Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 470 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2023
Das Monster und andere Geschichten
Crane, Stephen

Das Monster und andere Geschichten


ausgezeichnet

Die Anthologie enthält 12 Geschichten des leider viel zu früh verstorbenen Ausnahmetalentes Stephen Crane.

Erst im letzten Jahr las ich die Kurzgeschichtensammlung „Die tristen Tage von Coney Island“ mit weiteren Werken von ihm, und war schnell begeistert. Stephen Crane erzählt wie aus dem Leben gegriffen, sehr anschaulich und packend, man erkennt auch manches wieder, auch wenn zwischen den Erzählungen und heute über hundert Jahre liegen. So konnte ich z. B. gerade in den Geschichten aus kindlicher Perspektive (dazu später mehr) etwas wiederfinden.

Die titelgebende Geschichte „Das Monster“ ist die mit Abstand längste, schon fast ein Kurzroman. Es geht um den dunkelhäutigen Henry Johnson, der bei der Arztfamilie Trescott in Stellung ist. Als ein Brand ausbricht, rettet er Jimmie, dem Sohn des Hauses, das Leben, trägt aber selbst schwere Brandwunden, vor allem im Gesicht davon, und wird fortan von der Bevölkerung als Monster bezeichnet und gemieden, letztlich wirkt sein Dasein sich sogar negativ auf das Renommee seines Dienstherren aus. Mich hat diese Geschichte sehr berührt, aber auch bedrückt.

Die Trescotts, vor allem Jimmie kommen auch in weiteren Geschichten vor, diese werden aus Jimmies Perspektive erzählt, und man hat sofort den Eindruck, dass Crane sich noch gut an seine Kindheit erinnert. Diese Geschichten fand ich am eindrucksvollsten, zuzüglich der ersten „Neue Handschuhe“, die ebenfalls aus Kindersicht, dieses Mal aber aus der eines Jungen namens Horace, erzählt wird, dem verboten wird, seine neuen Handschuhe zu verschmutzen. Meine Lieblingsgeschichte ist aber wohl „Redner in Nöten“, mit der ich mich tatsächlich identifizieren kann, und die davon erzählt, welche Nöte ein Kind ausstehen muss, wenn es in der Schule etwas vortragen muss. „Natürlich war Jimmie nicht klar, dass man an diesem Tag die Weichen gestellt hatte für die unwiderrufliche Unfähigkeit öffentlich vorzutragen, die ihn bis zum Ende seiner Tage begleiten würde. (Pos. 367) – ich fürchte, bei mir ist das auch so ….

Aber auch alle anderen Geschichten haben mich auf ihre jeweils eigene Art berührt, sie alle sind absolut lesenswert. Stephen Cranes Geschichten sind nichts für zwischendurch, dafür sind sie tatsächlich auch zu schade. Man sollte sich Zeit nehmen und aufmerksam lesen, damit sie ihr ganzes Potential entfalten können. Was hätte dieser junge Mann wohl noch geschrieben, hätte er länger leben dürfen? Was für ein Verlust. Aber immerhin hat er ein vielfältiges Werk hinterlassen, ich freue mich darauf, weiteres aus seiner Feder lesen zu können.

Die Geschichten sind alle über hundert Jahre alt, Stephen Crane verstarb bereits im Jahr 1900 im Alter von 28 Jahren. So muss man diese auch im Kontext ihrer Zeit lesen, in den Hinweisen zur Übersetzung wird darauf hingewiesen, dass so originalgetreu wie machbar übersetzt wurde, auch wenn manche Begriffe heute anders besetzt sind: „Die Erhaltung der Begriffe ist notwendig, gerade für ein umfassendes Verständnis des zeitlichen Kontextes, und um der Leserschaft eine eigene Einschätzung der seinerzeit herrschenden Verhältnisse zu ermöglichen“ (Pos. 31). Dies kommt vor allem auch in „Das Monster“ zum Tragen.

Stephen Crane ist ein Ausnahmetalent, dessen Werke man gelesen haben sollte. Er erzählt aus dem Leben gegriffen, anschaulich, eindringlich und berührend. Seine Geschichten wirken lange nach.

Bewertung vom 26.02.2023
Sie sind unter uns! / KoboldKroniken Bd.1
Bleckmann, Daniel

Sie sind unter uns! / KoboldKroniken Bd.1


ausgezeichnet

Dario freut sich auf das Wiedersehen mit seinem besten Freund Lennard nach den Ferien, doch der Lennard, der dann erscheint, hat so gar nichts mit seinem Freund zu tun, was ist nur mit ihm passiert? Als Dario dahinter kommt, fängt das Abenteuer erst an …

Ist das Buch kaputt? Nein, da ist nur ein Teil des vorderen Buchdeckels ausgeschnitten, was absolut absichtlich passiert ist, und schon mal einen kleinen Eindruck davon gibt, was das Buch sonst noch zu bieten hat. Schon beim Durchblättern fällt auf, dass hier einiges passiert, und es sich nicht „nur“ um einen üblichen Roman handelt, der Text wird laufend mit allerhand Illustierendem unterbrochen – schon da bekommt man (ich auf jeden Fall) Lust sich dem Buch ganz schnell zu widmen.

Es gibt wirklich eine Menge zu sehen, und einige gelungene Ideen zu bestaunen, wie z. B. die Pommes-Ketchup-Zeichnungen. Autor und Illustrator ergänzen sich wunderbar, ich bin begeistert. Thomas Hussung kannte ich schon vorher, seine Zeichnungen haben mir gleich gut gefallen, doch hier toppt er das Ganze noch durch die Vielgestaltigkeit seiner Illustrationen. Es gibt viel zu sehen, so viel zu entdecken, und auch viele kleine „Bonbons“, die nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen Spaß machen können, genauso wie der Humor, vor dem Text und Illustrationen nur so sprühen – am besten, man liest/schaut das Buch gemeinsam (und dann noch einmal jeder für sich).

Die Geschichte an sich ist zudem ziemlich spannend, ein echtes Abenteuer, das natürlich in sich abgeschlossen ist, auch wenn es bereits zusätzliche Geschichten gibt, und auch die Hoffnung auf weitere Abenteuer besteht. Am Ende wird man dieses Buch zufrieden zuklappen können.

Ein Buch, das nicht nur Kindern sondern auch Erwachsenen gefallen kann, ich finde es jedenfalls super, vor allem auch, weil es so viel neben der Geschichte zu entdecken gibt. Autor und Illustrator haben gelungen zusammengearbeitet, die Geschichte ist spannend, macht aber auch viel Spaß, und zwar sowohl Kindern als auch Erwachsenen. Unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 25.02.2023
Das Schwert der Macht / Hidden Worlds Bd.3
Robrahn, Mikkel

Das Schwert der Macht / Hidden Worlds Bd.3


gut

Elliot Craig, seine Mutter Celine und seine Freundin Soleil Boulanger versuchen das Portal zur Erde erneut zu öffnen, um den phantastischen Wesen dort die Möglichkeit zu geben, nach Avalon zu kommen. Nachdem das Öffnen tatsächlich gelingt, steht ihnen allerdings zunächst die Inquisition im Weg, die alles in ihren Augen Unnatürliche vernichten möchte.

Der Finalband der Trilogie fährt noch einmal alle Geschütze auf, im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Inquisition hat neben mittelalterlichen Waffen wie Morgensterne auch modernes Gerät, u. a. Hubschrauber im Arsenal, aber vor allem ist es der fanatische Hass, der ihre Mitglieder antreibt, allen voran Salazar Montanari der bereits in der Vergangenheit mit Celine aneinandergeraten ist.

Daneben gibt es aber auch ein Wiedersehen mit einigen aus Band 1 bekannten Charakteren wie Jonna Jagersman, dem Gnom Theodore Fizzles und seinem Kater oder der Drachendame Gertrude. Leider kann man sich nicht lange über die Wiedersehen freuen, denn es geht ziemlich schnell zur Sache. U. a. führt der Weg nach Rom, ins berüchtigte Inquisitions-Gefängnis Magna Carcarem, wo Elliot ein neues interessantes Wesen trifft.

Der Ton in diesem Band ist sehr düster, es gibt viele Kämpfe, viele Tote, Folter, Trauer und Verluste, und lange fragt man sich, wie das alles noch gut enden soll – und nach dem Ende muss noch einiges aufgearbeitet werden, was ich wiederum gut finde, denn niemand könnte die Geschehnisse einfach so wegstecken (egal ob das Ende gut oder schlecht ist).

Leider muss ich sagen, dass mich die Trilogie von Band zu Band etwas mehr verloren hat, Band 3 ist mir zu viel Inquisition und damit einhergehend zu viel Kummer und Leid – die phantastischen Elemente gehen auch hier weiter verloren. Und in diesem Kontext fällt mir auch deutlicher auf, dass ich den Charakteren, vor allem den Hauptcharakteren nicht so nahe gekommen bin und daher gar nicht so sehr mit ihnen bangen konnte, wie ich mir das gewünscht hätte. Natürlich gibt es Szenen, die mir ans Herz gehen, aber unterm Strich zu wenige. Ehrlich gesagt ist mir auch die Inquisition und vor allem Salazar ein bisschen zu viel, weniger hätte mehr sein können, und trotzdem spannend.

Die Trilogie fing in meinen Augen sehr interessant an, hat aber leider mit jedem Band ein bisschen mein Interesse und meine Begeisterung verloren. Schade, dennoch habe ich eine interessante Welt und ein paar tolle Charaktere, wie z. B. den Drachen Rhegad oder den Buffaloman Gerry kennengelernt. Unterm Strich war das für den dritten Band aber zu wenig, so dass es nur noch für 3 Sterne gereicht hat.

Bewertung vom 25.02.2023
Ein kurzer Fall für Harry Dresden - Wiedererwachter Glaube (eBook, ePUB)
Butcher, Jim

Ein kurzer Fall für Harry Dresden - Wiedererwachter Glaube (eBook, ePUB)


sehr gut

Harry Dresden und sein Partner Nick haben den Auftrag, ein verschwundenes Kind zu finden, – problematisch dabei sind vor allem ein Troll, und Eltern, die sich nicht an die Regel halten.

Die Kurzgeschichte spielt vor den Romanen um den Magier Harry Dresden, hier hat er seine Detektiv-Lizenz noch nicht enthalten, sondern arbeitet noch in einer anderen Detektei. Dass er sich trotzdem bereits mit dem „Übernatürlichen“ auskennt, steht aber außer Frage.

Ich kenne und mag Harry bereits länger, so dass ich keine Probleme hatte, mich in die Geschichte einzufinden, ob sie jedoch auf die Reihe Lust macht, bezweifele ich etwas. Man erfährt im Grunde zu wenig über Harry, um neugierig zu werden, und die Geschichte ist vielleicht etwas zu überladen. Wenn man Harry aber bereits kennt, ist die Geschichte okay und ein nettes Schmankerl für zwischendurch. Ich fühlte mich unterhalten und finde vor allem Faith Astor, das nicht ganz einfach zu handelnde Kind, gerade im Zusammenspiel mit Harry, gut gelungen. Leider funktioniert der Titel im Deutschen nicht.

Die Kurzgeschichte, die der Harry-Dresden-Reihe vorangeht, ist okay. Ich finde sie recht unterhaltsam. Wer Harry Dresden noch nicht kennt, wird womöglich nicht abgeholt. 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 19.02.2023
The 0/00-Files

The 0/00-Files


sehr gut

11 Geschichten bietet die Anthologie, die, wie der Titel schon sagt, sich dem Thema Alkohol widmen.

Wer schon die eine oder andere Anthologie des Talawah-Verlages kennt, wird auch bekannte Autor:innen vorfinden, ich finde das immer nett, auf manche freut man sich schon regelrecht. Wer mehr über Herausgeber:in und Autor:innen wissen möchte, findet im Anhang ein paar Informationen.

Wie gewohnt, sind die Geschichten zum Teil recht skurril und eigenwillig, und dabei ganz unterschiedlich, das mag ich, so wird es auch nie langweilig. Schon die erste „Die Legende vom verfluchten Einhorn“ von Olivia Meyer hat mich gut unterhalten, und perfekt in die Anthologie eingeführt. „Auge um Auge“ von Thomas Demian ist sehr gruselig, „Die blaue Fee“ von Anna Holub eher märchenhaft und „Blutdurst“ von Dennis Frey ziemlich blutig, hat mir aber auch Lust auf mehr gemacht. Andere führen nach Prag, zu Wikingern, und einer sehr ungewöhnlichen Gruppe „Superhelden“. Jede Geschichte passt gut zum Thema.

Nicht jede Geschichte einer Kurzgeschichtensammlung kann einem gefallen, so ist es auch hier, ein paar wenige sind nicht so ganz mein Geschmack, doch insgesamt wurde ich gut unterhalten. Für mich darf es aber auch gerne skurril und abgehoben sein.

Die Anthologien vom Talawah-Verlag sind immer etwas besonderes, ich lese sie gerne, weil sie vielfältig und phantasievoll sind – und immer ein bisschen anders. Auch diese hat mich gut unterhalten.

Bewertung vom 19.02.2023
Das Gold der Krähen / Glory or Grave Bd.2
Bardugo, Leigh

Das Gold der Krähen / Glory or Grave Bd.2


ausgezeichnet

Kaz Brekker und seine Mitstreiter wurden betrogen und Inej sogar entführt. Das kann Kaz nicht auf sich sitzen lassen, neben den Anstrengungen, Inej zu befreien, hat er nun auch Jan van Eck neben Pekka Rollins auf seine Racheliste gesetzt.

Der Roman führt die Geschehnisse aus „Das Lied der Krähen“ fort, und ist von Anfang bis Ende sehr spannend. Ich staune jedes Mal, wenn offenbart wird, welche Pläne Kaz kreiert. Nicht alle glücken, immer wieder gibt es Rückschläge, und oft genug hat man als Leser:in das Gefühl, das müsse das Ende sein. Ich habe diesen Band nahezu atemlos gelesen!

Wie im Vorgängerband wird aus den Perspektiven der Sechs erzählt, und dieses Mal erhält auch Wylan ausreichend Raum. Es gibt eine ganze Reihe neue Erkenntnisse, die u. a. die Hintergründe der Gruppenmitglieder betreffen, und man lernt auch ein paar neue Charaktere kennen, wie z. B. Jespers Vater, der aus bestimmten Gründen nach Ketterdam gereist ist.

Was mir gut gefällt ist, dass es bei all der Spannung und den nicht immer schönen Dingen, die passieren, auch Humor gibt, immer wieder einmal musste ich schmunzeln (wenn z. B. Alys singt ...), das macht den Roman in meinen Augen authentischer und die Charaktere rund um Kaz sympathischer. Überhaupt könnte ich mittlerweile nicht mehr sagen, wen ich am liebsten mag, ich fühle und zittere mit allen mit, und hoffe, dass es für sie alle gut ausgeht. Nicht nur die bisherigen Sechs, auch z. B. Kuwei Yul-Bo oder auch Jespers Vater, nehmen dabei ihren Teil ein.

Auch die Antagonistenseite ist nicht ohne, und immer wieder gelingt es, Kaz’ Gruppe mehr oder weniger große Steine in den Weg zu legen. Auch hier gibt es Überraschungen und vieles, das nicht vorhersehbar ist. Dass diese Seite aber die Antagnonistenseite ist, ist eindeutig.

Der zweite Teil der Dilogie hat mich von Anfang an gefesselt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen – sehr gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für beide Bände.

Bewertung vom 14.02.2023
Die letzten Hexen von Berlin - Der finstere Gang (eBook, ePUB)
Skuza, Oliver

Die letzten Hexen von Berlin - Der finstere Gang (eBook, ePUB)


sehr gut

Mercurius hatte zu dem Wasserschemen, das seinen Club verwüstet hatte, eine Verbindung aufgebaut, und eigentlich sollte es längst wieder im Meer sein, doch es scheint immer noch in Berlin zu weilen. Mercurius und Ferat machen sich auf, es zu suchen und ihm, wenn möglich den Weg zum Meer zu ermöglichen.

Folge 2 der Reihe schließt nahtlos an Folge 1 an, und es geht spannend weiter. Über Rückblenden erfährt man zudem weitere Einzelheiten aus Mercurius’ Vergangenheit. Mir hat gut gefallen, dass in diesem Band Ferat eine größere Rolle einnehmen durfte. Da die Hexen zu einem möglichen Portal ins Feenreich auf den Orkneys unterwegs sind, muss Mercurius alleine versuchen, weiteres Unheil zu verhüten, wobei ihn neben Ferat noch ein weiterer Charakter, den man aus dem Vorgängerband kennt, unterstützt – auch das hat mir gut gefallen. Ferat bringt dabei einiges an Humor ins Spiel ("Sie ist unser Monster. Quasi ein Stammgast" (Pos. 552)), neben einem witzigen Running Gag, den ich so nicht erwartet hatte.

Einige Erkenntnisse, Enttäuschungen und spannende Szenen später gibt es dann am Ende einen ziemlich fiesen Cliffhanger, der natürlich zusätzlich Appetit auf Folge 3 macht.

Die zweite Folge der Reihe führt die Geschichte spannend fort. Mir hat gut gefallen, dass Charaktere in den Mittelpunkt gerückt sind, die vorher eher kleinere Nebenrollen hatten. Ich freue mich auf die nächste Folge.

Bewertung vom 13.02.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


sehr gut

Polizistin Elma ist nach Jahren in Reykjavik wieder in ihren Heimatort Akranes gezogen, und hat dort auch direkt einen Posten bei der örtlichen Polizei bekommen. Dass sie so bald in einem Todesfall ermitteln müsste, hätte sie allerdings nicht gedacht, und dann stellt sich auch noch heraus, dass die tote Frau, die am Leuchtturm gefunden wurde, nicht nur ermordet wurde, sondern auch in ihrer Kindheit in Akranes gelebt hat.

Ich mag Islandromane, gerade auch von isländischen Autor:innen, sehr, einfach auch wegen der Atmosphäre, die dort oft herrscht. An diesem Roman finde ich schön, dass er einmal nicht in der Hauptstadt spielt, sondern einer anderen isländischen Stadt, die zudem offenbar auch eine Reise wert wäre. Dass Autorin und Protagonistin beide aus dieser Stadt stammen, und z. B. auch das isländische „Du“ beibehalten wurde, macht das Ganze zudem sehr authentisch. Ich fühlte mich beim Lesen schnell, als sei ich selbst mit in Island.

Akranes ist eine kleine Stadt, aber dennoch gibt es dort einige Geheimnisse, so dass viele der Charaktere nicht alles offenbaren, und die Ermittlungen dadurch, und auch durch die naturgemäß engeren Beziehungen in einer Kleinstadt, wo nahezu jeder jeden kennt, beeinflusst werden. Erzählt wird in zwei Zeitebenen, zum einen die aktuellen Ereignisse, zum anderen Rückblenden ins Jahr 1989, die aus Sicht eines Kindes erzählt werden.

Der Fall ist daher nicht einfach zu lösen, als Leser:in ist man den Ermittelnden durch die Rückblenden auch immer etwas voraus, und weiß Dinge, die diese gar nicht kennen können, allerdings wird vieles erst nach und nach klar. Am Ende ist der Fall aber in meinen Augen zufriedenstellend aufgelöst, auch wenn, vor allem für die Polizei, noch Fragen offen bleiben, was aber meiner Meinung nach in der Natur der Sache liegt. Vielleicht wird in den Folgebänden (der Nachfolgeband „Verlogen“ ist für September 2023 bereits angekündigt) manches noch einmal in Gesprächen aufgenommen oder man erfährt, wie es mit manchen Charakteren danach weiterging.

Neben den Rückblenden wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so lernt man manche Charaktere recht gut kennen. Auch über das Leben in Island erfährt man manches.

Gut gefallen haben mir auch die Karten in den inneren Klappen, sie zeigen Island aber auch die nähere Umgebung von Akranes. Während der Lektüre hatte ich auch Lust, mir Akranes im Internet näher anzusehen.

Mir hat das Debüt der Autorin gut gefallen, ich hatte ein gutes Islandfeeling, und konnte mitfühlen. Auch hat der Roman mir Lust auf den nächsten Band gemacht. Wer sich bei skandinavischen Krimis wohlfühlt, könnte Gefallen an diesem Roman finden.

Bewertung vom 12.02.2023
Atlas der verborgenen Welten
Hawkins, Emily

Atlas der verborgenen Welten


ausgezeichnet

Auf fast 100 Seiten werden 32 „geheime Orte, vergessene Städte und verschwundene Inseln“ vorgestellt. Untergliedert wird dabei nach Kontinenten, neben einer zweiseitigen Weltkarte zu Beginn des Buches, erhält auch jeder Kontinent eine illustrierte Doppelseite, auf der eine ganze Reihe verschiedener verborgener, verschollener oder mythischer Orte aufgezeichnet sind, im Anschluss daran werden einige davon vorgestellt, jeder auf zwei wunderschön gestalteten Doppelseiten.

In diesem Buch gibt es fiktive (z. B. Schlaraffenland) aber auch einst existierende (z. B. Shi Cheng) Orte zu entdecken, von manchen davon hat man schon öfter gehört (z. B. Atlantis, Eldorado, Camelot, Troja), andere sind zumindest mir gänzlich unbekannt gewesen (z. B. Hy-Brasil). Viele basieren auf Mytholgien verschiedener Kulturen (z. B. Yggdrasil). Zu jedem Ort gibt es eine ganze Reihe Informationen, z. B. wo der Ort liegen könnte/gelegen hat oder über seine Hintergründe. Das ist nicht nur für die Zielgruppe (ab 10 Jahre) informativ, auch Erwachsene können daraus neues Wissen erlangen. Schade nur, dass nicht alle auf den jeweiligen Kontinenten verzeichneten Orte näher betrachtet wrden.

Abgeschlossen wird das Buch mit einem Glossar, in dem man nachschlagen kann, wenn einem ein Wort nicht geläufig ist. - das wird vor allem für die jüngeren Leser:innen wichtig sein.

Ich habe mit viel Vergnügen in diesem Buch gelesen, optisch ein Genuss, hat es mich Neues gelehrt, auch über Bekanntes, aber vor allem neue verschollene Orte entdecken lassen. Gerne empfehle ich es weiter und denke, man wird immer wieder einmal gerne darin blättern.

Bewertung vom 11.02.2023
Das Lied der Krähen / Glory or Grave Bd.1
Bardugo, Leigh

Das Lied der Krähen / Glory or Grave Bd.1


ausgezeichnet

Kaz Brekker gehört zu einer der Gangs von Ketterdam, und man sagt ihm allerhand nach, auch, dass er Unmögliches möglich machen kann. Als einer der Kaufleute des Kaufmannrates sich an ihn wendet, hat dieser einen wahrlich unmöglichen Auftrag für ihn, er soll jemand aus dem Eistribunal befreien. Kaz traut sich das schon zu, aber nicht allein, er muss zunächst noch ein paar besonders talentierte Mitstreiter rekrutieren – zu Sechst machen sie sich schließlich auf nach Fjerda, um Unmögliches möglich zu machen.

Der Roman spielt in der Grisha-Welt der Autorin, aber auch wenn man diese nicht oder nicht gut kennt, kann man ihn verstehen und genießen. Ich selbst habe vor Jahren „Goldene Flammen“ gelesen, und danach – leider – keinen weiteren mehr. Die Welt ist durchdacht, aber es gibt ja einige Romane, die in ihr spielen. Das Eistribunal befindet sich in Fjerda, wo auch die Drüskelle beheimatet sind, diejenigen, die, wie Hexenjäger, fanatisch nach Grishas suchen. Und, überraschenderweise wird unter Kaz Mitstreitern auch einer von ihnen sein. Zu Beginn des Romans gibt es eine Karte der Welt und eine des Eistribunals

Die Hauptcharaktere lernt man nach und nach besser kennen, dazu trägt auch bei, dass abwechselnd aus ihren verschiedenen Perspektiven erzählt wird, wobei – leider – einer von ihnen, nämlich Wylan, ausgelassen wird. Schade, wie ich finde. Jeder der Sechs ist besonders, und man erfährt nach und nach mehr über sie, Dinge, die zunächst noch Fragen aufwerfen, werden entschlüsselt. Ich kann gar nicht sagen, wen ich am liebsten mag, sie sind alle interessant und haben ihre guten und schlechten Seiten.

Zunächst fand ich den Roman recht langatmig, und ich wusste nicht, ob ich die vielen Seiten bis zum Ende durchhalte, obwohl es nicht uninteressant zu lesen war, doch dann, etwa zur Mitte, hat die Spannung ordentlich zugelegt, und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Es endet mit einem Cliffhanger, aber es handelt sich ja auch um den ersten Band einer Dilogie – ich bin schon sehr gespannt auf den Nachfolgeband.

Es hat ein bisschen gedauert, doch dann hat mich der Roman sehr gefesselt. Sehr interessant sind auch die Welt und die Charaktere, über die man nach und nach immer mehr erfährt. Ich vergebe 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde, und eine Leseempfehlung für Genrefans.