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Greenie_Apple

Bewertungen

Insgesamt 236 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2019
Die Tage mit Bumerang
Sahm, Nina

Die Tage mit Bumerang


ausgezeichnet

Wenn das Glück blökend um die Ecke kommt…

Wenn man teilweise in der Vergangenheit lebt und es die Gegenwart momentan nicht gut mit einem meint – wie kann man dann mutig der Zukunft in die Augen blicken?

Annu ist Halbfinnin und lebt allein in einem schiefen Haus in einem Siebenundachtzigseelendorf. Ihr bester Freund aus Schultagen und dessen Frau und Sohn sind ihre einzigen Kontakte, denn Annu liebt es ansonsten einsam. Als eines Tages ein schicksalsschweres Ereignis alles zu zerstören droht und sie vom ganzen Dorf gemieden wird, merkt Annu, dass Alleinsein nur Spaß macht, wenn man nicht dazu gezwungen ist. Sie vergräbt sich immer mehr in der Vergangenheit, als ihre Eltern noch lebten.
Doch da steht eines Tages plötzlich ein Schaf in ihrem Garten… Wird Annu es schaffen, wieder ins Leben zurückzufinden und andere Menschen zuzulassen?

Nina Sahm erzählt die Geschichte von Annu und Bumerang mit so viel Liebe und Humor, dass die eigentlich traurigen Momente nicht nur mit einem weinenden, sondern auch einem lachenden Auge vorbeiziehen. Sie schafft eine ganz wunderbare Stimmung, man taucht vom ersten Moment an in das Buch ein und möchte es gar nicht wieder verlassen. Annu wird hier in ihrer liebenswerten, aber dennoch sehr außergewöhnlichen und eigenbrötlerischen Art dargestellt. Die Umgebung ist so schön beschrieben, dass man meinen könnte, sie direkt vor sich zu sehen, Bumerang blöken zu hören, die besonderen Düfte des Hauses und des Gartens in sich aufnehmen zu können. Besonders gut gefällt mir auch das Anlegen von Listen für alle Gelegenheiten, das sich Annu von ihren Eltern abgeguckt hat.

So wie die Geschichte trotz ihrer eigentlich oft melancholischen Stimmung nie wirklich schwermütig wirkt, so ist auch das Cover sehr einfach und leicht, aber für mich wunderschön passend.

Ich habe das Buch verschlungen und kann es nur jedem empfehlen und bei nächster Gelegenheit backe ich Korvapuusti!

Bewertung vom 14.08.2019
Als wir im Regen tanzten
Saalfeld, Michaela

Als wir im Regen tanzten


gut

Tritt häufig auf der Stelle

Im zweiten Band geht es um die Entwicklungen im Leben Recha Süßapfels, DEM Stummfilmstar schlechthin und ihrem Mann Willi von Rechen, der auf der Suche nach einem neuen Erfolgsfilm seine Ehe aus den Augen verliert. Recha wird als Jüdin durch die sich zuspitzende politische Situation immer mehr ins Abseits gedrängt, ihre Zeit als Stummfilmstar scheint spätestens dann vorbei, als der Tonfilm aus Hollywood herüberzuschwappen droht. Auch ihre Kinderlosigkeit macht ihr stark zu schaffen. Von ihrem Mann fühlt sie sich missverstanden und alleingelassen.
Parallel dazu handelt die Geschichte von Rechas Schwägerin und deren Familie, die sich mit familiären Problemen herumschlagen muss. Felice kämpft den schwersten Kampf ihres Lebens – den um ihre Familie.

Das Thema Film und seine Einordnung in die geschichtliche Lage der Weimarer Republik klangen für mich sehr reizvoll. Und die Ideen waren auch nicht schlecht, aber für mich nicht immer gut umgesetzt. Der Schreibstil ist manchmal sehr anstrengend und wird durch sehr sehr viele Wiederholungen und Rückblenden gestört. Willi denkt völlig fanatisch nur noch an den nächsten großen Erfolg, da der letzte bereits so lang her ist und nimmt kaum etwas von seinen Mitmenschen um ihn herum wahr. Diese Passagen ziehen sich zum Teil extrem lang dahin, was wirklich schade ist. Rechas Entwicklung hatte ich mir nach dem Klappentext noch intensiver vorgestellt. Der Aspekt der Judenverfolgung nimmt aber keinen allzu großen Teil ein. Sie kämpft eher mit anderen Dämonen wie ihrer Kinderlosigkeit und der Entfremdung ihres Mannes.
Selbst die Geschichte um Felice, die ich anfangs sehr sympathisch fand, wendet sich nach und nach fast ins Fanatische.

Der Schluss kam dann doch sehr plötzlich, obwohl hier eigentlich noch so viel Potenzial gesteckt hätte. Stimmen, die den ersten Teil ebenfalls gelesen haben, berichteten, der zweite Band sei ein deutlicher Rückschritt. Ich weiß noch nicht, ob ich mich davon überzeugen werde. Auf jeden Fall schade um eine schöne Idee!

Bewertung vom 10.08.2019
ATME!
Merchant, Judith

ATME!


ausgezeichnet

Psychothriller mit unerwarteter Wendung


Nile und Ben, ein unzertrennliches Paar. Doch eines Tages verschwindet Ben einfach so beim gemeinsamen Einkauf von der Bildfläche. Nile ist sich sicher, dass etwas Schlimmes passiert sein muss und sie setzt alle Hebel in Bewegung, um Ben zu finden. Aber niemand will ihr helfen. Bens Freunde und Familie nicht, auch nicht die Polizei. Aber in Bens Fast-Ex-Frau findet Nile letztendlich doch noch eine Verbündete. Werden sie es gemeinsam schaffen, das Rätsel um Bens Verschwinden zu lösen? Und wem darf man bei der Suche nach Ben trauen?

Die Charaktere im Buch werden von Judith Merchant sehr detailliert dargestellt. Vor allem Nile, die manchmal eine sehr anstrengende Art hat. Sie, die am Verzweifeln ist und alles versucht, um ihren geliebten Ben zu finden, erlaubt dem Leser einen Einblick in ihre Psyche, denn sie kämpft im Laufe der Geschichte auch noch mit alten Dämonen. Nicht zuletzt durch die relativ kurzen Kapitel liest sich das Buch sehr gut und flüssig.

Das Cover passt sehr gut zum Buch. Schlicht, aber dennoch sehr aussagekräftig. Die Frau erinnert mich allerdings eher an Flo, Bens Ex-Frau, als an Nile. Aber auf jeden Fall zeigt es gut, dass die beiden Frauen oft ratlos sind, in welcher Richtung sie weiter suchen sollen.

Das Ende wird natürlich noch nicht verraten, im Laufe des Buches bekommt man eine Ahnung, was wirklich geschehen sein könnte, aber es treten immer wieder unerwartete Wendungen auf, die die Spannung hoch halten, bevor man die Frage beantwortet bekommt.

Ich habe lange überlegt, ob ich nur vier Sterne gebe, da Nile oft wirklich genervt hat, aber schließlich und endlich war das für diese Story absolut passend und stimmig, von daher volle fünf Sterne!

Bewertung vom 09.08.2019
Die böse Lust
Schnell, Axel

Die böse Lust


ausgezeichnet

Thriller einmal auf den Kopf gestellt


Man fragt sich ja häufig, was in den Köpfen von Serienmördern vor sich geht. Hier erfährt man es und es klingt einerseits sehr irritierend und durchgeknallt, andererseits aber durchaus auch logisch nachvollziehbar.

Axel Schnell greift hier auf die altnordische Mythologie und die Macht der Runen zurück und spinnt daraus ein perfides Netz rund um den Wohltäter Jan Godewill. Er zeigt auf, welch animalische Triebe in einem Menschen stecken und welche Kraft besondere Zeichen und Mythen auf einen haben können. Dabei scheut er vor der detailgetreuen Beschreibung ritueller Opferhandlungen nicht zurück.

Das Ermittlerteam um Harry Haller, ausgerechnet nach dem bekannten „Steppenwolf“ benannt, steht in diesem Thriller zwar nicht im Mittelpunkt, und man kann selbst nicht mehr mitraten, wer diesmal der Mörder ist, dennoch wird der Leser immer auf Spannung gehalten, denn in diesem Fall stellt sich trotz allem die Frage: Wer wird das nächste Opfer sein? Und wird es dem Killer gelingen, sein Ziel zu erreichen oder wird die Polizei den Sieg davontragen?

Die Charaktere sind sehr teilweise sehr komplex angelegt. Wie schafft man es als Serienkiller, den Schein zu wahren, welche Motive treiben einen an? Die ambivalente Helena, Godewills Assistentin und Geliebte, Anna, Hallers Assistentin, die den guten und einsamen Kern ihres Chefs erkannt hat und natürlich Haller selbst, den man sich richtig gut vorstellen kann mit seiner Rindswurst und der Zigarette.

Der Schreibfluss wird teilweise durch Einschübe aus der nordischen Mythologie unterbrochen, die nicht immer leicht zu lesen sind, aber für mich absolut passend, zumal man dadurch die Motive besser nachvollziehen kann und man gleichzeitig eine Einführung bzw. Auffrischung in die Götterwelt erhält.

Insgesamt für mich ein absolut lesenswertes Buch mit vielen Hintergrundinformationen mal aus einer eher ungewöhnlichen Sichtweise heraus.

Bewertung vom 09.08.2019
Die Frau aus Oslo
Dahl, Kjell Ola

Die Frau aus Oslo


gut

Ein Buch auf zu vielen Abwegen


Norwegen im Jahr 1942: Die junge Jüdin Ester muss mit ansehen, wie ihr Vater deportiert wird. Während sie von Oslo nach Schweden flüchten kann, werden auch ihre Mutter und Großmutter zusammen mit ihrem Vater auf ein Schiff verladen, die gesamte Wohnungseinrichtung beschlagnahmt. Viele Jahre später taucht ein Schmuckstück auf, das Esters Mutter gehörte und ein großes Rätsel in sich birgt. Welche Verbindung besteht zwischen ihm und Turid, der Tochter von Esters ehemals bester Freundin Åse, die eines Tages ermordet aufgefunden wurde? Und welche Rolle spielen Gerhard, Åses Lebensgefährte, der zunächst spurlos verschwindet, und Roar, der Turid adoptiert und ein Verhältnis mit Åse hatte? Und wer hat noch seine Finger in diesem Spiel?

Nach der Leseprobe war ich schon sehr gespannt, wie die Geschichte um Ester weitergeht. Das Cover hat mir sehr gut gefallen und dazu eingeladen, sich die Geschichte vorzustellen, die Ester erlebt haben könnte. Was erwartet sie hinter der Brücke? Gelingt ihr die Flucht? Wie ergeht es ihr danach? Wie verarbeitet sie die Geschehnisse um ihre Familie? Wann und mit wem hat sie ihren Sohn bekommen? Und was hat es mit dem Schmuckstück auf sich? Eigentlich ein wirklich guter Stoff für eine Geschichte.

Leider hatte ich beim weiteren Lesen immer mehr das Gefühl, dass es im Grunde genommen aber gar nicht um Ester und ihr Gefühlsleben ging. Für mich war sie eher ein Mittel zum Zweck für die Geschichte um sie herum, aber nicht unbedingt die Protagonistin des Buches. Das Thema Juden nahm nur einen sehr geringen Anteil ein, auch wenn es für die Auflösung des Rätsels um das Armband nicht unbedeutend war. In weiten Teilen ging es um mehr oder weniger offene Bespitzelung, vor allem der Mittelteil kam mir dadurch sehr langatmig vor. Richtig packen konnte mich das Buch damit nicht. Auch die Zeitsprünge machten das Lesen mitunter etwas mühsam, zumal die Kapitel häufig die gleiche Überschrift trugen.

Insgesamt für mich daher ein Buch mit viel Potenzial, aber leider auf zu vielen Abwegen.

Bewertung vom 09.08.2019
Rückkehr ins kleine französische Landhaus (eBook, ePUB)
Pollard, Helen

Rückkehr ins kleine französische Landhaus (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Liebe und andere Katastrophen

Den ersten Band habe ich bisher noch nicht gelesen, konnte der Geschichte aber durch die Rückblenden, die immer wieder eingestreut wurden, gut folgen.
Emmy ist also zurück im „La Cour des Roses“ und wird gleich mit den mehr oder weniger alltäglichen Tücken des Hotelgewerbes konfrontiert. Ihr Leben in England will sie hinter sich lassen, was leider nicht immer so funktioniert. Und mehr als einmal fragt sie sich, ob das wirklich die richtige Entscheidung war.

Die kleinen Anekdoten über die verschiedenen Gäste, die zickige ‚Ex‘-Frau Ruperts, dem Besitzer des Hotels, die ihm das Leben schwer macht und ein großes Familientreffen, das zu Beginn für ein riesiges Chaos sorgt, ist herrlich erfrischend, die Beschreibungen der Freunde Emmys einfach nur schön und teilweise auch herzerweichend. Besonders schön ist aber auch, wie doch immer wieder alle zusammenhalten, wenn es hart auf hart kommt. Da kann man dann auch über ein paar kleine Schönheitsfehler hinwegsehen wie die häufige Abwesenheit Emmys im Hotel, dem Hund in der Küche etc.

Das Cover macht bereits Lust auf eine schöne rosige Lektüre für zwischendurch, der Schreibstil ist auch sehr angenehm und flüssig. Man stolpert nicht, sondern fliegt geradezu mit Emmy von einer Katastrophe zur nächsten. Aber auch die gefühlvollen Stellen kommen in diesem Buch natürlich nicht zu kurz. Für die, die es einfach mal leicht und luftig lieben und die gerne beim Lesen lachen, eine unbedingte Empfehlung. Ich werde mir auf jeden Fall noch den ersten Band antun.

Einfach rundherum eine gelungene leichte Sommerlektüre!