nebenher noch eine Lösung zu finden, wie er am besten ihre Leiche verschwinden lässt. Und dann ist da noch Heleen, die das Problem hat nichts zu fühlen und sich mit seiner E-Mail-Antwort nicht zufrieden gibt.

Nach den ersten 50 Seiten hätte ich behauptet, dass es sich bei “Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus” um ein Kinderbuch handelt, wenn auch um ein sehr makaberes. Aber nachdem ich auch das Ende kenne, finde ich doch, dass es eher ein Jugendbuch ist und vor allem auch von Erwachsenen gelesen werden kann – denn neben dem Humor ist ein ernster, nachdenklich machender Unterklang bezüglich des Lebens auf jeden Fall vorhanden.

Fazit:

Eine Mischung aus bitterem Ernst und einem Humor, der so kindlich-unschuldig anmutet, dass er schon fast wieder schwarz ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2012
Das Herz einer Löwin
Scholes, Katherine

Das Herz einer Löwin


gut

Rezension:

Ich hatte vor diesem Roman noch nie ein Buch gelesen, das sich mit Afrika beschäftigt und hatte eigentlich auch nie Ambitionen dazu – trotzdem wollte ich mich mal auf etwas für mich vollkommen Neues einlassen, als ich Katherine Scholes’ “Das Herz einer Löwin” vom Verlag zugeschickt bekam und kann somit auch diese Erfahrung abhaken.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und auch ihrer Art zu erzählen und zu beschreiben kann man gut folgen. Man merkt, dass Katherine Scholes lange Zeit selbst in Afrika gelebt hat und den Kontinent und alles was zu ihm gehört wirklich liebt. Die Geschichte ist in der dritten Person geschrieben, wurde in 19 Kapitel aufgeteilt und besteht zu Anfang aus mehreren Handlungssträngen.

Zuerst lernen wir Angel und ihre Mutter, Laura, kennen und befinden uns sogleich mitten im Geschehen – denn Laura stirbt an einem Schlangenbiss und ihre noch keine 10 Jahre alte Tochter bleibt mit den beiden Kamelen und der Leiche allein in der afrikanischen Steppe zurück. Im anderen Handlungsstrang begegnet der Leser Emma, die in Tansanien die Forschungsstation, in der ihre Mutter arbeitete, besucht und dort den einheimischen Mediziner Daniel kennenlernt. Schließlich ergibt es sich, dass die beiden von Angel erfahren, sie suchen und dabei eng zusammenwachsen.

Klingt schmalzig? – Ist es auch. Ich bin mir sicher, dass Fans von solchen Romanen “Das Herz einer Löwin” lieben werden, denn es strotzt nur so von Dramatik, Gefühl und Happy End. Allerdings war es für mich zu kitschig und leider auch viel zu unglaubwürdig. Die Nebeninfos über Afrika und die Kultur waren sehr interessant, machen aber noch kein Buch aus, das mich vom Hocker reißt.

Fazit:

Afrika-Schmalz vom Feinsten

Bewertung vom 05.07.2012
Kalte Vergeltung
Fallon, Roisin

Kalte Vergeltung


gut

Rezension:

Gleich zu Anfang dachte ich mir, ob man wohl auf nur 138 Seiten eine gute Geschichte packen könnte – denn “Kalte Vergeltung” von Roisin Fallon ist ein sehr dünnes Buch, während der Klappentext mit einem Horrortrip wirbt.

Der Schreibstil der Autorin ist okay. Zwar keine literarische Höchstleistung, aber auch nicht schlecht und übrigens in der dritten Person erzählt. Ich würde behaupten, das Buch besticht eher mit ungeschönter Grausamkeit, Brutalität und dem Motiv der Rache – vorausgesetzt man steht auf derartige Literatur.

Positiv fällt auf, dass man immer mehr mitfiebert, je weiter die Story fortschreitet und auch nicht so recht weiß, auf wessen Seite man sich schlagen soll – auf die Seite der vier Freunde oder die ihrer Peiniger, die nicht ohne Grund so rigoros handeln. Das Hauptgeschehen spielt 2010, während es einige Einblendungen aus dem Jahr 2006 gibt, dessen Ereignisse eine große Rolle spielen.

Dafür, dass “Kalte Vergeltung” aber so dünn ist, ist der Text in relativ großer Schrift gedruckt und somit ein Preis von 12,90 €, meiner Meinung nach, nicht wirklich gerechtfertigt. Der hohe Preis mag aber daran liegen, dass es sich um einen eher kleinen Verlag handelt.

Fazit:

Kurz, roh, brutal – ein Horrorsnack für zwischendurch.

Bewertung vom 03.07.2012
Geboren um Mitternacht / Shadow Falls Camp Bd.1
Hunter, C. C.

Geboren um Mitternacht / Shadow Falls Camp Bd.1


sehr gut

Rezension:

Schon wieder eine neue Jugendbuchreihe, die von übersinnlich begabten Teenies handelt? Ja – Shadow Falls Camp von C. C. Hunter.

Ich muss zugeben, zu Anfang stand ich “Geboren um Mitternacht” sehr kritisch gegenüber – allein schon aus dem Grund, weil mit “Für alle Fans von ‘House of Night’” geworben wird, was mir absolut nicht zusagt. Mit diesen Vorurteilen im Gepäck wand ich mich durch die ersten 200 Seiten und dachte augenrollend immer wieder Dinge wie “aha… ja klar.. typisch”.

Doch ab einem gewissen Punkt ergab ich mich und ließ mich schließlich doch in den Bann der Geschichte ziehen, weil der Schreibstil der Autorin einfach richtig flüssig und angenehm zu lesen ist und jedes Kapitel in einem Cliffhanger endet. Sich vorzunehmen, nur noch das Kapitel zu Ende zu lesen und dann zu schlafen kann man also getrost vergessen.

Auch die Aufmachung sagte mir ja eigentlich zu. Das Cover ist in violett und pink gehalten und alles helle schimmert metallisch. Auf den Innenseiten der Klappenbroschur findet man Steckbriefe der sechs wichtigsten Charaktere – möchte man sich von der Geschichte überraschen lassen, sollte man diese allerdings erst am Schluss lesen. Außerdem wurde die Silhouette des doppelten Baumes in grau auf jede Seite eines neu beginnenden Kapitels, von denen es 42 gibt, gedruckt.

Die Zielgruppe dieses Jugendbuchs ist ganz eindeutig – wer hätte das gedacht – die Jugend. Kylie schlägt sich neben ihrem übersinnlichen Problem, Geister zu sehen und nicht richtig zu wissen, was sie jetzt eigentlich ist, mit der Scheidung ihrer Eltern, Liebeskummer und Gefühlschaos herum – somit wird es sicher vielen jungen Mädchen leicht fallen, sich mit ihr zu identifizieren.

Ich war zwar die ganze Zeit etwas skeptisch, aber das Ende hat, zumindest bei mir, das Ruder komplett herumgerissen. Während die ganze Story oft wirklich typischen Teenienervkram enthält, ist der Schluss extrem emotional und entschlüsselt Geheimnisse, mit denen man so garantiert nicht gerechnet hätte. Somit hat sich “Geboren um Mitternacht” von ‘gut’ doch noch auf ein ‘sehr gut’ gerettet und lässt mich sehnsüchtig auf den zweiten Band warten.

Fazit:

Hebt sich erst nicht besonderes von der Jugendfantasymasse ab, berührt aber letztlich das Herz – und zwar tief.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.