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leserattebremen
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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2017
Die goldene Stadt
Janesch, Sabrina

Die goldene Stadt


ausgezeichnet

Rudolf August Berns- eigentlich kein Name für einen Entdecker, wie sein Besitzer findet. Dennoch gibt Berns seinen Traum nicht auf. Aufgewachsen Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland in zunächst recht wohlhabenden Verhältnisse, ändert sich sein Leben radikal nach dem Tod des Vaters. Die Mutter heiratet erneut und Berns muss in der Schmiede des Onkels arbeiten. Doch als sich die Möglichkeit ergibt nach Übersee zu reisen, packt er die Gelegenheit beim Schopf, wild entschlossen, eines Tages El Dorado, die goldene Stadt der Inka, zu entdecken.
In „Die goldene Stadt“ beschreibt Sabrina Janesch das Leben des echten Entdeckers August Berns, jedoch mit vielen fiktiven Elementen und spannenden Weiterentwicklungen. Die Geschichte ist so bewegend beschrieben und mitreißend angelegt, dass man sich als Leser nur schwer wieder davon trennen kann. Rudolfo Augusto Berns, wie er sich in Peru nennt, nimmt einen einfach direkt mit auf seine Entdeckungsreisen. Fasziniert haben mich besonders sein Ehrgeiz und sein bloßer Wille, mit dem er Dinge erreicht und umsetzt, egal welche Widrigkeiten ihm von außen entgegen schlagen. All dies erzählt Janesch mit einer wunderbar detaillierten und farbenfrohen Sprache, die einem die Städte Perus und die alten Stätten der Inka direkt vor dem inneren Auge entstehen lässt. Man liest nicht nur darüber, man ist dabei, wenn Berns sich auf den Weg macht. Besonders positiv fällt dabei die realistische Erzählweise auf, die auf eine verkitschende Darstellung des Entdeckerlebens völlig verzichtet und auch dem Umgang mit den ursprünglichen Einwohnern Perus keinesfalls unkritisch gegenübersteht, obwohl Berns sich selbst moralisch als teilweise recht flexibel erweist.
Mir hat „Die goldene Stadt“ ausgesprochen gut gefallen, das Thema des Romans ist an sich schon spannend und von Sabrina Janesch auch noch großartig umgesetzt worden. Der Roman macht zudem noch Lust, mehr über Berns herauszufinden, denn wer weiß schon, dass Machu Picchu von einem Deutschen entdeckt wurde? Ein Abenteuerroman, wie er sein sollte –spannend, mit tollen Figuren, fremden Kulturen und vielen Gefahren und Unwägbarkeiten, absolut empfehlenswert.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2017
Sonntags in Trondheim / Die Lügenhaus-Serie Bd.4
Ragde, Anne B.

Sonntags in Trondheim / Die Lügenhaus-Serie Bd.4


gut

„Sonntags in Trondheim“ ist der vierte Band einer Reihe um eine norwegische Familie, die man durchaus als skurril bezeichnen kann. Der Großvater hat endlich seinen Frieden im Seniorenheim gefunden, während Erland und Krumme als schwules Paar in Dänemark leben und mit ihren lesbischen Freundinnen zusammen drei Kinder bekommen. Torunn ist vierzig und lebt in einer unglücklichen Beziehung und Margido, ihr Onkel, ist Bestatter. Die Familie Neshov ist also recht bunt, doch keiner redet mehr so wirklich mit dem anderen. Jedenfalls bis Torunn ihren Freund verlässt und Margido überraschend besucht und so eine Kette von Kontaktaufnahmen in Gang setzt.
Da ich die drei ersten Bände um die Familie Neshov nicht kannte, war der Beginn der Geschichte für mich sehr verwirrend. Doch nachdem man sich die Vorgeschichte langsam erschlossen hatte, machte die Lektüre durchaus viel Spaß, auch wenn gerade bei Krumme Erland die Klischees nur so aus den Seiten triefen. Dennoch hat mir der Stil von Anne B. Ragde gefallen, die Geschichte ist recht unterhaltsam und lässt sich flüssig lesen. Die Figuren fand ich jedoch größtenteils nicht gut genug beschrieben, sie blieben für mich sehr schemenhaft und das führte auch dazu, dass mich die Geschichte nicht richtig mitgenommen hat.
Ich kann nicht sagen, ob ich einen besseren Zugang zu dem Buch gefunden hätte, wenn ich das Vorwissen aus den anderen Büchern gehabt hätte. So fand ich die Figuren jedoch etwas zu flach und die Story auch ziemlich abwegig, so dass mich „Sonntags in Trondheim“ nicht richtig überzeugen konnte.

Bewertung vom 29.08.2017
Die Geschichte der getrennten Wege / Neapolitanische Saga Bd.3
Ferrante, Elena

Die Geschichte der getrennten Wege / Neapolitanische Saga Bd.3


ausgezeichnet

Die Jugend ist vorbei, Elena und Lila sind erwachsen. Während Lila ihren Ehemann verlassen hat und mit ihrem Sohn jetzt bei Enzo lebt und bei Neapel in einer Wurstfabrik arbeitet, hat Elena ihr Buch veröffentlicht, ist erfolgreich und wird bald ihren Verlobten Pietro heiraten. Doch obwohl so viele Kilometer die Frauen trennen, spielt ihre Freundschaft immer eine Rolle. Elena sieht sich ständig mit Lila konfrontiert, was sie denken und wie sie ihr Leben beurteilen könnte. Gleichzeitig verändert sich die Welt um Lila und Elena stark, die Studentenunruhen sorgen weltweit für Aufmerksamkeit und auch in Italien findet ein Umbruch statt. All das beeinflusst Elenas Leben und Arbeiten und zwingt sie weiter zu ständigen Auseinandersetzung nicht nur mit Lila, sondern auch mit ihren ehemaligen Freunden aus dem Rione und wie diese sich politisch entwickelt haben. Die Vergangenheit lässt sich einfach nicht abschütteln.
„Die Geschichte der getrennten Wege“ ist der dritte und vorletzte Band der Reihe von Elena Ferrante um die Neapolitanerin Elena und ihre Freundin Lila, die das Leben der beiden unterschiedlichen Frauen im Wandel der Zeit beschreibt. Schon die ersten beiden Teile konnten absolut überzeugen und auch „Die Geschichte der getrennten Wege“ steht dem in Nichts nach. Ferrante beschreibt meisterhaft die Charaktere ihrer Geschichte, nicht nur Elena und Lila sind detailliert dargestellt, auch die Nebenfiguren, die das Leben der Protagonistinnen so beeinflussen, sind genau und für den Leser sehr nah beschrieben. Mit Elenas Ehemann Pietro hat sie für mich den herausragendsten Charakter des dritten Bandes geschaffen. Besonders spannend wird dies dadurch, dass wir ihn gemeinsam mit Elena kennenlernen und wie sie später feststellen müssen, wie wenig sie von dem jungen Mann am Tag ihrer Hochzeit doch wusste. Und auch Elena muss immer wieder erkennen, dass sie, obwohl sie den Rione längst verlassen hat, oft in alte Denk- und Sprachmuster zurückfällt, die sie an Lila oft so aufregen. Die beiden Frauen scheinen untrennbar verbunden und scheinen ohne Reaktion der anderen nicht auskommen zu können.
Elena Ferrantes „Die Geschichte der getrennten Wege“ ist ein hervorragender Roman über Freundschaft, Herkunft, Heimat und auch über die politischen Umstände der späten sechziger und siebziger Jahre in Europa. Mich hat auch dieser Band wieder begeistern können, die Vorfreude auf den letzten Teil der Reihe von Elena Ferrante bleibt also bestehen. Bis dahin braucht es allerdings noch Geduld, „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ erscheint am 4. Februar 2018 im Suhrkamp Verlag.

Bewertung vom 28.08.2017
Der Informant
Pavone, Chris

Der Informant


ausgezeichnet

Will Rhodes ist Reisejournalist, für die Zeitschrift „Travelers“ ist er auf der ganzen Welt unterwegs und schreibt über das Erlebte. In Argentinien wird er überfallen und erpresst, er soll für eine Organisation arbeiten, der er nicht traut, sonst würde seine Ehe zerstört. Will liebt seine Frau und auch die finanziellen Anreize locken ihn, also lässt er sich auf die anscheinend fast gefahrlose Geschichte ein. Doch damit begibt er sich in ein riesiges Spinnennetz aus Spionage, Mord, Intrigen und Kriminalität, das er bisher gar nicht sehen konnte. Was steckt wirklich hinter „Travelers“ und was verheimlicht ihm sein Freund und Chefredakteur Malcom?
Zunächst wirkte „Der Informant“ von Chris Pavone auf mich etwas verwirrend, viele Charaktere, viele Schauplätze und die teilweise nicht chronologische Erzählweise fordern den Leser heraus, sich voll und ganz auf Will Rhodes und die Story einzulassen. Tut man dies, wird man schnell in den Bann gezogen von einem unglaublichen Spionagethriller, der von der ersten bis zur letzten Seite großartig durchdacht ist und einem als Leser die Lösung immer nur Stück für Stück präsentiert. Wie der Protagonist Will ist man auf Informationen von außen angewiesen, die scheinbar schwer zu bekommen sind und einen oft auf eine falsche Spur lenken. Will Rhodes ist dabei ein vielschichtig angelegter Charakter, der nicht nur sympathisch ist und einem teilweise fast etwas widerwillig Respekt abringt, wie er sich durch die Geschichte kämpft.
Chris Pavones Roman „Der Informant“ ist ein umfangreicher Spionagethriller, der von einer sehr kreativen Idee ausgeht und dann ein Netz an Handlungssträngen entwickelt, das den Leser sehr schnell einfängt und nicht mehr loslässt. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen tollen und spannenden Roman.

Bewertung vom 25.08.2017
Briefe an die grüne Fee
Jamal, Salih

Briefe an die grüne Fee


weniger gut

Der Ich-Erzähler sitzt auf dem Dach eines Hochhauses, eine Waffe in der Hand, bereit seinem Leben ein Ende zu setzen. In dieser Situation berichtet er von seinem Leben, enttäuschter Liebe, Träumen und zerstörten Hoffnungen. In Briefform lernt der Leser ihn kennen, die Briefe richtet er an seine große Liebe, die ihn verlassen hat.
Was zunächst ganz unterhaltsam klang, stellte sich jedoch schnell als Enttäuschung heraus. Eine Hauptfigur muss nicht immer sympathisch sein und es tut jedem Buch gut, wenn nicht alles friedlich dahinplätschert. Der Ich-Erzähler in „Briefe an die grüne Fee“ berichtet jedoch mit einer derartigen Verachtung und Arroganz über seine Mitmenschen und das Leben normaler Leute, dass es mich beim Lesen einfach nur wütend machte. Leider schaffte ich es nicht, irgendeine Verbindung zu dieser Hauptfigur aufzubauen, trotz so viel Nabelschau des Protagonisten bleibt er für mich schemenhaft und unnahbar. Bei allen weiteren Figuren macht der Autor sich gar nicht die Mühe, sie überhaupt so vorstellen so zu wollen, dass sie einen Charakter bekommen, wie personale Klischees flanieren sie durch das Buch und so kam beim Lesen schnell Langeweile auf.
Es gibt einige wenige gute Szenen, dass muss man dem Autor zu Gute halten, in denen die Möglichkeiten deutlich werden, die diese Buchidee vielleicht gehabt hätte, kurze Momente in denen eine Schönheit der Sprache deutlich wird, die leider nicht durchgehalten werden kann.
Zur Gestaltung der Bücher äußere ich mich sonst eher selten, es sei denn etwas fällt besonders auf. So wie in diesem Fall: Die Rückseite des Buches, der Klappentext, ist meiner Meinung nach eine Zumutung für alle Leser und wird eher abschrecken als zum Lesen einladen. Viel zu überfrachtet, in kleiner Schrift sogar enger bedruckt als die Seiten im Buch und bestückt mit überbordendem Selbstlob und vergleichen mit Goethe. Solche Vergleiche sollte man sich lieber von außen geben lassen, als sie sich gleich selbst zuzuschreiben. Sie sorgen- wie in diesem Fall- häufig für Enttäuschungen.
Leider kann ich abschließend nur sagen, dass „Briefe an die grüne Fee“ mich überhaupt nicht angesprochen hat, man findet keinen Zugang zur Hauptfigur und es wird viel Zeit mit der Abwertung des Lebens anderer Menschen verbracht, ohne dass es die Story weiterbringt. Daher für mich keinesfalls empfehlenswert.

Bewertung vom 24.08.2017
Der Totensucher
Karlden, Chris

Der Totensucher


ausgezeichnet

Adrian Speer ist Polizist, dennoch konnte er nicht verhindern, dass vor zwei Jahren seine Tochter Lucy aus dem Haus der eigenen Familie entführt wurde. Das kann er sich selbst nicht verzeihen, besonders da Lucy nie gefunden wurde. Jetzt ist er Mitglied in einer neuen Mordkommission und ermittelt mit seinen Kollegen in einer grausamen Mordserie. Der Mörder hängt die Opfer an der Decke auf und lässt sie dann qualvoll sterben. Doch plötzlich bekommt der Fall eine weitere Brisanz für Speer, nachdem auf dem Handy des zweiten Opfers ein aktuelles Foto seiner Tochter gefunden wird. Speer schöpft neue Hoffnung und ist bereit alles zu tun, um endlich seine Tochter zu finden.
„Der Totensucher“ von Chris Karlden ist ein unglaublich spannender und mitreißender Krimi. Mit Adrian Speer hat Karlden eine Hauptfigur geschaffen, die einen mitnimmt und mit der man wirklich mitfiebert. Doch auch das weitere Personal des Krimis ist sehr gut beschrieben und fügt sich zu einem tollen Konzept zusammen. Es sind nicht alle bedingungslos liebenswert und jeder schleppt das ein oder andere Laster mit sich rum, doch zusammen sind sie ein gutes Team und als Leser kann man den Ermittlungen gut folgen. Zum Ende hin wurde es so spannend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte und der Autor hat sich ein paar sehr geschickte Kniffe überlegt, um bis zum Schluss die Spannung hochzuhalten und noch ein paar Überraschungen für den Leser bereit zu halten. Dennoch löst sich am Ende alles sehr schlüssig auf und man hat nicht das Gefühl, die Lösung wäre künstlich herbeigebogen worden.
Mir hat „Der Totensucher“ Chris Karlden sehr gut gefallen, das Buch bringt alles mit, was ein großartiger Krimi haben sollte. Man sollte ihn vielleicht nicht vor dem Schlafengehen lesen, denn man wird das Buch vielleicht die halbe Nacht nicht mehr aus der Hand legen können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2017
Realitätsgewitter
Zange, Julia

Realitätsgewitter


sehr gut

Marla ist einsam. Einsam auf Partys, einsam in Mitten von Facebook-Freunden und Dating-Apps. Obwohl sie immer unterwegs ist und in einer WG wohnt, scheint sie niemandem etwas zu bedeuten. Und niemand bedeutet ihr etwas. Immer trauriger wird sie und driftet ab, bis sie nach einer missglückten Familienfeier am Strand von Sylt landet. Und wieder nur jemanden sucht, der gegen ihre Einsamkeit hilft. Doch nichts hilft.
Julia Zange hat mit „Realitätsgewitter“ einen sehr eindringlichen Roman geschrieben, der einen mitten ins moderne Berlin führt. Eine Großstadt, in der immer was passiert und man jederzeit Leute treffen kann, ein echtes Realitätsgewitter, das auf Marla einprasselt. Sie zeigt aber auch die unglaubliche Einsamkeit einer Generation, die sich über Facebook-Freunde definiert und abhängig ist vom Klingeln des Handys, das die eigene Existenzberechtigung darstellt. Mein Handy klingelt, also bin ich. Marla kämpft sehr bewegend gegen die damit einhergehende Traurigkeit an, das Fehlen jeglicher konstanter und emotionaler Beziehung, ohne einen richtigen Ansatzpunkt zu finden.
„Realitätsgewitter“ von Julia Zange ist ein Roman, der perfekt in die Zeit passt und das Leben und Empfinden vieler Personen diese Generation wiederspiegelt. Enttäuscht hat mich der Schluss, der meiner Meinung nach simpel und nicht konsequent genug war, um diesen Text gerecht zu werden.

Bewertung vom 15.08.2017
Im Schatten der Königin / Die Welt der Tudors Bd.2
Fremantle, Elizabeth

Im Schatten der Königin / Die Welt der Tudors Bd.2


ausgezeichnet

Nach dem Tod von Edward VI. im Jahr 1554 gibt es eine Art Vakuum im englischen Königshaus, die Thronfolge ist nicht geklärt. So wird Jane Grey aus der Linie der Tudors auf den Thron gesetzt. Sie ist Reformatorin und hat sich dem Katholizismus abgewendet wie schon Heinrich VIII. Doch ihre Cousine Mary, Tochter von Heinrich dem VIII. und strenge Katholikin stürzt sie und lässt sie im Tower hinrichten. Dennoch hält sie Janes Schwestern Katherine und Mary bei Hofe in ihrer Nähe, um sie im Blick zu haben. Die beiden sind sehr unterschiedlich, Mary sehr nachdenklich, Katherine impulsiv und leidenschaftlich. Doch beide Leben sie im Schatten der Königin, erst von Mary, dann von ihrer Nachfolgerin Elizabeth.
Elizabeth Freemantle beschreibt sehr anschaulich und detailliert das Leben der Schwestern bei Hofe, die unter ständiger Beobachtung stehen. Da weder Königin Mary noch später Königin Elizabeth I. Kinder bekamen, blieb die Thronfolge immer ungeklärt und die Greys durch ihre direkte Verwandtschaft mit den Tudors eine ständige Gefahr für die Königin. So wünscht sich eine der Grey Schwestern an einer Stelle, sie könnte sich selbst so lange zur Ader lassen, bis keine Tropfen des verfluchten Tudorbluts mehr in ihr wäre, um endlich frei zu leben und eigene Entscheidungen zu treffen. Stattdessen sind sie gezwungen, wie Schoßhunde bei der jeweiligen Königin zu leben, ständig abhängig von ihren Launen. Freemantle erzählt die Geschichte der Mädchen mit viel Kraft und einer fließenden Sprache, die einen sofort in die Geschichte hineinzieht und nicht mehr loslässt. Dabei lässt sie viele historische Fakten mit einfließen, nimmt sich wenn nötig jedoch auch die Freiheit, fiktive Elemente zu schaffen.
„Im Schatten der Königin“ von Elizabeth Freemantle ist ein großartiger historischer Roman, der einem viel von einer Epoche erzählen kann, aber auch die Protagonisten wunderbar in den Vordergrund hebt. Katherine und Mary sind Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, ganz unabhängig von Intrigen und Machenschaften von Königin und Kronrat. Mich hat das Buch begeistert, es gibt einen tollen Einblick in die englische Geschichte in turbulenten Zeiten.

Bewertung vom 08.08.2017
Bruno / Bruno, Chef de police Bd.1
Walker, Martin

Bruno / Bruno, Chef de police Bd.1


ausgezeichnet

Der erste Fall für Bruno, Chef de Police: der Großvater des örtlichen Rugbystars Karim wird ermordet in seinem Haus aufgefunden, der alte Mann kam ursprünglich aus Algerien, in seine Brust hat sein Mörder ein Hakenkreuz geritzt. Alles sieht nach einem rassistischen Verbrechen gegen Einwanderer aus, doch Bruno gibt sich mit der einfachen Antwort nicht zufrieden und gräbt ein bisschen weiter, bis er überraschende Entdeckungen macht. Unterstützt wird er dabei unter anderem von der hübschen und ehrgeizigen Inspectrice Isabelle, die einigen Schwung in Brunos beschauliches Leben bringt.
Da ich schon zwei spätere Bände der Bruno-Reihe von Martin Walker gelesen hatte, freut es mich besonders, jetzt einige Dinge der Vorgeschichte geklärt zu bekommen. So erfährt der Leser beispielswiese, dass Bruno gar nicht sein wirklicher Name ist sondern Benoit, und warum er sich in Saint-Denis so heimisch fühlt. Doch auch ohne schon etwas über Bruno gelesen zu haben, ist es einfach ein sehr guter Krimi. Der Fall ist spannend und gut konstruiert, so dass man als Leser die ganze Zeit miträtselt, während einem Bruno und Saint-Denis immer weiter ans Herz wachsen. Die Krimis von Martin Walker leben auch von ihren Beschreibungen der Menschen, des Lebens und natürlich auch des Essens, das für Bruno so wichtig ist. Er ist zwar Polizist und setzt sich voll für seine Fälle ein, aber er weiß das Leben zu genießen, ob mit Freunden oder einer schönen Frau. Mich hat Walker mit diesem Krimi voll überzeugt, er ist spannend und zeigt doch das Lebensgefühl von Bruno auf allerschönste Weise.
Wer sich auf den wunderbaren Stil von Martin Walkers Krimi einlässt, muss sich einfach in Bruno und das Périgord verlieben. Ich kann diesen Krimi nur jedem ans Herz legen, der etwas Besonderes sucht, das sich sehr positiv von wilden Verfolgungsjagden und Schießereien in Krimis abhebt. „Bruno, Chef de Police“ schafft beim Lesen besondere Momente und nimmt einen als Leser voll mit in eine wunderbare Welt, die nur gelegentlich von einem Kriminalfall unterbrochen wird. Jeder sollte sich schnell auf diese Reise begeben.