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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2021
Die Frau, die den Himmel eroberte
Giese, Vanessa

Die Frau, die den Himmel eroberte


ausgezeichnet

Eine Hommage an eine bewundernswerte Persönlichkeit

Wenn mich vor einigen Wochen jemand zu Käthe Paulus befragt hätte, hätte ich nur verständnislos den Kopf geschüttelt. Denn dieser Name war mir kein Begriff. Das hat sich nun zum Glück geändert und ich freue mich immer wieder, wenn ich durch Bücher Neues erfahre.

Katharina Paulus erzählt kurz vor ihrem Tod aus ihrem bewegten Leben. Von ihrer Ausbildung zur Schneiderin, von ihrer ersten Begegnung mit ihrem Mann Hermann, der ihr Mentor wurde. Sie entscheidet sich bewusst gegen die typische Rolle der Frau, deren einziges Ziel es ist, dem Mann den Rücken frei zu halten von sämtlichen familiären Belangen. Käthe Paulus ist ganz anders, erkämpft sich ein Stückchen Freiheit und lässt sich vom Abenteuer treiben.

Aber Käthe Paulus ist nicht nur erpicht darauf, in den Lüften zu schweben. Ihr ist es auch wichtig, die Ausrüstung ständig zu verbessern – vor allem als ihre große Liebe ums Leben kommt, setzt sie alles daran, den perfekten Fallschirm zu entwickeln, der Hermanns Leben hätte retten können. Diese Erfindung rettet nicht nur viele Flieger sondern in Zeiten des Krieges auch viele Familien vor dem Hungertod, denn Katharina Paulus wird zur Unternehmerin und fertigt mit ihrem Team Fallschirme für Soldaten. Berührend, welches Feedback sie zum Teil erhält.

Der Autorin Vanessa Giese ist ein beeindruckender historischer Roman gelungen, der mit einer bildhaften, oft sogar philosophischen Sprache fasziniert. Der Schreibstil ist flüssig und zieht den Leser dermaßen ins Geschehen, dass man sich nicht als Zaungast sondern als Begleitperson fühlt. Immer am Geschehen, mal hoffend, mal bangend, folgt man dem Leben dieser imponierenden Frau.

Die Atmosphäre des endenden neunzehnten und beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts ist stimmig, historische Details werden eingestreut und verbinden die jeweiligen Sequenzen miteinander. Politische Verwirrungen, technische Innovationen, die Rolle der Frau und vieles mehr, laden auf eine Reise in die Vergangenheit ein.

Gerne bin ich dem Höhenflug Katharina Paulus gefolgt, empfehle das Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 03.12.2021
Secret Citys weltweit
Müssig, Jochen;Kohl, Margit;Schiller, Bernd

Secret Citys weltweit


ausgezeichnet

Besonderheiten abseits vom großen Trubel

Wieder darf man sich auf einen Bildband der Reihe „Secret Citys“ aus dem Bruckmann-Verlag freuen. Nachdem man bereits Italien, Deutschland, Frankreich, Europa bereist hat, wagt man sich nun in die große weite Welt hinaus und findet auch dort Kleinode abseits vom Massentourismus. Nur sind diese den meisten eben nicht bekannt, weil man sie kaum in den Medien findet. Doch vielleicht macht gerade das den besonderen Reiz aus. Wenn man den Autorinnen des Buches Glauben schenken darf, dann ist es auf jeden Fall so … Jochen Müssig hat hier eine umfassende Zusammenfassung der Reiseziele quer über den Globus herausgegeben, die es lohnen besucht zu werden – auch (oder vielleicht gerade weil) man noch nie davon gehört hat.

„Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst“, meint der Dalai Lama.

Um sich zu orientieren, findet man gleich zu Beginn eine Weltkarte mit Markierungen, die Hinweise auf die Reiseziele geben. Schon beim oberflächlichen Schmökern bleibe ich immer wieder bei einigen Destinationen hängen, die mir noch unbekannt sind und die mich neugierig machen, die Beiträge zu lesen.

Die Reise führt uns zuerst quer durch Europa, wo wir von der Stadt Aachen ausgehen, um beispielsweise ein Spa in Trient zu besuchen, bevor man sich aufmacht, um Carcassone zu besichtigen. Doch auch diejenigen, die es eher in den Norden zieht, werden fündig und flanieren in Gent oder pilgern durch Trondheim. Wer den Dom in Trondheim schon mal besuchte, weiß wie beeindruckend dieser wirkt. Ach, und Rovaniemi in Finnland findet man auch in dem Buch – der Weihnachtsmann wartet dort bereits.

Weiter geht es nach Asien, wo es ebenso eine Menge zu entdecken gibt. Besonders auffallend die Schere zwischen ungeniertem Luxus und großer Armut. Wunderbare Architektur findet man beispielsweise in Usbekistans Buchara, besucht Manama in Bahrain, welche als eine der liberalsten Städte im Mittleren Osten gilt. In Jaffna (Sri Lanka) findet man Chili in allen Rottönen während man in Thimphu (Bhutan) dem Glück auf der Spur ist.

Doch auch in Ozeanien, Amerika und Afrika gibt es einiges, wo es sich lohnt, genauer hinzusehen. Ob man in La Paz in höheren Sphären schwebt oder in Hilo auf dem Vulkan tanzt. In Wellington den Wechsel der Elemente verfolgt oder das andere Frankreich in Mamoudzou erkundet.

Kultur und Geschichte, Natur und Urbanisierung –den Inspirationen dieses Buches sind nur wenige Grenzen gesetzt. Jeder findet für sich selbst das Passende. Wenn man nicht beim Fotografieren zuerst tausende Gleichgesinnte beiseite wünschen möchte, sollte man sich vielleicht fernab der gehypten Ziele aufhalten dort inspirieren lassen.

Es gibt sie noch, die Alternative zum Massentourismus – man muss nur danach suchen. 5 Sterne

Bewertung vom 30.11.2021
Nico - Die Sängerin der Nacht / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.19
Roth, Mari

Nico - Die Sängerin der Nacht / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.19


weniger gut

Eine musikalische Reise

Christa Päffgen stammt ursprünglich aus Köln und nennt sich ab ihrem Umzug nach Paris Nico. Mit ihrer Musik hat sie erst einige Grenzen erweitern müssen. Doch auch ihr Leben lief nicht so ab wie ihre ursprünglichen Vorstellungen davon waren. Doch man kann auf jeden Fall sagen, dass sie alles ausprobiert hat, was (oder wer) ihren Weg kreuzte.

Die Autorin Mari Roth will mit diesem Buch Nicos Persönlichkeit aufleben lassen und ihre Musik zum Klingen bringen. Historische Fakten vermischt mit Fiktion sollten einen lesenswerten historischen Roman hervorbringen. Doch leider bleibt Nico in sicherer Distanz zum Leser und kann mit ihrer Persönlichkeit so gar nicht punkten.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht. Doch irgendwie scheint es, die Autorin spult den Lebenslauf als Aufzählung runter und konnte mich damit so ganz und gar nicht fesseln. Die einzelnen Stationen des Lebens der Sängerin gehen nicht in die Tiefe und vermutlich bleibt sie auch deshalb eine Fremde für mich.

Obwohl die Reihe „Mutige Frauen“ aus dem Aufbau Verlag einige Bücher vorweisen kann, die ich immer wieder gerne weiter empfehle, ist Nico nicht mein Fall. Daher leider nur 2 Sterne

Bewertung vom 30.11.2021
Sisis Weg
Winkelhofer, Martina

Sisis Weg


ausgezeichnet

Was ist Mythos und was ist Wahrheit?

Kaiserin Elisabeth wird nach wie vor gehypt und so entstand in den letzten Jahrzehnten ein Mythos, der seinesgleichen sucht. Zu sehr ist die Sisi-Trilogie in Erinnerung, die sicherlich mal ihre Berechtigung hatten – so lange man nicht davon ausgeht, dass dies eine historische Doku ist, sind solche Filme ja auch in Ordnung. Die Historikerin Martina Winkelhofer widerlegt diesen Mythos mit diesem Buch und zeigt die Entwicklung einer Frau vom jungen unsicheren Mädchen bis hin zur selbstbewussten Kaiserin, die sich getraut ihre Wünsche einzufordern.

Wir erfahren einiges über ihre Kindheit und Jugend, die enge Verbindung zu den Geschwistern und zur Mutter, die unter dem Druck stand, für ihre Töchter eine standesgemäße Partie zu finden. Gar nicht so einfach, denn die begehrten Junggesellen waren rar. Doch Elisabeth hatte ob ihrer Schönheit und ihrer Schüchternheit Franz Joseph verzaubert. Die Begegnung in Ischl ist wohl jedem bekannt, bei der eigentlich die Schwester Helene als Braut für Franz Joseph gedacht war, der sich jedoch für die jüngere Schwester entschied. Elisabeth hat das sicherlich gar nicht realisiert und wurde in ein neues Leben geworfen – fernab der Familie musste sie unter lauter Fremden ihr Leben nun bestreiten, klammerte sich an ihren Mann, der ihr als einziger vertraut war, der jedoch viel zu oft seinen politischen Geschäften nachging und seine junge Braut sich selbst oder dem Hofstaat überlassen musste. Dass sie sich dem strengen Zeremoniell am Wiener Hof nicht so recht einfügen konnte, versteht sich von selbst.

Erst langsam lernt Sisi auf eigenen Füßen zu stehen, bedingungslos ihre Forderungen zu stellen und das Wohl ihrer Kinder und ihr eigenes Wohl wichtig zu nehmen. Natürlich nicht zur Freude aller.

Die Autorin zeichnet hier ein Bild Sisis, dem ich sehr gerne gefolgt bin. Fernab vom Mythos und nahe an der Realität – wobei sich diese sicherlich nicht mehr ganz nachvollziehen lässt. Gut gefällt mir, dass die „böse Schwiegermutter“ auch sympathische Züge hat, etwa wenn sie sich um Sisi sorgt und nicht nur um die Dynastie.

Wer war diese junge Frau, die wohl einen Sonderstatus in der Habsburg-Dynastie einnimmt? Eine durchaus lesenswerte Biografie, die ich gerne weiter empfehle. 5 Sterne

Bewertung vom 26.11.2021
Die Alpen im Fieber
Jäger, Andreas

Die Alpen im Fieber


ausgezeichnet

Wie kommen wir aus dem Schlamassel wieder raus

Längst lässt er sich nicht mehr verleugnen: der Klimawandel. Verantwortlich für Wetterkapriolen, Gletscher werden reduziert, Permafrost taut. Wie lange können wir noch so weitermachen wie bisher? Und sind die auferlegten Klimaziele ausreichend? Was kann man tun, um diese erschreckenden Veränderungen zu stoppen?

Bevor man sich mit dem Klimawandel beschäftigt, muss man wohl erst verstehen, was abläuft. Erst danach kann man am Steuerrad drehen und den Kurs ändern. Durch viele Diagramme, Skizzen und Grafiken werden die Themen visualisiert und sind selbsterklärend. Sei es die Strahlkraft der Sonne im 19. und im 20. Jahrhundert oder was das CO2 mit der Erde macht. Ebenso erfährt man wie Findlinge transportiert wurden oder was Lössböden wertvoll macht.

Das Buch von Andreas Jäger ist sehr anschaulich und übersichtlich gestaltet. Drei große Abschnitte geben den Themen Struktur:
Das Erbe der Eiszeit im Alpenraum
Das Paradies im Alpenraum
Die Welt in unseren Händen

„Wir wollen die Vergangenheit der Alpen verstehen, um die Zukunft aktiv zu gestalten.“

Der Autor gibt hier eine Vielzahl von Tipps und man meint, diese wären doch so einfach zu befolgen. Leider ist es dann aber meist doch nicht so einfach, sonst wären wir nicht schon dort angelangt wo wir jetzt stehen.

Ein wichtiges, interessantes Buch, dem ich viele Leser wünsche. 5 Sterne und eine Leseempfehlung

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.11.2021
Tour de Mord
Asmussen, Yvonne;Wüstel, Yvonne;Bliefert, Ulrike

Tour de Mord


ausgezeichnet

Eine Mordsgemeinschaft auf großer Fahrt

Die Krimi-Tour der Mörderischen Schwestern führt uns durch knackiges, spannendes Krimigeschehen und zieht immer weiter von Tatort zu Tatort. Durch 25 Krimis von 25 Autoren anlässlich des 25. Geburtstages der „Mörderischen Schwestern“ lassen wir uns führen. Seien es Orte in Bayern, Österreich, der Schweiz oder in Südtirol – die Tour de Mord macht überall Station.

Ob auf einem hohen Berg oder im tiefen Tal, in der Gesundheitsklinik oder sonst wo. Nirgendwo ist man vor dem Morden sicher und trifft auf unzählige unterschiedliche Charaktere: Braut, Geliebte, Ehefrau, Massage-Götter, Förster, Verflossene, Verblichene, Hinterbliebene und viele mehr.

Obwohl ich lieber ein ganzes Krimi-Buch lese, haben mich diese Kurzgeschichten bestens unterhalten. So unterschiedlich diese auch sind. Auf jeden Fall gibt es 5 Sterne dafür.

Bewertung vom 21.11.2021
Die konkrete Utopie der Menschenrechte
Kaleck, Wolfgang

Die konkrete Utopie der Menschenrechte


ausgezeichnet

Menschenrechte als leere Worthülse?

Die Geschichte der Menschenrechte ist eine sehr lange. Immer wieder haben Menschen für ihre Rechte gekämpft. Immer wieder haben Menschen für Rechte anderer Menschen gekämpft. Ein schier aussichtsloses Unterfangen.

Auf knapp 170 Seiten zeigt der Autor Wolfgang Kaleck auf, was man über die Menschenrechte wissen sollte. Die Geschichte, die großen Wendepunkte und eine möglich Zukunft. In sieben Kapitel erhält der Leser einen Eindruck davon, wie lange es gedauert hat, um so manche Rechte durchzusetzen, wie lange es gedauert hat, um das eine oder andere Menschenrecht so zu etablieren, dass es sich in unseren Köpfen festsetzt und wie schnell es gehen würde diese Rechte zu destabilisieren.

Stellen Sie sich vor wir hätten keine Kinderrechte, oder Sie hätten kein Recht auf Wohnen oder Essen. In Mitteleuropa klingen diese Gedanken fast absurd – aber man braucht nicht weit zu schauen und findet sofort mehrere Länder, in denen diese Rechte weit hintangestellt werden.

Die Kämpfe um die Menschenrechte auch in jenen Ländern in denen diese noch nicht in allen Köpfen verankert sind oder immer mehr ausgehebelt werden, beschreibt der Autor deutlich und sehr leicht nachvollziehbar. Von den umkämpften Feldern hin zur juristischen Menschenrechtsarbeit, von der konkreten Utopie der Menschenrechte bis zu einer Art von Menschenrechten, die derzeit noch undenkbar ist, reichen die Ausführungen.

Das Buch eignet sich sehr gut, um einen Blick auf das große Ganze zu bekommen – um die Geschichte dahinter verstehen zu lernen und die gegenwärtigen Zustände beleuchten zu können.

Die Zukunft der Menschenrechte steht allerdings in einem anderen Buch geschrieben, wenngleich der Autor auch hier versucht eine positive Zukunft der Menschrechte zu kreieren. 5 Sterne

Bewertung vom 21.11.2021
Wohnmobil Handbuch für Einsteiger
Lupp, Petra;Klug, Martin

Wohnmobil Handbuch für Einsteiger


sehr gut

Der Duft von Freiheit
Viele, die sich bisher auf der Straße über die breiten, langen, langsamen oder behäbigen Wohnmobile geärgert oder einfach nur belächelt haben, denken in Zeiten der Pandemie über einen Urlaub mit einem solch unmöglichen Fahrzeug nach. Die beiden Autoren dieses Buches zeigen worauf es ankommt, wenn man zum ersten (oder auch zweiten oder dritten) Mal eine solche Reise plant. In zehn Kapiteln unterteilt, lernt der angehende Wohnmobilist, worauf es wirklich ankommt.

Wer, wann, oder wohin, sind nur wenige der Fragen, die es zu klären gilt und welche im Vorfeld recht schnell abgehandelt werden – allerdings sollte man sich diese Fragen immer wieder stellen. Im zweiten Kapitel geht es dann recht schnell zur Sache, was die Fahrzeugtypen angeht oder das Thema Miete/Kauf um danach zur Technik zu wechseln – was braucht es wirklich, um einen entspannten Urlaub zu verbringen.

Sind all diese Fragen geklärt, steht der Reise nichts mehr im Weg. Jetzt geht es an die Routenplanung – auch hierzu gibt es den einen oder anderen Tipp. Ob in Deutschland oder Schweden – die Autoren raten hier (nicht ohne Grund) die ersten Ausfahrten gemütlich anzugehen. Die angeführten Routenvorschläge sind sehr übersichtlich und sind für den Anfang sicherlich gut brauchbar, wenngleich es hier natürlich unzählige weitere geben würde. Einen Trip mit dem Wohnmobil durch ganz Skandinavien würde wohl so manchen Anfänger überfordern.

Insgesamt ein stimmiges Werk, wenngleich für den einen oder anderen auch noch andere Dinge wichtig wären. Darauf einzugehen würde aber mit Sicherheit den Umfang des Buches sprengen.
4 Sterne

Bewertung vom 21.11.2021
Mostkost
Ranzenberger, Klaus

Mostkost


ausgezeichnet

Onkel Franz ermittelt

Der Onkel Franz kann natürlich nichts dafür, dass er in die verzwickte Lage gerät, als Kriminologe tätig zu werden. Allerdings lässt ihm sein Freund Albert fast keine andere Wahl als die beiden Zeugen eines merkwürdigen Gespräches werden. Als kurz danach auch noch die Frau verschwindet, die in dieses Gespräch verwickelt war, nagt die Neugier dann doch zu sehr, um sich nicht doch ein wenig umzuhören – oder ein bisschen mehr.

Klaus Ranzenberger mutet dem Onkel Franz schon viel zu als er ihn und seinen Freund auf den Fall in der Heimatgemeinde seines Protagonisten loslässt. Ob der Onkel Franz damit wohl auch zurecht kommt?

Man kann nur hoffen, dass der Autor seiner Figur da nicht zu viel aufbürdet – und wer den Onkel kennt, weiß, dass er ja nicht gerade der sportlichste Typ ist und als draufgängerisch kennt man den Onkel schon erst recht nicht. Allerdings ist Onkel Franz schon ein Mensch dem es an der Wahrheit liegt und solche Ermittlungen bringen ja schließlich die Wahrheit an den Tag – auch wenn der Onkel es damit dann doch nicht immer so genau nimmt. Kann er ja auch nicht – das mit der Wahrheit – die Tante würde ihn doch nicht mehr aus dem Haus lassen, würde sie wissen, was er so treibt…

Onkel Franz und Albert haben somit zu Hause alle Hände voll zu tun, um ihre Machenschaften nicht zu gefährlich wirken zu lassen. Und dann fordert sie der Kommissar aus Linz ihrer Meinung nach auch noch auf aktiv zu helfen.

Die beiden helfen also wo sie können und stolpern von einer Schwierigkeit in die nächste. Als Albert dann aber verschwindet, ist für den Onkel Franz eine Grenze erreicht – die Ermittlungen können nur noch gemeinsam mit dem Kommissar erfolgen.

Unterhaltsam, witzig und mit einer gewissen Spannung lässt Klaus Ranzenberger den Onkel Franz ermitteln. Wer den Onkel Franz bisher kennengelernt hat, kann sich auch gut vorstellen, dass er zu Beginn nicht wirklich interessiert ist an dem was sich zwischen den Bauern am Stadtrand abspielt. Das es Albert aber gelingt seine Neugier zu wecken ist für den Leser nur zu gut nachvollziehbar – und so nimmt das Geschehen seinen Lauf.

Der beste Onkel Franz, den ich bisher gelesen habe. Ich hoffe doch sehr, dass im Innviertel noch der eine oder andere Fall zu lösen sein wird. 5 Sterne

Bewertung vom 21.11.2021
Kurschatten-Affäre
Graf-Riemann, Lisa

Kurschatten-Affäre


gut

Ein Hochstapler durch Zufall

Sascha arbeitet als Croupier im Bad Reichenhaller Casino. Als er einen Freund besucht, schlittert er durch Zufall in eine mehr oder weniger prekäre Situation. Die faszinierende Mira hat ihn zu ihrem persönlichen Therapeuten erkoren, doch Mira ist verheiratet. Als Miras Mann ermordet wird, scheint die Sachlage klar und Sascha im Verdacht. Doch zum Glück hat er noch seine rüstige Großtante Paulina, die sich als Miss Marple versucht.

Ein zweiter Handlungsstrang zeigt uns den Weg und die Beweggründe des Mörders. Ebenso erfahren wir einiges über die mondäne Vergangenheit Bad Reichenhalls. Und dann ist da noch die Casino-Band, die Sascha erpresst, um nicht allzu genau hinzusehen, wenn er die Kugel wirft.

So weit so gut. Die Idee finde ich sehr gut, die dahinter steckt, man erwartet einen stilvollen Hochstapler, der mit seinem Charme seine Ziele erreicht und nebenbei ein Gentlemanverbrecher ist. Doch Sascha ist jetzt nicht unbedingt der optimale Charakter dafür. Vielmehr schlittert er durch Zufall in seine Rolle, die er sich immer wieder schön redet.

Der Mord passiert auch erst nach zwei Drittel des Buches und dann werden auf den letzten Seiten die Ermittlungen geführt und der Mörder entlarvt. Alles ziemlich unspektakulär, plätschert die Geschichte ohne Spannung so vor sich hin. Zumindest hätte ich mir mit der Casino-Bande noch einen Höhepunkt erwartet – leider Fehlanzeige.

Der Schreibstil ist ganz unterhaltsam und so liest sich die Geschichte flüssig. Dass die Spannung komplett fehlte, war schon etwas eigenartig. Hier hätte man sicherlich für einige überraschende Wendungen sorgen können. So weiß man bereits im Vorhinein wer Opfer und Täter sind.

Die Charaktere sind solala. Mira ging mir bald mal auf die Nerven mit ihrem oberflächlichen Getue. Sascha ist jetzt auch nicht unbedingt ein Sympathieträger.

Obwohl es ein Einführungsband für eine Krimireihe ist, waren mir die ausschweifenden Erklärungen von Land und Leuten zu langatmig. Daher gibt es von mir 3 Sterne.