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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
Über mich: 
Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 464 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2016
Fremd
Strobel, Arno;Poznanski, Ursula

Fremd


sehr gut

Ein ganz normaler Tag. Erik Thieben kommt von der Arbeit und freut sich auf seine Verlobte Joanna. Doch nichts ist, wie es mal war. Diese erkennt ihn nicht, hält ihn für einen Einbrecher und seine sämtlichen Sachen sind aus ihrem gemeinsamen Haus entfernt. Was ist passiert? Ungewöhnliche Zufälle häufen sich, jemand scheint seinen und auch Joannas Tod zu wollen. Gibt es noch irgendwo Sicherheit für sie?

Meine Meinung:

Ich kenne alle Romane von Arno Strobel, von Ursula Poznanski habe ich bisher nur „Erebos“ gelesen, welches mir jedoch ausnehmend gut gefallen hat. Daher war ich sehr gespannt auf dieses erste Gemeinschaftsprojekt der beiden Autoren.

Erzählt wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Erik und Joanna. Wenn zwei Autoren involviert sind, stelle ich mir hier also vor, dass einer den männlichen und einer den weiblichen Part übernimmt. Wahrscheinlich harmonieren Arno und Ursula sehr gut zusammen, denn ihre „Stimmen“ sind sich – in diesem Fall leider – sehr ähnlich. Zu oft musste ich nochmals ganz konzentriert das Kapitel beginnen, weil mir nicht bewusst war, wer spricht. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen der Protagonisten auf einen Aspekt kommt es zu vielen Überschneidungen, die vor allem in der ersten Buchhälfte doch für einige Längen sorgen.

Danach geht es jedoch Schlag auf Schlag und die Spannung wird konstant hochgehalten, sodass man kaum mehr wegkommt vom Buch. Hier wussten die Autoren mich in gewohnter Weise zu begeistern. Die Entwicklung, die das Buch zum Ende hin nimmt, lässt mich jedoch etwas zwiespältig zurück. Einerseits ist das Thema natürlich hochaktuell, andererseits erscheint mir die ganze Geschichte dadurch insgesamt ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Warum so kompliziert, wenn es auch viel einfacher gegangen wäre. In anderen Fällen war das schließlich auch möglich. Dann jedoch hätte es das Buch überhaupt nicht geben müssen, von daher will ich da drüber wegsehen.

So wirklich warm geworden bin ich mit den Figuren auch nicht, weiß jedoch nicht genau, woran das liegt. Insgesamt bietet „Fremd“ solide Thriller-Unterhaltung, die ich mit 3,5 Sternen bewerten möchte, jedoch aus freundschaftlichen Gefühlen heraus wohlwollend auf 4 Sterne aufrunde, wo es nicht anders möglich ist.

Bewertung vom 21.01.2016
Jonah
Newman, Laura

Jonah


ausgezeichnet

Wahrscheinlich zum letzten Mal vor ihrem Collegeantritt verbringt Emily die Ferien im Haus ihrer Großmutter in der Kleingartensiedlung Devlins Hope. Sie hat vor, viel zu lesen und einfach nur die Seele baumeln zu lassen. Einen Strich durch die Rechnung macht ihr jedoch Jonah, der Enkelsohn ihrer Nachbarn von nebenan. Der gut aussehende Typ steckt voller Geheimnisse, die Emily unbedingt ergründen will. Es ergibt sich, dass sie fast ihre gesamte Freizeit miteinander verbringen und sich dabei immer näher kommen. Als Emily hinter Jonahs Geheimnis kommt, macht sie das komplett fassungslos.

Meine Meinung:

Ich habe von Laura Newman bisher nur den ersten Teil der Nachtsonne-Trilogie gelesen, aber die Vorankündigung zu „Jonah“ seit Längerem verfolgt. Da in diesem Roman besonders viel Herzblut der Autorin steckt, was man über diverse YouTube-Videos erfahren konnte, wollte ich es unbedingt lesen.

Besonders das Setting hat mich sofort begeistert, denn diese ländliche Idylle entspricht genau meinen Vorstellungen von einem traumhaften Leseurlaub. Die Beschreibungen waren dabei so plastisch, dass man Laura, die sich selbst oft zum Schreiben an einen ähnlichen Ort zurückzieht, förmlich vor sich sehen konnte.

Beginnt das Ganze noch recht harmlos als nette Liebesgeschichte, nimmt es dann plötzlich eine unerwartete Wendung, die mich etwas zwiegespalten zurückgelassen hat. Denn ein wirklich zufriedenstellendes Happy End war ab diesem Zeitpunkt für mich nicht mehr möglich. Nichtsdestotrotz baut sich ab dieser Stelle eine Spannung auf, die den Leser atemlos mitfiebern lässt. Ohne zu spoilern, kann ich natürlich auf Jonahs Geheimnis nicht näher eingehen, aber es hat es echt in sich.

So gibt es im Buch, während aus Sympathie so langsam Freundschaft und eine zart erblühende Liebe wird, viele romantische Momente, aber ebenso auch schmerzvolle Szenen, die unheimlich ans Herz gehen. Sowohl Jonah als auch Emily sind sehr sympathische Charaktere, denen man ihr Glück wirklich von Herzen gönnen möchte.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und geht einher mit einer gewissen Sogwirkung, der man sich schlecht entziehen kann, ohne auch die letzte Silbe gelesen zu haben. Das bittersüße Ende ist passend und auch nicht anders möglich gewesen, ließ mich jedoch ein wenig traurig zurück.

Insgesamt ein wirklich schönes Leseerlebnis, das ich jüngeren wie älteren, vorrangig weiblichen, Lesern nur empfehlen kann.

Bewertung vom 17.01.2016
Lena Halberg - Paris '97
Nyborg, Ernest

Lena Halberg - Paris '97


ausgezeichnet

In der Nacht von Lady Dianas Tod, in Paris 1997, stirbt auch ein engagierter Fotograf, der Lebenspartner der jungen Journalistin Lena Halberg. Sie reist sofort an den Ort des Geschehens, trifft dort jedoch nur auf eine Mauer des Schweigens. Jahre später stößt sie auf ein Indiz, welches die Anwesenheit ihres Freundes bei Dianas Unfall nahelegt. Hat er etwas gesehen, wofür er sterben musste? Die Geschichte lässt sie nicht mehr los und sie dringt immer weiter vor in einen Dschungel aus Korruption und Machtmissbrauch in höchsten Kreisen der Regierung, der sie selbst auf die Abschussliste ihrer Gegner bringt. Nur die schnellstmögliche Veröffentlichung konkreter Beweise kann ihr Leben retten.

Meine Meinung:

„Paris ‘97“ ist der Auftakt einer Trilogie, in der die Journalistin Lena Halberg den Verflechtungen von Politik, Geheimdiensten und Rüstungsindustrie auf die Spur kommt. Aufhänger bildet dabei im ersten Teil der sicher jedem noch allzu präsente tragische Unfalltod von Lady Diana in Paris.

Ohne die allseits gängigen Verschwörungstheorien unnötig zu befruchten, schafft es der Autor Ernest Nybørg hervorragend, eine Geschichte um dieses Ereignis zu spinnen, die sich zu einem rasanten Wettlauf um Leben und Tod steigert. Langeweile kommt in diesem Buch wahrlich nicht auf. Schlag auf Schlag wird der Leser mit neuen Fakten konfrontiert, atemlos muss er miterleben, wie unliebsame Gegner brutal ausgeschaltet werden und sich skrupellose Politiker über sämtliche moralischen Grundwerte hinwegsetzen. Dass hier die Fiktion wahrscheinlich nur einen hauchdünnen Schritt von der Realität entfernt ist, macht das Ganze besonders beklemmend.

Die Figuren sind ausnahmslos sehr plastisch herausgearbeitet, wirken unglaublich lebendig. Allen voran die taffe Heldin, die sich auch in größter Gefahr nicht den Mund verbieten lässt, im Gegensatz zu ihrem duckmäuserischen Freund, dem seine Karriere über alles geht. Ich könnte mir den Stoff sehr gut in der Umsetzung als Film vorstellen.

Politisch Interessierte kommen bei diesem rasanten Thriller auf jeden Fall auf ihre Kosten, aber er sei auch jedem, der spannungsgeladene Lektüre bevorzugt, wärmstens empfohlen. Die Andeutungen im Epilog zu den Anschlägen vom 11. September machen ganz klar Lust auf den zweiten Teil der Trilogie – „New York ‘01“ – der im Frühjahr 2016 im selben Verlag erscheint.

Bewertung vom 02.01.2016
Heidewinter
Schomann, Susanne

Heidewinter


ausgezeichnet

Einen schrecklichen Verlust muss Sina Rosenborn verarbeiten, an dem schon ihre Ehe zerbrochen ist. Nun entspricht auch noch der neue Job so gar nicht ihren Vorstellungen. Da scheint es wie ein Wink des Schicksals, dass ihre ehemalige Kollegin Ruth sie bittet, in das kleine Heidedörfchen Lunau zu kommen, um einen alten adligen Herrn zu pflegen sowie in der Arztpraxis von Dr. Kjell Loewenthal auszuhelfen.

Als sie jedoch ihrem neuen Arbeitgeber, dem Gutsbesitzer Philip von Hoven gegenübersteht, möchte sie vor Scham am liebsten im Boden versinken, denn beide teilen ein pikantes Geheimnis. Dennoch lebt sich Sina schnell ein in Lunau, findet in Isabell und Luisa gute Freundinnen und auch ihre Gefühle für Philip gehen schon bald über Freundschaft hinaus. Sich häufende Brandanschläge auf das Eigentum der von Hovens werfen einen Schatten über das junge Glück. Hat etwa Sinas Exmann, der immer wieder ihre Nähe sucht, seine Finger im Spiel?

Meine Meinung:

Endlich ist er da, der dritte Band der Lunau-Reihe, in der Musketier Nummer drei – Philip von Hoven – seine große Liebe findet. Da nun alle glücklich und zufrieden sind, fürchte ich fast, dass mit der Beendigung der Trilogie kein Grund besteht, nochmals nach Lunau zurückzukehren. Ich persönlich würde das sehr bedauern, aber das geht den Lesern ja bei so liebgewonnenen Figuren oft so. Denn die Rückkehr nach Lunau war tatsächlich wie ein Heimkommen. Durch den Jahresabstand der Veröffentlichung fühlte es sich so an, als würde ich nun zum dritten Mal in der schönen Heide Urlaub machen.

Diesmal im Winter angesiedelt, versteht es die Autorin dennoch, den besonderen Reiz der Landschaft herauszukitzeln. Alle drei Bücher zusammengenommen könnten tatsächlich als Werbebotschaft für die Lüneburger Heide dienen. Die regionalen Buchhändler sollten da unbedingt ihr Augenmerk drauflegen.

Auch wenn es in diesem Roman vorrangig um die Liebesgeschichte von Sina und Philipp geht, kommen auch die Protagonisten der vorherigen Bände nicht zu kurz. Ihre Geschichte wird weitergeschrieben, mit Höhen und Tiefen, und sie stehen dem Hauptpaar zu jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite. Das finde ich so besonders schön an dieser kleinen Dorfgemeinschaft. Es kann sich einfach jeder auf den anderen verlassen. Wo findet man so etwas heutzutage schon noch? Neu hinzugekommen als besonders sympathische Nebenfigur ist der alte Baron von Hoven, der es glaub ich faustdick hinter den Ohren hat.

Der Auftakt der Romanze von Sina und Philip ist überraschend, aber passt perfekt zu den Figuren. Natürlich haben beide einen langen Weg vor sich, der durch Missverständnisse, Eifersucht und Unsicherheit geprägt ist. Ihre erotischen Momente sind, so hatte ich das Gefühl, dieses Mal noch einen Tick heißer als in den Vorgängerbänden, ohne jedoch jemals ins Niveaulose abzugleiten. Nach wie vor steht die Romantik an erster Stelle.

Einmal mehr gibt Susanne Schomann der Geschichte durch einen kleinen Krimi-Nebenplot die richtige Würze und Extra-Portion Spannung. Zwar braucht die Lösung keinen ausgeprägten kriminalistischen Spürsinn, aber dennoch erhöht dieser Zusatz das Lesevergnügen. Netter Bonus auch wieder die Rezeptvorschläge am Ende, diesmal mit Heidelbeeren. Den Glühwein muss ich in den nächsten Tagen unbedingt mal ausprobieren!

Wie unschwer zu erkennen, ist es Susanne Schomann erneut gelungen, mich restlos zu begeistern und mir die Weihnachtsfeiertage mit ihrer Story so richtig heimelig zu gestalten. Ich bin sehr gespannt, was es als Nächstes von ihr zu lesen geben wird und würde jedem Liebhaber romantischer Geschichten empfehlen, mal in Lunau vorbeizuschauen. Am besten natürlich in der richtigen Reihenfolge, also beginnend mit „Wilder Wacholder“, dann rein in „Der Holundergarten“ und schlussendlich dieses Buch. Viel Spaß!

Bewertung vom 22.12.2015
Nora Roberts Land
Miles, Ava

Nora Roberts Land


ausgezeichnet

Dass ihr Exmann das Scheitern ihrer Ehe auf die in seinen Augen unrealistischen Romane von Nora Roberts, mit deren Helden kein Normalsterblicher mithalten kann, zurückführt, will die Journalistin Meredith Hale nicht auf sich sitzen lassen. Sie beschließt ihren Traumprinzen, ihr eigenes Nora Roberts Land, zu finden und darüber einen Artikel zu schreiben. Dafür verlässt sie New York und kehrt heim ins beschauliche Dare Valley, wo ihre Familie lebt, die sehr daran interessiert ist, dass sie bei der eigenen Zeitung einsteigt.

Aus Angst bei dem Artikel schlecht wegzukommen, will Exmann Richard diesen jedoch verhindern und setzt den Journalisten Tanner McBride auf Meredith an. Er soll sie in sich verliebt machen und dann schmählich verlassen. Nur, weil er erpresst wird, lässt sich Tanner überhaupt darauf ein und muss schon bald feststellen, dass er tatsächlich Gefühle für die schöne Journalistin entwickelt. Als eine gute Freundin der Familie einen mysteriösen Tod stirbt, sind sie gezwungen zusammen zu ermitteln und geraten dabei in tödliche Gefahr. Wird Meredith hinter Tanners Geheimnis kommen?

Meine Meinung:

Zum Auftakt ihrer Dare Valley-Serie bekommt Ava Miles große Unterstützung von Bestseller-Autorin Nora Roberts, indem sie ihre Bücher als Aufhänger benutzen darf. Andererseits warum nicht, eine bessere Werbung kann sie kaum bekommen. So merkt man der Autorin ihre große Bewunderung für Nora auch an, wenn sie in unzähligen Gesprächen ihre Protagonistin mit ihrer Schwester über diverse Romane und Hauptfiguren der Autorin fachsimpeln lässt. Für Leser von Nora Roberts ist das natürlich ein besonderes Schmankerl und vielleicht der Anreiz das ein oder andere Buch von ihr mal wieder aus dem Regal zu ziehen. Ich habe selbst feststellen müssen, dass ich einige noch nicht gelesen habe und dies nachholen möchte.

Nach einer kurzen Einleitung, die in New York spielt, kommt der Leser auch schon in Dare Valley und damit in dem so beliebten Kleinstadt-Setting an. Jeder kennt hier jeden und viele der auftretenden Nebenfiguren geben guten Stoff für weitere Storys ab. Besonders der Großvater von Meredith gewinnt mit seiner charmanten Art die Herzen.

Die Liebesgeschichte zwischen Meredith und Tanner ist wunderschön zu lesen. Beide kämpfen mit Vorverurteilungen bzw. Gewissensbissen und sind schlussendlich doch machtlos gegen die Wucht ihrer Gefühle. Die Hauptfiguren sind sympathische Charaktere. Lediglich die fast schon manische Identifikation von Meredith mit ihrer Unterwäsche regt nach der x-ten Erwähnung zum Augenrollen an. Da sie zum Ende wieder auf Baumwolle umsteigt, bleibt uns das in den Folgebänden hoffentlich erspart.

Gegen Mitte des Buches nimmt die Geschichte aufgrund eines Krimiplots noch mal richtig Fahrt auf, sodass man es kaum weglegen mag. So zittert sich der Leser bis zum wirklich befriedigenden Happy-End. Merediths Artikel – der Stein des Anstoßes sozusagen – rundet das Buch äußerst passend ab.

Allen Lesern von Nora Roberts‘ Romances sei das Buch unbesehen empfohlen. Aber auch wer Kleinstadt-Romane mit viel Liebe und Spannung mag, wird hier bestens bedient.

Bewertung vom 26.10.2015
Morgen ist ein neues Leben
Hohlfeld, Kerstin

Morgen ist ein neues Leben


ausgezeichnet

Außer einem alten Foto und einem Kinderlied, das der knapp 30-jährigen Tanja Wellenstein immer mal wieder im Kopf herumspukt, hat sie keine Erinnerungen an ihre Mutter, die bei einem Reise-Unfall ums Leben gekommen ist. So jedenfalls haben es ihr ihre Großeltern, bei denen sie aufgewachsen ist, erzählt. Die junge Frau selbst ist zutiefst verunsichert, kann sie es doch nie jemandem recht machen. Als sie per Zufall ein Gespräch der Großeltern belauscht, das andeutet, ihre Mutter könnte noch am Leben sein, steigt sie umgehend in den Flieger nach Langkawi, einer Insel vor der Nordwestküste von Malaysia. Ihre Mutter lebt tatsächlich, doch liegt nach einem schweren Unfall im Koma. Soll es für beide wirklich keine Chance auf ein Wiedersehen geben?

Meine Meinung:

Mit ihrem neuen Roman legt Kerstin Hohlfeld ein dramatisches Familiendrama vor, das von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Wunderbar flüssig geschrieben, verfolgt der Leser atemlos die Lebensgeschichten von Tanja, ihrer Mutter und der Schönheitschirurgin Helena, die eine nicht unwichtige Rolle beim Wiedersehen der Wellensteins spielen wird, aber ebenso am Scheideweg ihres Lebens steht.

Wie schon in früheren Romanen bringt die Autorin ihre Protagonistinnen in Situationen, die eine grundlegende Veränderung ihres bisherigen Lebens bedeuten. Dabei sind mir die hübsche, aber mit ihrer Figur kämpfende und daher wenig selbstbewusste Tanja ebenso wie ihre mutige und doch so stark leidende Mutter Valentina besonders ans Herz gewachsen. Ihr Schicksal, das im Fall von Valentina durch Rückblenden detailliert aufgearbeitet wird, berührt einfach im tiefsten Herzen. Aber auch Helena ist keine uninteressante Frau und ich konnte ihre Lebenssituation sehr gut nachvollziehen.

Es gelingt Kerstin Hohlfeld einmal mehr wunderbar, große Gefühle und tiefgreifende Emotionen hervorzurufen, sodass ich am Ende sogar ein paar Tränen wegblinzeln musste. So ganz nebenher wird aber auch noch das Fernweh geweckt, denn die Autorin beschreibt die Insel Langkawi und seine Bewohner, welche sie natürlich selbst schon besucht hat, in den schillerndsten Farben. Man meint förmlich das Meer rauschen zu hören, die feinen Sandstrände unter den Füßen zu spüren oder auch die reichhaltige Tierwelt selbst zu entdecken. Keine Frage, die Insel landet auf der Liste mit Wunsch-Urlaubszielen.
Wer gern dramatische Familiengeschichten liest, sich in exotische Gefilde entführen lassen möchte und emotional so richtig berührt werden mag, dem kann ich den Kauf dieses Buches zu hundert Prozent empfehlen. Ich freue mich schon jetzt auf Neues aus der Feder von Kerstin Hohlfeld.

Bewertung vom 20.10.2015
Zerschunden / Fred Abel Bd.1
Tsokos, Michael;Gößling, Andreas

Zerschunden / Fred Abel Bd.1


ausgezeichnet

Rechtsmediziner Fred Abel vom Bundeskriminalamt in Berlin bekommt ausgerechnet als sein Chef im Urlaub ist einen besonders kniffligen Fall auf den Tisch. Was erst wie ein gewöhnlicher Raubmord an einer Seniorin aussieht, erhält durch die mysteriöse Signatur des Opfers besonderen Status. Schnell wird herausgefunden, dass ein fast identischer Mord in der Nähe des Londoner Flughafens auf einen Serienmörder hindeutet.

Ein Verdächtiger, der an beiden Tatorten anwesend war, kein Alibi hat und dessen Haplo-Typ (eine spezielle DNA-Auswertung, die den Täterkreis einschränkt) mit dem des Mörders übereinstimmt, ist schnell gefunden. Leider handelt es sich dabei um einen alten Freund von Fred Abel aus Bundeswehrzeiten, dessen an Leukämie erkrankte Tochter im Sterben liegt. Es ist für Abel selbstverständlich, alles zu unternehmen, den in Untersuchungshaft befindlichen Lars Moewig durch das Finden des wahren Täters zu entlasten und ihm eine Verabschiedung von seiner Tochter zu ermöglichen. Denn an seine Schuld mag er nicht glauben.

Eine atemlose Jagd quer durch Europa steht für Abel an, während der der Rechtsmediziner einmal mehr in die tiefsten seelischen Abgründe eines Täters blicken muss.

Meine Meinung:

Nachdem Michael Tsokos an der Seite von Sebastian Fitzek in „Abgeschnitten“ bereits Erfahrungen im Thriller-Genre sammeln konnte, legt er mit „Zerschunden“ den Auftakt einer Trilogie um den Rechtsmediziner Fred Abel vor. Unterstützung erhält er dabei von Andreas Gößling. Beide ergänzen sich hervorragend auf ihren Fachgebieten.

Nun mag man mutmaßen, wie viel Tsokos in Abel steckt, aber ich denke schon, es ist eine ganze Menge. Zumindest versteht der renommierte Rechtsmediziner es hervorragend, eine Lanze für seinen Berufsstand zu brechen und die Begeisterung bei der Verbrechensaufklärung rüberzubringen. Neben der eigentlichen Geschichte werden der ein oder andere Fall, mit dem es das Team in Berlin zu tun hat, erwähnt und bei der Beschreibung stellen sich einem schon manchmal die Haare auf, vor allem, wenn man am Ende lesen muss, dass all diese Fälle auf der Realität beruhen.

Ja, es handelt sich um einen True-Crime-Thriller, was man hierzulande nicht so häufig zu lesen bekommt. Die eine oder andere Ausschmückung ist sicher nötig, um einen Roman daraus zu machen, aber dennoch sorgt dieses Wissen, dass hier nicht nur die Fantasie aus einem Autor spricht, für Gänsehaut. Meine anfängliche Befürchtung, dass hier aufgrund der Kenntnisse von Michael Tsokos zu sehr ins Detail gegangen wird, hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil, da habe ich schon weitaus Schlimmeres gelesen.

Den Mörder, dem der Leser in einem zweiten Handlungsstrang oft näher kommt, als man das eigentlich möchte, haben die Autoren die zum Geisteszustand und Intellekt passende Stimme gegeben. Also wäre die jedem Kapitel vorstehende Zeit- und Ortsangabe gar nicht mal unbedingt nötig gewesen. Sie macht aber natürlich das Hin- und Herswitchen einfacher. Insgesamt ist der Roman flüssig geschrieben, von durchgängiger Spannung und ja, was einen guten Cliffhanger ausmacht, hat Herr Tsokos tatsächlich von Sebastian Fitzek gelernt.

Ein ganz klein wenig unglaubwürdig fand ich nur, wie aus dem gewissenhaften Rechtsmediziner plötzlich schon fast etwas wie ein FBI-Agent wird, der an den ausländischen Dienststellen kaum auf Widerstände trifft und schlussendlich auch noch völlig unerschrocken einem absolut irren Mörder gegenübertritt. Nun ja, da ist wohl ein echter Held geboren.

Ich vergebe gern 4,5 Sterne und runde diese auch auf, wo es anders nicht möglich ist. Der Auftakt der Abel-Trilogie ist rasant, voller Spannung, interessanter Details aus Rechtsmedizin und Profiling und somit allen Thriller-Freunden sehr zu empfehlen. Ich bin auf die Fortsetzung sehr gespannt und freue mich, dass Abel sehr wahrscheinlich das Ende dieses Romanes überleben wird, sonst müsste es keine Trilogie werden.

Bewertung vom 05.09.2015
Wohin du auch gehst / Bad Romeo & Broken Juliet Bd.1
Rayven, Leisa

Wohin du auch gehst / Bad Romeo & Broken Juliet Bd.1


gut

Cassie Taylor und Ethan Holt – zwei, die nicht mit, aber auch nicht ohne einander können. Sie lernten sich 2007 bei der Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule kennen, wo bei einer gemeinsamen Übung die unheimliche Chemie zwischen ihnen deutlich wird. Nach einigem Hin und Her finden sie zueinander, doch Ethan wird Cassie bitter enttäuschen. 2013 werden sie gemeinsam für die Hauptrollen in einem Theaterstück gecastet, und ihre Anziehung ist unverändert. Ethan wünscht sich nichts mehr als einen erneuten Versuch, doch die Verletzung bei Cassie sitzt zu tief, als dass sie ihm noch einmal vertrauen würde. Können die beiden nur auf der Bühne ein filmreifes Paar darstellen, oder besteht doch die Chance auf eine gemeinsame Zukunft?

Meine Meinung:

Leider konnte mich das Buch nur mittelmäßig überzeugen. Zwar habe ich gerade besonders wenig Zeit zum Lesen, dennoch habe ich unnatürlich lang für den Roman gebraucht, da sich alles irgendwie wie Kaugummi hingezogen hat. Auf den fast 500 Seiten passiert nicht wirklich viel, alles scheint sich stets zu wiederholen.

Mir sind auch die Protagonisten nicht wirklich ans Herz gewachsen. Cassie wirkt sowohl 2007, vor allem aber auch 2013 manchmal immer noch wie ein unreifer Teenager. Einerseits ist sie ja wirklich naiv und mit 18 oder 19 noch Jungfrau, andererseits aber dermaßen sexbesessen, dass es mitunter zum Augenrollen verleitet. Ethan ist da schon der interessantere Charakter, typischer, in sich gekehrter Bad Boy. Da man ihn aber nur aus Sicht von Cassie erlebt, bleibt er undurchsichtig und wird ausnahmslos zum Sexsymbol stilisiert. Hervorzuhebende Nebenfiguren gibt es auch nicht.

Dass von der Gegenwart immer wieder in die Vergangenheit und damit zum Kennenlernen des Paares geblendet wird, hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Allerdings geht das Ganze nicht so weit, dass man tatsächlich nachvollziehen könnte, warum Cassie nun so verletzt wurde. Den angeführten Grund für Ethans Verhalten finde ich nicht hinreichend, Cassies Meinung von ihm zu überzogen. Aber das liegt wohl daran, dass es einen zweiten Teil geben wird (erscheint im Oktober 2015) und sicher erst dort der ganze Hintergrund geklärt wird. Nur bin ich nicht wirklich sicher, ob ich das noch lesen will.

Was die Autorin gut beherrscht, ist Emotionen rüberzubringen. Allerdings fragt man sich manchmal, ob die beiden ihr Schauspieltalent auch ins Private übertragen. Alles wirkt ein bisschen zu groß, zu viel Drama, um realitätsnah zu sein. Das Setting mit Schauspielcollege und Theaterbühne ist faszinierend und interessant.

Das ganze Buch ein wenig gekürzt und die Geschichte nicht künstlich aufgebläht, damit noch ein zweiter Teil verkauft werden kann – dann hätte ich einen wesentlich positiveren Gesamteindruck davon gehabt. So aber bleibe ich relativ ratlos zurück, ob es sich nun lohnt, den zweiten Teil auch noch zu lesen.

Bewertung vom 05.08.2015
Ein Sommer und vier Tage
Popescu, Adriana

Ein Sommer und vier Tage


ausgezeichnet

Obwohl es nach Italien geht, hat die 16-jährige Paula überhaupt keine Lust auf das Lerncamp in Amalfi, ist es doch nur ein weiterer Meilenstein auf ihrem scheinbar vorgezeichneten Weg zur großen Karriere. Als sie jedoch bei der Abfahrt den attraktiven Lewis kennenlernt, sieht sie das Ganze schon positiver.

An einer Raststätte in Bozen werden die beiden versehentlich vergessen, was Lewis hätte verhindern können. Damit beginnen für Paula die aufregendsten Tage ihres bisherigen Lebens. Gemeinsam mit Lewis, den sie von Stunde zu Stunde hinreißender findet, besucht sie all die bedeutenden Orte, die sie bisher nur von Postkarten her kennt. Ein Abenteuer nimmt seinen Lauf, das beider Leben für immer verändern wird.

Meine Meinung:

Schon seit ihrer ersten Veröffentlichung ist Adriana Popescu eine meiner Lieblingsautorinnen. Da ich die quirlige Autorin auch schon persönlich kennenlernen durfte, war ich natürlich sehr auf ihr erstes Jugendbuch gespannt.

Ich kann ohne Umschweife behaupten, dass Adriana mal wieder einen Haupttreffer gelandet hat. Ihr Buch ist die perfekte Sommerlektüre für alle Teenager, die von der ersten Liebe und dem Abenteuer ihres Lebens träumen, aber auch für jeden junggebliebenen Leser, der sich an diese Zeit gern zurückerinnert. Ich habe beim Lesen tatsächlich an einigen Stellen bedauert, nicht ein wenig später und in einem anderen Teil Deutschlands geboren worden zu sein.

„Ein Sommer und vier Tage“ hat eine unglaubliche Leichtigkeit, ist dabei aber so intensiv und bildhaft, dass man sich förmlich in die Geschichte hineinversetzt fühlt. Paula ist zu Anfang ein ziemlich verunsichertes Mädchen, das stets jedem alles recht machen möchte und dabei ihre eigenen Wünsche zurückstellt. Erst Lewis, der Rebell, der nicht grundlos jeden Tag wie seinen letzten leben möchte, zeigt ihr den für sie richtigen Weg. Sie reift in diesen vier Tagen unglaublich, aber auch bei Lewis hinterlässt sie Eindruck. Sie ergänzen sich einfach gegenseitig perfekt, und so sollte es doch sein bei der ersten großen Liebe.

Bei ihrem Roadtrip durch Italien, wo sie unter anderem Kultstätten in Verona, Bologna, Florenz oder auch Rom besuchen, spürt man nahezu die Liebe der Autorin zu diesem Land, was sie selbst oft bereist hat. Die ganz besonderen Gefühle, die Paula und Lewis an den jeweiligen Orten quasi überrollen, fahren dem Leser direkt unter die Haut. Das Buch bietet nicht nur eine bezaubernde Liebesgeschichte, sondern so viel mehr. Tiefgründigkeit, Nachdenklichkeit, Emotionen. Hach, da möchte man sich glatt selbst noch mal neu verlieben. Per sempre! An nicht wenigen Stellen schossen mir die Tränen in die Augen, was wirklich nicht so häufig vorkommt. Es fehlt nicht an Humor, aber auch eine gefährliche Situation gilt es zu meistern.

Mein Lieblingszitat:

„Mein Herzschlag, wenn du bei mir bist, das könnte gerne der Hit meines Lebens werden.“

Fazit:

Für mich war es einfach ein rundum perfektes Lesevergnügen, mein Sommerbuch des Jahres, und ich kann jedem nur dringend raten, sich dieses auf keinen Fall entgehen zu lassen.

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