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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2018
Die Tochter des Uhrmachers
Morton, Kate

Die Tochter des Uhrmachers


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Die Tochter des Uhrmachers“ stellt Kate Morton ein altes Herrenhaus in den Mittelpunkt des Geschehens: Birchwood Manor. Hier spielt sich über die Jahrzehnte hinweg ein großer Teil der Handlung ab. Das Haus hatte im Laufe der Zeit unterschiedliche Funktionen inne, war ein Ort der Inspiration, später ein Internat für junge Damen, wurde schließlich zu einem Museum.

Seit dem folgenschweren Sommer 1862 hat Birchwood Manor eine Sprecherin: Birdie Bell. Birdie ist die Einzige, die nach den damaligen Ereignissen – der talentierte Maler Edward Radcliffe hatte Künstlerfreunde eingeladen, den Sommer mit ihm in seinem Landhaus zu verbringen, doch was großartig begann, endete tragisch mit dem Verschwinden einer Frau und dem Tod einer anderen – in dem Haus an der Themse geblieben ist.

Birdie ist die Tochter eines Uhrmachers. Sie wurde als Kind zu einer Diebin ausgebildet und war als junge Frau die Muse Edward Radcliffes. Seit dem verhängnisvollen Tag im Juli 1862 ist sie fest mit Birchwood Manor verbunden und begleitet den Leser jetzt als Erzählerin durch die anderthalb Jahrhunderte, die seitdem vergangen sind. Birdie kennt nicht nur die Geschichte und die Geheimnisse des Hauses, sie weiß auch von den vielfältigen Erlebnissen der zahlreichen Bewohner und Besucher zu berichten.

In einem in der Gegenwart spielenden Handlungsstrang trifft der Leser auf Elodie Winslow. Die junge Archivarin entdeckt in einem Karton neben einer uralten Aktentasche auch die Sepiafotografie einer ihr fremden wunderschönen Frau sowie die Zeichnung eines Hauses, das Elodie seltsam bekannt vorkommt. Schnell ist sie davon überzeugt, dass es sich bei dem Haus um jenes aus den Erzählungen ihrer bereits vor vielen Jahren verstorbenen Mutter handeln muss. Neugierig geworden, beginnt Elodie Nachforschungen anzustellen …

Kate Morton erzählt sehr anschaulich und wartet mit einer Fülle von Details auf. Der Roman besticht vor allen Dingen durch ein abwechslungsreiches Geschehen und einen vielschichtigen Handlungsaufbau – eine Vielzahl an Personen, häufige Perspektivwechsel, unterschiedliche Zeitebenen mit vielen Zeitsprüngen, verschiedene Schauplätze sowie diverse Nebenhandlungen verlangen besonders auf den ersten Seiten konzentriertes Lesen, um nicht den Faden zu verlieren.

Ich habe den Roman anfangs als zu ausschweifend und überbordend empfunden; das hat sich allerdings im Verlauf der Handlung gewandelt – einmal eingelesen, wollte ich immer mehr über die einzelnen Bewohner und ihre Erlebnisse und Geheimnisse erfahren und hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Geschichte noch reichhaltiger gewesen wäre, als sie sowieso schon ist.

„Die Tochter des Uhrmachers“ hat mir sehr gut gefallen – das Lesen dieser ineinander verschlungenen außergewöhnlichen Lebensgeschichten hat Spaß gemacht. Leseempfehlung für alle, die geheimnisumwobene Familiengeschichten mit einem leicht übersinnlichen Touch mögen.

Bewertung vom 02.12.2018
Die Kreuzträgerin: Heldendämmerung
Schwarz, Lydia

Die Kreuzträgerin: Heldendämmerung


ausgezeichnet

Europa im 22. Jahrhundert. Diktator Demokrit Magellan herrscht nach wie vor mit harter Hand in Mitteleuropa. Anna Tanner kehrt undercover als Agentin Talvi Korhonen aus dem finnischen Exil zurück in ihre alte Heimat, um gemeinsam mit ihren Freunden Fluchtwillige aus dem Land schleusen. Doch schon auf dem Weg zu ihrem als Tarnung dienenden Arbeitsplatz in einem Krankenhaus laufen die Dinge nicht wie geplant – nicht nur, dass Adonis Magellan, der Koordinator der Gruppe, sie urplötzlich im Stich lässt, um seine eigenen Pläne voranzutreiben, Anna wird auch aufgrund des großen Gewimmels am Bahnhof von ihren Mitstreitern getrennt und muss sich zunächst einmal allein durchschlagen…

„Die Kreuzträgerin: Heldendämmerung“ ist der dritte und abschließende Band von Lydia Schwarz’ dystopischer Roman-Trilogie rund um die Studentin und Widerstandskämpferin Anna Tanner. Auch wenn Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden für das Verständnis dieser Geschichte nicht unbedingt nötig sind, halte ich es für sinnvoll, die Teile in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden, futuristischen Geschichte noch erhöht.

Lydia Schwarz hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder gefesselt von Annas Erlebnissen und habe gespannt das Geschehen verfolgt. Die Autorin erzählt sehr anschaulich, so dass ich mir nicht nur die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte, ich konnte auch prima mit den Akteuren mitfiebern.

Anna ist eine junge Frau, die den Mut hat, sich gegen ein totalitäres Regime zu stellen und sich trotz angedrohter Strafmaßnahmen für die Schwachen und Unterdrückten einzusetzen. Ihr mittlerweile gefestigter christlicher Glaube hilft ihr immer wieder dabei, auch scheinbar ausweglose Situationen zu meistern.

Lydia Schwarz gelingt es ausgesprochen gut, dem Leser die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. Man wird mitgerissen von den vielen emotionalen Höhen und Tiefen und lebt und leidet Seite um Seite mit Anna und ihren Freunden mit. Zahlreiche Überraschungen und Wendungen sorgen dafür, dass die Spannung in diesem düsteren und doch so realitätsnahen Zukunftsszenario auf einem hohen Niveau bleibt und die Sogwirkung bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Die Kreuzträgerin: Heldendämmerung“ hat mich durchweg begeistert – absolute Leseempfehlung für alle, die spannende Geschichten mit Tiefgang mögen.

Bewertung vom 26.11.2018
Winterkalt: Thriller
Shepherd, Catherine

Winterkalt: Thriller


ausgezeichnet

Köln im Winter. Ein grausamer Serienkiller gibt Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und Kriminalkommissar Florian Kessler Rätsel auf. Als „Eiskünstler“ treibt er in der Stadt sein Unwesen – er friert seine Opfer in Eisblöcke ein, schneidet daraus eine Skulptur und stellt diese dann auf einem öffentlichen Platz kunstvoll angestrahlt zur Schau…

„Winterkalt“ ist bereits der dritte Fall für Julia Schwarz und Florian Kessler – der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

Catherine Shepherd hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Die Autorin versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Der Thriller wird fesselnd erzählt und entwickelt schnell einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Der Kriminalfall ist verzwickt – falsche Fährten, viele Verdächtige sowie immer neue Hinweise, Indizien und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir genauso wie die zahlreichen im Handlungsverlauf auftauchenden Fragen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv, Hintergründe und Identität des Täters gegeben.

„Winterkalt“ hat mich durchweg begeistert – ein Thriller, der mir mit seiner fesselnden Handlung ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

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Bewertung vom 26.11.2018
Sie finden dich nie / Detective Inspector Adam Fawley Bd.1
Hunter, Cara

Sie finden dich nie / Detective Inspector Adam Fawley Bd.1


ausgezeichnet

Oxford. Die Familie Mason hat zu einer Kostüm- und Grillparty eingeladen. Nachbarn und Klassenkameraden der Kinder sind zahlreich erschienen. Als die Party sich dem Ende entgegen neigt, stellen Sharon und Barry Mason fest, dass ihre 8-jährige Tochter Daisy verschwunden ist. Detective Inspector Adam Fawley wird mit den Ermittlungen betraut und setzt umgehend alle Hebel in Bewegung, um Daisy zu finden. Doch das Mädchen bleibt verschwunden und den Ermittlern wird klar, dass sie es mit einem ganz ausgebufften Täter zu tun haben…

Cara Hunter versteht es ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihres Kriminalromans zu ziehen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt nicht nur die Ermittlungen hautnah mit, sondern erfährt zudem viel über die persönlichen Angelegenheiten und Probleme von Daisys Familie und deren Umfeld. Auch das Miteinander und besonders das Gegeneinander der Akteure werden sehr spannend geschildert.

Der Kriminalfall ist knifflig. Durch immer neue Details, aufgedeckte Hintergründe, stutzig machende Widersprüche und verwirrende Schuldzuweisungen lässt die Autorin Daisys Verschwinden ständig in einem neuen Licht erscheinen. Cara Hunter lenkt den Blick des Lesers dadurch von einem Verdächtigen zum nächsten und gibt ihm so die Möglichkeit, mit den Ermittlern über die tatsächlichen Ereignisse mitzurätseln und mitzugrübeln. Überraschungen und Wendungen sorgen dafür, dass die Sogwirkung des Krimis bis zur letzten Seite nicht abreißt.

Gut gefallen hat mir auch der abwechslungsreiche Aufbau des Krimis. Das aktuelle Geschehen wird mehrfach von Rückblenden unterbrochen, die dem Leser Einblick in die Geschehnisse vor Daisys Verschwinden geben und damit die Spekulationen über den Verbleib des Mädchens zusätzlich befeuern. Überdies erlebt der Leser durch in die Handlung eingeschobene Tweets mit, wie Außenstehende über Daisys Verschwinden diskutieren, Mutmaßungen anstellen und sich dabei gegenseitig zu einer regelrechten Hetzkampagne hochschaukeln. Außerdem sind einige Befragungen und Zeugenvernehmungen nicht als Fließtext, sondern im Interviewstil geschrieben.

„Sie finden dich nie“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, der mit einer fesselnden Handlung, zahlreichen Wendungen und einer absolut nicht vorhersehbaren Auflösung überzeugt.

Bewertung vom 21.11.2018
Abendglanz / Gut Greifenau Bd.1
Caspian, Hanna

Abendglanz / Gut Greifenau Bd.1


ausgezeichnet

In ihrer Familiensaga „Gut Greifenau - Abendglanz“ nimmt Hanna Caspian den Leser mit auf eine Reise in die 1910er Jahre nach Hinterpommern und erzählt die Geschichte der fiktiven Grafenfamilie von Auwitz-Aarhayn. Dieser erste Band der Greifenau-Trilogie spielt in den Monaten vor dem Ersten Weltkrieg und macht den Leser mit den zahlreichen Bewohnern des Gutshofes sowie deren Ansichten und Beziehungen zueinander bekannt.

Hanna Caspian zeichnet ein authentisches Bild der damaligen Zeit – neben den alltäglichen Abläufen auf dem Gut werden auch die politische Situation in Europa und besonders die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Zwänge anschaulich geschildert, so dass man sich alles bestens vorstellen kann und von der vorherrschenden Atmosphäre schnell eingefangen wird.

Das gesamte Geschehen ist lebhaft und besticht durch einen abwechslungsreichen, vielschichtigen Handlungsaufbau. Häufige Perspektivwechsel machen es möglich, dass man die Vorgänge auf dem Gut aus unterschiedlichen Blickwinkeln beobachten und damit sehr intensiv am Leben von Herrschaft und Bediensteten teilhaben kann. Die vielen großen und kleinen Handlungsfäden wurden von Hanna Caspian sorgsam miteinander verknüpft, so dass ganz leicht ist, die Übersicht über diese beeindruckende Vielfalt zu behalten.

Die Akteure werden allesamt interessant und facettenreich dargestellt. Jeder Einzelne hat seine Eigenarten und Macken, agiert lebhaft und wirkt in seinem Tun überzeugend. Obwohl die Grafenkinder Konstantin und Katharina und ihr Ausbruch aus Standesdenken, Traditionen und althergebrachten Abläufen im Mittelpunkt der Handlung stehen, hat auch jede(!) andere Figur eine eigene Geschichte. Selbst kleine Nebenfiguren rücken mit ihren Erlebnissen, Problemen, Sorgen und Geheimniskrämereien immer wieder in den Fokus. Der Alltag auf dem gräflichen Landgut ist gespickt mit unvorhergesehenen Ereignissen, Auseinandersetzungen, Heimlichkeiten und Bosheiten – man kann ganz wunderbar mit den Akteuren mitfiebern, mit ihnen leben, lieben, leiden und streiten und sich herrlich über das Verhalten des einen oder anderen aufregen.

„Gut Greifenau - Abendglanz“ hat mir sehr gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, die Greifenauer kennenzulernen und sie auf dieser ersten Etappe der Trilogie zu begleiten. Ich bin schon gespannt, was das Schicksal für alle Beteiligten bereithält und freue mich auf ihr Miteinander und Gegeneinander in den folgenden Bänden.

Bewertung vom 15.11.2018
Land im Nebel
Peters, Nicole

Land im Nebel


gut

Rheinland, 1796. Henri Benoît de Montfort, ein Offizier der französischen Revolutionsarmee, ist desertiert und als Mönch verkleidet in das Herzogtum Berg geflüchtet. Er findet Unterschlupf im Kloster Bödingen. Schon nach kurzer Zeit verlässt er das Kloster jedoch wieder, kommt allerdings nicht weit, weil er von vorbeipreschenden Reitern in Dornenbüsche geschleudert wird und schwer verletzt liegen bleibt. Johanna, Tochter des Freiherrn von Hallberg-Broich und Attenbach findet Henri und bringt ihn zurück ins Kloster…

Johanna ist im Gegensatz zu anderen Adligen ohne gesellschaftliche Zwänge aufgewachsen und hat eine umfassende Bildung genossen. Sie interessiert sich für Kräuterheilkunde und liebt vor allen Dingen ihre Unabhängigkeit. Eine Ehe kommt für sie nicht infrage, weil sie ihre Freiheit nicht aufgeben will. Daher stemmt sie sich vehement gegen das Bestreben ihrer Mutter, sie mit dem Sohn des Grafen von Hatzfeld zu verheiraten…

In ihrem historischen Roman „Land im Nebel“ entführt Nicole Peters den Leser in die Zeit des Ersten Koalitionskrieges ins Rheinland und wartet mit einer Mischung aus Historie und Romantik auf.

Nicole Peters beschreibt das Alltagsleben in der Region, sie erzählt von den Sorgen und Nöten der Landebevölkerung, vom Klosterleben, von Weinlese und Gutverwaltung – viele interessante Themen, die gut vermittelt werden. Dennoch hat mir etwas gefehlt. Es passiert zwar ständig etwas, so dass man immer Weiterlesen möchte, aber richtig gepackt hat mich das Geschehen trotzdem nicht. Ich hätte gerne von allem ein bisschen mehr gehabt, mehr Historie, mehr politische Hintergründe, mehr Spannung und auch etwas mehr Romantik.

Die Akteure werden interessant und facettenreich dargestellt, so dass ich mir jeden Einzelnen gut vorstellen konnte. Bruder Ignatius hat mich mit seiner Hilfsbereitschaft und Aufrichtigkeit begeistert. Henris Schuldgefühle seiner Familie gegenüber konnte ich nachvollziehen. Über die Überheblichkeit der von Hatzfelds konnte ich mich prima aufregen. Nur Johanna war mir etwas zu modern gezeichnet, sie und ihr Verhalten habe ich als zu wenig authentisch empfunden.

Gut gefallen hat mir der Schreibstil. Die Geschichte lässt sich angenehm zügig lesen. Besonders gelungen fand ich die zahlreichen französischen Einsprengsel, weil damit Ort und Zeit der Handlung unterstrichen werden.

„Land im Nebel“ hat mir insgesamt gut gefallen, konnte mich aber nicht so fesseln, wie ich es mir erhofft hatte.

Bewertung vom 14.11.2018
Falkenberg / Kommissare Brandes und Kurtoglu Bd.1
Seemann, Regine

Falkenberg / Kommissare Brandes und Kurtoglu Bd.1


ausgezeichnet

Hamburg. Am Falkenberg entdecken Schüler die grausam zugerichtete Leiche des 87-jährigen Psychiaters Henning Manteuffel. Ein auf dem Rücken des Toten eingeritztes Hakenkreuz lässt einen rechtsradikalen Hintergrund vermuten, doch es gibt schon nach kurzer Zeit Zweifel an dieser Theorie…

Regine Seemann wartet in ihrem Krimi „Falkenberg“ mit einem sehr aufwühlenden Thema auf. Es geht um menschenverachtende Verbrechen während der NS-Zeit. SS-Ahnenerbe und Aktion T4 spielen eine Rolle – zwei Programme, denen damals unzählige unschuldige Menschen zum Opfer gefallen sind.

Regine Seemann hat einen sehr fesselnden Schreibstil, der mich schnell in das Geschehen hineingezogen hat. Der Aufbau des Krimis hat mir besonders gut gefallen. Das Geschehen wird auf zwei Zeitebenen präsentiert. Die aktuelle Handlung mit den Ermittlungen im Mordfall Henning Manteuffel wird immer wieder von Tagebucheinträgen aus den 1930er und 40er Jahren unterbrochen. Ein junges Mädchen erzählt darin von ihrem Leben in einem Waisenhaus und ihren schrecklichen Erlebnissen in einer Heil- und Pflegeanstalt. Diese Berichte wirken sehr authentisch und sind äußerst ergreifend.

Die Autorin schickt mit Stella Brandes und Banu Kurtoglu zwei Kommissarinnen ins Rennen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten – dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen bilden die beiden ein gut aufeinander abgestimmtes Team. Am Ende des Krimis stellt Regine Seemann ihre Protagonistinnen vor eine gewichtige moralische Entscheidung – hier wird sehr gut dargestellt, das Recht und Gerechtigkeit manchmal meilenweit auseinanderklaffen.

„Falkenberg“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der mit spannenden Ermittlungen daherkommt und durch das bewegende Thema besonders mitreißt.

Bewertung vom 14.11.2018
3 Zimmer, Küche, Mord
Minck, Lotte

3 Zimmer, Küche, Mord


ausgezeichnet

Ein halbes Jahr nach der Trennung von Pascal beschließt Loretta, in ihrem Leben gründlich aufzuräumen – neue Wohnung, Erinnerungsstücke an die Zeit mit Pascal entsorgen, angesammeltes Zeugs aus den letzten Jahren aussortieren und das Wichtigste: keine mörderischen Angelegenheiten mehr, Mordermittlungen sind ab sofort tabu! Nach einigen Wochen intensiven Suchens hat Loretta ein neues Domizil gefunden und ist ruckzuck umgezogen. Als sie kaum eine Woche später einen augenscheinlich ermordeten Nachbarn im Hof findet, versucht sie eisern an ihrem Vorsatz festhalten und kann es dann – wie sollte es auch anders sein? - doch nicht lassen, sich in die Ermittlungen einzumischen…

„3 Zimmer, Küche, Mord“ ist bereits der zehnte Fall für die gewiefte Loretta Luchs und ihre nicht minder clevere Truppe, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Lotte Minck erzählt diesen Krimi gewohnt schwungvoll - Situationskomik, lockere Sprüche, witzige Kommentare, herrlicher Ruhrpottslang und natürlich spannende Ermittlungen warten auch diesmal wieder auf den Leser. Ich habe schmunzelnd das Miteinander und Gegeneinander in Lorettas neuer Hausgemeinschaft verfolgt und mich dabei köstlich über die illustre Schar ihrer Nachbarn amüsiert. Für Loretta steht schnell fest, dass hier nicht alles so ehrenwert ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint…

Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, wieder mit Loretta auf Mörderjagd zu gehen. „3 Zimmer, Küche, Mord“ bietet von der ersten Seite bis zu letzten Seite kurzweilige Unterhaltung - ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 13.11.2018
Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1
Riebe, Brigitte

Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1


ausgezeichnet

Berlin 1945. Kriegsende. Die Stadt liegt in Trümmern und auch das Kaufhaus der Thalheims ist nur noch eine Ruine. Da weder der Vater noch der Bruder bisher aus dem Krieg zurückgekehrt ist, nimmt die 24-jährige Rike die Geschicke der Familie in die Hand…

„Die Schwestern vom Ku'damm – Jahre des Aufbaus“ ist der erste Band der großen 50er-Jahre-Trilogie von Brigitte Riebe. Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine fesselnde Zeitreise und erzählt sehr anschaulich von den schwierigen Lebensumständen und dem kräftezehrenden Alltag in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Ganz ausgezeichnet vermittelt Brigitte Riebe im Verlauf der Handlung, wie die Zeit voller Zerstörung, Entbehrungen und Trostlosigkeit langsam weicht und die Menschen wieder optimistischer in die Zukunft blicken.

Alles, was die Berliner damals beschäftigt und bewegt hat, fließt in die Handlung ein. Neben Politik und wirtschaftlicher Situation sind auch die Lebens- und Arbeitswelt mit Trümmerbeseitigung und langsamen Wiederaufbau sowie gesellschaftliche Ereignisse und natürlich die Mode Thema in diesem Buch. Man erlebt viele aufregende und einschneidende Momente intensiv mit und kann sich daher bestens in die damalige Zeit und die Lage der Menschen einfühlen.

In diesem ersten Band steht mit Rike die älteste der Thalheim-Schwestern im Mittelpunkt des Geschehens. Rike ist mutig und hat den festen Willen, sich von Nichts und Niemanden unterkriegen zu lassen. Sie ist sehr umsichtig und hat einen Blick für das große Ganze. Rike hat die Sehnsucht der Menschen nach etwas Neuen und Schönen erkannt und beginnt gemeinsam mit ihrer Freundin Miriam mit den wenigen vorhandenen Mitteln ein Angebot an Kleidern zu schaffen, dass sich die Menschen leisten können. Rikes Verantwortungsgefühl, ihr Ehrgeiz und die Beharrlichkeit, mit der sie auf ihr Ziel - das Kaufhaus wieder aufzubauen und in neuem Glanz erstrahlen zu lassen - hinarbeitet, haben mich durchweg beeindruckt.

Während die strebsame Rike ihre Zukunft schon genau vor Augen hat, zeigen ihre beiden Schwestern ganz andere Charakterzüge.
Silvie lebt für den Augenblick. Sie amüsiert sich gern und wirkt unstet und leichtfertig. Ihre Talente – Verhandlungsgeschick, Wortgewandtheit und eine tolle Stimme – weiß sie klug einzusetzen und ich bin schon sehr neugierig, wie sie sich im weiteren Verlauf der Geschichte entwickeln wird.
Florentine zeigt eine große Leidenschaft für das Malen und kann sich gut in andere Menschen einfühlen. Sie ist noch sehr jung, pubertäres Aufbegehren und sanfte Rebellion lassen aber schon ahnen, dass es spannend wird, ihren Lebensweg zu verfolgen.

Auch all die anderen Akteure werden interessant und facettenreich dargestellt und bekommen schnell ein Gesicht. Jeder Einzelne hat Ecken und Kanten, agiert lebhaft und wirkt in seinem Tun überzeugend. Es hat Spaß gemacht, die drei Schwestern und ihr Umfeld kennenzulernen und sie auf dieser ersten Etappe der Trilogie zu begleiten. Ich bin schon sehr gespannt, was das Schicksal für die Thalheims bereithält und freue mich auf die weiteren Bände.

„Die Schwestern vom Ku'damm – Jahre des Aufbaus“ hat mich rundum begeistert – eine fesselnde Familiengeschichte, die mit ausdrucksstarken Figuren und präzise recherchiertem Zeitkolorit überzeugt.

Bewertung vom 12.11.2018
Die letzte Pirsch
Bleyer, Alexandra

Die letzte Pirsch


ausgezeichnet

Keine Spur von Ruhe und Beschaulichkeit im idyllisch gelegenen Mölltal! Der 85-jährige Altbauer Gerfried Ragger wird erhängt im Wald aufgefunden – Selbstmord? Eine Platzwunde am Kopf und die Tatsache, dass Ragger sich bedroht gefühlt hat, veranlassen Revierinspektor Martin Schober, genauer hinzusehen…

Auch Aufsichtsjäger Sepp Flattacher hat viel um die Ohren. So passt es ihm ganz und gar nicht, dass Rechtsanwalt Haribert Maierbrugger, ebenfalls Mitglied im Jagdverein Hubertusrunde, ein auffälliges Interesse an Obfrau Irmgard Leitner zeigt und keine Gelegenheit auslässt, sich bei ihr einzuschmeicheln. Deshalb kann Sepp - obwohl er seine detektivischen Fähigkeiten eigentlich ausschließlich auf die illegalen Lockfütterungen im Revier konzentrieren wollte - natürlich nicht nein sagen, als Irmi ihn bittet, sie bei der Suche nach dem vermeintlichen Serienmörder zu unterstützen, der es nach dem Mord an ihrem Großonkel Gerfried anscheinend noch auf weitere Familienmitglieder abgesehen hat…

Zu allem Übel kommt noch hinzu, dass Sepps Gewehr defekt zu sein scheint, denn eine andere Erklärung kann es für den Fehlschuss auf den nicht einmal vierzig Meter entfernten Hirsch unmöglich geben…

„Die letzte Pirsch“ ist bereits der dritte Fall für den kauzigen Endsechziger Sepp Flattacher, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Alexandra Bleyer wartet auch in diesem Krimi mit einer großen Portion Humor auf. Wortwitz, Situationskomik und vor allen Dingen die zahlreichen Dialoge in Mundart sowie Sepps stinkstiefelige Art und seine bissigen Kommentare beleben durchweg das Geschehen. Besonders gut gefallen haben mir Sepps kleine Scharmützel mit seinem Nachbarn Heinrich Belten – einfach herrlich, was die beiden alles anstellen, um sich gegenseitig auf die Palme bringen.

Nicht nur die Jagd und das Jagen sind Thema in diesem Krimi, es geht ganz nebenbei auch um das Älterwerden und Demenz. Zudem spielt das bei Bauernhochzeiten früher (und eventuell in manchen Gebieten auch heute noch) geltende Motto: „Liebe vergeht – Hektar besteht“ eine wichtige Rolle.

„Die letzte Pirsch“ hat mich rundum begeistert – ein Krimi, der mit viel schwarzhumorigem Witz daherkommt und von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.