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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 380 Bewertungen
Bewertung vom 14.02.2020
Das Haus der Frauen
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


sehr gut

Taten statt Worte
Als sich der Klient der erfolgreichen Anwältin Solène nach einem verlorenen Prozess umbringt, stürzt Solène in eine tiefe Depression. Sie ist nicht mehr in der Lage, ihren Beruf auszuüben und geht kaum mehr aus ihrer Wohnung. Ihr Psychotherapeut rät ihr, sich ehrenamtlich zu engagieren, um wieder ins Leben zurückzufinden. Sie nimmt die Aufgabe eines „öffentlichen Schreibers“ in einem Frauenhaus an. Solène geht davon aus, dass sie hauptsächlich Schreiben an Behörden verfassen wird, doch die Frauen haben andere Bedürfnisse und stehen Solène mit ihrem schicken MacBook zunächst sehr kritisch gegenüber. Mit der Zeit öffnen sie sich mehr und mehr und Solène erfährt einiges über ihre Schicksale.
Ein zweiter Handlungsstrang führt ins Paris Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Blanche Peyron, die sich mit Herz und Seele für die Heilsarmee engagiert, erfährt durch Zufall von einem riesigen leerstehenden Gebäude, das wie geschaffen als Zuflucht für die vielen obdachlosen Frauen in Paris ist. Gemeinsam mit ihrem Ehemann steckt sie trotz gesundheitlicher Probleme ihre ganze Energie in das Projekt und schafft es tatsächlich, mithilfe von Spendengeldern, das Gebäude zu erwerben. „Der Palast der Frauen“ ist der neue Name, den das Gebäude fortan trägt. In ebendiesem Palast findet sich Solène jede Woche ein, um den Frauen zur Seite zu stehen...
Mir hat dieses Buch gut gefallen, vor allem, da es sich bei Blanche Peyron um eine reale und keine fiktive Person handelt. Die Schicksale der Frauen sind berührend und meiner Meinung nach durchaus realistisch geschildert. Mein einziger Kritikpunkt ist die teilweise sehr pathetische Sprache („Ruhmesglocken“, „kämpferischer Engel“), wenn von Blanche die Rede ist, weshalb mich die Geschichte rund um Solène auch mehr gefesselt hat. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, das Buch zu lesen.

Bewertung vom 12.02.2020
Ein wenig Glaube
Butler, Nickolas

Ein wenig Glaube


ausgezeichnet

Blinder Fanatismus
Der 65jährige Lyle und seine Frau Peg leben ein zufriedenes und glückliches Leben im ländlichen Wisconsin. Vor kurzem ist ihre Adoptivtochter Shiloh mit ihrem 5jährigen Sohn Isaac wieder zu ihnen gezogen, was ihr Glück noch vervollständigt, denn Isaac ist ein entzückender kleiner Junge, der Leben ins Haus bringt.

Das Leben mit Shiloh war nicht immer einfach. Als Teenager lehnte sie die Adoptiveltern ab, doch jetzt haben sie sich wieder miteinander arrangiert. Dieses fragile Gleichgewicht möchten Lyle und Peg nicht stören, doch als sie feststellen, dass ihre Tochter sich einer dubiosen Glaubensgemeinschaft angeschlossen hat und sich offensichtlich in den charismatischen, aber suspekten Prediger Steven verliebt hat, schrillen bei ihren Eltern alle Alarmglocken, erst recht, als Steven den kleinen Isaac als „Heiler“ bezeichnet, der andere Gemeindemitglieder von ihren Krankheiten befreien kann.

Um Shiloh und Isaac nicht zu verlieren, versuchen sie zunächst, Verständnis für die Glaubensgemeinschaft aufzubringen und besuchen deren Gottesdienste. Doch dann wird Isaac an einem Wochenende, das er bei den Großeltern verbringt, schwer krank und muss ins Krankenhaus. Shiloh und Steven sind außer sich, behaupten, dass der „ungläubige“ Großvater Schuld an der Erkrankung des Kleinen hat und wollen statt medizinischer Behandlung für Isaac beten. Für Shiloh ist Lyle fortan die Verkörperung des Bösen. Sie hält Abstand zu ihm und auch Isaac darf den geliebten Großvater nicht mehr besuchen. Lyle ist verzweifelt und zutiefst getroffen. Als es dem Kleinen zunehmend schlechter geht, muss er eine schwerwiegende Entscheidung treffen...

„Ein wenig Glaube“ ist ein warmherziger und mitreißend geschriebener Roman, der mich sehr berührt hat. Das Thema Glaubensfanatismus und die Hilflosigkeit, dagegen anzugehen, werden sehr glaubwürdig beschrieben. Besonders der Umstand, dass dieser Roman an wahre Tatsachen angelehnt ist, machen ihn umso bedrückender. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ein ganz und gar wundervoller Roman!

Bewertung vom 10.02.2020
Je tiefer das Wasser
Apekina, Katya

Je tiefer das Wasser


gut

Total dysfunktionale Familie
Nachdem ihre Mutter einen Selbstmordversuch begangen hat und in der Psychiatrie landet, müssen die beiden Schwestern Edie und Mae zu ihrem Vater Dennis nach New York ziehen. Dennis hat die Familie vor 10 Jahren verlassen, was die 16jährige Edie ihm nicht verzeihen kann. Die zwei Jahre jüngere Mae hingegen ist begeistert davon, die Kleinstadt in Louisiana hinter sich zu lassen und zu ihrem Vater ins aufregende New York zu ziehen. Sie tut alles, um ihrem Vater zu gefallen, ist eifersüchtig auf alles und jeden, was teilweise krankhafte Züge annimmt.
Das Buch ist das reinste Puzzle von Momentaufnahmen. In kurzen Kapiteln erzählen die einzelnen Personen ihre Sicht der Ereignisse. Es ist nicht klar, inwiefern die Schilderungen den Tatsachen entsprechen, denn manches erscheint sehr widersprüchlich. Es fiel mir sehr schwer, mich auf die Personen einzulassen, denn alle sind auf irgendeine Weise gestört. Das beginnt schon bei der Mutter, die unter anderem von Mae verlangt, nächtelang mit ihr durch den Wald zu streifen. Es scheint, als ob sie Mae als Erweiterung ihrer selbst ansieht, und – wie sich später herausstellt – hinterlässt dies bei Mae tiefgreifende Spuren. Der erfolgreiche Schriftsteller Dennis, der zunächst als liebevoller Vater beschrieben wird, entpuppt sich als Egomane, dem das Schreiben wichtiger ist als alles andere. Edies größter Wunsch ist es, so schnell wie möglich nach Louisiana zurückzukehren, um in der Nähe der Mutter und ihrer Freunde zu sein. Sie verlässt New York überstürzt, doch als sie in ihren Heimatort zurückkehrt, ist nichts mehr so, wie es war.
Ich weiß wirklich nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Einerseits ist es durchaus spannend, es entwickelt einen Sog und man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Andererseits verhalten sich die Personen so krankhaft und gestört, dass es mir oft schwerfiel weiterzulesen. Das offene Ende empfand ich als unbefriedigend, da man nicht weiß, ob sich das Schicksal der Hauptpersonen zum Guten wendet oder das kranke Spiel von vorne beginnt.

Bewertung vom 06.02.2020
Tiefer Fall / Doggerland Bd.2
Adolfsson, Maria

Tiefer Fall / Doggerland Bd.2


sehr gut

Weihnachten auf Noorö
Wie schon der erste Fall der Reihe, spielt „Tiefer Fall“ auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland zwischen Großbritannien und Norwegen.
Die Ermittlerin Karen Eiken Hornby ist eigentlich wegen einer Knieverletzung noch krankgeschrieben, doch geht ihr der weihnachtliche Trubel in ihrem Haus mittlerweile so auf den Geist, dass sie dankbar einen Fall übernimmt.
Auf der nördlichsten Insel der Doggerlandgruppe, Noorö, ist ein alter Mann einen Abhang hinuntergestürzt und gestorben. Zunächst sieht es nach einem Unfall aus, doch bald ist klar, dass es Mord war. Karen, die die Insel Noorö aus ihrer Kindheit kennt und dort auch noch Familie hat, befragt zunächst Freunde und Verwandten des Toten und erhält Hintergrundwissen zum Umfeld des Toten und den Verhältnissen auf Noorö. Dieser Teil zieht sich ziemlich in die Länge, zumal unzählige Namen genannt werden und es ziemlich schwierig ist, sich die ganzen Verwandtschaftsbeziehungen zu merken. Hier wäre ein Personenverzeichnis äußerst hilfreich gewesen.
Auch der Enkel des Getöteten gerät ins Visier der Ermittler, doch dann wird er mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden...
Der erste Band der Reihe hat mich begeistert, deshalb hatte ich hohe Erwartungen an dieses Buch. Leider ist es jedoch nicht so spannend wie Band eins. Auch die witzigen Dialoge und fiktiven Bräuche und Besonderheiten Doggerlands kamen dieses Mal zu kurz. Der Mittelteil zieht sich wirklich sehr in die Länge, am spannendsten ist ein Handlungsstrang, in dem es um häusliche Gewalt geht, der aber mit den Mordermittlungen überhaupt nichts zu tun hat.
Gegen Ende kommt wieder Schwung in die Handlung, das Ende war spannend und überraschend. Mein Fazit: Nicht ganz so gut wie „Fehltritt“, aber den im September erscheinenden 3. Band „Fester Grund“ werde ich wohl ebenfalls lesen. 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.02.2020
Draußen
Kobr, Michael;Klüpfel, Volker

Draußen


weniger gut

Es fehlen nur noch die Aluhüte
Die Leseprobe von „Draussen“ fand ich spannend, deshalb habe ich mir das Hörbuch geholt. Zunächst ist es ja auch ganz interessant. Die 17-jährige Cayenne wird mitten im Wald von einem Angreifer gewürgt und fast umgebracht. Bewusstlos landet sie im Krankenhaus, wo sie auf Teufel komm raus nicht ihren Namen preisgibt, sondern nur in allen möglichen Sprachen ihre Blutgruppe und ihr Gewicht kundtut. Was befürchtet sie? Und wie wahrscheinlich ist es, dass ein schwerverletzter Teenager sich so verhält?
Cayenne lebt zusammen mit ihrem Ziehvater Stefan und ihrem jüngeren Bruder Joshua im brandenburgischen Urwald, zunächst noch in einem Trailer, danach in provisorischen Lagern. Sie haben so gut wie keinen Kontakt zu anderen Personen. Ihr Alltag wird von Kampfübungen und Nahrungssuche (Ratten und Eichhörnchen!) bestimmt. Zu diesem Zeitpunkt fragt man sich bereits zum wiederholten Mal, was das alles überhaupt soll. Vor wem oder was verstecken sie sich denn?! Die Antwort auf diese Frage lässt allerdings auf sich warten und ist auch alles andere als befriedigend.
Immer wieder werden die Beschreibungen des Alltags dieser drei Personen von Tagebucheinträgen eines jungen Mannes unterbrochen, der sich der Fremdenlegion angeschlossen hat.
Außerdem geht es noch in einem dritten Handlungsstrang um einen Lobbyisten der Stromindustrie und seine Machenschaften. Wie all diese Handlungsstränge zusammenhängen, fragt man sich lange Zeit vergeblich.
Um es kurz zu machen: die ganze Geschichte ist unglaublich konstruiert und absurd. Der Wald um Berlin scheint bevölkert von Preppern, Reichsbürgern und Verschwörungstheoretikern, das Einzige, was noch fehlt, sind Aluhutträger! Ich weiß nicht, was das Autorenteam geritten hat, so einen "Thriller" zu produzieren, wahrscheinlich erschien ihnen die Kluftinger-Reihe nicht mehr anspruchsvoll genug. Ich hätte jedenfalls gut daran getan, nach den ersten paar CDs abzubrechen, denn das Warten auf eine halbwegs vernünftige Auflösung war leider vergeblich.

Bewertung vom 31.01.2020
Long Bright River
Moore, Liz

Long Bright River


ausgezeichnet

Michaela, genannt Mickey, ist Streifenpolizistin in Kensington, einem Ortsteil von Philadelphia, in dem Drogen und Gewalt den Alltag bestimmen. Nicht wenige der Drogensüchtigen prostituieren sich. Was für Mickey besonders schlimm ist: ihre jüngere Schwester Kacey ist eine von ihnen.
Die beiden jungen Frauen wuchsen bei ihrer Großmutter Gee auf, denn die eigene Mutter starb ebenfalls infolge ihrer Drogensucht. Gee ist eine harte Frau, die den Mädchen keine Liebe geben konnte, zu enttäuscht ist sie vom Leben.
Während Mickey es schaffte, beruflich Fuß zu fassen, nahm Kacey schon als Teenager Drogen. Mehr als einmal dachte Mickey, die Schwester sei tot.
Dann werden innerhalb von kurzer Zeit mehrere ermordete Prostituierte in Kensington gefunden. Mickey und ihr neuer Partner Eddy sind die ersten am Fundort einer Leiche, deren Identität lange nicht festgestellt wird. Da es sich vermutlich „nur“ um eine weitere Drogentote handelt, scheint auch niemand außer Mickey ein wirkliches Interesse daran zu haben, den Namen der jungen Frau herauszufinden. Doch was Mickey wirklich Sorgen macht, ist, dass sie ihre Schwester schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hat. Sie macht sich auf der Suche nach ihr, doch ohne Erfolg...
Wir erfahren viel über die Lebensumstände in Kensington, über Brutalität und Korruption, Drogenhöhlen und Babys, die schon abhängig auf die Welt kommen. In Mickeys Privatleben steht auch nicht alles zum Besten. Sie ist alleinerziehende Mutter eines vierjährigen Sohnes, den sie während ihrer Arbeitszeit in der Obhut einer nicht gerade zuverlässigen Babysitterin zurücklässt. Nach und nach erfahren wir Mickeys Geschichte, die mich sehr berührt hat.
„Long Bright River“ ist ein spannendes Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte. Mickey ist kein Supercop und sie ist durch und durch glaubwürdig. Dieser Roman ist ein ganz hervorragendes Erstlingswerk mit überraschenden Wendungen. Den Namen Liz Moore sollte man sich merken.

Bewertung vom 30.01.2020
Das verschwundene Mädchen / Cold Case Bd.1
Frennstedt, Tina

Das verschwundene Mädchen / Cold Case Bd.1


gut

Der Krimi beginnt mit einer albtraumhaften Szene. Eine Frau wird in ihrem Haus überfallen. Sie schafft es zwar zu fliehen, wird aber vom Täter eingeholt und am nächsten Morgen tot am Strand aufgefunden.
Das Ermittlerteam vor Ort findet bald Parallelen zu anderen Vergewaltigungs- und Todesfällen. Außerdem beschäftigen sie sich mit einem 16 Jahre zurückliegenden Fall, bei dem die Schülerin Annika nach einer Feier spurlos verschwand. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Doch es gibt Genspuren, die darauf hinweisen, dass die Fälle etwas miteinander zu tun haben könnten. Seltsamerweise hält eine Zeugin von damals, die den mutmaßlichen Täter gesehen hat, ihre Aussage zurück. Warum, war mit bis zum Schluss nicht ganz klar.
Die zu Beginn aufgebaute Spannung flaut im Laufe des Buchs immer mehr ab. Der Leser erfährt viel über das Privatleben der Ermittlerinnen und erhält eine Fülle anderer, für die Fälle vollkommen unerhebliche Informationen. Ein alkoholkranker Ex-Freund von Annika kann sich, nachdem er sich auf die Nacht ihres Verschwindens konzentriert, plötzlich an Einzelheiten erinnern und Annikas Mutter kommt nach 16 Jahren auf die Idee, das Zimmer ihrer Tochter genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie haarsträubend ist das denn?
Die Auflösung lässt vieles an Fragen offen. Ich hatte mir von diesem „Thriller“ sehr viel mehr erwartet und bin einigermaßen enttäuscht.

Bewertung vom 27.01.2020
Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod
Barry, Jessica

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod


gut

Erstaunliche Wandlung
Ein Kleinflugzeug stürzt in den Rocky Mountains ab, an Bord waren der Besitzer der Maschine und dessen Verlobte Allyson. Während alle davon ausgehen, dass beide Insassen tot sind (wobei nur der Pilot tot aufgefunden wird), schlägt sich Ally verletzt durch die Wildnis, um eventuellen Verfolgern zu entkommen. Es ist von Anfang an klar, dass sie in Gefahr ist, weshalb, wird erst im Laufe der Geschichte klar. Völlig unlogisch ist allerdings, dass die Polizei von Allys Tod ausgeht, denn ihre Leiche bleibt unauffindbar.
Allys Mutter Maggie, die seit zwei Jahren keinen Kontakt zu ihrer Tochter mehr hatte, glaubt nicht daran, dass ihre Tochter tot ist und versucht, mehr über das Leben herauszufinden, das Ally in letzter Zeit gelebt hat. Offensichtlich war sie mit dem reichen Geschäftsmann und CEO eines Pharmaunternehmens Ben Gardner verlobt. Auf den Bildern, die sie im Internet findet, ist ihre Tochter kaum wiederzuerkennen.
Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus Allys und Maggies Perspektive erzählt, was die Geschichte abwechslungsreich macht. In Rückblicken erfährt der Leser Allys Geschichte, unter anderem, wie sich Ally und Ben kennengelernt haben. Dieser Teil erinnert sehr an die Hollywood Schmonzette Pretty Woman und ist für meine Begriffe nicht sehr glaubhaft. Weshalb sollte sich der gutaussehende reiche Ben ausgerechnet für die in einer Bar arbeitende Ally interessieren, die sich vor seinen Augen von schmierigen Typen begrapschen lässt? Nicht ganz klar war mir auch Allys Wandlung von der selbstbewussten und –bestimmten jungen Frau zu einem Modepüppchen, dessen einziges Ziel im Leben es ist, ihrem Verlobten zu gefallen.
Auf ihrer Flucht entwickelt Ally dann allerdings ungeahnte Kräfte. Selbst einen Killer, der auf sie angesetzt war, schaltet sie aus, im übrigen ohne jegliche Konsequenzen, denn sie fährt seelenruhig weiter quer durch die Vereinigten Staaten ohne dass sie von der Polizei verfolgt würde.
Freefall ist ein durchaus kurzweiliger, wenn auch ziemlich vorhersehbarer Roman. Nur kurz vor Schluss hat es die Autorin geschafft, mich zu überraschen. 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.01.2020
Sweet Sorrow
Nicholls, David

Sweet Sorrow


ausgezeichnet

Außergewöhnlicher Coming-of-Age Roman
Im Leben des 16-jährigen Charlie Lewis läuft im Moment nichts rund. Es ist Sommer, die Schule ist zu Ende und er hat die Abschlussprüfungen verhauen, so dass an College nicht zu denken ist. Seine Eltern haben sich vor kurzem getrennt. Die Mutter lebt mit ihrem neuen Lebensgefährten und dessen Töchtern zusammen, Charlies jüngere Schwester hat sie mitgenommen. Ihn hat sie nicht „in ihr Team gewählt“, wie er es ausdrückt. Stattdessen wohnt er mit dem seit der Pleite seiner Ladenkette depressiven Vater zusammen, was für Charlie sehr belastend ist. Er muss sich um alles kümmern, Essen, ein Minimum an Ordnung, die Rollen sind verkehrt. Kein Wunder, dass er so wenig Zeit wie möglich in seinem tristen Zuhause verbringen will. So fährt Charlie stundenlang mit dem Fahrrad durch die Gegend und entdeckt aus lauter Langeweile das Lesen für sich.
Bei einem dieser Ausflüge lernt er durch Zufall die gleichaltrige Fran kennen, die als Mitglied einer Laien-Theatergruppe in diesem Sommer Shakespeares „Romeo und Julia“ probt. Charlie hat zwar weder Interesse an Theater noch an Shakespeare, umso mehr gefällt ihm Fran und die einzige Möglichkeit ihr nahe zu sein, ist, selbst in dem Stück mitzuspielen. Wie sich herausstellt, eine sehr positive Entscheidung, denn plötzlich haben seine Tage Struktur und er bekommt neue soziale Kontakte. Sein Selbstbewusstsein wächst. Er geht auf wilde Partys, bewegt sich außerhalb seines bisherigen sozialen Umfelds und erlebt die erste Liebe. Auch Dummheiten und Fehlentscheidungen gehören zu diesem verrückten Sommer, auf den Charlie in diesem Buch, mittlerweile erwachsen und kurz davor zu heiraten, zurückblickt.
„Sweet Sorrow“ ist ein außergewöhnlicher Coming-of-Age Roman, der jedoch rein gar nichts mit seichten 08/15 Liebesromanen zu tun hat. Leser(innen), die solche Romane mögen, sollten also besser die Finger von dieser Geschichte lassen. Insofern finde ich den deutschen Untertitel – Weil die Liebe unvergesslich ist – auch etwas unglücklich gewählt, denn meiner Meinung nach wird damit die falsche Zielgruppe angesprochen.
Ich hatte davor noch nie etwas von Nicholls gelesen und wusste somit nicht, was mich erwartet. Mich hat Nicholls Schreibstil total begeistert. „Sweet Sorrow“ ist witzig, ironisch, tiefgründig und teilweise rührend und spannend, viel mehr als ein reiner Liebesroman. Für mich das erste Lesehighlight dieses Jahres!