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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2021
Wir für uns
Kunrath, Barbara

Wir für uns


ausgezeichnet

Grandioser Schreibstil!

Barbara Kunrath hat einen wundervollen Roman über unerwartete Freundschaften, familiäre Konflikte und Geheimnisse, schwierige Entscheidungen und mutige Neuanfänge erschaffen.

Bereits das zauberhafte Cover strahlt für mich, trotz der suggerierten Leichtigkeit aufgrund der niedlichen Vögelchen, eine gewisse Tiefgründigkeit aus, und die stilvolle, gedeckte Hintergrundfarbe sowie die goldenen Elemente verleihen der Gestaltung einen hochwertigen, edlen Touch. Jener authentische Eindruck setzt sich im Laufe des Romans fort, in dem facettenreiche, aus dem Leben gegriffene Figuren mit realistischer Ernsthaftigkeit ausgearbeitet worden sind, ohne dabei Sympathiepunkte einzubüßen.

Josie, knapp über Vierzig, hört in der Ferne bereits die biologische Uhr ticken, als sie überrascht feststellt, dass sie schwanger ist. Für ihren Partner Bengt (der diese Bezeichnung im Grunde gar nicht verdient, denn offiziell ist er nicht IHR Freund, sondern der Ehemann einer Anderen – und Vater deren Kinder) steht fest, dass Josie die Schwangerschaft abbrechen muss. Kathi, 70, frisch verwitwet, hat ganz andere Sorgen. Fünfzig Ehejahre liegen hinter ihr - wie soll es nach dem Tod ihres Werners nun weitergehen? Ihr Sohn Max und sie haben sich voneinander entfremdet; er kämpft mit seinen eigenen Problemen, die Kathi nur schwer akzeptieren kann. Ihre einst innige Mutter-Kind-Beziehung scheint, aller Bemühungen zum Trotz, nicht mehr zu kitten. Tief in Kathi schlummert zudem der Wunsch, ihren ehemaligen Lebensmittelladen neu zu eröffnen, der einen großen Teil ihres Lebens geprägt, allerdings auch für familiäre Unstimmigkeiten gesorgt hatte. Aber ist diese Sehnsucht überhaupt realistisch oder sollte man das Vergangene lieber ruhen lassen?

So unterschiedlich beide Frauen in ihrem Wesen, ihren Lebenserfahrungen und Überzeugungen sind, so selbstverständlich ergänzen sich ihre Charakterzüge zu einer von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägten Freundschaft. Beide weiblichen Hauptfiguren sind mir auf ihre ganz eigene Art ans Herz gewachsen und ich freute mich aufrichtig über ihre persönliche Entwicklung. Ein weiteres bedeutendes Thema in dieser Geschichte sind die gesundheitlichen Risiken und mütterlichen Ängste spätgebärender Frauen, insbesondere im Hinblick auf die Chromosomenanomalie Trisomie 21.

Erzählt wird die samt Epilog in sechs Abschnitte unterteilte Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Josie (Ich-Form) und Kathi (in der 3. Person). Der klare Schreibstil der Autorin ist geprägt von Authentizität und Feingefühl und hat mir unheimlich gut gefallen.

Fazit: Ein stilles, empathisches, aber auch kraftvolles Buch, das zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 24.07.2021
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane

Stolz und Vorurteil


ausgezeichnet

Zeitlos schön!
"Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle von ansehnlichem Vermögen zwingend auf der Suche nach einer Ehefrau ist." Mit diesem gleichermaßen weisen wie ironischen Satz beginnt der in jeglicher Hinsicht brillante Klassiker 'Stolz und Vorurteil' von Jane Austen, der über die Jahrhunderte nichts von seinem Glanz eingebüßt hat und sich zu meinem liebsten literarischen Werk aller Zeiten gemausert hat.

Diese wunderschöne, mit filigranen Goldelementen verzierte Schmuckausgabe im hochwertigen Einband ist der absolute Hingucker im Bücherregal und kann sich auch von innen sehen lassen: Die edlen Zeichnungen vom berühmten Buchillustrator Hugh Thomson werten das Buch zusätzlich auf und lassen das Herz eines jeden Austen-Fans höherschlagen. Aufgrund der klaren Sprache und der geistreichen, humorvollen Dialoge ist es ein Leichtes, sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen, als unverheiratete Damen und Herren sich maximal beim Tanzen körperlich näherkommen konnten und andernfalls stets von den strengen Augen ihrer Anstandsdamen überwacht wurden. Auch wenn manch spezieller Wortwitz aufgrund der Übersetzung ins Deutsche nicht exakt übernommen werden konnte, tut dies dem Lesegenuss dieser legendären, in ein Sittenportrait eingebetteten Liebesgeschichte keinerlei Abbruch.

Mit einem Augenzwinkern und einem einzigartigen Sinn für Ironie beleuchtet Jane Austen die gesellschaftlichen Normen des englischen Landadels und zeigt am Beispiel der Familie Bennet, welche mit fünf – bisher unverheirateten – Töchtern 'gesegnet' ist, dass insbesondere nicht wohlhabende Frauen im frühen 19. Jahrhundert relativ wenig Einfluss auf ihre Lebensgestaltung hatten, sei es im Hinblick auf berufliche Ambitionen und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten, amouröse Hoffnungen oder finanzielle Mittel, von denen nicht unwesentliche Lebensumstände (wie beispielsweise die eigene Wohnsituation) abhingen. Kein Wunder, dass Mrs. Bennets Gedanken sich rund um die Uhr um die vorteilhafte Vermählung und Absicherung ihrer Töchter drehen und ihr Lebensinhalt einzig aus der Suche nach wohlsituierten Heiratskandidaten zu bestehen scheint.

Aus heutiger, oftmals stark romantisierter Sicht auf die Vergangenheit mögen uns gewisse Handlungselemente in historischen Romanen als akzeptabel erscheinen, tragen sie doch zu unserem unterhaltsamen Leseerlebnis bei, aber so gerne ich mich in Schwärmereien über Mr. Darcy verliere und wie liebend gerne ich auch einen rauschenden Ball auf Pemberley miterleben würde – auf Dauer könnte ich mir solch ein fremdbestimmtes Leben nicht vorstellen. Immerhin hatte nicht jede Frau solch ein Glück wie Elizabeth, der letztlich trotz – oder gerade wegen – ihres Auflehnens gegen die zeitgenössischen Gepflogenheiten ein Happy End vergönnt war, man denke nur an ihre beste Freundin Charlotte.

Fazit: Ein wundervolles, ebenso tiefgründiges wie amüsantes Werk über eine intelligente, selbstbewusste junge Frau, die – entgegen der damaligen Norm – ihr Herzensglück über ein abgesichertes, aber dafür liebloses Leben stellt und im Laufe der Zeit lernt, dass der erste Eindruck nicht zwangsläufig der richtige sein muss. Diese bezaubernde Sonderedition aus dem Anaconda Verlag wird nicht nur Janeites begeistern, sondern eignet sich auch ideal für alle Leser/innen, die den Einstieg in die klassische Weltliteratur wagen möchten.

Bewertung vom 23.07.2021
Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15
Bergmann, Renate

Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15


ausgezeichnet

Einfach nur genial!
Ich habe eine neue Lieblingsreihe gefunden! Der im März 2021 bei Ullstein Taschenbuch erschienene, sommerlich-heitere Roman "Fertig ist die Laube", den ich - passend zum Thema - an einem sonnigen Nachmittag im Garten verschlungen habe, hat mich immer wieder laut auflachen lassen. Ich bin dermaßen begeistert, dass ich nun unbedingt sämtliche Bände der Reihe lesen möchte!

Der locker-herzliche Schreibstil im Plauderton, gespickt mit allerlei Lebensweisheiten und direkter Anrede der Leser/innen, ist ein wahrer Genuss! Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass hier nicht tatsächlich eine reale 82-jährige Rentnerin hinter dem Werk steckt; ich kann wirklich nur staunen darüber, wie authentisch der Autor Torsten Rhode den Charakter der entzückenden Berliner Online-Omi Renate Bergmann erschaffen hat und wie mühelos und überzeugend er sich in das Denken einer gänzlich anderen Generation hineinversetzt. Ganz große Schreibkunst! Erzählt wird nämlich in der Ich-Form aus der Perspektive von Oma Renate, "wissen Se", und zwar im sympathischen Berliner Dialekt. Während der Lektüre fühlte ich mich wie in einem persönlichen Gespräch bei Kaffee und Kuchen mit der knuffigen, durchaus patenten und geistig fitten Omi, der niemand etwas vormacht. Jawoll, die Renate geht mit der Zeit und kennt sich bestens aus mit 'Jutjup', 'Fäßbock' und Co.!

Überhaupt kommt sie gerne ins Plaudern, die gute Seele, und berichtet in diesem Roman in munterer Manier von ihrem Sommer in der Gartenkolonie 'Abendfrieden'. Ich habe mich königlich amüsiert und wie gebannt die Abenteuer verfolgt, die sie und ihre beste Freundin Gertrud in dieser nur vermeintlich idyllischen Schrebergarten-Gemeinde erlebt haben. Denn der Gunter Herbst, Gertruds Lebensgefährte, hatte es an den Bandscheiben und musste operiert werden – und danach gleich weiter zur Reha. Sein verwildertes Gärtchen hatte er ohnehin sträflich vernachlässigt, sehr zum Leidwesen von Gertrud und Renate, die sich prompt der traurigen Parzelle annahmen. Ihre Mission: Grundsanierung! Ob Gunter mit dem Resultat einverstanden sein wird? Leicht haben sie es nicht, die Omis, denn in so einer Kolonie gibt es die schrägsten Gartennachbarn! Und dann wuselt ihnen auch noch der pingelige Günter Habicht samt seiner nervigen Kontroll-Drohne in den Angelegenheiten herum – "eine Art Obergärtner mit Hausmeisterfunktion", der seine Pflichten übergenau nimmt und stets dann auftaucht, wenn man ihn gerade so gar nicht gebrauchen kann. Was habe ich gelacht, vor allem über die Passage zur Maulwurfsbekämpfung! Aus diesem Werk nimmt man tatsächlich jede Menge Ideen und praktische Tipps und Tricks rund ums Thema Gärtnern mit, ebenso wie Denkanstöße und Erinnerungen, an denen uns Renate teilhaben lässt.

Fazit: Dieser rundum empfehlenswerte Roman ist ein Garant für gute Laune! Die perfekte Einstimmung auf den Sommer, ideal zum Zurücklehnen und Wohlfühlen! Eine klare Empfehlung für alle Fans von herrlich amüsanter Lektüre mit Protagonisten, die man einfach knuddeln möchte. Ich bin rundum begeistert und mega happy, diese tolle Reihe für mich entdeckt zu haben!

Bewertung vom 23.07.2021
Küsst du den Feind? / Matching Night Bd.1
Hasse, Stefanie

Küsst du den Feind? / Matching Night Bd.1


ausgezeichnet

Jahreshighlight!!
Schon seitdem ich vor geraumer Zeit die Matching-Night-Dilogie in der Ravensburger-Verlagsvorschau entdeckt hatte, fieberte ich dieser Geschichte entgegen und ich kann nur sagen: WOW!! Was bin ich froh, dass ich mir vorsorglich bereits den zweiten Band gekauft habe, um gleich im Anschluss weiterlesen zu können! Dieses Buch gehört schon jetzt zu meinen Jahreshighlights.

Hier hat Stefanie Hasse wirklich eine mitreißende New-Adult-Story um Geheimnisse, Intrigen und große Gefühle erschaffen – vor dem faszinierenden Hintergrund einer renommierten Universität, an der zwei elitäre Studentenverbindungen, die Ravens und die Lions, ihren Einfluss geltend machen und das Leben ihrer Mitglieder/innen erheblich beeinflussen. Wer die Anwärterphase übersteht, dem winkt eine glänzende Zukunft – ein allumfassendes Stipendium, Unterkunft und Logis in der noblen Verbindungsvilla, die besten Lehrmaterialien und Förderprogramme, ausgezeichnete Karriereaussichten dank einem Netzwerk, dem die mächtigsten und erfolgreichsten Persönlichkeiten angehören…und dann sind da noch die sagenumwobenen, rauschenden Glamour-Parties. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Dieser Meinung ist auch Cara anfangs, die sich aufgrund einer wohlwollenden Empfehlung als Anwärterin bei den Ravens wiederfindet. Bisher hatte sie nur Pech, seitdem sie an der Uni angekommen war – die geplante Unterkunft war unbewohnbar, das Zimmer bei ihrer besten Freundin Hannah spontan belegt, und ihr von den Verwandten mühsam zusammengesparter Wagen kaum für die tägliche längere Anreise ausgelegt. Am schlimmsten ist für Cara jedoch die Tatsache, dass ihre Familie sich für ihr Studium hoch verschuldet hat – ein Stipendium bei den Ravens wäre also ein Geschenk des Himmels. Aber wieso möchte Hannah ihr diese Idee unbedingt ausreden? Was hat sie gegen den charismatischen Tyler, dessen Gegenwart Cara Herzklopfen beschert? Warum verbeißt Hannah sich in das mysteriöse Verschwinden einer Studentin? Cara hat kaum Zeit, all diesen Fragen auf den Grund zu gehen, denn die Anwärterphase der Ravens hat es in sich: Sie bekommt ein Match zugeteilt, einen potentiellen Partner aus dem Hause der Lions, mit dem es eine Reihe an Aufgaben zu bewältigen gilt…unter anderem, ein Paar zu spielen. Nicht nur, dass Caras Match ausgerechnet Joshua Prentiss ist - selbstverliebt, arrogant, attraktiv und Sohn der Präsidentin der USA -, es kommt noch schlimmer: Bald weiß sie nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist, wem sie vertrauen kann und vor wem sie unbedingt die Flucht ergreifen sollte...

Der packende Schreibstil der Autorin hat mich umgehauen – von der facettenreichen Figurenzeichnung über den Aufbau des Spannungsbogens bis hin zu den bildreichen Beschreibungen, die beim Lesen direkt einen Film im Kopf entstehen lassen…hier stimmt einfach alles. Zudem ist der außergewöhnliche Plot mal was ganz Neues in diesem Genre. Besonders lobenswert: Endlich mal eine weibliche Hauptfigur, die in brenzligen Situationen nicht übertrieben naiv reagiert. Ich habe Caras Gefühle, Gedanken und Entscheidungen jederzeit nachvollziehen können und konnte vor lauter Mitfiebern das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Beim Cliffhanger am Schluss habe ich die Luft angehalten und musste mich richtig zusammenreißen, nicht direkt zum Folgeband zu greifen, sondern erst diese Rezension zu schreiben!

Das traumhaft schöne Cover ist DER Eyecatcher schlechthin im Bücherregal – zusammen mit Band 2 ergibt die Frontabbildung die Silhouette eines Rabens; diese kreative Gestaltung passt also perfekt zur Studentenverbindung der Ravens.

Fazit: Mir gehen die Superlative aus für dieses geniale Werk – absolut fesselnd, mega spannend und sensationell geschrieben! Ein Muss für alle New-Adult-Fans!!

Bewertung vom 22.07.2021
Kaizen
Harvey, Sarah

Kaizen


sehr gut

* Schritt für Schritt zum Lebensglück*
"Der Schlüssel zu nachhaltigen Veränderungen ist ein Prozess der kleinen Schritte."

Während ihrer freiberuflichen Tätigkeit in Japan lernte die Autorin Sarah Harvey die japanische Kultur kennen und lieben. Insbesondere die faszinierende, lebensverändernde Philosophie des Kaizen hat sie dermaßen begeistert, dass sie ihre persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen in diesem kompakten, hervorragend recherchierten und ansehnlich gestalteten Sachbuch festgehalten hat, welches im Juni 2020 beim Irisiana Verlag erschienen ist.

Besonders gefallen hat mir die Tatsache, dass es sich nicht um einen klassischen, unpersönlichen Ratgeber handelt, der sich ausschließlich darauf beschränkt, den Lesern fertige To-Do-Listen vorzusetzen, deren Umsetzung - unabhängig von der individuellen Lebenssituation der Leserschaft - quasi im Hauruckverfahren sofortigen Erfolg im Kampf gegen festgefahrene Gewohnheiten verspricht. Stattdessen erklärt die Autorin auf leicht verständliche Weise zunächst die geschichtlichen Hintergründe von Kaizen, das ursprünglich als Wirtschaftstheorie von der US-Regierung entwickelt worden war, und verdeutlicht die Chancen, welche die Adaptierung der Philosophie auf unsere Persönlichkeitsentwicklung mit sich bringt. Dabei wird insbesondere auf den Beginn ein bedeutender Fokus gelegt: Was genau möchte ich erreichen und wie kann Kaizen mir dabei helfen?

Scharfsinnig und realistisch kalkuliert die Autorin auch die Grenzen bzw. mögliche Hindernisse auf unserem Weg mit ein – jeder Mensch befindet sich an einem anderen Punkt im Leben, hat ganz spezielle Erwartungen und Wünsche. Welche Stolpersteine können auf uns lauern? Natürlich ist es immer leicht, zu Neujahr einen Katalog an löblichen Vorsätzen zu erdenken – doch auch die stärkste Motivation kann aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse (Jobverlust, Krankheit, etc.) ins Wanken geraten und uns das Gefühl vermitteln, versagt zu haben. In solchen Situationen ist ein Umdenken bzw. Überdenken unserer Prioritäten wichtig, wie Sarah Harvey gekonnt aufzeigt.

"Es geht nicht darum, perfekt zu werden, sondern das Leben als eine aufregende Reise zu betrachten, die einem viele Gelegenheiten bietet, sich weiterzuentwickeln."

Hierzu erhält man für die Bereiche Gesundheit, Arbeit, Geld, Zuhause, Beziehungen, Gewohnheiten und Herausforderungen allerlei hilfreiche Techniken und praktische Anleitungen, die völlig individuell umsetzbar und flexibel anpassbar sind.

Da ich mich generell sehr für Japan interessiere und es einige Bereiche in meinem Leben gibt, die ich gerne weiter optimieren würde, zum Beispiel meine allgemeine Gesundheit oder meine Ernährung, habe ich das mit schönen Farbfotografien bebilderte Werk unheimlich gerne gelesen und viele motivierende Denkanstöße mitnehmen können. Nicht alles waren gänzlich neue Ideen und einige Punkte wiederholten sich teilweise in den einzelnen Kapiteln, aber ansonsten war der Schreibstil äußerst angenehm.

Dank der japanischen Erfolgsformel kann ich mittels des Prozesses vieler kleiner Schritte nun langfristige Veränderungen in meinem Alltag in Angriff nehmen und mich darauf konzentrieren, sinnvolle Routinen zu entwickeln bzw. zu stärken, schädliches Verhalten nach und nach abzulegen sowie meinen inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen.

Fazit: Ein edel gestalteter Ratgeber voller anregender Ideen, den ich sicher noch oft zu Rate ziehen werde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.07.2021
The Rules of Magic. Eine zauberhafte Familie
Hoffman, Alice

The Rules of Magic. Eine zauberhafte Familie


gut

Wählst du Mut oder Vorsicht?
Die Familie Owens ist außergewöhnlich. Susanna, Mutter dreier Teenager, bemüht sich nach Kräften, ihre Kinder zu schützen und hält deshalb nicht nur die Familiengeschichte größtenteils vor ihnen geheim, sondern stellt auch klare Regeln auf, die zwar sonderbar klingen (wie z.B. das Verbot, schwarze Kleidung oder rote Schuhe zu tragen), jedoch ihre Berechtigung haben. Leider reicht dies nicht aus, um das Schicksal aufzuhalten, denn natürlich haben Franny, Jet und Vincent längst bemerkt, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügen. Tatsächlich haben sie das magische Talent ihrer Vorfahren, einer Hexenfamilie, geerbt. Allerdings bedeuten ihre Gaben nicht nur Vorteile, sie stellen auch ein großes Risiko dar – für die Geschwister und für alle Menschen, die ihnen nahestehen.
Nesthäkchen Vincent ist so charismatisch, dass sich kein weibliches Wesen seiner Wirkung entziehen kann; bereits als Baby hätte ihn eine Krankenschwester deshalb um ein Haar entführt, und insbesondere als Heranwachsender kann sich der attraktive junge Mann kaum vor Avancen retten. Sein beachtliches musikalisches Talent macht ihn nur noch begehrenswerter. Doch keinem Mädchen ist es bisher gelungen, sein Herz zu gewinnen. Franny, die älteste Schwester, versucht zunächst, ihre sonderbare Gabe mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu klären, sucht die Logik hinter dem Unerklärlichen. Mit ihren feuerroten Haaren und ihrer milchweißen Haut ist die mürrisch wirkende junge Frau, die schon von klein auf eine besondere Bindung zu wilden Vögeln hat, ein Hingucker; als die klassische Schönheit der Familie gilt allerdings die sanftmütige, sensible Jet, das mittlere Kind. Sie alle frohlocken, als sich ihnen spontan die Gelegenheit bietet, für einen Sommer den elterlichen Verboten zu entfliehen, denn sie sind eingeladen worden nach Massachusetts, wo ihre Tante Isabelle lebt. Am Ende der Saison wird ihr Leben sich für immer verändert haben, doch die größten Schicksalsprüfungen liegen noch vor ihnen.
An den Schreibstil der Autorin habe ich mich zunächst gewöhnen müssen, da er sehr neutral, trocken und nüchtern gehalten ist. Erzählt wird in der dritten Person im Präteritum (aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, der Einblick in die Gedanken sämtlicher Figuren hat). Die Zeitsprünge des in 6 Abschnitte unterteilten Werkes sind enorm, oftmals vergehen binnen weniger Seiten ganze Jahre, dann wieder gibt es Passagen, in denen gefühlt rein gar nichts passiert, was zu einigen Längen führt. Schwerwiegende emotionale Ereignisse werden in wenigen Sätzen abgehandelt, wodurch die diesbezügliche, für die Handlung relevante Information zwar bei mir ankam, die damit assoziierten Gefühle mich jedoch nicht erreichen konnten. Mit den 3 Hauptfiguren wurde ich bis zuletzt nicht gänzlich warm. Ich sympathisierte mit ihnen, konnte aber ihr Verhalten, das mir häufig egoistisch erschien, nicht nachvollziehen, und aufgrund der eher distanzierten Art der Charakterdarstellung wuchsen sie mir nicht so ans Herz, wie ich es mir gewünscht hätte. Insgesamt hatte ich auf eine humorvolle oder zumindest optimistische Geschichte mit einem grundsätzlich positiven Unterton gehofft und war folglich von der unterschwelligen Negativität etwas erschlagen bzw. empfand zahlreiche Ereignisse als recht deprimierend.
Sehr interessant gewählt fand ich den Handlungszeitraum, dessen Fokus auf den 1960er Jahren liegt.
Fazit: Anders als erwartet, aber in der Gesamtheit nicht minder spannend. Auch wenn ich nicht gänzlich verzaubert bin, war es ein solider 3-Sterne-Read. Für Fans von modernen Märchen und Stories über den Einfluss von Magie ist dieses Werk sicherlich eine Empfehlung wert.

Bewertung vom 17.07.2021
Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2


sehr gut

* Cat & Pug *
Mit ihrem solide recherchierten und lediglich durch ein wenig Fiktion angereicherten historischen Roman "Lady Churchill" hat die Autorin Marie Benedict ein stimmungsvolles Porträt jener Frau geschaffen, die (- trotz ihrer zweifelsohne bedeutenden Rolle in der jüngeren Geschichte -) bisher wenig Beachtung erhalten hat. Auch ich muss zugeben, dass der legendäre Staatsmann Winston Churchill mir natürlich ein Begriff war, ich allerdings über keinerlei Wissen hinsichtlich seiner Gattin verfügte. Wer war Clementine Churchill und wie sah ihr Leben an der Seite des britischen Premierministers aus?

Bereits bei ihrer Trauung mit dem 11 Jahre älteren Winston schwor sich die damals 23-jährige Clementine: "[…] mein Leben wird sich nicht allein darum drehen, die unsichtbare Stütze meines Mannes zu sein". Mit dieser Überzeugung sollte sie recht behalten, denn noch vor ihrer Eheschließung war ihr Mann, den sie liebevoll 'Pug' (Mops) nannte, gleichermaßen fasziniert und begeistert von 'Cats' wachem Geist, ihren unkonventionellen Ansichten und ihrem aufrichtigen politischen Interesse.

Clementine wird seine engste Vertraute, Beraterin und Beschützerin; mehr als einmal rettet sie ihm wortwörtlich das Leben und wirkte auf mich oftmals, als hätte sie, in gewisser Weise, indirekt auch eine Mutterrolle ihm gegenüber eingenommen. Ihre bedingungslose Unterstützung und permanente Ermutigung ist für Winston, der als Kind enorm unter dem "Mangel elterlicher Liebe und Zuwendung" gelitten hatte, elementar und lebenswichtig. Zeitweise wird sogar der Eindruck vermittelt, dass er ohne die Hilfe seiner Frau völlig aufgeschmissen und hilflos wäre.

Der Schreibstil ist angenehm unterhaltsam, direkt und keineswegs nüchtern, wie man es bei einem Roman vor politischem Hintergrund eventuell vermuten würde. Insbesondere Winston ist nicht zu einem trockenen Nebenprotagonisten degradiert worden, sondern wirkt ausgesprochen liebenswürdig, teilweise beinahe schelmenhaft, wenn auch anstrengend und selbstbezogen; er und seine Frau sind nicht frei von Fehlern, aber genau das macht sie glaubwürdig.

Die Autorin zeichnet ein atmosphärisches Bild der damaligen Gesellschaft und lässt uns in eine Zeit eintauchen, in der die Welt kurz vor dem Abgrund stand. Wir begleiten die Churchills durch beide Weltkriege und die Jahre dazwischen, erleben die Höhen und Tiefen ihrer letztlich unerschütterlichen und von gegenseitiger Zuneigung und Respekt getragenen Ehe. Mit beeindruckender Selbstverständlichkeit und Stärke vertritt Clementine ihre Meinung bezüglich zahlreicher Staatsangelegenheiten, prangert die unmenschlichen Bedingungen und Hygienemängel in den Schutzräumen an, setzt sich für das Wahlrecht der Frauen ein und zieht die Fäden im Hintergrund, indem sie auf Winston einwirkt – all das entgegen den damals vorherrschenden gesellschaftlichen Normen, nach denen Frauen in der Politik nichts zu suchen hatten.

Fazit: Trotz kleiner Längen im Mittelteil hat mich das Werk sehr gut unterhalten. Gerne empfehle ich diese Lektüre über eine starke, außergewöhnliche Frau allen Geschichts- und Politikinteressierten.

Bewertung vom 16.07.2021
Kronenkampf. Geschmiedetes Schicksal
Fast, Valentina

Kronenkampf. Geschmiedetes Schicksal


gut

Tolle Story-Idee, die mehr Raum zum Entfalten gebraucht hätte.

Ich bin sowohl hoffnungsvoll als auch völlig erwartungsfrei an die Lektüre dieses Romans herangegangen, denn ohne jegliches Wissen über den Inhalt zu haben, hatte hier ein Blick auf das edle, von funkelnden Gold- und Silberelementen durchzogene Cover gereicht, um meine Neugier zu wecken. Der Titel klang nach einer verheißungsvollen, spannenden Story und ich liebe Geschichten mit einem royalen Background, egal ob es sich dabei um Romantasy-Schauplätze oder um ein Setting in der realen Welt handelt. Das Königreich Alandra, dargestellt auf einer Karte im Innencover, wird seit einem großen Krieg von 2 Königen regiert, bei denen es sich stets um die mächtigsten Magieträger des Landes handelt. Ihre Fähigkeiten werden alle 10 Jahre in einem Wettkampf, dem Kronenkampf, ermittelt. Aktuell herrschen der Kupferkönig Theon & die Eisenkönigin Sadira einträchtig Seite an Seite. Es gilt, das Volk (das aus Eisernen, Kupfernen und normalen Menschen besteht) gegen Angriffe von monsterartigen Wesen zu schützen, die hinter der großen Mauer im Ostwald lauern. Jene Dämonen werden Dragen genannt. Die junge Fiana, aus deren Perspektive in Ich-Form erzählt wird, ist die beste Freundin der Königstochter Ariana. Sie wuchs nach dem Tod ihrer Mutter im königlichen Palast auf und arbeitete sich von einer Küchenmagd bis zur Gesellschafterin hoch. Niemand ahnt, dass sie seit klein auf regelmäßig einen Schleierzauber über sich ergehen lässt, der sie unauffällig wirken lassen soll. Auf keinen Fall dürfte ihre wahre Identität bekannt werden. Ausgerechnet der charismatische Bruder des Kupferkönigs, Kayden, kommt hinter einen Teil von Fianas Geheimnis und enttarnt sie öffentlichkeitswirksam. Daraufhin bleibt ihr keine Wahl: Sie muss am direkt bevorstehenden Kronenkampf um die eiserne Krone teilnehmen und zahlreiche Prüfungen bestehen. Alternativ würde ihr in einem Ritual ihre magische Kraft entzogen werden - was bisher noch niemand überlebt hat. Zur Panik angesichts der Ausweglosigkeit ihrer Situation gesellen sich Beschämung und Wut, weil sie sich zuvor tatsächlich kurz der Hoffnung hingegeben hatte, Kaydens Interesse an ihr wäre aufrichtig gewesen. Doch selbst dann hätten sie keine wirkliche Chance gehabt - denn jeder in Alandra kennt das Gesetz: Nur Menschen haben die freie Wahl; für Eiserne und Kupferne hingegen würde eine gemeinsame Beziehung den sicheren Tod bzw. die Verwandlung in ein Monster bedeuten… Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, aber in meinen Augen hätte die Geschichte enorm davon profitiert, auf mehrere Bände aufgeteilt und dafür detaillierter erzählt zu werden. Es ist extrem viel Handlung in den Einzelband gequetscht worden, wodurch viele unheimlich interessante Elemente, die für sich allein schon so viel Ausschmückungs-Potential gehabt hätten, relativ schnell abgehandelt wurden und daher nur oberflächlich angerissen wirkten, was ich super schade fand. So hätte ich mir nicht nur intensivere Beschreibungen des titelgebenden Kronenkampfes sowie der Reise durch Alandra gewünscht, sondern vor allem eine tiefgründigere Ausarbeitung der Storywelt und zum Teil auch der Figuren. Die verbindenden Elemente zeigen ganz klar, dass die Autorin sehr wohl erzählerisches Talent besitzt, ihr Schreibstil ist durchaus angenehm, weshalb ich mich gefreut hätte, wenn dieser kreativen Geschichte mehr Raum gegeben worden wäre.
Fazit: Nicht ganz so mitreißend wie erwartet. Aber auch wenn mir insgesamt die Tiefe fehlte, wurde es aufgrund der Handlungsvielfalt nie langweilig.

Bewertung vom 15.07.2021
Trust My Heart / Golden Campus Bd.1
Payne, Lyla

Trust My Heart / Golden Campus Bd.1


ausgezeichnet

Gefühlvoller Reihenauftakt!
Mit "Trust My Heart" hat Lyla Payne einen wundervollen, erfrischend anderen New-Adult-Roman geschaffen, der als Auftakt der Golden-Campus-Trilogie so manch typisches Genre-Klischee unterwandert. Zwar gibt es auch hier den obligatorischen, attraktiven Bad Boy, ein Mädchen in Außenseiter-Rolle und unerwartete Gefühle, dafür dreht sich die Geschichte weniger um High School Drama, sondern um das Erwachsenwerden unter widrigen Umständen, Selbstfindung und den Kontrast zwischen unterschiedlichen Einkommensschichten: der reichen Elite und jenen Familien, die für sie arbeiten.
Nach dem Tod ihrer Großmutter ist die 17-jährige Maybelle Russell auf sich allein gestellt und möchte vor Gericht erstreiten, dass sie vorzeitig für mündig erklärt wird - denn eine Rückkehr ins Provinznest Clover, in den Trailerpark, wo ihre suchtkranke Mutter noch immer lebt, ist keine Option. Im schicken Golden Isles gehört May zur Unterschicht, aber dank ihres vorab gezahlten Platzes an der lokalen Eliteschule hat sie hervorragende Chancen auf ein Collegestipendium. Für die reichen Kids der High School ist das Mädchen ohne Markenklamotten unsichtbar, darauf war die junge Programmiererin allerdings eingestellt gewesen, grämt sich nicht sonderlich darüber und konzentriert sich rein auf die Absicherung ihrer Zukunft. Leider reicht das geerbte Haus ihrer Oma jedoch nicht zum Leben und die Jobsuche gestaltet sich inmitten der touristenfreien Saison als schwierig. Da kommt das unerwartete Angebot vom Schul-Hottie Felix James gerade recht: Nach einem Zwischenfall mit seiner kleinen Schwester Sophie möchte der junge Erbe, der kürzlich seine Eltern verloren hat und sich seitdem in Alkohol, Parties und One-Night-Stands verliert, May als Babysitterin einstellen…zu einem fürstlichen Gehalt. Sein Zwillingsbruder Noah ist alles andere als begeistert über eine Fremde im Haus und Felix' elitäre Clique verhält sich mehr als skeptisch gegenüber der Außenseiterin. Dennoch übt May einen ungewohnten Reiz auf Felix aus, da sie sich nicht im Geringsten für ihn zu interessieren scheint...
Das Setting in South Carolina, in der Nähe von Charleston und Hilton Head Island, ist wunderbar gewählt und durch stimmungsvolle Beschreibungen zum Leben erweckt worden.
May ist eine bemerkenswerte junge Frau. Sie hat früh lernen müssen, stark zu sein und für ihr Wohlergehen zu kämpfen, ist nicht auf den Mund gefallen und vertritt ihre Meinung recht deutlich, ohne unbequeme Aussagen mit Zuckerguss zu überträufeln. Dabei wahrt sie gegenüber Erwachsenen (auch jenen, die sie aufgrund ihrer ärmlichen Verhältnisse herablassend behandeln) allerdings immer Haltung und beweist dadurch wahre Größe.
Erzählt wird in der Ich-Form, wobei die Perspektive zwischen May und Felix wechselt. Die Dialoge sowie die langsame Annäherung zwischen den beiden wirken ungemein authentisch. Viele Nebenfiguren sind im Hintergrund präsent und ergänzen die Storywelt, ohne vom Hauptplot abzulenken.
Fazit: Es geht auch ohne viel Drama. Dieser ruhige und dennoch niemals langweilige Roman hat mich ausgezeichnet unterhalten, weshalb ich für alle Fans des New-Adult-Genres eine klare Leseempfehlung ausspreche.

Bewertung vom 15.07.2021
Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4
Maly, Beate

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4


ausgezeichnet

Wundervolle Romanbiografie über die berühmteste Pianistin ihrer Zeit.
Beate Malys zauberhaft atmosphärischer Roman über das Leben von Mozarts Schwester Maria Anna Mozart (kurz: Nannerl) hat mich restlos begeistert! Die Autorin hat mit ihrem Werk dieser bedeutenden und zu Unrecht in Vergessenheit geratenen, inspirierenden und couragierten Frau, die Zeit ihres Lebens im Schatten ihres Bruders gestanden hat, ein wundervolles Denkmal gesetzt.
Als großer Fan der Stadt Salzburg war ich natürlich hin und weg vom traumhaft schönen Cover, auf dem eine in Sepia-Tönen gehaltene historische Stadtansicht abgebildet ist. Dieser stimmungsvolle Eindruck jener Zeit spiegelt sich herrlich im angenehmen, vom lokalen Dialekt geprägten Schreibstil wider, der gleichermaßen bildhaft wie emotional und mitreißend ist. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, mit Nannerl und ihrer besten Freundin Katharina (Katherl) durch die Straßen zu wandern, hatte das emsige Treiben in den engen Gassen vor Augen, rümpfte die Nase über die Gerüche der Stadt und war ganz und gar angetan davon, wie mühelos die Autorin die damalige Atmosphäre eingefangen und die vorherrschenden Gesellschaftsordnungen in die Geschichte eingebunden hat!
Wer nun meint, es handele sich ausschließlich um eine Story, die sich in eleganten Konzerthäusern und Ballsälen abspiele, wo die feinen Damen ihre pompösen Kleider und gepuderten Perücken zur Schau tragen, der irrt gewaltig! Nicht alles war Glanz und Gloria – es war eine Zeit, in der Frauen noch öffentlich ausgepeitscht wurden, grauenvolle Krankheiten kursierten und die gesellschaftlichen Zwänge gnadenlos waren.
"Sobald Frauen auch nur ein kleines Stück von der Norm abwichen, waren sie der Kritik der Gesellschaft ausgeliefert."
Diese Erfahrung muss auch Nannerl machen, als sie sich in den charismatischen Franz Ippold (in Wirklichkeit: Franz d’Ippold) verliebt. – Dem Direktor eines Internats für adelige Schüler war aufgrund seiner Anstellung die Ehe verboten. Erstaunlicherweise ist Nannerl zwar betrübt über ihr Schicksal, hadert jedoch nicht damit und findet immer wieder Trost in der Musik und dem Wohlergehen ihrer Familie - "»Ich werde mich mit den Möglichkeiten arrangieren, die das Leben für mich bereithält.«"
Sie war eine sehr kluge, fortschrittliche Frau und bestand z.B. darauf, sich (entgegen der Norm) lieber mit Wasser zu waschen als sich mit trockenen, stark parfümierten Tüchern abzureiben. Als sie an den Pocken erkrankt, "neben der Pest eine der meistgefürchteten Krankheiten", bleibt ihre Schönheit unversehrt (im Gegensatz zu vielen anderen, von Narben gekennzeichneten Überlebenden).
Ihr Vater hatte sie zwar nie in Komposition unterrichtet, war sich ihres Ausnahmetalents allerdings sehr wohl bewusst, auch wenn von Anfang an klar war, dass Wolfgang als Star der Familie gilt. Die Geschwister absolvierten bereits in jungen Jahren internationale Tourneen und sahen dabei viel von der Welt, was sie für immer prägen sollte.
Besonders beeindruckt hat mich das innige, liebevolle Verhältnis zwischen Nannerl und Wolfgang. Trotz seiner oftmals (wenn auch nicht absichtlich bösartigen, aber dennoch) egoistischen, kindlich-naiven Verhaltensweise, die sich auf die gesamte Familie, insbesondere aber auf das Leben seiner Schwester auswirkte, haderte Nannerl nie mit ihrem Bruder und hielt ihm stets die Treue. Ihre Engelsgeduld und Loyalität (auch gegenüber ihren Eltern und Katherl) habe ich enorm bewundert. Es muss unsagbar schwer für sie gewesen sein, ihren eigenen musikalischen Ambitionen zu entsagen, ohne dabei zu verbittern oder von Neid auf die Chancen ihres Bruders zerfressen zu werden. So sehr sich Wolfgang seines eigenen Könnens bewusst war, so sehr schätzte er auch Nannerls Talent und betrachtete sie als eine Künstlerin auf Augenhöhe, was ihr unheimlich viel bedeutete.
Fazit: Ich habe diesen umwerfenden Roman binnen kürzester Zeit verschlungen und lege das Werk allen Liebhabern von klassischer Musik sowie Fans von historischen Frauenro