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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2020
Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4 (eBook, ePUB)
Oetker, Alexander

Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein schöner Sommertag am Strand der Aquitaine, ein kleiner Junge findet beim Spielen im Sand ein kleines Päckchen. Neugierig geworden probiert er von dem „Puderzucker“ der aus dem Päckchen rieselt und fällt nur kurz danach ins Koma.

Luc Verlaine ist entsetzt, es bleibt nicht das einzige Päckchen, das in den nächsten Tagen an den inzwischen gesperrten Stränden gefunden wird. Das bedeutet wohl, dass Drogenschmuggler eine neue Route ausgemacht haben. Seine Abteilung ist in Alarmbereitschaft, da erreicht ihn eine seltsame Botschaft aus seiner Vergangenheit, die ins Baskenland führt. Doch er ist in eine Falle getappt. Er wird als Drogenschmuggler und Mordverdächtiger festgenommen. Zwar kann er fliehen, aber nun ist er der Gejagte. Er versteht, dass die Flucht, die ihm ziemlich leicht gemacht wurde, zum perfiden Plan gehört und er muss den Fall lösen, bevor er geschnappt wird.

Der neue Krimi von Alexander Oetker ist wieder sehr spannend und temporeich geschrieben. Anfangs hatte ich ein wenig Schwierigkeiten in Tritt zu kommen, zu fantastisch und unglaubwürdig erschien mir der Plot. Aber schnell wurde mir klar, was für ein Plan dahinter steckt und die intelligente Schnitzeljagd durchs Baskenland wurde zum echten Lesevergnügen.

Wie immer flicht der Autor, ein ausgewiesener Frankreichkenner, viel Wissenswertes über das Land ein. Geschichte, Kulinarik, Touristisches – das fließt alles mit in den Krimi und macht den besonderen Reiz dieser Reihe aus. Fernweh und Urlaubssehnsucht bleiben dann nicht aus.

Auch der vierte Band dieser Serie hat meine Erwartungen nicht enttäuscht. Aber ich glaube, man braucht nicht unbedingt Vorkenntnisse um in die Geschichte einzusteigen. Die wesentlichen Ereignisse und die Entwicklung der Figuren wird in kleinen Rückblenden erzählt.

Ein Pluspunkt bei der Ausstattung ist die Umgebungskarten im Innern der Klappbroschur. Da konnte ich Lucs Flucht und die Handlungsorte gut nachverfolgen.

Bewertung vom 05.10.2020
Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne / Ikonen ihrer Zeit Bd.2
Weinberg, Juliana

Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne / Ikonen ihrer Zeit Bd.2


gut

Audrey Hepburn war immer eine Ikone für mich. Ich könnte mir „Frühstück bei Tiffany“ nie mit einer anderen Darstellerin vorstellen. Alle ihre Familie gehören in meine Lieblingsfilm Charts. Aber es gibt auch ein Leben abseits des Hollywood Glamour.

Die Autorin Juliana Weinberg beginnt ihren Roman mit der Kindheit Audreys, die weitem nicht so prächtig war, wie man denkt. Finanzielle Not plagt Audrey und ihre Mutter, nachdem der Vater die Familie verließ. Dazu die Lebensumstände in den Niederlanden während der Kriegszeit. Tanz ist die Zauberformel mit der Audrey sich in ein anderes Leben träumt und ihre Mutter ermöglicht ihr die Ballettstunden. Wie man weiß, wurde es nichts mit der Primaballerina, aber Audrey hat einen anderen Weg gefunden, sich unsterblich zu machen.

Es ist nicht einfach einen Roman über eine so bekannte Persönlichkeit zu schreiben. Bleibt man buchstabengetreu an der Biografie geht die Leichtigkeit eines Romans verloren, verlässt man zu sehr die Realität, sind all die Leser enttäuscht, die das Leben der Hauptfigur genau kennen. Aber ich finde, der Autorin ist hier ein Mittelweg geglückt, auch wenn ich einige Male über plakative und sprachlich flache Passagen gestolpert bin.

Grade die Kindheit und Jugend war für mich ein besonders anrührender Teil des Buches. Wie unbeirrt die junge Audrey ihre Träume leben wollte, mit wie viel Liebe und Verständnis die Mutter reagiert und den Tanzunterricht ermöglicht – das fand ich sehr eindrücklich geschildert.

Die spätere Audrey mit Filmerfolgen und Beziehungskrisen und psychischen Problemen konnte mich dann nicht mehr so ganz überzeugen. Hier fiel mir der einfache Sprachstil doch negativ auf. Besonders die Dialoge waren ziemlich hölzern.

Trotzdem habe ich das Buch ganz gern gelesen, das war natürlich vor allem Audrey Heburn geschuldet.

Bewertung vom 05.10.2020
Als wir wieder Hoffnung hatten / Die Hafenschwester Bd.2
Metzenthin, Melanie

Als wir wieder Hoffnung hatten / Die Hafenschwester Bd.2


sehr gut

Nach schwierigen Anfangsjahren lebt Martha Studt mit ihrer Familie in gesicherten Umständen. Zwar darf sie als verheiratete Frau nicht mehr als Krankenschwester arbeiten, aber ehrenamtlich ist sie als „Hafenschwester“ eine bekannte und anerkannte Persönlichkeit. Ihr Mann Paul hat als Ingenieur einer Werft ein gesichertes Einkommen, das einen kleinen Wohlstand ermöglicht. So kann die Familie sogar einer Einladung von Milli, der Freundin aus Jugendtagen, die Vereinigten Staaten in folgen um die Hochzeit der Patentochter zu feiern.

Aber der Erste Weltkrieg steht vor der Tür und die Verwerfungen der Politik, Kriegselend und Leid machen auch vor Martha nicht Halt. Ganz besonders als Paul eingezogen wird und durch einen Granatenangriff schwer verletzt wird, ist das eine ganz besondere Herausforderung für sie und ihre Familie.

Melanie Metzenthin hat in ihrem zweiten Band der Trilogie „Die Hafenschwester“ wieder großartig ein persönliches Schicksal mit den historischen Hintergründen verknüpft. Die kenntnisreiche Darstellung Hamburg und vor allem des Hafenareals liefern dazu farbige Bilder der Lebensumstände. Als Marthas Fähigkeiten als Krankenschwester während des Weltkriegs wieder gefordert werden, fließt dazu medizinhistorisches Wissen in den Roman ein, das ich fasziniert und mit Interesse gelesen habe. Ein Nachwort liefert dazu noch weiterführende Details.

Martha ist eine Hauptfigur, die mich und sicher auch jede Leserin anspricht. Kraftvoll und engagiert nimmt sie sich der Bedürftigen an und obwohl sie inzwischen in bescheidenem Wohlstand lebt, hat sie nicht vergessen, wie hart das Leben der einfachen Menschen ist. Auch wenn, gerade in den ersten Kriegsmonaten, der Hurrapatriotismus vorherrscht, engagiert sie sich bei Friedensdemonstrationen und auch in der sozialdemokratischen Frauenarbeit.

Ich habe den ersten Band mit Begeisterung gelesen und der zweite Band hat mich ebenfalls sofort in Bann gezogen. Auch wenn es etwas ruhiger beginnt und anfangs fast wie ein Familienidyll erscheint, bleibt es spannend, Martha auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Die Autorin schreibt fesselnd und ihr Wissen um Historie und Medizin macht den Roman auch zu lesenswerten Geschichtsstunde. Ich denke, man kann dieses Buch auch einzeln lesen, kleine Rückblenden geben genügend Anhaltspunkte zur Vorgeschichte, aber es wäre schade, sich den ersten Band entgehen zu lassen.

So sehe ich dem dritten Band voller Vorfreude entgegen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2020
Heidehexen
Kroon, Klaas

Heidehexen


sehr gut

In einer Autowerkstatt wird ein Toter gefunden, der auf bestialische Weise umgebracht wurde. Das Opfer, ein angesehener Finanzberater war als christlicher Wohltäter in der Lüneburger Gesellschaft bekannt. Sicher gab es den einen oder anderen Geldanleger, der nicht gut auf ihn zu sprechen war, auch ehemalige Angestellte stimmen nicht in das allgemeine Loblied ein. Trotzdem findet die ermittelnde Beamtin Kommissarin Marie Gläser in diesem Umfeld keine näheren Hinweise. Erst als ein zweites, wieder brutal gefoltertes Opfer gefunden wird, das einige Merkmale zum ersten Fall aufweist, beginnt sich für Marie Gläser ganz allmählich ein Muster abzuzeichnen.

Gleichzeitig ermittelt sie in ihrem privaten Umfeld, die Freundin einer Mitbewohnerin wurde in der Bahn sexuell belästigt und ausgerechnet der Aggressor wird einige Tage übel zusammengeschlagen. Auch ein Professor der Universität wird Opfer von Schmähungen und Beschädigungen. In diesem Zusammenhang stößt Marie Gläser zum ersten Mal auf die Heidehexen, eine feministische Gruppe, die sich nicht länger als Opfer sehen möchten, sondern aktiv für Frauenrechte einsetzen.

Was für ein stimmungsvolles und harmonisches Foto auf dem Cover. Es suggeriert Idylle, ganz im Gegensatz zur Handlung, die gleich mit einem grauenvollen Leichenfund beginnt. Der Plot ist raffiniert ausgearbeitet, baut gesellschaftliche Missstände ganz realistisch und aktuell in die Handlung ein. Die Ermittlungsarbeit im Team um Marie Gläser ist fesselnd beschrieben und hat mich das Buch fast in einem Rutsch lesen lassen.

Besonders gelungen ist dabei die Figur der Kommissarin, eine taffe Frau, die auch im Privatleben unabhängig bleiben will, weshalb sie auch in einer studentischen Wohngemeinschaft lebt. Es ist auch der Kontakt mit den jungen Frauen, die sie auf eine entscheidende Spur bringt.

Die Geschichte überraschte mich mit einigen Wendungen, die die Spannung noch erhöhten und es dauerte, bis ich die Hintergründe durchschaute. Das ist genau das, was ich mir für einen gelungenen Krimi wünsche.

Es ist mein erstes Buch des Autors, den ich mir sicher merken werde.

Bewertung vom 29.09.2020
Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11


ausgezeichnet

Der Klappentext von Funkenmord hat mich veranlasst, wieder einmal zu einem Kluftinger-Krimi zu greifen. Die letzten Bände hatte mir nicht mehr so gut gefallen, da mir der Klamauk zu viel wurde. Aber es scheint, Kluftinger – bzw die Autoren haben wieder die Kurve gekriegt.

Nach den persönlichen Angriffen auf Kluftinger, die im letzten Band thematisiert wurden, ist noch keine Normalität im Kommissariat in Kempten eingekehrt. Richard Maier trauert exzessiv, Kluftinger ist verunsichert und Frau Kluftinger kommt nach all den Bedrohungen nicht aus ihrer Depression. Alles deutet auf einen alten Fall, den Klufti wohl in seiner Anfangszeit bei der Kriminalpolizei versemmelt hat. Immer mehr kommt er zur Überzeugung, dass er damals den Falschen – trotz Geständnis – überführt hat und der Mord an einer jungen Lehrerin noch nicht gesühnt ist.

Auch wenn Kluftinger auch dieses Mal kein Fettnäpfchen auslässt, seine sprichwörtliche Sparsamkeit kuriose Blüten treibt und er bei seinen öffentlichen Äußerungen wirklich Jedem auf den Schlips tritt, wird er nicht zum Clown. Seine Schlussfolgerungen, oft über die Ecke gedacht, sind logisch und treffend. Erfrischend wirkt eine neue Protagonistin, Lucy Beer, eine junge Kommissarin die als Teamverstärkung ihren Dienst antritt. Sie weiß Kluftinger zu nehmen und die Zusammenarbeit wird zur großen Überraschung des Eigenbrötlers sehr angenehm.

Mir hat dieser Band wirklich wieder so gut wie die frühen Bände gefallen, der handfeste Allgäuer Charme ist spürbar und Kluftinger wirkt realer, nicht mehr so als der Depp vom Dienst. Der Fall, der ihn umtreibt, ist gut aufgebaut, zwar durchschaubar, aber trotzdem bleiben die Ermittlungen überraschend und der Spannungsbogen hoch.

Die Nebenfiguren, allesamt gut gezeichnet runden die Atmosphäre ab, auch die privaten Probleme Kluftingers fügen sich gut in die Handlung und bieten immer wieder urkomische Auftritte. Im Theater gäbe es dafür wohl Szenenapplaus.

Dieser Kluftinger hat mir wieder sehr gut gefallen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.09.2020
Das Geheimnis von Dower House
Blake, Nicholas

Das Geheimnis von Dower House


sehr gut

Im Verlag Klett-Cotta erscheinen seit einiger Zeit englische Krimi-Klassiker in sorgfältiger Neuedition. So auch nun Blakes Weihnachtskrimi „Das Geheimnis um Dower House“. Nicholas Blake ist das Pseudonym des Autors Cecil Day-Lewis (1904–1972). Er war ein Akademiker, wurde von der Queen zum Hofdichter ernannt und schrieb, wie viele andere britische Gelehrte, sehr erfolgreiche Krimis.

Nigel Strangeways, ein Hobbydetektiv aus besserer englischer Gesellschaft wird von Sir John, dem stellvertretenen Polizeipräsidenten Londons gebeten, ganz privat einigen Drohbriefen nachzugehen. Der Adressat ist Fergus O’Brian, ein hochdekoriertes und sagenumwobenes Fliegerass aus dem 1. Weltkrieg, der zurückgezogen auf dem Landsitz Dower House lebt. Die Nachrichten drohen O’Brian mit seinem Tod am 2. Weihnachtstag. Nigel nimmt die Einladung an um die Gäste O’Brians unter die Lupe zu nehmen, denn der hat alle, die er verdächtigt, eingeladen.

Es kommt, wie es kommen muss, O’Brian findet trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, genau wie angekündigt seinen Tod.
DieGäste bedienen das Klischee: eine Lebedame, natürlich vollbusig und blond und unter dem Make Up ziemlich gewöhnlich, ein ehemaliger Militär und jetziger Clubbesitzer, der höchst anrüchig scheint, eine unkonventionelle Weltenbummlerin und ihr Bruder, dazu ein Oxford Professor, zufällig auch Nigels ehemaliger Mentor. Damit ist die Besetzung des Kammerspiels fast komplett.
Damit sind Setting und Personal schon klar umrissen, der Mörder kann nur im Haus gewesen sein und jeder Gast hatte ein besonderes Verhältnis und im Grunde auch ein Motiv. So beginnt für Nigel ein intellektuelles Ratespiel, in das er den lokalen Polizisten als Resonanzboden für seine Theorien einbezieht.

Dieser Polizist wird von Nigel gleich als rechtschaffener Mann mit bäuerlicher Herkunft und solider Polizeiausbildung klassifiziert und es ist klar, dass dieser sich dem gesellschaftlich höher gestellten Nigel Strangeways unterordnet. Es fällt auf, wie wichtig die Gesellschaftsordnung in Krimis aus dieser Zeit ist.

Blake präsentiert nun ein intellektuelles Rätsel, mit vielen Zitaten und Anspielungen aus der Literatur. Das entfaltet auch heute noch seinen Reiz und ich habe mich gern auf dieses Spiel eingelassen. Der Krimi hat den Charme und die Eleganz der alten Klassiker, die Spannung ordnet sich unter.

Mich hat der Sprachstil Anspielungen sehr gut gefallen, obwohl ich schon den Eindruck hatte, dass der Autor seinen intellektuellen Anspruch auch in seiner Arbeit unter Pseudonym zum Ausdruck bringen wollte.
Besonders schön ist dem Verlag die Ausstattung gelungen.

Bewertung vom 27.09.2020
Goldene Bremm
Kuhn, Greta R.

Goldene Bremm


sehr gut

Beim Saarländischen Rundfunk laufen die letzten Vorbereitungen für eine Talkshow zum Thema „Frauen in Führungspositionen“. Für die Lichtprobe setzt sich ein junger Praktikant auf den für Kommissarin Veronika Hart zugedachten Platz. Nur wenige Minuten später bricht er tot zusammen.

Ein Zufall oder ein Anschlag? Hart glaubt nicht so recht daran, durchforstet aber zur Sicherheit alte Fälle, denn auch ein zweiter Anschlag scheint ihrer Person zu gelten. Gleichzeitig ermittelt sie und ihr Team auch in einen grausamen Prostituiertenmord, der in das Milieu der Bandenkriminalität zu führen scheint.

Mit „Saarperlen“ hatte die Autorin ihren ersten Band um Veronika Hart vorgelegt, den fand ich so spannend und gelungen, dass ich auf die Fortsetzung sehr gespannt war. Auch hier wurde ich nicht enttäuscht. Das Buch ist ein richtiger Page Turner, sehr temporeich und unglaublich fesselnd. Ich mochte es kaum aus der Hand legen, die kurzen Kapitel verführten dazu, immer noch eins zu lesen.

Mir gefällt die Figur der Kommissarin. Ihr Mitarbeiter fühlt sich bei der Besetzung des Chefpostens übergangen, hält Veronika für eine „Quoten-Frau“ und agiert illoyal und intrigant. Dabei bringt sie alle Voraussetzungen mit, fühlt sich aber zunehmend von der Stimmung genervt. Die persönliche Bedrohung und die Brisanz des Mords an der Prostituierten, sorgen für eine hohe Dramatik.

Der Krimi mischt viele Thriller Elemente in die Handlung, besonders wenn die perfiden Rachefantasien des Täters Veronika und ihren Freundeskreis erreichen. Auch der zweite Handlungsstrang um die Morde an den Prostituierten, die auf einen abnormen Serientäter zeigen, ist stellenweise harter Tobak und hat so gar nichts von der üblichen Gemütlichkeit eines Regionalkrimis.

Für meine Lesegewohnheiten war es schon an der Grenze, aber der Schreibstil der Autorin hat mich überzeugt. Auch gewalttätige Szenen waren nie Selbstzweck, immer psychologisch fundiert in die Handlung eingebunden.

Auch wenn es ein zweiter Band ist, der Bezüge zum vorherigen Buch hat, ist es eine völlig abgeschlossene Handlung und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Das Buch endet mit einem vielversprechenden Ausblick auf die weitere Arbeit im saarländischen Präsidium.

Bewertung vom 25.09.2020
Fromme Sünde
Rauch, Josef;Gwaltinger, Xaver Maria

Fromme Sünde


sehr gut

Der Autor eines zum Bestseller gewordenen Enthüllungsbuchs über die wahre Maria Magdalena fürchtet um sein Leben. Er schreibt an einem Folgeband, einige Recherchereisen sind noch nötig, aber die möchte er nicht ungeschützt unternehmen. Philip Marlein, der fränkische Privatdetektiv nimmt gern den gut dotierten Job eines Personenschützers an, auch weil er die Ängste des Herrn Klüngelbein übertrieben findet. Wenn auch die Thesen nach Meinung des Autors Sprengkraft besitzen und die Grundfeste der Katholischen Kirche erschüttern könnte, so glaubt der Detektiv eher an Einbildung als an reale Gefahr.

Derweil bekommt im Allgäu der Religionswissenschaftler und Hobby-Detektiv Emil Bär den Auftrag das Treiben einiger junger Allgäuerinnen unter die Lupe zu nehmen, die einen Maria Magdalena Geheimbund gegründet haben.

Natürlich stolpern die beiden guten Freunde im Lauf ihrer separaten Ermittlungen übereinander.

Kirche und Sex bieten immer einen spannenden Hintergrund für einen Krimi und die beiden Autoren Gwaltinger und Rauch haben sich dazu einen interessanten Plot ausgedacht. Ganz im Stil von Dan Brown geht es um Verschwörungstheorien, gefälschte Dokumente und geheimes Wissen. Nur dass die Jagd ins malerische Allgäu und ins nicht weniger malerische Franken führt, also eher beschauliche Gegenden.

Beide Autoren geben jeweils „ihrem“ Detektiv ihre Stimme und die beiden Ermittlungsstränge wechseln sich in den Kapiteln ab. Dieser unterschiedliche Erzählton ist ebenfalls eine interessante Abwechslung. Die beiden Detektive sind vielschichtige Charaktere, bodenständig, urig und Bär in seiner Art durchaus auch derb. So mancher Spruch ist mir schon aufgestoßen.

Bis zum Ende geht es hoch her und Marlein muss sich eingestehen, dass er die Gefahr für den Autor unterschätzte. Der Leser scheint den Detektiven immer einen Schritt voraus, nur sie scheinen noch im Dunklen zu tappen. Das kam mir bei der beschriebenen Intelligenz der Beiden ein wenig unglaubwürdig vor.

Allerdings bietet „Fromme Sünden“ einen hohen Unterhaltungswert und dazu noch ein nervenaufreibendes Finale auf dem Ettaler Mandl.

Bewertung vom 24.09.2020
Physiotherapie für zu Hause
Kiesling, Gabriele

Physiotherapie für zu Hause


sehr gut

Als ich den Klappentext des Ratgebers „Physiotherapie für Zuhause“ las, fühlte ich mich sofort angesprochen. Hier wurden genau meine Beschwerden erwähnt, die mich seit Jahren begleiten. Nach Spritzen oder diverser Anwendungen, meist aus der Sparte der IGL Leistungen, war für einige Zeit Ruhe, aber nie war die Besserung von Dauer.
In einer Einführung wird die Bedeutung der Faszien für den Bewegungsapparat erläutert, Schaubilder veranschaulichen das sehr gut, die Möglichkeiten und Grenzen der Selbstbehandlung erklärt.
Dann ging es für mich zum wichtigsten Teil den Übungen. Vorab gibt es einige Tests, für Schulter, Rücken etc um die Beweglichkeit abzuklären. Die Übungen werden In Fotos sehr anschaulich und in Schritten erklärt. Zu jedem Bewegungsablauf gibt es einen Hinweis auf typische Fehler, was ich sehr hilfreich finde, den grade nach einigen Übungsdurchgängen fällt man leicht in eine falsche Haltung.
Ich habe für mich ein Programm zusammengestellt, das ich nun seit 2 Wochen übe. Und es tut mir gut! Ich habe leichte Besserung festgestellt und achte auch auf Fehlhaltungen, die man sich im Lauf der Zeit angewöhnt hat. Die meisten Übungen sind leicht und ohne große Vorbereitung zu machen. Das gefällt mir, da kann ich auch mal am Arbeitsplatz oder zwischendurch einige Minuten üben. Ich mache zwar regelmäßig Sport, ab so ein ganz individuell zusammengestelltes Programm ist doch etwas anderes und ich denke, wenn ich mir täglich 15 Minuten für das kleine Training nehme, werde ich noch weiteren Erfolg haben.
Mich hat das Buch von Gabriele Kiesling überzeugt.

Bewertung vom 23.09.2020
Kalmann
Schmidt, Joachim B.

Kalmann


sehr gut

Raufarhövn ist ein abgeschiedener Ort in Island. Viel gibt es nicht, seit die Fischfabriken geschlossen haben. Dort lebt Kalmann Óðinnsson und produziert die isländische Spezialität Gammelhai. Er macht den besten Gammelhai der Welt, seit sein Großvater in einem Pflegeheim immer weiter ins Vergessen eintaucht. Er war Kalmanns Stütze und Lehrer, denn er ist schon immer ein wenig anders gewesen. Sein Denken funktioniert nicht wie bei anderen Leuten und manchmal bekommt er eine große Wut und weiß selbst nicht warum

Aber Raufarhövn ist seine Heimat und er selbst sieht sich als selbsternannter Sheriff, einen Sheriffstern und einen Hut und eine alte Pistole hat er. Das sind die einzigen Erinnerungsstücke an seinen Vater, der als Soldat kurz in Island stationiert war.
Doch dann findet er auf der Fuchsjagd eine große Blutlache und von da an geraten die Ereignisse außer Kontrolle und die Gedanken in Kalmanns Kopf spielen verrückt.

Der Island-Roman von Joachim B. Schmidt ist eine Liebeserklärung an Island mit einem Helden, bei dem sich der Vergleich mit Forrest Gump aufdrängt. Kalmann hat eine kindliche Sicht auf die Welt. Lügen oder Ironie sind ihm fremd, wenn ihn etwas überfordert, ignoriert er es einfach. Seine Schlussfolgerungen zu all den Ereignissen haben mir Spaß gemacht, im Gegensatz zur ermittelnden Beamtin, die mit Kalmann an ihre Grenzen stößt. Und was als Kriminalroman begann, wird allmählich zu einem Buch über einen ganz besonderen Menschen.

Der Schreibstil ist besonders, denn der Leser folgt ja den Gedankengängen Kalmanns, die ganz seiner eigenen Logik folgen und ich konnte mich sehr gut darauf einlassen.

Ganz besonders gefiel mir die Landschaftsbeschreibung, Island ist ein wunderbarer Hintergrund, rau und einsam am Rand Europas, mit faszinierender und gewaltiger Natur. Dazu passen die Menschen in diesem Buch, ebenso einzigartig und von ihrer Umgebung geprägt.

Eine warmherzige und wie ich finde, auch ganz besondere Geschichte.

5 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.