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Bewertungen
Insgesamt 368 BewertungenBewertung vom 03.03.2019 | ||
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Ein wahres Opus Magnum veröffentlichte 2017 die britische Journalistin Preti Taneja mit ihrem in England preisgekrönten Debütroman „Wir, die wir jung sind“, der kürzlich auf Deutsch im Verlag C. H. Beck erschien. Auf 630 Seiten in leider ermüdend lesbarem Kleindruck beschreibt die in England geborene Tochter indischer Einwanderer die politisch und gesellschaftlich wechselvolle Geschichte einer postkolonialen Familiendynastie, zugleich auch die Geschichte eines ganz Indien beherrschenden Firmenimperiums an der Schwelle zum Machtwechsel vom alleinherrschenden Patriarchen Devraj an die nachfolgende Generation. |
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Bewertung vom 23.02.2019 | ||
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Vielversprechend schien mir der Klappentext zu Patrícia Melos Kriminalroman „Der Nachbar“. Voller Erwartung begann ich das neue Buch der als „Königin des lateinamerikanischen Krimis“ und „führenden Schriftstellerin des Millenniums in Lateinamerika“ gewürdigten, mir aber bisher unbekannten Brasilianerin zu lesen. Doch trotz des psychologisch spannenden Themas kam bei mir bald Langeweile auf, weshalb ich den nur 160 Seiten langen Roman, erschienen im Oktober bei Klett-Cotta, dann doch abbrach. |
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Bewertung vom 23.02.2019 | ||
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„Deprimierte Autoren, die deprimierende Bücher schreiben, gibt es genug“, meinte kürzlich Schriftsteller Heinz Strunk in einem Interview. Ein derart deprimierendes Buch war für mich der neue Roman „Die Liebe im Ernstfall“ von Daniela Krien (43), im Februar im Diogenes-Verlag erschienen. Nach ihrem Debüt „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ (2011), der vielfach gelobt wurde, war ich auf diese Neuerscheinung gespannt, wurde allerdings schwer enttäuscht. „Die Liebe im Ernstfall“ ist weniger ein Roman mit durchgehender Geschichte, sondern vielmehr handlungsunabhängige Episoden um fünf Frauen mittleren Alters - Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde -, die ausnahmslos Probleme mit ihrem Leben und den Männern haben. Jede scheitert in ihrem Liebesleben und damit auch in ihrem Leben auf eigene Art. Nach dem Tod ihres Mannes stürzt Paula in den seelischen Abgrund, prostituiert sich und entkommt knapp der Schwelle zum Freitod. Judith scheitert bei der Männersuche im Dating-Portal, ist unfähig, den richtigen Partner zu finden. Brida verliert ihren Mann an eine Jüngere und findet sich unerwartet in einer unglücklichen Dreiecksbeziehung. Nach den ersten drei Episoden habe ich dieses mich allzu frustrierende Buch endlich abgebrochen. Ist denn das Leben nur schlecht? Gibt es nichts Positives? Dieses Buch (285 Seiten) mag vielleicht für Leser*innen geeignet sein, die bereits im Leben enttäuscht wurden und nun grundsätzlich das Schlechte sehen. Sie werden sich in diesem Roman sicher bestätigt finden. Doch ich als lebensbejahender Mann war für diesen allzu deprimierenden Roman wohl nicht der passende Leser. 1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 16.02.2019 | ||
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Das zweite Leben des Señor Castro Für Jugendliche ab 16 Jahren ist der kürzlich in deutscher Übersetzung veröffentlichte Roman „Das zweite Leben des Señor Castro“ des spanischen Schriftstellers Jordi Sierra i Fabra (71) gedacht. Doch auch Erwachsenen kann man diese Geschichte durchaus empfehlen, zumal der in Spanien wegen seiner über 400 Bücher berühmte Autor wegen fehlender Übersetzungen uns noch unbekannt ist. Obwohl der Roman vom spanischen Bürgerkrieg und die sich für eine Dorfbevölkerung daraus ergebenden Folgen handelt, können wir ihn ohne Schwierigkeit auf die Zeit des Nazi-Regimes und deren Aufarbeitung in den Sechzigern übertragen. |
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Bewertung vom 08.02.2019 | ||
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Drei Jahre mussten wir auf den zweiten Roman von Dörte Hansen (54) warten, deren Debüt „Altes Land“ auf Platz 1 der Jahresbestsellerliste 2015 geschafft hatte. Im Oktober erschien nun ihre „Mittagsstunde“ und verspricht, ein ähnlich großer Erfolgsroman zu werden. Hatte Hansen im „Alten Land“ die Landflucht der Großstädter zum Thema, die das Landleben zum Bauerntheater verkommen lassen, so nimmt Hansen in ihrem Folgeroman das Thema erneut auf, schildert hier aber die Flucht – oder ist es eher eine Vertreibung? – der Dorfbewohner in die Stadt. Die Bewohner von Brinkebüll, die im Dorf ihrer Vorfahren keine Zukunft sehen, geben ihre angestammte Heimat auf, um in der Stadt neues Glück zu suchen. „Es war so still im Dorf, kein Hund, kein Hahn. Kein Schleifen aus der Tischlerei, kein Hämmern mehr auf Haye Nissens Amboss. …. Man hörte keine Tiere mehr. Auch nicht die Stimmen, die die Tiere riefen, laut genug, um große Felder zu beschallen.“ 1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 04.02.2019 | ||
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Ein beachtenswertes Buch über den russischen Komponisten Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch (1906-1975) ist die 2017 erstmals auf Deutsch, im Herbst 2018 auch als Taschenbuch (btb-Verlag) erschienene Romanbiographie „Der Lärm der Zeit“ des britischen Man-Booker-Preisträgers Julian Barnes (73). In vier Zeitschritten von jeweils zwölf Jahren zwischen 1936 und 1972, von der „schlimmsten“ bis zur „allerschlimmsten“ Zeit, beschreibt Barnes das zyklische Auf und Ab im Leben des einst berühmtesten, zwischendurch meist geächteten Musikschaffenden aus dessen [fiktiver] persönlicher Sicht, allerdings basierend auf historischen Fakten und Dokumenten der Schostakowitsch-Familie. Der Roman zeigt eindringlich die Macht- und Hilflosigkeit des Einzelnen innerhalb eines diktatorischen (Stalin) oder später autokratischen Systems (Chruschtschow). Er zeigt den einsamen und doch vergeblichen Kampf des still zurückhaltenden, sensiblen Musikers gegen den „Lärm der Zeit“. 0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 27.01.2019 | ||
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Haben Sie sich schon einmal als Opfer gefühlt? Und schuld waren andere oder das Schicksal? „Was uns zustößt, erzeugen wir selbst“, widerspricht Ihnen entschieden der französische Prix-Goncourt-Presiträger Pierre Lemaitre (67) in seinem bereits 2012 im Original veröffentlichten, erst im September beim Tropen-Verlag erschienenen Thriller „Opfer“. Es ist nach „Ich will dich sterben sehen“ (2011) erst der zweite ins Deutsche übersetzte Roman seiner vierbändigen Reihe um Camille Verhoeven, den vom Schicksal gebeutelten, kleinwüchsigen Chef der Pariser Mordkommission. |
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Bewertung vom 25.01.2019 | ||
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Auf wundervoll poetische Weise erzählt die aus jüdisch-orthodoxer Familie stammende niederländische Schriftstellerin Josepha Mendels (1902-1995) in ihrem bereits 1948 veröffentlichten Roman „Du wusstest es doch“ von der „Haltlosigkeit“ und Verlorenheit jüdischer Exilanten. Es ist die lebensbejahende Ausdruckskraft dieses im August erstmals auf Deutsch im Wagenbach-Verlag erschienenen, stark autobiographisch geprägten Werks, in dem Mendels die unüberwindbare Kluft zwischen dem Wissen – oft schlechten Gewissen der Entkommenen – um das aussichtslose, am Ende tödliche Schicksal daheimgebliebener Angehöriger und dem Zwang, selbst überleben zu wollen, schildert. |
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Bewertung vom 15.01.2019 | ||
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Schattenmänner / Kommissar Eugen de Bodt Bd.4 Eine Perle deutschsprachiger Kriminalliteratur ist der Politthriller „Schattenmänner“, der vierte Band in Christian von Ditfurths (65) vor fünf Jahren gestarteter Reihe um den recht ungewöhnlichen Hauptkommissar Eugen de Bodt, dem Schrecken aller Vorgesetzten im Berliner Landeskriminalamt. Bei den Kollegen nicht weniger unbeliebt, aber mit ihrem Chef als Trio unschlagbar, sind seine zwei Mitarbeiter, die Kommissarin Silvia Salinger und der deutsch-türkische IT-Spezialist Ali Yussuf. Wieder einmal lösen sie einen scheinbar unlösbaren Fall höchster politischer Brisanz – auch unter gelegentlicher Missachtung der Dienstvorschrift. |
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Bewertung vom 12.01.2019 | ||
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Mitten hinein ins Alltagsgeschehen eines Madrider Altstadtviertels vor Beginn der spanischen Wirtschaftskrise führt uns der vor drei Jahren im Original, erst im Juli 2018 auf Deutsch beim Hanser-Verlag erschienene Roman „Kleine Helden“ der Autorin Almuneda Grandes (58), die als eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen ihres Landes schon mehrfach preisgekrönt wurde. Es sind die „Otto Normalverbraucher“ dieses quirligen Viertels, die, egal ob als Ureinwohner oder Einwanderer, seit Jahren wie in einem Dorf mitten in der Großstadt leben, sich kennen, sich lieben, sich zanken, sich sorgen. 2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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