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Sigrid

Bewertungen

Insgesamt 262 Bewertungen
Bewertung vom 18.08.2021
Die Leuchtturmwärter
Stonex, Emma

Die Leuchtturmwärter


sehr gut

In diesem Buch wird versucht, eine Erklärung für das unerklärliche Verschwinden von drei Leuchtturmwärtern von ihrem Leuchtturm zu finden. Wir lernen die Männer auf ihrem Leuchtturm kennen und im Rückblick erzählen die Frauen ihre Sicht auf die damaligen Ereignisse und ihre Folgen. Für mich war die Art der Erzählung erstmal gewöhnungsbedürftig. Man erlebt die Geschehnisse von 1972 als, die Männer verschwanden. Es wird immer aus der Sicht der einzelnen Protagonisten erzählt. Es wird sehr ausführlich berichtet und man lernt die Personen gut kennen. Dann wechselt die Zeit in die Gegenwart und man erlebt die zurückgebliebenen Ehefrauen oder Freundinnen bei ihren Erinnerungen, die sie einem Interviewer erzählen. Allerdings wird nur das Erzählte der Frauen im Text wiedergegeben. Das war für mich nicht immer so einfach. Auch muss man bei dem Wechsel der Zeiten und auch der Personen gut aufpassen, damit man nichts durcheinanderbringt. Es dauert seine Zeit, aber im Laufe des Textes bekommt man ein gutes Bild über die damaligen Lebenssituationen der Protagonisten und welche Auswirkungen die Ereignisse auf die Frauen bis heute haben. Es ist interessant, die Verwicklungen der Ereignisse, die verschiedenen Ansichten und Eindrücke der Personen und ihre Gedanken und Wünsche zu erfahren. Es ist nicht immer alles so einfach und ich glaube, die Vorstellung der Leute von ihrem eigentlichen Lebensweg, gehen nicht mit der Wirklichkeit zusammen. Sie hatten Träume und bestimmte Vorstellungen vom Leben, die aber auch nicht mit denen ihres Partners übereinstimmten. Es ist schon seltsam, dass so zu lesen, man möchte die Uhr zurück drehen und ihnen Tipps geben. Mir kam sofort in den Sinn, wie wichtig Ehrlichkeit und Offenheit hier geholfen hätte - zusammen reden - dann wären sicher einige der entstandenen Probleme nicht gewesen.

Es ist spannend und man wird auch mit der mystischen Seite in Kontakt kommen. Es gibt Gerüchte, Geschichten und unerklärliche Dinge, die hier offen dargelegt werden. Jeder Leser kann sich so seine eigenen Gedanken über die übersinnlichen Möglichkeiten machen. Es ist sicher kein einfaches Buch und man liest es nicht so nebenbei. Man braucht Zeit, um sich tief in diese Geschichte zu versenken, aber es lohnt sich doch. Denn die menschlichen Tragödien, Missverständnisse, aber auch Glück und Liebe werden gut angesprochen. Es gibt zwar auch zum Schluß eine Erklärung für das Verschwinden der Männer, aber es bleibt doch noch genug Spielraum für eigene Überlegungen.

Wer gerne über Schicksal und die menschlichen Lebenswege liest, wird dieses Buch lieben.

Bewertung vom 17.08.2021
Die Hebamme
Hoem, Edvard

Die Hebamme


ausgezeichnet

Mir ist erstmal das Cover aufgefallen. Dieser Kontrast zwischen den hohen Bergen und davor der Fjord und die Frau in dem Boot. Irgendwie hat man das Gefühl, dass der Mensch in dieser Natur nur geduldet ist und sich seinen Lebensraum hart verdienen muss. Das kommt auch in der Geschichte rüber. Wir erleben den Lebensweg von Marta Kristine Andersdatter Nesje, die Ende des 18 Jahrhunderts in Norwegen geboren wurde. Es ist für die Bewohner am Romsdalsfjord, aber nicht nur dort, ein sehr hartes und karges Leben. Man muss für sein Überleben täglich hart arbeiten. Die Armut ist groß und es gibt noch große Standesunterschiede. Mich hat die Schilderung der Lebensbedingungen der Menschen damals sehr beeindruckt. Mit welcher Kraft und Anstrengung sie mit und in der Natur lebten. Marta ist eine sehr mutige und eindrucksvolle Persönlichkeit. Ich fand ihre Umgangsweise und ihre offene Art sehr gut. Sie hatte einen starken Willen und hat es ja auch geschafft ihren Traum zu verwirklichen. Sie war immer sehr offen und geradeaus. Sie lies sich nicht unterkriegen und fand immer einen Weg für sich und ihrer Familie. Sie ist Hebamme geworden und das gegen viele Widerstände. Die Beschreibungen in dem Buch sind wirklich sehr authentisch und lebensnah. Man kann sich durch die detailreichen Beschreibungen alles sehr gut vorstellen. Der Leser wird tief ins Geschehen gezogen und man kann sich den Situationen kaum entziehen. Ich habe jedenfalls mitgelitten und mich auf der anderen Seite auch über die Erfolge von Marta gefreut. Für den heutigen Leser ist diese Zeit kaum nachvollziehbar. Die körperlichen Strapazen, aber auch die seelischen Leiden der Menschen waren schon groß. Die Standesunterschiede kamen noch klar raus und teilten die Menschen in verschiedene Klassen auf. Das Leben war hart und es gab klare Regeln, die teilweise schon sehr lange bestanden. Und daher war es für eine so zielstrebige Frau wie Marta nicht einfach. Aber irgendwie hat sie es hinbekommen, manchmal auch auf eine harte Weise. Aber solche Menschen braucht es, um Veränderungen zu bringen. Der Autor hat jedenfalls die Geschichte seiner Vorfahrin sehr gut veranschaulicht. Man liest den Text sehr flüssig und ich habe es fast nicht mehr aus den Händen gelegt. Der Text lässt keinen Raum für Unklarheiten, alles wird geschildert und nichts geschönt. Es ist einfach eine andere Zeit, in die man katapultiert wird. Und gerade der Beruf der Hebamme ist interessant. Er zeigt auch die Veränderungen und die Weiterentwicklung der Wissenschaft und das auch dann in Verbindung mit den alten Traditionen. Der Kampf zwischen Wissen und Glauben bzw. Traditionen wird hier auch gut dargestellt. Die Hebamme mit den wissenschaftlichen Neuerungen und daneben die Geburtshelferinnen mit ihren Ritualen, zeigen die Wandlungen der Zeiten. Das Leben bleibt hart, aber es gibt auch Veränderungen zum Guten. Wir haben in diesem Buch eine sehr interessante Zeitspanne erlebt. Für die Gesellschaft, aber auch für jeden einzelnen Menschen waren es Zeiten des Aufbruchs. Ich fand es auch sehr interessant, wie genau alles auch schriftlich fixiert wurde. Eine Hinterlassenschaft wurde akribisch aufgenommen und Verträge geschlossen und man kann viele Ereignisse auch heute noch genau aus den alten Schriften nachvollziehen z.B. aus den Kirchenbüchern. Also war die "Bürokratie" schon damals verbreitet. Das Buch bringt auch sehr viele Emotionen rüber. Man leidet mit den Menschen, freut sich mit ihnen oder bangt in schlechten Zeiten. Mich haben die vielfältigen Lebenswege der Personen sehr berührt. Es gab so viele verschiedene Charaktere in dem Buch und dadurch erlebte man viele verschiedene Aspekte dieser Zeit. Die Menschen hielten auch zusammen und das zeigt sich in vielen Situationen. Es ist ein wirklich sehr lesenswerte Buch und bringt einem die mutige und tolle Frau Maria Kristine sehr nahe. Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 04.08.2021
Eine Prise Meersalz
Burba, Nanni

Eine Prise Meersalz


sehr gut

In diesem Buch erfahren wir durch die Erzählung von Nanni Burba die Geschichte ihrer Entscheidung für eine Auswanderung nach Mallorca und ihre Erfahrungen dort.

Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Der Erzählstil der Autorin ist sehr angenehm und man kann sich alles sehr gut vorstellen. Sie beginnt mit ihrer letzten Zeit in Deutschland. Die Erlebnisse mit ihrem Restaurant in Gronau lassen sie den Entschluß fassen auszuwandern. Sie wollen eigentlich dem harten Leben als Gastronom entsagen und auf Mallorca ein anderes Leben beginnen. Es ist interessant zu lesen, wie die beiden in Gronau gelebt haben und dann ihre erste Zeit auf Mallorca ohne ein eigenes Restaurant. Ich fand nämlich, die beiden sind zum Gastronom geboren. Sie sind kommunikativ, kreativ, lieben die Menschen und das Leben. Sie sind immer voll in ihrem Tun aufgegangen, daher war es für mich erstmal überraschend, dass sie ohne diese Arbeit als Selbstständige leben wollten. Und man merkt auch, wie sehr sie es später doch vermissen und wieder Freude am Planen haben. In der Geschichte wird alles sehr detailliert beschrieben und dadurch kann man es sich gut vorstellen. Fotos dazu wären sicher schön gewesen, aber es geht auch ohne. Man erlebt alles hautnah mit, der Text lässt sich gut und flüssig lesen. Es gibt sehr amüsante Stellen und andere zeigen den Ernst der Lage und man bangt und hofft mit den beiden. Es ist eine sehr persönliche Geschichte und man erlebt zwei sehr zielstrebige und arbeitsame Persönlichkeiten. Sie nehmen das Leben wie es kommt und versuchen immer das Beste daraus zu machen. Ich fand ihre Erlebnisse sehr interessant und ich konnte dadurch auch mal einen Eindruck von Mallorca und dem dortigen Lebensgewohnheiten bekommen. Eine Auswanderung ist nicht einfach und man sollte mit allem rechnen. Ich fand es nur etwas ungewöhnlich ohne Sprachkenntnisse dorthin zu gehen. Obwohl sich ja rausstellte, dass dort eh Dialekt gesprochen wird und das "normale" Spanisch nicht viel gebracht hätte. Jedenfalls haben sie immer allen Widrigkeiten getrotzt und ihre Erfahrungen gemacht. Die waren nicht immer positiv (seltsame Arbeitgeberin), aber sie hatten auch Glück (super Vermieter). Ich denke, dieses Buch ist ein Muss für Auswanderwillige, die sich hier durch die Erfahrungen von Nanni und Harald einen ersten Eindruck holen können, was auf einen zukommen könnte. Und was man dann braucht, um es schaffen zu können. Ich denke, man muss auch bereit sein hart zu arbeiten und manchmal Kompromisse einzugehen. Flexibel muss man auch sein und das haben die beiden auch gut dargestellt.

Mir hat die Lektüre jedenfalls großen Spaß gemacht und ich hoffe, die beiden werden auch die harten Folgen der Coronazeit überstehen.

Bewertung vom 03.08.2021
Eine Frau, ein Plan
Musk, Maye

Eine Frau, ein Plan


weniger gut

In diesem Buch erzählt Maye Musk Begebenheiten aus ihrem Leben und wie sie durch die Höhen und Tiefen ihres Lebens gekommen ist. Sie erzählt aus ihrer Kindheit und welche Erfahrungen sie daraus für ihr weiteres Leben gewonnen hat. Ich bin mir nicht ganz im Klaren, ob es eine reine Erzählung ihres Lebens mitsamt den gesammelten Erfahrungen sein soll oder ein Ratgeber für ein ehrliches und gesundes Leben. Die Schilderungen ihrer Lebenserfahrungen werden meist mit Tipps kommentiert, die der Leser für sein eigenes Leben umsetzten könnte, um glücklicher, zufriedener und evtl. erfolgreicher zu sein.

Der Erzählstil hat mir gut gefallen. Es waren prägnante Sätze und dadurch war auch der Lesefluss gut. Allerdings waren mir manche Dinge zu oberflächlich und bezogen sich öfter aufs Aussehen und diese Wirkung auf andere Menschen. Aber man muss sagen, dass sie ein aufregendes und erfolgreiches Leben hatte. Sie hat viel dafür getan und ich denke, ihre Erfahrungen waren schon heftig. Aber sie ist eine Kämpfernatur und hat immer versucht, das Beste aus allem zu machen. Und es hat ja auch funktioniert. Sie hat sich auf wesentliches konzentriert und Gelegenheiten wahrgenommen. Es war bestimmt nicht immer einfach. Langweile kam jedenfalls beim Lesen nicht auf. Auch wenn mir manche Tipps zu oft wiederholt wurden. Mir hat gut gefallen, dass der Text in einzelne Teile mit Unterkapiteln aufgeteilt wurde. Denn so kann man sich je nach Interesse gezielt ein Thema raussuchen und den entsprechenden Teil mit seinen Unterkapiteln lesen.

Wer gerne Denkanstöße und Tipps für Lebenssituationen möchte, ist hier genau richtig. Und wird sicher was für sein eigenes Leben aus den Erzählungen rausholen können.

Bewertung vom 25.07.2021
Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2
Izquierdo, Andreas

Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2


ausgezeichnet

In diesem zweiten Band dürfen wir uns über das Zusammentreffen der drei Freunde Isi, Artur und Carl in Berlin freuen. Wir erleben ihre Bemühungen, sich in diesen unruhigen Zeiten ein schönes Leben aufzubauen. Aber die Ereignisse sind nicht immer schön und die Drei gehen durch Höhen und Tiefen. Aber ihre Freundschaft bleibt immer eine Konstante und sie stehen sich bei.

Mir hat dieser Band auch wieder sehr gut gefallen. Ich kannte die groben Fakten über diese Zeit, aber das Buch hat mir durch die detailreichen Erzählungen und die lebhafte Schreibweise diese Zeit doch viel näher gebracht. Die politischen Verhältnisse und die Folgen für die Menschen wurden ja beim Lesen auch durch die Erlebnisse der drei Freunde gut dargestellt. Man konnte es sich alles sehr gut vorstellen und ich fühlte mich perfekt in diese Zeit hineinversetzt. Die privaten Dramen und Lebenserfahrungen der Protagonisten waren schon sehr interessant. Die mir so sympathischen Freunde kamen sehr authentisch rüber und man ist den Geschehnissen gebannt gefolgt. Durch die klare Sprache und lebhaften Schilderungen konnte man sich auch die anderen Charaktere gut vorstellen. Es war ja wieder ein Zusammentreffen der unterschiedlichsten Menschentypen - über die sympathischen und freundlichen Personen bis hin zu den übelsten Gesellen. Aber es hat mich immer wieder gefreut, wie sich Artur mit seinen kreativen und komplizierten Plänen durchgesetzt hat. Gut, er ist zwar für mich ein sympathischer Mensch, aber auch er bedient sich nicht gerade zimperlicher Methoden. Er ist zwar ein Mann mit Herz, aber doch auch ein Krimineller. Trotzdem ist er für seine Freunde der beste Freund und hilft, wo er kann. Auch Isi zeigt mir wieder ihre Stärken. Sie lernt durch die harte Schule und auch die Liebe wird durch die äußeren Umstände gestört. Sie ist aber auch ein starker Mensch und steht immer wieder auf und macht weiter. Sie sucht sich ihren Weg und beweist viel Mut. Sie ist ein Kind ihrer Zeit und sie lässt sich nicht unterkriegen. Carl zeigt sich wieder von seiner liebevollsten Seite, als er ein Leben mit Hans beginnt. Es ist sicher nicht einfach, aber die beiden werden ihren Weg machen. Carl ist für mich immer der ruhende Pool in dieser Freundschaft. Und er muss zum Schluß schwierige Entscheidungen treffen. Mir haben diese Ereignisse in dem Buch sehr gut gefallen. Man liest den Text und taucht sofort ab in diese fremde Welt. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen, weil ich einfach immer Neugierig war, wie es mit den Freunden weitergeht. Der Schluß ist für mich gut und passend. Ich hoffe allerdings, noch mehr über das weitere Leben der Freunde zu erfahren.

Das Lesen dieser Geschichte macht Spaß, allerdings rate ich dazu den ersten Teil auch zu lesen. Obwohl man es auch ohne Vorkenntnisse lesen kann, denn es wird schon noch über die Ereignisse in der Vergangenheit informiert. Aber es macht noch mehr Freude, das Leben der drei Freunde von Anfang an zu begleiten.

Ich kann das Buch wirklich guten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 24.07.2021
Eskalation
Benrath, Nora

Eskalation


ausgezeichnet

Auf der Heimfahrt in der Nacht auf der Autobahn bekommt Dina Martin einen Telefonanruf und nimmt ihn über die Freisprechanlage an. Und dieser Anruf verändert ihr Leben total.
Ich fand gerade diese geschilderte Situation während des Telefonierens besonders spannend. Aus einer normalen Handlung heraus - ein Gespräch annehmen - entwickelt sich eine beängstigende und unvorstellbare Situation. Ich war sofort wie gebannt und konnte garnicht mehr aufhören zu lesen. Und sogar nur als Leser bekam ich sofort Beklemmungen und leichte Angstgefühle. Sowas zu erleben ist wirklich ein wahrgewordener Albtraum. Es gehen sofort die Gedanken los: was würde ich in dieser Situation machen? Wie wird das Enden? Es fesselt einen sofort und man verfolgt dem Geschehen voller ängstlicher Gedanken. Es ist auch alles so real geschildert. Man spürt die Angst der Frau und kann sich ihre erstarrten Handlungen gut vorstellen. Und auch die weiteren Entwicklungen geben keine Entwarnung. Obwohl alles eigentlich tägliche Handlungen mit beinhalten, werden sie doch durch die Umstände zu gefährlichen Situationen. Man kann es sich vorher nicht vorstellen, aber es geschieht. Die vorkommenden Personen sind alles sehr unterschiedliche Charaktere und daher reagieren sie auch sehr individuell auf die Ereignisse. Es bleibt die ganze Zeit spannend. Und gerade die aus der Sicht des Täters erzählte Abschnitte sind sehr interessant und man kann dadurch einige Dinge besser verstehen. Ich fand es auch sehr gut, was im Laufe der Handlungen an Informationen über die einzelnen Protagonisten zum Vorschein kam. Durch die extreme Stresssituationen zeigen sich die wahren Verhältnisse untereinander. Es ist eben nach Außen hin immer alles gut, aber die wahren Zustände offenbaren sich erst im Inneren. Für mich war alles sehr glaubwürdig und nachvollziehbar. Man wird zwar durch die offen gelegten Geheimnisse oft auf eine falsche Fährte geschickt, aber dafür ist das Ende total überraschend. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber es passt gut und lässt den Leser zufrieden zurück. Wer also Spannung sucht, ist bei diesem sehr gut geschriebenen Text mit den interessanten und authentischen Ereignissen gut aufgehoben. Es lässt einen beim Lesen von Anfang bis zum Ende mitfiebern und man hat eine tolle Lesezeit.

Bewertung vom 18.07.2021
Fälschung à la Provence
Heineke, Andreas

Fälschung à la Provence


sehr gut

Wir lernen den Dorfgendarm Pascal Chevrier kennen. Er hat seinen Job in Paris aufgegeben und ist zur Gendamerie in der Provence gegangen. Dieser sympathische Mann liebt seinen Job in der Provence, auch wenn viele diesen Schritt nicht verstehen. Denn er war in Paris Kommissar und kein einfacher Gendarm. Und gerade sein jetziger Chef ist nicht gut auf Pascal zu sprechen. Denn der Bürgermeister will selber groß Karriere machen und versteht die Entscheidung von Pascal nicht. Aber ich fand den Bürgermeister als Gegenspieler von Pascal gut besetzt. Es bringt etwas Schwung in die Arbeitswelt, obwohl es ja noch die sogenannte "Hilfstätigkeit" von Pascal bei Ermittlungen von Mordfällen gibt. Und das ist auch hier in dem Band wieder der Fall. Pascal unterstützt die Mordkommission und stellt seine Erfahrungen zur Verfügung. Es passt meiner Meinung nach gut zu Pascal. Er scheint ja auch immer wieder in Fälle reingezogen zu werden, außerdem ist seine Art und Weise der Ermittlung ja nicht zu unterschätzen. Es ist für ihn natürlich nicht immer einfach, aber die Zusammenarbeit mit der Kommissarin Audrey von der Police nationale gefällt ihm gut. Und das wohl nicht nur Beruflich. In diesem schönen Provencekrimi erlebt man wieder eine gute Mischung aus Polizeiarbeit und dem Privatleben des Protagonisten. Wir lernen die Menschen in ihrer ganzen Bandbreite kennen, die Gefühle, die Lebensweise und natürlich die ganz alltäglichen Katastrophen des Zusammenlebens. Die schön beschriebene Landschaft spielt natürlich auch eine große Rolle und damit zusammen wird die regionale Küche vorgestellt. Das Ganze ergiebt einen sehr unterhaltsamen und spannenden Regionalkrimi. Die Handlung ist interessant und man lernt einiges über Kunst. Mir hat es gut gefallen und man kann dem Geschehen die ganze Zeit gut folgen. Man sieht die Ereignisse vor dem inneren Auge und fiebert mit. Die vielen verschiedenen Charaktere waren sehr interessant und gaben dem ganzen die nötige Abwechslung.

Mir hat die Erzählweise gut gefallen und ich habe die Handlung gebannt verfolgt. Es gab einige Überraschungen und man wurde auch auf falsche Fährten geführt. Aber das Ende konnte mich überzeugen. Es hat Spaß gemacht und ich freue mich auf weitere Abenteuer mit Pascal.

Bewertung vom 18.07.2021
Am Ende der Unschuld
Ziegler, Silke

Am Ende der Unschuld


ausgezeichnet

Wir lernen die junge Milla Seifert kennen, die den Auftrag ihres Lebens erhält. Sie soll einen verurteilten Mörder im Gefängnis interviewen. Das ist sehr ungewöhnlich, denn er hat bisher jede Interviewanfrage abgelehnt und verlangt jetzt speziell nach Milla, die eigentlich bei einer Regionalzeitung in Deutschland arbeitet. Und der Mörder sitzt in einem französischen Gefängnis. Mich hat die Geschichte total faszinierd. Genau wie Milla. Denn wie wird es sein, einen Mörder zu interviewen ? Und warum geralde Milla? Diese Fragen stellt sich nicht nur der Leser, sondern auch Milla macht sich so darüber ihre Gedanken. Aber solch einen Auftrag kann die Journalistin natürlich nicht ablehnen. Das könnte die Top-Story für sie werden und ihre Karriere vorantreiben. Also, nichts wie hin nach Paris. Zum Glück kann sie perfekt Französich und hat auch eine gute Freundin in Paris. Es ist echt spannend. Man macht sie so seine Gedanken und immer kommt natürlich die Frage auf: warum möchte der Mörder das überhaupt - was hat er vor ? Die Handlung ist daher natürlich sofort auf Spannung aus und man fiebert der ersten Begegnung entgegen. Mir hat die Entwicklung des Falls sehr gut gefallen. Es fängt ruhig an, obwohl man natürlich schon dem ganzen entgegen fiebert. Man macht sich so seine Gedanken und die Schuldfrage stellt sich natürlich nicht nur Milla, sondern der Leser wird sich auch so seine Gedanken machen. Mir war Milla sofort sympathisch. Sie ist zielstrebig, aber sie denkt auch an die Menschen dahinter. Sie kommt sehr authentisch rüber. Ihr Verhalten lässt sich etwas vorausahnen. Aber nur zu Beginn, denn die Ereignisse überschlagen sich und Milla wird auf eine harte Probe gestellt. Die ganzen Protagonisten sind schon interessant. Angefangen über den Mörder Robert Hoffmann, die gute Freundin Sandrine bis hin zum Gefängnisdirektor und natürlich die große Unbekannte. Mir hat jedenfalls die Darstellung der Personen gut gefallen. Besonders über den Charakter Robert kann man sich so seine Gedanken machen. Er ist irgendwie auch sympathisch, obwohl man ihn als überführten Mörder kennt und man da doch ins Grübeln kommt. Denn kann man einen Mörder als symapthisch empfinden ? Aber gerade auch diese Widersprüche machen die Geschichte so interessant und abwechslungsreich. Die Handlung ist jedenfalls gut dargestellt. Milla forscht natürlich vielen Informationen nach und dabei kommen doch sehr überraschende Dinge zum Vorschein. Ihre daraus getroffenen Entscheidungen sind wirklich verblüffend und ich war total überrascht von ihren Plänen. Das hätte ich ihr einfach nicht zugetraut. Aber es macht irgendwie einen logischen Eindruck - gewagt, aber durchführbar. Und das hat mir am Buch am Besten gefallen - ihre Entscheidungen zum Handeln. Jedenfalls war es mal ein unerwartetes Erlebnis und passt gut zur Geschichte. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, man kann für einige Stunden in eine spannende und interessante Geschichte eintauchen. Daher kann ich es auch guten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 11.07.2021
Schicksal
Shalev, Zeruya

Schicksal


sehr gut

In diesem Roman spielen sowohl die Vergangenheit wie auch die Gegenwart eine große Rolle. Sie gehören zusammen und so möchte Atara mehr aus der Vergangenheit erfahren, um die Gegenwart besser zu verstehen. Rachel hingegen lebt mehr mit den Ereignissen der Vergangenheit als mit dem Leben in der Gegenwart und möchte jetzt doch mehr für die Gegenwart bereit sein. Es ist kein einfaches Buch. Als Leser wird man gefordert, denn nicht die Handlungen sind überwiegend sondern die ganze Gedankenwelt der Protagonisten spielt eine große Rolle. Man erfährt viel über das heutige Leben von Atara, die mehr über ihren Vater rausbekommen möchte. Sie hatte nie ein tolles Verhältnis zu ihm und das hat ihr zu Denken gegeben. Und nach seinem Tod möchte sie doch noch einiges über ihn erfahren und kontaktiert seine erste Ehefrau, deren Existenz lange ein Geheimnis war. Und diese erste Ehefrau ist Rachel, die andere Hauptperson in diesem Buch. Sie lebt viel in Gedanken an die Vergangenheit, die mit der Gründung Israels in Verbindung steht. Rachel ist mir sofort sympathisch. Ich möchte eigentlich sehr viel mehr über ihren Kampf bei den Lechis erfahren, aber es geht hier ja dann doch mehr um ihre Zeit mit Meno. Rachel ist auch sehr interessant und im Laufe des Buches wird sie immer mehr auftauen und in die Gegenwart zurückkehren. Atara ist eine interessante Frau. Ich konnte sie am Anfang nicht genau einordnen, aber im Laufe der Zeit hat sie mir doch imponiert, vor allem an Ende, wo sie für sich einen Weg gefunden hat. Es geht in diesem Buch um große Themen wie Liebe, Treue, Freundschaft, aber auch um Hass, Vergebung, Zorn. Die ganze menschliche Bandbreite an Gefühlen wird hier verarbeitet. Meist in Form von Gedankengängen. Die Protagonisten erinnern sich oder versuchen Erklärungen zu finden. Die Vergangenheit ist wichtig für die Gegenwart und das stellen die beiden so unterschiedlichen Frauen auch fest. Allerdings finden sie in meinen Augen zum Schluß einen guten Weg für ihr Leben in der Gegenwart, ohne im Schatten der Vergangenheit zu stehen. Der Text ist manchmal schwierig zu lesen, aber seine Intensität macht es zu einem besonderen Erlebnis. Man wird von der Erzählung gepackt und daher geht es einem manchmal nicht schnell genug mit den Ereignissen. Die Kapitel werden mal aus der Sicht von Rachel und mal aus der Sicht von Atara erzählt. Man muss daher immer aufpassen, wer gerade seine Erlebnisse berichtet, damit man nichts durcheinander bringt. Manche Textstellen hätten etwas komprimierter ausfallen können. Es war jedenfalls eine interessante Lektüre und die Lebensgeschichten der beiden Frauen waren interessant. Es wird alles sehr authentisch geschildert und hat mir, eine für mich fremde Kultur gut nähergebracht. Die verschiedenen Persönlichkeiten mit den unterschiedlichsten Charaktere waren sehr aufschlußreich. Sie haben dem Text eine schöne Lebendigkeit gegeben und man konnte sich alles gut vorstellen. Gerade diese einwöchige Trauerzeit hat mich beeindruckt. Und der Schluß hat mir gut gefallen und mich zufrieden aus dem Leben der beiden Frauen Rachel und Atara verabschieden lassen.

Bewertung vom 10.07.2021
Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.18
Storks, Bettina

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.18


ausgezeichnet

Ich kannte Dora Maar vor diesem Buch eigentlich nicht. Aber jetzt nach der sehr interessanten Lektüre kann ich sagen, ich habe eine wirklich sehr eindrucksvolle und starke Frau kennengelernt. Wir erleben ihren Lebenslauf beginnend mit ihren Kindheitserlebenissen bzw. Erinnerungen und über ihre Entwicklung als junge Künstlerin in Paris bis zu ihren späten Jahren. In Paris bleibt sie ja ihr ganzes Leben, auch wenn sie später die Sommermonate in ihrem Haus in Südfrankreich verbringt. Ihre Geschichte ist beeindruckend. Sie setzt sich, wie auch andere Künstlerinnen dieser Zeit, gegen die herrschenden Sitten durch und geht ihren eigenen Weg. Sie versucht zwar auch einen Studienplatz an der männerdominierten Kunstschule zu bekommen, aber leider wird ihr als Frau keine Change gegeben. Aber die Frauen in dieser Zeit haben ihre eigenen Möglichkeiten um ihre Träume zu verwirklichen. Dora geht zwar ihren eigenen Weg, aber sie wird durch die Situation ihres Elternhauses doch auch ausgebremst. Ihr Vater unterstützt sie bedingungslos, aber ihre Mutter ist immer gegen die Entscheidungen ihrer Tochter. Dora hat bis zum Tod ihrer Mutter damit zu kämpfen, aber sie lässt sich nicht aufhalten.

Mir hat die detaillierte Beschreibung der Lebenssituationen von Dora sehr gut gefallen. Man konnte sich alles sehr gut vorstellen. Diese Zeit war ja auch eine aufregende Zeit - nicht nur für Dora und ihre Freunde. Die Menschheit erlebte eine große Veränderung und dann kam der Krieg mit seinen Folgen. Es ist interessant über die damaligen Lebensumstände der ganzen Künstler zu lesen. Picasso spielt natürlich im Leben von Dora eine wahnsinnig wichtige Rolle. Die geschilderten Situationen, die man in einem Roman ja gut darstellen kann, sind vielleicht nicht immer alle real gewesen, aber sie kamen sehr authentisch rüber. Dadurch kann man sich besser in die Situationen hineinversetzen. Dora war in meinen Augen eine Frau mit einem starken Willen. Denn sie hat nie aufgegeben. Diese ganzen Gefühle und Lebenskrisen wurden sehr gut erzählt. Man war immer mitten im Geschehen und konnte dadurch alles gut nachvollziehen. Ich habe sie durch Paris laufen gesehen, ihre tolle Szene im Restaurant, um Picasso zu reizen erlebt oder auch später mit ihr in Südfrankreich den Sommer genossen. Die vielen bekannten Künstler*innen bringen zusätzlich noch eine aufregende Note ins Buch. Denn wir sind in Paris - im Zentrum der Künstler*innen. Das aufregende und abwechslungsreiche Leben der Protagonisten wird dem Leser auf eine besondere Art und Weise nahegebracht. Man möchte beim Lesen nicht aufhören und wird immer tiefer in diese Zeit hineingezogen. Langweile kommt nie auf und man wird über historische Begebenheiten genauso informiert wie über private Ereignisse, die einfach aus dem Alltag erzählen. Ein sehr aufregendes Buch über eine tolle Frau, die sich nicht von den Umständen unterkriegen lässt und zufrieden ihren Lebensabend genießen kann. Den Zeitsprung mit der Tocher ihrer Putzfrau ins Jahr 2019 fand ich auch sehr gut gelungen. Außerdem kann man die ganzen erwähnten Kunstwerke im Anhang nochmals nachlesen. Das hat mich auch dazu verleitet, diese Bilder im Internet zu suchen und mich beim Anschauen an ihre Erwähnung im Text erinnert. Das gibt einem noch einen anderen Blick auf das Bild. Alles in allem kann ich dieses Buch nur weiterempfehlen - man wird nicht enttäuscht.