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hundeliebhaber

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Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 25.01.2023
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


sehr gut

Seit Luisa denken kann, ist der Berbau fester Bestandteil ihres Alltags und ihres Familienlebens. Denn seit Generationen arbeiten die Mitglieder der Familie Steiner im Bergbau. Während ihre Vorfahren als Bergarbeiter unter Tage schufteten, ist Luisa nun im Besucherbergwerk im Schlematal im Erzgebirge tätig und möchte ihre Leidenschaft und ihr Interesse am Bergbau an die Besucher*innen weitergeben. Als ein Junge sie bei einer Führung nach Verschollenen fragt, muss Luisa an ihre Vorfahren denken - denn nicht alle der Steiners sind aus dem Berg zurückgekehrt. Der Verbleib ihres Großonkels, der vor Jahrzehnten verschollen ist, ist bis heute unklar. Und mit den Nachforschungen nach ihrem Großonkel kommen auch andere Teile der Familiengeschichte ans Licht.

Kati Naumann hat mit "Die Sehnsucht nach Licht" einen schönen Generationenroman in Zeiten des Bergbaus geschaffen. Während Luisas Erlebnisse und Recherchen im Jahr 2019 stattfinden, setzt die Erzählung über Wilhelm Steiner im Jahr 1908 ein, thematisiert seine Kindheit, seine Jugend und seine Ehe bis zum Tod 1989 - das Jahr, in dem die Berliner Mauer fällt und Luisa geboren wird. Da auf wechselnden Zeitebenen - Gegenwart und Vergangenheit - sowie aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, bekommen wir die einzelnen Schicksale, Beziehungen und Entwicklungen der Steiners-Familienmitglieder detailliert geschildert. Durchzogen sind die Erzählungen von gut recherchierten historischen Daten und Ereignissen. So thematisiert Naumann auch die Entwicklung des Bergbaus, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen durch den Krieg, die Entwicklung des Kurgeschäfts und des Radonwassers sowie die Zeit der sowjetischen Besatzung.
Ihr Schreibstil ist sehr flüssig und ich konnte leicht in die Familiengeschichte und die einzelnen Figurengeschichten eintauchen. Einige Figuren blieben etwas oberflächlicher oder weniger greifbar als andere, die Geschehnisse und Familiengeheimnisse jedoch jederzeit interessant und gut zu verfolgen.

Wer historisch untermauerte Gesellschaftsromane mag und sich für Bergbau im Erzgebirge interessiert, ist mit "Die Sehnsucht nach Licht" sicherlich gut bedient.

Bewertung vom 25.01.2023
In your arms / Catching up with the Carters Bd.3
Schaper, Fam

In your arms / Catching up with the Carters Bd.3


sehr gut

Mit dem dritten und abschließenden Teil "In your arms" der "Catching up with the Carters"-Reihe schließt Fam Schaper direkt an die Geschehnisse des zweiten Bands an und erzählt aus Athenas Perspektive.
Auch wenn das Buch Teil der Reihe ist und natürlich auf Geschehnisse und Figuren der Vorgängerbände verweist, ist es in sich abgeschlossen und kann auch unabhängig von den anderen beiden Büchern gelesen werden.

Nun, da nach Aphrodite auch Adrian die Dreharbeiten zu "Catching up with the Carters" verlassen und somit die festen Familienstrukturen verlassen hat, ist Athena am Set einsam. Ihre Mutter, Evelyn Carter, führt die Dreharbeiten seit Jahren mit harter Hand und hat sehr starke Vorstellungen davon, was die einzelnen Familienmitglieder für die Show machen müssen, damit die Einschaltquoten steigen und die Show weiterhin Schlagzeilen macht und beliebt bleibt. Das bedeutet neben Unwohlsein auch enormen Druck. Diesen sieht Athena vor allem bei ihrer Nichte Poppy, die quasi in die Serie hineingeboren und damit aufgewachsen ist. Für Athena ist ganz klar: Die Dreharbeiten müssen verändert werden, damit sie die Familie Carter Retten kann - und das nicht nur Poppy zuliebe. Während sie also in ihren Augen die Lage am Set durch Änderungen entspannt, sieht Sam - Produktionsassistent und Sohn des Produzenten - ihre Handlungen als Sabotage. Denn auch er hat ein Ziel: Mit seiner Arbeit am Set muss er sich und sein Können bei seinem Vater unter Beweis stellen, damit er in seine Fußstapfen treten kann.

Im Vergleich zu den anderen beiden Bänden finde ich die Story um Athena und Sam tatsächlich am wenigsten intensiv und nahbar. Fam Schaper thematisiert hier vor allem die (naive) Hoffnung, die Familienstruktur durch Beendigung oder Veränderung der Serie aufzulocken und die einzelnen Beziehungen zu retten. Zunächst mochte ich Athena, ihre Motivation und ihren Einsatz ganz gern. Sobald sie sich jedoch mit Sam anfreundete und ihre Motive stärker betont wurden, konnte ich diese nicht mehr so sehr greifen. Alles wirkte so konstruiert und teilweise an den Haaren herbeigezogen. Da ging Fam Schaper zuvor reflektierter und tiefer vor. Dass ich mit Athena und Sam sowie dem Abschluss der Reihe nicht ganz so viel anfangen konnte, kann auch an der Liebesbeziehung zwischen den beiden liegen. Irgendwie machte die Entwicklung von Freundschaft zu Liebe/Beziehung für mich wenig Sinn, weil beide so konträre Ziele hatten und die Entwicklung so plötzlich kam, ohne nachvollziehbaren Funken oder ausschlaggebende Handlung.

Obwohl mich dieser Band am wenigsten berührt oder mitgenommen hat, fand ich den Abschluss der Reihe ganz nett und die Einblicke in das Set und die Dreharbeiten natürlich wieder interessant.

Bewertung vom 22.01.2023
NIGHT - Nacht der Angst
Sager, Riley

NIGHT - Nacht der Angst


ausgezeichnet

Emily beschließt, recht überstürzt das College zu verlassen. Seit ihre Mitbewohnerin und enge Freundin Maddy von einem Serienmörder, dem sogenannten Campus-Killer, ermordet wurde, hält sie es am Campus und in ihrem Zimmer nicht mehr aus. Zu groß sind ihre Schuldgefühle, dass sie Maddy allein in der Bar gelassen hat, sie im Streit auseinandergingen und ihre letzten Worte an Maddy gemein und grässlich waren. Sie will so schnell weg wie nur möglich und Unterschlupf bei ihrer Grandma in Ohio finden. Als sie am Schwarzen Brett eine Mitfahrgelegenheit bei Josh ergattert, kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch nur wenige Zeit nachdem sie bei ihm eingestiegen ist, merkt sie, dass er ihr nicht die Wahrheit gesagt hat. Charlie ist sich sicher, dass sie ins Auto des Campus-Killers gestiegen ist und sich in großer Gefahr befindet.

"Night" ist seit langem mal wieder ein Thriller, der mich total gepackt hat und den ich in zwei Schüben verschlungen habe. Dass Charlie nicht sicher in Joshs Auto ist und sich dringend aus seinen Fängen befreien sollte, ist schnell klar. Wie sie das schaffen soll und ob sie die Nacht im Auto überlebt, ist für die Leser*innen genauso unklar wie für Charlie selbst. Daher habe ich die Geschehnisse im Auto, die Dialoge mit Josh und die möglichen Fluchtmöglichkeiten für Charlie mit größter Anspannung verfolgt. Der flüssige Schreibstil, die sich langsam bedrohlich aufbauende Spannung sowie die kurzen Kapitel haben den packenden Effekt nur verstärkt.

Ein packender Pageturner, dessen Ausgang lange Zeit nicht absehbar und überraschend für mich war.

Bewertung vom 19.01.2023
Dark Clouds
Falk, Thilo

Dark Clouds


sehr gut

Thilo Falk thematisiert in "Dark Clouds" die Gefahren und Auswirkungen, die durch Extremwetter - hervorgerufen durch den Klimawandel - entstehen und wie Deutschland mit diesen Konsequenzen kämpfen mus.
In einem Zeitraum weniger Wochen ergeignen sich europaweit Extremwetter - unter anderem Starkregen, Sturmfluten und Erdrutsche. Abflüsse können das Wasser nicht mehr ableiten, die Stromversorgung kippt, U-Bahn-Stationen werden überflutet und Menschen müssen ihre Heimat verlassen und suchen sichere Unterschlüpfe.
Fjella Lange, Wolkenkundlerin, und Arian Fischer, IT-Spezialist, und Phillip Graf, Schadensgutachter, beschäftigen die Extremwetter ebenfalls und wissen, dass nur wenig Zeit bleibt, um dagegen anzukämpfen. Für sie ist klar, dass es sich hier nicht um Einzelfälle handelt, sondern ein großer Umschwung in Form einer Katastrophe im Anmarsch ist und dass die Politik, Geld und Macht hier einen großen Einfluss haben.

Thilo Falk erzählt von den Ereignissen aus verschiedensten Perspektiven, was zum einen Spannung erzeugt und zum anderen Hintergründe und Fakten aus verschiedenen Sichten und mit unterschiedlichen Ansätzen darstellt. Dabei spielen die Handlungen in verschiedenen Regionen Deutschlands und lassen bei Politiker*innen und Behörden nur begrenzt Handlungen folgen.
"Dark Clouds" überzeugt sowohl durch den spannenden, flüssigen Schreibstil als auch durch die gut recherchierten Abläufe und Umfeltfakten. Die Flut im Ahrtal 2021 hat gezeigt, dass die geschilderten Katastrophen in diesem Buch nicht ausschließlich Fiktion sind.
Wer Klima-Thriller, unterfüttert mit Fachwissen, mag, kommt hier definitiv auf seine*ihre Kosten.

Bewertung vom 19.01.2023
Der Junge im Fluss
Kolee, Nestor T.

Der Junge im Fluss


weniger gut

Nestor T. Kolee erzählt in "Der Jung im Fluss" von Ben, der auf einer kleinen Insel in einem kleinen Haus lebt und dort sämtliche Erinnerungen an seine Vergangenheit aufbewahrt und sich nicht von Andenken daran trennt. Er möchte alles festhalten und bewahren, alles soll bleiben, wie es ist. Als sein Bruder auf die Insel zurückkehrt, ahnt Ben Böses. Denn immer, wenn sein Bruder zurückkommt, ist jemand gestorben. Und dieses Mal soll Ben mit ihm mitkommen - nach Damai, einem Ort, an dem die Zeit stillsteht und den auch schon sein Großvater aufsuchte. Dort beginnt Bens Suche nach dem Ich.

Zunächst fiel es mir leicht, mich auf Bens Geschichte und sein Inselleben einzulassen - Gedanken zu lesen, die das eigene Ich und den Sinn des Lebens anreißen und die Art, mit Vergangenheit umzugehen und/oder an ihr festzuhalten. Es hat einen philosophischen Unterton, erinnerte mich jedoch auch an Bücher wie "Das Cafe am Rande der Welt", was ich abgebrochen habe, weil es mir zu viel war. Und auch dieses Gefühl setzte hier bald ein. Bens Begegnungen wirken fantasievoll und ich konnte ihnen nicht mehr gut folgen.
Mir gefällt der Ansatz, dass Ben aus seinem gewohnten Leben ausbricht, ein Abenteuer wagt und dazulernt. Allerdings konnte mich die Umsetzung nicht fesseln und hat mich recht bald verloren. Ich konnte mich einfach nicht genug darauf einlassen und mir fehlten Tiefgang und weitere Entwicklungen oder Anregungen, die ich gut für mich mitnehmen kann.

Ich kann mir vorstellen, dass "Der Junge im Fluss" viele Leser*innen begeistert und bereichert - mich leider nicht.

Bewertung vom 08.01.2023
Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1
Mackintosh, Clare

Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1


sehr gut

Am Lake Mirror findet jedes Jahr das traditionelle Neujahrsschwimmen statt, dem mit großer Begeisterung beigewohnt wird. Doch in diesem Jahr endet das Schwimmen noch, bevor jede*r überhaupt im Wasser ist. Denn mitten im See treibt eine Leiche - die Leiche des bekannten Opernsängers Rhys Lloyd, der nun wieder in sein Heimatdorf Cwm Coed zurückgekehrt ist und die noble Ferienanlage "The Shore" gebaut hat. Diese kommt nicht bei allen Dorfbewohner*innen gut an und ist manchen sogar ein Dorn im Auge.
Um alle Bewohner*innen zu vereinen, veranstaltete Rhys Lloyd eine große Silvesterparty - sicherlich nicht in dem Bewusstsein, dass diese mit seinem Tod enden wird.

Allein das Cover und der Klappentext haben meine Neugier geweckt. Außerdem habe ich mir auch eine Portion sarkastisch-zynischen britischen Humor gewünscht, den ich an der einen oder anderen Stelle auch bekommen habe.
Clare Mackintosh beginnt mit "Die letzte Party" eine neue Serie mit dem Ermittler-Duo Ffion Morgan, selbst aus dem walisischen Dorf, und Leo Brady, der von der britischen Seite aus agiert. Da sich beide bereits aus einer pikanten Situation kennen, müssen sie sich erst einspielen und eine gute, gemeinsame Dynamik entwickeln. Für mich haben die beiden direkt auf Anhieb sämtliche Sympathiepunkte gesammelt und ich habe sie im Laufe der Ermittlungen immer mehr ins Herz geschlossen.

Die Ermittlungen gestalten sich nicht leicht: Ffion kennt die Dorfbewohner*innen, schließlich handelt es sich dabei um Nachbar*innen, Bekannte und teilweise auch Freund*innen. Alle werden befragt, jede*r hat fast schon eine eigene Version der Geschehnisse und Ffion und Leo müssen herausfinden, wer die Wahrheit sagt und was wie zusammenpasst - schließlich ist erstmal jede*r verdächtig und viele hätten ein plausibles Motiv.

Der Aufbau - auf einer Ebene werden die Ermittlungen und das aktuelle Geschehen berichtet, auf der anderen Ebene werden Rückblicke aus der Vergangenheit und besagter Silvesternacht geschildert - gefiel mir sehr gut. So gibt es diverse Fäden, die mit der Zeit ein Netz bilden und ich mir die ganze Zeit über die Frage gestellt habe, wer es denn nun gewesen ist. Mit der Zeit bekam ich ein Gesamtbild und konnte miträtseln. Was mir auch gut gefallen hat, waren die walisischen Ausdrücke, die ganz authentisch und natürlich eingearbeitet wurden.

Der Fall war spannend und barg einige Wendungen. Ich mochte die Ermittler*innen sehr und freue mich auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 08.01.2023
The Things we left unsaid. Unsere Herzen auf dem Spiel
Ahrnstedt, Simona

The Things we left unsaid. Unsere Herzen auf dem Spiel


sehr gut

Während Kate Ekberg es in ihrer Kindheit und Jugend nicht leicht hatte, hat sie es geschafft, sich in der männerdominierten Nachtclubszene zu etablieren und hat sich mit ihrem Club Kate`s einen rennomierten Namen in der Szene und Promicharakter der Stockholmer Bevölkerung verschafft. Doch was niemand weiß: Ein Mann aus ihrer Vergangenheit erpresst sie und sie kämpft nicht nur damit, ihren Club halten zu können, sondern auch mit sich selbst.
Jacob Grim wirkt auf den ersten Blick wie ein sehr strenger, korrekter und fast schon spießig-langweiliger Bankmanager. Er isoliert sich und seine Gefühle, seit einer Tragödie, die sich vor zehn Jahren zugetragen und sein Leben grundlegend verändert hat.
Mitdem Kate in sein Leben tritt, traut er sich wieder, sich zu öffnen und stürzt sich mit ihr in eine leidenschaftliche Affäre und spürt schon bald, dass er eigentlich mehr für Kate empfindet. Ähnlich geht es auch Kate mit ihren Gefühlen für Jacob - doch schaffen die beiden es miteinander, ohne dass sie jeweils von ihrer Vergangenheit eingeholt und überwältigt werden?

Simona Ahrnstedt hat einen sehr flüssigen Schreibstil und arbeitet die Figuren von Kate und Jacob sehr anschaulich und nahbar aus. Gerade in den ersten Kapiteln habe ich einen sehr guten Eindruck von ihren Charakteren und ihren Verhaltensweisen bekommen. Im Laufe der Lektüre hat sich auch Schritt für Schritt geklärt, was ihnen jeweils in der Vergangenheit zugestoßen ist und weshalb sie so sind, wie sie nun sind.
Die Autorin thematisiert hier sehr relevante Themen, beispielsweise versuchter Suizid, Alkoholmissbrauch und sexualisierte Gewalt. Ich finde es wichtig, dass diese Themen auch in der Literatur aufgearbeitet und vor allem enttabuisiert werden und so hoffentlich mit der Zeit diverse Stigmen aufgelöst werden. Allerdings verschwinden die (meines Erachtens nach angebrachte und erwartete) Ernsthaftigkeit und die Tragweite mit der Zeit hinter den intimen Erotikszenen (die sehr stilvoll und schön beschrieben werden). Da hätte ich mir tatsächlich mehr Tiefgang oder mehr Raum für diese schweren Themen gewünscht.

Simona Ahrnstedt kreiert hier eine wunderschöne Liebesgeschichte zwischen Kate und Jacob, die sich annähern und sich füreinander öffnen.

Bewertung vom 08.01.2023
Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1
Benkau, Jennifer

Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1


sehr gut

Die Hufschmiedin Kaya und ihr enger Freund Nevan werden im dunklen Wald während eines Angriffs von Räubern entführt. Deren Anführer, Mirulay, ist schwer verwundet und soll nun von Kaya geheilt werden. Mithilfe ihrer Farben und Runen, mit der sie ihre Magie auf Mirulays Haut malt, entdeckt sie nicht nur ihre eigene Magie ganz neu, sondern auch seine - und spürt die starke Anziehung und eine Verbindung, die zwischen beiden herrscht.
Doch während Kaya von Mirulays Trupp festgehalten wird, um ihn weiterhin zu heilen, sorgt sie sich um ihren kleinen Bruder, der bei der Entführung von ihr getrennt wurde und den sie unbedingt wiederfinden möchte.

"The lost crown" war das erste Buch von Jennifer Benkau, das ich gelesen habe. Mich haben das Cover und der Klappentext sofort angesprochen, auch wenn Fantasy eher nicht mein bevorzugtes Genre ist. Doch hier hatte ich keinerlei Probleme, mich für die neue Welt zu öffnen, die Völker, Wesen und Städte kennenzulernen und mich auf die Magie und die Eigenschaften von Kaya und Mirulay einzulassen. Das hängt vermutlich auch an dem sehr bildhaften, eindringlichen Schreibstil von Jennifer Benkau zusammen, dank dem ich mir alle Szenen und Verhältnisse sehr gut vorstellen konnte.
Durch die Rückschau in Mirulays Vergangenheit werden schon einige Hintergrundinformationen und Zusammenhänge für die Geschichte des Königreichs offenbart, einiges bleibt jedoch noch offen bzw. werden nicht abschließend geklärt.

Mir gefällt, welche Entwicklung Kaya mit der Erforschung und dem tieferen Verständnis ihrer Magie durchmacht. Ihre Angst, Zweifel und gleichzeitig die immense Anziehung werden gut dargesteltt, wobei die Liebesgeschichte überhaupt nicht in den Vordergrund rückt, sondern es noch immer hauptsächlich um die Rettung des Königreichs und die Vermeidung des großen Krieges geht.

Ein guter Auftakt einer Fantasy-Reihe, von dem ich tatsächlich gern den zweiten Band lesen möchte!

Bewertung vom 04.01.2023
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


ausgezeichnet

Cho Nam-Joo erzählt in "Miss Kim weiß Bescheid" von acht Frauen und entblättert deren Lebensgeschichten. Größtenteils wird dabei in der Ich-Form erzählt, was das Eintauchen in die Gedanken, das Nachfühlen und auch das Identifikationspotential enorm verstärkt. Denn eines ist klar: Auch wenn hier das Leben von acht verschiedenen Frauen, die unter diversen gesellschaftlichen Problemen im patriarchaisch geprägten Korea leiden, erzählt wird, stehen sie exemplarisch für jede andere Frau weltweit.
Die Frauen sind unterschiedlich alt, haben eine unterschiedliche Familienbiographie und stehen an verschiedenen Lebenspunkten. Allen gemein ist jedoch, dass sie ihre (aktuelle) Situation reflektieren und in Bezug zu sich und der Welt bzw. der Gesellschaft setzen. Thematisiert werden unter anderem Hatespeech im Internet gegen eine bekannte Autorin, die Befreiung aus einer toxischen Beziehung, das heimliche Filmen von Frauen, Cyber Mobbing und häusliche Gewalt.
Umgesetzt ist das in sehr intensiven, eindringlichen Worten, die bei mir eine bedrückende Atmosphäre erzeugten, weil so viele (unterdrückte) Emotionen mitschwangen.

Für mich schon jetzt ein absolutes Highlight, ein Buch das mir noch eine ganze Weile in Erinnerung bleibt und das weltweite Frauenbild sehr gut spiegelt ohne dabei Männerhass zu produzieren oder darzustellen.

Bewertung vom 04.01.2023
Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1


sehr gut

Mit "Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens" beginnt Pierre Martin die Krimi Reihe um Lucien Comte de Chararasse - Nachfahre eines altehrwürdigen französischen Adelsgeschlechts. Seit Generationen wird hier die Kunst des Tötens weitergegeben, sodass Lucien alle Arten des Tötens in bester Weise beherrscht. Nach außen hin besitzt er ein gut laufendes, exquisites Restaurant, genießt französischen Wein und wirft oftmals ein Auge auf attraktive Frauen, was ihm zu Beginn des Buches zum Verhängnis wird.
Als Luciens Vater im Sterben liegt, nimmt Lucien ihm das Versprechen ab, in seine Fußstapfen zu treten. Allerdings hat er moralische Bedenken und möchte eigentlich keine Auftragsmorde durchführen. Da bleiben ihm nur sehr kreative Ideen, um Lösungen für dieses Problem zu finden.

Es hat einige Kapitel gebraucht, bis die Handlung in Schwung kam und richtig was passiert ist. Ich mochte, dass die Gegend, Luciens Lebensart und seine Vorzüge für Essen thematisiert wurden, war jedoch auch froh, als etwas Spannung aufkam. Der Schreibstil von Pierre Martin ist sehr flüssig und die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet - vor allem Haushälterin Rosalie ist mir ans Herz gewachsen - und durchweg mit humorvollen Bemerkungen durchzogen, was mir sehr gefallen hat.
Verflochten werden hier Diamantenraub, Terrorismus und die Hintergründe für den Tod von Luciens Vater dargestellt und enden in einem spannenden, actionreichen Finale.
Ein gelungener Auftakt der Reihe um Lucien Comte de Chacarasse.