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Bücherfee

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Insgesamt 389 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2020
Ringelpietz mit Abmurksen
Minck, Lotte

Ringelpietz mit Abmurksen


ausgezeichnet

Wo ist bloß die Zeit geblieben?

Mit dem Buch "Ringelpietz mit Abmurksen" legt Lotte Minck bereits den 12. Band ihrer beliebten "Loretta-Luchs-Reihe" , die nicht nur im Ruhrgebiet absoluten Kult-Status erreicht hat. Auf Wunsch ihrer besten Freunde soll die schlagfertige Call-Center-Mitarbeiterin und clevere Amateur-Detektivin Loretta Luchs ihr brachliegendes Liebesleben neu beleben, was zu ungeahnten Verwicklungen führen wird.

Was macht ein Großwildjäger auf einer Singleparty? Das fragt sich Loretta, die seit Kurzem nicht nur online auf Partnersuche ist, sondern im Speed-Dating plötzlich auch Männern gegenübersitzt, die sie in ihren wildesten Träumen nicht als Partner in Erwägung gezogen hätte. Nur der wortgewandte Mike weckt ihr Interesse. Doch schon beim zweiten Treffen ist es aus mit dem Rosenkavalier – im doppelten Wortsinn, denn er bricht tot zusammen. Und Loretta? Geht der Sache natürlich auf den Grund!

Das Cover fügt sich harmonisch in die lange Reihe der bereits erschienen Bücher ein, die einen hohen Wiederkennungswert in den Buchhandlungen besitzen. Sie heben sich deutlich von dem üblichen Einheitsbrei ab und tragen die klare Handschrift von Ommo Wille, der einfach eine Klasse für sich ist.

Betrachtet man das Buch aufmerksam von allen Seiten, kann man sich ein Lächeln nicht verkneifen. Auf der Vorderseite sieht man eine dunkelhaarige Frau an einem Tisch sitzen, die dank ihres geringelten Shirts und der dunklen Hornbrille eine unverkennbare Ähnlichkeit mit Loretta Luchs, der Heldin dieser Reihe, aufweist. Sie macht einen missgelaunten Eindruck, was wohl an ihrem auffälligen Haarreif liegen mag, dessen knallrote Herzen auf die Dekoration für eine Single-Party abgestimmt worden sind. Auf der Rückseite sieht man zwei toughe alte Damen, die für die rüstigen Rentnerinnen Kläre und Cäcilie aus einer exklusiven Seniorenresidenz stehen, welche Loretta Luchs in diesem spannenden Fall tatkräftig unterstützen.

Spätestens wenn man den schrägen Titel gelesen hat, weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Lotte Minck ist die ungekrönte Queen of Crimedy, und ihr Buch ist eine humorvolle, spannende Ruhrpott-Krimödie voller Lokalkolorit. Alle Bücher aus dieser Reihe sind als eine klare Huldigung an das Ruhrgebiet zu verstehen, und sie spielen in Bochum, der alten Heimat von Lotte Minck. Sämtliche Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet worden, wirken wie aus dem echten Leben gegriffen und können nicht zuletzt wegen ihrer unverwechselbaren Sprache ihre Heimat nicht verleugnen.

Das locker-leicht und humorvoll geschriebene Buch ist spannend erzählt, alltäglich und spektaktulär zugleich. Wir dürfen Loretta Luchs in den Dating-Dschungel begleiten, lernen die Chancen und Tücken der Partnersuche im Internet kennen und sind hautnah dabei, wenn es um darum geht, mit Hilfe ihrer besten Freunde einen eiskalten Mörder zur Strecke zu bringen. Haarsträubende Situationen wechseln mit witzigen Szenen, was die Lektüre zu einem puren Lesevergnügen werden lässt. Besonders gefreut habe ich mich über das schöne Happy-End für meine eigenwillige, selbstbewusste Lieblingsheldin, die nach vielen Irrungen und Wirrungen ihren Traumprinzen gefunden hat. Auch Käthe und Cäcilie, die gewitzten, hellwachen alten Damen aus der Seniorenresidenz, die aktiv zu der Aufklärung des Verbrechens beitragen, habe ich gleich ins Herz geschlossen.

"Ringelpietz mit Abmurksen" gehört zu meinen absoluten Highlights in diesem außergewöhnlichen Lesejahr. Was soll ich lange herumreden? Lotte Minck hat es einfach drauf, man so schön sagt. Einfach klasse! Weiter so!

Bewertung vom 21.09.2020
Unter uns das Meer
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


gut

"Unter uns das Meer" ist das erste Buch, das ich von der Autorin Amity Gaige gelesen habe. Sie erzählt von einer dysfunktionalen vierköpfigen Familie, die einen einjährigen Segeltörn in der Karibik unternimmt und im wahrsten Sinne des Wortes Schiffbruch erleidet.

Juliet arbeitet an ihrer Dissertation und lebt mit den beiden Kindern und ihrem Mann Michael ein Vorstadtleben. Michael gelingt es, sie für seinen großen Traum zu begeistern: ein Jahr auf hoher See auf einer Segelyacht zu verbringen. Atemlos steuern wir mit der vierköpfigen Familie in der Karibik dem dramatischen Finale entgegen.

Das außergewöhnliche Cover hat mein Interesse geweckt. Man sieht eine riesige Welle auf sich zurollen, die sich unaufhaltsam auftürmt und alles unter sich zu begraben scheint.

Eins ist klar: dieses Buch ist keine leichte Kost. Amity Gaige schildert nicht nur ein nautisches, sondern auch ein menschliches Drama, das über allen vier beteiligten Personen zusammenbricht. Nach der Geburt ihrer Kinder leidet Juliet unter schweren depressiven Schüben, die ihr das Schreiben ihrer Dissertation unmöglich machen. Aufgrund seiner langen Arbeitszeiten kann Michael sich nicht um seine kranke Frau und die zwei kleinen Kinder kümmern. Aus diesem Grunde wünscht er sich eine Auszeit vom Alltag, um seine angeknackste Beziehung vor dem endgültigen Aus zu retten, und träumt von einem einjährigen Segeltörn in die Karibik. Juliet kann seine Euphorie nicht teilen, sie hat starke Bedenken, lässt sich aber von ihrem Mann zu dem Trip überreden, der in einer Katastrophe enden wird .

Das Geschehen wird aus zwei wechselnden Perspektiven geschildert. Es ist eine gewagte Kombination von Auszügen aus einem Tagebuch, das Michael in Form eines Logbuches führt, und den emotional gefärbten Erinnerungen von Juliet. Für mich war dieses stilistische Mittel recht gewöhnungsbedürftig; es hat mich aus der Konzentration gerissen und meine Lektüre empfindlich gestört.

Leider sind mir die handelnden Personen fremd geblieben. Juliet und Michael sind keine nahbaren Menschen. Juliet ist eine passive Frau, welche die Folgen sexuellen Missbrauchs in ihrer frühen Kindheit niemals überwunden hat. Durch die Schwangerschaft und Geburt kommen ihre verdrängten Ängste wieder ans Tageslicht. Dennoch verweigert sie eine medizinische Behandlung. Sie hat sich in der Rolle eines Opfers eingerichtet, verkriecht sich in einem Schrank und überlässt alle Pflichten ihrem überforderten Partner. Auch Michael ist ein schwieriger Mensch. Nach dem Tod seines Vaters hat er seine beruflichen Pläne über den Haufen geworfen und sich in ein wirtschaftswissenschaftliches Studium gestürzt, welches ihm den sozialen Aufstieg und einen sicheren Job garantierten soll. Sein persönliches Glück ist auf der Strecke geblieben; von seiner Frau hat er sich entfremdet, er kann ihr Verhalten nicht nachvollziehen, aber aufgrund der gemeinsamen Kinder kommt eine Trennung für ihn nicht infrage. Nun verrennt er sich in die fixe Idee, mit einem Segeltörn alle Probleme lösen können. Doch diese Reise ist kein Patentrezept, sie führt ihn an seine Grenzen. Mit ihrem Schicksal habe ich mich nicht identifizieren können; auch das Buch habe ich wegen der vielen Rückblicke in die Vergangenheit und ständigen inhaltlichen Wiederholungen als langatmig und schlecht lesbar empfunden. Von dieser Lektüre hatte ich mir mehr versprochen. Schade!

Bewertung vom 21.09.2020
Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1
Leonard, Susanna

Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1


ausgezeichnet

Träume dir dein Leben schön, und mach aus diesen Träumen eine Realität.“ Marie Curie

"Madame Curie und die Kraft zu träumen" bildet den ersten Band der Reihe "Ikonen ihrer Zeit", in der außergewöhnliche Frauen gewürdigt werden, welche ihre jeweilige Epoche geprägt haben. Im Mittelpunkt steht die polnisch-französische Physikerin und Chemikerin Marie Curie (1867 - 1934), Forscherin, Rebellin, Liebende - Susanna Leonard erzählt die Geschichte einer einzigartigen Frau, die die Welt verändern sollte

Wie es sich für historische Romane gehört, ist das Cover dieses Buches in Sepia-Tönen gehalten. Man sieht eine schmale Frauengestalt sinnend auf die Seine blicken. Gewisse Assoziationen mit der jungen Wissenschaftlerin, die in der Metropole lebte und arbeitete, sind durchaus erwünscht.

Nachdem ich bereits die bereits 1936 veröffentlichte Biographie "Madame Curie" von Eve Labouisse-Curie, der jüngsten Tochter von Marie und Pierre Curie, gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf diesen historischen Roman. Meine Lektüre hat mich tief beeindruckt. Susanna Leonard schreibt in einem mitreißenden Stil. Sie fühlt sich tief in die Psyche von Marie Curie ein und lässt uns an ihrer inneren Entwicklung von einer intelligenten Schülerin, die in einer verarmten, bildungsbürgerlichen Familie in dem von Russland besetzten Polen aufwuchs, zu einer fleißigen Studentin, die sich in Paris hinter ihre Bücher klemmte und trotz ihrer geringen finanziellen Mittel niemals ans Aufgeben dachte, bis zu einer genialen Wissenschaftlerin, die mit dem Nobelpreis für Physik und Chemie ausgezeichnet worden ist, teilhaben. Auch ihre große Liebe zu dem früh verstorbenen kongenialen Wissenschaftler Pierre Curie, der sich über alle gängigen Konventionen hinweg als eine gleichberechtigte Partnerin in der Ehe und in der Wissenschaft anerkannte, wird in bewegenden Worten geschildert. Diese Lektüre macht Mut, an seine Träume zu glauben und seine Ziele niemals aus den Augen zu verlieren. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 17.09.2020
Körbchen unterm Mistelzweig / Der Weihnachtshund Bd.5
Schier, Petra

Körbchen unterm Mistelzweig / Der Weihnachtshund Bd.5


ausgezeichnet

Alle Jahre wieder.... freuen wir uns auf ein zauberhaftes Buch aus der Feder von Petra Schier, die längst einen festen Platz in allen Buchhandlungen erobert hat. Ihr neues Buch "Körbchen unterm Mistelzweig" fügt sich harmonisch in die bereits erschienene Reihe von "Weihnachtsromanen" ein und verspricht eine anrührende Geschichte voller Schneeflocken, Familie und der ganz große Liebe

Es ist Liebe auf den ersten Blick, das ist Viola sofort klar, als sie Lukas gegenübersteht. Seitdem laufen sie sich häufig über den Weg, doch Viola ist viel zu schüchtern, um den ersten Schritt zu machen. Stattdessen lässt sie sich ihre Gefühle nicht anmerken. Doch dann finden sie gemeinsam ein ausgesetztes Schnauzermädchen am Straßenrand. Sie taufen die Kleine Miss Daisy und beschließen, sich gemeinsam um sie zu kümmern. Ist das flauschige Fellknäuel genau das, was die beiden brauchen, um zueinanderzufinden?

Als wir das zuckersüße Cover gesehen haben, waren wir gleich schockverliebt. Der schwarzhaarige Welpe ist zum Klauen. Wer könnte seinen treuen braunen Kulleraugen widerstehen?

In dem Liebesroman "Körbchen unterm Mistelzweig" wird die Geschichte der lebhaften, sympathischen Großfamilie Sternbach weitererzählt. Im Mittelpunkt steht Viola, das schüchterne Nesthäkchen, das - beruflich gesehen - längst auf eigenen Füßen steht. Als erfahrene Physiotherapeutin arbeit sie in der familiär geführten elterlichen Hotellerie mit und ist den Umgang mit vielen Menschen gewöhnt, in ihrem Privatleben ist sie weitaus zurückhaltender. Der lockere Umgang mit dem anderen Geschlecht fällt ihr sehr schwer, von einem mutwilligen Flirt ganz zu schweigen..

Auch Lukas kann nicht aus seiner Haut. Im Gegensatz zu Viola ist er in einer kaltherzigen vermögenden Familie aufgewachsen, für die der soziale Status das entscheidende Kriterium ist, wenn es um die Wahl eines möglichen Lebenspartners geht. Nach einer schweren Enttäuschung hat er nicht nur seinem Elternhaus den Rücken gekehrt und sich einen neuen Arbeitgeber gesucht, sondern auch der großen Liebe abgeschworen und auf unverbindliche Beziehungen gesetzt. Große Gefühle sind nicht sein Ding - oder doch? Viola lässt ihn keineswegs kalt, auch wenn sie sich ihm gegenüber reserviert verhält und nicht mal auf einen harmlosen Flirt eingeht. Ohne himmlischen Beistand geht es nicht. Während einer Fahrt entdecken sie ein ausgesetztes Hundebaby. Als sie sich gemeinsam um "Miss Daisy" kümmern, kommen sie sich zwangsläufig näher und lernen im Laufe der Zeit, nicht nur die Stärken des anderen zu bewundern, sondern auch seine Schwächen zu akzeptieren und zu lieben.

Mit ihrem Roman "Körbchen unterm Mistelzweig" ist Petra Schier ein wunderschönes Buch gelungen, das die Herzen aller Romantikerinnen höher schlagen lässt. Genießt diese kuschelige Lektüre mit einem schönen Song von Bryan Adams am knisternden Kaminfeuer, eingekuschelt in eine warme Decke, mit einer Heißen Schokolade und einigen leckeren Plätzchen - und wenn möglich: mit einem treuen Hund an eurer Seite!

Bewertung vom 17.09.2020
Die letzten Zeilen / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.3
Garner, Mary E.

Die letzten Zeilen / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.3


ausgezeichnet

Endlich ist es soweit: Der letzte Band "Die letzten Zeilen" der Fantasy-Trilogie "Das Buch der gelöschten Wörter" ist auf dem Buchmarkt erhältlich. Nachdem ich von den ersten zwei Büchern geflasht war, habe ich wirklich die Tage im Kalender gezählt, bis ich mein absolutes Herzensbuch in meinen Händen halten durfte.

Die magische Buchwelt, in der Romanfiguren ihr eigenes Leben führen, ist für die Londonerin Hope Turner zur zweiten Heimat geworden. Doch das Geheimnis um die Buchwelt ist bedroht, und Hope hat sich dem Bund aus Menschen und Romanfiguren angeschlossen, um es zu schützen. Ihr Gegenspieler Quan Surt hat es vollbracht, die Barriere zwischen den beiden Welten zu durchbrechen. Seitdem ist es auch Buchgestalten möglich, in die reale Welt zu reisen, selbst den übelsten Bösewichten ...

Wie die bereits erschienen Bücher aus dieser erfolgreichen Reihe hat der letzte Band dank seines wunderschönen Covers einen hohen Wiedererkennungswert. Der Blick des Betrachters fällt auf ein vertraut wirkendes Paar, das aus sich heraus in einem hellen Gold zu strahlen scheint. Im Hintergrund kann man die Silhouette einer Stadt ausmachen. Alles ist in ein sanftes Licht getaucht, das in einem zarten Rose-Ton schimmert.

Ehrlich gestanden, habe ich immer einen weiten Bogen um Fantasy gemacht. Bis ich zufällig diese außergewöhnliche Reihe für mich entdeckt habe, die mich tief in meinem Inneren berührt hat. Echte Büchermenschen lieben es, sich in fremde Bücherwelten zu träumen. Deshalb war der Gedanke verlockend, mit Hope Turner auf eine aufregende Entdeckungsreise zu gehen, vertraute literarische Figuren von einer anderen Seite kennenzulernen und seinen persönlichen Helden im Kampf gegen das Böse zur Seite zu stehen.

Der dritte Teil bietet einen dramatischen Show-Down, mit vielen dramatischen Ereignissen und überraschenden Wendungen. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Angesichts der existenziellen Bedrohungen hat Hope zum ersten Mal die Kraft, sich ihren wahren Gefühlen für einen treuen Freund zu stellen, die sie bis dato verdrängt hatte. Wenn man einmal mit der Lektüre begonnen hat, mag man nicht mehr aufhören. Leider sind die letzten Zeilen viel schneller erreicht als wir gedacht haben...

Abschied nehmen tut weh. Doch wir müssen positiv denken. Wir lassen unsere lieb gewonnenen Protagonisten gut versorgt in der Buchwelt zurück. Nach vielen Irrungen und Wirrungen haben Hope und Rufus ihr persönliches Happy-End gefunden und dürfen sich auf ein weiteres spannendes Abenteuer (das Leben zu zweit) freuen. Drücken wir ihnen die Daumen, dass sie ihr gemeinsames Glück bewahren können - und der kreativen Autorin Mary E. Garner alias Mirjam Müntefering die Daumen, dass sie uns in nicht allzu ferner Zukunft mit einem neuen faszinierenden Roman überraschen wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2020
Die Tochter des Zauberers / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.14
Rehn, Heidi

Die Tochter des Zauberers / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.14


ausgezeichnet

"Meine Sicht der entscheidenden Themen der modernen Gesellschaft ist eher emotional als intellektuell – nicht dogmatisch, sondern menschlich. …
Das einzige „Prinzip“, an das ich mich halte, ist mein hartnäckiger Glaube an einige grundlegende moralische Ideale – Wahrheit, Ehre, Anstand, Freiheit, Toleranz." (Erika Mann, 1943)

Meiner Ansicht nach spiegelt dieses Zitat die klare Haltung von Erika Mann, der ältesten Tochter von Thomas Mann, des Nobelpreisträgers für Literatur. Hinter ihrem berühmten Vater muss Erika Mann sich nicht verstecken. Sie ist eine faszinierende, schillernde Persönlichkeit, die von Heidi Rehn in ihrem Buch "Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben" einfühlsam portraitiert wird. Es spiegelt einen wichtigen Abschnitt im Leben. von Erika Mann und bildet bereits den 14. Band der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe", der vom Aufbau Verlag herausgegeben wird.

New York, 1936: Erika hofft darauf, mit ihrem politischen Kabarett die Amerikaner für den Kampf gegen Hitler zu gewinnen. Dann lernt sie im Kreis der europäischen Exil-Künstler einen Mann kennen, der ihr mehr bedeutet, als sie jemals für möglich gehalten hätte – den Arzt und Lyriker Martin Gumpert, der fasziniert ist von ihrer Stärke und Unabhängigkeit. Bald muss sie sich entscheiden: Ergreift sie die Chance, sich als Kämpferin für Frieden und Freiheit zu etablieren, oder setzt sie ihr persönliches Glück an erste Stelle?

Wie alle Bände aus dieser Reihe ist das Cover in Sepia-Tönen gehalten. Das Auge des Betrachters fällt auf eine attraktive Frau, die lässig gekleidet über eine Brücke flaniert. Sie trägt einen dunklen Anzug mit einer weißen Bluse, ihre dunklen Haare sind zu einem modischen Kurzhaarschnitt frisiert. Ihre androgyne Erscheinung kokettiert mit den zwei Geschlechterrollen und spiegelt die bisexuellen Neigungen von Erika Mann..

Erika Mann ist keine Heldin, die sich leicht fassen lässt. Sie ist eine schwierige Persönlichkeit, mit vielen Ecken und Kanten und einem harten, unbeugsamen Wesen. Ihrem drogensüchtigen, labilen Bruder Klaus gegenüber war sie stets loyal, ihre jeweiligen Lebensgefährten konnten sich nicht auf sie verlassen. Ohne Rücksicht auf Verluste stürzte sie sich in wechselnde Liebesaffären mit Männern und Frauen.

Heidi Rehn lässt uns tief eintauchen in die komplizierten familiären Verhältnisse der Manns und erzählt nicht nur von einer bislang unbekannte Liebesgeschichte einer großen, mutigen Frau, die sich in einer düsteren Epoche behaupten musste. Sie beeindruckt mit ihrem enormen Fachwissen und lässt uns teilhaben an der persönlichen Entwicklung der Protagonistin, die von vielen politischen und sozialen Umbrüchen geprägt war. Erika Mann war eine engagierte, selbstbewusste Frau, die sich für Demokratie und Meinungsfreiheit stark machte und gegen das nationalsozialistische Terror-Regime kämpfte, das sie aus ihrer deutschen Heimat vertrieben hatte. Nachdem sich ihre Hoffnungen, ihr antifaschistisches Kabarett "Die Pfeffermühle" auf einer amerikanischen Bühne fortzuführen, wegen der kulturellen Unterschiede zerschlagen hatten, entwickelte sie sich zu einer gefragten politischen Rednerin, welche aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen über die Verhältnisse in Deutschland aufklären konnte.

Dieses komplexe Buch ist keine leichte Lektüre. Dennoch möchte ich es jedem Leser ans Herz legen, der einen Funken politischen Bewusstseins besitzt und kritisches (Mit-) Denken schätzt.

Bewertung vom 03.09.2020
Die Wahnsinnige (eBook, ePUB)
Hennig von Lange, Alexa

Die Wahnsinnige (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Juana La Loca - so lautet die umgangssprachliche Bezeichnung für die spanische Königin Johanna (1479 - 1555), deren tragisches Schicksal im kollektiven Bewusstsein in Vergessenheit geraten ist.

Spanien, 1503: In der Festung La Mota soll Johanna von Kastilien endlich zur Vernunft kommen. Zu viel steht für ihre Mutter, Isabella die Katholische, auf dem Spiel. Die Königin regiert das Land mit unerbittlicher Härte, sie hat die Mauren vertrieben und lässt Tausende als Ungläubige auf den Scheiterhaufen der Inquisition verbrennen. Sie kann ihr Reich nicht in die Hände einer Tochter geben, die nicht betet, nicht beichtet und der Macht nichts bedeutet. Johanna will nicht über andere herrschen. Alles, was sie will, ist, über sich selbst zu bestimmen. Aber das scheint eine Freiheit zu sein, die nur Männern vorbehalten ist. Als sie mit Philipp dem Schönen ins ferne Flandern verheiratet wird, sieht es für einen Moment so aus, als sei das Unwahrscheinliche möglich: ein Leben in Liebe in einer Welt aus Verrat. Doch auch als sich diese Hoffnung nicht erfüllt, hält Johanna unbeirrbar an dem fest, was alle um sie herum für Wahnsinn halten – dem unerhörten Wunsch, dass die Welt anders sein könnte als sie ist.


In einem gewissen Sinne wirkt das Cover genauso zerrissen wie die Protagonistin selbst. Einerseits zeigt es die Hälfte eines historischen Portraits, andererseits sieht man den in einem grell leuchtenden Orange gestalteten Titel wie ein wildes Feuer auflodern. Ob mir diese bewusst provokante Aufmachung gefällt, ist eine Sache. Aber sie ist in jedem Fall ein klarer Blickfang!

Das schmale Buch "Die Wahnsinnige" ist keine klassische Biographie. Alexa Hennig von Lange fühlt sich in die Gefühls- und Gedankenwelt einer entschlossenen Frau ein, die es wagte, in einer Zeit der Unterdrückung vorauszudenken, und sich dem Kampf um Selbstbestimmung zu widmen. Vor dem historischen Hintergrund von Johanna der Wahnsinnigen stellt sie eine immer noch relevante Frage: Wie können wir die werden, die wir sind, wenn das nicht für uns vorgesehen ist?

Die Handlung spielt zwischen 1503 und 1555, wobei der Fokus eindeutig auf den Jahren 1503 - 1506 liegt, welche für die Protagonistin mit umwälzenden Veränderungen in ihrem Leben verbunden waren. Eingerahmt wird der literarische Text von zwei fiktiven Briefen, welche die Protagonistin an ihre Tochter Katharina richtet.

Macht ist männlich. Ohnmacht ist weiblich. Können wir das Leben von Johanna auf diese einfache Formel bringen? Für mich ist Juana La Loca ein klares Opfer des Patriarchats. Denn sie ließ sich nicht widerspruchslos beherrschen, sondern verlangte nach ihrer persönlichen Freiheit. Drei Männer hatten großes Interesse daran, diese rebellische Frau, die sich den tradierten Normen verweigerte, auf selbständiges Denken setzte und unbequeme Fragen stellte,, zeitlebens bewusst klein zu halten und für geistig umnachtet, sprich: nicht regierungsfähig erklären zu lassen. Hierbei handelt es sich um ihren Mann Phillip den Schönen, ihren Vater Ferdinand von Aragon und ihren Sohn Karl V.

Alexandra Hennig von Lange ist es gelungen, einem längst vergessene schattenhafte Gestalt ans Tageslicht zu holen und einer zum Schweigen verurteilten unbeugsamen Frau eine eigene Stimme zu verleihen. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 03.09.2020
Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
Ferrante, Elena

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen


sehr gut

Mit der sogenannten "Neapolitanischen Saga" ist der geheimnisumwitterten Autorin Elena Ferrante der internationale Durchbruch gelungen. Inzwischen sind ihre Werke aus den Bestseller-Listen nicht mehr wegzudenken. Deshalb war ich sehr gespannt auf ihr neues Buch "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen", welches zu den klassischen Coming-of-Age-Romanen zählt

Das hübsche Cover ist in warmen Farben gehalten und lässt sich im sonnigen Süden verorten. Ein Teenager sitzt in einer stillen Gasse und beobachtet eine Frau und einen Mann, die in ein Gespräch verwickelt sind.

Eine gewisse Neugierde kann man Giovanna, der Protagonistin des Romans, nicht absprechen. Sie ist ein empfindsames, rebellisches Mädchen, welches mitten in der Pubertät steckt und von heftigen Minderwertigkeitskomplexen geplagt wird. Nach und nach deckt sie einige Lebenslügen ihrer Eltern auf, welche - ebenso wie ihre Bekannten - nach außen hin den schönen Schein eines gutsituierten, glückliches Akademiker-Paares wahren, das den sozialen Aufstieg geschafft hat, während sie sich hinter den Kulissen längst anderen Partnern zugewandt haben. Durch den Kontakt mit einer geächteten, ungebildeten Tante, die sich als Putzfrau durchschlägt und in einem verrufenen Viertel von Neapel lebt, kommt sie mit dem wahren Leben in Berührung. Sie entdeckt die schmutzigen Seiten ihrer Heimatstadt, vor denen ihre besorgten Eltern sie bewahren wollten, und wird sich der sozialen Ausgrenzung von Menschen bewusst, die gegen gewisse Normen und Werte verstoßen und sich für ein Leben in der falschen Gegend entschieden haben. Von ihren verstörenden Erlebnissen ist sie angezogen und abgestoßen zugleich. Giovanna kämpft mit ihrer eigenen Identität, sie rebelliert gegen gängige Moralvorstellungen, spielt die Rolle einer ordinären Schlampe, provoziert durch extrem figurbetonte Kleidung und lässt sich auf fragwürdige sexuelle Handlungen mit wechselnden Partnern ein.

Leider hat mich dieses Buch nicht ganz abgeholt. Viele vielversprechende Ansätze sind nicht konsequent verfolgt worden, sondern im Sande verlaufen. Für mich ist es eine mitunter etwas zähe, melancholisch stimmende Lektüre, die von einem schmerzhaften Reifeprozess eines italienischen Mädchens und den Irrungen und Wirrungen im Leben erzählt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2020
Unsere Rache ist süß / Get Even Bd.1
McNeil, Gretchen

Unsere Rache ist süß / Get Even Bd.1


sehr gut

Habt ihr ein Netflix-Abo abgeschlossen? Dann solltet ihr euch die neue britische Serie "Get even" nicht entgehen lassen. Oder das Buch "Get even. Unsere Rache ist süß" von Gretchen McNeil lesen, das den packenden Auftakt zu einer Jugendbuch-Reihe bildet!


Kitty, Margot, Bree und Olivia gehen auf dieselbe Katholische Schule, haben aber ansonsten nicht viele Gemeinsamkeiten. Niemand käme auf die Idee, dass ausgerechnet diese Vier hinter der Geheimgruppe „DGM" stecken, die an mobbenden Mitschülern Rache übt. Gnadenlos stellen sie die Bullys vor der gesamten Schule bloß – genau wie diese es mit ihren Opfern getan haben. DGM selbst bleib dabei immer unerkannt. Doch als ihre letzte Zielperson tot aufgefunden wird, mit einer blutverschmierten Visitenkarte der DGM in der Hand, ahnen die Vier, dass nun jemand Rache an ihnen üben will. Oder kommt der Mörder etwa aus ihren eigenen Reihen? Es bleibt jedenfalls nicht bei einem Todesfall ...

Das Cover ist in dunklen Tönen gehalten und heizt die Spannung auf dieses Buch an. Man sieht die Silhouetten von vier weiblichen Gestalten, die gerade an einem Baum vorbeimarschieren. Was will uns dieses interessante Cover sagen? Diese vier Frauen schützen ihre Privatsphäre, sie halten sich bewusst bedeckt, geben keine unnötigen Informationen preis - und sie sind nicht mehr aufzuhalten.

Der Roman "Get even. Unsere Rache ist süß" spielt an einer elitären, konservativen katholischen Schule in den USA, die von einem geldgierigen, undurchsichtigen Pater geleitet wird. Hier zählt der schöne Schein, es herrscht ein rauhes Klima, und man braucht seine Ellenbogen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Das Geschehen wird aus der Sicht von vier Protagonistinnen geschildert, die auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam haben. Bree, Kitty, Margot und Olivia stammen aus verschiedenen sozialen Klassen, sie bewegen sich in ihrem jeweiligen Netzwerk und pflegen unterschiedliche Hobbys. Sie verkörpern gängige Stereotype (Außenseiterin, Intelligenzbestie, Schauspielerin, Sportlerin) und sind keine makellosen Heldinnen, sondern normale Sterbliche, die in ihrer Vergangenheit einige Fehler begangen (und schlimme Schuld auf sich geladen) haben, wie wir im Laufe der Handlung erfahren. Das schlechte Gewissen lässt ihnen keine Ruhe; sie möchten ihre eigenen Sünden wiedergutmachen. Aus diesem Grunde schließen sie sich zu einem geheimen Bund zusammen, um die Gerechtigkeit in ihre Hände zu nehmen und Mobbing gegenüber Schwächeren an ihrer Schule zu ahnden.

Als sich mehrere ungeklärte Mordfälle an ihrer Schule ereignen sehen sich die vier Rächerinnen mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert. Statt die dunklen Seiten der Täter (Bullys) aufzudecken, um sie in aller Öffentlichkeit bloßzustellen, werden sie selbst zur Zielscheibe von Ermittlungen, weil die Taten ihrer Organisation in die Schuhe geschoben werden sollen. Sie müssen ihre kleinen grauen Zellen aktivieren und ihre detektivischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, um ihre Köpfe aus der Schlinge zu ziehen und den tatsächlichen Täter zu überführen.

Wow! Alles in allen ist Gretchen McNeil eine mitreißende, locker-leicht geschriebene Geschichte mit einem bitterbösen Cliffhanger gelungen, die ihre jugendliche Zielgruppe begeistern wird. Ich bin total geflasht. Nun freue ich mich auf die versprochene Fortsetzung - und ja, ich möchte Netflix einschalten, um die neue Serie auf dem Bildschirm zu verfolgen...

Bewertung vom 24.08.2020
Ans Vorzelt kommen Geranien dran / Online-Omi Bd.14 (3 Audio-CDs)
Bergmann, Renate

Ans Vorzelt kommen Geranien dran / Online-Omi Bd.14 (3 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Sommerzeit ist Lesezeit!
Auf Balkonien kann es schön sein. Deshalb habe ich es mir auf einer Liege gemütlich gemacht und die Sommerferien mit dem neuen Hörbuch "Ans Vorzelt kommen Geranien dran" von Renate Bergmann eingeläutet, die als "Online-Omi" einen gewissen Kultstatus auf Twitter erreicht hat.

Man soll reisen, solange man noch kann! Da ist sich die Online-Omi mit Ilse und Kurt einig. Zelten kommt allerdings mit dem Ersatzteil in der Hüfte nicht in die Tüte, da muss schon ein ordentlicher Campingbus her! Auch wenn Kurt damit nicht fahren darf… Auf dem Zeltplatz kämpfen die drei mit Widrigkeiten wie Gemeinschaftsduschen ohne Duschhocker, einem peniblen Platzwart und gefährlichen Gewittern – aber davon lässt sich die Online-Omi, die den Krieg und vier Ehemänner überlebt hat, nicht beeindrucken. Und beim Lagerfeuer mit Stockbrot und einem Gläschen Korn macht sich echte Urlaubsstimmung breit!

Das in warmen Farben gestaltete Cover fügt sich harmonisch in die Reihe ein und verbreitet eine heitere, gelöste Urlaubsstimmung. Im Mittelpunkt steht eine weißhaarige alte Frau, die sich mit ihren Nachbarn zu einem fröhlichen Umtrunk vor dem Vorzelt eines Campingmobils verabredet hat, das - wie im Titel angedeutet - mit vielen blühenden Geranien in knallbunten Hängetöpfen geschmückt worden ist,

Kommen wir zur Sprecherin. Carmen-Maja Antoni liefert eine echte Meisterleistung ab. Mit ihrer unverwechselbaren, kräftigen Stimme haucht sie der fiktiven Protagonistin Leben ein und verschmilzt förmlich mit ihr.

Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Renate Bergmann geschildert, einer rüstigen, viermal verwitweten Rentnerin von 82 Jahren, die ihren Unruhe-Stand in Berlin - Spandau genießt und mit Witz und Humor aus ihrem täglichen Leben erzählt. "Ans Vorzelt kommen Geranien dran" ist bereits der 14. Titel, mit dem die Online-Omi die Bestseller-Listen erobert. Diesmal dürfen wir sie auf einen rustikalen Campingplatz begleiten, wo sie mit ihren ihrer gleichaltrigen Freundin Ilse und deren 87jährigen Ehemann Kurt einen mehrwöchigen Urlaub verbringt und viele interessante Urlaubsbekanntschaften macht. Die patente alte Dame plappert so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, schwelgt in ihren Erinnerungen und kommt von Höcksken auf Stöcksen, wie man so schön sagt. Bei ihren lustigen Anekdoten und flotten Sprüchen kommt man gar nicht mehr aus dem Schmunzeln heraus.

Des Campers Fluch ist Regen und Besuch! Mir hat dieses Hörbuch riesigen Spaß bereitet, und ich spiele mit dem Gedanken, selbst mein altes Zelt und den Schlafsack vom Dachboden zu holen, um in die Fußstapfen der Online-Omi zu treten. Wir treffen uns auf dem nächsten Campingplatz!