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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 386 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


ausgezeichnet

Hammer Buch!
"Ertränkt in Teichen mit Rucksäcken voller Steinen, an Bäumen hängend, erschossen oder mit Zyankali vergiftet: Mindestens 700 Menschen nahmen sich kurz vor Kriegsende 1945 in der vorpommerschen Kleinstadt Demmin das Leben.“ (Deutschlandfunk)

ALS GROSSMUTTER IM REGEN TANZTE
Trude Teige

Die Autorin schreibt ihren Roman in zwei Zeitebenen:

- Norwegen, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, verliebt sich die junge Tekla in den deutschen Soldaten Otto.
Sie wird als ‚Deutschenhure' beschimpft, ihre Eltern wenden sich von ihr ab und so beschliesst Tekla mit ihrem Freund Otto nach Deutschland, in die kleine Stadt Demmin, in Mecklenburg-Vorpommern, zu ziehen.
Otto Adler kommt aus einer wohlhabenden Familie, seine Eltern besitzen ein großes Gestüt, doch als sie endlich nach einer langen und beschwerlichen Heimreise in Demmin ankommen, ist Ottos Familie tot und das Gut, der kleine Teil der nicht in Schutt und Asche liegt, von der Russischen Armee besetzt.
Otto erkennt die Lage schnell und glaubt nicht daran, dass der Russe ihnen je das Gestüt wiedergeben würde. Tekla und er beschliessen zurück in den Westen Deutschlands zu fliehen, um dort einen Neuanfang zu wagen, doch die Flucht misslingt.

- Juni hat das Haus ihrer Großmutter Tekla auf der kleinen norwegischen Insel geerbt. Sie selbst braucht eine Auszeit. Sie fühlt sich ausgebrannt und beabsichtigt sich von ihrem Mann zu trennen, mit dem sie in einer toxischen Ehe lebt. Als sie alte Fotos von ihrer Großmutter findet, stellt sie fest, dass das Geburtsjahr ihrer Mutter auf der Rückseite nicht mit dem ihr bekannten Datum übereinstimmt. Immer wenn sie ihre Großmutter auf ihre Vergangenheit ansprach, wandte Tekla sich ab. Juni begibt sich auf Spurensuche und findet Unglaubliches heraus.

Trude Teige hat es perfekt verstanden ihre fiktiven Protagonisten mit historische Fakten zu verknüpfen. Ich hatte von dem größten Selbstmord der deutschen Geschichte noch nie gehört: Als die Deutsche Wehrmacht Demmin verlässt und die Rote Armee anrückt, nehmen sich zwischen dem 30. April und dem 3. Mai 1945 mindestens 700 Demminer das Leben.

Auch wenn der geschichtliche Hintergrund unglaublich bedrückend ist, so ist das Buch ein wirkliches #highlight . Der Schreibstil ist flüssig, die Sätze schön, der Einstig ins Buch leicht, ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen - ein wahrer Pageturner.
Ein berührendes Buch und ich möchte es euch unbedingt empfehlen!
5+/ 5

Bewertung vom 20.02.2023
Männer sterben bei uns nicht
Reich, Annika

Männer sterben bei uns nicht


weniger gut

Bagage
MÄNNER STERBEN BEI UNS NICHT
Annika Reichs

Nein, Männer sterben auf Großmutters Anwesen nicht, alleine schon aus dem Grund, weil es dort keine Männer gibt.
Drei Generationen von Frauen wohnen hier. Großmutter im Haupthaus und in den vier Häusern, die die Flanken säumen, wohnen die Tochter, die Schwiegertochter mit ihrer Mutter und die Enkelinnen.

Wer nun denkt, dass die Damen des Anwesens eine heitere und illustre Gesellschaft bilden, den muss ich hier gleich zu Beginn enttäuschen - wer nicht in Großmutters patriarchischen Führungsstil passt, wird auf Nimmerwiedersehen verbannt.
Großmutter favorisiert Luise, die Tochter ihres Sohnes, den Hallodri, der auch bereits das Gut verlassen musste. Luise ist ihr Augenstern und mit dieser Vorliebe hält Großmutter nicht hinter dem Berg. Neid und Missgunst bestimmen das Leben auf dem Anwesen.

Nun ist Großmutter tot. Luise erbt alles, alle anderen Familienmitglieder gehen leer aus.

Annika Reichs schreibt ihren Roman, anachronistisch, auf zwei Zeitebenen, die man am simpelsten mit 'vor und nach dem Tod der Großmutter‘ beschreiben kann. Immer wieder gibt es Rückblicke zu der Zeit, als Großmutter noch ihr strenges Regiment führte und ihre Cocktail-Partys gab.

Die ersten 100 Seiten konnten mich überzeugen, aber dann hörte es schlagartig auf. Die Handlung entwickelte sich einfach nicht weiter. Neid und Missgunst wurden regelmässig wieder und wieder durchgekaut - immerhin in einer schönen bildlichen Sprache. Aber zu viele Fragen blieben unbeantwortet: Woher kam ihr Vermögen und warum mussten die Männer gehen?

Am Ende bleibt nur, wie auf dem wundervoll gestaltetem Cover zu sehen, angeschlagenes Porzellan und vertrocknete Dinge, die einst bessere Zeiten gesehen haben.

Schade, 2½ /5

Bewertung vom 19.02.2023
Young Mungo
Stuart, Douglas

Young Mungo


ausgezeichnet

TW: Häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe an Minderjährigen, Alkoholmissbrauch!

Kennt ihr das auch?
Ihr wollt ein Buch lesen, aber ihr könnt es nicht. Das Buch ist so spannend, nein brutal, es schärft alle deine Sinne und es wühlt dich komplett auf, es macht dich hibbelig und fertig. Also steht man auf, läuft im Wohnzimmer herum und weiss, dass man durch die Passage muss - sie einfach weiterlesen muss. Das Buch ist bereits geschrieben, es ist zu spät, man kann es nicht umschreiben - ich kann ihm nicht mehr helfen.
Also weiter geht es, nächster Versuch: Man quält sich, sie tun ihm weh - hier hilft nur noch ein Stückchen Schokolade um es erträglicher zu machen!
Oh man, zuletzt hat mich 'Ein wenig Leben‘ von Hanya Yanagihara so aufgewühlt, so umgehauen, aber dieses Mal heisst er nicht Jude, sondern …

YOUNG MUNGO
von Douglas Stuart

Mungo ist 15 Jahre alt und lebt mit seiner alkoholkranken Mutter und seiner älteren Schwester in Glasgow. Sein älterer Bruder Hamish, der eigentlich selbst noch ein Kind war, als er Vater wurde, ist bereits ausgezogen. Er ist der Anführer der hiesigen protestantischen Jungs-Bande im Mietskasernen-Ghetto, die sich immer trifft, um den Katholiken eine kräftige Abreibung zu verpassen (bewusst untertrieben).
Mungo ist anders als die anderen Jungs: zart, liebevoll und er mag Jungs und somit ist er für Hamish und den anderen Jungs das perfekte Opfer.
Nur seiner Schwester Jodie erzählt er die Wahrheit. Wahrscheinlich würde er sich auch seiner Mutter, Mo-Maw, anvertrauen, aber diese kämpft mit ihren eigenen Dämonen. Der Alkohol lässt sie ein anderes Gesicht bekommen und wenn sie jemanden kennenlernt, verschwindet sie eh für Wochen oder Monate, bis der jeweilige Freund sie wieder abserviert und sie vor die Tür setzt.
Mungo möchte es allen recht machen, keinen verletzen und als er James Jamieson, der die selben Neigungen hat wie er, kennenlernt, wird ihm genau das zum Verhängnis.

Keine Liebesgeschichte. Punkt.

Ein Buch, was trauriger nicht sein könnte. Eins, das die traurige und verzweifelte Geschichte eines jungen homosexuellen Mannes aufzeigt, zu einer Zeit, in der die Gesellschaft nicht reif war für Menschen mit Neigungen zum gleichen Geschlecht.
Außerdem wird hervorragend die Verzweiflung der Arbeitslosen, Alleinerziehenden und den vielen Geschiedenen, in den 90er Jahren in Glasgow, vom Autor herausgearbeitet.

Der Einstieg ins Buch viel mir nicht ganz einfach und als mir dann die vielen Parallelen zu Stuarts vorherigem Buch 'Shuggie Bain’ auffielen, war ich erst enttäuscht. Aber die Enttäuschung hielt nicht lange vor, den Young Mungo entpuppt sich schnell als eine ganz andere Geschichte.
Absolute Leseempfehlung
5+/ 5

Aus dem Englischen ins Deutsche von Sophie Zeitz.

Bewertung vom 18.02.2023
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


sehr gut

ISIDOR - Ein jüdisches Leben
Shelly Kupferberg

"Sein Name war Isidor. Oder Innozenz. Oder Ignaz. Eigentlich aber hiesst er Israel. Doch dieser Name war zu verräterisch […].“ (S.7)

Shelly Kupferberg erzählt uns nicht nur die Geschichte ihres Großonkels Isidor, dem jüdischen, sturen und eigensinnigen Lebemann, dem Dandy, Kunstliebhaber, Emporkömmling, Exzentriker, dem Multimillionär, der von Zeit zu Zeit ein Hochstapler war, sondern auch von Isidors Familie; seinen Geschwistern, Brüdern, Schwestern, Neffen und Nichten. Er war der Mann, der die Familienmitglieder unterstützte. Er war überhaupt eine Stütze der Wiener Gesellschaft.
Niemals hätte er gedacht, dass die Nazis ihm, bei seinem Reichtum, Wohlstand und Stellung, etwas anhaben könnten. Doch er hatte sich geirrt.
Ein jüdisches Leben, eine weitere traurige Geschichte.

Shelly Kupferberg hat ohne Zweifel gut recherchiert. Sachlich, nüchtern und chronologisch ist ihr Schreibstil. Doch irgendwas fehlte mir - trotz des grausigen Schauplatzes, vermag es die Autorin nicht, mich emotional zu berühren. Vielleicht, weil mir Isidor bis zum Schluss fremd blieb oder hatte ich zu große Erwartungen an das Buch, das hier hoch gelobt wurde? Oder war es doch der sachliche Stil? Wie dem auch sei, eine gute und interessante Unterhaltung war es allemal.

Bewertung vom 16.02.2023
Kukolka
Lux, Lana

Kukolka


ausgezeichnet

TW: Gewalt und sexuelle Übergriffe an Minderjährigen, Drogenmissbrauch

KUKOLKA
Lana Lux

Ukraine, in den 90er Jahren: Die 7-jährige Samira wächst in einem Waisenhaus unter härtesten Bedingungen auf. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird hart bestraft. Zuneigung oder Liebe gibt es keine.
Als ihre einzige Freundin Marina von einer deutschen Familie adoptiert wird und diese ihr ein paar Wochen später ein Paket aus Deutschland mit einer echten Barbie schickt, wird „Deutschland“ für die kleine Samira der Strohalm, der sie die nächsten Jahre über Wasser halten wird. Eines Tages möchte sie in diesem Land leben!

In einer Nacht, als Samira wieder einmal bestraft wird und nicht schlafen darf, reißt sie aus dem Waisenhaus aus. Sie möchte einen Bus nach Deutschland nehmen. Aber dieses Unterfangen stellt sich für eine 9-Jährige, ohne Geld und Pass, als schwierig heraus.
Während sie die nächsten Tage am Bahnhof rumlungert, lernt sie einen Mann namens Rocky kennen. Dieser verspricht ihr das Busticket nach Deutschland zu bezahlen, wenn sie ihn nach Hause begleitet und ihm dort einen Gefallen erweist …

Lana Lux hat ein ergreifendes Buch geschrieben, einen Pageturner, der brutaler nicht sein könnte. Von der ersten Seite an habe ich mit Samira gelitten, mich nach einem Happy End gesehnt. Die Sprache ist oft derb.
Am meisten schockiert mich, dass dieses Buch eine Geschichte erzählt, die bestimmt unzählige Male auf der Welt stattfindet - wahrscheinlich sogar gerade jetzt in diesem Lesemoment - wir aber in einer Parallelwelt sitzen und nichts dagegen ausrichten können.

Fazit: 💔
Dieses Buch hat mich sehr berührt und wird mit Sicherheit in meine #highlights2023 einziehen.

Bewertung vom 12.02.2023
Dry
Koschmieder, Christine

Dry


gut

TW: Alkoholmissbrauch

DRY
Christine Koschmieder
gelesen von der Autorin

''Der Alkoholiker, das ist doch bitte der, der vom Stuhl kippt, torkelt, das Gleichgewicht nicht halten kann, Gläser umschmeißt, ausfällig wird, mit rotgeäderten Gesicht auf der Parkbank rumhängt, sein Leben nicht in den Griff kriegt. Alkoholiker, das sind diejenigen, die sichtbar ein Problem haben, dem alle anderen ausweichen können.
Nur das mein Problem nicht die Sichtbarkeit ist. Das die bei mir nicht vorhanden ist, sagt nämlich weniger über mein vermeintlich nicht vorhandenes Suchtproblem aus, als mehr über das fehlende Wissen über Sucht und ihre Erscheinungsform. Wenn eine Abhängigkeit sich nicht an Menge, Häufigkeit oder Regelmässigkeit des Alkoholkonsums festmachen lässt und schon gar nicht an seiner Auffälligkeit, weil er viel hinterlistigere Schäden anrichtet. Schäden, die sich oft erst Jahre später zeigen, die viel mit Ehrlichkeit und Beziehungsgestaltung und Vertrauen und Verlässlichkeit und Bindungsfähigkeit zu tun haben. Dinge, die weiter gereicht werden in Partnerschaften und in Familien an Karl, Tilly und Olek, die ich viel zu selten gefragt habe, wie ihr Tag war …’’ (Section 80)

Christine Koschmieder erzählt hier ihre Geschichte: Von ihrer Jugend, diversen Umzügen, von der Scheidung ihrer Eltern, Episoden über die rechthaberische und alkoholkranke Mutter, wie sie ihre drei Kinder von drei Männern bekam, ihr Mann den Kampf mit dem Krebs verlor und zwischendurch wird getrunken, hier und dort, mal mehr und mal weniger. Doch die Lage Zuhause spitzt sich zu: Immer öfter ist Christine überfordert, mag nicht um Hilfe bitten, bekommt trotzdem irgendwie alles geregelt, doch die Kinder haben Angst etwas Falsches am Tisch zu sagen oder ihr die falsche Antwort zu geben, so wird besser am Tisch geschwiegen, damit Mutter nicht gleich wieder ausflippt.
Am Ende weist sich Christine in eine Suchtklinik ein.

Nicht immer war mir Christine sympathisch, zu oft hat mich ihre Geschichte an ‚Die Legende von Paul und Paula‘ erinnert.
Dennoch: Ein ehrliches Buch, das mich doch ab und zu zur Selbstreflexion animiert hat. Eine interessante Geschichte von einer starken Frau, die den Mut hatte sich als Alkoholikerin zu bekennen. Hochachtung von mir.

Lese-/Hörempfehlung von mir.
3½ Sterne

Bewertung vom 04.02.2023
Die Liebe an miesen Tagen
Arenz, Ewald

Die Liebe an miesen Tagen


ausgezeichnet

Die Liebe an miesen Tagen
Ewald Arenz

Die Fotografin Clara lebt seit dem Tod ihres Mannes allein. Nicht das die Beziehung zu ihm, damals vor 10 Jahren, sonderlich gut war, doch einen Ehemann, der die niederschmetternde Diagnose ‚Magenkrebs im Endstadium‘ bekommt, verlässt man nicht.
Nun ist sie bereits zu lange allein, wagt keinen Neuanfang, will keinen anderen Mann treffen oder jemanden in ihre Wohnung lassen.
Doch an dem Tag als sie ihr kleines, ehemalig gemeinsames Haus endlich verkaufen will, steht er vor ihr: Gut aussehend, um einiges jünger als sie und mit einer hübschen Freundin an seiner Seite. Doch es liegt sofort ein Zauber zwischen ihnen und er geht ihr seitdem nicht mehr aus dem Kopf.

Der Schauspieler Elias weiß schon seit einigen Monaten, nein eigentlich von Beginn an, dass er Vera nicht liebt. Er steckt in einem anderen Leben fest. Möchte Vera verlassen, aber kann sich nicht trennen, zu bequem und nie ist es der richtige Zeitpunkt für eine Trennung. Als Vera ihm vorschlägt ein Haus, das zum Verkauf steht, gemeinsam zu besichtigen, wehrt er sich nur bedingt gegen diesen vollkommen überflüssigen Besichtigungstermin, denn sie haben keine Kaufabsichten. Doch als er der Besitzerin des Hauses gegenübersteht, weiß er sofort, dass sie die Liebe seines Lebens ist.

Wer jetzt an dieser Stelle denkt, dass eine wahnsinnige romantische Geschichte folgt, den muss ich leider enttäuschen. Was zu Beginn noch liebevoll und romantisch beginnt, wird schnell auf eine harte Belastungsprobe gestellt.

Die Geschichte wird im Wechsel aus der Perspektive von Clara und Elias erzählt.

Ein wunderschönes Buch! Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Arenz kann schreiben, das wissen wir bereits seit den Büchern ‚Alte Sorten‘ und ‚Der große Sommer‘. Es sind die kleinen Dinge, die der Autor so gefühlvoll, zauberhaft und detailliert beschreibt. Egal ob es eine Stimmung, das Wetter, die Landschaft oder eine durchgefeierte Nacht ist - Arenz gibt uns das Gefühl dabei zu sein, die selbe klare Luft zu atmen, die Schleierwolken am Himmel zu sehen und mit auf der Party zu tanzen. Er lässt uns teilhaben und gibt uns die deutliche Message LIEBE UND LEBE JETZT, IM HIER!
Von mir gibt es eine große Leseempfehlung!
4½ / 5

Bewertung vom 03.02.2023
The Rolling Stones
Cèka

The Rolling Stones


ausgezeichnet

THE ROLLING STONES - Das Comic!

Hier kommt die Idee, die Rolling Stones als Band, im modernen Design, dem Leser/Hörer näher zu bringen - denn es geht ja immerhin darum, dass die Stones bereits seit fast 60 Jahren Musik machen und Fans im Alter von 10-99 Jahren begeistern können!

In dieser Biografie werden Höhepunkte und Niederlagen, aber auch „Insider“ Details in der Kombination aus Comic und geschriebenen Text aus 6 Jahrzehnten authentisch und informativ wiedergegeben.
Wir erleben die Entstehung der Band, erfahren von ihrer musikalischen Entwicklung, vom Ausscheiden und Tod der Gründungsmitglieder, erleben den Einfluss diverser Gitarristen, sind nicht nur bei Sex- und Drogenexzessen dabei, sondern auch bei der Entstehung ihrer wichtigsten Alben.

Wie konnte diese rebellische und provokante Band, sich den verändernden Zeiten anpassen ohne ihren wiedererkennbaren Rockstil zu verlieren und weiterhin bestehen?

Meine Meinung:
Die Kombination aus Text und Comic-Darstellung ist mehr als gelungen und konnte mir, obwohl ich bereits einige Biografien der Band gelesen habe und die Band seit fast 40 Jahren begleite, neues aufzeigen.

Wer wissen will, weshalb Keith seine Gitarre offen stimmt, Ronny die Band re-motivieren konnte, Mick seine Solokarriere geschickt an die der Stones knüpfte, Mick Taylor so wie auch Bill Wyman die Band verließen, Brian Jones, Stu und Charly Watts nicht mehr unter uns weilen, sollte diese außergewöhnliche Biografie lesen.

Ein kleiner Minuspunkt für die nicht ganz so getroffenen Zeichnungen der Band im Comic. Diese hätte ich mir ein wenig authentischer gewünscht.
Große Leseempfehlung für Stonies!
5- / 5

Bewertung vom 31.01.2023
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Über dieses Buch wurde hier schon viel geschrieben, ob ich eure überwiegend positive Meinung teilen kann, erfahrt ihr jetzt:

Eine Frage der Chemie
Bonnie Garmus

Amerika, 1961: Elizabeth Zott hat es als Chemikerin, in der von Männern dominierten Gesellschaft, nicht leicht. Sie wird belächelt, unterbezahlt und muss sich ständig sagen lassen, dass ihre Intelligenz unzureichend für ihre Arbeit sei. All diese Frechheiten hätte sie vielleicht noch ertragen, wenn die Kollegen sie nicht noch zusätzlich sexuell belästigt hätten. Doch Elizabeth Zott wehrt sich: Lautstark und zur Not auch mit dem angespitzten HB Bleistift, den sie immer in ihrer Frisur trägt.
Als sie durch Zufall den bekannten Chemiker Calvin Evans kennenlernt, ist es Liebe auf dem 2. Blick. Sie werden Seelenverwandte, Geliebte und Kollegen. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer - Calvin verunglückt. Als Elizabeth feststellt, dass sie von Calvin ein Kind erwartet, nimmt ihre Karriere eine unerwartete Wendung.

Bonnie Garmus hat hier einen wahren Pageturner geschrieben. Obwohl die Geschichte der Elizabeth Zott fiktiv ist, so spiegelt die Protagonistin mit Sicherheit einige Frauen wider, die vergeblich versuchten während der 60er Jahre in den männerdominierten akademischen Berufen Fuß zu fassen.
Auch wenn mir Elizabeth Zott nicht sonderlich sympathisch war, so kämpfte, fühlte und litt ich ab der ersten Seite mit ihr. Ein humorvolles Buch mit Tiefgang.
Obwohl es für mich eine kleine Länge im hinteren Drittel gab und ich das Ende ein wenig zu kitschig empfand, möchte ich unbedingt eine Leseempfehlung aussprechen.
4½ / 5

Bewertung vom 26.01.2023
Das Glück hat acht Arme (eBook, ePUB)
Pelt, Shelby Van

Das Glück hat acht Arme (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mögt ihr auch so gerne Oktopoden? Dann wird euch dieses Buch sicherlich genauso verzaubern wie mich:

DAS GLÜCK HAT ACHT ARME
Shelby Van Pelt

Die rüstige 70-jährige Tova Sullivan putzt jeden Abend das Aquarium von Sowell Bay. Eigentlich hätte sie schon lange ihre Rente antreten sollen, aber sie findet, dass keiner so gut und gründlich putzt wie sie. Diese Meinung behält sie jedoch lieber für sich. Ihre offizielle Version ist, dass das Putzen der beste Zeitvertreib sei, den man sich nur vorstellen kann.
Vielleicht ist da auch ein Funken Wahrheit dran, denn ihr Mann ist vor zwei Jahren gestorben und ihr Sohn wird seit 30 Jahren vermisst. Tova ist einsam.
Abends, wenn das Aquarium geschlossen ist, geniesst sie allerdings die Ruhe, dann kann sie jeden Winkel ohne Störung säubern und keiner hört, wenn sie mit den Seegurken, Fischen, Haien und dem Oktopus Marcellus spricht.

Cameron ist 30 Jahre alt. Aufgewachsen ist er bei seiner Tante in Kalifornien, seine Mutter war ein Junkie, die ihn mit 9 Jahren verließ. Gerade hat er mal wieder seinen Job verloren und seine Freundin hat ihn deshalb rausgeschmissen. Durch einen Zufall denkt er zu wissen, wer sein Vater ist, dieser soll sich in Sowell Bay aufhalten. Kurz entschlossen leiht er sich Geld von seiner Tante und macht sich auf den Weg in das kleine Städtchen.

Ein Oktopus wird nur 4 Jahre alt, hat drei Herzen und kann nur 40 Minuten ohne Wasser sein. Marcellus, der fast sein ganzes Leben in diesem einen Aquarium lebt, zählt seine Tage und weiß, dass sein Leben bald zu Ende ist.
Schon lange kennt er den Weg aus seinem Aquarium heraus, Schlösser kann er öffnen und so gönnt er sich nachts den einen oder andern Snack aus einem der benachbarten Wasserbecken, wobei Muscheln und Seegurken hoch im Kurs auf seinem Speiseplan stehen.
Eines Tages jedoch, verwickelt er sich in mehrere Kabel und kommt nicht mehr frei …

Tova, Cameron und Marcellus erzählen abwechselnd ihre Geschichten von Liebe, Glück, Missverständnissen, Leid und Unglück.

Dieses Buch hat mich von Beginn an gepackt. Es passiert viel, ohne überladen zu sein. Der Schreibstil ist toll und die super emphatischen Protagonisten lassen das Buch einfach zu einem Erlebnis werden.
Tolles Wohlfühlbuch, ich kann es euch nur empfehlen!
5 /5