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Wedma

Bewertungen

Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2019
Frieden! Jetzt! Überall!
Müller, Michael

Frieden! Jetzt! Überall!


ausgezeichnet

Eine bemerkenswerte Ansammlung von ca. 56 Beiträgen von 51 bedeutenden Akteuren der Politik, Wirtschaft und Kultur, die für Frieden! Jetzt! Überall, wie der Titel es so schön zum Ausdruck bringt, überzeugend plädieren. Sollte man gelesen haben.
Die Beiträge sind kurz, oft nur paar Seiten, sie liefern aber einen beachtlichen Fundus an:
spannenden Analysen und Zusammenfassungen der politischen Vergangenheit und der Gegenwart;
wertvollen Ideen und konstruktiven Vorschlägen, wie man den Frieden in Europa und der Welt insg. etablieren und das Leben der Menschen besser, schöner, lebenswerter machen könnte uvm.
Abrüstung, konstruktiver Dialog/ Partnerschaft mit Russland, deutliche Erhöhung der Ausgaben für Bildung, Kultur, soziale Zwecke, Ausbau der Infrastruktur, mehr Rechtstaatlichkeit, mehr Demokratie, soziale Gerechtigkeit stehen dabei oft im Vordergrund.
Besonders die Beiträge von Frank Bsirske, Daniela Dahn, Reiner Hoffmann, Anton Hofreiter, Albrecht von Lucke, Mathias Platzeck, Wolfgang Schwarz, Jörg Sommer, Jürgen Trittin, Kathrin Vogler, Sahra Wagenknecht sind mir positiv aufgefallen. Aber eigentlich alle sind, jeder auf eigene Art, bereichernd und lesenswert. Ich habe sie alle aufmerksam gelesen. Nach einigen Wochen Pause nochmals. Es lohnt sich. Insbesondere, wenn man sich dann darüber im Freundes-/ Kollegen und Familienkreis austauscht.
Noch ein kostbarer Aspekt bei diesem Band: Die Vielfalt, der Facettenreichtum dessen, wie man an das Thema hier herangegangen war, von wie vielen Blickwinkeln „Frieden! Jetzt! Überall!“ beleuchtet wurde. Es ist keineswegs so, dass alle das Gleiche auf gleiche Art sagen. So ziemlich das Gegenteil ist der Fall. Weshalb sich diese Inhalte so wohltuend vom leitmedialen Einerlei abheben. Klar ist aber: die überwiegende Mehrheit der Beitragenden, unabhängig von der Parteizugehörigkeit, Konfession, beruflichem Background, etc. plädieren: Es ist höchste Zeit, mit dem Frieden, jetzt und überall, anzufangen.
Zur Kriegshetze und der Rolle der sog. Leitmedien dabei wurden hier auch einige klare Worte gesprochen. Mehr dazu findet man übrigens in „Sabotierte Wirklichkeit“ von Matthias B. Klöckner. Ein sehr lesenswertes und aufschlussreiches Werk.
Bei vielen Beiträgen in diesem Band kam der Gedanke: Wenn die verantwortlichen Politiker dieses Plädoyer bloß beherzigen würden! Dann könnte man diesen irrsinnigen Tanz an den Abgrund des dritten Weltkrieges stoppen und endlich damit anfangen, ein würdevolles, gutes Leben aufzubauen, und dabei die sinnvolle Politik an den Tag zu legen, bei der die Menschen und ihre Interessen die Priorität Nummer 1 sind.
Die Autoren sagen es deutlich: Es ist machbar, in Frieden mit allen Nachbarn zu leben; gemeinsame Projekte zum Wohlsein aller durchzuführen; ein gutes, würdevolles Leben aufzubauen. Wie und was konkret man tun könnte/sollte, findet man in diesem Band.

Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, ein flammender Appell an die verantwortlichen Politiker und an uns, denn Frieden geht uns alle an.

Bewertung vom 10.10.2019
München MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag
Wigand, Achim

München MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Diesen München Reiseführer von Achim Wiegand aus dem Müller Verlag finde ich sehr gut: informativ, übersichtlich, mit einigen nützlichen Extras versehen und vieles mehr. Wenn ich an Reiseführer denke, dann gleich auch an den Müller Verlag. Habe mehrere Müller-Reiseführer in meinem Bücherregal. Und auch mit diesem Werk bin ich zufrieden.

Es handelt sich hier um die 6.te, überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019 mit dem Stadtplan, gleich vorn im Umschlag, 170 Farbfotos über die gesamte Länge verteilt, herausnehmbarer Karte hinten im Buchumschlag, auf dem innen auch die Karte der S-, U-Bahn und Tramnetze abgedruckt ist, und dem Hinweis auf die kostenlose Verkehrs-App für München und Umgebung, die mir auch ihre guten Dienste geleistet hat.

Neben den zahlreichen Infos zu Sehenswürdigkeiten, Gastronomie und Unterbringungsmöglichkeiten findet man die Angaben zu geografischen, geschichtlichen und kulturellen Gegebenheiten uvm.

Die klare, übersichtliche Gliederung und das üppige Kartenmaterial runden den ohnehin positiven Eindruck des Reiseführers sehr vorteilhaft ab. Damit kann man sich auch als Neuling prima in der Stadt orientieren.
Der Reiseführer besteht aus 12 Touren durch die Stadt, z.B. „Vom Isator zum Bürgersaal“, „Viktualienmarkt und Glockenbachviertel“, „Die Maxvorstadt“, „Der Olympiapark“, „Maximilianstraße und Residenz“, „Ludwigstraße, Leoplodstraße und Schwabing“ usw. plus ein extra Kapitel über die Vorortschlösser wie Nymphenburg etc., ein weiteres Kapitel über die Ausflüge im Münchner Umland, sowie kurze Abrisse der Stadtgeschichte und der Küche/ Gastronomie. Infos zu Nachtleben, Kulturleben, Festen und Veranstaltungen, München mit Kindern, Übernachten usw. findet man ebenso am Ende des Buches, sowie das Register, das zuverlässig hilft, schnell das Gesuchte zu finden.

Bei allen Touren ist eine kleine Karte dabei, auf der man gleich sieht, in welchem Stadtteil die Tour stattfindet und wie genau sie verläuft, denn sie ist farblich hervorgehoben. Welche Sehenswürdigkeiten, Essen& Trinken, Nachtleben und Einkaufsmöglichkeiten es dort gibt, sind ebenfalls auf diesen Karten gezeichnet. Alles ist sehr übersichtlich gestaltet. Die Touren sind zudem knapp und griffig, mit Augenzwinkern beschrieben. Bei den Sehenswürdigkeiten sind die Angaben zu Eintrittspreisen, Öffnungszeiten, wie man hinkommt und allem, was man sonst wissen muss, ebenfalls dabei. Jede Tour endet mit den Praktischen Infos wie Cafés, Restaurants, Bars, Kneipen, Einkaufsmeilen samt Adressen, Tel. Nummern, Geschäftszeiten, Besonderheiten uvm. Unter „Mein Tipp“ findet man die quasi Geheimtipps des Autors, die nicht nur praktischer Natur sind, viel ließen mich schmunzeln.

Der historisch-kulturelle Bezug ist in diesem Reiseführer recht stark ausgeprägt. Viele Farbfotos begleiten die Ausführungen. So kann man sich die beschriebenen Sehenswürdigkeiten besser vor Augen führen. Nach paar Seiten bekommt man den Wunsch, die Ortschaften selbst zu erkunden und alles mit eigenen Augen zu sehen.

Fazit: Ein sehr guter Reiseführer voller aktueller Infos und hilfreicher Tipps, übersichtlich, mit vielen Extras, in einer knappen und aussagestärken Sprache verfasst.
Wenn man nach Anregungen für den nächsten Urlaub sucht, eine Reise nach München plant oder auch bereits dort vor Ort ist und nach praktischen Informationen oder Inspirationen sucht, wird man hier fündig, auch wenn man so einiges in München bereits kennt. Für einen Neuling in der Stadt ist er ein Muss. Damit ist man sehr gut bedient, und kann sich ggf. viel Ärger und unnütze Ausgaben sparen.
Ich freue mich, diesen Reiseführer im Regal zu haben. Auf meiner Reise nach München hat er mir als Inspiration und als Nachschlagewerk sehr gute Dienste geleistet. Dank seines handlichen Formats passt er auch in einen kleinen Rucksack. Auch für meine nächste München-Reise werde ich ihn zu Rate ziehen und bei sich haben. Toll auch als Geschenk/ nettes Mitbringsel.

Bewertung vom 10.10.2019
Die Sprache des Donald Trump (eBook, ePUB)
Viennot, Bérengère

Die Sprache des Donald Trump (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist ein kluges, aufschlussreiches, prima geschriebenes Werk, das man gelesen haben sollte.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.
Man sieht es den Ausführungen der Autorin an, dass sie fertig mit der Welt ist, in der sie Trump übersetzen muss. „Seit Donald Trump an der Spitze der freien Welt steht, habe ich das Gefühl, jeden Tag einen Schlag ins Gesicht zu bekommen. Und ich glaube, ich bin nicht die Einzige.“
Sie begründet im Verlauf ihres Essays ihre Haltung: „ … dass derjenige, der als Aushängeschild seines Landes und mithin seiner Sprache fungieren soll, den Wortschatz eines Sechstklässlers hat, deprimiert mich als Spracharbeiterin. Trumps beschränkter Wortschatz, den ich als Aggression empfinde, ist jedoch nicht das Erschütterndste an seiner verbalen Gewalt. Sicher, er misshandelt die Sprache, obwohl sie ihm nichts getan hat. Aber wenn er kompletten Unsinn von sich gibt…, kommt das Aggressionspotenzial seiner vulgären Äußerungen zum Tragen.“
Es gibt da noch bissigere wie nachvollziehbare Passagen. Die Autorin kann sich so überzeugend empören!
Bérengère Viennot macht es für die Leser verständlich, warum es so eine Zumutung ist, den heutigen Präsidenten von USA zu übersetzen. Sie fängt erst damit an, dass sie erklärt, was das heißt, etwas zu übersetzen, welche Faktoren noch mit hineinfließen, wenn man adäquat übersetzen möchte, welchen Unterschied es macht, wenn ein Profi-Übersetzer dies tut oder ein Journalist, der nicht von Berufswegen übersetzt uvm.
Auf dieser Basis erklärt Bérengère Viennot, warum es oft unmöglich erscheint, Trump zu übersetzen und bringt viele Beispiele, um ihre Ausführungen zu untermauern.
Bérengère Viennot vermutet, dass Trump ein Legastheniker ist. Eins ihrer Kinder ist Legastheniker. Die Parallelen im Verhalten sind für sie unübersehbar. Zudem steht bei Trump der Verdacht auf Alzheimer im Raum, wie beim früheren Präsidenten Ronald Reagan.
Im Kapitel „Selbstüberschätzung“ schreibt sie: „Das Problem besteht nicht in seiner vermeintlichen Dummheit, sondern in seiner mangelnden intellektuellen Neugier. Solange man sich der menschlichen Kultur und der Erfahrung andere verschließt, verschließt man sich auch dem kulturell stimulierten Denken. Die Sprache von Donald Trump dreht sich im Kreis, genau wie seine Aussagen und sein politisches Denken: er nimmt sich selbst zum alleinigen Maßstab aller Entscheidungen.“
Ich lasse die Autorin so oft zu Wort kommen, weil es besser ist, ihre Ausführungen im Original und unmittelbar zu erfahren. Weshalb man auch das Buch selbst lesen sollte. Die Frau hat Klasse, Bildung und Humor. Diese Kombination sollte man sich nicht entgehen lassen. Sie blickt durch und bringt ihre Gedanken glassklar, eloquent und niveauvoll zur Sprache. Gern würde ich ein anderes Buch aus der Feder von Bérengère Viennot lesen.

Fazit: Ein lesenswertes Werk, das sich nicht nur mit der Sprache von Donald Trump befasst. Von der Sprache ist der Übergang zur Persönlichkeit nicht weit. Doch das ist noch nicht alles. „Wenn Amerika auf seinen Präsidenten schaut, glaubt es sich in einem Zerrspiegel zu sehen. In Wahrheit reflektiert dieser Spiegel jedoch eine Wirklichkeit, die es lange verdrängt hat und nun als plötzlichen Schlag ins Gesicht empfindet.“ Dazu gibt es noch im letzten Kapitel einige kritische wie wahre Worte, die von der Entstehungsgeschichte Amerikas bis zur Gegenwart unter Trump reichen und klarstellen, was das alles mit uns zu tun hat, i.e. mit Menschen, die in Frieden glücklich leben wollen.

Bewertung vom 09.10.2019
Der Ursprung der Welt (eBook, ePUB)
Tukur, Ulrich

Der Ursprung der Welt (eBook, ePUB)


weniger gut

Der Roman konnte mich leider nicht überzeugen. Pure Zeitverschwendung.
Unüberbrückbare Distanz zu den Figuren und der Geschichte insg. blieb bis zum Schluss. Von Spannung keine Rede.
Vor allem die Handlung kam mir sehr konstruiert vor. Dazukamen Klischees, die das Ganze auch nicht besser gemacht haben, uvm.
Gleich vom Anfang an fühlte ich mich nicht abgeholt. Der Erzähler, und er hatte viel zu erzählen, sodass ich in weiten Strecken den Eindruck hatte, dass ich in diesem endlosen Narrativ ersticke, vermochte mich kaum mitzureißen. Zudem erschien er mir lieblos, sehr distanziert, als ob er etwas an die Leser trug, womit er selbst nichts anfange konnte. Seine Geschichten erschienen mir zudem wie Abklatsch von bereits wohl Bekanntem, z.B. Der Protagonist leidet unter gestörtem Verhältnis zu Frauen. Hier wurde der gute alte Freud wieder mal bemüht. „Sehr originell“. Mitunter eklig. Oft musste ich denken: Von dem Zeugs gab es schon mehr als genug, und das viel besser dargestellt, warum denn die alten Kamelle, und in der Qualität, nochmals?
Die Rückblenden, davon gibt es reichlich, erschienen mir eher manieriert. Klar steckt die Intention dahinter, durch diese fließenden Grenzen zwischen damals und heute bestimmte Dinge anzudeuten. Aber WIE das gemacht wurde, konstruiert und oft verwirrend, beförderte mich jedes Mal aus dem Lesefluss und ließ kopfschüttelnd die Seiten hin und her blättern. Dabei überkam mich wieder mal der Wunsch, das Werk in die hinterste Ecke zu pfeffern.
Und bei den Russen, die nach Meinung des werten Autors 2033 Baltikum besetzen, war meine Geduld komplett am Ende. Auch das noch. Als ob man zuvor nicht genug Mist ertragen musste.

Fazit: Kann man getrost vergessen. Zu viel von bereits Bekanntem und Abgedroschenem, wie die zigste Kopie einer schlechten Kopie. Dafür viel Effekthascherei, möchte-gerne-Allüren und viele vertane Chancen.

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2019
Kühn hat Hunger / Martin Kühn Bd.3 (eBook, ePUB)
Weiler, Jan

Kühn hat Hunger / Martin Kühn Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein gut gelungener, feinhumoriger, gesellschaftskritischer Roman, eher ein Krimi, bei dem man zwar früh weiß, wer und warum hinter dem Mord steht, dennoch gespannt den Ermittlungen Kühns folgt und sich auf das Wiedersehen mit den Figuren aus den Teilen 1 und 2 freut. Paar Schmunzler und Auflacher waren auch hier dabei.
Bloß für Kühn selbst war da nicht viel zu lachen. Er konnte einem so leidtun! Eigentlich ist es eine traurige Geschichte, die der heutigen Gesellschaft gnadenlos den Spiegel vor Augen hält und dabei einige groteske Züge aufweist. Viele, die wie Kühn, den rechtschaffenden Weg gehen, und fürs kleinste Vergehen empfindlich bestraft werden, dürften sich mit ihm gut identifizieren können.
Ein großes Thema ist hier Mann-Frau Beziehung und ihre Tücken. Es geht u.a. um junge, verunsicherte Männer, die darunter leiden, keine Frau abzubekommen, qua der unüberwindbaren Minderwertigkeitskomplexe zu den Frauen ihres Alters keine tragfähige Beziehung aufbauen zu können, und aus dem Leid heraus Blödsinn tun.
Die Ausschnitte aus dem Männerratgeber, die das obermachohafte Gehabe seinen Lesern nahelegen und diese dazu noch mit einer zweifelhaften Diät plagen, verleihen dem Problem eine weitere, tiefere, wenn auch mitunter klamaukhafte, Dimension. Die Männer kommen mit der fortschreitenden Selbstbestimmung der Frauen nicht klar, scheint dieser Strang dieses Romans zu sagen, und versuchen krampfhaft, eine Lösung zu finden, wodurch sie noch weiter von der Abwärtsspirale mitgerissen werden.
Auch das Leben von Kühn, zu dessen Gedanken und Emotionen die Leser einen unmittelbaren Zugang haben, ist von dieser Problematik kaum verschont. (Hierfür bedient sich der Autor einiger für mich wenig glaubhaften Wendungen: Dass Kühn sich dieser hirnlosen Diät unterzieht und anderen Blödsinn macht, konnte ich bis zum Schluss nicht abnehmen.) Oft genug legt Weiler die Nöte des 45-jährigen Mannes, der Kühn nun mal ist, vor Augen der Leser frei. Er will von seiner Frau und den Kindern geschätzt und geliebt werden. Bei der Arbeit erfährt er zwar als Chef eine gewisse Wertschätzung, aber wenn es wirklich um etwas lang Ersehntes wie Beförderung geht, da schaut es duster aus, und Kühn ist letztendlich selbst daran schuld.
Auch in diesem Roman führt Jan Weiler den Lesern bildhaft wie schmerzhaft vor Augen, wie das Leben eines rechtschaffenden braven Steuerzahlers wie Kühn ausschaut: Beim Kauf des Hauses wurde er betrogen, hat nun Schulden und keine Aussicht, das Problem zufriedenstellend zu lösen. Selbst einen anständigen Urlaub, wie er den sich wünscht, kann er sich nicht leisten, ohne sich weiter verschulden zu müssen. Als Kontrast wurde Kühns Jugendfreund gezeigt, der schon damals auf die schiefe Bahn geriet, wusste aber, sich ein Geschäft im Unterhaltungsmilieu aufzubauen, und nun steht er finanziell und sonst viel besser da als Kühn, der zwar nach den gängigen Moralvorstellungen lebt und die Verbrecher erfolgreich jagt, aber von seinem Gehalt mehr schlecht als recht über die Runden kommt, und sich eher als Sklave der Umstände als der Herr seines Lebens fühlt. Da war die Rede noch von paar anderen Geschäftsleuten, die mit Mädchen ihr Geld verdienen, sprich, wie in alten Zeiten die Frauen ausbeuten, und besser dastehen als der brave Kühn. Man bekommt also einen reichhaltigen Boden zum Nachdenken.
Eine Überraschung zum Schluss gab es auch und ein recht gutes Ende.
Es wäre schön, wenn es mit dem Kühn weiterginge. Gern auch etwas bissiger, stärker insg., in etwa wie in den Folgen 1 und 2.
Dennoch kann ich hier 4 Sterne vergeben und eine Leseempfehlung aussprechen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2019
Der Welt nicht mehr verbunden (eBook, ePUB)
Hari, Johann

Der Welt nicht mehr verbunden (eBook, ePUB)


sehr gut

Von diesem Werk habe ich einen sehr guten Eindruck gewonnen. Wenn man sich über die Depressionen informieren möchte: Welche Gründe sie haben, warum sie entstehen können, und was noch wichtiger, wie man sie heilen kann, ist man hier an einer sehr guten Adresse.
All dies erfährt man vom Autor, dem dieses Thema sehr am Herzen liegt. Er litt an Depressionen seit er noch ein Teenager gewesen war. Ihm wurden Medikamente verschrieben, was ihm kaum half. Also ging er der Wurzel des Problems gründlich nach, da er auch für sich nach Erklärungen und nach einer Lösung suchte. Er sprach mit einigen Forschern auf dem Gebiet, las entsprechende Berichte, unterhielt sich auch mit den Depressiven usw.
Er identifizierte 9 Ursachen der Depression, hier ist er ganz schön gesellschaftskritisch geworden, was durchaus plausibel erscheint, und schlug 7 Auswege, wie man die Depression bekämpfen kann.
Alles in allem ist es ein gelungenes, aufschlussreiches Werk. Für meinen Geschmack etwas zu breit erzählt.

Bewertung vom 11.09.2019
Mobbing Dick (eBook, ePUB)
Zürcher, Tom

Mobbing Dick (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine bitterböse Satire mit Tiefgang vom Anfang bis zum Ende: Eine stark simplifizierte, auf das Wesentliche reduzierte Schilderung der heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse. Das Ganze ist zwar gnadenlos auf die Spitze getrieben. Die Botschaft, der Wahrheitsgehalt sind aber kaum von der Hand zu weisen.

Klappentext fasst den Inhalt recht gut zusammen.

Der Roman ist aber viel mehr als die Zusammenfassung der Handlung, was man eigentlich über viele guten Werke sagen lässt. Solche Verwandlungen wie Dick und sein Kollege Bachmann erfahren, dürfte wohl jedem bekannt sein, der ins Berufsleben als Angestellter einsteigt und erst recht, wenn man dort bereits mit beiden Füßen steht. Dick durchläuft die typischen Stadien vom naiven Anfänger bis zu dem zum zerreißen gequälten Geist, der lediglich der Welt auf seine Weise das zurückgibt, was ihm angetan/aufgezwungen wurde. Zum Schluss kippt es schon mal ins zynisch Abgeklärte, gar Abgeschmackte. Die Groteske wird an die Spitze getrieben. Anfangs konnte ich noch schmunzeln, in der zweiten Hälfte nicht mehr. Für mich war da etwas zu viel „des Guten“.

Die Art zu erzählen zeichnet einen Profi aus: knapp, nur das Nötigste, aber stets auf den Punkt, schön ausdrucksstark. Mit diesem Minimum an Sprachmitteln wird aber viel erreicht. Dem kleinbürgerlichen Dasein mit seiner obsessiven Sparsamkeit, Scheinheiligkeit, Angepasstheit uvm. wurde Spiegel vor die Fratze gehalten. Zum Kontrast gab es auch die andere Extreme, die Hippie-Szene, die im Grunde die andere Seite der Medaille darstellt. Hinzukamen die Kollegen Dicks bei der Bank mit ihrem sinnfreien Gerangel um den Aufstieg in einem sinkenden Schiff uvm. Karrierismus und seine Auswüchse wurden ebenso klar zur Sprache gebracht wie das Thema Frauenrolle, von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet: Frau als Mutter, als Hausfrau, als anvisierte Geliebte, als Karrierebesessene usw.

Man kann noch viel über diesen Roman schreiben, besser, man liest selbst.

Ich vergebe gute vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.09.2019
Schutzzone (eBook, ePUB)
Bossong, Nora

Schutzzone (eBook, ePUB)


weniger gut

Dieses Werk halte ich für herzlich wenig lesenswert, kurz gesagt: „Möchte-viel-kann-leider-herzlich-wenig“ passt prima dazu.

Schon allein die Schreibe weist erhebliche stilistische Probleme auf. Die Bandwurmsätze, die nicht allzu selten vorkommen, rauben jede Lust am Weiterlesen. Die ständigen Zeitenwechsel desorientieren den Leser völlig. Folge: Ich war nicht müde, das Buch aus der Hand zu legen.

Und aufgebauscht wird das Minimum von der Substanz bis zum geht nicht mehr. „Viel heiße Luft“, „Schaumschlägerei mit wenig dahinter“ lauten meine nicht seltenen Kommentare auf den Seiten. Kaum gibt es paar klare Worte über den desolaten Zustand der Welt, schon wird die Aussage ins politisch Korrekte gekippt.
All die exotisch klingenden Orte, die jungen Leute aus dem Westen, die sich einbilden, etwas in der Lage zu verstehen und in Afrika etwas Gutes zu tun, und sich deshalb vor eigenen Wichtigkeit vor einander aufplustern, nervten zunehmend. Beim näheren Hinsehen offenbarten sich ihre naiven Träumereien als Chimären, was auch ihnen selbst nach paar Jahren dieses Show-Offs klar wurde, weshalb sie in Zynismus zu verfielen. Dies lässt sich auch über die Beziehung Miras zum verheirateten Familienvater Milan, den sie seit ihren Kindertagen kennt, sagen.
Die ständigen Sprünge in der Zeit rauben mir den letzten Nerv. Mal ist man im Jahr 1994, in dem die Bilder der unglücklichen Kindheit Miras geschildert wurden. Gleich im nächsten Kapitel ist man im Jahr 2017, dann ist man in der Zeit dazwischen, so ging das immer fort, sodass sich der rote Faden mühsam bis gar nicht entdecken ließ, und mich fragen musste, was das bitte soll. Zudem erforderte diese Art zu erzählen viel Aufmerksamkeit, die ich bald nicht mehr bereit war, auf so etwas zu verschwenden.

Es ist einfach zu viel des Herumposierens. Vieles ist bloß angerissen und gleich fallengelassen.

Leider entstand bei mir der Eindruck: Man versucht viel, kann aber wenig, und vor lauter Angeberei findet den eigenen Schwerpunkt nicht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2019
Fettnäpfchenführer Vietnam
Frogier de Ponlevoy, David;Wick, Anemi

Fettnäpfchenführer Vietnam


sehr gut

Wenn man nach Vietnam demnächst muss/ möchte oder sich einfach für das Land und Leute interessiert, ist dieser Ratgeber eine gute Adresse, um sich das nötige praktische Wissen über das Land und Leute anzueignen.
Die beiden Autoren kennen sich sehr gut mit dem Leben in Vietnam aus, haben dort mehrere Jahre gelebt, Anemi Wick lebt dort immer noch. Was noch wichtiger ist: Sie können dieses Wissen anschaulich und unterhaltsam vermitteln.
Es gibt zwei fiktive Figuren, die in bestimmte alltägliche Situationen geraten, dann folgt die Erklärung, was man in so einem Fall sinnvollerweise tun könnte. Die kurzen Kapitel, 39 an der Zahl, bieten die Vielfalt an Themen, die eigentlich die wichtigsten Lebensbereiche abdecken. Man weiß dann, wie man sich am besten verhält, was von einem erwartet wird, und kann somit die typischen Fettnäpfchen vermeiden. Man sieht diesen Ausführungen große Sorgfalt und die Liebe zu diesem Land und den Menschen an.
Es gibt auch kurze Ausflüge in die Geschichte und Politik, sowie die Beschreibung der gegenwärtigen politischen Lage. Die einfachsten Sätze, korrekte Anreden, Begriffe in der Landessprache sind ebenfalls dabei. Im Anhang gibt es kurz zusammengefasst „10 Dinge, die man in Vietnam getan haben muss“, die 10 totsicheren Fettnäpfchen und ein kurzes Literaturverzeichnis, nach Kapiteln gegliedert.
Der Schreibstil ist klar, griffig, mit guter Prise Humor.
Alles in allem ist es ein sehr gut gelungener Ratgeber, den ich gern weiterempfehlen kann.