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Lesefee23.05
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Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 290 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2020
Verbena - Hexenjagd
Byrne, Ruth Anne

Verbena - Hexenjagd


ausgezeichnet

Hexenjagd

„Zu lange sind wir Hüter unserer Aufgabe nicht nachgekommen, haben die redlichen Menschen – wie ihr es seid – nicht genug vor diesem Abschaum geschützt. Ab dem heutigen Tag werden wir aufräumen.“

„Verbena – Hexenjagd“ ist der erste Band einer Fantasyreihe von Ruth Anne Byrne. Er erschien im März 2020 im Fabulus Verlag.
Gerade als im Land die Jagd auf sogenannte „Begabte“ beginnt, erfährt Verbena, die junge Heilerin, dass sie selbst eine ungewöhnliche Fähigkeit besitzt. Sie kann sich mit einem Marder verbinden und durch dessen Augen sehen. Damit ist sie selbst eine der Gesuchten und in großer Gefahr, wünscht sich aber eigentlich nichts anderes außer der Normalität, die die anderen in ihrem Alter erleben…

Im Fantasy-Bereich bin ich normalerweise nur sehr selten unterwegs. Daher hatte ich zunächst eine gewisse Skepsis dem Roman gegenüber, habe mich aber letztendlich entschieden, ihm eine Chance zu geben. Darüber bin ich nun mehr als froh, denn „Verbena – Hexenjagd“ hat mir wirklich sehr gut gefallen. Der Roman bewegt sich eher im Bereich des „Low-Fantasy“, es treten nur wenige magische oder mystische Elemente auf und es handelt sich um eine typische Episodenerzählweise, die in mehreren Bänden das Leben der jungen Heilerin Verbena beschreibt. Dabei vertritt Verbena typische Denkweisen und Wünsche eines jungen Mädchens. Sie möchte sich amüsieren, sich verlieben und einfach ein fröhliches Leben führen. Sie ist als Findelkind von ihrer Ziehmutter aufgezogen und zur Heilerin ausgebildet worden und dementsprechend zuverlässig und pflichtbewusst. Abgesehen davon ist sie sympathischer, interessierter und fröhlicher Mensch, der, wie auch die Nebenfiguren, authentisch dargestellt wird. Hierbei gibt es die klassische Einteilung in „gut und böse“, schnell wird deutlich welche Figuren auf welcher Seite stehen.
Als Protagonistin mit typischen Problemen, die auch in New-Age Romanen thematisiert werden, hat Verbena mir sehr gut gefallen. Das Einbinden ihrer „Begabung“ und der damit verbundenen Ängste und Sorgen, passt sehr gut zum erwachsen werden der jungen Frau. Durch die Jagd der Hüter nach den Begabten fallen Verbena und ihre Ziehmütter natürlich sofort in das typische Hexenklischee und müssen sich mit Anfeindungen und Vorurteilen der Bürger auseinandersetzen. Und als wären dies nicht schon genug Sorgen, müssen sie sich zudem um den verletzten jungen Mann kümmern, der offenbar auf der Straße überfallen wurde und seitdem blind ist. In Verbena weckt er außerdem Gefühle, die über eine Freundschaft hinausgehen und verwirrt sie damit noch mehr als es ohnehin der Fall ist.
Gefallen hat mir auch der Name der Protagonistin, der an die Pflanze Verbene (Eisenkraut) erinnert und damit, obwohl die Pflanze eher eine Zier- und keine Heilpflanze ist, bereits eine Assoziation zum Beruf der jungen Frau hervorruft.
Verbenas widersprüchliche Gefühle, Ängste und Gedanken werden durch die Ich-Perspektive gut vermittelt. Ich konnte mich sehr gut mit Verbena identifizieren und fand den Roman, der Aspekte aus mehreren Genres vereint und dabei auch Spannung und Romantik nicht auf der Strecke lässt, sehr gelungen. Der flüssige und leichte Schreibstil beschert dem Leser einen guten Lesefluss und die unterhaltsame Geschichte zwingt einen zum Weiterlesen. Der Cliffhanger am Ende schürt dann auch entsprechend Lust auf die folgenden Bände, die ich keinesfalls verpassen möchte!

Mein Fazit: Ich habe mal wieder erkannt, dass es auch abseits meines typischen Genres sehr lesenswerte Roman gibt und habe mich beim Lesen von „Verbena -Hexenjagd“ wirklich gut unterhalten gefühlt. Es ist ein Jugendroman mit klassischen Themen und Figuren, dessen Geschichte gut umgesetzt und spannend erzählt wird. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und freue mich auf die folgenden Bände!

Bewertung vom 03.04.2020
Das Rosie-Resultat / Rosie Bd.3
Simsion, Graeme

Das Rosie-Resultat / Rosie Bd.3


sehr gut

Hudson ist mittlerweile 10 Jahre alt und Don erkennt immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen seinem jüngeren Ich und seinem Sohn. Während er sich vornimmt, Hudson beizubringen, wie man soziale Kontakte knüpft und sich in die Gesellschaft integriert, fällt sein Sohn in der Schule auf und an die Versetzung auf die Highschool wird von der Schulleiterin eine Untersuchung auf Autismus gefordert. Doch bringt eine solche Diagnose nicht mehr Schaden als Nutzen und ist Hudson wirklich ein Mensch mit Autismus?

Der Schwerpunkt der Romanreihe verschiebt sich in diesem Band auf Menschen mit Autismus und den Umgang der Gesellschaft mit ihnen. Anhand von Hudsons Geschichte werden Beispiele für Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten dargestellt, aber auch kontroverse Aspekte beleuchtet und diskutiert. So thematisiert die Handlung nicht nur die korrekte Bezeichnung von „Autisten“ oder fachlich korrekter „Menschen mit Autismus“, sondern auch die Folgen, die eine entsprechende Diagnose mit sich bringen kann und die nicht immer unbedingt vorteilhaft für den Betroffenen sein muss. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob ein Mensch mit Autismus überhaupt ein „Betroffener“ ist oder ob der Autismus eben ein Teil der Persönlichkeit ist.
Diese Betrachtung der unterschiedlichen Meinungen hat mir sehr gut gefallen und auch die Darstellung ist anschaulich und präzise gelungen. Dem Leser wird keine Meinung aufgezwungen, man kann sich seine eigenen Gedanken machen und sich fragen, wie offen oder tolerant man zu Menschen ist, die „anders“ sind.
Der Grundton des Romans wechselt durch die andere Schwerpunktsetzung von amüsant zu ernst und wird dadurch von einer Komödie zu einem fundierten und lesenswerten Roman mit eher sachlichem Thema. Der Schreibstil an sich blieb dabei aber flüssig und unkompliziert, die Charaktere wurden erneut gut dargestellt und wirken authentisch, der Leser erhält nebenbei wertvolle Einblicke und Ideen zu einem wichtigen und bewegenden Thema.
Es wird deutlich, dass Don mittlerweile noch besser mit den Emotionen und Gefühlen andere Personen umgehen kann und seine erlernten Fähigkeiten sogar an seinen Sohn weitergeben kann. Auch ist er weiterhin bemüht, nicht nur seine eigenen Probleme oder die seiner Familie zu unterstützen, sondern auch seine Freunde bestmöglich zu unterstützen. Die Art und Weise, mit der er die auftretenden Unwägbarkeiten angeht, ist und bleibt natürlich speziell und auch seine Lernmethoden sind teilweise etwas skurril, auch wenn die meisten Handlungen doch gewöhnlicher und weniger lustig waren, als in den vorherigen Bänden. Die Entwicklung von Don hat mir aber sehr gut gefallen, denn sie zeigt, wie Dinge einem leichter fallen können, wenn man von den richtigen Menschen dabei unterstützt wird.
Für mich ist „Das Rosie-Resultat“ leider trotzdem der schwächste Band der „Rosie-Reihe“. Ausgehend von den vorherigen Bänden hatte ich eine Komödie mit viel Humor erwartet und wurde in dieser Hinsicht eher enttäuscht. Allerdings glaube ich, dass mir der Roman besser gefallen hätte, wenn ich mit einer anderen Erwartungshaltung an ihn herangegangen wäre, und keine Komödie vorausgesetzt hätte. Insgesamt war der dritte Band der Reihe nämlich gut ausgearbeitet und thematisiert ein wichtiges Thema, mit dem ich mich bisher nur sehr wenig auseinandergesetzt habe. Mir gefällt gut, dass der Autor ein Thema für seine Romanreihe gewählt hat, dass in der Literatur eher ungewöhnlich und einzigartig ist.

Mein Fazit: Da ich eine Komödie erwartet habe, aber einen Roman mit einem unglaublich wichtigen Thema bekommen habe, und ich dadurch nicht richtig mit dem Buch warm werden konnte, vergebe ich nur 4 von 5 Sternen für „Das Rosie-Resultat“. Trotzdem handelt es sich um einen Roman, der das Herz berührt und beim Leser die Frage aufwirft, wie tolerant oder offen man Menschen gegenübertritt, die „anders“ sind.

Bewertung vom 29.03.2020
Der Rosie-Effekt / Rosie Bd.2
Simsion, Graeme

Der Rosie-Effekt / Rosie Bd.2


ausgezeichnet

„Zunächst einmal widersprach die Formulierung 'wir sind schwanger' den Grundlagen der Biologie. Sie implizierte, dass sich nicht nur Rosies, sondern auch mein Zustand geändert hätte.“

„Der Rosie-Effekt“ ist eine romantische Komödie von Graeme Simsion, übersetzt von Annette Hahn. Er erschien im September 2014 im S. Fischer Verlag und ist der zweite Band der Buchreihe um Rosie und Don.
Ein Satz, der alles verändert: „Wir sind schwanger.“ Und das auch noch ungeplant. Nachdem Don und Rosie gemeinsam nach New York gezogen sind, stellt das neue Leben sie nun nach nur 10 Monaten und 10 Tagen vor neue Probleme. Während Rosie versucht Schwangerschaft und Studium miteinander zu vereinbaren, geht Don die Schwangerschaft mit seiner eigenen Logik an. Leider lässt sich dieses Thema nicht nur durch die Wissenschaft lösen und während Don versucht die Probleme seiner Freunde zu lösen, manövriert er sich selbst von der einen Katastrophe in die nächste und riskiert schließlich fast die Ehe zu Rosie…

Wie schon im ersten Band beschreibt Graeme Simsion mit viel Witz und Humor das Leben von Don und Rosie.
Don hat sich durch das Leben mit Rosie verändert, seine Entwicklung hat mir hierbei sehr gut gefallen. Natürlich ist er noch immer er selbst und Spontanität, Chaos und soziale Kontakte fallen ihm schwer, trotzdem ist er weniger pedantisch und neigt sogar manchmal zu spontanen Entschlüssen. Auch sein Freundeskreis hat sich in New York erweitert und Treffen mit anderen Menschen fallen ihm gerade mit Rosie an seiner Seite leichter als früher.
Sein Verhalten ist allerdings nach wie vor eher sonderbar und hat mich daher erneut häufig zum schmunzeln gebracht. Wie in einer Komödie üblich, manövriert er sich von einer misslichen Situation in die nächste und verstrickt sich plötzlich in Lügen, die ihm sichtlich schwerfallen. Immer wieder musste ich die Logik seiner Gedanken loben und teilweise herzlich über die Missverständnisse im sozialen Umgang lachen. Die Ich-Perspektive ist dabei wieder sehr gut gewählt, da durch sie die Handlungen von Don viel besser nachvollzogen werden können und nur durch sie einige humorvolle Szenen entstehen können.
Als Protagonist konnte er erneut überzeugen und auch die Nebenfiguren, sowie natürlich Rosie sind gut dargestellt und charakterisiert.
Neben den vielen lustigen Aspekten und überspitzt dargestellten Situationen werden aber auch generelle Beziehungsprobleme und Probleme während der Schwangerschaft beleuchtet, die wohl auch „normalen“ Paaren begegnen. Zudem wird klar, wie wichtig Freundschaften sind und auch das Reden miteinander viele Missverständnisse lösen kann. Diese ernsten Aspekte haben mir neben den vielen eher unterhaltsamen Szenen wirklich gut gefallen.
Der Schreibstil war erneut sehr flüssig und leicht, sodass ich auch diesen Band innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe. Auch an Spannung mangelte es dem Roman nicht und ich war einige Zeit wirklich unsicher, wie das Buch ausgehen würde.

Mein Fazit: Eine wunderschöne Fortsetzung des „Rosie-Projektes“ mit viel Witz und Charm im klassischen Gewand einer romantischen Komödie! Erneut ein origineller Roman der witzige und ernste Themen brillant miteinander verknüpft! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf das „Rosie-Resultat“!

Bewertung vom 27.03.2020
Das Rosie-Projekt / Rosie Bd.1
Simsion, Graeme

Das Rosie-Projekt / Rosie Bd.1


ausgezeichnet

Das Projekt Ehefrau

„Gene hat mir die inkompatibelste Frau der Welt geschickt. Eine Barfrau. Sie ist unpünktlich, Vegetarierin, unorganisiert, irrational, lebt ungesund, raucht […].“

„Das Rosie-Projekt“ ist ein Roman von Graeme Simsion, übersetzt von Annette Hahn. Er erschien im Dezember 2013 im S. Fischer Verlag und ist der erste Band der Buchreihe um Rosie und Don.
Don Tillmann ist effizient, pünktlich und organisiert. Anders ausgedrückt, er ist Pedant und im Umgang mit anderen Menschen eher unbeholfen, weshalb er bisher, trotz seines entwickelten Fragebogens auch noch keine geeignete Partnerin finden konnte. Auf der Suche nach einer Ehefrau begegnet er schließlich Rosie, welche all das verkörpert, was Don ablehnt. Sie raucht, ist unpünktlich und chaotisch, gleichzeitig aber wahnsinnig interessant. Lässt Liebe sich vielleicht doch nicht berechnen…?

Vom „Rosie-Projekt“ hatte ich schon viel gehört, war aber bisher nicht dazu gekommen es zu lesen oder den gleichnamigen Film zu sehen. Nachdem ich nun aber Band 1 der Buchreihe gelesen habe, frage ich mich, was mich bisher davon abgehalten hat. Denn ich bin begeistert! Graeme Simsion schafft es mit seinem Debut-Roman vollends zu überzeugen. Mit einem flüssigen und humorvollen Schreibstil beschreibt er die Suche des intelligenten, aber sozial inkompetenten Genetikprofessors Don nach einer für ihn geeigneten Ehefrau.
Obwohl es auf der Hand zu liegen scheint, dass Don autistische Züge hat, ist offiziell keine Krankheit bei ihm diagnostiziert worden. Klar ist aber, dass er anders ist und Empathie, sowie generelle Zwischenmenschliche Aspekte für ihn nur schwer zu verstehen sind. Umso besser kann er dafür Dinge analysieren und lernen. Für viele Menschen in seiner Umgebung ist er ein Komiker und mit der Rolle des „Klassenclowns“ hat er sich schon zu Schulzeiten abgefunden. Trotzdem wünscht er sich an seiner Seite eine Frau, die zu seinen Vorstellungen passt.
Als er dann jedoch Rosie kennenlernt verändert sich alles. Don erkennt, dass man sich manchmal Dinge abseits des üblichen Tagesplans erlauben darf und dass gerade spontan geplante Unternehmungen viel Spaß bringen können. Durch Rosie beginnt er eine neue Ansicht der Dinge kennenzulernen und legt nach und nach einige seiner extrem pedantischen Verhaltensweisen ab.
Die Unbeholfenheit und die analytische Denkweise, mit der Don seinen Alltag und die Beziehung zu Rosie angeht, machen ihn für mich sehr sympathisch und viele seiner Gedanken brachten mich zum Schmunzeln. Die Ich-Perspektive ist für diesen Roman grandios gewählt, da durch sie die Denkweise des Protagonisten viel besser verstanden werden kann.
Ich habe beim Lesen unglaublichen Spaß gehabt und würde den Roman durchaus als romantische Komödie bezeichnen. Mit viel Witz und Charme wird das Kennenlernen von Rosie und Don beschrieben, gleichzeitig wird aber auch vermittelt, dass Liebe eben nicht berechenbar ist und dass der „scheinbar perfekte“ Partner doch nicht immer der Richtige für einen ist.
Die Idee einen Protagonisten mit Asperger-Syndrom oder zumindest autistischen Zügen auszuwählen hat mir sehr gut gefallen. Teilweise fühlte ich mich an die Krimiserie „Monk“ erinnert, in der ähnliche Verhaltensweisen dargestellt werden, die mir aber ebenfalls immer gut gefallen hat.

Mein Fazit: Ein unglaublich schöner Liebesroman. Humorvoll, rasant und wunderschön! Eine originelle, romantische Komödie mit einem Thema, dass ich so bisher noch nie betrachtet habe! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf die weiteren Bände!

Bewertung vom 25.03.2020
Die Tochter der Bettlerin
Berger, Nora

Die Tochter der Bettlerin


gut

Leider war „Die Tochter der Bettlerin“ ein historischer Roman, mit dem ich mich sehr schwergetan habe. Obwohl die Inhaltsangabe vielversprechend klang, bin ich erst im letzten Romandrittel richtig in die Geschichte hineingekommen. Der Anfang war sehr zäh, Beschreibungen und Gespräche zogen sich hin, waren häufig sehr langwierig und dabei eigentlich nur Nebensächlichkeiten ohne Bezug zur Haupthandlung.
Die Protagonistin Anna wird in weiten Teilen der Geschichte gar nicht erwähnt und mutet daher eher wie eine Nebenfigur an, während der Hauptteil der Geschichte das Leben von Friedrich von der Trenck, König Friedrich II und dessen Schwester Amalie beschreibt.
Auch die Romanfiguren an sich haben mir insgesamt leider nicht zugesagt. Bei Anna, der Tochter der Bettlerin, dachte ich zunächst, sie sei eine interessante junge Frau mit Mut und Selbstbewusstsein, die sich mit ein wenig Glück einen besseren Platz im Leben erkämpft. Allerdings wurde ich eines Besseren belehrt und dachte letztlich, dass sie einfach mehr Glück als Verstand hat und sich durch ihre Naivität und ihren Liebeswahn permanent in prekäre Situationen manövriert, aus denen sie dann aber meist doch irgendwie wieder herauskommt. Dieses offensichtliche Pech und traurige Schicksal hat mich sehr angestrengt und für mein Empfinden hätte eine Vergewaltigung in der Handlung ausgereicht… Angetrieben von ihrer unerwiderten und hoffnungslosen Liebe zum Freiherrn von Trenck begibt sie sich auf einen Lebensweg, der für sie selbst nicht viel bereithält, aufkommende Chancen ergreift sie nicht und als sie erkennt, dass ihre Liebe niemals erwidert werden wird, scheint ihre getroffene Entscheidung nur noch der letzte Ausweg zu sein, keine Tat aus Zuneigung oder gar Liebe…
Auch der Freiherr von Trenck, der als egoistischer und selbstverliebter junger Mann hoch in der Gunst des Königs steht, ist keine sympathische Figur. Seine Handlungen sind von Anfang an nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht, er ist jähzornig und hitzköpfig. Frei nach dem Motto „Hochmut kommt vor dem Fall“ bemerkt er nicht, wie seine Kameraden ihm die gehobene Stellung neiden und ihm die Liebe zur Schwester des Königs missgönnen, sodass er sehenden Auges in sein eigenes Unglück rennt…
Sehr gefallen haben mir allerdings die historischen Details über Friedrich den Großen. Die Liebe zu seinen Windspielen, sein fragwürdiger Charakter und großes Kriegsgeschick waren mir in Teilen schon vorher bekannt, mein Wissen darüber konnte ich aber noch einmal ergänzen.
Den Schreibstil des Romans empfand ich über weite Strecken als eher abgehackt und historische Begebenheiten, gerade der Kriegsfortschritt und die Probleme und Taten des Königs wurden für mein Empfinden zu ausführlich beschrieben. Dadurch verlor die eigentliche Handlung an Spannung und der Lesefluss geriet ins Stocken.
Erst im letzten Buchdrittel konzentrierte sich die Geschichte dann wieder auf den eigentlichen Plot und das lesen fiel mir deutlich leichter. Der Schreibstil wurde flüssiger und die Geschichte spannend, sodass zum Ende wirklich noch einmal ein gewisser Lesespaß aufkam.

Mein Fazit: Leider hat mich „Die Tochter der Bettlerin“ eher enttäuscht. Über weite Strecken fand ich den Roman eher zäh und uninteressant, auch die Figuren konnten mich leider nicht wirklich ansprechen. Erst das letzte Drittel konnte mich dann schließlich fesseln und in die Geschichte hineinziehen. Da ich aber die Idee des Romans und auch das Thema insgesamt gut finde und ich den Roman mit einem guten Gefühl beendet konnte vergebe ich 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 22.03.2020
Crushing on the Cop / Saving Chicago Bd.2
Rayne, Piper

Crushing on the Cop / Saving Chicago Bd.2


sehr gut

Nachdem der Leser bereits in „Flirting with Fire“ alle Bianco-Brüder und auch die womöglich zukünftigen Partnerinnen dieses kennengelernt hat, Band 1 aber mit einem Cliffhanger endete, der zunächst nicht direkt mit dem mittleren Bruder Cristiano zusammenhing, war ich davon ausgegangen, dass es in Band 2 direkt an dieser Stelle weitergehen würde. Entgegen meiner Erwartungen stieg die Handlung aber einige Zeit vor dem Cliffhanger ein, bei einem Ereignis, das wir bereits aus Maddies und Mauros Sicht kennen. Dieser Einstieg hat mir gut gefallen, es wurde dabei nichts doppelt erzählt, die Handlung aus Band 1 wurde im Gegenteil sogar noch ergänzt. Auch der Cliffhanger löste sich dann im weiteren Verlauf der Geschichte auf. Insgesamt hat mir die Verknüpfung der einzelnen Bände sehr gut gefallen. M&M wurden erneut aufgegriffen und es gab bereits ausreichend Überleitungen auf das dritte Paar der Reihe. Auf den letzten Band freue ich mich schon sehr, denn auch Band 2 endete mit einem spannenden Cliffhanger.
Cristian und Vanessa waren als Protagonisten eine echte Überraschung für mich. Schon Maddie und Mauro hatten mir gefallen, sie waren aber so von Klischees behaftet, dass es häufig kitschig wurde. Vanessa und Cristian hingegen wirkten auf mich sehr bodenständig und authentisch. Cristian als Polizist und mittlerer der drei Brüder ist ordnungsbewusst und teilweise schon fast spießig, Vanessa versucht mit aller Kraft den Traum von ihrem eigenen Modelabel zu verwirklichen. Ein Mann passt im Grunde dabei nicht in ihren Plan und ein Cop ist schonmal völlig ausgeschlossen. Immerhin weiß sie, wie Polizisten ticken, denn ihr Vater ist Commander des örtlichen Polizeireviers… Trotzdem geht Cristians Attraktivität ihr nicht aus dem Kopf und aus einem Höflichkeitsdate wird plötzlich ein unverhofft guter Abend. Schließlich kommen die beiden sich näher und das Kennenlernen, sowie die Gefühle und Gedanken der beiden werden gut beschrieben und sind durch die wechselnde Erzählperspektive aus Sicht der beiden leicht nachvollziehbar.
Gefährdet wird die junge Beziehung dann allerdings durch das Geheimnis, das Vanessa mit sich herumträgt. Durch ihre Naivität und einem gewissen Stolz, gepaart mit einer guten Portion Selbstzweifel, durch die sie meint sich nicht helfen lassen zu müssen, bringt sie sich schließlich selbst in Gefahr… Mir dieser Wendung der Geschichte wird die ansonsten eher unspektakuläre Liebesstory mit ein bisschen Spannung gemischt und nimmt dadurch ein wenig an Fahrt auf. Der wieder sehr flüssige und mitreißende Schreibstil tut sein Übriges. Obwohl die Geschichte an sich wenig neue Aspekte oder überraschende Momente mitbringt, ist sie niedlich und witzig beschrieben. Die Seiten fliegen nur so dahin und auch der Humor bleibt nicht auf der Strecke. Ich habe mich durchgehend gut unterhalten gefühlt und das Buch an einem Tag begonnen und beendet, obwohl es im Grunde keine wirkliche Überraschung für mich dargestellt hat.

Mein Fazit: Insgesamt haben mir Cristian und Vanessa als Paar besser gefallen als M&M, trotzdem bleibt die Story das, was ich auch schon über Band 1 gesagt habe: Eine solide Liebesgeschichte mit flüssigem Schreibstil und humorvollen Abschnitten, dabei aber nicht überragend. Ein typischer Liebesroman, schnörkellos und unterhaltsam zum einfachen „weglesen“. Ich vergebe daher 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 21.03.2020
Die Kleider der Frauen
Lester, Natasha

Die Kleider der Frauen


ausgezeichnet

Natasha Lester schreibt mit „Die Kleider der Frauen“ einen brillanten historischen Roman über starke Frauen, das Erfüllen von Träumen und die Liebe.
Dass „Kleider Leute machen“ ist wohl jedem von uns bewusst, wenn es auch häufig einen faden Beigeschmack hat, denn wer möchte schon nach seinem Äußeren beurteilt werden? Und doch ist etwas Wahres daran, denn wer oder gerade welche Frau kennt das Gefühl nicht, dass man hat, wenn man sich in einem Kleidungsstück besonders wohlfühlt. Wenn einem ein Kleidungsstück das Gefühl gibt, stark zu sein? Ich jedenfalls kenne dieses Gefühl nur zu gut und auch Estella weiß um den Wert von Kleidung. Kleidung muss für sie daher praktisch, aber trotzdem elegant und bequem sein. Frauen sollen sich in ihrer Haut wohlfühlen und mit ihrer Kleidung die Dinge erledigen können, die sie erledigen müssen.
Estella ist eine unglaublich sympathische Figur. Sie ist mutig, fröhlich und manchmal etwas vorlaut, was sie nicht selten in Schwierigkeiten bringt. Dabei ist sie jedoch ebenso klug und selbstlos, sodass ihre Flucht aus Paris nicht aus Angst erfolgt, sondern weil sie die Résistance unterstützte.
Mit Hilfe ihrer neu gewonnen Freunde gelingt es der jungen Frau in New York Fuß zu fassen. Der Weg zum eigenen Modelabel ist dabei allerdings steinig und wird zusätzlich durch die Suche nach der Wahrheit über Estellas Vergangenheit erschwert. Wer ist die Frau, die in New York lebt und Estella fast vollständig gleicht? Was weiß der geheimnisvolle Alex über ihre Mutter und ihre Vergangenheit?
Genau dieselben Fragen stellt sich 75 Jahre später dann auch Fabienne, Estella Enkeltochter. Was ist in ihrer Familie geschehen und wo liegen ihre Wurzeln, denn die Namen auf der Geburtsurkunde ihres Vaters sind nicht die Namen ihrer Großeltern…
Die Autorin verknüpft in ihrem Roman Gegenwart und Vergangenheit geschickt miteinander. Sie entwirft zwei starke Protagonistinnen, die jede für sich interessant und einzigartig ist. Beide finden auf der Suche nach ihrer Vergangenheit sich selbst und dürfen auch die große Liebe finden. Ihre Geschichte ist einem wunderschönen und bildhaften Schreibstil verfasst, der zum Weiterlesen verführt und dem Leser historische Fakten leicht verdaulich näherbringt. Die erfundenen Hauptfiguren begegnen vielen realen Persönlichkeiten und bekannte Geschichte wird mit der Fantasie der Autorin zu einer komplexen und spannenden Geschichte. Der zweite Weltkrieg wird dabei aus einer Perspektive beleuchtet, die mir bisher nicht wirklich bewusst war. Während in Europa der Krieg tobte, lies es sich in Amerika leben wie bisher, denn hier kam der Krieg eigentlich nie vollständig an.

Mein Fazit: „Die Kleider der Frauen“ ist ein historischer Roman in dem Krieg, Liebe und Mode miteinander zu einer faszinierenden Geschichte über starke Frauen in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart verknüpft werden. Ein fesselnder und flüssiger Schreibstil führen dazu, dass sich das Buch nur schwer aus der Hand legen lässt. Mich haben sowohl die Figuren, als auch die Handlung und die Thematik begeistert, sodass ich 5 von 5 Sternen vergebe!

Bewertung vom 07.03.2020
Ein letzter Brief von dir
Ashton, Juliet

Ein letzter Brief von dir


sehr gut

Orla ist ein Dorfkind durch und durch. Aufgewachsen in einem irischen Dorf und einer großen Familie kann sie sich ein Leben außerhalb ihres Heimatortes nicht vorstellen. Sie ist eher schüchtern und zurückhaltend, hat aber einen eigenen Kopf und eine feste Meinung zu den meisten Dingen, wodurch man sie schon fast als starrsinnig bezeichnen könnte. Diese Eigenschaften stehen im starken Kontrast zu Sims, denn dieser ist Schauspieler und liebt es im Mittelpunkt zu stehen. Mit Sim zusammen fühlt Orla sich wohl und ihr ist klar, dass er der Mann fürs Leben ist. Mit ihm nach London zu gehen, wo er einen wichtigen Film dreht, ist für sie aber unvorstellbar.
Als sie schließlich von Sims Tod erfährt und nach London reist erkennt sie, dass Sim vielleicht doch nicht immer so war, wie sie dachte. Sie erfährt Dinge, die sie sich bisher kaum vorstellen konnte und als sie schließlich den Brief vom Valentinstag öffnet, ist sie bereits nicht mehr das naive irische Dorfmädchen…
Orla als Protagonistin war mir im gesamten Roman nicht vollständig sympathisch. Ihre Gedanken und Gefühle kommen durch die personale Erzählperspektive aus ihrer Sicht zwar gut zur Geltung und sind auch authentisch und greifbar, trotzdem grenzte ihr Verhalten teilweise an Wahnsinn und Fanatismus, gepaart mit einer großen Portion Naivität die ich ein wenig anstrengend fand. Zusätzlich zu diesem Gefühl zog sich die Handlung teilweise sehr in die länge und obwohl der Schreibstil an sich leicht und locker war, zog sich der Roman teilweise doch etwas dahin.
Trotzdem bewundere ich die Entwicklung, die Orla in dem Jahr in dem wir sie begleiten durchmacht. Der Tod von Sim macht sie erwachsener und lässt sie viele Dinge klarer sehen. Sie beginnt sich aus ihrem Loch heraus zu kämpfen und erkennt, was sie selbst wert ist und wo ihre Stärken liegen, sie stellt fest, dass sie sich lange vor der Wahrheit gedrückt hat und sich damit selbst belogen hat. Sie wird selbstbewusster und durch ihre Hartnäckigkeit ist sie in der Lage nicht nur sich selbst zu helfen, sondern auch ihrer Vermieterin Maud und ihren Schülerinnen und Schülern. Dieser Charakterzug von Orla und das Einbinden einer tieferen zweiten Ebene im Roman hat mir gut gefallen. So bekommt neben dem Hauptthema Liebe auch die Freundschaft eine wichtige Rolle und es wird deutlich, dass man manchmal auf die Hilfe von Freunden angewiesen ist und alleine nicht weiterkommt.
Auch zeigt sich, dass es eben immer zwei Seiten einer Geschichte gibt und dass Liebe viele Gesichter hat.
Die Nebenfiguren waren dagegen sehr sympathisch. Sie waren liebevoll dargestellt und teilweise mit viel Humor beschrieben.
Einen richtigen Spannungsbogen gibt es in der Handlung nicht, wobei man schon mitfiebert und des Rätsels Lösung herausfinden möchte. Das Ende hat mich dann schließlich auch tatsächlich überrascht, obwohl mir ein ähnlicher Gedankengang bereits im Laufe des Romans in den Sinn kam.
Insgesamt fühlte ich mich ein wenig an Bridget Jones erinnert, vielleicht auch an „P.S. Ich liebe dich“ und finde, dass der Roman sich als Film bewähren würde und mir in dem Format auch besser gefallen könnte.

Mein Fazit: Letztendlich vergebe ich 3,5 von 5 Sternen für den Roman von Juliet Ashton. Er beschreibt eine solide Liebesgeschichte mit einer guten Handlungsidee ohne große Überraschungen, ist aber insgesamt gute Unterhaltung und lässt sich gut weglesen.

Bewertung vom 01.03.2020
Die Schnüfflerin Bd.1
Vaszary, Anne von

Die Schnüfflerin Bd.1


sehr gut

Krimis und Thriller sind normalerweise nicht mein bevorzugtes Lesegenre. Trotzdem probiere ich hin und wieder mal einen aus, denn ein bisschen Abwechslung muss auch beim Lesen sein! „Die Schnüfflerin“ fand ich so ansprechend, dass ich sie unbedingt lesen musste. Schon das Cover - ich muss zugeben, dass ich ein totaler Coverkäufer bin – hat mich stark angesprochen und zum Lesen ermutigt und auch der Klappentext klang für mich sehr interessant. Dieses Gefühl bestätigte sich dann auch beim Lesen des Romans.
Sehr schnell konnte ich mich mit der Protagonistin Nina identifizieren und empfand sie als interessante und sympathische Figur. Obwohl ihr Leben bisher einen nicht so geradlinigen Verlauf nahm, ist sie meist eine fröhliche Person. Nur manchmal rutscht sie in ein Gefühlschaos, bei dem sie hauptsächlich an ihrer Mutter hadert, die sie bereits früh bei ihrer Großmutter im Stich gelassen hat und dadurch ein Gefühl des Alleinseins bei Nina ausgelöst hat.
Mit der eigenen Schwangerschaft ändert sich für Nina dann alles. Plötzlich ist sie überempfindlich für Gerüche und nicht selten rufen diese lang vergessen geglaubte Erinnerungen wach. Zudem ermöglicht Ninas Geruchssinn ihr einen Spürsinn, der, kombiniert mit ihrer Intelligenz und Kombinationsfähigkeit eine wirklich gute Ermittlerin aus der der jungen Frau macht.
Dies bemerkt auch der leitende Ermittler Koller sehr schnell und beginnt Nina in seine Ermittlungen miteinzubeziehen. Dabei ist er selber eine interessante Persönlichkeit, die definitiv einige Geheimnisse birgt. Seine Vorgehensweise und seine mitunter harsche Art im Umgang mit Menschen macht ihn im Kollegium nicht unbedingt beliebt, hebt ihn aber von der Masse ab und hat Wiedererkennungspotential.
Obwohl Koller und Nina als Ermittlerduo gut harmonieren, bewahrt sie eine gewisse Skepsis gegenüber dem Polizisten. So kommt es, dass Nina auf eigene Faust ermittelt und sich schließlich in nicht unerhebliche Gefahr begibt... Durch diese Entwicklung der Handlung, sowie durch für mich unerwartete Wendungen der Geschichte blieb die Spannung definitiv nicht auf der Strecke und verlief in einem klassischen Spannungsbogen. Erfahrenere Krimileser mögen dies allerdings anders sehen, denn gewisse Hinweise hat es durchaus gegeben. Für mich waren diese aber nicht offensichtlich erkennbar, ich musste erst darauf hingewiesen werden.

Bewertung vom 27.02.2020
In Kalabrien
Beagle, Peter S.

In Kalabrien


sehr gut

Faszination Einhorn

„Weißt du eigentlich, bist du dir je bewusst, wie unmöglich und wunderbar du mein Leben gemacht hast?“

„In Kalabrien“ ist eine Fantasy-Kurzgeschichte des Autors Peter S. Beagle. Sie erschien im Februar 2018 im Klett Cotta Verlag.
Claudio Bianchi lebt alleine und zurückgezogen auf seinem Hof in Kalabrien, bis eines Tages ein Einhorn bei ihm auftaucht. Schnell wird dem alten Mann klar, dass die ruhigen Tage für ihn gezählt sind, sobald weitere Menschen vom Einhorn erfahren. Leider meint das Schicksal es nicht so gut mit Claudio und schneller als gedacht steht nicht nur ein Haufen Reporter vor Claudios Tür, sondern auch die kalabrische Mafia erhebt Anspruch auf das Einhorn...

Nachdem ich eigentlich „Das letzte Einhorn“ von Peter S. Beagle lesen wollte und nicht „In Kalabrien“, es aber bei der Vergabe der Rezensionsexemplare eine Verwechslung gab, kam ich unverhoffter Weise zu einer mir unbekannten Geschichte des Autors. Die Kurzgeschichte ist eine Hommage an das wohl bekannteste Fabelwesen unserer Zeit – das Einhorn.
Claudio Bianchi lebt alleine und zurückgezogen in den Bergen Kalabriens. Mit der Liebe will er nichts mehr zu tun haben und auch Freundschaften liegen ihm nicht mehr am Herzen. Lediglich seine Tiere pflegt er mit wahrer Hingabe. Als eines Tages ein Einhorn in seinem Garten steht, kann er die Situation nur schwer begreifen, schnell wird ihm jedoch klar, dass dieses Wesen etwas Magisches umgibt, und dass es sein komplettes Leben verändern wird.
Diese Veränderung tritt dann auch tatsächlich ein, denn nachdem Journalisten von dem Einhorn fahren, herrscht reger Trubel auf dem sonst so friedlichen Hof und auch mit Bianchi selber geschieht etwas. Der mürrische alte Mann beginnt sich zu öffnen und sich auf Menschen einzulassen, für die er sogar sein Leben lassen würde. Seine Gefühle und Gedanken sind gut dargestellt und nachvollziehbar. Angst und Verwirrung und auch die schließlich an Dummheit grenzende Entschlossenheit passen zu dem Eigenbrötler. Seine Handlungen sind authentisch dargestellt und waren für mich greifbar, wenn ich auch teilweise mit der knappen Darstellung und den abrupten Szenenwechseln zu kämpfen hatte.
Dennoch blieben weder die Handlung, noch die Spannung auf der Strecke und durch die an sich flüssige Schreibweise war der Roman an sich leicht und schnell lesbar. Die schnörkellosen und geradlinigen Beschreibungen passen zum Genre der Kurzgeschichte und sind für mich nur deswegen ungewohnt, da ich Bücher dieser Art nur selten lese.
Das Hauptthema des Buches sind für mich die übertriebene Sensationsgier und der Wahnsinn, mit dem die Menschen versuchen etwas Besonderes sehen zu können. Ohne Rücksicht auf andere Menschen, Tiere oder die Umwelt versuchen sie eine Sensation zu entdecken oder ihrer sogar habhaft zu werden. Auch die Zerstörung von Umwelt und Lebewesen wird dafür in Kauf genommen. Nur wenige Menschen erkennen diese unnötige Gier und können versuchen ihr entgegenzuwirken. Dieses Thema ist heutzutage aktueller denn je und wird in der Kurzgeschichte unglaublich gut dargestellt.

Mein Fazit: Die Fantasy-Kurzgeschichte „In Kalabrien“ entspricht in keiner Weise meinem Wohlfühlbuchgenre und hat mich trotzdem auf eine gewisse Art packen können. Das Einhorn als Fabelwesen bringt etwas Magisches mit sich, dessen Faszination sich kaum jemand entziehen kann. Dieses verpackt der Autor in eine Geschichte, die eine Botschaft vermittelt, dabei aber kurz und bündig ist und ohne große Schnörkel auskommt. Für Leser, die gerne Kurzgeschichten lesen und sich in diesem Genre wohlfühlen ist „In Kalabrien“ sicherlich genau das Richtige. Ich für meinen Teil vergebe lediglich 3,5 von 5 Sternen für eine Geschichte, die an sich gut strukturiert und beschrieben ist, die mich aber nicht vollständig packen konnte und mir häufig zu kurz gefasst war.