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Berlin

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Insgesamt 272 Bewertungen
Bewertung vom 05.07.2018
Wattmord in Carolinensiel / Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens ermitteln Bd.4
Uliczka, Rolf

Wattmord in Carolinensiel / Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Hochspannung pur

Der Ostfrieslandkrimi „Wattmord in Carolinensiel“ von Rolf Uliczka ist im Juni 2018 im Klarant Verlag erschienen. Obwohl es schon der vierte Fall für die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig ist, war es für mich das erste Buch, welches ich aus dieser Reihe kennengelernt habe.

Jeder Fall ist in sich abgeschlossen. Der Krimi ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Es erwartet den Leser ein grusliges und spannendes Lesevergnügen ohne Gleichen. Man wird sofort am Anfang in den Bann der Geschichte gezogen. Aufhören oder Pausieren geht gar nicht.
Bei einer Wattwanderung entdeckt die Studentin Tanja eine grausam zugerichtete Leiche eines jungen Mädchens, das niemand bisher vermisst hat.

Die Ermittlung der Identität der Toten führt zu Spuren im Darknet, denn die Kollegen vom LKA haben das Mädchen auf speziellen Videos dort entdeckt. Was Bert Linnig und seine Kollegen auf diesen Bildern an Brutalität sehen schockiert alle. Unvorstellbar - irgendwo in Ostfriesland wurden diese Horrorszenen aufgenommen!
Von Beginn an steht die polizeiliche Arbeit unter enormen Zeitdruck, denn die Filme zeigen weitere Frauen, die grausam malträtiert werden. Sie müssen lebend gefunden werden.
Plötzlich wird Tanja von der Vermieterin ihrer Ferienwohnung als vermisst gemeldet. Irgendetwas stimmt nicht, denn zu Hause kam sie nie an.

Der Spannungsaufbau ist dem Autor hervorragend gelungen. Immer wenn die Ermittler etwas Verwertbares finden, passiert unerwartet Neues.
Rolf Uliczka zeigt auch eine weitere Facette der polizeilichen Arbeit, denn nichts ist abgeschlossen, wenn Verdächtige verhaftet wurden. Jetzt kommen Anwälte in Spiel und versuchen die Unschuld ihrer Mandanten zu beweisen. Eine nervenaufreibende Angelegenheit für die Polizisten, besonders hier, wenn es sich um scheinbar ehrenwerte und angesehene Zeitgenossen handelt.

Aufgelockert wird die Erzählung durch die Schilderung der schönen Landschaft und liebenswerter Ostfriesen. Genau dieses Lokalkolorit macht solche Krimis so faszinierend.
Auch die ermittelnden Kommissare lernt der Leser privat kennen und bewundert, wie sie versuchen den schwierigen Spagat zwischen Dienst und Privatleben zu bewältigen.

Die handelnden Personen sind mit vielen Facetten und Eigenarten so gut beschrieben, dass ich sie alle bildlich vor mir sah. Sie wurden trefflich charakterisiert und ihre Handlungen waren nach vollziehbar.
Im Verlauf des Krimis erwarten den Leser bis zum Schluss viele Wendungen und Überraschungen, die so nicht vorhersehbar waren.

Fazit:
Ein gut ausgedachte Geschichte, die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat dieser Ostfriedlandkrimi gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.07.2018
Der Sissi-Mord / Materna & Konarek ermitteln Bd.1
Theiss, Jenna

Der Sissi-Mord / Materna & Konarek ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Mord, Musik und Intrigen

„Der Sissi Mord“ ist im Juni 2018 im PIPER Verlag erschienen. Es ist der erste Krimi, den die österreichische Autorin Elisabeth Beck, unter dem Namen Jenna Theissen, verfasst hat.

Ein gelungenes Debut.

Schauplatz dieses Regionalkrimis ist Bad Ischl, die ehemalige Sommerresidenz von Kaiserin Sissi und ihrem Franz.
Ausgerechnet ihr musste das passieren. Josefine Konarek, die ihre Geburtsstadt Bad Ischl schon vor langer Zeit aus persönlichen Gründen verlassen hat und nun in Berlin lebt, findet den toten Georg Koller an der Orgel in der evangelischen Kirche. Sie wollte doch nur rasch einige private Angelegenheiten regeln und Bad Ischl schnell verlassen.

Aber es kommt noch ärger. Bei einer genauen medizinischen Untersuchung stellt sich heraus, dass der berühmte Dirigent mit einer Überdosis Insulin ermordet wurde. Nun ist Josi mittendrin als Zeugin in einem Kriminalfall. Die Ermittlungen werden durch Chefinspektor Paul Materna geleitet, dem erstaunlich viele Verdächtige gleich am Beginn seiner Ermittlungen begegnen.
Schon die Suche nach einem Mordmotiv erweist sich als schwierig. Georg Koller war in Österreich eine prominente Persönlichkeit, ein bekannter und beliebter Dirigent. Hatte er Feinde oder Neider? Schließlich sollte er im Sommer das umstrittene Musical „Elisabeth“ dirigieren.
Immer wieder stossen Materna und sein Team auf Ungereimtheiten und Geheimnisse. Schließlich wird auch noch eine junge Sängerin vermisst.

Josefine Konarek, die ein Versprechen einlösen will und auf der Suche nach der Tochter ihrer besten Freundin ist, kreuzt wieder seinen Weg. Beide ahnen noch nicht, dass sie jetzt eine Spur zum Mörder gefunden haben.
Jenna Theissen erzählt mit Humor eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die alles enthält, was man von einem österreichischen Krimi erwartet: Musik, etwas Geschichte der Habsburger, ein Ort, wo man sich kennt sowie bezaubernde Cafés mit leckeren Mehlspeisen. Die Autorin muss eine große Tierliebhaberin sein, denn die Rolle, die Vierbeiner in dieser Geschichte spielen, ist nicht zu unterschätzen.
Aufgelockert wird die polizeiliche Ermittlungsarbeit durch reichhaltige Informationen zum Privatleben Maternas und der Verdächtigen. Den passenden Rahmen stellen die wunderbaren Beschreibungen von Bad Ischl und seiner Geschichte dar. Hier werden Bräuche in der Adventszeit und zum Jahreswechsel noch gelebt. Die Atmosphäre des alten Österreich ist spürbar.

Die handelnden Personen sind mit vielen Facetten und Eigenarten so gut beschrieben, dass ich sie alle bildlich vor mir sah. Sie wurden trefflich charakterisiert und ihre Handlungen waren nach vollziehbar.
Der Krimi lässt sich flüssig lesen und die Spannung steigt stetig an, bis zu einem Ende, mit dem ich nicht gerechnet habe. Im Laufe der Geschichte kamen sehr viele Verdächtige in Frage, die etwas mit dem Verbrechen zu tun haben konnten. Ich konnte bis zum Schluss mit raten. So muss ein Krimi sein.
Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempfehlung, für alle die einen humorvollen, spannenden und ungewöhnlichen Regionalkrimi lesen wollen. Ich freue mich schon auf das neue Abenteuer von Josi Konarek und Paul Materna, welches schon in Vorbereitung ist.

Das Rezensionexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2018
Humboldt und der tiefe Fall
Thiem, Jana

Humboldt und der tiefe Fall


ausgezeichnet

„Humboldt und der tiefe Fall“ von Jana Thiem ist im Emons Verlag Köln im April 2017 erschienen.
Es ist der zweite Fall für Hauptkommissar Humboldt aus Dresden, der ihn jetzt ins im Zittauer Gebirge führt. Genau gesagt an den Berg Oybin, der auch auf dem schönen Cover des Buches abgebildet ist.

Ausgerechnet die Diva des Zittauer Stadttheaters , Katharina Bardola, wird dort ermordet aufgefunden. Ihr Tod am Jungfernsprung des Berges Oybin wurde nach einer alten Sage inszeniert. Was steckt dahinter?
Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen. Die Schauspielerin war bei Kollegen und Publikum sehr beliebt. Zu einigen Männern in hohen Ämtern gab es eine mehr als innige Beziehung, obwohl auch sie verheiratet war.
Bald gerät ihr Mann, der aufgrund seines Engagements von ihr getrennt in Görlitz lebt, ins Visier der Ermittler. Doch ein Tatmotiv lässt sich nirgendwo finden.

Die Journalistin Christin Weißenburg, zu der Kommissar Humboldt ein sehr ambivalentes Verhältnis hat, recherchiert in eigener Sache. Beide kennen sich vom letzen Fall und pflegen einen komplizierten Umgang, denn sie sind aneinander geraten. Dennoch verbindet sie ein gemeinsames Hobby: das Klettern. Christin findet im Internet vielsprechende Ansätze und nimmt Kontakt zu Humboldt auf.

Auch Karl Neumann, den Bürgerpolizisten von Oybin, beschäftigt der Fall, obwohl er von den Kollegen aus Görlitz und Dresden nicht mehr gebraucht wird. Aufgrund von Ortskenntnis und Kombinationsvermögen macht er vielversprechende Spuren aus, die seinen Kollegen entscheidend weiterhelfen.
Gemeinsam kommen sie zu Erkenntnissen, die sie auf die heiße Spur des Täters führen, der schon ein neues Opfer im Visier hat. Die Zeit wird knapp.

Unterbrochen werden die Ermittlungen immer wieder von einem kursiv gedruckten Bericht. Bis zum Ende wusste ich nicht, wer der Verfasser war. Die Überraschung ist der Autorin gelungen.
Jana Thiem erzählt eine spannende Geschichte, die aus Sicht der handelnden Personen nachvollziehbar ist. Die Einteilung der Kapitel in Tage nach der Tat vermittelt gut den Zeitdruck, unter dem die Ermittler stehen.
Die Spannung steigt permanent und ein packendes temporeiches Finale mit einer schlüssigen Auflösung fesselt den Leser bis zum Schluss.

Aufgelockert wird die angespannte Arbeit der Polizei, durch reichhaltige Informationen zum Privatleben der Ermittler und der Opfer. Ein buntes Kaleidoskop von gut geschilderten und authentischen Charakteren lernt der Leser kennen. Den passenden Rahmen stellen die wunderbaren Beschreibungen von Ortschaften und Landschaften des Zittauer Gebirges und der Oberlausitz dar.
Die Autorin erzählt mit Liebe zum Detail eine sehr spannende und gut ausgedachte Kriminalgeschichte, die einen sofort in ihren Bann zieht. Ihr angenehmer und flotter Erzählstil ist wunderbar zu lesen.
Mit diesem Krimi ist Jana Thiem eine außergewöhnliche und spannungsgeladene Geschichte gelungen, die aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung ist.

Auf der Website der Autorin www.thiemgeist.de erfährt man mehr sie und die Möglichkeiten Kommissar Humboldt in weiteren Einsätzen zu erleben. Ich freue mich schon auf seine neuen Fälle mit der Journalistin Christin Weißenburg, die bestimmt wieder beruflich und privat seine Wege kreuzen wird.

Bewertung vom 17.06.2018
Das korsische Begräbnis / Korsika-Krimi Bd.1
Falconi, Vitu

Das korsische Begräbnis / Korsika-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

„Das korsische Begräbnis“ von Vitu Falconi alias Thomas Thiemeier ist ein spannender Thriller, der die Genre Krimi und Familiensaga gekonnt verbindet.

Das Buch ist als Auftakt zu einer neuen Krimireihe mit dem Pariser Schriftsteller Eric Marchand konzipiert. Erzählt wird eine ungewöhnlich Geschichte, die auf der Insel Korsika spielt. Korsika hat verschiedene Gesichter, einerseits ist es ein wunderschönes Urlaubsparadies und anderseits kämpft die Insel nach wie vor um mehr Unabhängigkeit von Paris. Traditionen sind hier nicht Folklore für Touristen, sondern gelebte Gegenwart.
Eric Marchand ist ein bekannter und erfolgreicher Krimiautor sowie Träger eines renommierten Literaturpreises. Er hat die 40 bereits überschritten und kann erste Anzeichen des Alters erkennen. Beruflich und privat läuft es bei ihm gerade nicht optimal.

Vor einiger Zeit ist seine Mutter, die aus Korsika stammt, verstorben. In ihrem Nachlass findet er Briefe, Dokumente und ein Amulett aus ihrer korsischen Zeit. Seine Neugier ist geweckt, denn über die Vergangenheit haben seine Eltern nie gesprochen.
So fasst er den Entschluss sich eine Auszeit zu nehmen, um auf Korsika mehr über seine Herkunft und seine Familie zu erfahren. Vielleicht kann er auch so seine Schreibblockade überwinden.
Kaum ist er angekommen ist er von der Natur überwältigt. Schon Napoleon sagte:“ Welche Erinnerungen hat mir Korsika gelassen! Mit Freuden denke ich noch an seine Berge, an seine schönen Landschaften, und mit geschlossenen Augen würde ich es an seinem Duft erkennen.“ Vitu Falconi beschreibt die Landschaft der Insel und ihre einzigartige Vegetation so bildhaft, dass der Leser glaubt selbst hier zu sein. Wilde Pflanzen, dichtes Gestrüpp, Thymian, Beifuß, Oregano, Rosmarin und Lavendel, duftende Kiefern, Feigen, Mandeln und Kastanien dazu die schroffe Berglandschaft und das blaue Meer ein Traum.

Doch lange darf sich Eric Marchand nicht an dieser Idylle erfreuen, denn seine Recherchen bringen Tatsachen ans Licht, die manche Inselbewohner erfolgreich vergessen und verdrängt hatten. Allein der Geburtsname seiner Mutter wirkt wie Zunder an einem Pulverfass. Schnell gerät Eric mit Mitgliedern eines mächtigen Familienclans der Santini aneinander Er wird mit alten Traditionen konfrontiert, von denen er nicht einmal etwas ahnte. Vendetta ist hier kein leeres Wort, sondern ein gelebtes Erbe und Marchand ihr Opfer.
Aber auch ein Attentat auf einen bekannten Politiker erschüttert die Insel. Chefinspektor Mahmoud Clément, von der Police Nationale Ajaccio ist neu auf der Insel und merkt schnell, dass hier vieles anderes ist als im Rest Frankreichs.

Vitu Falconi erzählt viel Interessantes aus dem Leben der Einwohner Korsikas und verknüpft geschickt verschiedene Handlungsstränge. Dabei vermittelt er ungemein Wissenswertes mit leichter Hand und fügt immer wieder spannende Geschehnisse um Eric ein, der das Talent hat, sich immer wieder in nahezu aussichtslose Situationen zu bringen. Zum Glück er hat einen Schutzengel in Gestalt der liebenswerten und sympathischen Laurine. Sie ist eine moderne Frau, die den Traditionen ihrer Heimat aufgeschlossen begegnet. Sie vermag Vergangenheit und Gegenwart in Einklang zu bringen und kann Eric Einiges erlklären.
In rasantem Tempo entwickelt sich die Geschichte mit atemberaubender Spannung zu einem Finale, welches noch einige Überraschungen bietet. Bis zum Schluss rätselt der Leser mit Inspektor Mahmoud, Eric Marchand und Laurine wer der unbekannte Gegner des mächtigen Clans der Santini ist und warum Eric in sein Visier geriet.
Die Verbindung aus historischen Fakten, Legenden, Action und Elementen des Thrillers ist aus meiner Sicht perfekt. Ich mag den flüssigen und sehr informativen Schreibstil.

Bewertung vom 03.06.2018
Schutzgeld
Anwander, Gabriel

Schutzgeld


ausgezeichnet

Die dunkle Seite der Ferieninsel Vulcano

„ Schutzgeld“ ist der dritte Krimi des Schweizer Autors Gabriel Anwander.
Das Cover zeigt ein Bild der schönen Insel Vulcano im blauen Mittelmeer und assoziiert einerseits Urlaubsfeeling, andererseits deutet der Titel auf dunkle Machenschaften hin.

Genau wie der Autor sind die Protagonisten Julian und Ralph Schweizer, die ihre Ferien am Meer verbringen möchten. Beide kennen sich aus ihrer Zeit bei der Polizei. Ralph ist noch immer Polizist, aber Julian, der mit den Strukturen Probleme hatte, arbeitet jetzt als Privatdetektiv.

Aber am ersten Abend wird Julian Zeuge Brandanschlages und eines Mordes. Nachdem die Polizei kein großes Interesse an diesem Fall zeigt, ermittelt Julian auf eigene Faust und allein, da sich Ralph am ersten Abend unsterblich in Chiara-Sophie verliebt hat.
Schnell stellt sich heraus, dass es auf der Insel Geheimnisse gibt und Dinge, über die nicht gern gesprochen wird Da Julian nicht italienisch spricht hat, ist er immer wieder auf die Hilfe von Ralph angewiesen. Er übersetzt und wird auf diese Art mit einbezogen.

Das Mordopfer Angelo war nicht sehr beliebt auf der Insel und Julian erfährt von kriminellen Machenschaften. Seine Recherchen bleiben nicht unbeobachtet und beide geraten in eine brenzlige Situation. Dennoch lässt Julian nicht locker und versucht immer wieder Ralph zu überzeugen ihn mehr zu unterstützen.
Erst der Mord an Chiara-Sophie öffnet Ralph die Augen und beide arbeiten jetzt als Team. Der Mörder muss gefunden werden. Dabei geraten sie selbst in Lebensgefahr, denn sie haben offensichtlich in ein Wespennest gestochen. Wem ist noch zu trauen?

Man merkt beim Lesen deutlich, dass Gabriel Anwander die Insel Vulcano persönlich besucht hat. Es gelingt ihm es die besondere Atmosphäre mit seinen Worten einzufangen und dem Leser zu vermitteln. Die Beschreibungen von Landschaft und Situationen sind bildhaft und farbenreich, was insbesondere seinen originellen Vergleichen zu verdanken ist. Die beiden Protagonisten sind sympathische Zeitgenossen und glaubhaft dargestellt. Auch die übrigen Personen wirken authentisch und konnten mich überzeugen.
Der Autor erzählt mit Liebe zum Detail eine äußerst spannende und gut ausgedachte Geschichte um Korruption, mafiöse Strukturen und Verbrechen, die sofort fesselt. Ihr angenehmer und flotter Erzählstil ist gut zu lesen.
Mit „Schutzgeld “ ist Gabriel Anwander ein spannender Krimi gelungen, die aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung ist.

Bewertung vom 26.05.2018
Agnetas Erbe / Die Frauen vom Löwenhof Bd.1
Bomann, Corina

Agnetas Erbe / Die Frauen vom Löwenhof Bd.1


ausgezeichnet

Aus dem Leben einer starken und mutigen Frau

„Agnetas Erbe“ ist der gelungene Auftakt der dreiteiligen Familiensaga „ Die Frauen vom Löwenhof“ der Autorin Corina Bomann.
Für mich war es das erste Buch der Autorin; ich durfte im Rahmen einer Testleseaktion von mytest das Buch kennen lernen.

Angesiedelt ist die Handlung in Schweden zwischen 1913 und 1915. Im Mittelpunkt dieses Bandes steht die junge Agneta. Sie ist auf dem Familiengut der Lejongards, dem Löwenhof aufgewachsen, aber sie möchte ihren Traum, Künstlerin zu werden, verwirklichen und hat sich für ein Malereistudium in Stockholm von ihrer Familie losgesagt. Sie steht der Frauenbewegung nahe und möchte als Frau ein eigenständiges Leben führen.
Doch ein Telegramm ruft sie nach Hause zurück und ihr Leben ändert sich vollständig. Ihr Vater kam bei einem Brand ums Leben und Hendrik, ihr Bruder, ringt mit dem Tod aufgrund schwerster Verbrennungen. Hendrik nimmt ihr noch das Versprechen ab ihr Erbe als Gutsherrin anzutreten.
Agneta wird von Zweifeln geplagt, ob die Entscheidung als Herrin auf dem Gut zu bleiben und die Familientradition fortzusetzen richtig ist. Sie hält nach wie vor an ihren Plänen für ein selbständiges und freies Leben fest. Wird es ihr gelingen Beides in Einklang zu bringen? Kann sie sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen stellen oder muss sie Kompromisse eingehen?

Corina Bomann erzählt Agnetas Geschichte fesselnd und farbenreich. Das Buch lässt sich sehr gut lesen und jedes Kapitel bringt neue überraschende Wendungen. Ich konnte es kaum erwarten was als nächstes passiert.
Man muss die Protagonistin einfach mögen. Sie macht es sich nie leicht Entscheidungen zugunsten der Familientradition und Pflichterfüllung zu treffen. Dennoch versucht sie in einem eigenständigen Leben glücklich zu werden. Auch der Traum mit einem Mann, der sie liebt eine Beziehung einzugehen gestaltet sich für Agneta äußerst schwierig. Dennoch kämpft sie nicht nur für ihr Glück, sondern hilft auch immer wieder anderen Frauen. Sie hat die Ideale ihrer Jugendzeit nie aus den Augen verloren.
Die anderen Personen der Geschichte sind gut gezeichnet, authentisch und mit viel Liebe zum Detail beschrieben. Als Leser ist man direkt in das Geschehen auf und um den Löwenhof einbezogen. Man kann sich die Mode der damaligen Zeit, die Arbeit in den Pferdeställen und die jahreszeitgemäße Landschaft sehr gut vorstellen, denn die Autorin schildert alles facetten- und farbenreich.

Die Handlung, die auch tiefe Einblicke in Agnetas wechselvolles Privatleben gibt, ist gut nachvollziehbar und folgt trotz mancher Wirrungen einem roten Faden. Der Schreibstil ist flüssig, spannend und verständlich. So möchte man das Buch kaum aus der Hand legen und die 700 Seiten sind fast zu schnell gelesen.
Mit großer Spannung und Vorfreude warte ich auf die noch folgenden beiden Bände, die im September 2018 und Januar 2019 erscheinen. Ich bin schon sehr auf die weitere Geschichte des Löwenhofs gespannt.
Aus meiner Sicht ist der erste Band dieser Familiensaga sehr gut gelungen und ich gebe eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.04.2018
Unter der Mitternachtssonne
Higashino, Keigo

Unter der Mitternachtssonne


ausgezeichnet

Die dunkle Seite Osakas

„Unter der Mitternachtssonne“ von Keigo Higashino ist eine un- bzw. außergewöhnliche Lektüre. Der 1958 in Osaka geborene Autor gilt als einer der renommiertesten japanischen Krimitautoren. Bisher sind in Deutschland vier Kriminalromane von ihm erschienen.

Dieses Buch wurde bereits 1999 in Japan veröffentlicht und liegt nun auch in deutscher Sprache vor.
1973 wird in Osaka ein Pfandleiher ermordet. Zufällig ist Kommissar Sagasaki in der Nähe und schnell am Tatort. Er ist ein genauer Beobachter und besitzt langjährige Berufserfahrung sowie Kombinationsvermögen. Doch die Spuren verlaufen ins Leere und ein wirklich verdächtiger Täter ist nicht vorhanden.
Sagasaki hat den ungelösten Fall nie aus den Augen verloren und kommt dem Geheimnis des Mörders erst nach vielen Jahren immer näher.

Higashino weiß viel Interessantes über die Menschen im Umfeld der Tat zu erzählen. Der Leser gewinnt tiefe Einblicke in die japanische Gesellschaft der 70er und 80er Jahre und lernt eine ganz andere Seite Japans kennen. Armut, Kleinkriminalität, Verschuldung sowie der Alltag von Teenagern wird in vielen Geschichten mit zahlreichen Personen, die teilweise in Beziehung zu einander stehen, gekonnt erzählt. Hilfreich für den Leser ist ein beigelegtes Namensverzeichnis.

Die Kapitel der ca. 700 Seiten umfassenden Krimis beinhalten in sich abgeschlossene Kurzgeschichten. Aus den Kindern der 70er Jahre werden junge Erwachsene, die lernen und studieren. Die einzelnen Handlungsstränge verdichten sich allmählich und führen zu unheilvollen Ereignissen. Der Autor hat eine sehr komplexe Handlung konstruiert, die sich über mehr als zwei Jahrzehnte erstreckt. Erst am Ende kann der Leser die Teile des Puzzles zusammensetzen und das Mordmotiv finden.
Der Sohn des ermordeten Pfandleihers Ryo und ein Mädchen aus seinem damaligen Wohnumfeld werden zu Protagonisten mit einer rätselhaften Aura, in deren Umfeld immer wieder Unheil und Schreckliches geschieht.
Die Sprache ist sehr ruhig, emotionslos und bestimmt. Sie vermittelt eine untergründige Spannung. Distanziert wird ein Kaleidoskop von Personen der japanischen Gesellschaft vorgestellt und beschrieben. Die überaus facettenreiche Geschichte mit verschiedenen Perspektivwechseln wird fesselnd, fast dokumentarisch erzählt und fordert das Mitdenken des Lesers.

Doch die in sich stimmige Auflösung des Kriminalfalls nach fast 25 Jahren weiß zu überraschen und die Geduld wird belohnt.
Aus meiner Sicht ist das Buch eine Empfehlung an alle, die offen für Neues sind, sich gern in komplexe Sachverhalte hineindenken und einmal einen Fall aus einem fernen Kulturkreis kennenlernen möchten.

Bewertung vom 14.02.2018
Eisige Flut / Kommissar John Benthien Bd.5
Ohlandt, Nina

Eisige Flut / Kommissar John Benthien Bd.5


ausgezeichnet

Kommissar Benthiens persönlichster Fall

„Eisige Flut“ ist der fünfte Nordsee-Krimi mit Hauptkommissar John Benthien von Nina Ohlandt.

Der Autorin ist wieder eine äußerst spannende und ungewöhnliche Kriminalgeschichte gelungen. An der Nordsee ist ein eisiger Winter mit viel Schnee angekommen und Hauptkommissar Benthien wird ein im wahrsten Sinne des Wortes bizarrer Fall übertragen.

Die seit längerer Zeit vermisste Anja Derling ist als Eisskulptur vor dem Haus ihrer Eltern platziert. Ein Schock, nicht nur für die Eltern. Warum hat der Mörder dieses Szenario gewählt?
Routiniert und akribisch ermitteln Benthien und seine Leute im privaten und beruflichen Umfeld der getöteten Frau. Sie war nicht bei jedem beliebt, hat langjährige Freunde menschlich enttäuscht – aber ist hier ein Motiv und der Täter zu finden?

Unterbrochen werden die Ermittlungen immer wieder von kursiv gedruckten Briefen, die ein Unbekannter an seine Tochter Mäusezähnchen schreibt. Bis zum Ende wusste ich nicht, wer der Verfasser war. Die Überraschung ist der Autorin gelungen.

Gekonnt legt sie falsche Fährten und lässt den Leser überrascht zurück. Auch das Team von Kommissar Benthien steckt immer noch in Details fest, als die nächste Eisleiche entdeckt wird. Auch hier führen die Ermittlungen weiter ins Leere.
Es scheint keinen Zusammenhang zwischen den Ermordeten zu geben und auch die Arrangements der Ermordeten bringen keine neuen Erkenntnisse. Doch es sind nicht die letzten Toten und der Zeitdruck, unter dem die Ermittler stehen, wächst permanent.

Aufgelockert wird die angespannte Arbeit der Polizei, durch reichhaltige Informationen zum Privatleben der Ermittler und der Opfer. Ein buntes Kaleidoskop von gut geschilderten und authentischen Charakteren lernt der Leser kennen. Den passenden Rahmen stellen die wunderbaren Beschreibungen von Ortschaften und Landschaften dar.

Als die Ermittlungen noch immer keine verwertbaren Ergebnisse vorzeigen können, geschieht ein weiteres Unglück. In einem dramatischen und rasanten Finale findet sich der Leser wieder und fiebert mit. Die Lösung ist schlüssig und in sich stimmig. Jetzt passen auch die einzelnen Puzzlestücke der so unterschiedlichen Fälle zusammen.

Die Autorin erzählt mit Liebe zum Detail eine äußerst spannende und gut ausgedachte Kriminalgeschichte, die sofort fesselt. Ihr angenehmer und flotter Erzählstil ist wunderbar zu lesen.
Mit „Eisiger Flut “ ist Nina Ohlandt eine außergewöhnliche und spannende Geschichte gelungen, die aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung ist.

Bewertung vom 14.11.2017
Die Mutter des Kommissars und das schweigende Kind
Bertschik, Margarete

Die Mutter des Kommissars und das schweigende Kind


ausgezeichnet

Ein spannender Herbst in Cloppenburg

Hanna Morgenroth ist eine pensionierte Lehrerin, die mit ihrem Sohn Thomas, seiner Frau und den Enkel-Zwillingen in Cloppenburg lebt.

An einem Herbstabend fällt ihr an der Bushaltestelle ein kleines Mädchen auf, das dort wartet, obwohl gar kein Bus mehr fährt. Von dem Mädchen erhält sie auf ihre Fragen keine Antwort. Sie nimmt das Kind mit nach Hause, um am nächsten Tag zu erfahren, wer das Mädchen vermisst. Ihr Sohn Thomas arbeitet schließlich als Kriminalkommissar bei der Polizei.

Dieser ist zur gleichen Zeit mit einem Mordfall beschäftigt. Auf einem der Gemüsefelder wurde ein toter rumänischer Erntehelfer gefunden. Die Polizei ermittelt zunächst im Arbeitsumfeld der Saisonarbeiter. Die Suche nach einem Mordmotiv bleibt erfolglos.

Auch das Mädchen wird von niemandem vermisst und bleibt mit Zustimmung des Jugendamtes vorerst bei Hanna und ihrer Familie.
Als sie eines Tages ein Bild des Toten in der Zeitung sieht erschrickt sie heftig. Was hat das zu bedeuten? Hanna ist ratlos, denn Mona, wie sie das Kind genannt hat, schweigt noch immer.
Es ist Hanna gelungen Monas Vertrauen zu gewinnen, diese gibt ihr drei sorgfältig gefaltete Zeichnungen. Mit Hilfe eines Kinderpsychologen, der vermutet, dass es ein Ereignis gab, was Mona buchstäblich die Sprache verschlagen hat, entdeckt sie vage Hinweise auf Monas Vergangenheit.
Sie versucht mehr darüber zu erfahren und ahnt nicht in welche Gefahr sie sich begibt.

Die Ermittlungen der Polizei im Mordfall verlaufen sorgfältig und routiniert und bringen auch einige interessante Fakten ans Licht, die aber nicht wirklich zur Aufklärung des Mordes beitragen.
Die Spuren Monas, die Hanna verfolgt sind vielversprechender. Der Leser wird durch den flüssigen und unterhaltsamen Schreibstil gefesselt. Hanna ist eine kluge Frau, die gut mit Kindern und dem Smartphone umgehen kann. Es macht Freude ihren Gedanken zu folgen und sie bei ihren gewagten Recherchen zu begleiten.

Am Ende werden unterschiedliche Handlungsstränge geschickt in einem spannenden Finale mit Hanna als Hauptperson zusammengeführt. Hanna hat mit ihrem Spürsinn der Polizei geholfen wertvolle Puzzlestücke zu finden. Die Lösung des Mordfalls ist schlüssig und in sich stimmig.Der Leser hat viel über die Schicksale und Lebenswege fremder Menschen erfahren.

Die Geschichte wird spannend und emotional erzählt. Für mich war es das erste Buch mit Hanna Morgenroth und ich habe sogleich danach auch ihren ersten Fall mit dem französischen Au-Pair-Mädchen gelesen.
Aus meiner Sicht ist das Buch „Die Mutter des Kommissars und das schweigende Kind“ eine klare Leseempfehlung und ich freue mich auf weitere Fälle mit Hanna Morgenroth.

Bewertung vom 05.11.2017
Eine alte Schuld (eBook, ePUB)
Costello, Matthew; Richards, Neil

Eine alte Schuld (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vergraben und vergessen?

„Eine alte Schuld“ ist der zweite Krimi in Romanlänge des britischen Autorenduos Matthew Costello und Neil Richards. Auch bei diesem Fall gibt es Einiges für die Hobbydetektive Sarah und Jack zu tun, so dass der Umfang angemessen ist. Der Leser trifft auf liebgewordenen Personen aus den bekannten Kurzkrimis, aber lernt auch bisher nicht in Erscheinung getretene Einwohner kennen.

Wie jedes Jahr im Sommer haben im idyllischen Cherringham die Vorbereitungen für das alljährliche Volksfest haben begonnen. Erstmals ist Jack im Festkomitee.
Zur gleichen Zeit findet in der Nähe eine archäologische Grabung statt, denn hier gab es zur Römerzeit wahrscheinlich eine Straße, die zur Themse führte.

Plötzlich werden menschliche Überreste gefunden, die keinem römischen Soldaten gehören und eindeutig jüngeren Datums sind. Vor 20 Jahre geschah ein Mord wurde. Das haben die gerichtsmedizinischen Untersuchungen festgestellt.

Sarah und Jack versuchen herauszufinden, wer damals in Cherringham vermisst wurde.
Dann ist plötzlich ist der Versicherungsvertreter Tim verschwunden. Mitten im Sommer ist er nach Marokko gereist.

Irgendetwas stimmt nicht und so versuchen Sarah und Jack Licht in diese Angelegenheit zu bringen. Dabei gehen sie gewohnt unkonventionell vor und schrecken auch vor einem kleinen Einbruch in Tims Haus nicht zurück. Sie nehmen nicht nur Kopie von Festplatte und Passwortbuch mit, sondern auch die zurückgelassenen Meerschweinchen.

Ihre Hartnäckigkeit wird belohnt, denn im Verlauf weiterer Recherchen stoßen sie auf einen möglichen Zusammenhang bzw. eine Verbindung beider Fälle. Allerdings passen viele Puzzlesteinchen nicht recht zusammen. Einige Einwohner verhalten sich mehr als verdächtig.

Der Leser fühlt sich genau wie Jack im Cherringham heimisch und es bereitet Freude beiden Hobbyermittlern zu folgen. Sarah muss jetzt schon vieles selbstständig bearbeiten, denn Jack bereitet in diesem Jahr eine Regatta im amerikanischen Stil vor und hat alle Hände voll zu tun. Sarah stößt auf einige Geheimnisse und als sie während des Festes noch beobachtet, wie jemand vom Balkon gestoßen wird, der eigentlich zum Kreis der Verdächtigen gehörte, werden die Recherchen noch spannender.
Alles wird flüssig aus wechselnden Perspektiven erzählt und plötzlich ahnt man, wer hier etwas vertuschen wollte. Langsam finden Sarah und Jack den roten Faden, der die ungewöhnlichen Geschehnisse von damals und heute auf unheilvolle Weise verbindet.

In einem rasanten und actionreichen Finale, was schon Kinoqualitäten hat, können Sarah und Jack die beiden Fälle stimmig lösen. Dabei stehen ihnen auch Einwohner Cherringhams tatkräftig zur Seite. Als Leser kann man sich nur über die Rolle der örtlichen Polizei wundern, die kaum tätig wird, wenn man von der Unterstützung Alans für Sarah und Jack absieht.

Fazit:
Aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung für alle Fans der Krimireihe Cherringham und jene, die eine gutgeschriebenen Krimi ohne grausame Einzelheiten oder Horror mögen. Die Personen sind sympathisch, authentisch und gut beschrieben und alle Handlungen sind nachvollziehbar.
Mir hat dieser Krimi aus der CosyCrime Reihe viel Lesefreude bereitet und ich freue mich auf weitere neue Fälle in Cherringham.