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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1057 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2022
Reißende Flut / Panda Kingdom Bd.1
Hunter, Erin

Reißende Flut / Panda Kingdom Bd.1


gut

Tiere mit menschlichem Aberglauben
Wer sich auf dieses Buch einlässt, sollte Durchhaltevermögen mitbringen. Grob gesagt geht es um drei Pandakinder, die unabhängig und getrennt voneinander aufwachsen, ohne zu wissen, dass sie Geschwister sind. Um das Überleben der Pandas zu sichern müssen sie zueinander finden und eine Prophezeiung erfüllen.
Im ersten Viertel des Buches geht es gefühlt in einer Tour darum, dass eine große Naturkatastrophe das Leben der Tiere empfindlich gestört hat. Wiederholt wird darauf hingewiesen, wie Tiere ertrunken, zu Tode gestürzt oder von ihren Familien ins Ungewisse fortgerissen wurden. Neben dieser bedrückenden Atmosphäre kommen unzählige Namen der vielen Tiere hinzu, die mich in der Masse einfach nur verwirrt haben: Orchidee Hochbaum, Regen, Kiesel, Holzapfel, Pflaume, Sonnenrot Schattenforst, Blüte... Bei dieser Flut an Namen, die mit den Pflanzen und Naturbegriffen konkurrieren, macht das Lesen schnell keinen Spaß mehr. Zumal die Umgebung selbst in den einzelnen Szenen nur grob beschrieben wird, so dass ich mir die Umgebung, in welcher die Pandas ihre Abenteuer erleben, gar nicht so richtig vorstellen konnte. Zwar ist eine wirklich schöne Karte im Buch dabei, aber wie die Pandakinder ihre Umgebung wahrnehmen, das fehlte mir oftmals.
Die drei Pandakinder wachsen in jeweils anderen Regionen auf, was an sich ganz spannend ist. Leider bleibt die Erzählung für meinen Geschmack meist zu distanziert. Einzig der Panda im Gebirge, der sich für einen Schneeleopard hält, war sehr schön zu lesen, da seine Charakterentwicklung sowie seine innere Zerrissenheit, anders zu sein, mich berühren konnten. Zumal er auch nur mit einer sehr übersichtlich bleibenden Anzahl an Tieren agierte und ich mir Gebirge im Schnee auch in Ermangelung von Beschreibungen der Umgebung problemlos vorstellen konnte. Allen Tieren gemein ist, dass die Autorin ihnen eine Religion angedichtet hat. Pandas, die sich vor jedem Essen erstmal bei einer höheren Wesenheit für Futter und Weisheit bedanken wie stark gläubige Menschen, empfand ich doch als arg befremdliche Vermenschlichung. Getoppt wird das von Weissagungen und Prophezeiungen, alles menschlicher Aberglaube, der bei wilden Tieren einfach fehl am Platz wirkt. Mich konnte das Buch nicht begeistern

Bewertung vom 31.10.2022
Das Gesetz der Natur
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


gut

Fragwürdige Dystopie nach der Apokalypse
Zeitlich ist das Buch ungefähr 400 Jahre in der Zukunft angesiedelt, nachdem eine Katastrophe unsere Welt nachhaltig zerstört hat. Statt Mad Max oder Waterworld bekommt man hier die Überlebenden Nordamerikas präsentiert, bei denen einige wenige Anführer Recht und Religion an sich gerissen, das Patriarchat kultiviert sowie, mir völlig unverständlich, sämtliche Bücher verbrannt haben. Warum den Rohstoff Papier samt wichtigem Wissen gedankenlos einäschern? Ebenfalls werden alle, die nicht der Norm entsprechen, ausgestoßen oder getötet. Insbesondere die Menschen, die körperliche Folgeschäden der einstigen Katastrophe zeigen und gemeinhin als Mutanten bezeichnet werden, fallen gnadenlos den Vorurteilen bzw. dem Henker zum Opfer. Alles zum Wohle der Gemeinschaft.
Da wäre Gaia, die sich selbst wiederholt als Mutantin statt als Mensch bezeichnet. Verborgen aufgewachsen, wurden ihr das verbotene Lesen und Schreiben ebenso vermittelt wie Wissen um die Natur sowie Jagd- und Kampfmethoden. Als sie von den Schergen eines Regierenden aufgespürt wird ist genau dies ihre Rettung vor der Hinrichtung. Von da an ändert sich die Perspektive: Haben bisher die Menschen das Schicksal der Mutantin bestimmt, wird diese bald das Schicksal der Menschen bestimmen.
Gut, einige Entwicklungen dieser fiktiven Zukunft sind wirklich fragwürdig wie z. B. das Verbrennen aller Bücher, nur um im Lauf der Handlung zu behaupten, dass irgendwo in der Ferne versteckte Bücher die große Wende für alle bedeuten könnten. Also quasi mal wieder eine übertriebene Lobhudelei auf Bücher in einem Buch. Die anderen Entwicklungen könnten als Gesellschaftkritik verstanden werden wie Intoleranz, Machtmissbrauch, Waffenmissbrauch, Brot und Spiele usw. Was mein Interesse am Buch schnell gen Null tendieren ließ war die Entwicklung rund um Gaia. Zu Beginn noch ganz interessant, die Welt durch ihre Augen kennenzulernen, verlor ich spätestens ab dem Punkt das Interesse, als die Mutantin ein Mitglied der X-Men-Mutanten bei Marvel hätte werden können aufgrund ihrer plötzlichen Mutanten-Fähigkeiten. Das war nicht mehr Dystopie, das war Fantasy. Auch die Handlung selbst fängt in etwa zur selben Zeit an, in eine Aneinanderreihung aus Gewalt, Krieg und Gemetzel überzugehen, teilweise mit einigen zähen Abschnitten. Zudem ist auch der Stil gewöhnungsbedürftig. Die Kapitel sind kurz und bleiben distanziert, die Dialoge lassen vermuten, dass den Menschen der Zukunft scheinbar auch jegliche Fähigkeit der eloquenten Ausdrucksweise abhanden gekommen ist.
Ich hatte mir von dem Buch wirklich mehr versprochen, zumal der Anfang sich ganz vielversprechend las. Leider entwickelte sich die Handlung zu einem weiteren Aufguss der menschlichen Abgründe gepaart mit merkwürdigen X-Men-Fähigkeiten mit viel Gewalt und einer Kampfansage an das Durchhaltevermögen des Lesers.

Bewertung vom 31.10.2022
This Charming Man / The Stranger Times Bd.2
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


ausgezeichnet

Vampire gibt es nicht - lasst uns Vampire jagen
Der zweite Band rund um das Team der Manchester Stranger Times steht Band 1 in nichts nach. Im Gegenteil hat man hier bereits den Vorteil, erste Einblicke in die Welt der Magie erhalten zu haben, Anwesende eingeschlossen. Als neueste Mordfälle auf Vampire als Tatverdächtige hindeuten sind sich jedoch alle bisher bekannten Seiten einig: Vampire gibt es nicht! Also was steckt stattdessen dahinter? Und wie hält man Vampire auf, die es gar nicht gibt?
Auch beim Lesen des zweites Bandes habe ich mich wieder aufs Köstlichste über den Britischen Humor samt der überspitzten Situationen und Charaktere amüsiert. Ein kleines Highlight waren für mich der Mann mit dem Hund, der kein Hund ist, um mal nicht allzu viel vorweg zu nehmen. Die Hintergrundstories um so manche Charaktere der Redaktion bieten ebenfalls ein paar interessante Details. Als humoriges Extra darf man sich wieder auf etwas schräge Danksagungen am Ende des Buches freuen.

Bewertung vom 31.10.2022
The Stranger Times Bd.1
McDonnell, C. K.

The Stranger Times Bd.1


ausgezeichnet

Urban Fantasy meets British humour
Mit diesem Buch hab ich mir ein wahres Lesevergnügen gegönnt. Das geht schon beim Cover los, bei dem sich ein zweiter oder gar dritter Blick auf die vielen kleinen Details lohnt. Inhaltlich darf man mit Hannah einen neuen Job bei der Stranger Times in Manchester antreten - dabei ist allein schon das Bewerbungsgespräch so aussergewöhnlich, dass sie glatt vergisst zu fragen, für welchen Job genau sie bei der Zeitung eingestellt wird. Den Fokus auf aussergewöhnliche Phänomene gerichtet muss das Verlags-Team rund um Vincent Banecroft schon bald feststellen, dass einiges aus ihren Artikeln erschreckend wahr ist. Und mächtig. Und manchmal sogar mächtig tödlich.
Mir hat das Erkunden der magischen Welt neben der unsrigen viel Spaß gemacht, nicht zuletzt wegen des schrägen, britischen Humors, welcher die Absurdität des Alltags hervorragend pointiert. Einige Szenen sowie Charaktere sind entsprechend überspitzt, allen voran Vincent Banecroft. Im Übrigen macht der Humor des Autors selbst vor der Danksagung am Ende des Buches nicht Halt, also am besten auch noch lesen, bevor man den zweiten Band zur Hand nimmt.

Bewertung vom 23.10.2022
Spicy Noodles / Food Universe Bd.2
Graßhoff, Marie

Spicy Noodles / Food Universe Bd.2


gut

Zwischen Suppe und Serienkiller
Völlig planlos startet Toma ins Erwachsenenleben. Das macht die Tatsache, Augenzeuge zu werden, wie New Yorks gefürchteter Serienmörder Overkill jemandem den Kopf wegsprengt, auch nicht grad besser. Da Toma den Traum seines überambitionierten Vaters, Jura zu studieren, ebenfalls nicht erfüllt, schmeißt dieser ihn hochkant raus. Hilfe erhält Toma von seinem Opa Shiro. Der hat ihm zwar damals einreden wollen, mithilfe magischer Ess-Stäbchen die Bude der Eltern abgefackelt zu haben, ist ansonsten aber schwer in Ordnung. Also wohnt und arbeitet Toma zunächst im Spicy Noodles, Shiros Restaurant, lernt dort die erfolgreiche Akira kennen - und findet sich plötzlich in einer Welt magischer Götterkräfte wieder. Tödliche Bedrohung geht aufs Haus.
Marie Graßhoffs Idee der Göttererben, welche von den meisten unerkannt leben, ist faszinierend, insbesondere, dass viele einen Trigger benötigen, um ihre Kräfte zu manifestieren. Einige Trigger haben mit Essen oder Trinken zu tun, wie bereits im ersten Band der Trilogie der Alkohol. Dieses Buch ist der zweite Band der Food-Universe-Trilogie, lässt sich jedoch problemlos ohne Vorkenntnis lesen.
Beim Lesen hatte ich das Gefühl, der Stil ist Tomas Charakter angepasst. Kommt der junge Mann einfach nicht so recht aus dem Quark (nein, das ist nicht sein Trigger), gestaltet sich auch die Handlung zunächst eher gemächlich. Dadurch hat Toma zwar Zeit, sich mit der magischen Welt vertraut zu machen, allerdings ging es mir dann plötzlich etwas zu schnell voran - schnell ein wenig üben und dann bereits der Kampf gegen den Endgegner, wo alle nochmal ihre Kräfte zeigen können. Von einer überraschenden Wendung mal abgesehen verläuft die Handlung also recht gradlinig, so dass mir gewisse Nebencharaktere und deren Geheimnisse mit der Zeit einfach spannender vorkamen. Das Buch ist nicht schlecht, ich empfand es einfach über Strecken zu ruhig, kurze Überraschung, kurzer Endkampf, dann wieder alles etwas gemächlicher. Dafür hab ich definitiv Lust auf den dritten Band bekommen, deren Hauptcharaktere hier bereits teilweise vorgestellt wurden.
Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass dies der Mittelband einer Trilogie ist, aber ein wenig fehlte mir hier die Schärfe. Trotz des ausgefallenen Worldbuilding und Shiros leckerer Gerichte.

Bewertung vom 23.10.2022
Die Schule der verrückten Träume Bd.1
Beckerhoff, Florian

Die Schule der verrückten Träume Bd.1


weniger gut

Distanziert und unlogisch
Da Johanna zu den unmöglichsten Zeiten in einen Traumschlaf fällt und dort Abenteuer als Galakto Joe erlebt, selbst mitten im Unterricht!, wird sie in den Sommerferien auf die Schule der verrückten Träume geschickt. Dort sind weitere Kinder untergebracht, welche auf unterschiedlichste Weise Probleme mit ihren Träumen haben.
Zunächst wirkte das Buch ganz vielversprechend, endlich mal ein Mädchen, dass nicht davon träumt, als passive Prinzessin gerettet zu werden sondern die Zügel selbst in die Hand nimmt und heldenhaft Mensch und Tier in Not rettet. Mit dem Szenenwechsel in besagte Schule der verrückten Träume legte sich bei mir jedoch schnell die Begeisterung. Man erhält gar nicht wirklich die Möglichkeit, mit den Kindern die Schule zu erkunden und Abenteuer zu erleben. Stattdessen wird im Schnellverfahren erzählt, dass sie hier untergebracht werden, dort zu schlafen oder zu essen haben, und dass sie gefälligst lernen sollen, mit ihren Träumen klar zu kommen. Der Stil ist entsprechend über lange Zeit zusammenfassend berichtend, bleibt distanziert statt sich in die Kinder reinzuversetzen. Und oftmals hatte ich das Gefühl, die Kinder geben die altkluge Meinung Erwachsener wieder statt sich wie Kinder auszudrücken. Zudem wirkte vieles einfach widersprüchlich, der Hinweis auf einen Saboteur wurde nicht ernst genommen und als es soweit war, wurde die seit Jahrzehnten laufende Schule von den Erwachsenen beim kleinsten Problem einfach aufgegeben - welch schlechtes Beispiel, mit Problemen umzugehen!
Mir war das Buch zu distanziert, zu unlogisch und mir fehlten einfach die Momente, mit den Kindern gemeinsam Abenteuer zu erleben und ihre neue Umgebung zu erkunden. Stattdessen wurden die Kinder wie Gefängnisinsassen hin und her geschubst in ihren Schulferien, wer mag denn sowas bitte lesen?

Bewertung vom 23.10.2022
Die kleine Weihnachtseule
Kalish, Ellen;Sterer, Gideon

Die kleine Weihnachtseule


ausgezeichnet

Abenteuer einer kleinen Eule zur Adventszeit
Eine kleine Eule beobachtet mit ihren tierischen Freunden, wie die Menschen ihre Adventsdekoration anbringen. Und während sie sich noch fragt, was wohl Weihnachten genau ist, wird sie plötzlich mitsamt ihrer Lieblingstanne aus dem Wald mitten in die Großstadt gebracht, wo die Tanne als Weihnachtsbaum herhalten soll. Bis die Eule wieder bei ihren Freunden ist, vergeht noch ein kleines Abenteuer und am Ende weiß sie, dass es Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt sind, die Weihnachten ausmachen.
Diese kleine Erzählung beruht auf einem wahren Geschehen. Erdacht ist die liebevolle und mit wunderschönen Illustrationen versehene Geschichte von der Wildtierpflegerin, welche sich der Eule damals angenommen und diese wieder aufgepäppelt hat. Eine wunderschöne Geschichte fürs Herz und fürs Auge. Zum Vorlesen oder für Leseneulinge.

Bewertung vom 23.10.2022
Den Geist aufgeben gibt's nicht! / SpooKI Bd.1
Rahlff, Ruth

Den Geist aufgeben gibt's nicht! / SpooKI Bd.1


ausgezeichnet

KI spioniert Geisterfamilie aus
Ein aussergewöhnliches Abenteuerbuch mit genialen Illustrationen von Timo Grubing. Robert wächst bei einer Geisterfamilie auf - Mutter, Vater, Opa und Hund sind Geister und die meiste Zeit für die anderen Menschen unsichtbar. Da ist es gar nicht so einfach, zum Thema Haustiere der Klasse seinen unsichtbaren Wolfshund zu präsentieren. Zum Glück hat seine neue Klassenkameradin Isabella eine geniale Idee, als junge IT-Expertin hat sie so einige Tricks auf Lager. Ebenso hilft sie Robert, als sein mehrere Jahrhunderte alter Geisteropa auf die Tricks des Social Media hereinfällt und die Familie in Schwierigkeiten bringt. Zudem wär mal interessant, wer hinter den Drohnen steckt, welche Roberts Familie seit kurzem belagern. Ist es der neue Nachbar, der seine Nase am liebsten in alles stecken möchte?
Eine unterhaltsame Mischung aus gängigen Jugendproblemen, besonderen Problemen, wenn die Familie aus Geistern besteht und den gemeinen Tricks im WWW, die Nutzer auszuspionieren. Im Buch versteckte Hinweise auf eine mysteriöse KI, welche am Werk ist, bringen ein wenig Extraspannung mit sich. Sehr gelungen ist der freundschaftliche Zusammenhalt der Kinder und am Ende von Band 1 sind sie dem Geheimnis schon einen deutlichen Schritt näher.

Bewertung vom 17.10.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


ausgezeichnet

Kursänderung auf der uns bekannten Zeitlinie
1898 erreicht Joe Tournier mit dem Zug den Bahnhof Gare du Roi in Londres - er hätt bis eben schwören können, dass dieser Bahnhof in London liegt. Was natürlich abwegig ist, immerhin hat Napoleon nach seinem Sieg damals England übernommen - seitdem wurde alles auf Französisch umbenannt. Dennoch ist ihm sein bisheriges Leben vollkommen fremd, ebenso seine Ehefrau und sein Besitzer. Plötzlich auftretende Erinnerungsfragmente von fremden Personen und Orten machen das Ganze umso mysteriöser. Einen wichtigen Wendepunkt nicht nur in seinem eigenen Lauf des Schickals spielt ein Leuchtturm auf einer Insel der Äußeren Hybriden, dessen Abbild auf einer uralten Karte zu sehen ist, welche Joe eines Tages zugestellt wird. Ein Leuchtturm, welchen Joe schon bald darauf bereist.
Mit diesem Buch hat die Autorin wahrlich eine Meisterleistung hingelegt. Im Fahrwasser der Geschichte nimmt die Autorin einige signifikante Kursänderungen vor und spielt mit den Auswirkungen auf die uns bisher bekannte Vergangenheit. Als Stichworte wären hier unter anderem Napoleon und die Schlacht von Trafalgar im Jahr 1805 zu nennen. Dreh- und Angelpunkt dieser Spielerei durch die Zeiten ist besagter Leuchtturm, von dem ausgehend sich einige Zeitlinien überschneiden. Mit teils bedeutsamen Folgen für die Zukunft. Eine wichtige Rolle in diesem Zeitenchaos scheint Joe zu spielen, der sich seiner Rolle jedoch über lange Zeit nicht bewusst ist.
Die Geschwindigkeit dieser überwiegend sehr maritim orientierten Handlung gestaltet sich als gemütlicher Segeltörn durch die Zeiten, Zeit- und Perspektivenwechsel inbegriffen. Neben Joe gibt es weitere Hauptcharaktere, welchen man in den unterschiedlichen Zeitlinien begegnet, einige in Form einer Rückblende. Ebenso bietet die Autorin ausreichend Möglichkeiten, sich die damaligen Gegebenheiten anhand vieler Details bildhaft vorzustellen statt durch die Handlung zu rasen. Ein Umstand, der das Buch für mich umso beeindruckender machte.
Mit ihrem neuesten Roman bietet die Autorin ein gelungenes „Was wäre, wenn“-Gedankenspiel, indem sie den Franzosen durch einen Zeitsprung einen gewaltigen, fiktiven Vorteil im Krieg gegen die Briten verschafft. Historisch interessante Gedankenspielerei mit stark maritimem Flair.

Bewertung vom 11.10.2022
Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall
Handel, Christian

Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall


ausgezeichnet

Queere Mystery-Romantasy
Ohne große Begeisterung reist Colin ins Herrenhaus der neuen Familie seiner Mutter - der Frau, die ihn und seinen Vater einst verließ, um ihr Glück zu finden auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Voller Groll gegenüber seiner Mutter und davon überzeugt, sich auf Thornhill Hall zu Tode zu langweilen, ist er schockiert, als sich die Hälfte seiner Befürchtung tatsächlich bewahrheitet - und damit ist nicht die Langeweile gemeint. Von den anderen Geistern des Anwesens erfährt Colin, nun selbst als Geist unterwegs, dass es eine winzige Chance gibt, zu den Lebenden zurück zu kehren, aber die ist echt tricky. Zurück, um den eigenen Mörder zu überführen - und zurück zu Theodore, einen weiteren Gast seiner Mutter, der ein angenehmes Kribbeln unter Colins Haut auslöst.
Eine wunderschöne Mystery-Liebesgeschichte, in welcher zwei junge Männer den Tod überlisten müssen, um zueinander finden zu können. Die Geschichte spielt zwar im früheren England, ist aber angenehm zeitlos gestaltet. Auch der Gruselfaktor ist eher dezent. Der Fokus liegt auf Colins gelungener Charakterentwicklung, seiner aufkeimenden Beziehung zu Theodore „Teddy“ und natürlich auf dem Abenteuer, aus der Geisterwelt in die Welt der Lebenden zu entkommen. Hierbei ist Teddy ein gelungener Gegenpart, welcher Colin gekonnt ergänzt. Neben einigen fantastischen Ideen darf man sich auch auf eine überraschende Wendung freuen, welche Colins Pläne fast zunichte macht.
Ich habe das Buch gern gelesen, ein richtiges Wohlfühlbuch zum drin Versinken, Mitfiebern und Miträtseln.