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Dark Rose
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NRW
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Ich bin Viel-, Schnell- und Stressleserin :-)

Bewertungen

Insgesamt 680 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2020
Wenn das Meer leuchtet
Koch, Jessica

Wenn das Meer leuchtet


ausgezeichnet

Dieses Buch hat bei mir einige alte Wunden aufgerissen

Triggerwarnung: Mobbing!

Marie hofft auf einen Neuanfang. Ihre High School Jahre waren schrecklich und geprägt von täglichem massivem Mobbing. Jetzt, so hofft sie, wird alles besser. Immerhin steht die Uni im Ruf familiär zu sein. Doch eines Abends erwischt sie ihre Mitbewohnerin bei ihrem geheimen Hobby – Marie malt mit Blut, ihrem eigenen. Sie verdreht alles, um sich vor ihren Freunden und vor allem Jayden, dem Sportstar, zu profilieren und plötzlich befindet sich Marie wieder im mitten im Sturm des Mobbings. Doch dieses Mal ist es schlimmer. Das Ziel scheint nicht Maries Demütigung und Isolation zu sein, die Clique scheint Marie endgültig zerstören zu wollen und macht vor nichts Halt.
Plötzlich ist es aber ausgerechnet Jayden, der Marie gegenüber Freundlichkeit an den Tag legt, ausgerechnet er, der sie einst mit dem Tod bedroht hat. Was soll sie davon halten? Kann sie ihm vertrauen? Können sich Menschen so sehr ändern? Und was, wenn Marie ihm vertraut und sich am Ende herausstellt, dass das alles nur ein grausamer Scherz ist? Würde Marie das überstehen, oder daran zu Grunde gehen?


Selten ist es mir so schwer gefallen ein Buch zu lesen. Dieses Buch hat so viel in mir wieder aufgewühlt und ich habe verdammt viel geweint.

Marie macht die Hölle durch. Sie wurde schon früher gemobbt, aber jetzt, am College ist es noch schlimmer. Die Clique, die das alles in Gang setzt und am Laufen hält scheint sich nicht damit zufrieden zu geben Marie zu verletzen und am Boden zu sehen, sie wollen sie zerstören.

Das Mobbing ist wirklich heftig und hat so viel in mir aufgewühlt. Leser meines Blogs wissen schon, dass ich selbst während meiner Schulzeit massiv gemobbt wurde und jeder, der das erleben musste weiß, wie tief diese Wunden reichen. Manchmal glaube ich, dass sie nie vollständig verheilen werden.
Ich kann so gut nachvollziehen, wie Marie sich fühlt. Das liegt nicht nur am Schreibstil, der einem das echt verdammt nah bringt, sondern eben auch an meinen eigenen Erfahrungen. Ich weiß, wie sehr Worte weh tun können und wie nachhaltig sie einen schädigen können. Ich weiß, wie es ist, wenn man niemandem mehr vertrauen kann. Wenn man hinter jedem freundlichen Wort, hinter jeder freundlichen Geste sofort eine Falle vermutet.
Umso glaubhafter war für mich Marie und ihr Verhalten. Ihre Verwirrung. Ihre Angst vor der Hoffnung.

Ganz ehrlich? Am Anfang wollte ich Jayden wirklich verdammt weh tun und ich habe lange gebraucht, um mir ein Urteil über ihn zu bilden. Ich möchte nicht spoilern, deswegen darf ich nicht mehr sagen. Nur so viel: er ist beliebt und hat keine Ahnung davon, wie es ist es nicht zu sein oder sogar das Gegenteil davon. Er hat keine Ahnung, welch ein Schaden angerichtet werden kann in der Seele eines anderen, durch Mobbing. Meine Hoffnung ist es einfach, dass die Leser dieses Buches erkennen, wie zerbrechlich die Seele eines Menschen ist und in Zukunft achtsamer sind, als sie es vielleicht vorher waren.


Fazit: Dieses Buch zählt für mich zu den schwersten, die ich jemals gelesen habe. Nicht wegen des Inhalts oder des Schreibstils, die fand ich super, nein, wegen des Themas: Mobbing. Dieses Buch hat so viel in mir aufgewühlt, dass ich nicht nur zwischendrin viel geweint habe, sondern auch jetzt, beim Tippen dieser Rezension nicht aufhören kann, Tränen zu vergießen.
Man ist so nah an Marie und erlebt das Mobbing mit ihr. Das macht das Buch so gut, aber auch für diejenigen, die selbst ähnliche Erfahrungen machen mussten auch nicht so leicht zu lesen. Es ist emotional heftig und reißt alte Wunden auf.
Aber ich finde es ist ein sehr wichtiges Buch, weil es schonungslos vor Augen führt, was Mobbing mit einem Menschen machen kann, wie es einen langsam zerstört.

Das Ende des Buches war nicht zu 100% meins, passt aber zum Buch. Ich hätte es mir zwar etwas anders gewünscht, aber es stört mich jetzt auch nicht extrem.

Von mir bekommt dieses Buch 5 Sterne

Bewertung vom 15.12.2020
Zwei Nächte und drei Leben lang
Janus, Elja

Zwei Nächte und drei Leben lang


ausgezeichnet

Dieses Buch bricht einem so oft das Herz

Achtung: Taschentuch-Alarm!



Jess und Cem lernen sich ungewöhnlich normal kennen, aber da hört die Normalität bei ihnen auch schon auf. Es funkt von der ersten Sekunde an und beide wissen sofort, dass sie von jetzt an Teil von etwas großartigem sind. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen. Sie werden von Tragödien verfolgt und Herzen werden gebrochen. Dann riskiert Cem sein Leben für Jess. Er überlebt, aber verliert die Erinnerungen der letzten 16 Monate. Er weiß nicht mehr, dass sie getrennt sind und warum. Er will da weitermachen, wo sie vor 16 Monaten waren und Jess will es auch, doch ihr Kopf wehrt sich, was, wenn sie an denselben Gründen ein weiteres Mal zerbrechen? Werden die beiden am Ende ihr Happy End bekommen, oder bleibt es ihnen trotz all des Schmerzes verwehrt?





Es ist faszinierend, wie Elja Janus es schafft, dass man nach wenigen Sätzen das Gefühl hat, Jess und Cem zu kennen. Man ist dabei, wie sie sich kennenlernen und merkt, dass das etwas Großes ist mit ihnen. Dann gibt es einen Zeitsprung, sechs Jahre in die Zukunft und, obwohl sie getrennt sind, ist dieses Gefühl immer noch da. Man will einfach, dass sie zusammen sind!

Dann passiert der Überfall und alles geht so schnell und doch nicht schnell genug. Man will ihnen helfen, man will ein Happy End für sie, man macht sich schreckliche Sorgen. Und kaum hat man das überstanden, schon wird einem erneut der Boden unter den Füßen weggezogen, indem Cem sein Gedächtnis teilweise verloren hat. Gerade die letzten 16 Monate in denen so viel passiert ist.



Cem muss nicht nur mit dem umgehen, was in den letzten Monaten passiert ist, sondern will auch unbedingt Jess zurückgewinnen. Er kämpft um ihre Liebe und gegen sich selbst und sein Trauma. Aber auch gegen das Nicht-Wissen. Mehr und mehr erfährt er und je mehr er erfährt, desto weniger versteht er.

Jess weiß auch, dass Cem ihre große Liebe ist. Aber sie ist innerlich zerrissen. Sie würde so gern wieder mit ihm zusammen sein, aber es ist so viel passiert und anders als Cem, kann sie nicht vergessen.



Mehr darf ich leider nicht verraten, sonst werdet ihr gespoilert. Aber eine Warnung: dieses Buch ist heftig. Es ist so unglaublich heftig. Man liebt Cem und Jess so sehr, nach nur wenigen Zeilen und man leidet mit ihnen. Sie haben so schreckliches erlebt und ich habe so viel geweint. Elja Janus weiß, wie man Leser und Charaktere verbindet. Sie weiß, wie man dafür sorgt, dass man vergisst, dass es „nur“ ein Buch ist, dass es keine „echten“ Menschen sind. Man vergisst all das und ist dabei wie diese beiden Charaktere durch die Hölle gehen und man kann beide so gut verstehen.

Mir hat das Buch so oft das Herz gebrochen, ich habe so viel geweint und Elja verflucht und gleichzeitig geliebt.





Fazit: Dieses Buch ist „typisch“ Elja Janus. Es hat so viel Tiefe, man hat direkt nach wenigen Zeilen das Gefühl die Charaktere schon ein Leben lang zu kennen. Man ist so nah dran an ihnen und vergisst so schnell, dass es „nur“ ein Buch ist. Man leidet so heftig mit ihnen und weint und weint und weint. Dieses Buch hat wieder dieses besondere „Elja“-Gefühl, das ich nicht wirklich in Worte fassen kann. Man fühlt sich bei den Charakteren irgendwie Zuhause. Es gibt keine Seiten, obwohl es irgendwie doch Seiten gibt. Man drückt beiden die Daumen, keiner ist sympathischer als der andere. Man ist beiden so nah, man kann beide verstehen und beide brechen einem das Herz.

Es werden einige wichtige, emotionale Themen angesprochen. Aber dieses Buch geht nicht spurlos an einem vorbei. Es nimmt einen mit. Ich habe mehr als nur einen ganzen Tag gebraucht, um mich genug zu sortieren, um diese Rezension tippen zu können und ganz viel Trost-Schoki.

Bewertung vom 30.11.2020
Only One Song (eBook, ePUB)
Goldberg, Anne

Only One Song (eBook, ePUB)


sehr gut

In diesem Buch steckt so viel mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde

Achtung: Triggerwarnung (leider kann ich nicht konkret werden sonst wäre der zentralste Punkt verraten) und Warnung für Tierliebhaber, in diesem Buch wird das Einschläfern von Tieren „gezeigt“!

Theo hat zwei Jobs, sie arbeitet in einer Tierklinik und abends in einer Bar. Dort lernt sie eines Abends Winston kennen, den sie nur Instagram nennt. Sie hält ihn für die Aushilfskraft, dabei ist er der Schlagzeuger und Songwriter der Band, die an diesem Abend auftritt. Es funkt gewaltig zwischen den beiden, doch können sie ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe unter einen Hut kriegen oder ist ihre Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt?


Eigentlich hatte ich ein ganz anderes Buch erwartet. Ein New Adult Roman, süß, romantisch, ab und an auch etwas leidenschaftlich und vielleicht noch mit einem Plädoyer für Tierliebe. Aber in diesem Buch steckt sehr viel mehr.

Natürlich geht es um Theo und Winston und darum, wie zwei komplett unterschiedliche Menschen versuchen aus gegensätzlichen Leben irgendwie ein gemeinsames zu formen. Wobei nicht nur ihre Persönlichkeiten und ihre Jobs und Zukunftspläne für Schwierigkeiten sorgen, sondern auch Verletzungen und Probleme, von denen sie gar nicht wissen, dass sie ihr Leben und ihre Entscheidungen beeinflussen.
Mehrmals hätte das Buch Situationen klischeehaft lösen können, hat es aber zum Glück nicht.

Was ich am allerbesten fand, kann ich leider nicht sagen, weil ich sonst spoilern würde. Ich hatte irgendwie diese Sache schon deutlich früher im Kopf, bevor sie angedeutet oder angesprochen wurde, keine Ahnung warum, weil eigentlich nichts darauf hingedeutet hat. Ich fand dieses traumatische Ereignis sehr gut umgesetzt, vor allem aber auf menschlicher Ebene. Anne Goldberg hat ihre Protagonisten unter Schock stehen lassen, anstatt aus ihnen Superhelden zu machen, sie hat sie traumatisiert sein lassen, anstatt sofort darüber hinwegzukommen. Es gibt einfach Ereignisse, die man nicht einfach so hinter sich lässt, die Narben hinterlassen und die man vielleicht nie ganz los wird. Genau darum geht es. Aber auch darum, dass es nichts bringt sich deswegen zu verkriechen. Man muss versuchen sich irgendwie sein Leben zurückzuerobern, aber es dauert und es geht nicht so schnell, wie einen das Fernsehen und auch einige Bücher gern glauben machen wollen. Ich fand es wirklich super, wie einfühlsam das Thema behandelt wurde und die Folgen. Vor allem der Fokus war toll gewählt.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings. Ab und an hat mich das Buch zwischendrin mal verloren. Ich weiß nicht, wie das genau zu Stande kam, nur dass es so war. Meistens eher bei den ruhigeren Passagen mit Theos Großeltern, wobei ich das an sich echt toll fand, wie das Verhältnis zwischen Theo und ihnen war und wie das Thema Altersdemenz/Alzheimer behandelt wurde. Ich weiß wie gesagt nicht, warum ich da immer wieder etwas abgedriftet bin, aber es war wirklich nicht viel und auch nicht lang.


Fazit: Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Allerdings hatte ich wirklich ein ganz anderes Buch erwartet. Ich hatte mit einem „typischen“ New Adult Roman gerechnet, süß, romantisch, leidenschaftlich, etc. niemals hätte ich am Anfang damit gerechnet, das so viel mehr in diesem Buch steckt. Es behandelt ein Trigger-Thema aber was ich besonders toll fand war der Umgang mit dem Trauma, wie einfühlsam das geschah und vor allem, dass eben nicht alles über Nacht wieder gut ist – ich übertreibe ein wenig – sondern, dass die Protagonisten „normale“ Menschen sind und es eben Zeit braucht, um das zu verarbeiten.

Zwischendrin hat es mich ab und an verloren, obwohl ich nicht wirklich festmachen kann, woran es gelegen hat. Allerdings immer nur kurz.

Von mir bekommt das Buch 4,5 Sterne.

Bewertung vom 24.11.2020
Jenseits der Schwarzen Treppe / Cassardim Bd.2
Dippel, Julia

Jenseits der Schwarzen Treppe / Cassardim Bd.2


ausgezeichnet

Genauso gut, wie Band 1, aber ein mega fieser Cliffhanger!

Achtung: Band 2 einer Reihe mit richtig fiesem Cliffhanger!

Amaia und Noar haben scheinbar den Kampf gegen den Kaiser gewonnen und Amaias Vater befreit. Doch ist er Freund oder Feind? Und was ist mit Noars Familie? Wird Amaia im Schattenreich überleben? Von Feinden umzingelt haben die beiden nur einander und ihre treuen Verbündeten. Doch um Amaia zu beschützen müssen sie und Noar den anderen eine Show gegenseitiger Abneigung bieten. Ist ihre Liebe stark genug oder ist sie der Preis, den sie für Amaias Überleben bezahlen müssen?


Band 2 der Cassardim-Reihe steht Band 1 in nichts nach. Das Buch packt einen von Seite 1 an und lässt einen einfach nicht mehr los. Ich konnte es nur unter Zwang beiseitelegen.

Amaia und Noar müssen wieder diversen Gefahren ins Auge blicken. Nicht nur gefährliche Kreaturen, Intrigante und offen feindselige Cassarden machen ihnen das Leben schwer, auch ihre Familien sind eine tödliche Gefahr.
Und als wäre das nicht schon schlimm genug muss Noar ständig fürchten, dass die Maske, die er der Welt zeigt, all die Lügen und Gemeinheiten Amaias Liebe für ihn zerstören könnten. Dabei ist Amaia alles für ihn, oder ist seine Liebe letztlich doch nur gespielt?

Die beiden, vor allem aber Noar haben mir so oft das Herz gebrochen! Er tut mir so schrecklich leid! Man spürt wie tief seine Liebe ist und wie sehr ihn die Angst beherrscht, Amaia zu verlieren. Dann passiert wieder etwas, ein Geheimnis wird gelüftet und schon fragt man sich wieder, ob man nicht naiv ist an ihn und seine Liebe zu glauben. Man schwankt hin und her und man merkt einfach, wie schwer das auch für Amaia sein muss. Ich meine, wenn man als Leser schon manchmal zweifelt, was soll dann Amaia tun, wenn sie doch mittendrin steckt.

Mein Liebling in diesem Buch ist aber ein anderer – auch wenn ich mich Noar sofort an den Hals werfen würde! – nämlich ein kleines Tierchen namens Flummel. Er ist so unbeschreiblich niedlich und süß und ich will auch einen!
Jaaaaa, Nox ist mega cool – und so viel verrate ich: in diesem Band treffen wir auch auf Baby-Shendais! – aber Flummel ist so putzig und niedlich und lieb, da kann man einfach nicht anders als ihn anzuschmachten.

Jetzt zur Kritik: – ich hab keine. Ihr wisst, wie selten das ist! Gut, der Cliffhanger ist mega fies, passt aber perfekt zum Buch. Ich jedenfalls kann Band 3 schon jetzt nicht mehr erwarten! Und jetzt kommt die schlechte Nachricht: wir müssen noch 1 Jahr warten! Bis November 2021, zumindest, wenn alles nach Plan läuft… Ich hoffe wirklich das klappt! Ich MUSS Band 3 einfach ganz bald lesen!

Ihr wisst, ich habe immer wieder so meine Probleme mit Fantasy, mittlerweile achte ich auch darauf High Fantasy aus dem Weg zu gehen. Cassardim ist für mich eine Mischung aus Urban und High Fantasy. Aber der Grund, warum ich Cassardim liebe, während ich mit vielen anderen Fantasy Büchern Probleme habe ist die Art, wie Julia Dippel ihre Welt erklärt. Da Amaia eine Fremde in dieser Welt ist, hat sie keine Ahnung und indem ihr alles erklärt wird, lernen wir mit ihr. Aber auch hier unterscheidet sich das Buch von einigen anderen, indem es langsam geht. Man wird nicht mit seitenlangen Infos bombardiert und muss sich das alles schnellstmöglich einprägen, sondern es gibt Stück für Stück immer wieder mal eine Erklärung und dazwischen hat man Zeit das alles zu verarbeiten. Mich hat Cassardim zu keinem Zeitpunkt abgehängt oder überfordert.

Fazit: Ich liebe das Buch! Es steht Band 1 wirklich in nichts nach. Ich liebe die Charaktere, die Wesen, die Art zu erzählen und die Handlung selbst. Für mich ist Band 2 wieder ein Highlight des Jahres und ich kann Band 3 schon jetzt kaum erwarten! Aber Achtung: es gibt einen echt fiesen Cliffhanger! Ihr braucht also starke Nerven.

Von mir ganz klar: 5 Sterne!

Bewertung vom 22.11.2020
Teatime mit Lilibet
Holden, Wendy

Teatime mit Lilibet


gut

Die tragische Geschichte einer Frau, die live dabei war, als Geschichte geschrieben wurde

Marion ist eine ganz normale Frau. Sie wuchs in einem normalen Haushalt auf, weder besonders privilegiert, noch arm. Ihr großer Traum ist es, eines Tages Lehrerin in den Slums von Edinburgh zu werden. Doch das Leben meint es anders mit ihr und so wird sie die Gouvernante der Prinzessinnen Elizabeth und Margaret. Für die junge Schottin ist das Leben im Palast ein Kulturschock. Doch sie nimmt die Herausforderung an und macht es sich zur Aufgabe den Prinzessinnen neben dem üblichen Unterrichtsstoff auch etwas über das „normale“ Leben beizubringen, das Leben, von dem sie hinter ihren Palastmauern nicht die geringste Ahnung haben. Aber das ist alles andere als erwünscht und dann überstürzen sich die historischen Ereignisse auch noch.


Ich finde es faszinierend die Romanbiografie einer Frau zu lesen, die dabei war, als ein Stück neuerer britischer Geschichte geschrieben wurde. Die Autorin füllt dabei, wie sie selbst im Nachwort erklärt, die Lücken der Quellenlage auf, wodurch sie ein umfassendes Bild zu zeichnen hofft.
Man merkt immer wieder, wie Marion aus allen Wolken fällt. Das Leben der Royals ist so weit weg von ihrem eigenen und auch die Hierarchie innerhalb der Dienerschaft überrascht die junge Frau.
Als Gouvernante gehört sie nirgendwo dazu, doch sie sitzt in der ersten Reihe, als Geschichte geschrieben wird. Wie aus der kleinen Prinzessin Elizabeth, Tochter des Duke of York plötzlich die zukünftige Königin wird.

Doch es geht nicht nur um Geschichte, sondern auch um eine junge Frau, die ihr Leben einer Aufgabe widmet, die sie nie haben wollte. Ihr Leben nimmt eine komplett andere Richtung und das wirbelt alles durcheinander. Hinzu kommt noch ihr Privatleben, das ein einziges Chaos ist – dank ihres lausigen Männergeschmacks.
Marion versteht sich als aufgeklärte, selbstständige, moderne Frau, doch sie sieht in Männern immer nur das, was sie sehen will und das sorgt für Probleme.

Das Buch zeigt, wie weltfremd die Royals damals gelebt haben. Was ihnen wichtig und unwichtig war und wie komplett gegensätzlich die Prioritäten waren. Man lernt durch Marion die Royals persönlich kennen, die Menschen hinter den Titeln. So sieht Marion in Wallis Simpson nicht das, was alle Welt in ihr sieht, sondern eine gefangene Frau.

Marions Geschichte – und die damit auch die Romanbiografie weicht in einigen Bereichen von dem ab, was man bislang zu wissen glaubte. Das macht sie interessant, wirft aber auch wieder die Frage danach auf, wie viel von dem, was man hier liest wahr ist.


Fazit: Das Problem an einer Romanbiografie ist für mich, dass man nicht weiß, welche Teile „verbrieft“ sind und welche nur der Fantasie der Autorin entspringen. Das macht es einem schwer, alles was man liest zu „glauben“. Man weiß einfach nicht, was davon wirklich so passiert ist.
Aber selbst wenn man das nicht mit Sicherheit sagen kann, ist das Buch auf jeden Fall sehr interessant.

Ich fand es allerdings schade, dass das gesamte Buch über so eine gewisse Melancholie über allem lag. Ich weiß nicht genau weswegen, aber man spürt irgendwie den ständigen Druck, den Zwang, der auch auf die Royals ausgeübt wurde. Man hatte zu funktionieren und ein gewisses Bild nach außen zu tragen. Vielleicht ist es das, ich bin mir da nicht ganz sicher.

Zudem hat das Buch einige Längen und verliert sich manchmal in der seitenweisen Schilderung von Nichtigkeiten.

Es ist interessant über das Leben der Frau zu lesen, die so viele Jahre an der Seite der späteren Queen stand und später in Ungnade gefallen war. Doch letztlich bleibt eine zentrale Frage unbeantwortet: wie viel von dem, was in der Romanbiografie behauptet wird, entspricht der Wahrheit? Besonders in Bezug auf den Grund wegen dem Marion letztlich in Ungnade fiel.

Von mir bekommt das Buch 3,5 Sterne.

Bewertung vom 19.11.2020
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat die meisten Follower im ganzen Land?
Schwesta Grimm

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat die meisten Follower im ganzen Land?


ausgezeichnet

Eine ganz besondere Leseempfehlung!

Wir alle kennen die Märchen der Gebrüder Grimm. Sie waren ein Teil unserer Kindheit, hübsch illustriert und zensiert, denn, was noch immer nur wenigen bekannt zu sein scheint, die ursprünglichen Grimmschen Märchen waren ziemlich blutig und eigentlich nicht für Kinder gedacht. Aber das nur am Rande. Worauf ich hinaus will ist, dass es wahrscheinlich kaum jemanden gibt, der diese Märchen nicht kennt, „Aschenputtel“, „Schneewittchen“, „Rapunzel“, „Dornröschen“, „Rumpelstilzchen“ und so fort.

Aber gerade weil wir sie kennen, liebe ich dieses Buch. „Schwesta Grimm“ hat diesen bekannten und geliebten Märchen ein neues Gewand verpasst. Sie hat sie in eine Sprache übersetzt, die, zumindest ich, nur aus Filmen, wie „Fack ju Göhte“ kenne. Aber sie hat die Originalmärchen genommen, die brutalen.
Zudem sind die Märchen sehr, sehr, sehr stark gekürzt, meist nur wenige Seiten, aber alles wird erzählt – manchmal sogar mit verschriftlichen Soundeffekten.

Damit macht sie die Märchen nicht nur für eine neue Generation interessant, die vermutlich keine Lust haben, diese uralten Märchen zu lesen, diesen hier, aber eine Chance geben würden, sondern sie zaubert einem auch automatisch ein Lächeln ins Gesicht.

Wer, wie ich, keine Ahnung hat, was mit „derbe nicem Deutsch“ gemeint ist, auf dem folgenden Bild ist die erste Seite von „Aschenputtel“ abgedruckt und die sagt eigentlich schon alles.

Ich habe bei der Lektüre des Buches viel gelacht und muss „Schwesta Grimm“ hier wirklich ein Kompliment machen, denn ich lache nicht, weil ich mich über diese Sprache lustig mache, sondern, weil sie mit so einem Sinn für Ironie diese Märchen leicht auf die Schippe genommen hat und ich finde es beeindruckend, was sie hier geschaffen hat.


Fazit: In diesem Buch werden altbekannte und beliebte Märchen in ein neues Gewand gesteckt. Ich habe jede einzelne Seite genossen. Obwohl die Märchen sehr stark gekürzt wurden, war alles da. Ich habe zwar nicht immer jedes Wort verstanden – die Sprache ist einfach neu für mich – fand ich das Buch wirklich richtig gut!

Ich bin so froh, dass dieses Buch an mich herangetragen worden ist. Ich werde es mit Sicherheit noch mehrmals lesen, einfach, weil es wirklich witzig und unterhaltsam ist. Von mir gibt es eine dicke, fette Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 18.11.2020
Wild like a River / Kanada Bd.1
Mohn, Kira

Wild like a River / Kanada Bd.1


gut

Der letzte Teil ist in meinen Augen leider etwas abgefallen

Achtung: Band 1 einer Reihe, aber in sich abgeschlossen!

Jackson ist unzufrieden mit seinem Leben. Seine Eltern wollen, dass er Anwalt wird und er fügt sich, doch er weiß einfach, dass ihm etwas fehlt. Ein Urlaub in einem National Park öffnet ihm die Augen. Hier fühlt er sich wohl und die Natur beeindruckt ihn. Was ihn allerdings aus den Socken haut, ist Haven, die Tochter eines Rangers, die beinahe ihr ganzes Leben in diesem Wald verbracht hat.
Haven kann sich kein anderes Leben vorstellen, als das das sie führt. Allerdings wäre sie manchmal gern wie die anderen. Sie würde lieber nicht immer wieder anecken. Als sie Jackson kennenlernt spürt sie sofort eine Verbindung zu ihm und durch ihn erkennt sie, was sie will: sie will mehr über ihre Vergangenheit erfahren, über die Zeit vor dem Wald, über ihre verstorbene Mutter. Aber was, wenn das, was Haven erfährt nicht das ist, was sie zu finden gehofft hat?


Haven war mir direkt sympathisch, ich mochte sie wirklich sofort, vor allem ihre Liebe zur Natur und zu den Tieren. Gleichzeitig hat sie mir auch immer wieder das Herz gebrochen, vor allem dann, wenn sie sich unter „normalen“ Menschen befunden hat und diese nichts Besseres zu tun hatten, als auf ihr herumzuhacken, weil sie ein komplett anderes Leben geführt hat als sie. Sie nennen sie „Waldmädchen“, finden ihr Verhalten merkwürdig und lachen über ihre Kleidung.

Jackson war mir anfangs auch sehr sympathisch, aber er hat bei mir im Verlauf des Buches verloren. Anfangs war er einfach nur hingerissen von Haven, aber später hat er sich zunehmend in eine Richtung entwickelt, die ich nicht so gern mochte. Er meinte es gut, ja, aber manchmal wirkte er auf mich auch fast ein wenig gönnerhaft. Er benahm sich immer wieder, als wisse er alles und Haven soll einfach tun, was er sagt.

Beide haben mit einigem aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen und müssen lernen damit zu leben und einen Abschluss finden.
Während Jackson Haven aber immer wieder dazu auffordert über ihren Schatten zu springen, befolgt er seinen eigenen Rat sehr lange nicht.


Fazit: Ich fand den Anfang wirklich super, den Mittelteil auch noch sehr gut, aber in Richtung Ende hat das Buch bei mir leider verloren. Irgendwie war für mich die Magie weg, diese besondere Beziehung zwischen Haven und Jackson, diese Ruhe, die sie einander geschenkt haben.
Was das Buch toll dargestellt hat war das Mobbing, das Haven in der „normalen“ Welt erdulden musste. Wie sehr sich die Menschen an ihrer Andersartigkeit gestört haben, obwohl sie ihnen überhaupt nichts getan hat. Dazu noch die Bösartigkeit einiger Nebencharaktere, die sich teilweise wirklich widerlich verhalten haben.
Was mir ebenfalls gefiel war Havens und Jacksons Liebe zur Natur und die Beschreibungen ebenjener. Ebenso auch die Art, wie die beiden miteinander umgegangen sind – bis kurz vor Schluss.
Im letzten Teil des Buches hat sich Jackson für mich zu sehr verändert. Er wirkte auf mich nicht mehr so lieb und süß, wie am Anfang. Das fand ich sehr schade.

Von mir bekommt das Buch 3,5 Sterne.

Bewertung vom 10.11.2020
Ich lese dich
Standop, Eric

Ich lese dich


sehr gut

Sehr faszinierend, aber manchmal zieht es sich etwas

Gesichtslesen, oder auch Facereading – was ist das? Ist doch klar, oder? Das ist lesen in einem Gesicht. Aber so klar, wie es klingt ist es nicht. Facereader können bei einem Blick in ein Gesicht schon sehr viel über die Persönlichkeit eines Menschen erkennen. Es kommt nicht auf die Gesichtsausdrücke an, es reicht schon das „normale“ Gesicht, die Form der Augen, des Kiefers, die Frisur.

Aber wie wird man ein Gesichtsleser? Diese Frage beantwortet Eric Standop in seinem Buch „Ich lese dich“. Dieses Buch ist eine Mischung aus Biografie, Anekdoten-Sammlung und Ratgeber. Man lernt etwas über Gesichtsausdrücke, Gesichtsformen, usw. Es ist eine Wissenschaft und eine Kunst zugleich in Gesichtern zu lesen. Und dabei geht es nicht, wie in manch anderen Werken schlicht darum, Lügen zu erkennen.

Standop geht es um mehr. Er hat auf seinem Weg zum Gesichtsleser sehr, sehr viel gelernt, in vielen verschiedenen Ländern und dabei auch in gewisser Weise eine Philosophie mitbekommen. Diese gibt er nun an die Leser weiter.

Das Buch ist keine reine Anleitung zum Gesichtslesen. Man lernt zwar viel darüber, auch ein paar Tipps, wie man Gesichtsausdrücke und dergleichen besser interpretieren kann und was bestimmte Merkmale im Gesicht was genau zu bedeuten haben. Aber das Buch ist kein Kurs im Gesichtslesen, nur ein Hineinschnuppern. Will man wirklich selbst Facereader werden, muss man weit mehr tun, als nur das Buch lesen.

Was ich persönlich sehr interessant fand, waren die vielen Zeichnungen im Buch. Sie haben einiges verdeutlicht, was mit Beschreibungen allein nicht gelungen wäre. Es ist faszinierend, wenn Bauchgefühl und Wissenschaft aufeinanderprallen.

In diesem Buch geht es nicht nur um das Gesichtslesen und wie es funktioniert, sondern auch sehr stark um den persönlichen Weg des Autors hin zum Gesichtsleser. Er geht auch in seinem Buch darauf ein, welcher Teil aus welcher Lehre stammt, also mit welcher Technik zu tun hat.

Es geht aber auch um seine Anekdoten. Es sind sehr, sehr viele und man lernt dadurch nicht nur, was ein Gesichtsleser woran erkennen kann, sondern auch wie die Menschen damit umgehen „gelesen“ zu werden. Warum wenden sie sich überhaupt an einen Gesichtsleser? Was versprechen sie sich davon? Und was haben sie für sich mitgenommen?


Fazit: Dieses Buch ist sehr interessant. Es ist kein reines Lehrbuch – wie werde ich Gesichtsleser in 100 Schritten oder so, sondern es geht um mehr. Klar bekommt man erste Grundlagen vermittelt und einen Einblick in die verschiedenen „Schulen“ und was wo wie interpretiert wird, aber es geht auch sehr stark um die Philosophie dahinter und das, was der Autor auf seinem Weg zum Facereader alles gelernt hat. Es geht um Anekdoten aus seinem Berufsleben und seiner Lehrzeit und auch darum, was das Lesen von Menschen mit ihm gemacht hat. Wie er sich dadurch persönlich entwickelt hat. Er gibt den Lesern Tipps und durch die Art, wie er seine Wissenschaft vermittelt, die gleichzeitig auch eine Kunst ist, kann man sich selbst schulen, aber auch mal das eigene Bauchgefühl mit der Wissenschaft vergleichen.

Ich persönlich fand das Buch sehr interessant, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu sehr auf die Anekdoten ausgerichtet, die mir ab und an etwas viel wurden.

Von mir bekommt das Buch 4 Sterne.

Bewertung vom 09.11.2020
Der Heimweg
Fitzek, Sebastian

Der Heimweg


schlecht

Besser als der letzte Fitzek, aber leider hat mich auch dieses Buch nicht überzeugt

Jules übernimmt für einen Abend von seinem besten Freund das Heimweg-Telefon. Für diesen Abend wird er Frauen am Telefon nach Hause begleiten, die sich unsicher fühlen. Sein erster Anruf ist Klara, eine Frau, die die Hölle durchgemacht hat – mehr als einmal in ihrem Leben. Doch der Anruf war ein Versehen, sie wollte Jules gar nicht anrufen und damit in Gefahr bringen. Denn der Mann, der hinter ihr her ist, wird nun auch Jules umbringen. Der Kalenderkiller kennt keine Gnade. Oder ist am Ende doch nichts so, wie es zunächst scheint?


Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut. Eigentlich hatte ich Sebastian Fitzek abgeschworen und wollte eine ganze Weile vergehen lassen, bis ich nach „Das Geschenk“ wieder einem Buch von ihm eine Chance gebe. Doch „Der Heimweg“ klang so gut, dass ich einfach nicht anders konnte. Ich persönlich finde die Idee des Heimweg-Telefons wirklich super und darum herum einen Thriller aufzubauen, klang einfach mega. Ich meine da ist ein Mann am Telefon, der versucht eine Frau zu retten, die in Lebensgefahr schwebt, das kann doch nur gut werden! Aber leider, war es das für mich nicht.

Klara schildert immer wieder, was sie in ihrem Leben hat erleiden müssen und da wird einem echt schlecht von. Ihr Mann ist ein sadistisches frauenhassendes A… und die Tatsache, dass es Männer wie ihn wirklich gibt und dass es Dinge wie diesen „VP“-Club gibt, machen mich echt krank.
Gerade bei diesen Schilderungen war mir das Buch oft zu heftig. Ich habe mich da echt geekelt und wünschte bei ein paar Dingen, ich hätte sie nicht gelesen.

Gleichzeitig thematisiert Fitzek hier aber ein Thema, das schon immer polarisiert hat und es bis heute tut: Warum bleiben misshandelte Frauen bei ihren Ehemännern/Freunden? Warum verlassen sie sie nicht?
Natürlich gibt es etliche Erklärungen, die Experten da anführen können, aber für mich als Frau stellt sich mir dennoch immer die Frage des „Warum“. Einfach, weil ich – Gott sei Dank! – nie in dieser Situation gewesen bin. Weil ich trotz einiger Komplexe doch selbstbewusst genug bin, um nicht in so einer Spirale gelandet zu sein. Fitzek führt hier als Erklärung die Prägung der Kindheit/Jugend an, dass Mädchen, die Gewalt im Elternhaus erlebt haben glauben, dass das „normal“ sei und eine Frau das einfach zu erdulden habe.
Ich möchte da jetzt keine Diskussion vom Stapel brechen, inwiefern das zutrifft oder nicht, aber ich finde es wichtig, das Thema anzusprechen.

Mein Problem war, dass ich schon sehr bald wusste, was Sache war. Nicht zu 100% natürlich, aber einen sehr, sehr wichtigen Punkt und ein paar weniger wichtige hatte ich schon nach wenigen Seiten erraten. An sich ja kein Weltuntergang, aber mich konnte Fitzek leider nicht mehr von der Spur abbringen, sodass ich das Buch schon mit einem ganz anderen Blickwinkel gelesen habe, als ich es getan hätte, wenn ich da nicht draufgekommen wäre. Ja, ich weiß, das klingt jetzt mega kryptisch, aber ich will euch ja nicht spoilern, deswegen muss ich so kryptisch formulieren.

Einiges in diesem Buch war mir zu heftig, zu blutig, zu brutal. Ich persönlich mag halt einfach lieber die subtile Spannung. Diese Angst, während des Lesens, wenn einem jedes Geräusch in der Wohnung eine Gänsehaut verpasst. Mich hat das Buch leider nicht gefesselt, ich empfand es nicht als spannend oder aufregend.


Fazit: Leider war das Buch nicht meins. Ich habe einen zentralen Punkt so früh erraten, dass bei mir keine Spannung mehr aufkam. Die Idee an sich fand ich nicht schlecht, aber mich hat das Buch nicht fesseln können.
Zudem fand ich einiges zu heftig, zu blutig und zu brutal.

Insgesamt hat mich das Buch leider nicht gefesselt, es kam bei mir auch keine Spannung auf. Die Handlung an sich empfand ich auch nicht wirklich als besonders logisch, dazu gibt es zu viele Wendungen, die einen in eine bestimmte Richtung lenken sollten, die bei mir aber nicht funktioniert

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2020
Bad At Love
Moncomble, Morgane

Bad At Love


ausgezeichnet

Ein flammendes Plädoyer gegen Mobbing und für den Feminismus

Achtung: Triggerwarnung: Missbrauch, Mobbing, Suizid und Slutshaming!

Azalée wollte nie wieder nach Charleston zurückkehren, zu präsent sind noch immer die Dämonen ihrer Vergangenheit. Doch der Tod ihrer entfremdeten Mutter macht es unumgänglich. Sie muss das Haus ausräumen und verkaufen. Womit Azalée gerechnet hat, ist die Ablehnung all derer, die sie noch von früher kennen, die sie noch immer Schlampe und Hure nennen, womit sie aber niemals gerechnet hätte, ist Eden, ihr Nachbar. Manchmal ist er zwar ein Mistkerl, aber er ist der Einzige, der sie nicht nach dem beurteilt, was andere über sie sagen. Im Gegenteil. Eden lässt sich nicht von Azalées Abwehrmechanismen vertreiben, er will sie unbedingt kennenlernen, die echte Azalée. Doch das könnte für sie beide in der absoluten Vernichtung enden.


Dieses Buch hat mir so oft das Herz gebrochen. Ich bin traurig, ich bin wütend und ich möchte am liebsten sofort in den Krieg ziehen, für Azalée, für jedes Mädchen und jede Frau, die das erleben musste, was sie erlebt hat. Azalée ist missbraucht worden und man gab ihr die Schuld. Schlimmer noch, sie hat versucht das Erlebte irgendwie zu überleben und was ist passiert? Man nennt sie Schlampe und Hure und diesen Ruf wird sie einfach nicht los. Sie wurde und wird gemobbt und zwar wirklich extrem! Niemand ist bereit etwas anderes in ihr zu sehen, niemand außer Eden.

Ich finde es schrecklich, dass heute noch immer Frauen nach ihrer Sexualität etikettiert werden: haben sie mehr als einen Partner in so und so einer langen Zeitspanne, sind sie Schlampen oder Huren, wechselt ein Mann seine Partnerinnen öfter, als seine Klamotten, ist er halt ein Mann oder sogar ein bewundernswerter Player. Frauen werden rund um die Uhr pausenlos be- aber vor allem verurteilt.
Sie dürfen nicht zu dick sein, oder zu dünn, sie dürfen nicht zu klug sein, oder zu dumm, sie müssen sich sexy anziehen, aber auch nicht zu sexy, sie sollen sich um den Haushalt und die Kinder kümmern, aber auch keine Hausfrau sein – das wäre ja antifeministisch. Sie sollen bis sie 30 sind verheiratet sein und Kinder wollen – eine Frau, die keinen Mann will und keine Kinder, ist ja keine Frau. Sie soll karriereorientiert sein, aber nicht zu sehr, sie sollen im Bett die tollsten Dinge können und mögen, aber nicht mit zu vielen Partnern Erfahrungen gesammelt haben, sie sollen immer Sex wollen, wenn ihr Partner will, aber nicht öfter oder weniger, sonst sind sie unersättlich oder frigide. Sie soll keine Feministin sein, weil, wer will schon eine Männerhasserin, aber sie soll auch nicht alte Rollenbilder erfüllen, sonst ist sie altmodisch und rückständig.
Es wird so viel Druck auf Frauen ausgeübt, damit sie in diese Schubladen passen und es ist echt erschreckend, dass wir heute noch nicht weiter sind.

Aber jetzt zum Buch an sich. Es ist unheimlich einfühlsam und berührend. Je mehr man über Azalée und das was ihr angetan wurde erfährt, desto wütender wird man, aber gleichzeitig bricht sie einem auch das Herz. Aber nicht nur sie. Auch Eden hat schreckliches durchgemacht und man fühlt mit ihm. Sie sind zwei verlorene Seelen, die sich gefunden haben, aber die ganze Welt scheint sich gegen sie zu stellen. Ihr Ruf, sein Ruf, ihre Vergangenheit, seine Vergangenheit und die Zukunft. Alles scheint darauf ausgerichtet zu sein, die beiden zu trennen.

Fazit: Ich habe wirklich viel mitgelitten beim Lesen und mehr als einmal wollte ich in den Krieg ziehen und die „bösen“ in diesem Buch in Stücke reißen. Es wirkt extrem realistisch und besticht einfach durch sein Gefühl. Man kann alles so gut nachfühlen und das macht es so gut.

Einen Punkt hätte ich mir anders gewünscht, aber gut, man kann ja nicht immer alles bekommen, was man will. Insgesamt aber bin ich echt begeistert von diesem Buch und ich hoffe wirklich, dass es die Menschen zumindest ein wenig zum Nachdenken bringt und die Frauen, die dieses Buch lesen erkennen, d