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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

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Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 15.11.2018
Land im Nebel
Peters, Nicole

Land im Nebel


gut

Rheinland, 1796. Henri Benoît de Montfort, ein Offizier der französischen Revolutionsarmee, ist desertiert und als Mönch verkleidet in das Herzogtum Berg geflüchtet. Er findet Unterschlupf im Kloster Bödingen. Schon nach kurzer Zeit verlässt er das Kloster jedoch wieder, kommt allerdings nicht weit, weil er von vorbeipreschenden Reitern in Dornenbüsche geschleudert wird und schwer verletzt liegen bleibt. Johanna, Tochter des Freiherrn von Hallberg-Broich und Attenbach findet Henri und bringt ihn zurück ins Kloster…

Johanna ist im Gegensatz zu anderen Adligen ohne gesellschaftliche Zwänge aufgewachsen und hat eine umfassende Bildung genossen. Sie interessiert sich für Kräuterheilkunde und liebt vor allen Dingen ihre Unabhängigkeit. Eine Ehe kommt für sie nicht infrage, weil sie ihre Freiheit nicht aufgeben will. Daher stemmt sie sich vehement gegen das Bestreben ihrer Mutter, sie mit dem Sohn des Grafen von Hatzfeld zu verheiraten…

In ihrem historischen Roman „Land im Nebel“ entführt Nicole Peters den Leser in die Zeit des Ersten Koalitionskrieges ins Rheinland und wartet mit einer Mischung aus Historie und Romantik auf.

Nicole Peters beschreibt das Alltagsleben in der Region, sie erzählt von den Sorgen und Nöten der Landebevölkerung, vom Klosterleben, von Weinlese und Gutverwaltung – viele interessante Themen, die gut vermittelt werden. Dennoch hat mir etwas gefehlt. Es passiert zwar ständig etwas, so dass man immer Weiterlesen möchte, aber richtig gepackt hat mich das Geschehen trotzdem nicht. Ich hätte gerne von allem ein bisschen mehr gehabt, mehr Historie, mehr politische Hintergründe, mehr Spannung und auch etwas mehr Romantik.

Die Akteure werden interessant und facettenreich dargestellt, so dass ich mir jeden Einzelnen gut vorstellen konnte. Bruder Ignatius hat mich mit seiner Hilfsbereitschaft und Aufrichtigkeit begeistert. Henris Schuldgefühle seiner Familie gegenüber konnte ich nachvollziehen. Über die Überheblichkeit der von Hatzfelds konnte ich mich prima aufregen. Nur Johanna war mir etwas zu modern gezeichnet, sie und ihr Verhalten habe ich als zu wenig authentisch empfunden.

Gut gefallen hat mir der Schreibstil. Die Geschichte lässt sich angenehm zügig lesen. Besonders gelungen fand ich die zahlreichen französischen Einsprengsel, weil damit Ort und Zeit der Handlung unterstrichen werden.

„Land im Nebel“ hat mir insgesamt gut gefallen, konnte mich aber nicht so fesseln, wie ich es mir erhofft hatte.

Bewertung vom 14.11.2018
Falkenberg / Kommissare Brandes und Kurtoglu Bd.1
Seemann, Regine

Falkenberg / Kommissare Brandes und Kurtoglu Bd.1


ausgezeichnet

Hamburg. Am Falkenberg entdecken Schüler die grausam zugerichtete Leiche des 87-jährigen Psychiaters Henning Manteuffel. Ein auf dem Rücken des Toten eingeritztes Hakenkreuz lässt einen rechtsradikalen Hintergrund vermuten, doch es gibt schon nach kurzer Zeit Zweifel an dieser Theorie…

Regine Seemann wartet in ihrem Krimi „Falkenberg“ mit einem sehr aufwühlenden Thema auf. Es geht um menschenverachtende Verbrechen während der NS-Zeit. SS-Ahnenerbe und Aktion T4 spielen eine Rolle – zwei Programme, denen damals unzählige unschuldige Menschen zum Opfer gefallen sind.

Regine Seemann hat einen sehr fesselnden Schreibstil, der mich schnell in das Geschehen hineingezogen hat. Der Aufbau des Krimis hat mir besonders gut gefallen. Das Geschehen wird auf zwei Zeitebenen präsentiert. Die aktuelle Handlung mit den Ermittlungen im Mordfall Henning Manteuffel wird immer wieder von Tagebucheinträgen aus den 1930er und 40er Jahren unterbrochen. Ein junges Mädchen erzählt darin von ihrem Leben in einem Waisenhaus und ihren schrecklichen Erlebnissen in einer Heil- und Pflegeanstalt. Diese Berichte wirken sehr authentisch und sind äußerst ergreifend.

Die Autorin schickt mit Stella Brandes und Banu Kurtoglu zwei Kommissarinnen ins Rennen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten – dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen bilden die beiden ein gut aufeinander abgestimmtes Team. Am Ende des Krimis stellt Regine Seemann ihre Protagonistinnen vor eine gewichtige moralische Entscheidung – hier wird sehr gut dargestellt, das Recht und Gerechtigkeit manchmal meilenweit auseinanderklaffen.

„Falkenberg“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der mit spannenden Ermittlungen daherkommt und durch das bewegende Thema besonders mitreißt.

Bewertung vom 14.11.2018
3 Zimmer, Küche, Mord
Minck, Lotte

3 Zimmer, Küche, Mord


ausgezeichnet

Ein halbes Jahr nach der Trennung von Pascal beschließt Loretta, in ihrem Leben gründlich aufzuräumen – neue Wohnung, Erinnerungsstücke an die Zeit mit Pascal entsorgen, angesammeltes Zeugs aus den letzten Jahren aussortieren und das Wichtigste: keine mörderischen Angelegenheiten mehr, Mordermittlungen sind ab sofort tabu! Nach einigen Wochen intensiven Suchens hat Loretta ein neues Domizil gefunden und ist ruckzuck umgezogen. Als sie kaum eine Woche später einen augenscheinlich ermordeten Nachbarn im Hof findet, versucht sie eisern an ihrem Vorsatz festhalten und kann es dann – wie sollte es auch anders sein? - doch nicht lassen, sich in die Ermittlungen einzumischen…

„3 Zimmer, Küche, Mord“ ist bereits der zehnte Fall für die gewiefte Loretta Luchs und ihre nicht minder clevere Truppe, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Lotte Minck erzählt diesen Krimi gewohnt schwungvoll - Situationskomik, lockere Sprüche, witzige Kommentare, herrlicher Ruhrpottslang und natürlich spannende Ermittlungen warten auch diesmal wieder auf den Leser. Ich habe schmunzelnd das Miteinander und Gegeneinander in Lorettas neuer Hausgemeinschaft verfolgt und mich dabei köstlich über die illustre Schar ihrer Nachbarn amüsiert. Für Loretta steht schnell fest, dass hier nicht alles so ehrenwert ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint…

Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, wieder mit Loretta auf Mörderjagd zu gehen. „3 Zimmer, Küche, Mord“ bietet von der ersten Seite bis zu letzten Seite kurzweilige Unterhaltung - ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 13.11.2018
Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1
Riebe, Brigitte

Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1


ausgezeichnet

Berlin 1945. Kriegsende. Die Stadt liegt in Trümmern und auch das Kaufhaus der Thalheims ist nur noch eine Ruine. Da weder der Vater noch der Bruder bisher aus dem Krieg zurückgekehrt ist, nimmt die 24-jährige Rike die Geschicke der Familie in die Hand…

„Die Schwestern vom Ku'damm – Jahre des Aufbaus“ ist der erste Band der großen 50er-Jahre-Trilogie von Brigitte Riebe. Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine fesselnde Zeitreise und erzählt sehr anschaulich von den schwierigen Lebensumständen und dem kräftezehrenden Alltag in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Ganz ausgezeichnet vermittelt Brigitte Riebe im Verlauf der Handlung, wie die Zeit voller Zerstörung, Entbehrungen und Trostlosigkeit langsam weicht und die Menschen wieder optimistischer in die Zukunft blicken.

Alles, was die Berliner damals beschäftigt und bewegt hat, fließt in die Handlung ein. Neben Politik und wirtschaftlicher Situation sind auch die Lebens- und Arbeitswelt mit Trümmerbeseitigung und langsamen Wiederaufbau sowie gesellschaftliche Ereignisse und natürlich die Mode Thema in diesem Buch. Man erlebt viele aufregende und einschneidende Momente intensiv mit und kann sich daher bestens in die damalige Zeit und die Lage der Menschen einfühlen.

In diesem ersten Band steht mit Rike die älteste der Thalheim-Schwestern im Mittelpunkt des Geschehens. Rike ist mutig und hat den festen Willen, sich von Nichts und Niemanden unterkriegen zu lassen. Sie ist sehr umsichtig und hat einen Blick für das große Ganze. Rike hat die Sehnsucht der Menschen nach etwas Neuen und Schönen erkannt und beginnt gemeinsam mit ihrer Freundin Miriam mit den wenigen vorhandenen Mitteln ein Angebot an Kleidern zu schaffen, dass sich die Menschen leisten können. Rikes Verantwortungsgefühl, ihr Ehrgeiz und die Beharrlichkeit, mit der sie auf ihr Ziel - das Kaufhaus wieder aufzubauen und in neuem Glanz erstrahlen zu lassen - hinarbeitet, haben mich durchweg beeindruckt.

Während die strebsame Rike ihre Zukunft schon genau vor Augen hat, zeigen ihre beiden Schwestern ganz andere Charakterzüge.
Silvie lebt für den Augenblick. Sie amüsiert sich gern und wirkt unstet und leichtfertig. Ihre Talente – Verhandlungsgeschick, Wortgewandtheit und eine tolle Stimme – weiß sie klug einzusetzen und ich bin schon sehr neugierig, wie sie sich im weiteren Verlauf der Geschichte entwickeln wird.
Florentine zeigt eine große Leidenschaft für das Malen und kann sich gut in andere Menschen einfühlen. Sie ist noch sehr jung, pubertäres Aufbegehren und sanfte Rebellion lassen aber schon ahnen, dass es spannend wird, ihren Lebensweg zu verfolgen.

Auch all die anderen Akteure werden interessant und facettenreich dargestellt und bekommen schnell ein Gesicht. Jeder Einzelne hat Ecken und Kanten, agiert lebhaft und wirkt in seinem Tun überzeugend. Es hat Spaß gemacht, die drei Schwestern und ihr Umfeld kennenzulernen und sie auf dieser ersten Etappe der Trilogie zu begleiten. Ich bin schon sehr gespannt, was das Schicksal für die Thalheims bereithält und freue mich auf die weiteren Bände.

„Die Schwestern vom Ku'damm – Jahre des Aufbaus“ hat mich rundum begeistert – eine fesselnde Familiengeschichte, die mit ausdrucksstarken Figuren und präzise recherchiertem Zeitkolorit überzeugt.

Bewertung vom 12.11.2018
Die letzte Pirsch
Bleyer, Alexandra

Die letzte Pirsch


ausgezeichnet

Keine Spur von Ruhe und Beschaulichkeit im idyllisch gelegenen Mölltal! Der 85-jährige Altbauer Gerfried Ragger wird erhängt im Wald aufgefunden – Selbstmord? Eine Platzwunde am Kopf und die Tatsache, dass Ragger sich bedroht gefühlt hat, veranlassen Revierinspektor Martin Schober, genauer hinzusehen…

Auch Aufsichtsjäger Sepp Flattacher hat viel um die Ohren. So passt es ihm ganz und gar nicht, dass Rechtsanwalt Haribert Maierbrugger, ebenfalls Mitglied im Jagdverein Hubertusrunde, ein auffälliges Interesse an Obfrau Irmgard Leitner zeigt und keine Gelegenheit auslässt, sich bei ihr einzuschmeicheln. Deshalb kann Sepp - obwohl er seine detektivischen Fähigkeiten eigentlich ausschließlich auf die illegalen Lockfütterungen im Revier konzentrieren wollte - natürlich nicht nein sagen, als Irmi ihn bittet, sie bei der Suche nach dem vermeintlichen Serienmörder zu unterstützen, der es nach dem Mord an ihrem Großonkel Gerfried anscheinend noch auf weitere Familienmitglieder abgesehen hat…

Zu allem Übel kommt noch hinzu, dass Sepps Gewehr defekt zu sein scheint, denn eine andere Erklärung kann es für den Fehlschuss auf den nicht einmal vierzig Meter entfernten Hirsch unmöglich geben…

„Die letzte Pirsch“ ist bereits der dritte Fall für den kauzigen Endsechziger Sepp Flattacher, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Alexandra Bleyer wartet auch in diesem Krimi mit einer großen Portion Humor auf. Wortwitz, Situationskomik und vor allen Dingen die zahlreichen Dialoge in Mundart sowie Sepps stinkstiefelige Art und seine bissigen Kommentare beleben durchweg das Geschehen. Besonders gut gefallen haben mir Sepps kleine Scharmützel mit seinem Nachbarn Heinrich Belten – einfach herrlich, was die beiden alles anstellen, um sich gegenseitig auf die Palme bringen.

Nicht nur die Jagd und das Jagen sind Thema in diesem Krimi, es geht ganz nebenbei auch um das Älterwerden und Demenz. Zudem spielt das bei Bauernhochzeiten früher (und eventuell in manchen Gebieten auch heute noch) geltende Motto: „Liebe vergeht – Hektar besteht“ eine wichtige Rolle.

„Die letzte Pirsch“ hat mich rundum begeistert – ein Krimi, der mit viel schwarzhumorigem Witz daherkommt und von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 08.11.2018
Alchimie einer Mordnacht
Black, Benjamin

Alchimie einer Mordnacht


sehr gut

Prag im Dezember 1599. Christian Stern, ein junger Gelehrter aus Regensburg, will am Hof von Rudolf II. Karriere machen. Kaum in der Stadt an der Moldau angekommen, findet er die Leiche der 16-jährigen Magdalena Kroll. Stern gerät in Verdacht, die junge Frau ermordet zu haben, wird aber schon nach kurzer Zeit wieder entlastet. Kaiser Rudolf höchstpersönlich betraut den jungen Gelehrten mit der Aufgabe, Magdalenas Mörder ausfindig zu machen…

In seinem historischen Roman „Alchimie einer Mordnacht“ entführt Benjamin Black den Leser in das ausgehende 16. Jahrhundert nach Prag. Es gelingt dem Autor ganz ausgezeichnet, den Leser mit der gegebenen Situation vertraut zu machen. Sowohl die düstere, frostige Atmosphäre des frühneuzeitlichen Prags wie auch der persönliche Hintergrund Sterns, die rätselhaften Mordfälle, in die der junge Gelehrte unversehens schlittert und die Vorgänge am Hof des Kaisers werden vom Autor interessant und detailreich beschrieben. Ruckzuck ist man mittendrin in einer Welt aus Lug und Trug, Machtgier, Intrigen, Verschwörung und Verrat.

Sehr gut gefallen hat mir, dass Benjamin Black für Sterns Part die Ich-Perspektive gewählt hat und ihn selbst von seinen Erlebnissen erzählen lässt, da man so alles, was den Gelehrten beschäftigt und was ihm während seiner Zeit in Prag widerfährt, sehr intensiv miterlebt.

Neben den fiktiven Figuren bevölkern auch zahlreiche historische Persönlichkeiten diesen Roman. So begegnet man im Verlauf der Handlung neben Rudolf II. u.a. auch dessen Geliebter Katharina Strada, die hier unter dem Pseudonym Caterina Sardo auftritt, seinem Kammerdiener Philipp Lang, dem englischen Alchimisten und Spiritisten Edward Kelley, der Dichterin Elisabeth Johanna von Weston und auch Tycho Brahe und Johannes Kepler. Die Kombination von fiktiven und historischen Akteuren ist Benjamin Black hervorragend gelungen, das Zusammenspiel aller ist gut durchdacht und funktioniert prima.

Ein wenig schade ist es, dass die Krimihandlung von dem Intrigenspiel so weit in den Hintergrund gedrängt wird. Ich hatte gehofft, dass Stern umfassender ermitteln würde, aber er lässt sich treiben und von den finsteren Machenschaften und vielfältigen Verwicklungen mitreißen. Die Informationen, die zur Aufklärung der Mordfälle führen, schnappt er dabei eher zufällig auf.

„Alchimie einer Mordnacht“ ist eine spannende Geschichte über das alte Prag, randvoll mit hinterhältigen Intrigen, aber nicht der Kriminalroman, den ich erwartet habe.

Bewertung vom 07.11.2018
Stick oder stirb! / Kommissar Siegfried Seifferheld Bd.7
Kruse, Tatjana

Stick oder stirb! / Kommissar Siegfried Seifferheld Bd.7


ausgezeichnet

Schwäbisch-Hall. Siegfried Seifferheld, ü-sechzigjähriger Ex-Kommissar und leidenschaftlicher Sticker, gibt seit kurzen einen Stickkurs in der JVA. Zu den Teilnehmern gehört auch Pjotr Jagelovsk, ein greiser Russenmafioso. Der schwerkranke Pjotr hat beschlossen, seine letzten Tage nicht hinter schwedischen Gardinen zu verbringen und einen spektakulären Fluchtplan ausgeklügelt. Die Flucht gelingt - dummerweise stecken Siggi und sein Hund Onis plötzlich ungewollt mittendrin in der Befreiungsaktion und werden kurzerhand als Geiseln mitgenommen. Klar, dass Familie und Freunde nicht lange zögern, sondern alle Hebel in Bewegung setzen, um Siggi und Onis aus den Fängen des Bösen zu befreien. Nicht ruhig und mit Bedacht, sondern eher explosiv-ungestüm gehen sie dabei zu Werke – die Seifferhelds sind eben nicht zu bremsen, wenn einer der ihren in Gefahr ist….

…und damit nimmt ein großartiges Spektakel seinen Lauf – auf den Leser wartet ein herrlich turbulentes Abenteuer mit viel Wortwitz, bissigen Dialogen und reichlich Situationskomik.

„Stick oder stirb!“ war mein erster Ausflug in das Seifferheld-Universum und ich bin rundum begeistert von Siggi und seinem Anhang. Auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände war ich schnell mit den Akteuren vertraut – das skurrile Personal, das Tatjana Kruse hier ins Rennen schickt, muss man einfach mögen. Jeder Einzelne bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Schwung in die Handlung und trägt damit kräftig zur Unterhaltung bei.

Wortwitzig, pointenstark, situationskomisch, spannend – Tatjana Kruse sorgt mit ihrem siebenten Seifferheld-Krimi für pures Lesevergnügen.

Bewertung vom 06.11.2018
Der letzte Sterz
Pfeifer, Günther

Der letzte Sterz


ausgezeichnet

Bei der Kriminalpolizei Wien landet wieder einmal eine Bitte um Amtshilfe. Diesmal ist sich Gruppeninspektor Hawelka allerdings sicher, dass der Kelch an ihm und seinem Partner Schierhuber vorübergeht, denn nicht Hofrat Zauner selbst trifft die Auswahl, welche Ermittler in die Provinz entsendet werden, sondern der Kollege Henk. Doch alles Hoffen ist sinnlos… Kurze Zeit später sitzen Hawelka und Schierhuber in Schierhubers Benz und düsen ins weststeirische Stainz. Hier wurde Herwig Mitteregger ermordet, in Beton gegossen und auf dem Sockel zur Schau gestellt, wo eigentlich die Statue des Erzherzogs Johann hingehört…

„Der letzte Sterz“ ist bereits der vierte Fall für die beiden spätberufenen Wiener Mordermittler Josef Hawelka und Sepp Schierhuber – dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Günther Pfeifer wartet auch in diesem Krimi mit einer riesigen Portion Humor auf. Wortwitz, gesellschaftskritische Ironie, spritzige Dialoge in Mundart und jede Menge Situationskomik beleben durchweg das spannende Geschehen. Besonders begeistert haben mich wieder einmal die zum Teil recht skurrilen Figuren. Jeder Einzelne bekommt schnell ein Gesicht und bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Schwung in die Handlung, so dass bis zum dramatischen Finale für lebhafte Unterhaltung gesorgt ist.

Die beiden Ermittler wirken bei ihren Nachforschungen immer etwas behäbig und scheinen mehr an Gelagen im Wirtshaus interessiert zu sein als an kriminalistischer Arbeit. Aber der Eindruck täuscht – sie haben alle Vorgänge in und um Stainz fest im Blick und rücken der Wahrheit und damit auch dem Mörder immer dichter auf den Pelz. Und wenn Josef und Sepp doch einmal nicht vorankommen, dann greift das allwissende Auskunftsbüro Berlakovic unterstützend ein und hilft den Buben auf die Sprünge.

Das Lesen hat großen Spaß gemacht - „Der letzte Sterz“ ist ein vergnüglicher Krimi, der mit seinem schrägen Humor von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 06.11.2018
Quittengrab
Kasperski, Gabriela

Quittengrab


ausgezeichnet

Zürich. Der jüdische Autor Dan Weisz ist aus London angereist, um auf einer Lesung im Schauspielhaus seinen ersten Thriller vorzustellen. Zu den zahlreichen Zuschauern gehören nicht nur ein paar alte Studienfreunde von Weisz, auch Commissario Werner Meier ist anwesend. Als Weisz während der Pause in einem Waschraum niedergestochen wird, steht Meier vor der Frage, ob es sich bei der Tat um einen Terroranschlag oder eine persönliche Attacke handelt. Da eine kurz nach dem Überfall im Internet aufgetauchte Videobotschaft den Verdacht auf einen rechtsradikalen Hintergrund bekräftigt, ermittelt Beanie Barras - Meiers ehemalige Assistentin, neu bei der Kripo Zürich – gemeinsam mit ihrem alten Chef in diese Richtung…

Zita Schnyder, die sich gerade zu einer Veranstaltung nach London aufmacht, wird von Meier beauftragt, sich ein wenig im privaten Umfeld des Autors umzusehen…

Währenddessen stoßen Helen Himmel und Lilo Lienert in Waldbach bei der Suche nach einem alten Brunnen in einem Quittenhain auf menschliche Knochen und alarmieren Meier…

„Quittengrab“ ist bereits der vierte Fall für Werner Meier und Zita Schnyder – der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Gabriela Kasperski hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Das Attentat auf Weisz wirft im Verlauf der Handlung immer neue Fragen auf, so dass man durchweg prima mit den Ermittlern über Täter, Motive, Zusammenhänge und Hintergründe miträtseln und mitgrübeln kann.

Der Krimi besticht vor allen Dingen durch ein abwechslungsreiches Geschehen und einen vielschichtigen Handlungsaufbau – eine Vielzahl an Personen, häufige Perspektivwechsel, unterschiedliche Schauplätze und diverse Nebenhandlungen verlangen besonders auf den ersten Seiten konzentriertes Lesen, um nicht den Faden zu verlieren. Einmal eingelesen, ist es aber ganz leicht, die Übersicht über diese Vielfalt zu behalten und es macht Spaß, den Akteuren zu folgen und ihre Ideen, Überlegungen, Bedenken, Erfolge, Fehlschläge und sonstigen Erlebnisse zu teilen.

„Quittengrab“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger, gut durchdachter Krimi, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 05.11.2018
Der Teufel von Wacken
Denzau, Heike

Der Teufel von Wacken


ausgezeichnet

Itzehoe. Ulf Baumann plant mit seinen Söhnen Jannek und Roman sowie seinem Kumpel Devil einen neuen Coup: Sie wollen zeitgleich zwei Juweliere im Zentrum Itzehoes überfallen. Doch die Aktion läuft aus dem Ruder - als Juwelier Alexander Kromme eine Waffe auf die Diebe richtet, zögert Devil nicht und schießt Kromme mit seiner MP nieder…

„Der Teufel von Wacken“ ist bereits der sechste Fall für Lyn Harms und ihr Team – für mich war dieser Krimi der erste, bei dem ich den Ermittlern von der Kripo Itzehoe über die Schultern geschaut habe. Ich war schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach wenigen Seiten das Gefühl, mit allen Akteuren gut vertraut zu sein.

Heike Denzau lässt den Leser nicht nur an den Ermittlungen in diesem brisanten Fall teilhaben, man begleitet auch die Banditen auf Schritt und Tritt und erlebt so Planung und Durchführung der Überfälle, die spektakuläre Flucht sowie das weitere Vorgehen intensiv mit. Obwohl man aufgrund dieser Erzählweise nicht wie bei anderen Krimis über Täter und Motiv miträtseln kann, bleibt die Handlung hochgradig spannend, da die Autorin mit Devil einen Bösewicht ins Rennen schickt, der von Anfang bis Ende unberechenbar ist, und man daher nie weiß, in welche Richtung sich das Geschehen drehen wird.

Die Autorin hat ein sehr gutes Händchen für Figuren. Die Akteure bekommen allesamt schnell ein Gesicht, wirken echt und handeln glaubwürdig. Besonders gut gefallen haben mir die Dialoge, weil Heike Denzau ihre Akteure mit unterschiedlichen Sprechweisen ausgestattet hat. Die derbe Sprache der Räuber, das muntere Geplänkel in den Familien, die Frotzeleien unter den Polizeikollegen – je nach Situation und Personenkreis ändern sich Ton und Wortwahl. Das macht die Handlung besonders lebhaft und authentisch.

Auch die Darstellung der Schauplätze ist sehr gut gelungen, vor allen Dingen das Festivalgelände in Wacken und die zum Teil recht skurrilen Besucher werden sehr bildlich beschrieben, so dass man sich die Gegebenheiten dort prima vorstellen kann.

„Der Teufel von Wacken“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, der mit interessanten Charakteren und einer überaus spannenden Handlung punkten kann.